JAHRESBERICHT 2014
PROJEKTE INLAND: DEUTSCHLAND 33
Deutschland
Zahlen und Fakten open.med • open.med bietet regelmäßig allgemeinmedizinische Sprechstunden sowie Sprechstunden für Kinder und Jugendliche, für Frauen, für chronisch kranke und für psychisch kranke Menschen an. • Die 45 Mediziner(innen), Berater(innen) und Studierenden arbeiten ehrenamtlich. Auch die etwa 80 Münchner Fachärzt(inn)en, mit denen open.med kooperiert, sind ehrenamtlich tätig. • Die Klient(inn)en werden auch sozialrechtlich unterstützt. Ziel ist es, den Wiedereinstieg in das reguläre Gesundheitssystem zu ermöglichen • Seit ihrer Gründung im September 2006 verzeichnet die Anlaufstelle steigende Patientenzahlen. 2014 suchten 633 Menschen open. med auf. Die Gesamtzahl der Konsultationen belief sich auf 1888.
Dänemark
Nordsee
• 60 % der Erkrankungen wurden als chronisch eingestuft. Ein Viertel der Frauen kam aufgrund einer Schwangerschaft. • Die meisten Patient(inn)en kamen aus der EU (66 %), davon waren 16 % Deutsche, 36,5 % Zuwanderer aus Bulgarien, 7 % kamen aus Rumänien. Migrant(inn)en ohne Aufenthaltsstatus machten 11 % des Anteils aus. • 92 % der Patient(inn)en lebten unterhalb der Armutsgrenze und 85,5 % hatten keine feste Arbeit. 79 % hatten bei ihrem ersten Besuch keinen Krankenversicherungsschutz. • Die Mehrheit der Patient(inn)en, die versucht hatten, einen Arzt aufzusuchen, sah sich dabei mit finanziellen Problemen konfrontiert. Andere Probleme waren Sprachbarrieren, Schwierigkeiten mit der Krankenkasse bzw. dem Sozialamt oder das schwer verständliche Gesundheitssystem.
Begleiten in schwierigen Lebenssituationen Die psychiatrisch-psychologische Sprechstunde bei open.med Immer schon kamen Patient(inn)en, die neben ihren körperlichen Beschwerden auch mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten, in die reguläre Sprechstunde von open.med. Bisher wurden sie dann zur weiteren Behandlung an kooperierende Ärzte und Ärztinnen vermittelt. Doch im vergangenen Jahr führte open.med ein eigenes Angebot ein: die psychiatrisch-psychologische Sprechstunde. Zwei Mal im Monat findet sie statt, durchgeführt wird sie von ehrenamtlich arbeitenden Ärztinnen. Eine von ihnen ist Stephanie Hinum, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit Juni 2014 betreut sie bei open.med Menschen mit psychischen Problemen. Sie stellt die ärztliche Diagnostik,
Polen
Niederlande Belgien
Berlin
Deutschland Tschechische Republik
Lux. München Frankreich
Österreich
Schweiz Italien
Projektort München Projektziel Medizinische Basisversorgung für Menschen ohne Kranken versicherung Finanzierung Stadt München, Ausländerbeirat der Stadt München, Paul-Ritzau-Stiftung, Sternstunden e.V., private Spenden
verschreibt Medikamente, beobachtet den Krankheitsverlauf und bietet psychotherapeutische Sitzungen an. Die Psychiaterin Veronika Trenner-Burger unterstützt zusätzlich Menschen, die unter Depressionen leiden oder sich in einer Krise befinden. Manchmal ist die gesamte Lebenssituation so schwierig, dass die Patient(inn)en gar nicht wissen, wo und wie sie anfangen sollen. Das psychologisch-psychiatrische Angebot hilft ihnen dabei, zunächst einmal wieder Boden unter den Füßen zu spüren und sich zu stabilisieren. Anschließend ist es dann für die meisten Betroffenen möglich, Mut zu fassen und Kräfte zu mobilisieren für die weiteren Schritte. „Mir macht diese ehrenamtliche Tätigkeit sehr große Freude. Und ich merke die positiven Veränderungen“, sagt Ärztin Stephanie Hinum. „Denn bisher haben wir noch jeden Patienten auf den Weg gebracht.“