Fazit 142

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

H

annes Zollner erzählt, dass seine Motivation, mit Kampfkunst zu beginnen, inspiriert war von den klassischen KungFu-Filmen vor 30 Jahren. Die Faszination, nur mit seinem Körper, ohne Waffen, stark zu sein, war prägend.

Durchsetzen ohne Kampf Führungsansätze aus der Schule der Kampfkunst.

Ein Interview von Carola Payer mit dem Geschäftsführer und Trainer der Kampfschule »Traditionelles Taekwondo Graz« Hannes Zollner.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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Präsente und starke Persönlichkeit Führung steht und fällt mit der Persönlichkeit. Die lebenslange Entwicklung der Persönlichkeit ist höchstes Ziel der Kampfkunst. Hier können Führungskräfte von den Kampfschülern lernen. Wieviel investiere ich in Führungstools und Controlling Instrumente und wieviel schärfe ich tagtäglich meine Aufmerksamkeit und arbeite an der eigenen Persönlichkeit? In einer dynamischen Wirtschaftswelt ermöglicht innere Stabilität, den Überblick zu bewahren und die Kräfte zu bündeln. Im Taekwondo achtet man statt auf den Sieg über den Gegner auf die Unangreifbarkeit. Das unterscheidet auch Kampfkunst von Kampfsport. Hannes Zollner bezeichnet das auch als »souveräne Güte und Natürliche Autorität bei höchster Kampfkraft«. Nach 30 Jahren denkt man, was soll ich noch lernen? Aber man lernt immer wieder«, schmunzelt Hannes Zollner. Selbstdisziplin ist eine wesentliche Voraussetzung für die Unbezwingbarkeit. Die Entwicklung des Einzelnen ist nicht nur Job des Meisters, sondern Auftrag der Gruppe »Die Guten und Talentierten, auf die muss man aufpassen«, sagt Hannes Zollner. Bei jenen, die sich leicht tun, entsteht oft Überheblichkeit und Langeweile. Diese werden daher in die Entwicklung der »Schwächeren« eingebunden. Einerseits entwickeln Schüler dann Demut und Geduld, andererseits betont Hannes Zollner: »Wenn man Verantwortung übernimmt und andere befähigt, beginnt man mehr zu analysieren und lernt neu.« Gerade bei Talenten war vorher eventuell alles sehr intuitiv. Diese analytischen Fähigkeiten sind wichtig für die Entwicklung der Technik. Personalentwicklung in Unternehmen sieht die Mitarbeiterentwicklung als Job der Führungskraft, in der Selbstverantwortung des Mitarbeiters und im Support der Personalabteilung. Das eigene Team mehr in die gegenseitige Unterstützung, Potenziale zu heben, einzubeziehen, empfinde ich als spannende Inspiration aus dem Taekwondo. Für den Leiter der Schule Traditionelles Taekwondo Graz ist es nicht nur wichtig den Einzelnen weiter zu bringen, sondern die ganze Gruppe. Bei gemeinsamen Vorführungen kann der Gruppengedanke immer wieder gut etabliert werden. Jeder ist dann stolz auf den ganzen Verein. Klare Hierarchie, Regeln, Ziel der Gruppe Traditionelles Taekwondo achtet sehr auf Ordnung und Regeln. In der Kampfkunst können sich Schüler einlassen und gewinnen aus dem Drill. Es ist auch möglich, die Verantwortung auf den Meister zu schieben. Ab dem Blaugurt haben Schüler auch die Verantwortung für die niedrigeren Gürtelgrade. Gerade in einem Zeitalter der »agilen Organisationen« wird Hierarchien, Ordnung und Regeln etwas Verstaubtes und nicht Zeitgemäßes zugeordnet. Hannes Zollner erlebt immer wieder den Konflikt zwischen der Verfolgung von eigenen Zielen und den Zielen des Vereines. Da müssen sich egoistische Schüler entweder »beugen« oder das System verlassen. Das ist bei talentierten Schülern nicht immer leicht. Diese Erfahrung kennen auch Organisationen. Manchmal muss man gute Mitarbeiter ziehen lassen, weil sie dem Team in


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