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Foto: Kay Herschelmann
icht weit vom Ostbahnhof und der East Side Gallery (einem künstlerisch gestalteten und erhalten gebliebenen Teil der Berliner Mauer) konnte man eine Art »Sendung mit der Maus aus der Zukunft« für Erwachsene erleben: Jeweils 15-minütige Kurzvorträge beleuchteten Durchbrüche bei Themen, von denen wir wohl noch zu hören bekommen werden. Hier werden nun einige Sprecher und ihre Vortragsthemen in (aller) Kürze porträtiert.
Einstürzende Mauern zwischen Medizin, Natur und Ökologie Die dänische Ozeanographin Katherine Richardson prägte das Konzept der »Planetary Boundaries« zu ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Sie erklärte anhand historischer Daten, dass die Menschheit vom Klima abhängiger ist, als wir heute glauben. Sie tritt für ein weltweites Management der natürlichen Ressourcen ein und zeigte am Beispiel des Ozonlochs auf, wie eine problematische Entwicklung durch menschliche Eingriffe in einen sicheren Bereich zurückgeführt werden konnte. Die südafrikanische Epidemologin Quarraisha Abdool Karim entwickelt anhand der Verteilung von Aids-Infektionen Programme zur besseren Vorsorge. Wenn man die Infektion von jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren erfolgreich verhindern kann, ließe sich die Aids-Epidemie im südlichen Afrika entscheidend eindämmen. Randolph Nesse von der Arizona State University wiederum forscht an »evolutionärer Medizin«, darunter fallen auch Antibiotika-Resistenzen, Autoimmunerkrankungen und Krebs. Aktuell untersucht er, wie die natürliche Selektion unsere psychologischen Zustände, Stimmungen und Ängste geprägt hat. So habe es sich etwa in der Evolution ausgezahlt, bei Geräuschen, die auf ein Raubtier hindeuten, schreckhaft zu sein – trotz häufiger »Fehlalarme« ... Salah Sukkarieh von der Universität Sydney stellte vor, wie schon bald Roboter automatisch und hoch effizient die Pflege von Fel-
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dern übernehmen können. Analytik, automatisierte Entscheidungen in Echtzeit und selbststeuernde Landmaschinen machen eine Revolution der Produktion von Nahrungsmitteln mit geringeren Eingriffen in die Umwelt möglich – bei Pflanzen wie in der Tierzucht. Der Mikrobiom-Forscher Rob Knight beschäftigt sich mit den Einzellern, die im und am menschlichen Körper leben und mehr als die Hälfte der Zellen eines Menschen ausmachen. Ihre Zusammensetzung hat große Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wir leben mit unserem Mikrobiom in einem gemeinsamen System. Und dieses ist bei jedem Menschen anders und beispielsweise über Ernährungsgewohnheiten beeinflussbar.
Technologie und Physik als Treiber und Ziel von Verständnis Jack Gallant von der Univeristät in Berkeley, Kalifornien, kann mit Hilfe von bildgebenden Verfahren (»Brain Decoder«) bereits schemenhafte animierte Bilder von gesehenen bzw. vorgestellten Bildern machen. Weil die Messverfahren und Modelle immer besser werden und die verfügbare Rechenleistung zunimmt, werden hier rasch Fortschritte sichtbar werden. Auch die »innere Stimme« wird so sichtbar. Der Direktor des Zentrums für Bits und Atome am MIT, Neil Gershenfeld, arbeitet daran, wie die Welt des Digitalen und des Physischen miteinander verschränkt werden kann. Er hat die Fab-Lab-Bewegung initiiert, die für Privatpersonen Zugang zu 3-D-Druckern und anderen Geräten ermöglicht. Er meint, dass bald Star-Trek-ähnliche Möglichkeiten zur Replikation Wirklichkeit werden könnten. Sadie Creese forscht an der Uni Oxford zu Cybersicherheit. Sie erklärte, dass wir alle dauerhaft in dem Thema gefordert sind und das Thema nicht den IT-Fachleuten überlassen sollten. Mehr Bewusstsein und Selbstverantwortung für den Schutz persönli-