Fazit 141

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Ein Gespräch mit Petra Gauster (Global Director Human Resources), Blazan Djakovic (stellvertretender Leiter Vorzurichtung/Zurichtung) und Davut Demirarslan (Schichtleiter) aufgezeichnet von Carola Payer.

Diverses Personal Wie man 40 Nationen in der Produktion unter einen Hut bekommt. Am Beispiel von Wollsdorf Leder.

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

B

ei Produktionsunternehmen mit hohem Anteil an Beschäftigen mit Migrations hintergrund und Mitarbeitern, die täglich vom Ausland zur Arbeit anreisen, misst sich Führung an ganz eigenen Erfolgsfaktoren. Die Führungskräfte in der Produktion bei Wollsdorf Leder stellen sich jeden Tag der Herausforderung, sprachliche und kulturelle Missverständnisse im Arbeitsprozess auszuräumen. Der multikulturelle Mix, die Sicherstellung der gleichen Wahrnehmung an Erwartungen und die Einhaltung von Qualitätsstandards sind aus mehreren Gründen nicht einfach zu managen.

Die Verständigung – die Mitarbeiter »erreichen« Die Beherrschung der deutschen Sprache ist zum Teil bis gar nicht gegeben. Das beeinflusst natürlich die Möglichkeit der klaren Vermittlung von Arbeitsaufgaben, Arbeitsverfahren, Qualitätsanforderungen und Sicherheitsvorschriften. Blazan Djakovic, stellvertretender Leiter Vorzurichtung/Zurichtung, bestätigt die Herausforderung durch Kommunikationsprobleme aufgrund von Schwierigkeiten, die deutsche Sprache zu verstehen. Er erklärt: »Selbst einfache Arbeitsanweisungen führen oft zu Missverständnissen. Erklärungen bzw. Wiederholungen des Gesagten sind mühsam und zeitaufwändig.« Er betont die hohe Bedeutung der Körpersprache. »So können wir erkennen oder ableiten, ob das Gesagte verstanden wurde oder nicht.« Ein sofortiges »Ja« ist eher mit Vorsicht zu bewerten. »Körpersprache lesen können« ist für Führungskräfte eine wesentliche soziale Kompetenz. »Wir unterstützen die Führungskräfte an der Wertschöpfungsbasis ein Gespür für Kommunikation zu entwickeln. Ein individuelles Umgehen mit jedem Mitarbeiter ist unabdingbar.« Davut Demirarslan erzählt, dass eigene Fingerzeichen entwickelt wurden, die Fehler oder Zustände bei Maschinen zeigen. Blazan Djakovic forciert bildhafte Darstellung im Arbeitsalltag. Praktische Schulungen, wie »Zeigen-Vormachen-Nachmachen-Zeigen lassen« sind das tägliche Geschäft. Blazan Djakovic betont aber auch, dass auch informelle Kontakte mit Mitarbeitern während den Pausen sehr wichtig sind. Nähe ersetzt die Distanz durch die fehlende Sprache. Kennenlernen der Mitarbeiter ermöglicht ein besseres Einschätzen im Arbeitsprozess. Vertrauen entsteht durch Nähe und Auseinandersetzung mit dem Gegenüber.

Fotos: Marija Kanizaj, Enlarge

Das Miteinander – multikulturelle Teams formen Unterschiedliche Gewohnheiten, Denk- und Handlungsmuster sind schon im eigenen Kulturkreis eine Herausforderung und führen zu Konflikten. Die Menschen aus verschiedensten Kulturen, mit oft auch grundsätzlich anderen Arbeitshaltungen oder spirituellen Zugängen und anderen gesellschaftlichen Riten, verschärfen das Konfliktpotenzial. Blazan Djakovic sieht als Erfolgsfaktor, dass ein grundsätzliches Verständnis für andere Kulturen im Unternehmen gegeben ist. Wahrscheinlich trägt der Tatbestand, dass viele Führungskräfte, insbesondere Prozessgruppen46 /// FAZIT APRIL 2018


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