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Gastbeitrag: Stadt-Land-Lastenrad

80% der Einkäufe könnten mit dem Lastenrad erfolgen

Von der sauberen, platzsparenden und leisen Transportmobilität mit dem Lastenrad können sowohl städtische Quartiere als auch der ländliche Raum stark profitieren. Und das Potenzial ist gerade im urbanen Raum sehr hoch. Rund 30% aller Warentransporte könnten im Stadtgebiet mit dem Lastenrad erfolgen. Im Dienstleistungsbereich wären es sogar 50% der Fahrten, und im Hinblick auf die privaten Einkäufe fast 80%, die mit dem Lastenrad erledigt werden könnten. Doch wie sieht die Realität aus? Nur rund die Hälfe der Deutschen kennen überhaupt Lastenräder und magere zwei Prozent nutzen diese regelmäßig. Viel Luft nach oben in Zeiten des Fahrradbooms. Und viele Fragen, warum es uns nicht gelingt die Möglichkeiten des Lastenrad für die Mobilitätswende besser zu nutzen?

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Unser kleines Vorhaben „Stadt Land Lastenrad“, welches wir als LogistikLotsen für die Metropolregion Nordwest e.V. aktuell voranbringen, versucht gleichermaßen die Bekanntheit des Lastenrads zu fördern, interessierte Akteure zu vernetzen, Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen, spannende Projekte und Initiativen aus dem In- und Ausland vorzustellen, und auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen. Dafür organisieren wir über den Winter vier Webinare zu den Themen Parkraum für Lastenräder, kreative Sonderformen, Liefern mit dem Lastenrad und Cargobike-Sharing. Zudem entwickeln wir Prototypenideen für eine Lastenradgarage und ein touristisches Picknick-Rad.

Laut einer Umfrage, die wir im Sommer vergangenen Jahres für das Neustadt Stadteilmanagement durchgeführt haben, sind fehlende Abstellplätze der Hauptgrund, der gegen die Anschaffung eines Lastenrads spricht. Andere Untersuchungen bestätigen das. Und unser geplantes Picknick-Rad steht sinnbildlich für den aktuellen Trend Fahrradurlaub und verkörpert einen regional-nachhaltigen Tourismusansatz. Im späten Frühjahr und Sommer planen wir dann die Prototypen und unsere geplante MiniAusstellung zum Thema Lastenrad in einem Tiny House auf der Gemüsewerft der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Ausstellung wird auch mobil an anderen Orten in der Region zeigbar sein. Abschließender Baustein unseres temporären Vorhabens ist dann der geplante Transport von Gemüsekisten aus der urbanen Landwirtschaft der Gemüsewerft im Bremer Stadtgebiet und möglicherweise auch im regionalen Umland.

Doch solche Projekte und Aktionen können ähnlich den Pop-up-Radwegen nur der Anfang sein auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilitätswende. Wir brauchen mehr Mut zum Ausprobieren im größeren Maßstab, die urbane Infrastruktur sollte dringend umfassend fahrradfreundlicher gestaltet werden, Sharing im Ganzen gedacht, Kaufprämieren angeboten und insbesondere sollten Themen wie Innenstadtentwicklung und die Zukunft des Handels mit dem Lastenrad zusammengedacht werden. Wir müssen aufhören zu schieben. Mit ein bisschen mehr Schwung und Tritt in die Pedale könnte sich die Region schnell zum nationalen Laststenrad-Leuchtturm entwickeln. Nordwest e.V. wird von der Wirtschaftsförderung Oldenburg und Bremen BIKE IT! gefördert. Aktuelles zum Projekt findet sich auf: www.instagram.com/stadtlandlastenrad/

Zum Autor: Sven Hermann ist Vorstandsvorsitzender des Vereins Logistik Lotsen für die Metropolregion Nordwest e.V., Professor für Logistik & Supply Chain Management an der NBS Northern Business School und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens ProLog Innovation.