Fazit 146

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Foto: Bogdan Baraghin

Europäisches Forum Alpbach

Diskussion im globalen Dorf

Thomas Goiser hat für uns das Europäische Forum in Alpbach besucht

A

lpbach ist ein Ort der Extreme. Jährlich verfällt das Tiroler Kongressdorf im August in einen (positiven) Ausnahmezustand, wenn insgesamt mehr als 5.000 Gäste (überwiegend zeitversetzt) das »Europäische Forum Alpbach« frequentieren. Hier treffen Top-Managerinnen und Landesräte auf Studierende, Staatspräsidenten auf EU-Kommissare, Abgeordnete auf Künstlerinnen etc. Vor allem ist es die offene und freundschaftliche Konfrontation von Personen und Meinungen, die Freude am Austausch und der Begegnung zwischen alpiner Blumen- und Schützenromantik und den Herausforderungen der Zukunft. Heuer merkte man, dass einiges im Umbruch ist. Der Ausstieg der Wirtschaftskammer Österreich als Partner der Wirtschaftsgespräche dürfte eine Zäsur darstellen, während die Bedeutung der Politischen Gespräche (in Verbindung mit den Rechtsgesprächen) zu einem neuen Höhepunkt wird. Partner wie »Avenir Suisse«, das »Center for European Policy Studies« oder der »Club of Rome« liefern neue Impulse.

Die Eröffnungspanels sprengen regelmäßig die Kapazität des vor zwei Jahren neu eröffneten erweiterten Kongresszentrums. Etwas Abhilfe schafft – weltweit online abrufbar – notfalls der Live Stream). Diesmal trafen etwa bei einem Eröffnungspanel Serbiens Präsident Aleksandar Vučić auf den Präsidenten der Republik Kosovo, Hashim Thaçi, und Sloweniens Präsident Borut Pahor und – selbstverständlich – auch Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Weitere prominente Diskutanten waren der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, EU-Kommissar Johannes Hahn, Maja Göpel und Ugo Bardi vom Club of Rome, Schriftsteller Ayad Akhtar, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz oder die Berliner Rechtsanwältin und Moscheegründerin Seyran Ates. Erfahrungsgemäß können in einem solchen Forum die großen

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Fragen nur angerissen werden, der Mehrwert liegt im Dialog und der Chance auf die persönliche Begegnung. Daher finden sich auf der nächsten Seite zwei Aspekte in aktuellen Büchern näher beschrieben: Die Weiterentwicklung von Demokratie und Partizipation im Buch »Die freundliche Revolution« von Forum-Alpbach-Geschäftsführer Philippe Narval; und der Umgang mit den ökologischen Herausforderungen in einer »vollen Welt« und »Come on!« des Club of Rome über die Überwindung der Zwänge von Kurzfristigkeit, Überbevölkerung und Umweltzerstörung. n

In Alpbach kamen heuer in der 2. Augusthälfte insgesamt weit mehr als 5.000 Menschen aus über 100 Nationen, um unter dem Generalthema »Diversity & Resilience« Zukunftsfragen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zu diskutieren. Rund 800 Sprecherinnen und Sprecher trafen auf etwa die gleiche Anzahl von 720 Stipendiatinnen und Stipendiaten unter 30 Jahren. 2019 findet das Forum von 14. bis 30. August statt. Dann wird das Generalthema »Freiheit & Sicherheit« lauten. Reisetipps: Frühzeitig buchen. Festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung einplanen. Nehmen Sie sich für mehr als ein »Gespräch« Zeit (also vier bis fünf statt zwei bis drei Tage), blicken Sie mit Freude etwas über den Tellerrand und vielleicht auch von einem Gipfel auf das Geschehen. alpbach.org


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