Extra
Freitag, 4. März 2011
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«Jetzt die Tränen – später ein Lächeln auf den Lippen» Bernard Thurnheer an der würdigen Gedenkfeier für Hans Jucker in Affoltern «Heute haben wir Tränen. Wenn wir aber später an Hans Jucker denken, dann tragen wir ein Lächeln auf unseren Lippen, weil er ja ein überaus fröhlicher Mensch war», sagte sein langjähriger Reporterkolleg Bernard Thurnheer an der Gedenkfeier im vollbesetzten Kasinosaal in Affoltern – ein Abschied, der dem überraschend Verstorbenen gerecht wurde.
8934 Knonau
................................................... von werner schneiter Verwandte, Freunde, Kollegen, Weggefährten: Rund 800 erschienen am Mittwochnachmittag im Kasinosaal zur Gedenkfeier für Hans Jucker, der am 19. Februar völlig überraschend verstarb. Und es war eine Feier, die ihm gerecht wurde, weil Trauer und Betroffenheit immer wieder durch Anekdoten gemildert wurden, auch in musikalischer Form durch «Nöggi». Für die besinnliche Musik sorgte Lina Schwob am Klavier. Pfarrer Thomas Müller sprach einleitend von einem unfassbaren Ereignis für seinen Verwandten- und Bekanntenkreis, ein Tod, der Fragen hinterlässt – besonders, weil er unerwartet eintraf, nicht einmal einen Monat nach seiner Pensionierung. «Hans Jucker wollte zwar kürzertreten, hatte aber in seiner neu gewonnen Freizeit noch viel vor: eine Kreuzfahrt, der Erwerb des SBB-Generalabos, Arbeit am neu erworbenen Laptop, die Reise mit dem FCA ins Trainingslager nach Valencia.» Jetzt, nach seinem Tod, werde vieles wieder lebendig: Erinnerungen an gemeinsame Zeiten, an gemeinsame Erlebnisse. In solchen Situationen besteht das Bedürfnis, zurückzuschauen, auch, weil damit die Erinnerung weiterlebe, sagte Pfr. Müller, der auch Hans Juckers Anfänge kurz streifte. Hans Jucker wuchs im Albisbrunn in Hausen auf – nicht als Zögling, sondern, weil seine Eltern im Erziehungsheim arbeiteten. Er fand dort Sportge-
wetter
Heitere Gesichter nach der Gedenkfeier – ganz im Sinne von Hans Jucker. Von links: Bruder Peter Jucker und dessen Ehefrau Erika, Beni Thurnheer, Toni und Kathrin Bortoluzzi. (Bilder Martin Platter)
Am Klavier: Lina Schwob.
Ergriffen: Beni Thurnheer.
Pfarrer Thomas Müller.
räte aller Art vor, aber Fussball blieb seine Lieblingsbetätigung. Ihm konnte er im FC Affoltern frönen. Er brachte es dort zwar in die erste Mannschaft. Einer Karriere stand aber der mangelnde Wille zum harten Training entgegen. Dem FCA blieb er ein Leben lang treu, diente ihm in drei Abschnitten insgesamt 19 Jahre lang als Präsi-
dent. – Pfarrer Müller bezeichnete Hans Jucker als Senkrechtstarter und als einen, der stets früher ins Ziel kam als andere. Noch vor Abschluss der 3. Sek trat er eine Verwaltungslehre an und wurde als noch nicht Volljähriger zum jüngsten Aeugster Gemeindeschreiber aller Zeiten. Die Schnelligkeit zeigte sich auch später: Hans Jucker war kein körperlicher Chrampfer, aber ein begnadeter mit Initiativwillen ausgestatteter Organisator, unter anderem OK-Präsident der Tourde-Suisse-Etappen oder der Bezirksgewerbeschau.
nie reiten oder boxen sehen, nie auf dem Velo oder auf Skis – aber immer habe er kompetent berichtet. «Sein Tod macht uns fassungslos und traurig. Es ist schwer zu begreifen, was die oberste Rennleitung entschieden hat. Heute haben wir Tränen, später tragen wir ein Lächeln auf unseren Lippen, weil er ein fröhlicher Mensch war», schloss Beni Thurnheer.
«Allzweckwaffe» des Fernsehens
bauernregel «Um den Tag des Fridolin (6. März), da zieht der letzte Winter hin.»
Lisette Müller-Jaag Kantonsrätin Baaregg 33
Er habe ihn vor 38 Jahren kennen gelernt, komme aber heute im Zusammenhang mit Hans Jucker erstmals zu einem Anlass, bei dem die Stimmung bedrückt sei, sagte Reporterkollege Beni Thurnheer. Er bezeichnete ihn als überaus fröhlichen, energievollen und belastbaren Menschen mit Tatendrang. Der damalige Sportchef des Fernsehens, Martin Furgler, habe das schnell bemerkt und ihm zunehmend schwierigere Aufgaben übertragen – vor allem jene, bei denen in der Fernseharbeit Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit gefragt sind. «Das halted mer us», habe Hans Jucker gesagt, wenn ein Ereignis hohe Wellen schlug. Thurnheer bezeichnete ihn als «Allzweckwaffe» der Sportabteilung, der über jede Randsportart berichtete und dort die Balance zwischen Fachwissen und journalistischer Distanz mühelos schaffte. Dank dem Sport habe Hans die Welt gesehen – er war unter anderem zwölfmal an Olympischen Spielen –, und überall habe er sich schnell zurechtgefunden, wenngleich er der englischen Sprache nicht mächtig gewesen sei. «Hans habe ich
Leben in der Öffentlichkeit Nationalrat Toni Bortoluzzi, ehemaliger Gemeindepräsident und langjähriger Gemeinderatskollege, beeindruckten drei Eigenschaften von Hans Jucker: seine Flexibilität, sein schnelles Rechnen und seine Arbeit als Organisator. Er bezeichnete ihn als einen, der sich selber war und nie ein Blatt vor den Mund nahm. Auch aus seiner Homosexualität machte er kein Geheimnis. Als Müsterchen erzählte Bortoluzzi von einer Gemeinderatsreise ins Berner Oberland. «Wir sprachen von der Jungfrau. Hans sagte zur Gemeinderatskollegin: Gell, wir nehmen den Mönch...» Der Verstorbene habe sein Leben in der Öffentlichkeit verbracht und den Plastik auf der Herdplatte in seiner Eigentumswohnung nie entfernt. Er habe vieles bewegt in der Gemeinde und in der Region, auch dort, wo man es nicht vermute. «Der Bisliker Weiher beispielsweise ist ein Verdienst von Hans Jucker», so Toni Bortoluzzi. Auf der anderen Seite war er Präsident des Vereins Ja zur N4 und selber Gastro-Unternehmer – insgesamt ein Liberal-Konservativer und in Restaurants ein gerne gesehener Gast. «Eine Persönlichkeit, an die wir uns gerne erinnern», schloss Bortoluzzi. Und ganz im Sinne des Verstorbenen: Am Schluss der Feier gab es Weisswein.
Liebe Frau Müller-Jaag Als verantwortungsvolle Politikerin forderten Sie kürzlich im Kantonsrat mit einem Vorstoss, dass sich in den Zürcher Spitälern die Chirurgen künftig einem Alkohol- und Drogentest unterziehen müssen. Mir fiel ein riesengrosser Felsbrocken von meinem arg ramponierten Herzen. Seit Jahren plagen mich derartige Ängste. Es dürfte als Binsenwahrheit gelten, dass niemand davor gefeit ist, unerwartet in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden. Die Gefahren lauern überall! Ganz abgesehen von der drohenden Gefahr, mit dem Auto in einen Unfall mit einem betrunkenen Lenker verwickelt zu werden, kann eine simple Blinddarmentzündung dafür sorgen, auf dem Operationstisch zu landen. Die Vorstellung in einer solch schrecklichen Situation auch noch einem stockbesoffenen Gott in Weiss ausgeliefert zu sein, ist Horror pur! Da nützt selbst Ihr grossartiger Wahlslogan «Kühler Kopf – warmes Herz», rein gar nichts. Man kennt sie ja, die Herren in den weissen Kitteln. In ihrer Bierseligkeit verwechseln sie schnell einmal das Skalpell mit dem Küchenmesser. Die Polizei hat im übrigen mit den Rasern ähnliche Probleme wie mit den sturzbetrunkenen Bauchauf- und Halsabschneidern. Nur sollten wir jetzt mit dieser Forderung nicht stillstehen und die ganze Problematik umfassend behandeln. Drogen- und Alkoholtests sind durchaus in vielen anderen Bereichen dringend vonnöten. Ich denke da an Schnelltests für Postautochauffeure und Lokführer der SBahnen vor der Abfahrt. Sehr gut wäre auch, wenn liebestrunkene Brautpaare auf dem Standesamt unmittelbar vor dem Jawort ins Röhrchen blasen müssten. Ich würde fast wetten, dass die Scheidungsrate wieder markant sinken würde. Ebenfalls sehr gefährdet sind natürlich alle stimmberechtigten Personen. Kommt es doch immer wieder vor, dass ich bei Wahlund Abstimmungsergebnissen das ungute Gefühl habe, einige total bekiffte Bürger hätten da den Stimmzettel ausgefüllt. Den Politikern allerdings traue ich absolute Nüchternheit zu. Vielleicht mit einer kleinen Ausnahme. Während einigen Monaten vor den Neuwahlen wäre es möglicherweise angezeigt, auch hier entsprechende Kontrollen vorzunehmen. Wahlwerbung kann offensichtlich ebenfalls schlimme Rauschzustände hervorrufen. Meist äussern sich diese Symptome in aufsehenerregenden und skurrilen Vorstössen. Es gib demnach immer noch viel zu tun! Also, machen Sie weiter, liebe Frau Müller-Jaag. Ich zähle auf Sie. Mit freundlichen Grüssen Martin Mullis