Wien Museum Katalog „WIEN MUSEUM ETAPPE 2003 2015“

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22. Jänner bis 11. April 2004

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GASTARBAJTERI 40 JAHRE ARBEITSMIGRATION Mit dem serbokroatischen Lehnwort „gastarbajteri“ bezeichneten sich die ArbeitsmigrantInnen, die ab den 1950er-Jahren nach Deutschland und ab 1964 auch nach Österreich geholt wurden. Grundlage waren Anwerbeabkommen mit der Türkei und Jugoslawien. Aus diesem Anlass unternahmen die Initiative Minderheiten und das Wien Museum einen kritischen Rückblick auf 40 Jahre Arbeitsmigration. Drei Generationen wurden von dieser Erfahrung seither geprägt. Es war daher an der Zeit, die „gastarbajteri“ in das kulturelle Gedächtnis der Stadt und des Landes hineinzureklamieren. Am Beispiel von zehn Orten erzählte die Ausstellung Migrationsgeschichten und beleuchtete Biografien, Arbeits- und Wohnprobleme, strukturelle Zusammenhänge sowie politische und rechtliche Veränderungen in Österreich und den Herkunftsländern. Eine der Recherchen galt z. B. der Ortschaft Adatepe in der Türkei, aus der mehr als die Hälfte der EinwohnerInnen nach Österreich emigrierte. Andere exemplarische Orte waren die

Fischfabrik Warhanek im 10. Bezirk in Wien, die als erste „legale“ Beschäftigungsmöglichkeit für Migrantinnen in Österreich diente, der Mexikoplatz und die Fremdenpolizei am Hernalser Gürtel. Die Ausstellung „gastarbajteri“ im Wien Museum war Kernstück eines dreiteiligen Projektes der Initiative Minderheiten, mit einer zweiten Ausstellung in der neuen Wiener Hauptbibliothek am Gürtel und einer Filmreihe im Metro Kino. Begleitet wurde die Ausstellung von einem speziell erarbeiteten Vermittlungsprogramm für SchülerInnen und Lehrlinge. Parallel dazu bot das Wien Museum in Form von „Interventionen“ in seiner permanenten Schausammlung Informationen zu früheren Phasen der Wiener Migrationsgeschichte.

„Neben Einzelschicksalen versucht man auch, die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Strukturen darzustellen.“ Wiener Zeitung „Gastarbajteri ohne Klischee.“ Kurier „Die Stadt kennt keine für alle gültigen Geschichten. In Wien war das noch nie so spannend zu sehen.“ Die Furche „Unterschiedliche Repräsentationsregime prallen nicht nur als ‚majoritäre‘ und ‚minoritäre‘ Sichtweisen aufeinander – eine Differenz, die in dieser pauschalen Form immer weniger brauchbar erscheint –, sondern eben auch in Selbstdarstellungen von MirantInnen.“ Springerin „Die Bilder von Hoffnung und Enttäuschung kehren immer wieder.“ Neue Zürcher Zeitung „Die Menschen auch als handelnde Personen zeigen, und nicht immer als Opfer.“ Die Presse

in kooperation mit DER iNITIATIVE MINDERHEITEN Ausstellungsteam Cornelia Kogoj, Sylvia Mattl-Wurm (Kuratorinnen), Gamze Ongan (RECHERCHELEITUNG), Arif AkkiliÇ, Vida Bakondy, Ljubomir Bratic, Hanna Esezobor, August Gächter, Dilman Muradoglu, Michaela Schaurecker, Thomas Schmidinger, Renée Winter (Recherche Initiative Minderheiten); René Leinthaler, Peter Payer (Recherche Wien Museum) Inhaltlich-künstlerische Konzeption und Ausstellungsgestaltung Gangart Grafik Toledo i Dertschei


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