KM 2993 – Mendelssohn, Sextett op. 110

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Kammermusik Bibliothek

Mendelssohn Sextett fĂźr Violine, 2 Violen, Violoncello, Kontrabass und Klavier

Sextet for Violin, 2 Violas, Violoncello, Double Bass and Piano [op. 110] MWV Q 16 KM 2293



Felix mendelssohn bartholdy 1809–1847

Sextett für Violine, zwei Violen, Violoncello, Kontrabass und Klavier

Sextet for Violin, Two Violas, Violoncello, Double Bass and Piano [op. 110] MWV Q 16 herausgegeben von | edited by

Christoph Hellmundt Urtext der Leipziger Mendelssohn-Ausgabe Urtext from the Leipzig Mendelssohn Edition Partitur = Klavierstimme KM   2293 Stimmen KM   2294 Score = Piano part KM   2293 Parts KM   2294

Kammermusik-Bibliothek 2293 Printed in Germany


Urtext der Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy Serie III Band 11: Kammermusikwerke, herausgegeben von Christoph Hellmundt Breitkopf & Härtel Urtext from the Leipzig Edition of the Works of Felix Mendelssohn Bartholdy Serie III Volume 11: Chamber Music, edited by Christoph Hellmundt Breitkopf & Härtel


Vorwort Mit dem Sextett wird ein Jugendwerk Felix Mendelssohn Bartholdys vorgelegt, an dem in besonderem Maße die frühe Vollendung des Komponisten ablesbar ist. Zwar hat er schon bald künstlerisch bedeutendere und vor allem eigenständigere Werke geschrieben, doch ragt diese Arbeit des Fünfzehnjährigen als eine ungewöhnlich geschlossene heraus. Er beweist hier die meisterhafte Beherrschung des Stils der Wiener Klassik, insbesondere Mozarts, und des Konzertstils des frühen 19. Jahrhunderts, also seiner eigenen Zeit, sowie seine Fähigkeit, diese Stile mit eigenen musikalischen Einfällen zu verbinden und das Ganze mit jugendlichem Feuer zu gestalten. Die Partitur ist schon in äußerlicher Hinsicht in einzigartiger Weise homogen: Das mit dem Stoßgebet L.e.g.G. („Lass es gelingen, Gott“) auf der ersten Seite bezeichnete und damit als Erstschrift erkennbare Partiturautograph enthält nur ganz wenige Änderungen, und nicht ein einziger Takt ist gestrichen – eine wahrhaft seltene Erscheinung bei diesem schon in der Jugend so selbstkritisch arbeitenden und sich immer wieder verbessernden Komponisten. Und dabei kann man mitnichten etwa von Flüchtigkeit, mangelnder Gründlichkeit und fehlendem Interesse an handwerklicher oder künstlerischer Feinarbeit sprechen, eher vom Gegenteil, das durch die saubere, gut lesbare Handschrift noch unterstrichen wird. Über die Entstehungsgeschichte ist – wie bei vielen Jugendwerken Mendelssohns – nur wenig bekannt. Die Komposition wurde unter den geordneten Bedingungen des begüterten Elternhauses in Berlin geschaffen, das dem Heranwachsenden Kompositionsunterricht bei Carl Friedrich Zelter, zahlreiche Konzertbesuche, Bekanntschaften mit bedeutenden Musikern und das Ausprobieren der eigenen Arbeiten bei Aufführungen in Hauskonzerten mit zahlreichen und teilweise prominenten Zuhörern ermöglichte. Am 3. Februar 1824 war er 15 Jahre alt geworden. Vier Tage später gelangte seine vor dem Winter vollendete Oper Die beiden Neffen oder Der Onkel aus Boston zur häuslichen Aufführung. Kurz danach, noch im Februar, stellte Mendelssohn eine Sonate für Viola und Klavier fertig, und Ende desselben Monats oder Anfang März begann er mit der Sinfonie in c-Moll für großes Orchester, die später als „Premiere Sinfonie“ mit der Opuszahl 11 erschien. Nachdem der März wohl mit dem Schreiben dieser Sinfonie ausgefüllt und Anfang April noch ein kurzes Salve Regina für Sopran und Streichorchester hinzugekommen war, begann wahrscheinlich die Arbeit am Sextett. Der erste Satz war, wie dem Autograph zu entnehmen ist, am 28. April 1824 fertig, der zweite schon am 30. April, und das ganze Werk wurde am 10. Mai abgeschlossen. Darüber, ob das Sextett damals oder sonst zu Mendelssohns Lebzeiten zum Klingen gebracht wurde, sind keine Nachrichten auffindbar. Man kann höchstens vermuten, dass es im häuslichen Kreis vorgestellt wurde. Anzeichen für ein Herausschreiben von Stimmen weist die autographe Partitur nicht auf, Berichte über eine Aufführung sind nicht bekannt. Ein Jahr später, als der Komponist sich mit seinem Vater einige Wochen in Paris aufhielt, befand sich das Werk offenbar im Reisegepäck. Seine Schwester Fanny erkundigte sich am 30. April 1825 in einem Brief nach Paris: „Ehe ich es wieder vergesse, will ich Dir nur gleich eine Frage thun, die mir schon lange auf dem Herzen lag, die ich aber immer vergaß, wenn ich die Feder in die Hand nahm, nämlich warum Du auf alle den matinées, diners, soupers, u. was noch für ers sind, noch gar nicht Dein Sextett gespielt hast? Giebt es in Paris in jener Gesellschaft nur Einen, der

Bratschenschlüssel liest?“1 Leider ging der Bruder in seinem Antwortbrief vom 9. Mai 18252 auf die Frage nicht ein. Zum Druck gab der Komponist dieses Werk nicht, was jedoch nicht viel zu bedeuten hat, denn in diesem Alter konnte er noch nicht mit allgemeinem Interesse der Öffentlichkeit rechnen. Nach seinem am Jahresende 1823 erschienenen Opus 1, dem Klavierquartett Nr. 1, kamen erst 1825 weitere Werke heraus. Von den 1824 entstandenenen Kompositionen blieben auch beispielsweise die Violasonate und eine Sonate für Klarinette und Klavier zu Lebzeiten ungedruckt. Nach dem Tod des Komponisten nahmen sich Hinterbliebene und Freunde seiner unveröffentlichten Werke an. Das Sextett gelangte 1868 sowohl zur ersten uns bekannten Aufführung als auch zur ersten Drucklegung. Die Ausgabe erschien in sechs Stimmen und einer Partitur in kleinerem Format im Mai 1868 bei Kistner in Leipzig3 und gleichzeitig als Stimmenausgabe bei Novello, Ewer & Co. in London.4 In Fortführung der Opuszählung der bis dahin erschienenen Werke Mendelssohns wurde die Opusnummer 110 festgelegt. Darüber hinaus erhielt die Ausgabe den Vermerk „Nr. 39 der nachgelassenen Werke. Neue Folge“.5 Wenige Wochen vor dem Erscheinen – die Ausgabe muss zu dieser Zeit im Stich gewesen sein – fand die erste öffentliche Aufführung statt. In einem Kammerkonzert in London, das am 16. März 1868 in der Reihe „Monday Popular Concerts“ mit der beliebten Pianistin Arabella Goddard stattfand, wirkte Joseph Joachim am Violinpult mit. Zu der Aufführung dürfte es auf Grund persönlicher Kontakte Joachims oder der Pianistin zu den Verlegern gekommen sein, denn man benötigte dafür das noch unveröffentlichte Notenmaterial. Die Interpreten errangen einen gewaltigen Erfolg, der an einer Vielzahl von Rezensionen in der englischen Presse ablesbar ist6 und auch in Deutschland ein Echo fand.7 Dabei wird ersichtlich, dass das Sextett und die ebenfalls an diesem Abend gespielte, kurz vorher erschienene Klaviersonate in B-Dur (entstanden 1827, gedruckt mit der Opuszahl 106) als besondere Attraktionen des Programms galten. Während im Programmbuch zu dem Konzert anstelle der üblichen Werkanalyse zu lesen ist, Noten des Sextetts seien nicht zugänglich gewesen8 – weshalb auch die Rezensenten mehrerer Tageszeitungen in den darauffolgenden Tagen nicht viel darüber zu schreiben wussten –, wurde in der Zeitung Daily News auf das Sextett näher eingegangen.9 Da hierbei das Schlussdatum der autographen Partitur und die Tonarten der einzelnen Sätze genannt wurden – Informationen, die das Programmbuch nicht enthielt –, ist zu vermuten, dass sich dieser Rezensent bei Novello erkundigt und die Noten eingesehen hat. Bald nach dem Erscheinen erklang das Sextett auch in Deutschland. Eine der frühesten Aufführungen dürfte diejenige in Frankfurt am Main am 12. Oktober 1868 gewesen sein. Auch hier errang das Werk einen großen Erfolg, der allerdings teilweise den Interpreten, insbesondere dem Pianisten Martin Wallenstein, zugeschrieben wurde. Zwei Rezensionen sprechen bezeichnenderweise von einem „dankbaren Clavierstück .“10 Das Sextett wird in der Mendelssohn-Literatur, wo es nur selten, meist kurz und teilweise geringschätzig behandelt wird, gelegentlich als eine Art Kammer-Klavierkonzert beschrieben.11 Angesichts der dominierenden Rolle des Klaviers kann man sich dem durchaus anschließen. Der Klavierpart ist den Streichern vielfach konzertmäßig gegenübergestellt und virtuos ausge-


staltet, während die Streicherpartien nicht selten den Charakter einer Orchesterbegleitung haben und in Hinsicht der Ausführbarkeit kaum besondere Ansprüche stellen. Die Satzfolge allerdings entspricht nicht dem klassischen Formprinzip des Konzerts, dem Mendelssohn ansonsten in allen seinen Werken dieser Gattung folgt. Das Sextett hat nicht nur drei Sätze, sondern an den langsamen Satz schließt sich vor dem Schluss-Allegro zunächst ein Minuetto an, so dass sich der typische viersätzige Aufbau des Sonatenzyklus ergibt. An dessen reguläre Formen fühlt sich der junge Komponist allerdings nicht streng gebunden. Anregungen, davon hier wie in anderen Arbeiten dieser Zeit abzuweichen, könnte er durch Beethovensche Werke, insbesondere das Finale der 5. Sinfonie mit dem Zitat aus dem dritten Satz, empfangen haben.12 Das Minuetto, das mit seinem 6/8-Takt und dem raschen Tempo eher „Scherzo“ heißen müsste, ist sehr kurz, bis zum Trio hat es nur 36 Takte; es besteht auch – ebenso wie das Trio – nicht aus zwei Teilen.13 Dafür aber taucht es unvermittelt nochmals im Finale kurz vor dem Schluss auf. Hier erklingt es zunächst 31 Takte lang als Reprise des dritten Satzes in neuer Instrumentation und teilweise anderem Satz, anschließend wird es noch 27 Takte lang weiterentwickelt. Eigenwillig ist auch die Besetzung. Sie stellt nicht einfach eine Erweiterung der traditionellen Kammermusikbesetzungen dar, sondern Mendelssohn verwendet neben dem Klavier eine Violine und zwei Violen und verstärkt die Basslage durch einen Kontrabass. Dies und einige stilistische Elemente erinnern an Johann Nepomuk Hummels Septett für Flöte, Oboe, Horn, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier op. 74 (1816), das auch als Quintett für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier erschien.14 Im langsamen Satz greift Mendelssohn in zweifacher Hinsicht auf früher komponierte Werke zurück. Das Thema klingt deutlich an das Thema des acht Wochen vorher geschriebenen langsamen Satzes der c-Moll-Sinfonie an. Und für die Violine und die Violen ist im ganzen Satz wieder die Ausführung con sordino vorgeschrieben, die schon die langsamen Sätze des Klavierkonzerts in a-Moll (1822) und des Doppelkonzerts für Violine, Klavier und Orchester in d-Moll (1823) prägte. In der vorliegenden Ausgabe wird die Opusnummer nur in Klammern und an untergeordneter Stelle angegeben, weil sie nicht vom Komponisten selbst stammt und die hohe Zahl den Eindruck suggerieren kann, es handle sich um ein spätes Werk. Sie ganz wegzulassen erscheint zurzeit nicht genügend gerechtfertigt, denn immerhin war sie über 130 Jahre lang in Ausgaben und in der Literatur, bei Aufführungen und Aufnahmen gebräuchlich. Für die Möglichkeit, das Autograph eingehend zu studieren, sowie für die Genehmigung zur Reproduktion ausgewählter Seiten daraus sei den Mitarbeitern der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, insbesondere Herrn Dr. Helmut Hell, Leiter der Musikabteilung, und Herrn Dr. Hans-Günter Klein, Leiter des Mendelssohn-Archivs, herzlich gedankt. Darüber hinaus gebührt Herrn Peter Ward Jones, Musikbibliothekar (Leiter der Musikabteilung) an der Bodleian Library, Oxford, und Herrn Dr. Ralf Wehner, Leiter der Arbeitsstelle für diese Ausgabe an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Dank für wertvolle Informationen. Leipzig, am 3. Juli 2000

Christoph Hellmundt

1 Bodleian Library, University of Oxford Signatur MS. M. Deneke Mendelssohn b. 4 (Green Books I), Nr. 12, erstmals gedruckt in: The Letters of Fanny Hensel to Felix Mendelssohn, Collected, Edited and Translated with Introductory Essays and Notes by Marcia J. Citron, Pendragon Press [Stuyvesant, N.Y.] 1987, S. 379 f. 2 Music Division, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Signatur *MNY++ Mendelssohn Bartholdy, Felix, letter No. 27. 3 Erwähnt in: Richard Linnemann, Fr. Kistner 1823/1923. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Musik-Verlages, Leipzig 1923, S. 77, wo es heißt: „Erst viel später (1868) erwarb Kistner noch aus dem Nachlaß das Sextett für Pianoforte, Violine, zwei Bratschen, Violoncell und Baß (Op. 110, D dur), das aus dem Jahre 1824 stammt und am 16. März 1868 in London von Joseph Joachim u. a. wieder aufgeführt worden war, […]“. – Angezeigt in: Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung 3 (1868), Nr. 20 (13. Mai), S. 160; Neue Zeitschrift für Musik 64 (1868), Nr. 21 (15. Mai), S. 184; Signale für die musikalische Welt 26 (1868), Nr. 29 (22. Mai), S. 580; Musikalisch-literarischer Monatstsbericht neuer Musikalien […] für das Jahr 1868, red. v. Adolph Hofmeister, Leipzig, No. 6 (Juni), S. 94; Verzeichniss sämmtlicher im Jahre 1868 […] erschienenen Musikalien […], hrsg. v. dems., S. 20. – Die Stimmenausgabe trägt die Plattennummer 3287, die Partitur die Plattennummer 3326. 4 Angezeigt in: The Musical Times 13 (1867-69), S. 398 (May I, 1868): „Just published, Mendelssohn’s Posthumous Works, (Second Series). […] Sestetto, For Pianoforte, Violin, two Violas, Violoncello, and Contra-Basso. Op. 110. (In a few days.) […]“. – Die Ausgabe trägt die Plattennummer 3935. 5 Bei Novello: „N°. 39 of the Posthumous Works. Second Series.“ Die Opusnummer ist hier im Gegensatz zur Kistner-Ausgabe nur auf der Titelseite (die es nur in der Klavierstimme gibt) in kleiner Schrift und nicht in den Kopftiteln der einzelnen Stimmen angegeben; die Titelseite nennt zusätzlich das Entstehungsjahr: „Composed in the Year 1824. | by F. Mendelssohn Bartholdy.“ 6 Siehe die Besprechungen des 292. Konzerts der „Monday Popular Concerts“ u. a. in: The Musical Times 13 (1867-69), S. 346 (April 1, 1868), sowie in den Londoner Zeitungen: Morning Post (March 17), Morning Star (March 18), Daily Telegraph (March 19), Daily News (March 18), Shipping and Mercantile Gazette (March 18), London Review (March 21), The Queen (March 21), Sunday Times (March 22) und Morning Standard and Herald (March 23). Die drei erstgenannten Zeitungsrezensionen wurden nachgedruckt in: The Musical World 46 (1868), S. 190 f. (March 21, 1868), alle genannten Zeitungsrezensionen auch in den Programmbüchern der nächsten Konzerte der Reihe „Monday Popular Concerts“ am 23. März 1868 (294. Konzert, S. 881-889) bzw. 28. März 1868 (295. Konzert, S. 925-977); Exemplare in der Programmbuchsammlung der British Library, Music Collection, Signatur M.d. 480. Die Informationen dazu verdankt der Herausgeber seinem Kollegen Dr. Ralf Wehner. 7 Siehe die beiden Berichte aus London vom 14. und 21. März in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), Nr. 21 (27. März), S. 380. 8 „As no score of the sextet is accessible, it was impossible to make an analysis of the work, or to give any example in music type.“ Monday Popular Concerts [Programmbuch zum 292. Konzert am 16. März 1868, siehe Anm. 6], S. 827. 9 Daily News, March 18, 1868, abgedruckt in dem Programmbuch zum 294. Konzert am 23. März 1868, S. 886. Dass der langsame Satz in Fis-Dur steht, weiß auch der Rezensent der Shipping and Mercantile Gazette (siehe Anm. 6; Programmbuch S. 887) zu berichten. 10 Siehe die Besprechungen in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), Nr. 46 (22. Oktober), S. 922; Neue Zeitschrift für Musik 64 (1868), Nr. 46 (6. November), S. 396. – Siehe auch: Theodor Müller-Reuter, Lexikon der deutschen Konzertliteratur, Leipzig 1909, S. 125. 11 So in: Eric Werner, Mendelssohn. Leben und Werk in neuer Sicht, Zürich/Freiburg i. Br. 1980, S. 80, wo es heißt: „Im Grunde ist es ein Miniatur-Kammerkonzert für Klavier, dem die fünf Instrumente gegenübergestellt sind.“ 12 Siehe u. a. Greg Vitercik, The Early Works of Felix Mendelssohn. A Study in the Romantic Sonata Style, Philadelphia usw. (1992), S. 218; R. Larry Todd, The Chamber Music of Mendelssohn, in: Nineteenth-Century Chamber Music, hrsg. v. Stephen E. Hefling, New York 1998 (= Studies in Musical Genres and Repertories), S. 180. 13 Darauf macht schon 1868 der Rezensent der Daily News aufmerksam (siehe Anm. 9). 14 Siehe R. Larry Todd, The Chamber Music of Mendelssohn (Anm. 12).


Preface With the publication of the Sextet, we are now able to become familiar with one of Felix Mendelssohn Bartholdy’s early works which reveals the exceptional proficiency the composer had already achieved by the age of 15. Although shortly thereafter he wrote works that were of greater artistic significance and, above all, more original, this work stands out for its uncommonly unified, well-rounded style. It confirms the young composer’s effortless command of the Viennese Classical style – Mozart’s in particular – and of the concerto style of the early 19th century, thus of his own time. It also brilliantly underscores his ability to integrate his own musical ideas into these styles and to forge the whole with the fire of his youth. Even in its physical appearance, the score presents itself as a singularly homogenous work: the autograph, which bears the interjection L.e.g.G. (Lass es gelingen, Gott = Let it be successful, God) on the first page and is thus identifiable as the primal score, contains very few changes, and not one single bar is crossed out. This is truly rare for Mendelssohn, who was already very self-critical in his youth and was constantly correcting his works. The paucity of emendations, however, is not due to hastiness, lack of thoroughness or insufficient interest in honing the piece’s technical and artistic contents; indeed, the very opposite is true, and it is confirmed by the neatness and perfect legibility of the writing. As is common for many of Mendelssohn’s early works, we know little about the origins of the Sextet. The composer wrote it in the midst of his family circle in Berlin. The family’s comfortable circumstances allowed him to take composition lessons with Carl Friedrich Zelter, to attend many concerts and to make the acquaintanceship of distinguished musicians. His family’s prosperity also enabled him to perform his own works in concerts given at the Mendelssohn residence and attended by many guests, including a number of prominent personalities. Mendelssohn had turned 15 on 3 February 1824. Four days later, the opera he had completed before the start of winter, Die beiden Neffen or Der Onkel aus Boston, was performed in the Mendelssohn home. A short while later, but still in February, he completed a sonata for viola and piano, and began writing the Symphony in C minor for full orchestra – later published as “Premiere Sinfonie” Op. 11 – at the end of the month or in early March. Since he no doubt spent the month of March writing the symphony, he probably began working on the Sextet in April after having set aside some time early in the month to compose a short Salve Regina for soprano and string orchestra. The first movement of the Sextet was completed on 28 April 1824, as can be inferred from the autograph. The second movement was finished only two days later, on 30 April, and the entire work on 10 May. There are no reports indicating that the Sextet was ever performed at that time or even at any other time while Mendelssohn was alive. At the most, it can be presumed that it was heard in the family circle. The autograph score also bears no traces suggesting that it was used for the transcription of the parts. It would seem that the composer took the work along with him to Paris the following year, when he spent several weeks there with his father. In a letter dated 30 April 1825, Fanny asked her brother in Paris: “Before I forget again, I want to ask you a question that’s been on my mind for a long time now, but which I’ve forgotten to ask every time I’ve taken quill to hand, namely: Why, amid all the matinees, diners, soupers and all

manner of other repasts, have you never played your Sextet? Is there only one person in that Parisian society who can read the alto clef?”1 Unfortunately, her brother did not respond to this query in his return letter of 9 may 1825.2 The fact that the composer did not have this work printed reflects in no way upon the quality of the work; at this age, Mendelssohn could not expect the public to be very interested in his works. While his Piano Quartet No. 1 Op. 1 was published in late 1823, his next works were not published until 1825. Some of the pieces written in 1824, such as the viola sonata and a sonata for clarinet and piano, remained unpublished during the composer’s lifetime. It was only after the composer’s death that Mendelssohn’s family and friends began to address the issue of his unpublished works. The Sextet was given its first known performance in 1868, the year in which it was published. The work was issued in six parts and a reduced-format score by Kistner of Leipzig in May 18683 and simultaneously as a set of parts by Novello, Ewer & Co. in London.4 The work was given the opus number 110 in order to continue the consecutive numbering of the works published until then. The edition also bore the note: “No. 39 of the Posthumous Works. Second Series.”5 The first public performance took place a few weeks before the publication; the edition must have been at the engravers’ at this time. The Sextet was played in London on 16 March 1868 in a chamber-music concert that was part of the “Monday Popular Concerts” series. Among the performers were the muchadmired pianist Arabella Goddard and the violinist Joseph Joachim. The performance had most likely come about through personal contacts between Joachim or the pianist and the publishers, since the performance material was not yet available in print. The performers garnered a great deal of praise, as is confirmed by a number of reviews in the English press6 as well as by an echo in Germany.7 The program’s main attractions were clearly Mendelssohn’s Sextet and his Piano Sonata in B flat major (composed in 1827 and published as Op. 106), which had just come out in print. Instead of featuring the usual analysis of the work, the program notes of the concert carried the mention that the music of the Sextet had not been available for consultation.8 This is why the critics of several newspapers had little to say about the work itself in the following days, save for the reviewer of the Daily News, who commented more thoroughly upon the piece.9 Since the date of completion of the autograph score as well as the keys of the different movements are mentioned in this review – information not contained in the program booklet –, it can be assumed that this reviewer had obtained his information directly from Novello, who must also have allowed him to consult the music. The Sextet was performed in Germany soon after publication. One of the earliest performances was probably the one given in Frankfurt am Main on 12 October 1868. Here, too, the work scored a great success; however, this is partially the merit of the performers, in particular the pianist Martin Wallenstein. Significantly, two reviews speak about a “gratifying piano piece”.10 In Mendelssohn literature, where it is treated only rarely, usually briefly and sometimes disparagingly, the Sextet is occasionally described as a kind of “chamber piano concerto”.11 Considering the preponderant role of the piano, this is by all means an apt description. The piano part is set against the strings


in a way that often resembles the concerto style, and it is elaborated in a virtuoso manner; the strings parts, in their turn, quite often display the character of an orchestral accompaniment and make very few technical demands upon the performers. The sequence of movements, however, does not reflect the classical formal outline of the concerto which Mendelssohn otherwise followed in all of his works in this genre. The Sextet may have only three movements, but since the slow movement is followed directly by a Minuetto which precedes the closing Allegro, this results in the typical four-movement structure of the sonata form. Nevertheless, the young composer did not feel too rigidly bound to the regular sonata form. Perhaps he found inspiration to diverge from the norm here, as well as in other works of this period, in Beethoven’s music, in particular the finale of the Fifth Symphony with its quotation from the third movement.12 The Minuetto, which should really be called a “Scherzo” because of its 6/8 time and rapid tempo, is very short, covering only 36 bars until the start of the Trio. Like the Trio, it is also not in two sections.13 Instead, it suddenly turns up once again in the finale shortly before the close, where it is heard for the length of 31 bars as a reprise of the third movement in a new instrumentation and a partly modified setting; it is subsequently elaborated over 27 bars. The scoring of the Sextet is also unconventional. It does not simply expand the traditional chamber ensemble, but, in addition to the piano, it calls for one violin and two violas, whereby the cello is supplemented by a double bass to reinforce the lower register. This and several stylistic elements recall Johann Nepomuk Hummel’s Septet for flute, oboe, horn, viola, violoncello, double bass and piano Op. 74 of 1816, which was also issued as a quintet for violin, viola, violoncello, double bass and piano.14 In the slow movement, Mendelssohn draws upon some of his previous works in two different ways. The theme clearly alludes to the theme of the slow movement of the C minor Symphony, which had been written eight weeks earlier. And the violin and violas must play con sordino throughout the entire movement; the composer had already used this device to give a particular color to the slow movements of the Piano Concerto in A minor (1822) and the Double Concerto for violin, piano and orchestra in D minor (1823). In this edition, the opus number is only indicated in brackets and in a rather inconspicuous position, since it does not stem from the composer himself and since its high numbering could create the impression that it is a late work. However, it does not yet seem fully justified to omit it entirely, since it was used in editions and in secondary literature, as well as for performances and on recordings, for more than 130 years. For the permission to examine the autograph in detail, as well as to reproduce selected pages from it, we wish to express our cordial thanks to the staff of the Staatsbibliothek zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz, and in particular to Dr. Helmut Hell, director of the Music Division, and Dr. Hans-Günter Klein, director of the Mendelssohn Archives. For their valuable contributions, we also wish to thank Mr. Peter Ward Jones, music librarian of the Bodleian Library, Oxford, and Dr. Ralf Wehner, director of the work group for this edition at the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.

Leipzig, 3 July 2000

Christoph Hellmundt (Translation: Roger Clement)

1 Bodleian Library, University of Oxford, shelfmark MS. M. Deneke Mendelssohn b. 4 (Green Books b, No. 12; first printed in: The Letters of Fanny Hensel to Felix Mendelssohn, Collected, Edited and Translated with Introductory Essays and Notes by Marcia J. Citron, Pendragon Press [Stuyvesant, N.Y.], 1987, p. 379 f. 2 Music Division, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, shelfmark *MNY++ Mendelssohn Bartholdy, Felix, letter No. 27. 3 Mentioned in: Richard Linnemann, Fr. Kistner 1823/1923. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Musik-Verlages, Leipzig, 1923, p. 77, where we can read: “Only much later (1868) did Kistner acquire from the posthumous works the Sextet for piano, violin, two violas, violoncello and bass (Op. 110, D major), which was written in 1824 and had been performed once again in London on 16 March 1868 by Joseph Joachim a.o. […]”. – Announced in: Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung 3 (1868), No. 20 (13 May), p. 160; Neue Zeitschrift für Musik 64 (1868), No. 21 (15 May), p. 184; Signale für die musikalische Welt 26 (1868), No. 29 (22 May), p. 580; Musikalisch-literarischer Monatsbericht neuer Musikalien […] für das Jahr 1868, ed. by Adolph Hofmeister, Leipzig, No. 6 (June), p. 94; Verzeichniss sämmtlicher im Jahre 1868 […] erschienenen Musikalien […], ed. by the same, Leipzig, p. 20. – The edition in parts carries the plate number 3287, the score the plate number 3326. 4 Announced in: The Musical Times 13 (1867-69), p. 398 (1 May 1868): “Just published, Mendelssohn’s Posthumous Works, (Second Series). […] Sestetto, For Pianoforte, Violin, two Violas, Violoncello, and Contra-Basso. Op. 110. (In a few days.) […]”. – The edition carries the plate number 3935. 5 In the Novello edition, unlike the Kistner edition, the opus number is indicated only on the title page (which is that of the piano part) in small print, and not in the headings appearing on the different parts. The title page also gives the year of origin: “Composed in the Year 1824. | by F. Mendelssohn Bartholdy. “ 6 See the reviews of the 292nd concert of the “Monday Popular Concerts” a.o. in: The Musical Times 13 (1867-69), p. 346 (1 April 1868), as well as in the London dailies: Morning Post (March 17), Morning Star (March 18), Daily Telegraph (March 19), Daily News (March 18), Shipping and Mercantile Gazette (March 18), London Review (March 21), The Queen (March 21), Sunday Times (March 22) and Morning Standard and Herald (March 23). The three first-named newspaper reviews were reprinted in: The Musical World 46 (1868), p. 190 f. (21 March, 1868); all of the aforementioned reviews were also reprinted in the program booklets of the next concerts in the “Monday Popular Concerts” series on 23 March 1868 (294th concert, pp. 881-889) and 28 March 1868 (295th concert, pp. 925-927); copies in the collection of program booklets in The British Library, Music Collection, shelfmark M.d. 480. The editor owes this information to his colleague Dr. Ralf Wehner. 7 See the two reports from London of 14 and 21 March in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), No. 21 (27 March), p. 380. 8 “As no score of the sextet is accessible, it was impossible to make an analysis of the work, or to give an example in music type.” Monday Popular Concerts [program booklet for the 292nd concert on 16 March 1868, see Note 6], p. 827. 9 Daily News, March 18, 1868, reprinted in the program booklet of the 294th concert on 23 March 1868, p. 886. The reviewer of the Shipping and Mercantile Gazette also knew that the slow movement was in F sharp major (see Note 6; program booklet p. 887). 10 See the reviews in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), No. 46 (22 October), p. 922; Neue Zeitschrift für Musik 64 (1868), No. 46 (6 November), p. 396. – See also: Theodor Müller-Reuter, Lexikon der deutschen Konzertliteratur, Leipzig, 1909, p. 125. 11 For example, in: Eric Werner, Mendelssohn. Leben und Werk in neuer Sicht, Zurich/Freiburg im Breisgau, 1980, p. 80, where one can read: “Basically, it is a miniature chamber concerto for the piano, which is set against the five instruments.” See also the occasionally divergent, English-language version of this book, Eric Werner, Mendelssohn. A New Image of the Composer and His Age, London/New York, 1963, p. 63: “[…] while the Sextet pretends to be chamber music, in fact it is again a little piano concerto, which Felix clearly wrote for himself.” 12 See a.o. Greg Vitercik, The Early Works of Felix Mendelssohn. A Study in the Romantic Sonata Style, Philadelphia etc. (1992), p. 218; R. Larry Todd, The Chamber Music of Mendelssohn, in: Nineteenth-Century Chamber Music, ed. by Stephen E. Hefling, New York 1998 (= Studies in Musical Genres and Repertories), p. 180. 13 This was already pointed out in 1868 by the reviewer of the Daily News (see Note 9). 14 See R. Larry Todd, The Chamber Music of Mendelssohn (Note 12).


Sextett Sextett

fĂźrVioline, Violine, zwei Violen, Violoncello, Kontrabass Kontrabass und fĂźr 2 Violen, Violoncello, undKlavier Klavier [op. 110]

Felix Mendelssohn Bartholdy [op. 110] MWV Q 16 Felix Mendelssohn Bartholdy

Allegro vivace

Violino

Viola I

Viola II

Violoncello

Contrabbasso

Allegro vivace

Pianoforte

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Kammermusik-Bibliothek 2293 Kammermusik-Bibliothek 2293

herausgegeben vonChristoph ChristophHellmundt Hellmundt herausgegeben von

ŠŠ2005 byby Breitkopf Wiesbaden 2005 Breitkopf&& Härtel, Härtel, Wiesbaden


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*) Siehe Textkritische Anmerkungen. / See “Textkritische Anmerkungen�.


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