Erfolg braucht Führung
Managementserie
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Digitales Führen Wie Digitalisierung die Art der Führung beeinflusst.
Ein Interview von Carola Payer mit dem Spezialisten für Content Marketing, Personal Branding und Digital Executive Coaching Geronimo Hirschal.
Fotos: Marija Kanizaj, Felicitas Matern
Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at
46 /// Fazit Juni 2018
ie digitale Transformation führt zu tiefgreifenden Veränderungen von Geschäftsmodellen, Organisationen und der Arbeitsgestaltung. Das bedeutet für Führungskräfte eine neue Herausforderung in der Haltung, im Führungsprozess und den eingesetzten Führungstools im Alltag. Wie sieht die digitale Führungskraft 2018 aus?
Vom Egozentriker zum Altrozentriker Das Führungsverständnis der Machtzentrale wird abgelöst von einer Führungshaltung, die beziehungsförderndes und coachendes Verhalten von Mitarbeitenden in den Vordergrund stellt. Führungskräfte agieren als Moderatoren in Netzwerkknoten. Sie müssen Teams schnell in Verbindung und Arbeitsfähigkeit bringen. Innovation und gezieltere Anpassung an die Kundenbedürfnisse erfordert, die Sichtweisen der Akteure im Unternehmen noch schneller sichtbar zu machen und wirksam zu bündeln. Geronimo Hirschal: »Ein Aspekt bleibt immer gleich: Führungskräfte müssen Unternehmen zum Erfolg bringen. Was sich jedoch grundlegend verändert hat, ist die Art, wie wir kommunizieren. Das Internet hat Jahrtausende alte Mechanismen ausgesetzt. Überspitzt ausgedrückt: Die Welt wird heute per Twitter regiert. Unmittelbar und nahbar, transparent und in Echtzeit. Hier die eigene Rolle zu finden und strategisch auszulegen ist für Führungspersönlichkeiten essenziell.« Führung auf Distanz und Digital Work Design Outsourcing und Internationalisierung ergibt die Anforderung, globale Teams, firmenübergreifende Arbeitsgruppen und »Clickworker« (bedarfsgerecht beauftragte hochqualifizierte Fachkräfte) zu führen. Geronimo Hirschal: »Eine optimale digitale Führungskraft versteht, dass der Sinn von Technologie am Ende des Tages darin liegt, konstruktive zwischenmenschliche Interaktion zu fördern, die bei allen Beteiligten ein möglichst gutes Gefühl hinterlässt.« Führung auf Distanz erfordert auch, mehr die Ergebnisse von Leistung als Anwesenheit zu bewerten bzw. auszuwerten. Dadurch werden Mitarbeiterleistungen auch transparenter und Führungskräfte müssen Erwartungen noch konkreter vereinbaren und Zeit für Reflexion einplanen.
Digitales Cockpit Führung selbst kann immer stärker durch digitale Tools unterstützt werden. Geronimo Hirschal: »Ein Smartphone trägt mehr Rechenleistung in sich als die staatlichen Rechenzentren der USA im Kalten Krieg. Wer das im Unternehmen nicht nutzt, handelt in meinen Augen fahrlässig. Suchmaschinen und Soziale Medien sind heute die dominanten Medienunternehmen und Werbeplattformen. Warum? Weil Menschen dort interagieren können. Daher müssen Unternehmen digital gewinnbringend kommunizieren können, um die Nase vorne zu haben.«
Digitales Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten fördern Geronimo Hirschal empfindet es als wichtig, am Ball zu bleiben, was die neuen Technologien anbelangt. Er empfiehlt, sich selbst und die Mitarbeiter regelmäßig mit Grundwissen um all die neuen Disziplinen wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Computing, Internet of Things, Blockchain, Augemented Reality ... zu versorgen. Wer die Möglichkeiten für das eigene Team oder ein neues Geschäftsmodell, für Produkt-, Service- und Marketing-Innovationen sucht, wird sie auch finden.