Fazit 158

Page 81

Alles Kultur Hörerlebnis

Das Familienalbum

Die Vorweihnachtszeit kennt viele potentielle Geschenke. Die CD »Sing Sang Song« vereint bekannte Musiker der Gegenwart und spricht mit ihren Kinderliedern Eltern und Nachwuchs gleichermaßen an.

nität des Publikums bringt eine Fülle von Berührungspunkten – kein Abend gleicht dem anderen. All das macht unsere »Zeitkapsel« aus, die wir, so gut es geht, erhalten wollen.

Ist das eine Spaßgeschichte, seid Ihr etwa Bürgerkinder, denen fad ist? Eine Spaßgeschichte ist es im Sinne, dass es uns Spaß macht, etwas zu machen. Die Motivation ist eine andere. Wir sehen uns nicht nur als Motor für die Annenstraße, sondern auch als Vorreiter für die Art von Kulturbetrieb, die wir machen. Die Musik ist uns ein Herzensanliegen, hier vor allem in Zusammenarbeit mit Rainer Binder-Krieglstein als Mitdenker. Wieso macht Ihr das ausgerechnet hier, habt Ihr keine Hobbies? Thomas war hier immer Schulschwänzen; später hat er den alten Wolf immer wieder besucht – so ist die Idee entstanden, das Lokal vor seinem Ende zu bewahren und diesen besonderen Versuch zu wagen. Hier haben wir einen dritten Ort, ein Ort, wohin man kommt und man emotionale Aufladung erfährt. Ein »home away from home«. Im Prinzip das, was sich die meisten bei der Konzeption eines Lokals wünschen. Das Betreiben des Lokals ist unser seelischer Ausgleich neben unseren Hauptberufen als Architekten bzw. Innenarchitekten. Danke fürs Gespräch. Gut so, weiter so! n

Sing Sang Song Zusammenstellung verschiedener Kinderlieder ca. 13 Euro hoanzl.at

Von Peter K. Wagner

A

ls Menschen begonnen haben, nicht mehr CDs zu kaufen, sondern Spotify und andere Streamingdienste zu bemühen, ging das Hörerlebnis eines Gesamtalbums gerne verloren. Denn üblicherweise denken sich CD-Macher etwas bei der Reihung von einzelnen Musikstücken. Nun obliegt es der freien Interpretation, warum Paul Plut an achter Stelle der Kinderlied-Kompilation »Sing Sang Song« zu hören ist. Aus persönlicher Affinität war es aber eben das erste Lied, das der Autor dieser Zeilen genoss. Und da hör‘ her! Einem so einen »Weißt du wieviel Sternlein stehen« haben Menschen wohl bisher noch nie gelauscht. Leider war der Sohnemann zu vormittäglicher Stunde ob krippebedingter Verpflichtungen gerade nicht greifbar. Und so war nicht festzustellen, ob die Plut-Interpretation des alten Kinderklassikers samt der unvergleichlich tiefen, pathosgetränkten Stimme des Steirers dem Junior ebenso gut gefällt wie

dem Papa – oder den Nachwuchs vielleicht ein bisschen erschreckt und dieser lautstark die Dauerschleife des Jingles von Feuerwehrmann Sam als Ersatzmusik einfordert. Wobei wir ja wissen, wie das bei Kindern ist: Ob Sams oder kleine Prinzen – nur was Eltern anbieten, kann gemocht werden. »Sing Sang Song« ist für Eltern wie Kinder ein wundervolles Angebot. Denn alle, die beliebte Musiker der Neuzeit, wie »Der Nino aus Wien« oder »Clara Luzia«, mögen, hören deren neue (und alte) Kinderlieder wesentlich lieber an als die einfältiger deutscher Studiosänger der üblichen Nachwuchs-CDs. Auch an die eigene Kindheit wird stets gerne mit Niveau erinnert und der Nachwuchs, der findet an jeglichen Varianten von Gans stehlenden Füchsen sowie im Walde stehenden Männlein Gefallen. Und bis auf die Skepsis ob der Plut’schen Stimmtiefe verdient sich die gesamt 14 Nummern starke Kompilation ausnahmslos die Prädikate: kindergen recht und hörenswert. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 81


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Fazit 158 by Fazitmagazin - Issuu