»Respekt!« Magazin | Nr. 05 | »Kein Platz für Bildung?«

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Titelthema »Kein Platz für Bildung?« Sportevent Junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter von National Union of Afghanistan Workers and Employees (NUAWE) nahmen im Mai 2013 an einem Seminar der IG Metall und FriedrichEbert-Stiftung in Kabul teil. Thema war die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Stärkung der Stellung der Frauen in

©NUAWE/FES

der afghanischen Gesellschaft.

Tausende Malalas Habbiba F.: »Außerhalb der gesicherten Gebiete setzen sich Schülerinnen und Studentinnen wirklichen Gefahren aus, obwohl sie nur ihre durch die Verfassung garantierten Rechte wahrnehmen«

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Respekt! M A G A Z I N

Die IG Metall und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) arbeiten seit 2003 mit der National Union of Afghanistan Workers and Employees (NUAWE) zusammen. Über ihre Kontakte konnten wir Anfang Februar 2014 Telefoninterviews mit der afghanischen Gewerkschaft führen. Besonders beeindruckt hat uns die Leiterin der Frauenabteilung von NUAWE mit ihren mutigen Botschaften und ihrem Tempo: Aus ihr sprudelten die Sätze nur so heraus. Außerdem schilderte uns eine Studentin ihre Studien- und Lebenssituation in Kabul. Auch der Vorsitzende von NUAWE, Maruf Qadiri, nahm sich lange Zeit für »Respekt!«. Ein Fazit maßen wir uns nicht an. Obwohl wir sehr kritisch über deutsche Militäreinsätze denken, müssen und wollen wir diese Stimmen anhören und uns damit auseinandersetzen, was für die Zukunft und den Frieden Afghanistans getan werden kann. Interview mit Habbiba F., Leiterin der Frauenabteilung der afghanischen Gewerkschaft NUAWE: Wir freuen uns, zum ersten Mal mit einer afghanischen Gewerkschafterin sprechen zu können. Was ist Ihr Job bei NUAWE, worum kümmern Sie sich? Habbiba F. | Wunderschönen guten Tag! Nach unserem letzten Gewerkschaftstag hat der Vorstand die Einrichtung einer Frauenabteilung beschlossen, und ich wurde zu ihrer Leiterin bestimmt. Unsere Arbeit ist vielfältig. Wir kümmern uns um Frauen in Betrieben, um höhere Löhne, Gleichberechtigung, Urlaubszeit, um Gender-Fragen. Wir kümmern uns aber auch darum, wenn Frauen von ihren Männern geschlagen werden oder wenn sie in der Gesellschaft unterdrückt werden. In diesem Bereich arbeiten wir mit dem Frauenministerium in Kabul zusammen.

Wie sind die Frauen in NUAWE vertreten? HF | 30% der Gewerkschaftsmitglieder sind Frauen. Im Gesamtvorstand sind zurzeit vier Frauen von insgesamt 25 Personen. Es gibt einen Vorstandsbeschluss, dass die Frauenquote auch dort 30% betragen soll. Den wollen wir nächstes Jahr umsetzen. Die Gleichheit von Frauen und Männern ist in Ihrer Verfassung verankert. Wie sieht es in der Realität aus? Auch in Deutschland gibt es einen Unterschied zwischen dem Papier und der Wirklichkeit. HF | Überall ist das so. In Afghanistan muss man bedenken, dass wir dreißig Jahre Krieg hatten. Das bedeutete Stillstand für die gesellschaftliche Entwicklung. Zum Glück ist das vorbei, aber was im Gesetz geschrieben steht, wird trotzdem nicht hundertprozentig umgesetzt.


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