Kaiserin Elisabeths Hermesvilla. Refugium einer rastlosen Seele

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Kaiserin Elisabeths Hermesvilla Refugium einer rastlosen Seele

Michaela Lindinger

Residenz Verlag



Kaiserin Elisabeths Hermesvilla Refugium einer rastlosen Seele

Michaela Lindinger

Residenz Verlag






Inhaltsverzeichnis Die „Königin im Forstrevier“

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Sisi in Lainz

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Das Geschenk des Kaisers En famille

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„Ein Zauberschloss, verborgen und gefeit“ 36

Von der „Villa Waldruh“ zur Hermesvilla

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Der Lainzer Tiergarten Die Villa und der Park Die Innenräume

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Ausflugsziel der Wienerinnen und Wiener

Der Lainzer Tiergarten und die Hermesvilla nach 1918 123 125 127 131 132 138 142 143 144

Ungeliebte Hinterlassenschaften Der Lainzer Tiergarten unter den Nationalsozialisten Kurz vor dem Abriss Ein „Freund der Hermesvilla“ Ikone des Fin de Siècle

Was in der Hermesvilla geschah Literatur Bildnachweis Dank & Impressum


„Titania mit dem Esel“ im Schlafzimmer der Kaiserin Elisabeth


Die „Königin im Forstrevier“

Sisi in Lainz 10


„Plötzlich stand sie vor mir, eine schlanke schwarze Frau. Ihr Kopf hob sich vom Hintergrund eines weißen Schirms ab, durch den die Sonnenstrahlen drangen. In der Linken hielt sie einen schwarzen Fächer, leicht an die Wange geneigt. Ihre Augen fixierten mich goldhell, den Linien meines Gesichtes folgend, wie belebt von dem Wunsch, etwas darin zu entdecken. Hatten sie gefunden, wonach sie suchten?“

Ludwig Angerer: Kaiserin Elisabeth, 1864

Die Kaiserin von Österreich war 53 Jahre alt, als sie so von einem jungen, aus Athen stammenden Studenten beschrieben wurde, den sie zu einem ersten Kennenlernen in den Lainzer Tiergarten bestellt hatte. In der Nähe der Hermesvilla solle er auf sie warten, war ihm beschieden worden. Konstantin Christo­ manos studierte Philosophie an der Wiener Universität, er war zweisprachig aufgewachsen – deutsch und griechisch – und traf nach einem Hinweis von Nikolaus Dumba nun zum ersten Mal mit der philhellenischen Monarchin zusammen. Dumba kannte in der österreichisch-ungarischen Monarchie praktisch alle wichtigen Leute, er war als einflussreicher Industrieller und Politiker tätig und stammte wie die Familie Christomanos eben­ falls aus Nordgriechenland. In Kreisen des Hochadels und des Kaiserhauses ein gern gesehener Gast, war er es gewesen, der dem Obersthofmeister der Kaiserin Elisabeth, Franz Nopcsa, die Brüder Christomanos als Sprachlehrer empfohlen hatte. Denn Elisabeth hatte den Wunsch geäußert, ihre bereits aufgrund mehrerer Aufenthalte auf Korfu vorhandenen Kenntnisse der griechischen Sprache zu vertiefen. Ihr griechisches Traumschloss, benannt nach ihrem Heldenliebling Achilles, war soeben fertig­ gestellt geworden. Ihrem Mann Kaiser Franz Joseph gegenüber dachte Elisabeth in diesen Frühsommermonaten des Jahres 1891 laut über eine grundsätzliche Verlegung ihres Dauerwohnsitzes nach Griechenland nach. 11


Ludwig Angerer: Elisabeth mit einem Irischen Wolfshund, 1865 22


En famille Größere Festlichkeiten gab es aufgrund des privaten Charakters der Hermesvilla fast nie, doch gelegentlich fanden Familienfeiern im größeren oder kleineren Rahmen statt. Im „mailich ergrünen­ den Walde“ (Elisabeth) des Lainzer Tiergartens verlobte sich im Mai 1893 Elisabeths Enkelin Auguste von Bayern. Das zweite Kind von Sisis Tochter Gisela Abb. S. 24 heiratete wie in Hochadels­ kreisen üblich einige Monate nach der Verlobung in München den österreichischen Erzherzog Joseph August und lebte fortan auf dem Landgut ihres Ehemannes in Ungarn. Schon drei Jahre früher war in der Hermesvilla ein wichtiger politischer Akt im Leben von Sisis Lieblingstochter Marie Valerie über die Bühne gegangen. Da sie am 31. Juli 1890 Franz Salvator von Österreich-Toskana heiratete, musste sie vor der Hochzeit auf alle mit einer Thronfolge verbundenen Ansprüche verzichten. Dieser feierliche Akt der Renunziation fand am 16. Juni 1890 im repräsentativen Tilgner-Saal statt. Die Verlobung Marie Valeries war schon zu Weihnachten 1888 bekannt gegeben worden, doch mussten die Hochzeitspläne wegen des Dramas von May­ erling (Mord an Mary Vetsera und Selbstmord des Kronprinzen Rudolf am 30. Jänner 1889) hinausgeschoben werden. Noch unter dem Eindruck der aufgrund ihrer Egozentrik und ihres auf Marie Valerie konzentrierten Tunnelblicks für sie nicht vorhersehbaren Ereignisse in Mayerling verlief der Besuch Elisabeths in der Hermesvilla im Mai 1889 eher turbulent. Die Jahre, in denen sie gelegentlich in Lainz weilte, verbrachte sie in erster Linie auf Reisen – man könnte auch sagen: auf der Flucht. In den Monaten nach Mayerling besuchte sie die bayerische Heimat und verschiedene deutsche Kurorte. Auf der Rückreise von Wiesbaden nach Wien entgleiste der Hofzug. Elisabeth fühlte sich an die Tragödie rund um ihren Sohn erinnert und rief entsetzt aus: „Die Menschen sind doch nur zum Unglück ge­ boren!“ Nach dem Zwischenfall kam Franz Joseph persönlich nach Hetzendorf und holte seine hypernervöse Frau dort ab. Man fuhr zur Erholung direkt in die Hermesvilla, und um die trübe Stimmung etwas aufzuheitern, wurde die „Freundin der 23


Edmund Ellinger: Gisela und ihr Ehemann Leopold von Bayern, 1872 24


Victor Angerer: Elisabeths Schwester Sophie von Alenรงon, 1871 25


Kaiserin“, die Hofschauspielerin Katharina Schratt, Abb. S. 27 zu mehreren Diners eingeladen. Gegen Ende ihres Lebens musste Elisabeth in der Hermes­ villa einen weiteren großen Schock verkraften. Im Mai 1897 wurde ihr die Nachricht vom Tod ihrer Die Nachkommen von Elisabeth jüngsten Schwester Sophie Charlotte  Abb. S. 25 überbracht. Sie war beim Brand und Franz Joseph eines Wohltätigkeitsbasars in Paris ums Nach ihrer Hochzeit im Alter von 16 JahLeben gekommen. Vor ihrem Eintreffen ren wurde Elisabeth sogleich schwanger. in der Hermesvilla war Elisabeth noch Sie lehnte diesen körperlichen Zustand zur Kur am Cap Martin in Südfrankreich ganz besonders ab, da sie sich unförmig gewesen und hatte auch einige Zeit am fühlte und in ihrer Bewegungsfreiheit Genfer See verbracht. Dennoch kam sie eingeschränkt war. Ihre Hauptaufgabe in schlechter körperlicher Verfassung in als Kaiserin war es jedoch, einen Thronder Hermesvilla an. Um ihre Gesundheit folger zur Welt zu bringen. Sie gebar rasch nicht noch mehr zu erschüttern, ersparte hintereinander zwei Mädchen, wobei die man Elisabeth die grausigen Details rund erste Tochter, Sophie, bereits mit zwei um den Tod der ehemaligen Verlobten des Jahren – vermutlich an Typhus – starb. bayerischen Märchenkönigs Ludwig II. Nach dem zweiten Mädchen, Gisela, war Die Leiche Sophie Charlottes war voll­ Elisabeth verzweifelt, da nun bald eine kommen verkohlt und ihre Identität konnte dritte Schwangerschaft bevorstehen würde. nur anhand des Zahnstatus festgestellt Diese führte zum gewünschten Erfolg: werden. Franz Joseph wurde sogleich Am 21. August 1858 kam Kronprinz Rudolf herbeigerufen, doch es gelang ihm zur Welt. Er wurde nie Kaiser, sondern nicht, seine aufgelöste und nach diesem erschoss sich im Alter von 30 Jahren in Schicksalsschlag immer weniger belast­ Mayerling. Nach der Krönung zur Königin bare Frau zu trösten. von Ungarn 1867 entschloss sich Elisabeth Der Frühling des Jahres 1898 war zu einer letzten Schwangerschaft, aus in Wien wieder einmal kühl und feucht. politischen Gründen. Zehn Jahre nach Elisabeth hatte sich nach einer Kur trotz­Rudolf erblickte die jüngste Tochter, Marie dem für einen Aufenthalt im Lainzer Valerie, das Licht der Welt. Elisabeth hatte Waldschloss entschieden, klagte aber auf einen neuen König von Ungarn gehofft täglich über das unerfreuliche Wetter. und daher als Geburtsort Budapest geWie so oft lag morgens und abends Ne­ wählt. Trotz der ersten Enttäuschung über bel über dem Lainzer Tiergarten. Im Juli eine weitere Tochter wurde Marie Valerie schließlich verließ Elisabeth die Hermes­ das Lieblingskind der Kaiserin. villa und fuhr nach Bad Ischl. Die letzten Tage im „Zauberschloss“ waren vorüber. 26


Rudolf Krziwanek: Katharina Schratt, um 1873 27


„ Ein Zauberschloss, verborgen und gefeit“

Von der „Villa Waldruh“ zur Hermesvilla 36


Obwohl Kaiserin Elisabeth mit ihrem „Poetischen Tagebuch“ ihr Selbstbild als Vermächtnis an uns Nachgeborene überlie­ fert hat, überlagert die nach ihrem Tod im Alter von 60 Jahren einsetzende Legende ihr Leben bei Weitem. Der „Mythos Sisi“ legte im Lauf der Jahrzehnte an Eigendynamik immer mehr zu und Elisabeth würde vielleicht staunen, könnte sie heute sehen, wie weit dieser Mythos ihre eigenen Selbststilisierungen noch übertrifft. Man kann inzwischen die legendäre österreichische Mon­ archin schon selbst als europäischen Erinnerungsort betrachten, umfasst doch der vom französischen Historiker Pierre Nora Ansichtskarte, geprägte Begriff „lieu de mémoire“ nicht nur die topografische, um 1899 sondern auch die immaterielle Erinnerungskultur. Das Gedenken an einen bestimmten Menschen, noch dazu an einem Ort, an dem dieser Mensch zeitweise gelebt hat, macht die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten zu einem ganz besonderen Ort der Erinne­ rung. Hier, wo Sisi als – im damaligen Verständnis – ältere Frau insgesamt viele Monate verbracht hat, kann man dem tatsäch­ lichen Leben einer längst zum Mythos gewordenen historischen Frauengestalt auf die Spur kommen. Wegen ihrer ambivalenten Persön­ „Das poetische Tagebuch“ lichkeit, ihrem Umgang mit der eigenen Person und zahlreichen tragischen Lebens­ Dass Kaiserin Elisabeth Gedichte im Stil komponenten eignet sich Sisi als ideale von Heinrich Heine verfasste, wussten Projektionsfläche für Literatur, Wissen­ zu ihren Lebzeiten nur ganz wenige. Aus schaft und Kunst. Je nach Epoche wurden germanistischer Sicht haben ihre Arbeiten gesellschaftlich relevante Themen in ihrer keinen Wert, doch geben sie einen hilfreiPerson widergespiegelt und auch Legen­ chen Einblick in ihre Denkweise und ihre den konnten so perfekt ihren Platz finden. Gefühlswelten. Sie deponierte die Gedichte Infolge der zum Klassiker avancierten in der Schweiz, denn nur in der Staatsform Biografie von Brigitte Hamann („Elisabeth. der Demokratie erkannte sie eine Zukunft. Kaiserin wider Willen“) dominiert seit den Elisabeths Biografin Brigitte Hamann ist 1980er-Jahren Elisabeth als „moderne es zu verdanken, dass die Gedichte der Frau“ die Auseinandersetzung, doch Kaiserin unter dem Titel „Das poetische auch die angeblich „glanzvolle Zeit der Tagebuch“ im Jahr 1984 erstmals herausDonaumonarchie“ lässt sich mit dem Role gegeben werden konnten. Model Sisi international bekannt machen. Mit Elisabeths oft todessehnsüchtigen 37


Eingangshalle, 1899

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Raum Marie Valeries, 1899

Schlafzimmer Marie Valeries, 1899

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Ausflugsziel der Wienerinnen und Wiener

Der Lainzer Tiergarten und die Hermesvilla nach 1918 120


Karl Schuster: Marie Valerie und Kaiser Franz Joseph auf der Penzinger Wiese, im Hintergrund die Hermes­ villa, 1908

Testamentarisch erbte nach Elisabeths Ermordung im September 1898 ihre Lieblingstochter Marie Valerie die Hermesvilla. Die Erzherzogin war durch zahlreiche Besuche, die sie in Begleitung ihrer Mutter absolviert hatte, mit dem Haus im Lainzer Tiergarten seit vielen Jahren vertraut. Das Achilleion auf Korfu ging übri­ gens an Gisela – die in München verheiratete, von Elisabeth kaum geschätzte Tochter konnte mit dem Erbe rein gar nichts anfangen und verscherbelte das Anwesen so rasch wie möglich. Es gelangte in den Besitz des deutschen Kaisers Wilhelm II. Marie Valerie, die insgesamt zehn Kinder bekam, begann sogleich, die Hermesvilla nach den Bedürfnissen ihrer stets wachsenden Familie zu adaptieren. Nachdem die Räume im Jahr 1899 zu Dokumentationszwecken durchfotografiert worden waren, wanderten viele Stücke aus dem Besitz der Kaiserin in andere Schlösser, etwa in die Kaiservilla nach Bad Ischl, oder in den habsburgischen Fundus. Franz Joseph unterstützte die „kind­ gerechte“ Umwandlung des Heimes und war von den praktisch im Jahresabstand eintreffenden Enkeln begeistert. Er verbrachte oft Zeit mit seinen Nachkommen in der Hermesvilla, da ihm ohnedies das „lebenslängliche Fruchtgenussrecht“ am Haus zu­ gefallen war; diese Regelung bedeutete, dass er nach Lust und Laune in der Villa wohnen konnte, was er ziemlich häufig tat. Als im Jahr 1911 das Gebäude für Marie Valerie und ihren An­ hang endgültig zu klein wurde, fiel es an den Hofärar. Diesem neuen Besitzverhältnis kam nach dem Ende der Monarchie eine große Bedeutung zu, denn nun war die Hermesvilla ein staat­ liches Gut und nicht mehr Teil des kaiserlichen Privatbesitzes. Dadurch gelangte sie nach 1918 in die Verwaltung der Republik Österreich, während privater Besitz wie etwa die Ischler Kaiser­ villa nicht enteignet wurde. Die erzherzogliche Familie rund um Marie Valerie über­ siedelte in das niederösterreichische Schloss Wallsee, ein habsburgisches Privateigentum, in dem Nachfahren der 1924 verstorbenen Erzherzogin bis heute leben. Kaiser Franz Joseph übernachtete zuletzt 1912 in der Hermesvilla. Er starb im No­ vember 1916, zwei Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Epoche des Verfalls begann für die Hermesvilla nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1918. Die junge Republik hatte 121


andere Sorgen, als sich um den Erhalt eines kunsthistorisch nicht sehr bedeutenden Schlösschens in einem abgelegenen Wald zu kümmern. Dass die Hofhaltung ausgedient hatte, freute die meis­ ten und nur wenige weinten dem alten System eine Träne nach. Die Wienerinnen und Wiener hungerten und froren. Es gab viel zu wenige Wohnungen, traumatisierte Soldaten kehrten heim, die Stadt war voller Flüchtlinge. Den Alltag prägten „Kriegszitte­ rer“, Invalide mit Prothesen und auf Stöcken, Bettler, Tuberkulöse. Unzählige Witwen, für immer verlassene Verlobte und Töchter in Trauerkleidung standen täglich Schlange für ein wenig Brot.

Elfriede Mejchar: Die Hermesvilla mit verriegelten Fenstern, um 1960

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Ungeliebte Hinterlassenschaften Dennoch stellte sich die Frage, was mit den Hinterlassenschaf­ ten der 600 Jahre währenden Regentschaft der Habsburger geschehen sollte. Eine Behörde wurde zu diesem Zweck ein­ gerichtet, die Oberste Verwaltung des Hofärars, die seit 1919 auch für die Hermesvilla zuständig war. Die Beamten dieser Instanz hatten sich mit den Vermögenswerten der vergangenen Monarchie zu befassen. Nachdem das in der Folge eingesetz­ te Bundesministerium für Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten seine Tätigkeit aufgenommen hatte, wurde die Hermes­ villa 1921 dieser Institution zugeschlagen. Ebenso in diesem Jahr übernahm der bereits 1919 geschaffene Kriegsgeschädig­ tenfonds die Administration des Lainzer Tiergartens und in der Folge 1922 auch die Verwaltung der Hermesvilla. Der Kriegs­ geschädigtenfonds, ein Stiftungsfonds, wurde durch Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg gebildet. Der Reinertrag aus diesem Fonds sollte Witwen und Waisen sowie Kriegsinvali­ den des Ersten Weltkrieges zukommen, es waren schließlich die Habsburger gewesen, die den fatalen Krieg begonnen hatten. Der Lainzer Tiergarten war seit dem Jahr 1919 für die Be­völkerung an Sonntagen geöffnet, man musste allerdings Eintritt bezahlen. Bald kam der Samstagnachmittag hinzu, jedoch gingen in diesen Stunden wohl hauptsächlich Kindermädchen mit ihren Schützlingen im Park spazieren, denn an Samstagen wurde damals noch ganztägig gearbeitet. Das Hauptanliegen des Kriegsgeschädigtenfonds war es, seine Liegenschaften zu Geld zu machen. Teilgebiete des Tiergartens wurden zur Rodung freigegeben (Friedensstadt). Der Wert des heute als Erholungs­ gebiet von vielen Wienerinnen und Wienern geliebten Lainzer Tiergartens war noch kein Thema; man hielt das Gebiet für kaum interessant und suchte intensiv nach Abnehmern. Ein Golfplatz und eine Kleingartensiedlung wurden errichtet. In Planung waren ein Wald- sowie ein Tierfriedhof und sogar ein Sportplatz für Hunderennen war angedacht. Das Ende des alten Jagdgebiets 123


Ikone des Fin de Siècle Der altösterreichische Journalist und Schriftsteller Camill Hoffmann erinnerte in einem „Memento mori“ an die ermordete Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Er kannte die Hermes­ villa und den Hohenauer Teich im Lainzer Tiergarten, in dem Sisi einst badete. Sein symbolistisches Gedicht zwischen Schönheitskult und Todeswahn hätte wohl die Zustimmung der vielfach verkitschten, missverstandenen und doch immer wieder aufs Neue faszinieren­ den Kaiserin von Österreich gefunden, die changierend zwischen Melancholie und Eigenständigkeit ein perfektes Symbol für die einzigartige Wiener Jahrhundertwende wurde. Die Schwäne Seitdem die schweigsame Kaiserin starb, Sagt man, sind die Schwäne krank; Sie nehmen nicht Speise, noch Trank. Sie schlummern trauernd am toten Gestad’, Man lässt sie nun still, man weiß nicht Rat. Doch was ein Diener weiter erzählt: Um Mitternacht kommt der Mond hervor, Die Bäume sind blau, der Teich ist blau, Es scharrt kein Schritt, es knarrt kein Tor . . . Da steht am Teich eine hohe Frau. Die Schwäne schwärmen am Wasserrand, Sie speist sie alle aus weißer Hand. Man hat sie nun oft und oft gesehn, doch niemand sah sie kommen und gehen.

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Joseph Albert: Kaiserin Elisabeth, um 1865 133


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