Fazit 157

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Gerhard Hirschmann, 1951–2019

Der ehemalige steirische Landesrat Gerhard Hirschmann ist Ende September dieses Jahres überraschend gestorben. Diözesanbischof emeritus Egon Kapellari hat das Requiem für ihn am 5. Oktober in der Grazer Kirche Sankt Veit gehalten. Seine inhaltsvolle und ausdrucksstarke Predigt zeichnet ein schönes Bild eines großen Steirers und Österreichers. Lesen Sie hier den gesamten Text im Wortlaut.

G

eehrte hier in trauerndem Gedenken an Dr. Gerhard Hirschmann Versammelte und in Ihrer Mitte liebe Angehörige des Verstorbenen, geehrte Repräsentanten aus Politik und Kultur mit Herrn Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer an der Spitze! Liebe Mitbrüder Bischofsvikar Prälat Heinrich Schnuderl und Hochschulseelsorger Alois Kölbl! Und Sie alle, die gekommen sind, um Abschied zu nehmen von einem Mann mit besonderem Profil, dessen bewegtes Leben früh und plötzlich zu Ende gegangen ist!

Wir feiern den Gedenkgottesdienst für Gerhard Hirschmann in dieser Kirche, wo am 9. Jänner 2016 auch das Requiem für den verstorbenen Alt-Landeshauptmann Josef Krainer gefeiert worden ist. Gerhard Hirschmann wird nachher ebenso wie damals Josef Krainer auf dem Pfarrfriedhof von Graz-St. Veit bestattet werden. Das ist eine seltsame, aber zutiefst sinnvolle Fügung, weil Josef Krainer und Gerhard Hirschmann auf unverwechselbare Weise miteinander verbunden waren. Am Beginn dieser und jeder katholischen Eucharistiefeier stehen Worte der Sehnsucht nach einem reinen Herzen und der Bitte um Vergebung von Schuld. Es sind Worte, die ein blinder Bettler namens Bartimäus nach dem Zeugnis des Markusevangeliums vor 2000 Jahren am Rand der Straße von Jerusalem nach Jericho Jesus zugerufen hat. Sie lauten: »Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner« und in griechischer Sprache überliefert »Kyrie eleison.« Und Jesus heilte ihn. Liebe Christen, Brüder und Schwestern, und in Ihrer Mitte Sie alle, die hier im Gedenken an Gerhard Hirschmann versammelt sind! »Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir, o Gott!« – Dieses wohl bekannteste Wort des heiligen Bischofs und Kirchenvaters Augustinus aus seinem autobiografischen Werk »Bekenntnisse – Confessiones« ist eine der Nachrichten 36 /// FAZIT NOVEMBER 2019

über den plötzlichen frühen Tod von Gerhard Hirschmann vorangestellt. Das Wort »unruhig« trifft zwar auf vieles zu, das für das Leben und Wirken des Verstorbenen bestimmend war. Das war aber nicht planlose hektische Unruhe, sondern Unruhe als Antrieb dazu, Neues, Besseres in Gang zu bringen. Ein würdigender Nachruf auf ihn in einer steirischen Tageszeitung stand daher zutreffend unter dem Titel »Er verachtete den Stillstand«. Sein Denken und sein Tun waren bestimmt durch eine außerordentlich große Begabung zur Analyse und zum Entwerfen von Neuem, aber auch zur Verwirklichung von Ideen.

Im Ganzen war dem hochgewachsenen, sehr intelligenten, hellwachen, zu meisterlichem Umgang mit der Sprache und dies auch bei fundierter, aber manchmal überzogener Kritik begabten Studenten, Akademiker und schließlich Politiker weniger die umsichtige und vorsichtige Weisheit der Eule eigen, die als Eule der Minerva in der Antike als Symbol für Weisheit gegolten hat. Der Verstorbene hatte sein Symbol eher im antiken Adler, der schon am Morgen zum Flug ansetzt. Gerhard Hirschmann stammte aus der oststeirischen politischen Gemeinde und Pfarre Gnas, wo auch heute einige Angehörige, darunter seine betagte Mutter, leben. Gnas ist die Heimat auch anderer Persönlichkeiten, die in der Steiermark besonders prägend waren oder heute prägend sind. Die Gymnasialzeit verbrachte der junge Oststeirer im Schülerheim der Salvatorianer am Lindweg in Graz und war den Salvatorianern, so auch P. Leo Thenner, bleibend dankbar verbunden. Nach der Matura wohnte er in den Studentenhäusern der Grazer Katholischen Hochschulgemeinde in der Leechgasse und am Münzgraben, war durch ein Jahr auch Vorsitzender der Katholischen Hochschuljugend und später, von 1976 bis 1979, Jahre Leiter des mit der Katho-


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