193. Ausgabe, ET 05.12.2015

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TIPPS

Samstag, 5. Dezember 2015

SWR-KONZERT

REGIO-KARTE

LEBEN

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OPERN-PREMIERE

Orchester in Hochstimmung

Lustiger Liebestrank

Mit dem energiegeladenen Chef des SWR-Orchesters, FrançoisXavier Roth, wurde das den Terroropfern in Paris gewidmete Konzert ein Ereignis. Das beherzte und gut zwei Jahrhunderte umspannende Programm begann mit Haydns Sinfonia Concertante, in der die vier Solisten, Geige, Cello, Fagott und Oboe, viel Spielfreude zeigten. Allen voran brillierte Gunnar Persicke mit klarem, silbrigem Klang, den er aus seiner Vuillaume-Geige hervorzauberte. Schumanns nachfolgendes Stück für vier Hörner ist ein dreisätziges Werk, wobei diese fließend ineinander übergehen. Das zuvor noch so spritzig und leicht klingende SWR-Orchester verwandelte sich in eine tief romantische Begleitmaschine, die aber Dank Schumanns Genialität und eines souveränen Dirigates die Hörner vor sich hertrug. Das letzte Stück des Abends, „Der Wunderbare Mandarin“ von Béla Bartók, gehört zu den modernsten Stücken dieses Komponisten. Ein junges Mädchen wird von drei „Apachen“ gezwungen, Passanten in die Falle zu locken, dort werden sie ausgeraubt und ermordet. Nur der Mandarin will trotz mehrfachen Mordversuchs einfach nicht sterben. Er kann seine Augen nicht von dem Mädchen lassen, erst als sie ihm zu Willen ist, stirbt er. Mit diesem Werk schließt sich der Kreis gleich dreidimensional: Die musikalische Zeitreise von der Klassik in die Moderne, dann das Feiern und der zerstörerische Terror – und nun muss auch der Klangkörper, das SWR–Orchester, mir seiner langen Tradition und der unglaublichen Musikalität, nach vielen Degenstößen zu Boden gehen. Doch bis zum letzten Pulsschlag soll es so gefeiert werden, wie an diesem Konzert-Abend! Johann Fendt

Im voll besetzten Haus startete das Philharmonische Orchester erst spröd mit dem Präludium. Doch sobald Adina, gesungen von Kim-Lillian Strebel, ihren klaren, kraftvollen, wunderbaren Sopran erklingen lässt, fängt diese Oper mit ihrer eher seichten Handlung an, Spaß zu machen.

Heiß aufs Eis: Noch bis zum 27. Dezember können Schüler und Azubis mit ihrer RegioKarte im Rahmen der RVF-Eislaufwochen in ihrer Freizeit sparen. Auf den Eisbahnen in den Stadtzentren von Emmendingen und Müllheim erhalten sie nach Vorlage ihrer aktuellen RegioKarte Schüler/Azubi einen Rabatt auf den regulären Eintrittspreis von 4 Euro. Außer dem Spaß am Schlittschuhlaufen gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Live-

Musik in weihnachtlicher Atmosphäre. Beide Eisbahnen sind ab beziehungsweise über Freiburg mit der Rheintalbahn schnell erreichbar. Und wer zu einem der Weihnachtsmärkte nach Emmendingen, Staufen, Freiburg oder zur Ravenna-Schlucht möchte, dem bitet der RVF beim mobilen Kauf eines Einzelfahrscheins für Erwachsene an, eine zweite Person kostenlos mitzunehmen. ■ Weitere Infos: www.regiokarte-schueler.de

Konzert

Musical

Konzert

Zeitlose melodische Klang-Schönheit

Alma Mahler und ihre Männer

Weihnachtsoratorium Alle sechs Kantaten

Hirundo Maris ist die lateinische Bezeichnung für die Seeschwalbe, und ähnlich dieser Vögel treibt das Quintett der Harfenistin Arianna Savall auf musikalischen Strömungen zwischen Norwegen und Katalonien umher. Arianna Savall, aus einer prominenten katalanischen Musikerfamilie stammend (ihre Mutter ist die 2011 gestorbene Sopranistin Montserrat Figueras, ihr Vater der Komponist und Gambenvirtuose Jordi Savall) und Petter Udland Johansen haben diese Formation mit hell glänzendem Gruppenklang zusammen gestellt.

Sie hatte sie alle: Mahler und Zemlinsky (Musik), Klimt und Kokoschka (Malerei), Hauptmann und Werfel (Literatur), Gropius (Architektur). Alma Mahler-Werfel, die Frau an der seite der genialen Männer, die Göttin der Begabten. 50 Jahre nach ihrem Tod schreibt Tom van Hasselt das erste Alma-Musical und übernimmt gleich alle männlichen Rollen selbst. Nini Stadtlmann spielt und singt Alma, zusammen sind sie Die Stammzellenformation. Auf Einladung von Orso kommt das Duo mit dem Musical „Alma und das Genie“ nach Freiburg.

Johann Sebastian bach führte die sechs Kantaten seines „Weihnachtsoratoriums“ innerhalb von zwei Wochen auf. Dabei sollte es eine Doppelfunktion haben: als Bericht über die biblische Geschichte von der geburt Jesu und als Hör-Erlebnis, das auf die Seele der Zuhörer einwirkt und ein gesitiges Erweckungserlebnis auslöst. Die Camerata Academica Freiburg wird dieses große Werk mit allen sechs Kantaten zusammen mit dem Freiburger Kammerchor unter der Leitung des Dirigenten Lukas Grimm an einem Abend aufführen.

■ Hirundo Maris Quintett, „Chants du Sud et du Nord“, 12. 12., 20 Uhr, Forum Merzhausen, Dorfstraße 3, Metzhausen, Eintritt: 24 Euro

■ Die Stammzellenformation: „Alma und das Genie“, 5.12., 20.15 Uhr, Historisches Kaufhaus Freiburg, Tickets: Tel. 0761/7073200

■ Camerata Academica Freiburg: „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebsatian Bach, 13.12., 18 Uhr, Konzerthaus Freiburg

Mit viel Witz stehen sich der Macho Sergeant Beclore, (Alejandro Schleske) und Adina gegenüber. Der Quacksalber Dulcamar verkauft mit List Nemorino, der hoffnungslos in Adina verliebt ist, den „Liebestrank des Tristan“. Die Figur des Dulcamar, gesungen von Andrei Yvan, erinnert an Johnny Depp, seine vier Helfer mit ihren farbigen Raumschiffanzügen an Bully Herbigs Enterprise Persiflage. Beclore kommt mit Elementen des Louis de Funès und Monty Pythons „Ein Fisch namens Wanda“ daher. Das Bühnenbild einer Fabrik könnte aus Charly Chaplins „Modern Times“ stammen. Das Publikum feierte den jungen Nutthaporn Thammathis, der die Titelrolle des Nemorino liebevoll mit seiner warmen Stimmlage meisterte. Nur das Orchester zeigte sich wenig flexibel in den so romantischen Arien. Aber was für ein Opernchor! Er singt nicht nur hervorragend, er setzt auch mit der Gegensätzlichkeit von Bewegung und Stillstand klare Akzente zur Handlung, passend zum Räderwerk. Johann Fendt


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