Fazit 128

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Gott sei Dank hatte ich immer Frauen, denen kleiner Schmuck besser stand. Gunter Sachs, 1932–2011 Industriellenerbe und Playboyprototyp

Über Journalisten & andere Menschen

Die Ängste der Journalisten ernst nehmen s ist leicht, sich überlegen zu fühlen. Wenn man gebildet und gut informiert ist, ist es leicht, die Sorgen und Ängste vieler Journalisten nicht ernst zu nehmen, sie als irrationale Ressentiments abzutun. Trotzdem ist es falsch. Wir müssen die Ängste der Journalisten ernst nehmen. Denn Angst haben sie jetzt, und vielleicht werden sie in Zukunft auf den kleinen gezeichneten Porträts nicht mehr so unglaublich tough und smart aussehen, weil sie wissen, dass die Welt, die sie doch in-

dent, auch wenn in einigen europäischen Ländern eine neue, etwas populistische Rechte bald Regierungsverantwortung übernehmen wird. Das müssen wir den Journalisten vermitteln: Dass die Welt sich weiterdreht, immer. Eine Zeitlang mit, doch irgendwann auch zwangsläufig ohne uns. Wir müssen gelassen bleiben und Gelassenheit lehren. Den Ängsten, ja der Hysterie macher Journalisten müssen wir mit Vernunft, Mäßigung und einem gewissen Stoizismus begegnen. Wir dürfen den Dialog nicht abbrechen, aber wir müssen darauf bestehen, dass es ein vernünftiger

terpretieren und verändern wollten, ihnen mehr und mehr entgleitet. Wir müssen diese Ängste sehr ernst nehmen, weil frustrierte Menschen bekanntlich zu irrationalen Reaktionen neigen. Was werden Journalisten tun, wenn ihnen niemand mehr zuhört? Wenn sie niemand mehr ernst nimmt? Auch wenn sie uns nie ernst genommen haben, so müssen wir doch jetzt die nicht mehr ganz so toughen, nicht mehr ganz so smarten Journalisten ernst nehmen. Wir müssen ihnen zuhören, auf sie eingehen, ihnen die Angst nehmen: Denn die Welt dreht sich weiter, auch nach dem Brexit, auch mit Donald Trump als Präsi-

Dialog ist, in dem Hysterie und rhetorische Exzesse oder gar Versuche der Manipulation keinen Platz haben können. Wir müssen die Ängste der Journalisten ernst nehmen! Denn schließlich sind sie unsere Mitbürger, mitunter sogar Freunde. Einige unserer besten Freunde sind vielleicht Journalisten, nicht wahr? Wir müssen das Gemeinsame über das Trennende stellen und Tendenzen der Hysterisierung – die ja auch nicht nur von Journalisten ausgehen – entschieden bekämpfen. Wir müssen die Ängste unserer Mitmenschen ernst nehmen. Warum? Weil sie unsere Mitmenschen sind. Und kein Mensch ist ohne Angst. n

Von Michael Bärnthaler

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80 /// FAZIT DEZEMBER 2016

Buchvorstellung

Wanderwirkung

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it fünfzehn schrieb Christian Hlade in sein Tagebuch: »Ich möchte einmal von meinen Träumen leben können und mit meinen Hobbies Geld verdienen.« Heute ist er 52 – und lebt seinen Traum. Als Geschäftsführer von »Weltweitwandern«. Eigentlich studierte Christian Hlade Architektur, bald unternahm er jedoch Versuche, von Jobs als Reisefotograf und Vortragender zu leben. 2000 machte Hlade das Reisen endgültig zu seinem Beruf und gründete Weltweitwandern. Was er mit 15 seinem Tagebuch anvertraute, hat er also lange schon geschafft. Und mit 52 hat er nun noch mehr aufgeschrieben. Ein ganzes Buch sogar. Gerade ist die erste Auflage von »Wandern wirkt« erschienen, das nicht nur Hlades Geschichte kennt, sondern den Lesern auch »101 Tipps & Tricks fürs Wandern, Reisen und Vorankommen« gibt. Ein 260 Seiten langer Reiseführer fürs Reisen, aber auch für das Leben im Allgemeinen. Der Erlös aus dem Verkauf des Buches geht im Übrigen zu 100 Prozent an die Sozial- und Bildungsprojekte des Vereins »Weltweitwandern Wirkt!«. n


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