ZOLLVEREIN® Magazin 03/2014

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AUFTAKT

AUFTAKT

„HIER KANN MAN ZEIGEN, WIE ES GEMEINSAM GEHT.“

Der Standort Zollverein ist auch ein neues Stück Stadt. Was macht Zollverein für einen Flächenentwickler zum „Premiumstandort“? Eine Adresse auf dem UNESCO-Welterbe zu haben, ist an sich schon etwas Besonderes. Einen solchen Standort mit den Partnern entwickeln zu dürfen, ist etwas Außerordentliches. Wer hat in seinem Berufsleben schon die Möglichkeit, an einem Welterbe mitzuwirken …

Was ist denn die Besonderheit des UNESCO-Welt­ erbes? Was macht Zollverein aus? Zunächst einmal ist es die absolute Größe des Geländes. Zweitens: Zollverein war ein industrieller Hochleistungsstandort mit einer außergewöhnlichen Architektur. Historisch gesehen schuf und prägte die Zeche Zollverein die Stadtteile um sie herum. Auch in Gegenwart und Zukunft verfügt Zollverein über eine Strahlkraft in die umliegenden Stadtteile, in die Städte und die gesamte Region. Es gibt aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang eine Art „Zollverein-Effekt“: ein Begriff analog des in der Immobilienwirtschaft bekannten Bilbao-­ Effektes. In der nordspanischen Stadt Bilbao ist durch die Ansiedlung des Guggenheim-Museums die Entwicklung eines ehemaligen Indus­ trieareals zu einem attraktiven Leuchtturmprojekt der Region avanciert. Dies gilt auch für das Welterbe Zollverein mit Ansiedlungen wie dem Ruhr-Museum, dem Sanaa-Gebäude und un­ serer Unternehmenszentrale. Zwar hat der Niedergang von Kohle und Stahl zeitweilig auch die schönste Zeche der Welt und natürlich ihre Umgebung belastet. Als UNESCO-­ Welterbe, verbunden mit den Ansprüchen der beteiligten Akteure, ist die Wirkung aber zurückgekehrt und strahlt positiv weit über die Region hinaus.

Sie sind jetzt selbst seit mehr als zwei Jahren als Unternehmen hier am Standort ansässig. Würden Sie Zollverein als Firmensitz empfehlen? Wenn ja, warum? Welche Vorteile hat der Standort?

Seit zwei Jahren hat die RAG Montan Immobilien GmbH ihren Sitz auf der ehemaligen Kokerei Zollverein. Die UNESCO-Welterbestätte ist Vor­ zeigeadresse und Heimat des ­Unternehmens zugleich. Im Interview nimmt der Flächenentwicklungsexperte Hans-Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien, dazu Stellung.

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Herr Prof. Noll, zunächst einmal vorweg: Was macht ein Flächen­ entwickler eigentlich? Was ist die Kernaufgabe der RAG Montan Immobilien? Ganz einfach gesagt: Unsere Aufgabe ist es, aus einem stillgelegten Bergwerk ein neues Stück Stadt zu entwickeln. Dahinter stehen allerdings ganz komplexe Aufgaben. Wir machen aus einer Fläche ein neues lebenswertes Quartier, wo Menschen neuen Wohnraum, Unternehmen neuen Arbeitsraum und Investoren neue Potenziale finden.

Wir haben den Standort ganz bewusst gewählt. Wenn mich jemand nach unserer Arbeit fragt, nehme ich ihn mit ans Fenster und zeige es ihm: Das Welterbe ist das beste Beispiel für ­unsere Tätigkeit. Für andere Unternehmen ist es gerade als Welterbestätte imageprägend und ebenso wie für uns eine inspirierende Adresse, eine Umgebung, die sich durch permanenten Wandel auszeichnet, in der ständig etwas Neues passiert.

Hat der Standort auch Nachteile? Ja (lacht). Aber wir arbeiten daran, dass ein Nachteil zum Vorteil wird. Beispielsweise braucht man zehn Minuten zur nächsten Autobahnauffahrt. Wir Flächenentwickler schauen in erster Linie auf die Lage – und auch die ist in Bezug auf das Welterbe einfach einzig­artig.

Welche Pläne haben Sie noch am Standort Zollverein? Viele! Derzeit erschließen wir zusammen mit der Stiftung Zollverein rund sieben Hektar Neubaufläche und wollen weitere Büronutzer ansprechen und ansiedeln. Außerdem beteiligen wir uns an der Ausschreibung der ‚NRW ­Urban‘ für eine weitere Immobilienentwicklung am Standort.

Welches Potenzial sehen Sie für den Standort in Zukunft? Erst einmal bin ich fest davon überzeugt, dass sich der Standort in den nächsten Jahren eiter so dynamisch entwickelt wie bisher. Das wird sich positiv auf die Besucherzahlen auswirken – derzeit haben wir laut Stiftung Zollverein rund 1,5 Millionen Besucher jährlich. Darüber hinaus wird es hier weitere neue Arbeitsplätze geben. Insgesamt ist dieser Standort ein herausragendes Beispiel für Wandlung: Hier kann man zeigen, wie es gemeinsam geht! Ein Ort der Niederlage wird zu einem Leuchtturm und damit zu einem Musterbeispiel für die Wandlungskompetenz der gesamten Region, der Akteure und ihrer Bewohner.

Zum Abschluss: Ende Juni feiert die Region die Extra­ Schicht. Warum engagieren Sie sich seit Jahren als Sponsor? Wir sind die ExtraSchicht, sagen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber im Ernst: Viele der Aktionen in der Nacht der Industriekultur finden auf von uns entwickelten Standorten statt. Die ExtraSchicht ist daher eine hervorragende Möglichkeit, die Menschen am Wandel teilhaben zu lassen. Außerdem ist es auch eine Chance, Gäste von außerhalb der Region einzuladen, um ihnen zu zeigen, was hier los ist. Das sind alles Gründe, Werbung für Zollverein, für die anderen Standorte der Industriekultur und für unsere Region zu machen.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE GUIDO SCHWEISS-GERWIN

ZUR PERSON

Professor Dr. Hans-Peter Noll, geboren 1959 in ­Datteln (Westfalen), ist Vorsitzender der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien GmbH, Essen. Darüber hinaus ist er Honorarprofessor am Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, mit den Schwerpunkten Wandel altindustrieller ­Regionen, Strukturwandel, Ruhrgebiet, Großbritannien und USA, sowie Lehrbeauftragter an der RWTH International Academy Aachen. Außerdem ist Hans-Peter Noll Mitglied ­im Direktorium des Instituts für Bergund Energierecht der RuhrUniversität Bochum sowie Vorstandsmitglied der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Dortmund. ZUM UNTERNEHMEN

RAG Montan Immobilien bündelt ein vielseitiges Know-how rund um Flächen. Seit über 35 Jahren verwaltet das Unternehmen Liegenschaften des RAGKonzerns und entwickelt industriell vorgenutzte Areale zu gefragten Standorten. Dazu gehören Gewerbe- und Industrieflächen, Standorte für Photovoltaik- und Windenergieanlagen, moderne Wohngebiete, Einzelhandel-, Grün-, Freizeit- sowie Naherholungsflächen. Mit den vier Geschäfts­ feldern Entwicklung, Erneuerbare Energien, Umwelt sowie Management unterstützt RAG Montan Immobilien erfolgreich den Strukturwandel im Ruhrgebiet und im Saarland. ZOLLVEREIN ® DAS MAGAZIN

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