Erfolg braucht Führung
Managementserie
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Vom Potenzial zur Performance Talente und Fähigkeiten erkennen, entwickeln und nutzen. Ein Interview von Carola Payer mit der Geschäftsführerin des Feel-Free-Yoga-Zentrums in Graz Christine Swoboda.
Fotos: Marija Kanizaj, Miriam Raneburger (2)
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
48 /// FAZIT JULI 2018
aut einer Studie der Princeton University über den Einfluss von Übung auf eine spätere Leistung kam heraus, dass nur 12 Prozent der Fähigkeiten auf ein regelmäßiges Wiederholen eines Prozesses zurückzuführen sind. Die restlichen 88 Prozent entstehen demnach aus purem Talent. Talente mehr in den Fokus der Personalentwicklung zu legen ist daher unabdingbar. Selbstreflexion zum Erkennen der eigenen Fähigkeiten muss gefördert werden.
Potenzial-Scouting Aber wie findet man sie, die Talente? Egal ob es um außergewöhnliches Fachwissen, Verkaufstalent, besondere Beobachtungsgabe, hohe soziale Kompetenz oder besonders gute Führungsqualitäten geht, Unternehmen sind erfolgreicher, wenn sie diese Perlen früh genug erkennen, fördern und zielgerichtet einsetzen. Die schlimmste Nachricht ist: Jeder Mensch hat ein oder mehrere Talente und ganz bestimmte Fähigkeiten. Jedoch orientieren wir uns im Recruiting noch zu oft an erworbenen Fertigkeiten, Schulausbildungen und Biografien. Anstatt »Was haben Sie bis jetzt gemacht?« sollten die Fragen zeitweise in ganz andere Richtungen gehen: »Bei welchen Tätigkeiten vergeht für Sie die Zeit wie im Flug?« Das junge IT-Talent mag sich vielleicht auch durch gute Noten auszeichnen, doch weitaus wichtiger dürfte sein, was der junge Top-Performer gerne tut. Talente werden nämlich auch definiert als »Vorliebe, bestimmte Dinge zu tun«.
Fragt man Christine Swoboda danach, was sie bisher gemacht habe, würde man sie in einem Architekturbüro als Projektleiterin und für das Bauen von Modellen einsetzen. Sie wäre Organistin im Stift Seckau und Chorleiterin des dortigen Klosterchores oder würde an der Kunst-Uni unterrichten. Jedoch: Sie führt ein modernes Yoga-Studio in Graz, das Sie mit 52 Jahren gegründet hat, und spielt in einer Band. Die anderen Schauplätze wären für sie nicht attraktiv, obwohl planen, gestalten und musizieren zwei ihrer Kerntalente sind. Tun, was Spaß macht. Und streben nach Neuem Bei der Frage, was sie mit 52 antreibt, noch Unternehmerin zu werden, meint Swoboda: »Das Streben und die Lust nach Neuem und Tätigkeiten, die mir schon sehr lange gefallen. Zum Beispiel neue Instrumente und Sprachen lernen. Da kam dann die Idee, meine Expertise und mein Talent, den eigenen Körper elastisch und jung zu halten, auch an Yoga-Interessierte weiterzugeben. Ich habe auch das Gefühl, immer jung genug zu sein, um etwas Neues zu beginnen. Das ist ja jetzt schon bewiesen, dass das Hirn immer fähig ist zu lernen, vor allem wenn es mit einem positiven Gefühl verbunden ist. Früher galt die alte Regel: Entweder du beginnst etwas mit 5 Jahren oder es ist eh alles schon zu spät. So ein Blödsinn!« »Selbst-be-wusst-sein« – Selbstwahrnehmung als Basis Christine Swoboda meint zur Frage, was ihrer Meinung nach wichtig sei, um den eigenen Begabungen zu folgen: »Sich und seine Potenziale wichtig zu nehmen und auch zu fördern. Im Coaching erlebe ich immer wieder, dass Menschen in ihrer Biografie weder im Elternhaus noch im Schulsystem genug Rahmen hatten, sich ihrer selbst bewusst zu werden. Daher fehlt das Entdeckern