Diese Chance bekommst du als Politikerin nur einmal.
Barbara Eibinger
Fotos: Foto Fischer, VP-Landtagsklub
Eibinger: „Die Reformen sollen die Regionen stärken!“ Das überraschende Ausscheiden von Kristina Edlinger-Ploder aus der Landesregierung hat ein ÖVP-Personalkarussell ausgelöst. Christopher Drexler rückte in die Landesregierung auf und die VP-Nachwuchshoffnung Barbara Eibinger folgt ihm als Klubobfrau der VP-Landtagsfraktion nach. Als sie von Parteiobmann Hermann Schützenhöfer gefragt wurde, ob sie bereit wäre, die Klubführung zu übernehmen, war für Eibinger klar, dass die Antwort nur „ja“ heißen kann: „Diese Chance kriegst du als Politikerin nur einmal. Nachdem auch meine Familie und mein Lebensgefährte zugestimmt hatten, sagte ich zu.“ Die 34-jährige Juristin und Betriebswirtin hat ihre politischen Wurzeln im Wirtschaftsbund und in der Frauenbewegung. Als ÖVP-Kommunalpolitikerin in einer Gemeinde mit absoluter SPÖ-Mehrheit lernte sie auch, die schwierige Rolle einer kommunalpolitischen Oppositionspolitikerin kennen und wähnt sich gut gewappnet für die Herausforderungen der Klubführung. Die Krise ihrer Partei sieht Eibinger als Chance, notwendige Veränderungen voranzutreiben. Die Ursachen für den Absturz der Volkspartei will sie jedoch auf die Bundespartei beschränkt wissen. Sie spricht vom „rauen Wind, der uns aus Wien entgegenschlägt“. Auf Nachfrage räumt sie aber ein, dass es aber natürlich auch innerhalb der Steirer-VP Unsicherheiten wegen der Politik der Reformpartnerschaft gebe. Darin erkennt sie aber keine inhaltliche, sondern zuerst eine kommunikative Herausforderung, denn „den meisten Wählerinnen und Wählern ist, wenn man mit ihnen redet, klar, dass die Reformen notwendig sind. Deshalb müssen wir raus zu den Menschen.“ Im weiteren Gespräch legt Barbara Eibinger am Beispiel der Gemeindestrukturreform dar, dass die ländlichen Regionen durch die Reformen gestärkt werden sollen. Konkret nennt sie das Krakautal im Bezirk Murau, wo durch die Zusammenlegung der Gemeinden eine Ganztageskinderbetreuung möglich wird, 14 /// Fazit APRIL 2014
die jenen Standards entspricht, die derzeit nur die reichen Zuzugsgemeinden bzw. die Städte bieten könnten.
Mit Barabra Eibinger tritt erstmals eine Frau an die Spitze des ÖVP-Klubs.
„Wenn wir die Abwanderung eindämmen wollen, müssen wir der Jugend und den Frauen ein Lebensumfeld bieten, das es ihnen ermöglicht, in ihrer Region zu bleiben“, denn es sei klar, dass, wenn alles so weiterlaufe wie bisher, immer mehr Menschen dazu gezwungen seien, sich von den Regionen in Richtung Großraum Graz oder anderer Ballungsräume aufzumachen. Angesprochen auf die Probleme der ÖVP in einem urbanen Umfeld, verweist Eibinger auf den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, der mehrfach bewiesen habe, dass die Volkspartei auch in Großstädten erfolgreich sein könne. Grundsätzlich vertrete die ÖVP Werte, die auch von einem jungen urbanen Publikum geteilt würden. Sie nennt die „ökosoziale Marktwirtschaft“ und die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Familie“ und verweist darauf, dass diese Bereiche in sämtlichen Befragungen von der großen Mehrheit der Jungen als wichtigste Werte genannt werden. Großen Nachholbedarf sieht Eibinger hingegen bei der Zielgruppenansprache ihrer Partei. „Wir erreichen die Leute weder mit unseren Parteistrukturen noch über die traditionellen Kommunikationskanäle“, so Eibinger und erklärt, dass die Volkspartei nicht länger als Summe von Klientel-Interessen wahrgenommen werden dürfe. Barbara Eibinger glaubt an eine ÖVP, die wieder Erfolg haben wird, weil sie viel mehr ist, als die Summe der Interessen der von ihr vertretenen Gruppen.
Verschwörungstheorien rund um Edlingers Rücktritt Zum Rücktritt der beliebten Ex-Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder gab es zahlreiche Spekulationen. Parteiinsider vermuteten, sie sei deshalb abgetreten, weil ihre Gegner den tragischen Tod eines Säuglings mit der Schließung der Voitsberger Gebärklinik in Zusammenhang brachten und Edlinger daraufhin nur wenig öffentliche Unterstützung seitens der ÖVP erhalten habe. Spektakulärer ist hingegen die folgende Verschwörungstheorie: VP-Chef Hermann Schützenhöfer habe Edlinger auf Betreiben seines kolportierten Nachfolgers, Siegfried Nagl, den Rücktritt nahe gelegt. Nagl soll das getan haben, damit ihm die undankbare Aufgabe dieser Personalentscheidung abgenommen wird. Aus der Sicht der Verschwörungstheoretiker ist mit Edlinger-Ploder Nagls gefährlichste Konkurrentin im ÖVPNachfolgespiel aus dem Feld geräumt worden. Christopher Drexler wird endlich Landesrat Obwohl die große Mehrheit der ÖVPFunktionäre Kristina Edlinger-Ploder gerne weiterhin in der Landesregierung gesehen hätte, hat ihr Rücktritt für viele auch etwas Positives. Nur so konnte mit dem langjährigen Klubobmann Christopher Drexler einer der klügsten Köpfe, den die ÖVP in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat, endlich in die Regierung aufrücken. Der mittlerweile 43-jährige Drexler gilt als politischer Ziehsohn von Hermann Schützenhöfer, aber auch von Gerhard Hirschmann und gehört seit seinem 19. Lebensjahr dem Landesparteivorstand der Volkspartei an. In seinen elf Jahren als Klubobmann durchlebte Drexler alle Höhen und Tiefen des Politikerdaseins. Da war 2005 die Wahlniederlage von Waltraud Klasnic – die Partei hat dieses Trauma bis heute nicht überwunden. Danach fungierte Drexler als Speerspitze im Kampf gegen Landeshauptmann Franz Voves. Legendär sind Drexlers Tiraden gegen den „derzeit amtierenden Landeshauptmann“, die ihm mehrere Kla-