Fazit 113

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Alles Kultur Naturkundeausstellung

Luftiger Fokus auf geknautschtes Gestein

Das Universalmuseum Joanneum in Graz hat sich heuer das Generalthema »Landschaften« gegeben und nun auch in der Naturkunde mit »Landschaft im Wandel« eine Ausstellung großartiger Fotografien des Alpenbogens eröffnet.

Von Katharina Kocher-Lichem

Foto: Ruedi Homberger und Kurt Stüwe

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er Grazer Geologe Kurt Stüwe und der Schweizer Bergsteiger, Fotograf und Flieger Ruedi Homberger sind die Artisten hinter den großformatigen und großartigen Fotos der Ausstellung »Landschaft im Wandel« im Naturkundemuseum. Zwei Jahre hat es gebraucht, jede Fotosession war eine logistische Herausforderung und besondere Mutleistung – denn fotografiert haben beide Herren, der Pilot während des Fliegens und der Geologe aus offener Klappe. »Ich bin davon überzeugt, dass Laien Geologie auch abseits von Dinosauriern und Vulkanen über die Tektonik vermittelbar ist«, so Kurt Stüwe. Deshalb zeigt er die Verschiebungen und Verwerfungen der Platten, die in Jahrmillionen die Alpen geformt haben, anhand der Stellen, wo dies durch Gesteinsformationen wunderschön sichtbar ist. Der richtige Blickwinkel dazu liegt hoch oben am Himmel, nur so sind die Zusammenhänge perfekt zu erkennen. Die großen Fotos, vom Leiter der Naturkunde Bernd Moser kuratiert und gehängt, zeigen den Dachstein als Korallenriff, das Matterhorn als Überbleibsel einer afrikanischen Plattenverschiebung, geknautschte Schweizer Bergmassive, ein 360°-Panorama des Mont Blanc und führen in die Niederungen des Vulkanlandes. Dieser Weg beschreibt die Veränderungen der Erde aus eigener Kraft hin zu den Veränderungen der Landschaft durch den Menschen. Man spricht auch vom Anthropozän, dem Zeitalter der Veränderungen der Erde durch den Menschen.

Dent de Morcles in der Schweiz

Der Weg wird für den Ausstellungsbesucher durch eine künstlerische Intervention von Michael Strasser verdeutlicht – er hat dafür simple Dachlatten gewählt: »Sie sind für mich das Symbol für den Eingriff des Menschen in die Landschaft.« Der Weg endet bei aktuellen Landschaftsfotos von Bad Gleichenberg, Straden und St. Anna am Aigen, die alten Stichen und Aufnahmen gegenübergestellt werden und so Veränderung sichtbar machen. Auch Zersiedelung wird thematisiert – großformatige Luftaufnahmen unterstützen den Blick aufs Ganze, das sich im Fall des Vulkanlandes als kleinteilig und zerstückelt darstellt. Als nächste Ausstellung zum Thema Landschaft wird in Eggenberg die »Vielfalt der Welt – Eggenberger Landschaft« gezeigt, in der Neuen Galerie eröffnet noch im Juni

»Landschaft – Transformation einer Idee« und im August im Museum im Palais »Die Mur – Eine Kulturgeschichte«. Außerdem laufen noch bis Ende August im Kunsthaus »HyperAmerika – Landschaft, Bild, Wirklichkeit« und bis Jänner 2016 im Volkskundemuseum »Steiermark im Blick – Perspektiven auf eine Landschaft«. n Landschaft im Wandel Vom Matterhorn ins Vulkanland Naturkundemuseum, 1. OG 8010 Graz, Joanneumsviertel 14.5.2015 bis 17.1.2016 museum-joanneum.at

FAZIT JUNI 2015 /// 81


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