Grossbritannien, das Britische Commonwealth, das maechtige Amerika ... muessen dem neuen Europa als wohlwollende Freunde gegenüberstehen und ihm zu seinem Lebensrecht verhelfen. So möge denn Europa erstehen! Sir Winston Churchill, Staatsmann, 1874-1965, bei seiner Zuercher Rede im Jahr 1946
Lesesommer 2016
Es wird wieder gelesen!
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er Lesesommer, organisiert von Maler und Auchliterat Christian Polansek, findet bereits zum vierten Mal statt. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei, was Polansek recht wichtig erscheint: »Die Menschen sollen für andere Dinge ihr Geld ausgeben. Diese Form der Kultur soll gratis sein.« Finanziert wird der heurige Lesesommer, der in Graz und in Gössendorf stattfinden wird, durch Subventionen der Steiermärkischen Landesregierung und durch Inserate im Bikinifisch – Polanseks seit einem Jahr erscheinende und hier schon rezensierte Zeitschrift –, der mit seiner vierten Ausgabe als Programmheft herhalten muss. Einzelne Mitveranstalter, wie die Marktgemeinde Gössendorf, die Stadtbibliothek Graz oder die Steiermärkische Landesbibliothek, leisten auch einen nicht unerheblichen finanziellen Beitrag. Weitere Eingänge werden durch Büchertische erzielt. Es gibt bei den Lesungen die Möglichkeit, Bücher käuflich zu erwerben und von den Autoren signieren zu lassen. Das Programm dieses Jahres unterscheidet sich wenig überraschend wesentlich von dem des Vorjahres. Wurden letztes
80 /// FAZIT JULI 2016
Jahr Krimis und sogenannte klassische Literatur vorgestellt, präsentieren heuer zusätzlich mehrere Sachbuchautoren ihre Werke. Im Vorjahr wurde nur im Vortragssaal in der Steiermärkischen Landesbibliothek gelesen. Heuer präsentiert etwa Helmut Gekle seinen satirischen Krimi »Trbala« im Gasthaus zur Sonne im Grazer Bezirk Gösting. Werner Poscharnigg hingegen liest aus seinem Sachbuch über Meilensteine der österreichischen Reitkunst in der Stiftskapelle im Joanneumsgebäude. Mirella Kuchling mordet literarisch elf Mal vor der Kapelle Dörfla in Gössendorf. Und Angelika Jodl reist extra aus München an, um aus ihrem Liebesroman in der Stadtbibliothek Graz-Süd vorzulesen. Mehr über die anderen Autoren und das gesamte Programm des Lesesommers 2016 gibt es im Netz. n Lesesommer 2016 Literaturfestival in Graz 12. Juli bis 1. August 2016 kulturinstitut-graz.com
Kunstgedanken
Grenzen
Von Michael Bärnthaler
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ie Grenzen der Kunst sind übrigens exakt so zu bestimmen: Aus künstlerischer Perspektive darf die Kunst tatsächlich alles, ohne Einschränkung. Aus rechtlicher Perspektive darf sie genau das, was die Gesetze zulassen. Und aus moralischer Perspektive, was die Moral erlaubt ... Diese drei Perspektiven können nicht auf einer Metaebene miteinander versöhnt, sondern nur gegeneinander durchgesetzt werden. Jordan Castro schreibt in einem Gedicht in Young Americans: »Art can just be like, the things I make for myself or my friends or whatever.« Damit ist ein wesentlicher Aspekt von Kunst angesprochen: Kunst ist freie Produktivität, freies Produzieren, Hervorbringen von Dingen, Kunstwerken. Freiheit wiederum bedeutet nicht die Abwesenheit von Grenzen, sondern vielmehr die Möglichkeit, sie zu überschreiten (oder auch nicht). Insofern gibt es in der Kunst sowohl Grenzen als auch Freiheit. Die Grenzen in der Kunst sind jedoch nicht Grenzen der Kunst – und zwar deshalb, weil sie keine Grenzen des Dürfens sind. Wie gesagt: Aus künstlerischer Perspektive darf die Kunst alles, ohne Einschränkung. Es gibt keine künstlerisch-ästhetischen Grenzen der Kunst, nur – überschreitbare und regelmäßig über-