Fazit 148

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Stille führt Stille und Resonanzfähigkeit als wesentliche Führungselemente.

Ein Interview von Carola Payer mit Markus Platzer, Gründer und Geschäftsführer von Poet-Audio.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT DEZEMBER 2018

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ie aktuelle Wirtschaftswelt erfordert keine Superhelden als Führungskräfte. Netzwerkqualitäten, Kooperation auf Augenhöhe und Ko-Kreativität sind gefragt. Dafür braucht es Fähigkeiten zur ruhigen Aufmerksamkeit, Resonanzfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Lauter Gegenpole zur aktiven Fähigkeit des Gestaltens von Managern. In der Stille liegt die Kraft Wann wurde für Markus Platzer, den ich vor 23 Jahren als sehr präsent, extrem aktiv und unternehmerisch umtriebig kennen lernte, Stille ein wesentlicher Bestandteil in seinem Leben? »Intellektuell wurde mir der Begriff der Stille vertraut durch die Lektüre der Schriften der Zen-Buddhisten, der christlichen Mystiker und die Bücher von Carlos Castaneda. Kurzum sind sich alle Meister einig: In der Stille liegt die Kraft. Ohne Stille bist Du verloren. Bewusst und lebendig habe ich mich mit dem unendlichen Wert der Stille aber erst auseinandergesetzt, als der berufliche Stress, so Anfang 20, mich zu verschlucken drohte. Da begann ich ein wenig zu meditieren und viel durch die Natur zu schweifen. Das bewusste Hören in einer relativ stillen Umgebung beendet den ewigen Denkstrom, der uns immer in denselben Schleifen gefangen hält!« Die Fähigkeit, in die Stille zu gehen, muss jedoch in einer lauten Welt erst erlernt werden.

Resonanz bringt uns in Kontakt Die sich immer mehr verrückende Wirtschaft braucht Menschen, die Menschen in Verbindung bringen, die gemeinsam mit hoher Motivation Herausforderungen meistern. Diese positive Energie zu erzeugen, braucht nicht nur Worte, sondern die richtigen »Schwingungen«, die Führungskräfte in ihren Organisationseinheiten erzeugen. Organisationen und ihre Mitarbeitenden müssen in unterschiedlichen Situationen und Umfeldern schneller anschlussfähig und wirksam werden. Hierarchieübergreifendes Arbeiten, temporäre Teams, interkulturelle Zusammenarbeit erfordern adaptive Fähigkeiten und Fertigkeiten. Was versteht Markus Platzer unter Resonanz? »Aus technischer und physikalischer Sicht ist es das Mitschwingen eines Körpers mit einem anderen. Passiert das in der Nähe der sogenannten Resonanzfrequenz, so entsteht maximale Wirkung bei geringstem Aufwand. Umgangssprachlich sagt man ja auch: Wir schwingen gemeinsam. Das passt schon ganz gut. Nach vielen hunderten Interviews mit Bewerbern als Unternehmer lautet meine Analyse: Das Bauchgefühl hatte meistens recht. Sänger nutzen Resonanzeffekte in den Lufträumen des Körpers, um mit geringem Aufwand eine starke Stimme zu erzeugen. Hingegen soll ein Lautsprecher für eine saubere Musikwiedergabe keinesfalls starke Resonanzenzeffekte aufweisen. Das würde sonst zu Verzerrungen führen. Als Geschäftsführer und daher auch Entwicklungsleiter von POET lege ich großen Wert auf physikalische Korrektheit, sofern es um Technologie geht. Was Psychologie und Soziologie betrifft, also den Umgang mit Kunden und Mitarbeitern, vertraue ich mittlerweile mehr und mehr meinen Instinkten. Jedenfalls hatte ich in meiner Laufbahn noch nie ein besseres Betriebsklima erlebt, als bei POET. Da kannst Du auch alle unsere Mitarbeiter fragen.«

Stille finden Markus Platzer erzählt, wie qualitative Musik zur Förderung von Resonanzfähigkeit und zum Finden von Stille unterstützen kann: »Hochwertige Musik, wobei für mich Klassik die Königsdisziplin


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