Fazit 154

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Frauen in der Technik Wie Kopfkino Erfolg hemmt.

Fotos: Marija Kanizaj, NHL-Graz/Alexander Engelbogen

Ein Interview von Carola Payer mit Renate Frank, Geschäftsführerin der Zentren für AusbildungsManagement Steiermark.

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

46 /// FAZIT JULI 2019

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enn ich Überraschungseier kaufe, bin ich immer wieder verwundert, dass es noch eigene Überraschungseier für Mädchen gibt. Als Inhalt findet man hier selten eine technische Herausforderung oder technische Objekte, sondern Glitzerringe, Bärlis, Zauberfeen. Was diese speziell für Mädchen angebotenen Überraschungseier von den »normalen« unterscheidet. Auch Renate Frank bestätigt: »Es werden immer noch zu viele gesellschaftliche Bilder geschaffen, dass Frauen mit Technik nichts am Hut haben.« Sie werden immer noch mit Bildern »beliefert«: »Frauen sind in Mathematik schlecht.« »Nur wenn man Mathe kann, kann man Technikerin werden.« »Ein Beruf in der Technik ist zu schwer für Frauen.« Auch das experimentelle Probierfeld fehlt oft. Mädchen bekommen seltener Lego-Technik geschenkt als Buben. Handwerkliches fehlt in Kindergarteneinrichtungen, Schulen und in der Freizeitbeschäftigung. Klassische Rollenteilung bei den Eltern hat ebenfalls Einfluss: Papa repariert das Rad, Mama kocht und tröstet die Kinder. Technik wird männlich und rigid dargestellt Bei technischen Berufen wird zu sehr der rationale, logische, rigide Anteil dargestellt. Die beziehungsorientierten, prozessorientierten, organisatorischen Anteile werden weniger »verkauft«. Frauen haben ein hohes Anliegen, einen sozialen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, und sehen daher in anderen Berufsfeldern mehr die Möglichkeit sich auszuleben. Renate Frank nennt ein Beispiel: »Wenn wir einen Kurs zur Mechatronikerin ausschreiben, haben wir weniger Anmeldungen, als wenn wir den Kurs »Medizintechnik« nennen. Eine reine mechanistische Betrachtung einer Sache spricht Frauen anscheinend weniger an, als wenn sie einen Bezug zum Umfeld, wo die Technik Nutzen bringt, hat. Der medizinische Bereich und die IT-Branche, insbesondere die Softwarebereiche, ziehen Frauen intensiver an. Die zam Steiermark GmbH arbeitet im Auftrag des AMS Steiermark und des Landes Steiermark zur Förderung der beruflichen Chancen von Frauen in der Arbeitswelt. Immer mehr wird das Schaffen einer Basis, dass Frauen selbstverständlicher in technische Berufe gehen, zu einem Wettbewerbsfaktor auch in steirischen Regionen. zam Steiermark stellt mit 14 Regionalstellen das Ausbildungsmanagement für Frauen und Unternehmen flächendeckend in der gesamten Steiermark zur Verfügung. Oberstes Ziel der Zam-Steiermark ist es, bedarfsgerechte Lösungen für ausbildungsinteressierte Frauen und Unternehmen mit Personalbedarf zu entwickeln und gleichzeitig die Chancengleichheit von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt im Auge zu behalten. Daher ist das Thema »Frauen in die Technik« für Zam auch eine tagtägliche Herausforderung. Weil Betriebe massiv nach Fachkräften im technischen Bereich suchen und laut Renate Frank »immer mehr erkennen, dass der Arbeitsmarkt an weiblichen Personalressourcen genutzt werden muss. Der Fachkräftemangel zwingt sie dazu.« Der Leidensdruck führt zu mehr Offenheit durch die Betriebe. Renate Frank: »Man besinnt sich plötzlich auf 50 Prozent des restlichen Arbeitsmarktes.« Experimentieren ist wichtig Renate Frank: »Wir sind überzeugt davon, dass jede Frau was Technisches kann. Wir erarbeiten mit den Frauen eine Technische Kompetenzbilanz. Wir schaffen Labors zum Löten, Bohren, Schweißen usw., wo sie probieren können. Damit steigen das Selbstbewusstsein und das Zutrauen. Durch die fehlende Erfah-


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