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Beziehungen schlechter werden, als solche zwischen völlig Fremden.“ Ein anderer Schüler fragte: „Wie muss man es dann anstellen, dass sich in vertrauten Beziehungen die Verhältnisse nicht verschlechtern, sondern auf Dauer in einem glücklichen Zustand bleiben?“ Meister So T’aesan erwiderte: „Dränge niemanden etwas zu tun, was er nicht will. Versuche niemals, dich von oben herab gegenüber einem anderen durchzusetzen. Erlangst du Kenntnis von den Schwächen oder Stärken eines anderen, nutze dies zum Erkennen deiner eigenen und ziehe nicht über die Fehler anderer her. Versuche nicht, die Zuneigung deines Lehrers nur für dich allein zu gewinnen. Wenn man umso mehr Respekt füreinander zeigt, je vertrauter das Verhältnis wird, und bei jedem Umgang den Anstand nicht vergisst, entstehen keine schlechten Beziehungen, und ihr könnt euch auf Dauer dieses Glücks erfreuen.“ 4. Meister So T’aesan sprach: "Im Umgang mit all den vielen Menschen auf der Welt habe ich gelernt, dass die Besonderheiten der Menschen jeweils unterschiedlich sind. Mit ‚Besonderheiten’ meine ich, dass jemand eine Lehre unter den unzähligen Lehren auf der Welt besonders gut versteht; oder mit etwas besonders vertraut ist, da er es über einen langen Zeitraum gesehen oder gehört hat; oder besondere Ansichten entwickelt aus seinem eigenen Verständnis der Lehre; oder schließlich, dass jemand besondere Gewohnheiten hat, die ihm in die Wiege gelegt wurden. Wenn jeder einzelne nur seine Besonderheiten in den Vordergrund stellt und sich nicht bemüht, die Eigenarten anderer zu verstehen, so kommt auch zwischen eng verbundenen Kameraden leicht Streit und Zerwürfnis auf. Dafür gibt es folgende Gründe: Da das Vertraute und Bekannte bei jedem Menschen unterschiedlich ist, kann es sein, dass etwas mir Bekanntes dem anderen nicht geläufig ist. Sitten in verschiedenen Regionen können unterschiedlich sein. Ansichten von heute und von früher können ungleich sein. Aus welchem Grund auch immer können die durch Gewohnheit entstandenen Vorlieben und Abneigungen, die sich im vorangegangenen und im derzeitigen Leben gebildet haben, voneinander verschieden sein. Das kann dazu führen, dass ich auf der Grundlage meines Wissens die Kenntnisse anderer ablehne oder nicht ernst nehme, oder dass ich im äußersten Fall dem anderen gegenüber Abneigung empfinde. Dies kann passieren, weil wir die Eigenheiten der anderen nicht von einer erhöhten Warte aus verstehen können. Deshalb sind es nicht immer nur Fehler, die uns Schmähungen von anderen eintragen. Es heißt, dass die Ungläubigen Buddha 84 tausend Mal geschmäht hätten, aber Buddha hatte nicht wirklich diese Fehler, sondern die Ansichten und Gewohnheiten der anderen waren verschieden von den seinen, so dass die anderen Buddhas wahre Absichten nicht verstehen konnten. Deshalb müsst ihr in einer Gemeinschaft, in der Menschen mit unterschiedlichen Gewohnheiten und Kenntnissen aus verschiedenen Teilen des Landes vereint sind, zunächst verstehen, dass ein jeder seine Eigenheit hat. Nur so könnt ihr Konflikte zwischen Mitbrüdern vermeiden und die Tugend des gegenseitigen Verständnisses verwirklichen.“ 5. Meister So T’aesan sprach zu einigen Schülern: „Wenn Menschen oder Gegenstände weit entfernt voneinander sind, gibt es keine Geräusche, aber wenn sie sich näher kommen, entsteht an dem Ort, an dem sie aufeinander treffen, mit Sicherheit ein Geräusch. Trifft Metall aufeinander, entsteht ein metallisches Geräusch, treffen Steine aufeinander, entsteht ein steinernes Geräusch. Treffen sich rechtschaffene Menschen, entstehen rechtschaffene Töne, stecken ruchlose Gesellen ihre Köpfe zusammen, so entstehen ruchlose Töne. Seht her! Alle Heiligen der Vergangenheit verbreiten auch noch Tausende von Jahren, nachdem sie die Glaubensgemeinschaft gegründet haben, nur wunderschöne Töne, die von liebender Anteilnahme erfüllt sind und bis heute klar und deutlich in den Ohren aller Lebewesen klingen. Im Gegensatz dazu, sind nicht immer noch Abertausende von Menschen auf der Hut vor den wirren Melodien herzloser Menschen? Wenn ihr von Anfang an keinerlei Beziehung zueinander gehabt hättet, wäre es kein Problem, aber da ihr jetzt zusammengekommen seid und gemeinsame Arbeiten verrichtet, werden auch bei euch in 122


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