P RO G R A M M M AG A Z I N D E Z . 1 6 – J A N . 17
Klänge, die berühren Ob der satte Klang eines 12-Zylinders oder die zarte Passage von Klavier und Geige – uns fasziniert harmonisches Zusammenklingen. www.amag.ch
Mit Leidenschaft. Für Sie.
E D I TO R I A L
E D I TO R I A L
MICHAEL BÜHLER Liebe Konzertbesucherinnen, liebe Konzertbesucher
Vormund will Mündel verheiraten, Mündel hat bereits anderen Geliebten, dessen Vater mit dem Vormund verfeindet war, Geliebter gibt sich als versprochener Ehemann aus, vermeintlicher Schwiegervater entlarvt den Streich, Revanche des vermeintlichen Schwiegervaters, Happy End! War das zu schnell für Sie? Dann lehnen Sie sich genüsslich zurück und lassen Sie sich die Liebesverflechtungen musikalisch-theatralisch vor Augen führen. Bei unserer Opera-Box-Produktion «Il Signor Bruschino» bleibt garantiert kein Auge trocken! Witzig-unterhaltsam wird auch unser Silvester- und Neujahrskonzert mit Igudesman & Joo. Die schon jetzt legendären Musik-Comedians präsentieren I hnen ihre neuste Bühnenshow «UpBeat». Auf keinen Fall verpassen! Und auch sonst vertreiben wir jegliche Wintertrübsal, etwa mit dem lockeren Klassik-Talk-Format «Director’s Cut», mit festlicher Barockmusik mit Daniel Hope oder Beethoven-Klängen mit Sir Roger Norrington und dem Ausnahmepianisten Martin Helmchen. Das Zürcher Kammerorchester und ich wünschen Ihnen eine frohe Weihnachtszeit.
Ihr Michael Bühler Direktor
Hauptpartner
Innovationspartner
Subventionsgeber und Gönner
03
Music Director Daniel Hope 1. Violine Willi Zimmermann, Konzertmeister Donat Nussbaumer, Stv. Konzertm. Sandra Goldberg Jana Karsko Asa Konishi Jankowska Kio Seiler 2. Violine Daria Zappa Matesic, Stimmführung Silviya Savova-Hartkamp, Stv. Stimmf. Anna Tchinaeva, Stv. Stimmführung Hiroko Takehara Strahm Viola Ryszard Groblewski, Stimmführung Frauke Tometten Molino, Stv. Stimmf. Janka Szomor-Mekis Pierre Tissonnier Violoncello Nicola Mosca, Stimmführung Anna Tyka Nyffenegger, Stv. Stimmf. Silvia Rohner Geiser
DA S Z Ü R C H E R K A M M E RO R C H E S T E R SAISON 2016 – 2017 1945 durch Edmond de Stoutz gegründet, zählt das Zürcher Kammerorchester heute zu den führenden Klangkörpern seiner Art. Unter der Leitung von Edmond de Stoutz und später von Howard Griffiths und Muhai Tang erlangte das Ensemble internationale Anerkennung. In der Ära mit dem weltweit angesehenen Principal Conductor Sir Roger Norrington, von 2011 bis 2015, konnte das Zürcher Kammer orchester seine hervorragende Reputation nachhaltig festigen. In der Saison 2016/17 leitet mit Music Director Daniel Hope erstmals kein Dirigent, sondern ein Instrumentalist das Orchester. Regelmässige Einladungen zu internationalen Festivals, Gastspiele in den bedeutenden Musikzentren Europas, Konzerttourneen auf fast allen Kontinenten sowie zahlreiche gefeierte CD-Produktionen belegen das weltweite Renommee des Zürcher Kammerorchesters. Das Repertoire ist breit gefächert und reicht von Barock (in historisch informierter Spielweise auf Darmsaiten und mit Barockbögen) über Klassik und Romantik bis zur
Kontrabass Seon-Deok Baik, Stimmführung Hayk Khachatryan, Stv. Stimmf.
Gegenwart. Bemerkenswert ist zudem die Zusammenarbeit mit Musikern aus anderen
Oboe Roman Schmid
lichen sowie die Förderung junger Instrumentalisten sind dem Zürcher Kammer
Horn Thomas Müller Martin Ackermann Cembalo Naoki Kitaya
Bereichen wie Jazz, Volksmusik und populäre Unterhaltung. Die Nuggi-, Krabbel-, Purzel-, abc- und Kinderkonzerte, die Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendorchester ebenso wichtig wie die kontinuierliche Zusammenarbeit mit weltweit gefeierten Solisten.
www.zko.ch
I N H A LT
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
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06
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20
30
KONZERTÜBERSICHT
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Alle ZKO-Konzerte auf einen Blick
SIR ROGER NORRINGTON UND MARTIN HELMCHEN Pianist Martin Helmchen verrät, was für
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ihn eine geglückte Aufführung ist.
FOKUS Igudesman & Joo nehmen den Klassikbetrieb aufs Korn.
34
KIND UND KEGEL Grosse Töne für die Kleinen
14
DIRECTOR’S CUT Daniel Hope über das neue Format
35
«Director’s Cut» 16
DANIEL HOPE
ZKO INSIDE Im Gespräch mit Matthias Kägi
36
Warum die Epoche des Barock
ZKO AKTUELL Neue Gesichter, neue Länder
revolutionär war. 38 20
ZKO FREUNDE
TRIO ZIMMERMANN
ZKO Freunde wagen ein
Drei Weltklasse-Solisten und ihr neuer
musikalisches Abenteuer.
Blick auf die Goldberg-Variationen 40 24
KOLUMNE Daniel Hope – Macht Musik glücklich?
WEIHNACHTSKONZERT Gotteslob mit Geschichte: Was sich hinter Händels «Gloria» und C. P. E. Bachs «Magnificat» verbirgt.
26
OPERA BOX Eine Liebesgeschichte direkt vor der Nasenspitze
42
VORSCHAU / IMPRESSUM
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06
KO N Z E R T Ü B E R S I C H T
A L L E Z KO - KO N Z E RT E AUF EINEN BLICK DEZEMBER 16 DI, 6. DEZ. 2016,
S A , 1 0 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 1 / 1 6 U H R ,
DI, 13. DEZ. 2016, 19.30 UHR,
1 4 U H R ( E N G L . ) , Z KO - H A U S
TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
ES KLOPFT BEI WANJA
TRIO ZIMMERMANN
IN DER NACHT
Meisterzyklus-Abo
Purzel-Konzert
Frank Peter Zimmermann Violine
DIRECTOR’S CUT
Musikerinnen und Musiker des ZKO
Antoine Tamestit Viola
ZKO, Daniel Hope Violine
Thomas Douglas Erzählung
Christian Poltéra Violoncello
Special Guest
Anina La Roche Konzept und szenische
Werke von Bach
Daniel Hope empfängt prominente Gäste –
Einrichtung
2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S
das ZKO spielt Werke von Bach bis Ligeti.
Gioacchino Rossini
IL SIGNOR BRUSCHINO
ZKO, Andres Joho Musikalische Leitung D O, 8 . D E Z . 2 0 1 6 , 19.30 UHR, PREDIGERKIRCHE
Paul Suter Regie Nina Debrunner Regieassistenz Erich Bieri Gaudenzio
DANIEL HOPE
Violetta Radomirska Sofia
Barock-Abo
David Margulis Florville
ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung
Cheyne Davidson Bruschino padre
Willi Zimmermann Konzertmeister
Barbara Hensinger Marianna
Werke von Telemann, Vivaldi, Matteis,
Matthias Müller Bruschino figlio
von Westhoff, Falconieri und Bach
Jürg Krattinger Filiberto Thomas Pütz Polizeikommissar
FR, 9. DEZ. 2016, 19.30 UHR,
Mi, 28.12., 19.00 Uhr – Premiere
Z E N T RU M PA U L K L E E , B E R N
Sa, 31.12., 16 / 20 Uhr Mi, 4. und Sa, 7.1., 19.00 Uhr
DANIEL HOPE
So, 8.1., 16.00 Uhr, Sa, 14.1., 19.00 Uhr
ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung
So, 15.1., 16.00 Uhr
Willi Zimmermann Konzertmeister
ZKO-Haus
Werke von Telemann, Vivaldi, Matteis, von Westhoff, Falconieri und Bach
BILLETTKASSE ZKO-BILLETTKASSE Seefeldstrasse 305 CH-8008 Zürich E-Mail: billettkasse@zko.ch
JANUAR 17
Tel. 0848 848 844 Fax 044 388 36 10 ÖFFNUNGSZEITEN
D O, 1 5 . D E Z . 2 0 1 6 , FR, 16. DEZ. 2016, 19.30 UHR,
S O, 1 . J A N . 2 0 1 7 , 1 7 . 0 0 U H R ,
Mo – Fr 11.00 bis 17.00 Uhr
TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
durchgehend
NEUJAHRSKONZERT «UPBEAT»
BILLETTKASSE TONHALLE
Kleines Abo
Claridenstrasse 7, Zürich
ZKO, Aleksey Igudesman Violine
Tel. 044 206 34 34
Hyung-ki Joo Klavier Willi Zimmermann Konzertmeister
MUSIK HUG Limmatquai 28 – 30, Zürich
FRAUMÜNSTER WEIHNACHTSKONZERT
JECKLIN MUSIKHAUS
Barock-Abo
Rämistrasse 30, Zürich
ZKO, Zürcher Konzertchor Diego Fasolis Dirigent
JELMOLI ZÜRICH-CITY
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Seidengasse 1, Zürich
Sonja Leutwyler Alt Cyril Auvity Tenor
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Christian Immler Bass
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André Fischer Choreinstudierung Werke von Händel und C. P. E. Bach FR, 20. JAN. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L SA, 31. DEZ. 2016, 17.00 UHR, KKL LUZERN
SIR ROGER NORRINGTON UND MARTIN HELMCHEN
SILVESTERKONZERT «UPBEAT»
Grosses Abo, Piano-Abo
Extrakonzert
ZKO, Sir Roger Norrington Ehren-
ZKO, Aleksey Igudesman Violine
dirigent, Martin Helmchen Klavier
Hyung-ki Joo Klavier
Werke von Beethoven
Willi Zimmermann Konzertmeister SA, 28. JAN. 2017, 1 1 / 1 4 / 1 6 U H R , Z KO - H A U S DER KLEINE IGEL VERIRRT SICH IM SCHNEE Musikerinnen und Musiker des ZKO
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Renata Blum Konzept und Erzählung
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Krabbel-Konzert
L I E B E VO L L UND RESPEKTLOS MUSIK, SPASS UND UNTERHALTUNG ZUM JAHRESWECHSEL: DAS DUO IGUDESMAN & JOO BEGEISTERT, INDEM ES GEMEINSAM MIT DEM ZKO DIE KLASSIKER AUF DEN ARM NIMMT. EIN GESPRÄCH MIT ALEKSEY IGUDESMAN ÜBER DIE NOTWENDIGKEIT, DIE KLASSIK NEU ZU ERFINDEN.
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FOKUS
Herr Igudesman, nehmen wir die Klassiker zu ernst? Man kann Schubert, Wagner oder Mahler natürlich ganz ernst spielen – es ist ja nicht so, dass sie schlechte Musik geschrieben hätten. Aber ich wünsche mir tatsächlich zuweilen etwas mehr Humor in der so genannten Klassik. Wir haben unseren Konzert betrieb in den letzten 120 Jahren kaum verändert. Alles funktioniert noch immer nach dem alten S chema: Die Leute ziehen sich gut an, setzen eine ernste Miene auf, kommen und schweigen. Sie k latschen nicht, wenn sie begeistert sind, sondern nur, wenn der letzte Satz verklungen ist. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass wir diese Rituale ein wenig infrage stellen: mit mehr Humor, mehr Unterhaltung, mehr Leichtigkeit …
«Musiker geben Konzerte, um das Publikum zu unterhalten, zu berühren oder zu begeistern.» Während Sie genau damit grosse Erfolge feiern, pocht ein eingeschworener Teil des Klassikbetriebs auf die Tradition. Und genau das verstehe ich nicht. Denn letztlich führen wir das Konzert zurück auf seine ursprünglichen Wurzeln. Erst mit Gustav Mahler haben sich die Künstler und das Publikum irgendwie geeinigt, dass Musik eine todernste Sache sein soll. Das war bei Mozart und Beethoven noch vollkommen anders. Mozart schrieb seinem Vater in einem Brief einmal voller Freude, dass das Publikum bereits nach dem ersten Satz gejubelt habe. Damals war es also selbstverständlich, dass man seine Begeisterung zeigen durfte. Im Barock hat der König während des Kon-
Es ist natürlich auch leicht, sich über einen
zerts hinter dem Vorhang sogar mit seiner
Komponisten wie Wagner lustig zu machen.
Mätresse …
Das erinnert mich ein bisschen an das Prinzip
… eben! Es war auch gang und gäbe, dass früher nur
einer Beerdigung: Jeder ist so ernst, dass das
einzelne Sätze oder Werke verschiedener Komponis-
kleinste Abweichen vom Bekannten schon
ten aufgeführt wurden, oder Variationen auf bekannte
für einen Lachkrampf sorgen kann.
Werke. Was wir als Duo tun, ist also nicht wirklich
Mir gefällt der Vergleich: Unser Konzertbetrieb erin-
neu. Es ist, wenn man so will, eher eine Rückführung
nert mich manchmal auch an eine Beerdigung. Dabei
des Konzertbetriebs auf seinen ursprünglichen Sinn:
haben, soweit ich weiss, weder Mozart noch Beethoven
Musiker treten auf, um das Publikum zu unterhalten,
und auch nicht Richard Strauss in ihren Partituren ver-
zu berühren oder zu begeistern – und das Publikum
merkt: «Dieses Werk bitte nur ohne ein Lächeln und
ist mit seiner Begeisterung Teil des Abends.
im schwarzen Frack spielen.» Wir nehmen die Musik
RUBRIKZEILE
L AC H E N Ü B E R D I E K L A S S I K E R Das Duo Igudesman & Joo stellt die Klassik auf den
Yehudi Menuhin School besucht, mit Künstlern wie
Kopf: Da wird Wagner mit Klezmer vermischt, Alexis
Bobby McFerrin oder Roger Moore zusammenge
Zorbaz mit Beethoven, Rock mit Barock und Tanz mit
arbeitet und Stücke für die New Yorker Philharmoniker
Musik. Es gibt kaum eine Grenze, die diese beiden
oder das Chicago Symphony Orchestra komponiert.
Musikakrobaten nicht überschreiten. Und dabei
Ausserdem hat er gemeinsam mit Hans Zimmer an
nehmen sie das Orchester stets mit – es spielt die
der Musik zu Filmen wie «Sherlock Holmes» mit
Hauptrolle in ihren Abenden. Das neue Programm
geschrieben.
«UpBeat», das sie gemeinsam mit dem ZKO zum Jahreswechsel im KKL und in der Tonhalle aufführen,
Hyung-ki Joo ist Pianist und als solcher oft Gast bei
dreht sich um das Dirigieren. Es wird aber auch über
internationalen Kammermusikensembles oder bei
Handy-Klingeltöne gelacht, ein Horrorfilm in Szene
den New Yorker Philharmonikern. Auch er kommt
gesetzt und ein Verkehrsstau in Moskau simuliert.
aus der Yehudi Menuhin School und hat Kompo sition studiert. Joo hat mit Künstlern wie Billy Joel,
Die beiden Künstler sind seit Jahrzehnten mit der
Thomas Carroll und John Malkovich zusammen
Musik verwachsen. Aleksey Igudesman ist Geiger und
gearbeitet und mit Klassikstars wie Gidon Kremer
Komponist, Schauspieler und Komödiant. Er hat die
oder Emanuel Ax.
11
12
FOKUS
und die Komponisten durchaus ernst. Wir kommen ja
Ich befürchte, das hat etwas mit unserer Einstel-
nicht vom Spassmachen, sondern von der Musik selber,
lung zur Tradition zu tun. Wenn man eine Tradition
die wir lieben und verehren. Aber ich finde, es ist an
pflegt, ohne sie zu hinterfragen, wird sie irgendwann
der Zeit, mit den Meisterwerken auf liebevolle Weise
ausgehöhlt. Wir sehen das in der Welt der Pflanzen
respektlos umzugehen. Ich denke, das ist unser Motto.
und Tiere: Wer sich nicht weiterentwickelt, stirbt irgendwann aus oder verstaubt in der Vitrine eines
Und es sind ja auch nicht nur Schenkelklopfer,
Museums. Wir wollen aber, dass die Musik am Leben
die Sie vorstellen, etwa wenn Sie Wagner mit
bleibt, dass sie sich ändert, dass sie etwas mit uns
jüdischem Klezmer vermischen. Das ist dann ja
zu tun hat! Klar, unser Weg ist nicht der einzige und
durchaus auch ein ernsthafter Kommentar zum
nicht der wahre – aber er ist eine Facette davon, wie
Antisemitismus des Komponisten.
das Konzertleben der Zukunft aussehen könnte.
Ja, aber wir wollen nicht mit der Keule pädagogisch sein. Klar gibt es viele versteckte Hinweise in unseren
Das Besondere an Ihren Programmen ist,
Programmen, über die Musikkenner lachen werden.
dass Sie sich immer wieder mit unterschied-
Aber grundsätzlich muss man nicht vorgebildet sein,
lichen Orchestern zusammentun. Wie ist die
um unser Programm zu verstehen. Unser Anliegen ist
Zusammenarbeit mit dem Zürcher Kammer
es, dass man ein wenig schlauer aus unseren Konzer-
orchester?
ten kommt, im Idealfall aber gar nicht merkt, wenn
Das ZKO ist sicherlich eines der spannendsten
man gerade etwas lernt.
Kammerorchester, mit denen wir bislang zusammengearbeitet haben. Es ist ja so, dass wir immer versu-
Ich wünschte, das wäre mir damals mit mei-
chen, das Orchester selber zum Star zu machen. Für
nen Lateinvokabeln auch so gegangen. Aber
uns ist es grossartig, verborgene Talente zu entdecken:
können Sie mir erklären, warum wir gerade
etwa einen Geiger, der toll tanzen kann, oder einen
in Europa, dem Mutterkontinent der klassi-
Posaunisten, der genial improvisiert. Uns geht es da
schen Musik, inzwischen so verkrampft mit
rum, gemeinsam mit dem Orchester das Programm zu
dieser Kunst umgehen?
entwickeln, und das ZKO ist dabei ein genialer Partner.
FOKUS
«Das ZKO ist sicherlich eines der spannendsten Kammerorchester, mit denen wir bislang zusammengearbeitet haben.»
13
Worum geht es in Ihrem neuen Programm «UpBeat»? Zunächst einmal um das Dirigieren. Joo und ich sind zwei Dirigenten, die sich gegenseitig vom Podium schubsen, weil sie jeweils eine andere Sinfonie aufführen wollen. Daraus entspinnt sich dann eine Reise durch die Musikgeschichte unterschiedlicher Länder. Das Heitere wechselt sich mit dem Ernsten ab, grosse Musikklassiker mit unseren Eigenkompositionen. Es
Erstens, weil es musikalisch unangefochten ist, zwei-
ist ein Programm, das sowohl für Klassikprofis als
tens, weil es Spass daran hat, Neues auszuprobieren.
auch für Klassikanfänger funktioniert – perfekt also für die Einstimmung auf das neue Jahr. ab
Sind Sie auch so etwas wie Orchestertherapeuten? Für einige Orchester sicherlich. Es gibt viele Orchestervorstände, die uns berichtet haben, dass die Orchester Angst hatten, sich auf uns einzulassen. Tatsächlich verlangen wir den Musikern ja auch viel ab. Sie sollen physisch musizieren, tanzen, sich bewegen, ihre Gedanken öffnen und sich einbringen. Umso schöner ist es für uns zu hören, dass unsere Arbeit viele Ensembles auch dann noch inspiriert, wenn wir schon wieder weg sind, dass sie den Elan und die Spielfreude auch für die nächsten Aufführungen ihrer klassischen Sinfonien mitnehmen. Das ist für uns natürlich eine grosse Ehre.
S I LV E S T E R - U N D N E U J A H R S KO N Z E RT SA, 31. DEZ. 2016, 17.00 UHR, KKL LUZERN SO, 1. JAN. 2017, 17.00 UHR, TONHALLE, GROSSER SAAL ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ALEKSEY IGUDESMAN Violine, HYUNG-KI JOO Klavier WILLI ZIMMERMANN Konzertmeister PROGRAMM «UpBeat»: Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo kombinieren auf höchstem Niveau Humor mit klassischer Musik und Popkultur. Unterstützt vom spielfreudigen Zürcher Kammer orchester, entführen die beiden in ihrem neuen Programm «UpBeat» das Publikum auf eine Reise durch die musikalischen Epochen von Ravel über Rock bis zur Filmmusik und von Rave bis Hip-Hop. KONZERTENDE ca. 19.00 Uhr
Passion Chocolat Suisse 1852
ABO So, 1. Jan. 2017 (Tonhalle) Kleines Abo EINZELKARTE Sa, 31. Dez. 2016 (KKL) CHF 145 / 125 / 95 / 65 / 35 Ticketverkauf nur über KKL Luzern So, 1. Jan. 2017 (Tonhalle) CHF 120 / 110 / 100 / 75 / 55 / 30
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RUBRIKZEILE
D I R E C TO R ’ S C U T DAS FORMAT «DIRECTOR’S CUT» STELLT NICHT NUR EINE SPANNENDE PERSÖNLICHKEIT VOR, SONDERN BIETET AUCH MUSIKALISCHE ÜBERRASCHUNGEN.
Das Format «Director’s Cut» hat Daniel Hope entwi
Dafür lädt Hope, der grosse Erfahrungen als Fernseh
ckelt, um Musik mit der Wirklichkeit zu verbinden:
moderator, etwa der Arte Lounge oder als Moderator
Ein ausgewählter Gast aus der Politik, der Wirtschaft
einer eigenen Radioshow beim WDR hat, jedes Mal
oder der Zürcher Gesellschaft unterhält sich mit
einen Gast ein, mit dem er aktuelle Themen der Welt
dem Music Director des ZKO, während das Orches
und der Stadt Zürich besprechen möchte. Der Clou:
ter in ganz unterschiedlichen Konstellationen zur
Musiker des ZKO begleiten den Talk in unterschied-
Diskussion passende Musik vorstellt. «Für mich ist
lichen Formationen, als Duett, als Quartett – und viel-
dieses Projekt ein Experiment», sagt Daniel Hope. «Wir
leicht auch einmal als ganzes Orchester.
reden so viel darüber, dass Musik die Menschen verändert, dass sie von unserer Gegenwart inspiriert wird
«Das Besondere ist das Repertoire», sagt Hope, «auf
und auf unsere Gegenwart wirkt – ich möchte heraus-
dem Programm stehen nur Werke, die wir wirk-
finden, wie das funktioniert.»
lich spielen wollen und die zu unserem Gast und
D I R E C TO R ’ S C U T
15
«Ein solches Konzert ist ein wunderbarer Rahmen, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.» zum Thema passen.» Dabei geht es oft auch modern zu. «Ich finde, dass ein solches Konzert ein wunderbarer Rahmen ist, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen, auch über die Musik zu sprechen, sie vielleicht zu erklären oder Verbindungen zu Themen herzustellen, die uns als Menschen beschäftigen. Denn vor Neuer Musik braucht niemand Angst zu haben. Wir wollen einen Ort schaffen, wo sie selbstverständlich wirkt, nicht verkopft, sondern direkt und unmittelbar.» Der Music Director des ZKO erklärt, dass «auch einmal ein Bach-Werk
sich dauernd etwas bewegt, dass es so viele kreative
auf dem Programm stehen kann, aber eben nur
Leute gibt, so viele unterschiedliche Visionen. Das
dann, wenn seine Musik einen besonderen Sinn für
Format ‹Director’s Cut› soll diesen Menschen und
den Abend macht, wenn sie etwas mit dem Thema
ihren Ideen ein Zuhause geben. Eine Heimat, in der
zu tun hat oder in überraschender Konstellation
moderne Lebensentwürfe auf moderne Musik treffen
aufgeführt wird.»
– und somit sinnlich erlebbar werden.» ab
«Wir wollen einen Ort schaffen, wo Musik selbstverständlich wirkt, nicht verkopft, sondern direkt und unmittelbar.» Für Hope geht es darum, eine Nähe zur Stadt Zürich
D I R E C TO R ’ S C U T
und zum Publikum aufzubauen. «Deshalb haben wir ja
D I , 6 . D E Z . 2 0 1 6 , 2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S
den intimen Ort jenseits der Tonhalle gewählt», sagt er. «Es soll eine Atmosphäre entstehen, in der wir gemein-
ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, DANIEL HOPE
sam über Musik und ihre Bedeutung reden können, in
Violine, SPECIAL GUEST
der wir als Orchester von unserer Arbeit erzählen und gleichzeitig zuhören, welche Themen unsere Gäste und unser Publikum bewegen.» Hope will im Format «Director’s Cut» hauptsächlich reden, zuhören, eventuell auch mal streiten – aber immer im Miteinander «und über Dinge, die uns allen auf der Seele brennen».
PROGRAMM Daniel Hope empfängt einen VIPGast aus Wirtschaft, Kultur oder Sport zum Talk in lockerer Atmosphäre. Das Zürcher Kammerorchester spielt dazu Werke von Bach bis Ligeti.
«Zürich ist eine so wundervolle Stadt», sagt Hope, «in der so viele Menschen mit so unterschiedlichen Interessen und Lebensphilosophien aufeinandertreffen, eine Metropole, in der man spürt, dass
Passion Chocolat Suisse 1852
KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr EINHEITSPREIS CHF 50
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RUBRIKZEILE
DA N I E L H O P E
R E VO L U T I O N S TAT T PUDERPERÜCKE MIT IHRER REISE DURCH DAS ZEITALTER DES BAROCK LASSEN DAS ZÜRCHER KAMMERORCHESTER UND DANIEL HOPE HÖREN, WIE RADIKAL SICH DER SOUNDTRACK DER MENSCHHEIT VERÄNDERT HAT – GRUND DAFÜR IST AUCH DIE TECHNISCHE ENTWICKLUNG DER GEIGE.
Gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester
sächlich ein Instrument des Volkes, das bei Festen
und seinem Konzertmeister Willi Zimmermann
oder Tänzen, in Kneipen oder in der Strasse gespielt
wird Daniel Hope eine Reise durch die Epoche des
wurde. Geigenbaugenies wie Andrea Amati und seine
Barock antreten. Der Aufführungsort ist nicht zufällig
Söhne bauten im 16. Jahrhundert dann plötzlich
gewählt: die Predigerkirche. Schon zu Zeiten Vivaldis
Instrumente, mit denen ganz andere Klänge erzeugt
und Bachs kam in Kirchen ein breites Publikum in
werden konnten. Die Amatis stellten einfach alles
Kontakt mit den musikalischen Innovationen der
auf den Kopf: die Holzauswahl, die Form der Instru-
damaligen Zeit.
mente, ihre Wölbung, die Konstruktion der Schnecke und die Lackierung. Das sahen und nutzten natürlich
Hope und das Zürcher Kammerorchester werden
auch die Komponisten. Auf einmal waren vollkom-
die Entwicklung der Musik von der Spätrenaissance
men neue Harmonien möglich, es wurde in höheren
bis zur Vollendung des Barock bei Antonio Vivaldi
Lagen gespielt und die Palette des Ausdrucks verviel-
und Johann Sebastian Bach vorstellen und dabei den
fachte sich explosionshaft.
Beweis antreten, dass die Epoche der Puderperücken in Wahrheit eine Ära der harmonischen Revolutionen war, ein Zeitalter extremer menschlicher Gefühle und der Beginn der Tourneekünstler.
«Im Barock wurde der Geiger vom Fiedler zum Virtuosen.»
Herr Hope, mit Ihrem Programm treten Sie eine Reise durch das Barock an, was macht diese Epoche für Sie so besonders?
Wie hat sich das auf den Beruf des Geigers
Beim Barock denken ja alle gern an Puderperücken,
ausgewirkt?
an monarchische Höfe und an affektierte Tänze. Was
Auch der hat sich vollkommen verändert. Der G eiger
wir gern vergessen, ist, dass diese Epoche innerhalb
wurde vom Fiedler zum Virtuosen. Dafür stehen die
der Musikgeschichte geradezu revolutionär war: Jeder
beiden Geiger und Komponisten Johann Paul von
Komponist suchte nach neuen Superlativen und Aus-
Westhoff und Nicola Matteis, deren Werke wir am
drucksformen, die es bislang nicht gab. Die technische
8. und 9. Dezember vorstellen. Sie fingen an, auf
Entwicklung im Geigenbau half ihnen dabei.
Reisen zu gehen, wurden so etwas wie Stars und haben das Virtuosentum gepflegt, kurz: Sie wur-
Inwiefern wirkten sich Innovationen bei den
den echte Touring-Musiker. Auch Bach und V ivaldi
Instrumenten auf Innovationen bei den Kom-
haben erkannt, dass die neuen Geigen einen Aus-
positionen aus?
druck ermöglichen, welcher der menschlichen
Nur, was technisch möglich ist, kann schliesslich
Stimme nahekommt und der die Zuhörer ganz be-
auch erklingen. Die Geige war lange Zeit haupt-
sonders und intensiv bewegt. Mit diesen beiden
17
18
DA N I E L H O P E
Genies haben die ästhetischen Explosionen, die es seit der Renaissance in der Musik gab, ihren Höhepunkt gefunden. Das hört sich alles spannend an, aber hat die Musik mit der Loslösung vom Volk nicht auch die Nähe zu den Menschen verloren? Ich glaube nicht. Zum einen, weil die Wurzel der Geige noch offensichtlich blieb und sie nicht aus dem Volk verschwand. Zum anderen waren Komponisten wie Bach und Vivaldi an einem Ort tätig, der durchaus volksnah war: in der Kirche. Das muss man sich einmal vorstellen: Da wurden im Gottesdienst jeden Sonntag Uraufführungen mit sehr ausgefallenen und mutigen Kompositionen vorgetragen, und alle Menschen haben zugehört. Deshalb finde ich es besonders spannend, dass unser Barockkonzert in Zürich in der Predigerkirche stattfindet.
«Bach und Vivaldi haben die Musik zwischen Himmel und Erde verankert.» Hat es das Barock also geschafft, das Volkstümliche und die Kunstfertigkeit miteinander zu vereinen? Genau. Bach und Vivaldi haben sich immer nach dem Himmel gestreckt und versucht, in ihren komplexen Harmonien ein Abbild der Schöpfung darzustellen. Gleichzeitig standen sie aber mit beiden Beinen auf dem Boden – sie kannten die Caféhäuser, den Geschmack der Menschen, die Sehnsüchte der Leute, haben die Liebe, die Natur, die Sehnsucht, die Angst und die Freude sehr lebensnah in Töne gegossen. Sie haben die Musik zwischen Himmel und Erde verankert. Was lernen wir heute von einem musi kalischen Spaziergang durch eine längst vergangene Epoche? Ich glaube, dass wir viel über die Unmittelbarkeit der Kunst lernen. Oder anders gesagt: Wir erkennen, dass wir die barocke Musik auch heute noch erfahren und spüren können. Musikalische Spaziergänge durch vergangene Epochen zeigen uns ausserdem, dass Musik nie statisch ist, sondern sich immer mit den Entwicklungen der Menschheit bewegt. Schliesslich ist es durchaus möglich, anhand eines Klangs
DA N I E L H O P E
19
zu verstehen, wie Menschen damals gedacht haben, wie sich ihr Horizont erweitert hat – und gleichzeitig erkennen wir auch: Die ewigen Fragen der Menschheit haben sich kaum verändert, sondern lediglich unsere Möglichkeit, sie auszudrücken. ab
DA N I E L H O P E D O, 8 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 9 . 3 0 U H R , P R E D I G E R K I R C H E FR, 9. DEZ. 2016, 1 9 . 3 0 U H R , Z E N T RU M PA U L K L E E , B E R N ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, DANIEL HOPE Violine und Leitung, WILLI ZIMMERMANN Konzertmeister PROGRAMM Georg Philipp Telemann 1681 – 1767 10 ´ Concerto e-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. TWV 52:e4 Andante | Allegro | Adagio | Vivace
Johann Paul von Westhoff Sonata «La Guerra»
Antonio Vivaldi 1678 – 1741 10 ´ Concerto a-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. RV 522 Allegro | Larghetto e spirituoso | Allegro
Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 15 ´ Konzert d-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. BWV 1043 Vivace | Largo ma non tanto | Allegro
Georg Philipp Telemann 10 ´ Violinkonzert a-Moll TWV 51:a1 Adagio | Allegro | Adagio | Presto Antonio Vivaldi 10 ´ Sonate d-Moll für zwei Violinen und B.c. RV 63 «La Follia» Pause
20 ´
Nicola Matteis 1670 – 1714 5 ´ Diverse Bizzarie sopra la Vecchia Sarabanda o pur Ciaccona Johann Paul von Westhoff 1656 – 1705 Sonata Nr. 3 «Imitatione delle Campane»
3 ´
Johann Paul von Westhoff 3 ´ Sonata Nr. 2 «Imitatione del Liuto»
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1 ´
Andrea Falconieri 1585 – 1656 3 ´ Chaconne G-Dur für Violine und B.c.
Antonio Vivaldi 11 ´ Concerto g-Moll für Violine, Streicher und B.c. RV 315 «L’estate» Allegro | Adagio | Tempo impetuoso d’estate KONZERTENDE ca. 21.30 Uhr ABO Do, 8. Dez. 2016 (Predigerkirche) Barock-Abo EINHEITSPREIS Do, 8. Dez. 2016 (Predigerkirche) CHF 70 Fr, 9. Dez. 2016 (Zentrum Paul Klee) CHF 95
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D I E G R A M M AT I K DER MUSIK EINES DER BESTEN STREICHTRIOS DER WELT SPIELT IN ZÜRICH EINES DER EINFLUSSREICHSTEN WERKE DER MUSIKGESCHICHTE. MIT PRÄZISION UND EMOTION WIDMET SICH DAS TRIO ZIMMERMANN BACHS GOLDBERG-VARIATIONEN.
Das Trio Zimmermann, das sind drei Weltklasse-
Wenn das Trio am 13. Dezember in den Grossen Saal
Solisten, denen die Solokarriere nicht genug ist, die sich
der Tonhalle kommt, bringt es ein ganz besonderes
regelmässig treffen, um intensiv gemeinsam zu proben,
Programm mit: eine Transkription von Johann
miteinander auszutauschen und neues Repertoire zu er-
Sebastian Bachs Goldberg-Variationen für Streichtrio
arbeiten. Das Trio existiert seit 2007. Damals begeisterte
von Dmitry Sitkovetsky. Die Goldberg-Variationen
der Geiger Frank Peter Zimmermann den ausdrucksstar-
sind so etwas wie die Urgrammatik der Musik. Bach
ken Bratschisten Antoine Tamestit und den Schweizer
führt hier die Variationskunst des Barock zur Voll-
Cellisten Christian Poltéra dafür, gemeinsam mit ihm
endung. Die Variationen sind ein eigener, in sich
die Welt der Kammermusik zu durchdringen. Seither
geschlossener Kosmos mit ganz besonderem Aufbau:
gehen diese drei Musiker gemeinsam auf Tournee und
Die Oberstimmen definieren die einzelnen Sätze,
stellen in der ganzen Welt – von London über Wien bis
das gemeinsame Bassthema setzt die Sätze mitei
nach Berlin – ihre Programme vor.
nander in Bezug. Dabei bleiben die Variationen alles
5 DINGE, DIE SIE ÜBER DIE GOLDBERG-VARIATIONEN WISSEN MÜSSEN 1 Nach der einleitenden Arie folgen – in zwei Teile
4 Viele Musiker haben die Variationen für andere
gegliedert – 30 Variationen, die sich jedoch kaum an
Instrumente bearbeitet, unter anderem Moritz Eggert
der Melodie der Arie, sondern an ihrer 32-taktigen
für Klavier und Ensemble oder Jukka Tiensuu für
Basslinie orientieren.
Akkordeon. Die im Konzert in Zürich erklingende Bearbeitung für Streichtrio komponierte Dmitry
2 Der Titel «Goldberg-Variationen» entstand erst im
Sitkovetsky bereits 1984.
19. Jahrhundert und geht zurück auf einen anek dotischen Bericht über Bachs Leben: Angeblich
5 Die Goldberg-Variationen beeinflussten nicht nur
sollte der Cembalist Johann Gottlieb Goldberg dem
die Musik. Thomas Bernhard setzte sich im Roman
Grafen Carl von Keyserlingk das Werk vorspielen.
«Der Untergeher» mit Glenn Gould als Interpreten
Musikwissenschaftler zweifeln jedoch am Wahrheits-
der Goldberg-Variationen auseinander. George Tabori be-
gehalt dieser Erzählung.
nannte ein Theaterstück nach Bachs Klaviermusik, und und erst im Sommer 2016 erschien Leon de Winters
3 Eine der wichtigsten Einspielungen der Goldberg-
Roman «Geronimo», in dem die Protagonistin Apana
Variationen für Klavier stammt von Glenn Gould,
immer tiefer in die Musik von Bach versinkt.
dem Enfant Terrible der Musikgeschichte.
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«In den Goldberg-Variationen vereint Bach den italienischen, französischen und deutschen Stil.»
Trio-Version des russischen Geigers und Dirigenten Dmitry Sitkovetsky fächert die Ober- und die Bassstimme in die einzelnen Instrumente auf und entlockt den Goldberg-Variationen so nochmals eine komplett neue Perspektive. Dass sich das Trio Zimmermann diesem Werk an-
andere als trocken, denn Bach paart die harmonische
nimmt, liegt auf der Hand. Zimmermann, Tamestit
Theorie mit musikalischer Sinnlichkeit.
und Poltéra zeichnen sich – jeder auf seine Art – besonders durch ihre spieltechnische Präzision und
Was die Variationen für Musiker ausserdem span-
Durchdringung der Partituren aus. Die Goldberg-
nend macht, ist, dass Bach die unterschiedlichen
Variationen bereiten ihnen dafür den musikalischen
Klavierstile aus Italien, Frankreich und Deutschland
Boden: eine vollendete Form, in der Bach quasi die
in einem Werk zusammenfasst – und zwar in einer
Schöpfung aufnimmt, innerhalb der sich die Musiker
Form, die allgemeingültig ist. In ihrer strukturellen
frei bewegen können.
Strenge und inneren Freiheit wirkt sie bis heute nach. Von vielen Künstlern werden die Goldberg-
Die Goldberg-Variationen stellen den Musiker i mmer
Variationen als ABC der Musik verstanden. Die
vor die Herausforderung, den Logos und die Emotion
TRIO ZIMMERMANN
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«Die Kammermusik ist der Kern des Musizierens, in dem es um die direkte Kommunikation geht.» eigennützig. «Es ist ungemein wichtig für die eigene Entwicklung, zusammen mit musikalischen Freunden am Klang zu tüfteln, zu experimentieren und gemeinsam eine Deutung zu finden», sagt Frank Peter Zimmermann und fügt an: «Die Arbeit mit dem Trio beflügelt auch unsere Interpretationen der grossen Konzerte, denn die Kammermusik ist der Kern des Musizierens, in dem es um die direkte Kommunikation geht, darum, Vorschläge zu entwickeln, zuzuhören und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.» ab
TRIO ZIMMERMANN DI, 13. DEZ. 2016, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L FRANK PETER ZIMMERMANN Violine, ANTOINE TAMESTIT Viola, CHRISTIAN POLTÉRA Violoncello
miteinander zu vereinen, einen Klang zu entwickeln, dessen Grundlage das Verstehen bildet und dessen Ziel die Sinnlichkeit ist. Ähnliches hat das Trio Z immermann bereits in zahlreichen Aufnahmen, etwa von Beethovens Streichtrios oder Mozarts Divertimento KV 563 unter Beweis gestellt. Die englische Zeitung «The Guardian» schwärmt: «Die Musikalität der drei ist derart ausserordentlich, dass sie einen vollkommen neuen Blick auf das Genre der Streichtrios werfen.» Und die «Süddeutsche» jubelt: «Was Zimmermann, Tamestit und Poltéra in der Kunst des Ausspielens der Phrasen, der Transparenz der musikalischen Verflechtungen, an Spontaneität des rhythmischen Timings und an melodiösem Span-
PROGRAMM Johann Sebastian Bach 1685 – 1750 Goldberg-Variationen BWV 988 Transkription für Streichtrio von Dmitry Sitkovetsky
Aria | Variatio 1 | Variatio 2 | Variatio 3: Canone all’ Unisuono | Variatio 4 | Variatio 5 | Variatio 6: Canone alla Seconda | Variatio 7: al tempo di Giga | Variatio 8 | Variatio 9: Canone alla Terza | Variatio 10: Fugetta | Variatio 11 | Variatio 12: Canone alla Quarta | Variatio 13 | Variatio 14 | Variatio 15: andante. Canone alla Quinta | Variatio 16: Ouverture | Variatio 17 | Variatio 18: Canone alla Sexta | Variatio 19 | Variatio 20 | Variatio 21: Canone alla Settima | Variatio 22: alla breve | Variatio 23 | Variatio 24: Canone all’ Ottava | Variatio 25: adagio | Variatio 26 | Variatio 27: Canone alla Nona | Variatio 28 | Variatio 29 | Variatio 30: Quodlibet | Aria da Capo è Fine KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr ABO Meisterzyklus-Abo
nungsaufbau bieten, ist ein seltenes Ereignis.» Für die Musiker selbst ist der regelmässige Rückzug in den Kosmos der Kammermusik nicht ganz un
80 ´
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EINZELKARTE CHF 105 / 95 / 82 / 58 / 40 / 16
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W E I H N A C H T S KO N Z E R T
V I E L W E I H N AC H T U N D EIN BISSCHEN MUSIKGESCHICHTE DIEGO FASOLIS WIRD MIT HÄNDELS «GLORIA» UND C ARL PHILIPP EMANUEL BACHS «MAGNIFIC AT» ZWEI WERKE DIRIGIEREN, UM DIE SICH VIELE GESCHICHTEN RANKEN.
vereint – abgesehen von der Feier Jesu – ihre musikhistorische Bedeutung: Das eine Werk war ein Bewerbungsschreiben als Thomaskantor, das andere jahrhundertelang verschollen. 1749 überlegte die Stadt Leipzig, wer als Nachfolger für den schwerkranken Johann Sebastian Bach das Amt des Thomaskantors übernehmen würde. Noch lebte der Übervater der Kirchenmusik, aber man wollte für den Fall seines Ausscheidens gewappnet sein. Bach selber ermutigte seine Söhne, Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel, sich auf die Stelle zu bewerben und eine «Probe-Music» abzuliefern. Während Friedemann eine Adventskantate verfasste, legte Carl Philipp Emanuel ein «Magnificat» vor. Carl Philipp Emanuel Bach liess in seiner Komposition keinen Zweifel daran, dass sein Vater vielleicht die Form des Barock vollendet hatte, dass nun aber ein neues Zeitalter für eine neue Generation angebrochen war. Moderne Harmonien, eine spektakuläre Stimmbehandlung und innovative Klänge kennzeichnen sein Werk. Und trotzdem: Den Posten des Thomaskantors bekam weder er noch sein Bruder. Besinnung und Einkehr – an Weihnachten vertrauen
Johann Gottlob Harrer, der Kapellmeister des Gra-
wir der Musik, um Einklang und Frieden zu finden.
fen von Brühl aus Dresden, setzte sich gegen beide
Sie offenbart uns jene Welt im Inneren, die das
durch. Dennoch begleitete das « Magnificat» Carl
Äussere so oft verdrängt, sie verbindet Himmel
Philipp Emanuel Bach ein Leben lang. Später in
und Erde, verspricht, sowohl die Welt als auch
Hamburg arbeitete er es um und fügte der Original-
unsere Wahrnehmung von ihr zu ordnen. Auf dem
Partitur Trompeten und Pauken hinzu; 1779 führte er
Programm des Zürcher Kammerorchesters stehen
das Werk neben dem «Credo» aus der h-Moll-Messe
dieses Jahr Meisterwerke der Einkehr. Carl Philipp
seines Vaters auf. Und tatsächlich gibt es durchaus
Emanuel Bachs «Magnificat» und Händels «Gloria»
Referenzen auf den alten Stil, etwa in der Doppel-
W E I H N A C H T S KO N Z E R T
fuge «Sicut erat in principio». Bis heute gilt das
Der herausstechende, komplexe Sopran-Part des
« Magnificat» als eines der grössten Kirchenwerke
«Gloria» wird in Zürich von der Sängerin Sunhae Im
Carl Philipp Emanuel Bachs.
interpretiert. Die südkoreanische Barockexpertin ist oft an der Seite von René Jacobs aufgetreten und war als
Auch das «Gloria» von Georg Friedrich Händel hat
Konzertsängerin mit renommierten O rchestern wie
Musikgeschichte geschrieben. Es taucht nicht in der
den New Yorker Philharmonikern, dem P ittsburgh
Werkliste des Komponisten auf, da es erst 2001 in der
Symphony Orchestra und den Münchner Philhar-
Royal Academy of Music in London entdeckt wur-
monikern zu hören.
de. Der Fund sorgte damals für ein Aufhorchen, ist es doch nicht alltäglich, dass ein neues Meisterwerk
Beide Werke sind ein Heimspiel für den in Lugano
eines alten Meisters aufgestöbert wird. Musikhistoriker
geborenen Dirigenten und Organisten Diego Fasolis.
jubelten, dass das «Gloria» dem «Messias» in Nichts
Bereits in den 1980er-Jahren machte er sich einen
an Bedeutung nachstehen würde. Die Musik besticht
Namen, indem er die kompletten Orgelwerke von Bach,
durch ihre musikalische Frische, ihre Wildheit und
Mendelssohn und Liszt aufführte. Der Barockspezia-
ihren Freiheitsdrang in der harmonischen Behandlung.
list gründete das Instrumentalensemble «Vanitas» in
Uneinig sind sich die Musikwissenschaftler über die
Lugano und tauchte mit dem Ensemble «I Barocchisti»
Hintergründe der Entstehung. Das «Gloria» wurde in
in die Tiefen der Werke von Bach, Händel und
einem Buch von Händel-Arien gefunden, das einst dem
Vivaldi ein. Er teilte sein Expertenwissen mit Künst-
Sänger William Savage gehörte. Musikwissenschaftler
lern wie Cecilia Bartoli oder dem Countertenor
gehen davon aus, dass Händel das Stück wahrschein-
Philippe Jaroussky. Beim Weihnachtskonzert am
lich 1707 in Italien geschrieben hat. Vier Jahre war
15. und 16. Dezember wird er im Fraumünster die
er dort auf Studienreise, besuchte unter anderem Flo-
Weihnachtszeit einläuten und uns vielleicht ein Stück
renz, Rom, Neapel und Venedig. Schnell feierten die
musikalischen Himmel auf Erden holen. ab
Italiener den Gast als «Il Sassone», als «den Sachsen». Händel begeisterte Kollegen wie Domenico Scarlatti nicht nur durch seinen Kompositionsstil, sondern auch durch sein wildes Klavierspiel. W E I H N AC H T S KO N Z E RT D O, 1 5 . D E Z . U N D F R , 1 6 . D E Z . 2 0 1 6 , 19.30 UHR, FRAUMÜNSTER ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ZÜRCHER KONZERTCHOR, DIEGO FASOLIS Dirigent SUNHAE IM Sopran, SONJA LEUTWYLER Alt CYRIL AUVITY Tenor, CHRISTIAN IMMLER Bass ANDRÉ FISCHER Choreinstudierung PROGRAMM Georg Friedrich Händel 1685 – 1759 15´ Concerto grosso op. 3 Nr. 4 HWV 315 Largo | Andante | Allegro | Allegro
KONZERTENDE ca. 21.00 Uhr
Carl Philipp Emanuel Bach 1714 – 1788 42 ´ Magnificat D-Dur Wq 215
EINZELKARTE CHF 90 / 80 / 60 / 35 / 20
Georg Friedrich Händel Gloria HWV deest
16 ´
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ABO Barock-Abo
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O P E R A B OX
LIEBE HAUTNAH DIE OPERA BOX BERÜHRT IHR PUBLIKUM DIESES JAHR MIT ROSSINIS MEISTERWERK «IL SIGNOR BRUSCHINO» – EINE PARABEL ÜBER DIE IRRUNGEN UND WIRRUNGEN DER LIEBE.
O P E R A B OX
Die Opera Box ist längst eine Tradition des Zürcher Kammerorchesters: Musiktheater zum Anfassen – das Publikum sitzt um die Sänger und das Orchester herum und geniesst Oper in unmittelbarer Nähe. «Es ist etwas ganz Besonderes, dass die Distanz, die sonst zur Bühne besteht, bei uns aufgehoben wird», sagt Regisseur Paul Suter, «wir haben viel zu lange
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«Im intimen Ambiente der Opera Box wollen wir die Verbundenheit zwischen Bühne und Publikum wieder herstellen.»
verdrängt, dass das Publikum und seine Reaktionen einst selbstverständlicher Teil jeder Aufführung waren – und diese Verbundenheit wollen wir in dem intimen
Dafür hat sich Suter dieses Jahr gemeinsam mit
Ambiente der Opera Box wieder herstellen.»
seinem Team, dem Zürcher Kammerorchester, bekannten Solisten und dem Dirigenten Andres Joho eine ganz besondere Oper ausgesucht: Gioacchino Rossinis «Il Signor Bruschino», eine lustvolle Liebes geschichte voller Irrungen und Wirrungen. Die geliebte Frau ist einem anderen versprochen, und ihr wahrer Liebhaber erhofft sich, ihr nahezukommen, indem er sich als eben dieser « andere» ausgibt.«Rossini schafft es», sagt Suter, «die a bsurden menschlichen Abgründe zu zeigen, die seit Menschengedenken aufgerissen werden, wenn es um das Thema Liebe geht. Das Schöne ist, dass Rossini gemeinsam mit uns darüber schmunzeln kann, wozu ein Mensch im Liebesrausch in der Lage ist.»
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Konkret erzählt «Il Signor Bruschino» die Liebes geschichte zwischen Sofia und Florville, den K indern zweier verfeindeter Familien. Die junge Liebe wird von Sofias Vormund Gaudenzio unterwandert. Gaudenzio hat Sofia bereits an Signor Bruschino versprochen. Nach allerhand Hin und Her sorgt schliesslich ein berauschendes Terzett für ein Happy End. Regisseur Paul Suter möchte in seiner Inszenierung den universellen Charakter menschlicher Gefühle
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O P E R A B OX
«Gerade das, was wir als zutiefst persönlich empfinden, erfahren viele andere Menschen genauso.»
Kurzopern, die das Publikum begeisterte. R ossini hat seine Stücke so angelegt, dass die Sänger sich mit schauspielerischem Talent und allerhand Improvisationsgeschick in die Aufführung einbringen konnten. Zeitgenossen haben Rossinis Kurzopern als Mischung aus Cimarosa, ein italienischer Opern komponist, und Mozart gefeiert.
zeigen. «Wenn uns die Liebe überfällt, haben wir oft das Gefühl, nur individuell betroffen zu sein. Doch
Bis heute sind Rossinis Kurzopern herzliche Studien
gerade das, was wir als zutiefst persönlich und ein-
über die grossen Gefühle der Menschheit. Wenn in
malig empfinden, erfahren viele andere Menschen
der Opera Box ab dem 28. Dezember eine davon
genauso. Die Kunst Rossinis besteht darin, dass er
zu neuem Leben erweckt wird, so gibt es sicher ein
ein Gefühl, welches wir für exklusiv halten, als all-
grosses Gaudi für alle Beteiligten. ab
gemeingültig beschreibt – wir alle erkennen uns in seiner Musik wieder.» Dass sich das Publikum in Rossinis Oper wiederfinden kann, befördert Suter weiter, indem er die Handlung aus dem 19. Jahrhundert befreit und die Charaktere direkt in unsere Gegenwart stellt. Die Rezitative der Oper werden gestrichen und durch gesprochene Dialoge ersetzt. «Für mich und auch für das Publikum führt das unweigerlich dazu, dass wir uns besser mit den Menschen auf der Bühne identifizieren können», erklärt Suter, «so können wir klarmachen, dass auch die alte Kunst der Oper noch mitten in unserer Zeit steht, dass sich die Gefühle der Menschen kaum verändert haben.»
O P E R A B OX MI, 28. DEZ. 2016, 19.00 UHR – PREMIERE S A , 3 1 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 6 / 2 0 U H R
«Bis heute sind Rossinis Kurzopern herzliche Studien über die grossen Gefühle der Menschheit.»
MI, 4. JAN. UND SA, 7. JAN. 2017, 19.00 UHR S O, 8 . J A N . , 1 6 . 0 0 U H R , S A , 1 4 . J A N . 2 0 1 7 , 1 9 . 0 0 U H R S O, 1 5 . J A N . 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S ZÜRCHER KAMMERORCHESTER, ANDRES JOHO Musikalische Leitung, PAUL SUTER Regie, NINA DEBRUNNER Regieassistenz, ERICH BIERI Gaudenzio VIOLETTA RADOMIRSKA Sofia, DAVID MARGULIS
Musikalisch ist «Il Signor Bruschino» ein typischer
Florville, CHEYNE DAVIDSON Bruschino padre
Rossini: Die Oper präsentiert sich als musikalischer
BARBARA HENSINGER Marianna, MATTHIAS
Reigen aus grossen Arien und reizenden Duetten,
MÜLLER Bruschino figlio, JÜRG KRATTINGER
zuweilen abgründig melancholisch, dann wieder ur-
Filiberto, THOMAS PÜTZ Polizeikommissar
komisch. Bei der Uraufführung löste die spritzige Ouvertüre einen Skandal aus, denn die zweiten Geigen müssen dort mit den Bögen gegen die Pulte klopfen. Suter fügt der Partitur noch zwei Arien hinzu – eine für die Kammerzofe, eine für Papa Bruschino.
PROGRAMM Gioacchino Rossini 1792 – 1868 «Il Signor Bruschino» KONZERTDAUER ca. 120 Minuten
Der noch junge Rossini hat die Oper «Il Signor B ruschino» 1813 komponiert, als letzte einer erfolgreichen Reihe kleiner Farcen, die besonders in Venedig beliebt waren. Es war die Intimität dieser
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EINZELKARTE CHF 65 / 58 / 48
B I L D E R O P E R A B OX 2 0 1 5 / 1 6
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M A RT I N H E L M C H E N
« DA S H E U T I G E I M VERGANGENEN SUCHEN» GEMEINSAM MIT DEM ZKO UND SIR ROGER NORRINGTON WIRD DER PIANIST MARTIN HELMCHEN BEETHOVEN INTERPRETIEREN – EIN GESPRÄCH ÜBER MUSIK ALS SPRACHE UND DIE FREIHEIT IN DER FORM.
M A RT I N H E L M C H E N
Herr Helmchen, Sie forschen akribisch in der Geschichte der Musik. Ist Beethoven für Sie so etwas wie ein Heimspiel? Das könnte man so sagen, aber gerade das vierte Klavierkonzert, das wir in der Tonhalle aufführen werden, ist niemals eine gleichbleibende Heimat, sondern verändert sich jedes Mal beim Spielen. Es gibt nur
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«Es gibt nur wenige Stücke, die so labil sind, so wandelbar und immer wieder neu entdeckt werden müssen.»
wenige Stücke, die so labil sind, so wandelbar und immer wieder neu entdeckt werden müssen. wechselt oft die Richtung und fordert stets eine neue Warum ist das gerade bei diesem Klavier-
Balance und ein Abwägen der Details. Besonders im
konzert so?
ersten und dritten Satz geht es um ziemlich radikale
Man kann sich in diesem Konzert auf nichts verlas-
Übergänge, die gestaltet werden wollen. Es werden viele
sen, von den Tempi bis zur inneren Architektur. Es
Fragen über Tonart, Gestus und das Zusammenspiel mit dem Orchester aufgeworfen. All das erfordert eine unglaubliche Feinfühligkeit der Interpreten. Es geht nicht nur darum, die Noten zu spielen, sondern all das hörbar werden zu lassen, was zwischen den einzelnen schwarzen Flecken auf dem Papier liegt – die eigentliche Musik. Wir wissen, dass Beethoven seine Klavierkonzerte sehr frei interpretiert hat und gern noch während der Aufführungen Änderungen vorgenommen hat. Was bedeutet das für heutige Interpretationen? Wir, die wir nun einmal nicht Beethoven sind, müssen uns eine eigene Freiheit in seiner Musik erkämpfen. Und diese Freiheit finden wir nur, wenn wir zuerst die Form von Beethovens Werken analysieren. Beethovens Klavierkonzerte verlangen, dass wir uns intensiv mit ihnen beschäftigen, ja, dass wir über grosse Zeiträume mit ihnen leben und Dinge ausprobieren. Erst dann, auf Basis der genauen Kenntnis der Noten und der Form, können wir uns beim Spiel die erwähnte Freiheit erarbeiten. Wir bewegen uns dann frei innerhalb des Rahmens, den Beethoven in seinen Partituren gesetzt hat. Nun geht es ja nicht nur um Ihre eigene Freiheit: Sie müssen in den Konzerten auch mit dem Dirigenten und dem Orchester zusammenarbeiten – und die haben vielleicht ganz eigene Vorstellungen vom Werk. Natürlich muss man während der Proben und der Aufführung ein gemeinsames Gespür entwickeln. Es hilft einem nichts, wenn man als Solist mit einer fixen Idee anreist, und das Orchester eine andere Auffassung hat. Dann zerfällt alles spätestens beim ersten Rubato, wenn der Takt auf die Mitspieler abgestimmt werden soll. Unterschiedliche Vorstellungen sind nicht nur Herausforderung, sondern auch Bereicherung. Für uns Solisten ist es wunderbar, auf ein Orchester zu treffen, das seine eigene Klangvorstellung hat.
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M A RT I N H E L M C H E N
Auf welche Vorstellungen treffen Sie, wenn
lich haben sie doch auch nur die gleichen
Sie mit Sir Roger zusammenarbeiten?
Noten wie jeder andere Musiker.
Dirigenten wie Sir Roger haben sehr konkrete Vor-
Ich glaube, das Geheimnis liegt darin, die Musik
stellungen. Da gibt es die Idee des vibratolosen
tatsächlich als Sprache zu verstehen. Wie beim
Spiels und andere Details, die er genau begründen
Sprechen bestimmt auch in der Musik der Ausdruck
kann. Ich habe aber immer wieder die Erfahrung
die Bedeutung, oder sprichwörtlich gesagt: Der Ton
gemacht, dass er sehr genau zwischen einem musi-
macht die Musik. Wichtig ist auch die Entwicklung
kalischen Dogma und dem zwischenmenschlichen
eines Musikstücks. Das ist wie im Theater: Wenn ein
Gefühl unterscheiden kann, dass bei ihm Strenge
Schauspieler schon im ersten Satz alles rausposaunt,
und Freiheit in idealer Balance sind. Deshalb liebe
dann ist die Spannung weg. Auch in der Musik kann
ich es, mit Sir Roger zusammenzuarbeiten. In seiner
nicht das Ziel sein, möglichst schnell alles zu sagen.
Arbeit geht es am Ende stets um das gegenseitige
Vielmehr geht es darum, eine Position einzunehmen
Zuhören – darum, einen gemeinsamen, gültigen
und sie zu entwickeln, sie innerhalb der Musik klar-
Klang zu finden.
zumachen – als sinnliches Erlebnis.
Aber gerade in der historisch informierten
Was konkret ist für Sie dann eine geglückte
Aufführungspraxis kommt es mir zuweilen
Aufführung?
so vor, dass das Detail so unglaublich wichtig
Wenn ich spüre, dass da Menschen auf einer
geworden ist, dass der grosse sinnliche Bogen
Bühne stehen, die etwas zu sagen haben. Bei einer
zuweilen aus dem Blick gerät.
geglückten Aufführung gelingt es den Künstlern, das
Das mag bei einigen so sein. Bei vielen hat sich aber
Publikum zu packen, es mitzureissen. Sie lassen die
heute herumgesprochen, dass es Quatsch ist, den
Zuhörer teilhaben an jenem Kosmos, der durch die
Grundgestus für das Detail zu opfern. Klar ist aber
Musik entsteht. ab
auch, dass das rein Schwelgerische uns nicht wirklich weitergebracht hat … Sie meinen etwa die Einspielungen von Herbert von Karajan? Das haben Sie nun gesagt, aber klar: Es gab die Zeit,
S I R RO G E R N O R R I N G TO N U N D M A RT I N H E L M C H E N
in der es weniger darum ging, Beethoven und seine
FR, 20. JAN. 2017,
Zeit vorzustellen als unseren aktuellen Blick auf ihn.
1 9 . 3 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
Da hörte sich Beethoven glänzend an, war berechenbar, effektvoll und stand als grosser Romantiker auf
ZÜRCHER KAMMERORCHESTER
einem Marmorsockel. Das hat für mich nur wenig
SIR ROGER NORRINGTON Ehrendirigent
mit dem Musikerberuf zu tun, in dem es doch darum
MARTIN HELMCHEN Klavier
geht, das Heutige im Vergangenen zu suchen. Dafür aber ist eine Kenntnis der Geschichte, der Zeit, in der die Musik entstanden ist, unerlässlich. Gerade die historische Aufführungspraxis zementiert also nicht Vergangenes? Alles, nur nicht das! Wenn Sie sich Aufnahmen von Sir Roger oder von anderen grossen Dirigenten wie Philippe Herreweghe anhören, stellen Sie schnell fest, dass die genannten Künstler in einem B eethoven immer wieder etwas vollkommen Neues finden, dass selbst die Interpretation alter Musik bei ihnen so
PROGRAMM Ludwig van Beethoven 1770 –1827 34 ´ Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 Allegro moderato | Andante con moto | Rondo: Vivace Pause
20 ´
Ludwig van Beethoven 24 ´ Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 Allegro molto – Allegro con brio | Andante cantabile con moto | Menuetto – Allegro molto e vivace | Adagio – Allegro molto
frisch klingt, als wäre sie aus unserer Zeit … Wie gelingt es diesen Dirigenten, ein solches Urauff ührungsgefühl herzustellen? Schliess-
Passion Chocolat Suisse 1852
KONZERTENDE ca. 21.15 Uhr ABO Grosses Abo, Piano-Abo EINZELKARTE CHF 105 / 95 / 82 / 58 / 40 / 16
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KIND UND KEGEL
G RO S S E T Ö N E F Ü R D I E K L E I N E N ES KLOPFT BEI WANJA IN DER NACHT Purzel-Konzert (3 – 5 Jahre) S A , 1 0 . D E Z . 2 0 1 6 , 1 1 / 1 6 U H R , 1 4 U H R ( E N G L . ) , Z KO - H A U S Musikerinnen und Musiker des ZKO Thomas Douglas Erzählung Anina La Roche Konzept und szenische Einrichtung In einer eisigen Winternacht bittet ein frierender Hase um Zuflucht. Wenig später pochen ein Fuchs und dann auch noch ein Bär an Wanjas Tür. Die Tiere versprechen Wanja, unterei nander Frieden zu halten. Ob das wohl gut geht? DER KLEINE IGEL VERIRRT SICH IM SCHNEE Krabbel-Konzert (1 – 3 Jahre) S A , 2 8 . J A N . 2 0 1 7 , 1 1 / 1 4 / 1 6 U H R , Z KO - H A U S Musikerinnen und Musiker des ZKO Renata Blum Konzept und Erzählung Als der kleine Igel aufwacht und nach draussen gehen will, bekommt er seine Haustür nicht auf. Sie liegt unter einer dicken Schneedecke. Mühsam klettert der kleine Igel aus dem Fenster und schaufelt seinen Eingang frei. Da fällt ihm die Maus mit ihren Jungen ein. Bestimmt sind sie auch eingeschneit. «Ich muss ihnen helfen», beschliesst der kleine Igel. Doch es schneit immer weiter und bald gerät er selbst in Not. Gut, dass er seine rote Mütze und viele gute Freunde hat …
Konzertdauer jeweils ca. 45 Minuten. Bestellen Sie unsere Kinderbroschüre: www.zko.ch oder Tel. 044 388 36 00
Z KO I N S I D E
Z KO I N S I D E
MATTHIAS KÄGI JEDEM MUSIKER SEIN PLÄTZCHEN: DAFÜR SORGT DER ZKOORCHESTERWART. ER SELBST HAT KEINEN WIRKLICH FESTEN ARBEITSPLATZ, BEWEGT SICH MAL IM BÜRO, HINTER DER BÜHNE ODER IM AUSLAND …
Herr Kägi, viele wissen nicht, dass es Ihren Job überhaupt gibt. Was macht ein Orchesterwart? Am Konzert muss jeder Musiker am richtigen Ort sitzen – und dafür erstelle ich jeweils einen Bühnenplan. Ausserdem sorge ich dafür, dass alle ihr Material haben, also Notenständer, Instrumente etc. Am Konzert selbst schaue ich, dass der Ablauf stimmt, dass alle rechtzeitig auftreten. Manchmal sieht man mich auch selbst auf der Bühne, wenn zwischen den einzelnen Stücken umgebaut wird. Sie sind seit bald zehn Jahren beim ZKO. Was war bisher Ihr Highlight? Das Water and Paper Concerto von Tan Dun mit Wasserschalen und schwingenden Papierfahnen war optisch und akustisch ein Höhepunkt. Und natürlich Tourneen, die sind immer speziell. Ich mag es, wenn im Ausland alles perfekt läuft. Tourneen sind aber sicher auch anstrengend. Klar. Kürzlich fuhr ich sehr lange Auto, um Instrumente von Österreich nach Spanien zu transportieren. Dafür sitze ich dann wieder zu den unmöglichsten Zeiten auf dem Balkon, und meine Nachbarn denken: Hat der einen coolen Job! Oder ich poste irgendwelche Fotos von weit entfernten Orten, an die ich dank meiner Tätigkeit beim ZKO komme … Als Orchesterwart arbeiten Sie eng mit dem Orchester zusammen – wie ist das? Wenn man über Jahre dabei ist, erlebt man viele Dynamiken mit. Die Stimmung ist meist sehr gut, man spürt den ZKO-Geist. Damit meine ich dieses Familiäre, das auch meinen Job so angenehm macht. Ich fühle mich eigentlich wie ein Orchestermitglied. Das ZKO ist nicht die einzige Mannschaft, mit der Sie unterwegs sind. In Ihrer Freizeit sind Sie Fussball-Schiedsrichter beim Schweizerischen Fussballverband. Ja, wobei ich da eine andere Funktion habe. Auf dem Fussballplatz bin ich der Dirigent. Wie ein Dirigent seine 22 Orchestermusiker, muss ich meine 22 Fussballer führen. Das geschieht meist subtil, mit Gesten, beschwichtigenden Worten und klaren Entscheidungen. Sie sehen also durchaus Parallelen zwischen Klassik und Fussball? Natürlich läuft im Stadion keine klassische Musik. Und ich bin selbst nicht mit Klassik gross geworden. Ich war aber immer offen für Neues, und Gegensätze ziehen sich auch an. sp
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Z KO A K T U E L L
Z KO A K T U E L L
NEUE GESICHTER, NEUE LÄNDER pläne erstellt und vieles mehr. «Würde
WILLKOMMEN
etwas auf der Hinterseite meiner Visiten
ZURÜCK, RYSZARD
karte stehen, wäre es: Ich rede gerne mit
Auch das Orchester hat Verstärkung
Menschen», erzählt Daniela Wachter.
bekommen, und zwar durch den Brat-
Reden bringe die Menschen zusammen
schisten Ryszard Groblewski. Er ist kein
und viele Probleme liessen sich durch gut
Unbekannter, spielte er doch bereits sechs
gesteuerte Kommunikation lösen, erklärt
Jahre mit dem Zürcher Kammerorchester.
die gebürtige Österreicherin, die zuletzt
In der Spielzeit 2015/16 mussten wir je-
als Kommunikationsleiterin eines juristi-
doch auf den gebürtigen Polen verzich-
schen Dienstleistungsunternehmens tätig
ten, denn er musizierte mit dem Sinfonie
war. Nun möchte sie die Präsenz des ZKO
orchester Basel. «Das war eine gute Zeit»,
in der Online-Welt stärken. «Die Klassik
erzählt Ryszard Groblewski. «Es hat
soll für die junge Generation attraktiver
Spass gemacht, einmal in einem grossen
werden», betont Daniela Wachter. Für
Sinfonieorchester dabei zu sein. Wir hat-
FRISCHER WIND
dieses Ziel und für ihr weiteres Einleben
ten oft Opern- und Ballettproduktionen
IN DER KOMMUNIKATION
in Zürich wünschen wir ihr alles Gute!
– das war für mich etwas ganz Neues und
Wir sind mit neuen Gesichtern in die
eine spannende Herausforderung.» Trotz
neue Saison gestartet. Im ZKO-Büro lei-
der tollen Zeit: Seit Saisonbeginn sitzt der
tet Daniela Wachter seit September die
Bratschist wieder in unseren Musiker
Abteilung Marketing und Kommunikation.
reihen. Heimweh nach dem schönen
Voller Enthusiasmus hat sie sich in ihre
Zürich, Erinnerungen an die ZKO-Familie
neue Aufgabe gestürzt, bereits fleissig
sowie private Gründe bewogen ihn zur
Facebook-Posts geschrieben, unser neues
Rückkehr – eine Rückkehr, die Konzert-
Fassadenplakat (siehe Bild) geplant, Medien
meister Willi Zimmermann sehr freut.
Z KO A K T U E L L
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«Wir brauchen Leute wie Ryszard, die
in China Shanghai. «Wir wurden über-
eine hohe Qualität bringen», sagt Willi
all wahnsinnig herzlich aufgenommen»,
Zimmermann. Ryszard Groblewski selbst
berichtet Philipp Ernst, der seinen
ist überzeugt: «Jetzt ist der beste Moment
Schreibtisch im ZKO-Büro verlassen
für ein Comeback.» Er sei glücklich, in
hatte, um mit dem Orchester vor Ort zu
die neue Phase mit Music Director Daniel
sein. Am 4. Oktober spielte das ZKO im
Hope hereinzukommen. «Hope bringt
weltbekannten Seoul Arts Center vor dem
repertoiremässig neuen Wind», freut er sich,
begeisterten Schweizer Botschafter Dr.
«und er will mit uns in die ganze Welt.»
Linus von Castelmur und einem gleichfalls faszinierten Publikum. Der Applaus war stürmisch; stürmisch war dann aber auch SOMMERZEIT – TOURNEEZEIT
die Ankunft in Tongyeong, wo der Taifun
Dass das ZKO unter Hope seine inter
«Chaba» für Verwüstung sorgte. Erfreuli-
nationale Präsenz stärken will, zeigte sich
cher waren die drei Geburtstage, welche
bereits vor Saisonstart im Sommer. Im Juli
das Orchester unterwegs feiern durfte –
reisten die Musikerinnen und Musiker ans
sei es mit Champagner im Flugzeug oder
Schleswig-Holstein Musik Festival und im
einem Ständchen im Bus. Und was tut
August feierten sie Erfolge an den Fest-
man, wenn ein Musiker kurz vor dem Kon-
spielen Mecklenburg-Vorpommern. Süd-
zert realisiert, dass er seine Hose vergessen
lichere Gefilde entdeckte das ZKO im
hat? Man deckt sich notgedrungen im Ein-
August am Festival de Pollença in Spanien.
kaufszentrum eines Luxushotels ein und ist
Kurz vor Saisonbeginn stand dann noch das
preislich bereits wieder zu Hause – an der
Dvořák Festival in Prag auf dem Programm.
Zürcher Bahnhofstrasse. sp
VIEL APPLAUS UND EINE VERGESSENE HOSE Vom 1. bis 9. Oktober besuchte das Orchester in Südkorea die Städte Busan, Gwangju, Seoul und Tongyeong sowie
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Z KO F R E U N D E KO N Z E RT I E RT E N M I T D E N P RO F I S AM 31. AUGUST 2016 SPIELTEN ZKO FREUNDE ZUSAMMEN MIT DEN PROFI MUSIKERN DES ZKO. MIT DIESEM GFZKO-STREICHORCHESTER WURDE EINE ALTE TRADITION NEU BELEBT.
ZKO Freunde, die schon länger dabei sind, erinnern
Für die entschlossenen Mitglieder des GFZKO-
sich sicher an die Amateursolisten-Konzerte. Dabei
Streichorchesters begannen Ende August 2016 die
musizierten Mitglieder unserer Gesellschaft gemein-
Proben. Manfred J. Pauli erinnert sich: «Als die
sam mit ihrem Orchester. Als Solisten erlebten die
Noten kamen, stieg doch ein wenig die Nervosi-
Zuhörer damals u.a. Xaver Bregenzer am Flügel und
tät, auf welches musikalische Abenteuer ich mich
Werner Coninx als Flötisten. Unvergessen ist auch das
da eingelassen habe: Zusammenspielen mit dem
für den Film «Vitus» aufgezeichnete Klavierkonzert,
ZKO. Da half nur, sich gut vorzubereiten und,
bei dem der damals siebenjährige Teo Gheorghiu die
wann immer möglich, zu üben.» Das haben fünf
Bühnen der Welt betrat.
mutige Musikerinnen und Musiker, die teilweise ihre Instrumente seit Jahren nicht mehr aus den Kästen
Nun wurde die Idee dieser Konzerte wieder aufge-
geholt hatten, auch mit grossem Engagement getan.
nommen. Bei der Generalversammlung im Novem-
Jürg Merz, eines der GFZKO-Mitglieder, das sich zur
ber 2015 lud Willi Zimmermann die Mitglieder und
Teilnahme entschlossen hatte, erzählt: «Hätte mir
ihre Familienangehörigen ein, unter seiner Anleitung
jemand nach der letzten GV gesagt, ich würde in
zu proben und dann, sozusagen eingebettet, mit den
zehn Monaten beim ZKO mitspielen, hätte ich ge-
Profimusikern des ZKO zu konzertieren.
antwortet: ‹Du spinnst!› Zu Beginn der ersten Probe
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sagte Willi Zimmermann: ‹Hauptsache ist, dass es euch Spass macht.› Damit waren alle Ängste und Hemmungen gebannt. Die Proben waren intensiv und trotzdem entspannend.» Am 31. August war es dann so weit: Das Konzert im ZKO-Haus fand statt. Die Begeisterung der gemeinsam Musizierenden übertrug sich auch auf die zahlreichen Zuhörer. So wurde dann auch sympathisch reagiert, als nach den ersten Takten unterbrochen werden musste, weil ohne eine in der Garderobe vergessene Brille die
Willi Zimmermann das seinerzeitige Amateurkonzert
Noten nicht gelesen werden konnten. Für die Laien-
in neuer Form wieder hat aufleben lassen. Das ist
musiker wich die Sorge um den einen oder ande
gut gelungen. Es bedeutet für die Freunde ein echtes
ren Intonationsfehler oder kleinen Patzer schnell
Privileg. Hoffentlich ergibt sich daraus ein regel
der F reude am Musizieren. Andres Hodel fasst
mässiger Anlass.» Das hoffen auch die Musiker des
seine Erfahrung so zusammen: «Als langjähriger
ZKO. Willi Zimmermann erhielt bereits die ersten
ZKO Freund freue ich mich sehr darüber, dass
Anmeldungen für 2017. pm
V E R A N S TA LT U N G E N F Ü R Z KO F R E U N D E M O, 2 1 . N OV. 2 0 1 6 , 1 8 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S
SA, 31. DEZ. 2016, 14.00 UHR, KKL LUZERN
GENERALVERSAMMLUNG
ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR
mit anschliessendem Apéro
ZKO FREUNDE – Silvesterkonzert Zürcher Kammerorchester Aleksey Igudesman Violine
S O, 2 7 . N OV. 2 0 1 6 ,
Hyung-ki Joo Klavier
1 6 . 0 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR ZKO FREUNDE
FR, 20. JAN. 2017, 1 0 . 0 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
Zürcher Kammerorchester Gabriela Montero Klavier
Zürcher Kammerorchester
Werke von Mozart und Haydn, Improvisationen
Sir Roger Norrington Ehrendirigent
nach Wunsch des Publikums
Martin Helmchen Klavier Werke von Beethoven
MI, 14. DEZ. 2016, 19.00 UHR, FRAUMÜNSTER ÖFFENTLICHE GENERALPROBE FÜR ZKO FREUNDE – Weihnachtskonzert Zürcher Kammerorchester Zürcher Konzertchor Werke von Händel und C. P. E. Bach
Mitglied werden: Sekretariat GFZKO, Gisela Stäheli, Tel. 044 388 36 12, www.gfzko.ch
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KO L U M N E
KO L U M N E VO N DA N I E L H O P E
M AC H T M U S I K GLÜCKLICH? «Wie kann ich glücklich sein?» Es ist vielleicht nicht besonders überraschend, wenn ich als Musiker antworte: «Durch Musik!» Inzwischen hat diese Antwort auch eine wissenschaftliche Grundlage. Forscher des «Centre for Performance Science» in London haben herausgefunden, dass bei Probanden das Level an Stresshormonen im Blut am Ende eines klassischen Konzerts weitaus geringer war als vor dem Konzert. Die Wissenschaftler schliessen: Ein Konzertbesuch kann glücklich machen.
«Wissenschaftler sagen: Ein Konzertbesuch kann glücklich machen.» Wir alle kennen dieses Gefühl von Glück in Verbindung mit Musik: Das Aufgelöstsein in einer Welt aus Klang, in der Gedanken möglich werden, die in unserem Alltag keinen Platz finden, in der die Musik das ausdrückt, was wir mit Worten nicht sagen könnten. Hinzu kommt: Das Konzert ist eine kollektive Veranstaltung, bei der sich alle auf das Gleiche konzentrieren. Auch wenn die Gedanken jedes Einzelnen in individuelle Richtungen schweifen, im Grunde erinnert uns die Musik daran, dass wir in unserem Empfinden nicht alleine sind. Liebe, Hass oder Sehnsucht – jeder Mensch kennt diese Gefühle. Für Musiker, die auf der Bühne stehen, ist es ein Privileg, anregen zu dürfen, angeregt zu werden – die verzaubernde Macht der Musik zu spüren. Ich bin sicher, dass sich in den Konzerten des ZKO solche magischen Momente ergeben. Ein Blick ins Opus zeigt, wie unterschiedlich die Formen des Glücklichseins in der Musik sein können: Martin Helmchen freut sich, wenn er gemeinsam mit seinen Kollegen in der strengen Form der Musik eigene Freiheiten findet. Ganz andere Glücksgefühle setzen Igudesman & Joo frei, wenn sie liebevoll gegen den Konzert-Zirkus sticheln: durch musikalische Anarchie, Verblüffung und Lachen. Oder nehmen Sie unsere Opera Box, deren Anspruch es ist, das Publikum möglichst nah an das Geschehen heranzuholen. Wie man dauerhaft glücklich sein kann, diese Frage lässt sich kaum beantworten. Ich glaube aber daran, dass uns die Musik Momente schenken kann, auf die wir uns voll einlassen, in denen wir uns fokussieren, in denen wir als Musiker und Zuhörer einen Augenblick lang verschmelzen – in einer gemeinsamen Idee, in einem gemeinsamen Gefühl, in einem gemeinsamen Zustand von Glück.
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AUGEN ZU. HER Z AUF.
Schenken Sie musikalische Freude mit einem Konzertgutschein. Ob Mozart oder Beethoven, Daniel Hope oder Klaus Maria Brandauer: Bei uns kommen Musikfans auf ihre Kosten. Bereiten Sie einem besonderen Menschen ein aussergewรถhnliches Geschenk zu Weihnachten. Wir beraten Sie gerne. ZKO-Billettkasse: 0848 848 844, billettkasse@zko.ch, www.zko.ch
Hauptpartner
Innovationspartner
Subventionsgeber und Gรถnner
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VORSCHAU
VO R S C H A U F E B RU A R / M Ä R Z
DIESE UND WEITERE HIGHLIGHTS ERWARTEN SIE IM NÄCHSTEN OPUS FEBRUAR 17 MI, 1. FEBR. 2017, 2 0 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S
M O, 6 . F E B R . 2 0 1 7 , 1 9 . 3 0 U H R , TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L IL GIARDINO ARMONICO Meisterzyklus-Abo, Barock-Abo
MÄRZ 17 S O, 5 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 1 / 1 4 / 1 6 U H R , Z KO - H A U S
Il Giardino Armonico DIRECTOR’S CUT
Giovanni Antonini Dirigent
GLOBI UND WIE DAS GLÜCK
Daniel Hope Violine
Sandrine Piau Sopran
IN DIE SCHOKOLADE KOMMT
Avi Avital Mandoline
Werke von Haydn und Mozart
abc-Konzert
Sir James Galway Special Guest
Musikerinnen und Musiker des ZKO Jolanda Steiner Konzept und Erzählung
Daniel Hope empfängt prominente Gäste – das ZKO spielt Werke von Bach bis Ligeti.
DI, 7. FEBR. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L DANIEL BLENDULF UND FRANCESCO PIEMONTESI Grosses Abo, Kleines Abo, Piano-Abo ZKO, Daniel Blendulf Dirigent Francesco Piemontesi Klavier Werke von Mozart, Bartók und Beethoven
DI, 28. FEBR. 2017, 19.30 UHR, TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N
D O, 2 . F E B R . 2 0 1 7 , 1 9 . 3 0 U H R , K I R C H E S T. P E T E R
FR, 10. MÄRZ 2017, 19.30 UHR,
SIR ROGER NORRINGTON UND CHRISTIAN TETZLAFF
DANIEL HOPE
AVI AVITAL
Grosses Abo, Kleines Abo
Kleines Abo
Barock-Abo
ZKO, Sir Roger Norrington Ehren-
ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung
ZKO, Avi Avital Mandoline
dirigent, Christian Tetzlaff Violine
Willi Zimmermann Konzertmeister
Mayumi Hirasaki Konzertmeisterin
Werke von Mendelssohn und Beethoven
Werke von Gluck, Kraus, Haydn
Werke von Vivaldi
und Mozart
SA, 4. FEBR. 2017,
S O, 1 2 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 1 . 0 0 U H R ,
1 1 / 1 4 / 1 6 U H R , Z KO - H A U S
TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
KEINER GRUSELT SICH
PETER UND DER WOLF
VOR GUSTAV
Kinderkonzert
Purzel-Konzert
ZKO, Daniel Hope Sprecher
Musikerinnen und Musiker des ZKO
Willi Zimmermann Konzertmeister
Jaël Malli Konzept und Erzählung
Musikalisches Märchen von Prokofieff
IMPRESSUM HERAUSGEBER Zürcher Kammerorchester Seefeldstrasse 305, 8008 Zürich Telefon: 044 388 36 00 REDAKTION Simone Pflüger, Daniela Wachter, Philipp Ernst
S O, 1 2 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R , S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N
AUTOREN Axel Brüggemann ab, Simone Pflüger sp, Peter Marschel pm, Michael Bühler, Daniel Hope
DANIEL HOPE Grosses Abo ZKO, Daniel Hope Violine und Leitung Willi Zimmermann Konzertmeister Werke von Gluck, Kraus, Haydn und Mozart
S O, 1 9 . M Ä R Z 2 0 1 7 ,
S O, 2 6 . M Ä R Z 2 0 1 7 , 1 6 . 0 0 U H R ,
1 1 . 0 0 U H R , Z KO - H A U S
S C H A U S P I E L H A U S P FA U E N
KAMMERMUSIK@ZKO
RENAUD CAPUÇON
Yann Miriel Barockoboe
Grosses Abo
Roman Schmid Barockoboe
ZKO, Renaud Capuçon
Urs Dengler Barockfagott
Violine und Leitung
Hayk Khachatryan Kontrabass
Werke von Mozart, Schumann und
Naoki Kitaya Cembalo
Tschaikowsky
Werke von Zelenka und Bach DI, 28. MÄRZ 2017, 19.30 UHR, S O, 1 9 . M Ä R Z 2 0 1 7 ,
TO N H A L L E , G RO S S E R S A A L
1 4 / 1 6 U H R , Z KO - H A U S GÜHER UND SÜHER PEKINEL NUGGI-KONZERT
Meisterzyklus-Abo, Piano-Abo
Yann Miriel Barockoboe
London Philharmonic Orchestra
Roman Schmid Barockoboe
Howard Griffiths Dirigent
Urs Dengler Barockfagott
Güher Pekinel Klavier
Hayk Khachatryan Kontrabass
Süher Pekinel Klavier
Naoki Kitaya Cembalo
Werke von Ravel, Poulenc und Dvořák
Werke von Zelenka und Bach
FOTOGRAFIE Igudesman & Joo: Julia Wesely Michael Bühler, Orchesterbild, Paul Suter, Opera Box 2015 / 16, Sir Roger Norrington, Matthias Kägi, Daniela Wachter, Fassaden plakat, Ryszard Groblewski, Daniel Hope (S. 40), Roman Schmid: Thomas Entzeroth Daniel Hope (S. 5 / 6 / 14 / 42): Margaret Malandruccolo Daniel Hope (S. 16): Bailey Davidson Daniel Hope (S. 42): Harald Hoffmann Predigerkirche: Catherine Roschi Trio Zimmermann: Mats Bäcker Diego Fasolis: Daniel Vass Sunhae Im: Lilac Martin Helmchen: Giorgia Bertazzi Kinderkonzerte: art.I.schock GmbH Rudolfinum Prag, Orchester in Pollença, Lübecker Altstadt, Koreanisches Essen, Plakat in Prag: Matthias Kägi Konzert im Seoul Arts Center: Sihoon Kim Schloss Ulrichhusen: Stefan Böttcher Festspiele Mecklenburg-Vorpommern: Jan-Peter Schröder ZKO Freunde: Beat Steffen Christian Tetzlaff: Giorgia Bertazzi Renaud Capuçon: Jean Baptiste Millot ILLUSTRATION Illustration «Es klopft bei Wanja in der Nacht»: Tina Macnaughton, Brunnen Verlag Illustration «Der kleine Igel verirrt sich im Schnee»: Reinhard Michl, Verlag Friedrich Oetinger GESTALTUNG UND LAYOUT Tschirren und Grimm PRODUKTION Somedia Production AUFLAGE UND ERSCHEINUNGWEISE 15 000 Exemplare, viermal jährlich ERSCHEINUNGSDATUM November 2016
www.zko.ch BESUCHEN SIE UNS AUF
Damit klassische Musik unser Leben auf höchstem Niveau bereichert: Wir unterstützen das Zürcher Kammerorchester.
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