70 HEALTH ECONOMY: CORONA
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Freitag, 3. April 2020
Die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen wird zum Problem. Pflegeanbieter befürchten jetzt Engpässe.
Sorge um Pflege Pflegekräfte aus Osteuropa fehlen derzeit. Dazu kommt, dass Heimbewohner besonders Corona-gefährdet sind. ••• Von Martin Rümmele WIEN. Derzeit häufen sich Corona-Infektionsfälle in österreichischen Alten- und Pflegeheimen. Das Problem: Gerade ältere Menschen und solche mit Mehrfach erkrankungen sind besonders gefährdet und zeigen schwere Covid-19-Verläufe. Das Modell der 24-Stundenbetreuung drohe aufgrund der Corona-Pandemie
nötigte neue Betreuerinnen zu Hause bleiben und können nicht mehr nach Österreich einreisen, um ihre Kolleginnen abzulösen. Die Folge: Die Klienten kommen in Heime.
in zwei bis drei Wochen völlig zu versagen, warnt Karin Hamminger, Vorsitzende der Österreichische Bundesinteressensgemeinschaft für Agenturen der Personenbetreuung (ÖBAP) und selbst Diplomierte Gesundheitsund Krankenpflegerin. Viele Betreuungskräfte sind mittlerweile schon sechs Wochen bei den Klienten im Einsatz. Durch die Grenzschließungen müssen be-
Minister besorgt Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) droht wegen möglicher Ausfälle von ausländischem Pflegepersonal
in wenigen Wochen eine „Akutsituation“. Wie viele der 33.000 Pflegebedürftigen in Österreich, die auf 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind, dann nicht daheimbleiben können, ist laut Anschober noch nicht bekannt. Nun würde versucht, Pflegepersonal aus Kur- und Rehabilitationszentren heranzuziehen und Menschen, die in der Pflege ausgebildet, aber derzeit arbeitslos seien, würden gezielt angesprochen. Derzeit werde eine Liste von Personen erarbeitet, die bereit sind, in der Pflege zu arbeiten. 3.500 zusätzliche Zivildiener hätten sich gemeldet. Diese könnten bei der unmittelbare Pflege am Menschen aber nicht zum Einsatz kommen. Experte warnt vor Desaster Martin Sprenger, Public-HealthExperte von der Med Uni Graz, fordert zudem, dass Pflegeheime dringend geschützt werden müssten. „Pflegeheime sind unsere Achillesferse“, betont er. Die Sterblichkeit in dieser Höchstrisikogruppe liege bei 10 bis 20%, zudem kämen viele ins Spital auf die Intensivstationen. Österreich habe rund 400.000 Pflegegeldbezieher, aber nur 3.000 Intensivbetten, das sei ein „Rezept“ für ein Desaster im Gesundheits system, warnt der Experte.
Privatkliniken sind gebremst nicht nur. Details sind Reghenzani zufolge noch in Ausarbeitung. „Die Anträge sind noch im Gange“, sagte die Sprecherin. Es mache aber keinen Sinn, in Häusern, in denen mehrere Abteilungen geschlossen sind – etwa, weil Ärzte von öffentlichen Spitälern nicht mehr in den Privatkliniken operieren dürfen –, das Personal in Vollbeschäftigung zu halten, hieß es im Verband. (red)
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Ärzte aus öffentlichen Kliniken dürfen nicht operieren. WIEN. Die wirtschaftliche Dimension der Krise um das Coronavirus erfasst auch Privatkliniken. Einige Häuser haben ihr Personal – auch Pflegekräfte – zum Teil zur Kurzarbeit angemeldet, wie Elena Reghenzani, Sprecherin des Verbandes der Privatkliniken, am Mittwoch bestätigte. Das betrifft demnach in erster Linie die 17 Rehabilitationsbetriebe im Verband, aber
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In Rehakliniken und Privatspitälern gibt es teilweise Kurzarbeit.