Erfolg braucht Führung
Managementserie
Hans Dampf Über die Rollenvielfalt im Handwerk.
Ein Interview von Carola Payer mit Werner Fleck, dem Gründer und Geschäftsführer von Elektro Fleck.
Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
46 /// FAZIT JÄNNER 2019
H
andwerk hat goldenen Boden«, dieser Satz trifft nach wie vor zu und fasst zusammen, was diese Berufszweige für unsere Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft bedeuten. Ob sie dem Handwerksunternehmen vor allem in kleinen Strukturen auch Kisten voll Gold und ein goldiges Leben bringen, ist eine andere Sache. Das sieht auch Werner Fleck so. »Es ist ein hartes Brot. Hätte ich den Wissensstand von heute, hätte ich nicht mehr gegründet.« Nicht weil er nicht gerne sein Handwerk und seine Dienstleistung den Kunden anbietet, sondern weil er den Einsatz an persönlicher Lebensenergie weitaus größer bewertet als in einem Angestelltenverhältnis. »Wäre ich angestellt geblieben, wäre ich heute wahrscheinlich Baustellenleiter bei einem Großbetrieb, in ganz Europa unterwegs, mit geregelten Arbeitszeiten, berechenbarer Freizeit, klarer Stellenbeschreibung und Ausblick auf eine gute Abfertigung.«
Rollenvielfalt meistern Die Realität im Alltag des Kleinstunternehmers: Statt klarer Stellenbeschreibung »Mädchen für alles«. In sehr kleinen Betrieben kann von Managementstrukturen nicht die Rede sein. Auch Werner Fleck ist Key-Accounter, koordiniert das Angebots- und Auftragsmanagement, regelt die Arbeitsvorbereitung, ist an der Ausführung beteiligt, leitet die Qualitätssicherung, betreibt das Rechnungsmanagement, ist zentraler Ansprechpartner für das Beschwerdemanagement, ist Buchhalter, Bürofachkraft, Chef-Assistenz, Facility-Manager, Innovationsmanager, Wächter über das Unternehmensportfolio und den Liquiditätsrahmen. Mitarbeiterführung konzentriert sich natürlich auf den Chef. »Daher habe ich auch keinen Internetauftritt, Marketingaktivitäten wie eine Homepage, Präsenz auf Facebook … das geht sich einfach nicht mehr aus. Du musst immer wieder entscheiden, was für das Laufen des Geschäftes nicht so wichtig ist, auch wenn das eventuell schon ein allgemeiner Standard ist.« Das Tagesgeschäft dominiert den Alltag. Daher sind zeitliche Ressourcen knapp und dürfen nicht verschwendet werden. Mut zur Lücke und das Gefühl, »nie fertig zu sein«, begleiten den unternehmerischen Alltag. Der Betrieb läuft das ganze Jahr. Der normale Arbeitstag geht von 6:30 bis 22:00 Uhr, an sechs Tagen der Woche. Mitarbeiter finden, binden Traditionelle Handwerksunternehmen sind vor allem als Arbeitgeber in den Regionen von essenzieller Bedeutung. Jeder dritte Beschäftigte im ländlichen Raum findet seinen Arbeitsplatz in einem solchen Unternehmen. Fast die Hälfte der österreichischen Unternehmen sind traditionelle Handwerksbetriebe, die mehr als 500.000 Personen Arbeit geben und jeden zweiten Lehrling in Österreich ausbilden. Werner Fleck hat zwei Mitarbeiter. Diese schätzen die Flexibilität, die abwechslungsreichen Tätigkeiten, den direkten Umgang mit Kunden und das gute Betriebsklima. »Ich kann gut mit meinen Leuten, ich kann mich gut auf Menschen einstellen«, sagt Werner Fleck. »Ich kann meine Erwartungen mit denen der Mitarbeiter abgleichen. Mein Sohn arbeitet jetzt auch wieder bei mir. Da er seit kurzem Vater ist, kann er seine Arbeitsstunden auch so gestalten, um auch für die Familie Zeit zu haben. Ich bin auch nicht ganz der Strenge. Orientierung am Kunden ist mir wichtig. Wenn das passt, ist freie Zeiteinteilung möglich. Ich ärgere mich wenig, außer beim Autofahren. Sonst bin ich sehr umgänglich.« Auf die Frage, wie die Führung des Sohnes gut gelingt: »Früher hatten wir das Problem, dass beim Feedback geben