Fazit 151

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Alles Kultur

Dieses Argument »Ich habe eh ein Netflix-Abo, wieso soll ich ins Kino gehen?« Wie reagiert Ihr darauf? Eine der ersten Fragen, die an uns gestellt wurden, war ja bezugnehmend auf unser Alter: Geht das Festival jetzt ins Internet? Das haben wir klar verneint. Grundsätzlich sollte man die Thematiken nicht gegeneinander ausspielen. Ein Schüler sagte mal zu uns: Er hat auch diverse Streamingabos etc., aber ein Kinobesuch ist für ihn, wie gut essen zu gehen. Kino wird somit zu etwas Besonderem. Es ist nicht mehr das Massenmedium, sondern hat eine andere soziale Komponente bekommen. Ist Kunst und Kultur überhaupt fähig, gesellschaftspolitische Veränderungen zu initiieren? Also verwehren würden wir uns gegen den Anspruch, propagandistisch und sektiererisch arbeiten zu wollen. Kunst soll ma-

chen, was sie macht. Für Kultur versucht man, bestmögliche Rahmenbedingung zu schaffen. Unser Anspruch ist sehr stark, so schwierig das ist, nicht in der eigenen Echokammer zu bleiben. Und das bei der Vielstimmigkeit der kunstgeschichtlichen Historie der letzten Jahrzehnte in der Steiermark. Das Medium Film ist Auseinandersetzung mit der Gegenwart, aber nicht dazu da, Menschen »umzudrehen«. Ergibt Graz als Veranstaltungsort weiterhin einen Sinn? Die Diagonale konnte ihre Strahlkraft als Branchen- und Publikumsfestival erst in Graz entwickeln. Graz hat ausreichend Innenstadtkinos, die man bespielen kann, es hat eine lebendige Innenstadt mit einer Kaufmannschaft, Gastropartnern und Hotels und allgemein eine Atmosphäre, die dem internationalen Vergleich jedenfalls standhält. Wir sind dafür sehr dankbar, dass wir ein konstruktives Klima vorfinden. Man fühlt sich willkommen, das ist alles andere als selbstverständlich. Es ist kulturpolitisch wichtig, dass nicht alle Veranstaltungen in Wien stattfinden, das wäre fatal! So was höre ich als Grazer gerne, danke für das Gespräch! n

Fotoausstellung

»Indie« in Graz Die Fotoausstellung »Indie-Graz, Central Europe« des Grazer Übersetzers und Fotografen Otmar Lichtenwörther im Verytasch-Concept-Store in der Grazer Mandellstraße versammelt zwölf Großformate (120 x 80 cm) auf Alu-Dibond und 81 Abzüge auf Fotopapier (30 x 20 cm) und speist sich aus einem Pool von zigtausenden Aufnahmen, die im vergangenen Jahrzehnt bei Konzerten, Vernissagen, Festivals, Theaterstücken, Lesungen oder einfach nur Spaziergängen entstanden sind. Die Protagonisten der gezeigten Bilder (allesamt hier in Graz nicht ganz unbekannte Personen, Bands, Kunstkollektive, aber auch langjährige Grazer Institutionen oder Veranstaltungsformate wie Rotor, Indiepartment, Platoo, Werk 02, Forum Stadtpark, Elevate Festival, Lendwirbel haben zwei Gemeinsamkeiten, die die thematische Klammer für diese Ausstellung bilden. Sie stehen durchaus überregional für Graz und sind im weitesten Sinne des Wortes »indie«, also unabhängig. Dazu Lichtenwörther: »Nun gut, so unabhängig, wie man sein kann. Was wären wir alle ohne unsere »Day Jobs«, unsere kommerziellen Kunden? Was wären Kulturvereine oder Festivals ohne Subventionen?« Die Bilder sind noch bis zum Sommer im Verytasch zu sehen und stehen dort auch zum Verkauf. n

Indie-Graz, Central Europe

Fotoausstellung mit Aufnahmen von Otmar Lichtenwörther Verytasch-Concept-Store, 8010 Graz, Mandellstraße 58 Mo–Fr 13–18, Sa 10–14 Uhr fb.com/verytasch

FAZIT APRIL 2019 /// 81

Fotos: Milenko Badzic, Alexi Pelekanos, Enlarge

Die Moderation, die recht pointiert sein kann, auch tagespolitisch motiviert, führt durch den Abend. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Moderatoren Maulkörbe zu verpassen. Es soll allen klar sein, dass das Format Diagonale viele Meinungen zulässt, die aber auch nicht immer mit unserer persönlichen konformgehen müssen.


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