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Ein Foto und seine Geschichte – Pawlowa

Dies ist eine ungewöhnliche Buchbesprechung.

Conrad Schlimm lebt seit kurzer Zeit im Hospiz. Seine Tochter schenkte ihm ein kleines Buch, vielleicht würde es ihn ja auf andere Gedanken bringen. Das tat es wohl. Abends, allein in seinem Zimmer, begann er zu lesen, zu schmunzeln. Am anderen Morgen war das Buch »geschafft«. Innerhalb kürzester Zeit orderte Conrad Schlimm einige Dutzend Exemplare des Buches, um es in seinem Leben noch möglichst vielen Menschen schenken zu können, und seinem Buchhändler, der »Pawlowa« nicht kannte, überreichte er diese kurze und treffende Zusammenfassung.

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Der Buchhändler sagt Danke – und alles, alles Gute, Conrad Schlimm!

An einem Tag, als es mir gesundheitlich besonders schlecht ging und meine Tochter mir ein Geburtstagsgeschenk überbrachte, hatte sie noch ein kleines Päckchen angehängt. Du solltest mir doch nichts schenken. Was ist das? Papa, ein Buch. Hast du es gelesen? Nein, ich habe es gekauft. Es war also eine Empfehlung des Buchhändlers. Und was für eine! Als meine Tochter verschwunden war, saß ich erst gedankenverloren da und fing dann an zu lesen. Kurze Zeit später kam meine Frau und fragte mich, warum ich lache. So skurril kann wohl auch nur ein verrückter Engländer schreiben. Das war für diesen Moment genau der richtige Lesestoff.

Eigentlich hat Mr. B die Faxen dick, als er mit einem Fernsehteam durch Pakistan gereist ist, dem er beratend zur Seite stand, das ihn aber nicht besonders liebte. Die Dreharbeiten sind abgeschlossen und man befindet sich eigentlich schon auf dem Heimweg nach London, als Mr. B seine Mitreisenden mitten im wuseligen Peschawar veranlasst anzuhalten, um ihn aussteigen zu lassen. Was hat er entdeckt? Einen kleinen Esel, eigentlich eine Eselin, in Wirklichkeit ein Eselbaby, das für die Lasten dieser Welt noch viel zu klein und schutzbedürftig ist. Spontan kommt Mr. B die schrullige Idee: Diesen Esel nehme ich mit nach London, und wenn ich zu Fuß gehe. Da sich dies so schnell nicht realisieren lässt, trennt sich das Team von Mr. B und überlässt ihn samt seinem Esel einem aufgeregten und wilden Peschawar. Und Mr. B kümmert sich um dieses Eselbaby, um dessen Wohlergehen, und macht sich anschließend tatsächlich auf den langen Weg nach London. Der Autor Brian Sewell nimmt uns dabei mit durch Länder des Nahen Ostens, macht uns vertraut mit der Geschichte dieser Region. Die reicht von Noah über Alexander den Großen, Griechen und Römer bis in die heutige Zeit. Und er versteht es, gerade die vielfältigen aktuellen Probleme dieser Regionen zu vertiefen.

Die Bilder sind so unterhaltsam, so voller Poesie und Liebe zu Menschen und Tieren, dass man dieses Büchlein auf Anhieb mag und nicht aus der Hand legen will. – Etwas für jeden Moment oder gerade für meinen, in jedem Fall eine Empfehlung.

Conrad Schlimm

Brian Sewell PAWLOWA oder Wie man eine Eselin um die halbe Welt schmuggelt Aus dem Englischen von Claudia Feldmann Insel Verlag, 14.- Euro