Fazit 147

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Mut kann man nicht kaufen Wagniskompetenz in Zeiten wirtschaftlicher Dynamik.

Gespräch von Carola Payer mit Veronika Windisch, sportlicher Allrounderin und Olympiateilnehmerin im Shorttrack.

Fotos: Marija Kanizaj, Privat (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

48 /// FAZIT NOVEMBER 2018

V

erdrängungsmärkte, Digitalisierung, Unplanbarkeit, Generationenwechsel bei Mitarbeiterinnen, fehlende Fachexperten am Bewerbermarkt … Führungskräfte haben nur mehr wenig fixe Parameter, an denen sie ihre Entscheidungen orientieren können. Wo wenig fix ist, kann man wenig berechnen und forecasten und man muss experimentieren. Bewegung auf unsicherem Terrain bedingt Mut. Sind Unternehmen darauf auch ausreichend vorbereitet und Führungskräfte dafür ausreichend ausgestattet? »Ich wurde schon als Kind immer vorausgeschickt, wenn es um die Erkundung von neuem Terrain oder um heikle Situationen ging. An was ich mich noch gut erinnern kann, war, dass ich mich mit meinen 130 Zentimeter Körpergröße vor einen Sonderschüler gestellt habe, der von mehreren Burschen gemobbt wurde. Die waren sicher alle drei Köpfe größer als ich«, erzählt Veronika Windisch.

Mut ist subjektiv Das empfindet Veronika Windisch, die sich viel auf glatten Parketten bewegt. »Mut heißt, sich überwinden, etwas zu tun. Was für den einen eine Überwindung ist, ist für den anderen vielleicht selbstverständlich. Es kommt immer darauf an, welche Bedenken und Ängste mitspielen«, meint die Olympiateilnehmerin. Dabei geht es nicht nur um Situationen, wo man sein Leben aufs Spiel setzt. Es geht für mich eher darum, das Risiko einzugehen, auch Niederlagen zu erfahren. Nicht zu wissen, wie es ausgeht, nicht zu wissen, wie es einem dann geht – das ist mutig!« Führungskräfte werden als kompetent erachtet, wenn sie das Gefühl vermitteln, zu wissen, wie es ausgeht. Schaffen wir in Organisationen schon den Rahmen für mutiges Management? Reden wir offen über Scheitern, Fehler, falsche Wege und freuen wir uns über Lerneffekte? Werden wir noch von »Mehr vom Gleichen, aber das sicher« dirigiert?

Mut zur Innovation, Mut zu Neuem Windisch: »Mut ist für mich, wenn man sich auf Neues einlassen kann, Neues ausprobiert. Bei der Entscheidung für meinen Werdegang war ich mutig: Mein großes Ziel war, dass ich mich als erste Österreicherin in der Sportart Short Track für die Olympischen Spiele qualifiziere und Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften hole. Österreich bot damals wie auch heute überhaupt keine Infrastruktur. Es gab keine Trainer, keine Trainingspartner und auch viel zu wenig Eiszeiten. Es waren ungefähr solche Voraussetzungen, wie die jamaikanischen Sprinter für die Teilnahme an den olympischen Winterspielen im Bobsport hatten. Ich konnte nicht vorhersehen, ob ich dieses Ziel wirklich erreiche. Den Weg einzuschlagen war mutig.« Veronika Windisch beschreibt hier, was Führungskräfte heute fordert. Der Wunsch nach Erfolg in neuen Gebieten unter Rahmenbedingungen, die nicht vorhanden oder unklar sind.

Mut und Ängste Viele Menschen glauben, dass Mut und Angst nicht zusammenpassen. Mut wird aus Angst geboren. Die Art der Ängste, die Führungskräfte überwinden müssen, sind vielfältig: Angst, belächelt zu werden, Angst mit der eigenen Geschichte zu brechen, Angst vor Misserfolg, vor persönlichen Verlusten, vor Liebesentzug, unkonventionell zu sein, vor Imageverlust usw. Wann hat Veronika Windisch mehr Angst als Mut? »Also ich würde nicht skydiven oder Fallschirm springen. Da überwiegt meine Angst.


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