Bezirksrevue 2/2012

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14 Aus dem Bezirk

Schulschließungen: Zwischen B

efürchtet hat man es schon länger, nun ist es fix: Fünf Schulen in Graz-Umgebung werden geschlossen: Die Volksschulen Großstübing, Neuhof, Rechberg und St. Pankrazen sowie die Fachschule Rein. Generalstabsmäßig geplant war die Präsentation des Regionalen Bildungsplanes, um den man bis zuletzt gefeilscht hatte. Objektive pädagogische Kriterien wurden bemüht, um Standorte in Frage zu stellen, bildungsrelevante Kriterien herangezogen, um „für alle Schüler eine optimale Entwicklung ihrer Kompetenzen zu erreichen. Die Berücksichtigung lokalpolitischer Intentionen wurde nicht als Aufgabe gesehen“, so verlautet die zuständige SP-Landesrätin Elisabeth Grossmann. Für die Betroffenen sind diese und viele andere Argumente im regionalen Bildungsplan nicht relevant. Trotz des schon seit Jahren über ihren Köpfen schwebenden Damoklesschwertes wollen sie an den Schulen festhalten und alle Maßnahmen ergreifen, um eine Schließung zu verhindern.

Großstübing setzt sich zur Wehr

Besonders auf die Barrikaden steigt man in Großstübing, wo derzeit zwölf Schüler einklas-

Auch die Schüler der VS-Großstübing hoffen noch…

sig – und das seit dreizehn Jahren – unterrichtet werden. „Die Landschulen müssen herhalten, damit Ausländerkinder deutsch lernen“, kritisiert VP-Vzbgm. Josef Herzog die Vorgangsweise bei der Standortoptimierung. Die durch Schließung eingesparten rund tausend Lehrerstunden sollen – gleich erstgenannt – auch für Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache herangezogen werden. Auch das Argument, dass durch die Schulauflassung der derzeitige Gebäudeaufwand entfällt, lässt Herzog nicht gelten. Die Schule ist untrennbar in den Gebäudekomplex des Mehrzweckhauses eingebaut, ein Umbau zu Wohnund Bürozwecken ist wegen der geographischen Lage und mangels

Foto: KK

Finanzierbarkeit nicht möglich, auch ein Teilverkauf wird ausgeschlossen. „Ein Blick der Verantwortlichen auf die Situation vor Ort hätte gezeigt, was Sache ist“, so Herzog. Kritik kommt auch von den Eltern. Man sei steiermarkweit vom grünen Tisch aus mit dem Rasenmäher über die Schulen gefahren, ohne sich die Situation vor Ort anzusehen. Als Argumente gegen die Schulschließung in Großstübing spreche auch die besondere Einbindung der Kinder in das gesamte pfarrliche und kulturelle Leben. Kinder, die derzeit in der im Haus installierten Musikschule ein Instrument zu spielen lernen und später im örtlichen Musikverein tätig sind, werden dies künftig an-

derswo machen. Damit sei auch das Vereinsleben in Gefahr. Argumente, die man höheren Orts nicht hören oder verstehen will. „Dass sie aufgrund dieser Schmerzen aufschreien, verstehe ich. Allerdings lindert der Bildungsplan bei jenen massive Schmerzen, die ohnehin zu wenig gehört werden: bei den Kindern. Lehrer- und Beamtengewerkschaft sowie Elternvertreter melden sich reflexartig zu Wort, wenn es um Veränderungen geht. An die Kinder denkt kaum jemand“, wirft Landesschulratspräsident Mag. Wolfgang Erlitz den Großstübingern vor. Im Klartext: Die Eltern denken nicht an ihre Kinder. Dass aufgrund solcher Aussagen die Wogen hoch gehen, ist verständlich.

Wie geht es weiter?

Schulklasse in der VS-Rechberg - kreativer Unterricht begeistert.

Foto: KK

In welche Schule künftig die Großstübinger Kinder gehen, ist noch offen, da die Schulsprengeleinteilung fehlt. Erwartet wird eine Zuteilung zu Deutschfeistitz, wo VP-Bgm. Michael Viertler jegliche Unterstützung zusagt. „Wir werden alles unternehmen und mithelfen, dass auch der Schülertransport besser funktioniert und allfällige Wartezeiten möglichst kurz sind.“ Großstübing hat einen Gegenvorschlag: Die derzeit der Volksschule Waldstein zugeordneten Kinder des SOS-Kinderdorfes sollten nach Großstübing kommen,


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