Erfolg braucht Führung
Managementserie
Die Kunst, Rollen auch zu trennen Beruflich und privat ein Team.
Ein Gespräch von Carola Payer mit Michael Seper, ihrem Lebenspartner und Partner in der gemeinsamen Unternehmensberatung.
Fotos: Marija Kanizaj, Archiv
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
48 /// FAZIT APRIL 2020
M
it meiner Frau in einem Team arbeiten? Niemals! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Mit meinem Mann in einer Firma? Das wär ein Drama! Das tu ich mir nicht an!« bestätigen mir viele Bekannte und Freunde. Manchmal erntet man ganz mitleidige Blicke. Wenn Paare Unternehmen führen, dann haben Sie daher meistens was zu erzählen. Von der Herausforderung die Rollen zu trennen, von Konflikten beim Erfüllen der gegenseitigen Erwartungen, vom Überlebenskampf in kritischen Zeiten und von der Herausforderung Unternehmenserfolge zu optimieren und trotzdem die Beziehung gut zu pflegen. Michael Seper ist 1999 in das von mir 1995 gegründete Unternehmen eingestiegen und bis heute betreiben wir gemeinsam die »Payer und Partner coaching company«. Neben der ständigen Weiterentwicklung des Firmenportfolios wurde die Familie vierköpfig. Ich will mal wissen, wie es ihm so nach 20 Jahren geht. Ich schlüpfe in die Rolle des »neutralen« Interviewers.
Was war die Motivation so einen Schritt zu tun. Wieso tut Mann sich das an? Michael Seper: »In erster Linie war es die Geburt unsers ersten Kindes, das ich als Angestellter nur mehr am Wochenende gesehen habe. Der Schritt reifte dann innerhalb von ungefähr zwei Jahren, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Meine Freiheitsliebe war auch ein ausschlaggebender Faktor. Ich wollte immer etwas machen, wo man seinen eigenen Ideen entwickeln und verwirklichen kann, ohne sich zehn Unterschriften einholen zu müssen. Im eigenen Unternehmen muss man nirgendwo »aufsalutieren« und erklären, was warum nicht klappte. Man ist sofort in der Lösungsorientierung und am Weiterentwickeln statt in Rechtfertigungskämpfen und Schuldverschiebungs-Meetings. Dafür hat man keine Zeit und auch keine finanziellen Ressourcen. Eventuell wäre ich heute zurückhaltender diesen Schritt zu tun. Die steuerlichen Rahmenbedingungen in Österreich sind für Dienstleister für Kreativität, strategische Weiterentwicklung und für ein ausgewogene Work-Life-Balance nicht förderlich. Ich würde wahrscheinlich eher ein Handelsunternehmen gründen.« Klärung von gegenseitigen Erwartungen und Qualität von Meetings Michael Seper: »Das war uns immer wichtig. Bei uns gibt es kein Meeting ohne Agenda. Die Meetings sind kurz, knapp, knackig und mit den richtigen Inhalten. Wir sind auch perfekt im virtuellen Abstimmen. Egal ob Telefon, E-mail, Facetime, Skype, Whatsapps. Wir schaffen momentan auch schon fast das papierlose Büro. Die Qualität der Abstimmung hängt nicht vom Setting oder Medium ab. Wir verstehen uns fast blind. Da gab es am Beginn sicher mehr »Brösel«, weil die Rollen und die Erwartungen an daran noch nicht so geschärft waren. Man hat sich unausgesprochen was erwartet und war dann enttäuscht, dass der Andere das nicht automatisch macht. Nur weil man sich privat kennt, hat der andere noch lange nicht das gleiche Selbstverständnis, die gleiche Zielsetzung oder Motivation für bestimmte Themen.« Stärken in der Zusammenarbeit Michael Seper: »Ich glaube das grösste Potenzial haben wir in der Einfachheit Themen und Situationen zu betrachten. Wir blasen Arbeitsprozesse nicht auf, gestalten Sie lean und kundenorientiert. Carola hat da viel aus der Begleitung von Produktionsbetrieben mitgenommen. Wir achten darauf, dass keine unnötigen