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DAS KREUZCHEN DES ANSTOSSES

Marc Odermatt ist ein fantastischer Skifahrer, der an der kürzlichen Ski-WM 2023 zwei Goldmedaillen gewonnen hat. Unklar bleibt, für welches Land er da überhaupt gefahren ist. Sind es etwa die Länder Raiffeisen, BKW, Bayard, Helvetia, Sunrise, Audi, deren Logo während dem Interview mit dem Schweizer Fernsehen unübersehbar auf dem Hemd des Skistars prangten? Oder doch eher Reusch oder Red Bull, wie auf seinem Hut geschrieben steht, den er sich extra für das Interview im warmen Studio angezogen hat?

Sportler und Sportlerinnen sind heute lebendige Reklamesäulen. Als Fernsehzuschauer und -zuschauerin gilt es dies zu akzeptieren und im Grunde ist so selbstverständlich geworden, dass die Werbung kaum mehr bewusst auffällt.

Noch weniger fällt auf, wenn die Fernsehmoderatorinnen ein kleines Schmuckstück, etwa ein Minikreuz, um den Hals tragen. Doch halt, dem Fernsehsender SRF selber ist das unscheinbare Kreuzchen aufgefallen und hat seine «10 vor 10»Moderatorin, Wasiliki Goutziomitros, daraufhin gerügt, weil religiöse Symbole in Nachrichtensendungen nicht vorgesehen seien. Von «Verbot» will SRF aber nicht reden, sondern der Sender hält es «nicht für angemessen, weshalb wir darauf verzichten».

Der vorauseilende Gehorsam des Senders ist bedenklich. Noch ist das Tragen von religiösen Symbolen am Arbeitsplatz in der Schweiz gesetzlich nicht verboten. Die Unabhängigkeit und Seriosität eines journalistischen Beitrags zeigen sich nicht an der Schmuckstücken der Journalisten oder Journalistinnen, sondern in der konsequenten, umfassenden Recherche ohne Rücksicht auf Interessenvertreter.

Es ist angemessen, wenn sich der Fernsehsender diesbezüglich noch steigern kann. Niklaus Baschung

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