The Scriptures of Won-Buddshim (German)

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Wenn der Einzelne, die Familie, die Gesellschaft und der Staat die eigenen Fehler nicht sehen, sondern nur beim anderen suchen, wenn man die Wohltaten, die man selber erfahren hat, vergisst und nur diejenigen erinnert, die man anderen gewährt hat, wenn man sich gegenseitig verabscheut und durch den Hass kein Tag ohne kleine oder große Streitigkeiten vergeht, dann ist das eine ernste Krankheit. Die dritte Krankheit ist das Schmarotzertum. Diese Krankheit ist in unserem Land besonders schwerwiegend durch den Schaden Jahrhunderte langer Vorherrschaft der Buchweisheit. Die Abkömmlinge vermögender Familien führen ein Leben in Müßiggang. Wenn einer in der Familie oder unter den Freunden es zu etwas gebracht hat, dann hängen sich die anderen an ihn, so dass ein Verdienender zehn andere miternähren muss. Auch dies ist eine ernste Krankheit. Die vierte Krankheit ist die Abneigung zu lernen. Die Persönlichkeit eines Menschen wird zu 90% durch das bestimmt, was er gelernt hat. Wie eine Biene den Honig saugt, so muss der Mensch Wissen, das für ihn wichtig ist, von anderen bescheiden aufnehmen, ohne Unterscheidung nach der sozialen Stellung oder dem Fachgebiet des anderen. Doch gibt es viele Menschen auf der Welt, die in Selbstüberhebung befangen die Gelegenheit dafür verpassen. Auch dies ist eine ernste Krankheit. Die fünfte Krankheit ist die Abneigung zu lehren. Jemand mag noch so gebildet sein, wenn er sein Wissen nicht anwenden oder an die Folgegeneration weitergeben kann, ist das nichts anderes als Unwissenheit. Es gibt viele Menschen, die über ein gewisses Wissen verfügen und sich damit brüsten und überheblich tun, es aber als unter ihrer Würde ansehen, sich mit weniger Gebildeten abzugeben. Auch das ist eine ernste Krankheit. Die sechste Krankheit ist der Mangel an Gemeinsinn. Der über Jahrtausende gewachsene Egoismus hat sich wie eine eiserne Wand verfestigt. Nicht nur, dass es von Natur aus nur wenige Menschen gibt, die bereit sind, etwas für andere zu tun, auch wenn jemand vorübergehend um der Ehre willen ein gemeinnütziges Projekt als Aushängeschild benutzt, so wird er alsbald von seiner eigennützigen Natur übermannt und das Projekt ist zum Scheitern verurteilt. Deshalb sind alle gemeinnützigen Einrichtungen in einem so ärmlichen Zustand. Auch das ist eine ernste Krankheit.“ 35. Meister So T’aesan sprach weiter: „Jetzt müssen wir diese Krankheiten heilen und dafür zuallererst das Studium des WEGES befördern: Der WEG, sich in seiner Position wohl zu fühlen; der WEG, grundsätzlich die einem erwiesenen Gnaden wahrzunehmen; der WEG, sein Leben aus eigener Kraft zu unterhalten; der WEG zu lernen, der WEG zu lehren und der WEG, gemeinnützig zu handeln. Dadurch soll jeder einzelne dazu gebracht werden, im Innern sich selbst kritisch zu betrachten und die Krankheiten des eigenen Geistes zu heilen und gleichzeitig nach außen, getreu dem Sprichwort ‚Wer zuerst erkrankt, ist der Arzt des Nächsten’, die Welt zu beobachten und gemeinsam die Übel der Welt zu bekämpfen. Die wichtigsten Rezepte zur Bekämpfung der großen Krankheiten der heutigen Welt sind die Vier Gnaden und die Vier Grundsätze als wesentliche Wege für das menschliche Leben und das Dreigliedrige Lernen und die Acht Artikel als wesentliche Wege für das Lernen. Wenn wir diese Lehre auf der Welt verbreiten, wird die Welt auf natürliche Weise von Fehlern befreit. Alle Menschen werden Buddhas und Bodhisattvas in einer unvergleichlich idealen Himmelswelt, in der Männer und Frauen, Junge und Alte ein paradiesisches Leben führen.“ 36. Meister So T’aesan sprach: „Religion und Politik sind die ‚gütige Mutter’ und der ‚strenge Vater’ in einer Familie. Die Religion lehrt den Geist der Menschen auf der Grundlage des WEGES und seiner Wirkkraft Sünden zu vermeiden, bevor sie begangen werden, und Glück zu schaffen. Die Politik beurteilt auf der Grundlage der Gesetze die Ergebnisse von Handlungen und verteilt danach Belohnungen oder Strafen. Die gütige Mutter tut auf ihre Weise ihr Bestes und der strenge Vater tut auf seine Weise sein Bestes. Wenn beide Elternteile ihren Wegen folgen, dann werden die Kinder mit Sicherheit ein glückliches Leben 67


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