StiftungsReport 2011/12

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„Ich ertappe mich dabei, dass ich den Klimawandel immer öfter verdränge.“

Klimawandel: Verdrängen gilt nicht Die Mehrheit der Deutschen sieht beim

Prozent

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Klimawandel den Tatsachen ins Auge. Al-

Gesamt

(n= 1.004) 8

23

41

28

48

27

nach Altersklassen 14 – 29

(n= 215)

30 – 39

(n= 146)

40 – 49

(n= 193)

50 – 59

(n= 158)

60 +

(n= 292)

8

18

4

29

13

46 27

8

17

6

24

20 23

37 40 37

35 34

stimme völlig zu

stimme eher nicht zu

stimme eher zu

stimme überhaupt nicht zu

keine Angabe Quelle: Umfrage „Klima- und Umweltschutz“, Bundesverband Deutscher Stiftungen durch Emnid (März 2011)

Natürliche Knappheit Keine Frage: Natürliche Knappheit existiert. Der Ökonom und Klimafolgenforscher Ottmar Edenhofer sieht das Problem jedoch nicht in erster Linie bei den Ressourcen, sondern bei Senken wie Wäldern, Ozeanen und Böden. Die Knappheit dieser natürlichen öffentlichen Güter führe dazu, dass die Atmosphäre sich weiter aufheizt – zumal bei drastisch steigender Weltbevölkerung.93

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Diejenigen, die die Orientierung am Wachstum als ideologisch kritisieren, hadern daher mit dem neuen Credo, demzufolge sich das Klimaproblem durch „grünes Wachstum“ lösen ließe. Sie beharren auf grundlegenden Veränderungen, einer Abkehr von

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lerdings ist der Prozentsatz derjenigen, die das Thema häufiger verdrängen, bei den 30- bis 49-Jährigen höher als in anderen Altersgruppen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden: Sei es, dass diese Menschen beruflich stark eingebunden sind und sich nicht zusätzlich belasten möchten oder dass sie sich nur ungern die Zukunft ihrer heranwachsenden Kinder in der ungewissen Welt von morgen vorstellen mögen.

der Ideologie des Höher-Schneller-Weiter. Als Argument führen sie unter anderem den Rebound-Effekt an, der sich gut an der Entwicklung des privaten Energieverbrauchs veranschaulichen lässt: Wenn neue Technologien zwar 30 bis 40 Prozent der Energie einsparen, sich die Wohnfläche je Einwohner gleichzeitig aber um 40 Prozent erweitert, hat das dem Klima nicht genützt. Angesichts des wachsenden Rohstoffverlangens der Schwellenländer sei die effizientere Nutzung von Ressourcen allein nicht ausreichend, um das Klima zu retten. Bei den Benediktbeurer Gesprächen 2010 der Allianz Umweltstiftung sagte der Grünen-Politiker Fritz Kuhn: „Worauf es ankommt, ist, dass das weltweite Wachstum die Effizienzsteigerungen und Einsparungen am Ende nicht wieder auffrisst.“ Dennoch greift es zu kurz, Wachstum per se zu diffamieren. Ottmar Edenhofer plädiert sogar ausdrücklich für Wachstum. Es müsse allerdings vom Verbrauch fossiler Rohstoffe abgekoppelt werden. Deswegen seien auch Effizienzsteigerungen alleine unzureichend, um den gefährlichen Klimawandel zu verhindern. „Die Steigerung der Energieeffizienz führt zu mehr Wachstum und damit zu einem größeren Carbon Footprint“, sagt Edenhofer. Sie unterlaufe die eigentlichen Absichten. Aus seiner Sicht


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