Xaver 12 | 2016

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Nachgefragt

Relativer Eierlikör XAVER: Hallo Nathaniel, schön dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Du hast also kein Problem mit Interviews? Nathaniel Rateliff: Nein, gar nicht. Das ist immer wie eine Art Therapiesitzung - nur muss ich nicht dafür zahlen! (lacht) Joe, magst Du Dich dazu setzen? Joseph Pope III: Ja, klar. NR: Tom, das ist Joseph, wir sind zusammen aufgewachsen und machen mittlerweile über 20 Jahre gemeinsam Musik. X: Cool. Nathaniel, dann hast Du also ein Netzwerk an Freunden um Dich herum? NR: Mittlerweile ist das schon nah an der Familie. Wir zwei machen das jetzt schon so lange zusammen, in verschiedenen Bands und Konstellationen. Auch als wir noch eher im Singer-Songwriter/ Americana-Bereich zu Hause waren. X: Draußen am Merch-Tisch habe ich sie jetzt nicht gesehen, aber auf der Homepage bietet Ihr die neue EP auch als Kassette an. Vinyl ist ja bekanntlich zurück, aber sind auch Kassetten in den Vereinigten Staaten wieder auf dem Vormarsch? NR: Ich weiß gar nicht… ich fand das nur irgendwie cool. Wir werden die EP aber sonst nur auf Vinyl und nicht auf CD veröffentlichen. X: Echt? Ich habe sie mir bei einem deutschen Medienhändler auf CD vorbestellt!? JP: Das kann sein, in ein paar Ländern wird sie wohl auch auf CD veröffentlicht. In den USA ist es aber mittlerweile wirklich so, dass sich die Leute ihre Songs auf ihre digitalen Abspielgeräte ziehen und die CDs dann nie wieder in die Hand nehmen… X: Kassetten gibt es bei mir eigentlich nur noch im Kinderzimmer. JP: Stimmt, die sind ein perfektes Medium für Kleinkinder um den Umgang mit Musik zu lernen. Meine Frau versucht zu Hause wohl gerade unserem zweieinhalb-jährigen Sohn zu vermitteln, wie man eine Vinyl-Schallplatte behandelt… da wird viel zu Bruch gehen bzw. zerkratzt werden! (lacht) X: Ein Kassette hat ja auch eine große Rolle in Nathaniels Vergangenheit gespielt… NR: Das stimmt. Meine Eltern waren sehr christlich, meine Mutter schrieb sogar Songs für die Kirche und wir haben regelmäßig dort gespielt und gesungen. Meine Kindheit bestand also zum größten Teil aus christlicher Musik. Eines Tages fand

ich dann aber in der Garage eine Led ZeppelinKassette und war völlig überwältigt. X: Das kann ich mir sehr gut vorstellen! X: Auf dem Cover des Debuts war Deine Brust zu sehen, auf der EP prangt eine Nahaufnahme von Deinem Schritt - habt Ihr denn schon Pläne fürs Artwork des nächsten Albums? NR: (lacht) Wir werden wohl nicht in die Richtung weitermachen! Da steckte jetzt auch kein großer Plan oder Ernst dahinter, ich fand es einfach nur lustig. X: Auf dem Backcover des Debuts war ja auch Dein Rücken zu sehen, bei der EP hätte ich da also auf Deinen Hintern getippt… NR: Ja, das war auch zunächst der Plan, aber ich mochte das Bild nicht; ich habe einfach keinen Arsch in der Hose! X: Das Material auf der EP; sind das Reste von den Studioaufnahmen des Debuts oder sind das neue Songs? NR: Drei Songs sind nagelneu, die wir mit unserem Schlagzeuger aufgenommen haben - quasi in seinem Wohnzimmer. Drei hatten wir noch in der Schublade und ein Song wurde live mitgeschnitten. Wir haben das Material dann vom selben Mischer abmischen lassen, der auch das Debut gemacht hat, so dass da eine Verbindung entsteht. X: Früher hast Du teilweise unterwegs neues Material aufgenommen, machst Du das heutzutage immer noch? NR: Nein, das ist schwierig. Ich skizziere ständig Sachen, nehme die dann auch mit dem Smartphone auf usw.; und wir spielen beim Soundcheck hier und da mit neuen Songideen herum. Ausgearbeitet wird das dann aber erst daheim. X: Gibt es denn dann schon Pläne für das neue Album? Steht da schon etwas fest? NR: Ich weiß gar nicht. Wir haben im Januar/Februar erst einmal frei und das ist dann die erste lange Pause, die wir seit Mai 2015 haben. Und ich weiß nicht, ob ich mich da dann gleich hinsetze und am neuen Material arbeite. Und es ist auch ein gewisser Druck im Raum. Wir haben ja nie erwartet, dass das Album so erfolgreich sein würde und ich will da auch gar nichts erzwingen, nur um schnell nachzulegen. Das Album ist so gut geworden, weil wir machen konnten, was und wie wir es wollten.

Und uns dafür auch so viel Zeit nehmen konnten, wie wir für richtig hielten. Und ich denke, so wird das mit dem nächsten Album wieder laufen. X: Wie ist das, wenn Du neues Material schreibst? Unterscheidest Du da zwischen Band- und Solosachen oder konzentrierst Du Dich momentan völlig auf die Bandkiste? NR: Doch, ich habe Material für ein Soloalbum wenn man das denn so nennen will. Wann das veröffentlicht wird weiß ich nicht, ich werde es aber auf jeden Fall aufnehmen. Aber schauen wir mal, im Moment steht das neue Album mit „The Night Sweats“ an erster Stelle. X: Ich habe Euch zum ersten Mal in der deutschen Fernsehshow „Inas Nacht“ gesehen… NR: Oh ja, das war die Show in Hamburg, die werden wir nie vergessen! X: Ah, ok. Was war denn los? NR: Das war unser Eierlikör-Erstkontakt - so etwas vergisst man nicht! JP: Ich habe bei der Köln-Show mit jemandem aus ihrem Team gesprochen, welcher gesagt hat, dass selbst bei den Wiederholungen der Show immer noch viel positive Reaktion auf uns kommt und das merk man dann auch bei den iTunes-Zugriffen. NR: Das war aber auf jeden Fall ein unvergesslicher TV-Auftritt, auch weil das ja nur so eine winzige Kneipe ist, in der sie das drehen - und wir waren da mit sieben Mann und es hat irgendwie geklappt. X: Das ist auch eine der wenigen Shows, in denen wirklich offensiv Alkohol getrunken wird. NR: Ach, das ist in den USA nicht anders - nur passiert das da eben abseits der Kameras und backstage. Das war definitiv nicht das erste Mal, dass wir angetrunken im Fernsehen waren! (lacht) X: Eine Menge Deiner Songs wurden in und über harte Zeiten in Deinem Leben geschrieben. (Rateliffs Übersong „S.O.B.“ behandelt seinen Alkoholmissbrauch, der ihn auf einer früheren Europatour wohl fast das Leben gekostet hätte - Anmerk. d. Verf.). Jetzt läuft es schon seit einiger Zeit richtig gut für Dich. Bist Du mittlerweile ein fröhlicher


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