Wort zum WiWi WS16/17_N°71

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Unterwegs mit dem Semesterticket Anthony Sikorski

Es ist kurz vor neun Uhr. Der Himmel ist grau und die Luft riecht nach Laub. Auf dem Bahnsteig warten die Reisenden ungeduldig. Manche scheinen jegliche Motivation verloren zu haben und starren in die Weite. In einem aufgemalten gelben Rechteck drängen sich die Raucher und stoßen Rauchwolken in den Morgendunst. Aus dem Lautsprecher dröhnt eine Frauenstimme: „Auf Gleis zwei hat Einfahrt der IRE aus Stuttgart, Weiterfahrt nach Aulendorf, heute ca. fünf Minuten später.“ Noch hat der rote Dieselzug nicht angehalten, schon strömen die Reisenden zu den nächsten Türen. Jeder will der Erste sein, der den Zug betreten darf, um anschließend einen Sitzplatz zu ergattern. So auch ich. Ich steige ein und verspüre den spezifischen, schon fast unverwechselbaren, mit dem eines Dixi-Klos identischen Duft des IRE. Als der Zug zu rollen anfängt erfahre ich, dass wir aufgrund von Störungen im Betriebsablauf verspätet sind. Auf dem Weg nach Sigmaringen halten wir in Mössingen, Hechingen, Balingen, Albstand-Ebingen. Die Städte scheinen ihren Glanz verloren zu haben und wirken verschlafen. Auf dem Weg erstreckt sich zu beiden Seiten die Schwäbische Alb. Die Berge sind von einem Morgennebel umhüllt und die Landschaft wirkt wie einem Gemälde des Malers Caspar David Friedrich entsprungen.

menes Schild die Reisenden. Dessen Inschrift lautet „Nimm dir Zeit für Sigmaringen“. Für Melancholie ist jedoch keine Zeit, denn bereits um viertel elf fährt mein Bus 50 Richtung Tuttlingen. Aus dem Bus heraus bewundere ich das Donautal. Die Bäume bilden einen orange-grünen Teppich und die gewaltigen Felsen zeugen von Millionen Jahren von Geschichte. Um 10 Uhr 51 erreiche ich Beuron. Der kleine, an der Donau gelegene Ort bietet einen idealen Ausgangspunkt für Wanderungen und ist besonders für das dortige Benediktinerkloster bekannt. Nach einer Erkundung stärke ich mich in einem Restaurant. Dabei darf natürlich zum Nachtisch eine Stück Donauwelle nicht fehlen. Zurück geht es von Beuron um 16:05 mit dem IRE in Richtung Ulm. Am Bahnhof Sigmaringen nutze ich die 35 Minuten Umsteigezeit, um in eine ganz andere Kultur einzutauchen. Ich warte im angrenzenden Park und beobachte das Geschehen um den Bahnhof herum. Hashtag Fette Karren, Jogginghosen und alle haben Zeit. Um 17:03 heißt es Abschied zu nehmen, denn mein Zug, die Hohenzollerische Landesbahn nach Tübingen, fährt ab. Nur 19 Zwischenhalte später erreiche ich Tübingen und bin froh nach einem Tag voller Erlebnisse wieder daheim zu sein.

Um zehn Uhr elf erreichen wir Sigmaringen. Am Bahnhof begrüßt ein in die Jahre gekom41


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