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Greifenklaue Trinkhorn, Ende 14. bis Anfang 15. Jh., Süddeutschland. Büffel­ horn, vergoldetes Silber, emailliert. Palazzo Pitti, © Museo de­ gli Argenti, Firenze, su concessione del Ministero per i Beni e le Attività Culturali, Florenz. Dieses Trinkhorn, der Überlieferung nach aus der Klaue eines Greifen gefertigt, galt als Existenzbeweis für das mythische Ungeheuer mit Adlerkopf und Löwenkörper, das angeblich immer wieder gesichtet wurde. Man sprach dem Trinkhorn sogar magische Fähigkeiten zu: Die Klaue des gefährlichen Raubtiers sollte vergiftete Getränke anzeigen und diese neutralisieren. Der Legende nach schenkte ein Greif dem heiligen Kornelius zum Dank eine seiner Klauen, die ihn vor einem Giftmord beschützte. Auch der Pelikan auf der Spitze des Horns ist ein christliches Symbol: Dieser füttert seine Jungen mit eigenem Blut, ein mittelalterliches Symbol für den Opfertod Christi.

König der Meere «L’Eau» (Das Wasser), 1666, Jan Jans d. Ä. nach einer Vorlage von Charles Le Brun, königliche Gobelin-Manufaktur. Wolle, Sei­ de, Gold. Palazzo Pitti, Galleria Costume, Florenz. Schildkröten, Robben, Krabben, Langusten und Fische: Alle Meereskreaturen versammeln sich zu Ehren von Poseidon und seiner Gemahlin Amphitrite. Als Meeresgott versteht sich auch der Auftraggeber des Bildteppichs, der französische Sonnenkönig Louis XIV. Dieser Bildteppich gehört zur Serie «Die Elemente». Die Gobelin-Manufaktur in Paris hatte den Auftrag, den jungen König im Zusammenhang mit Luft, Erde, Feuer und Wasser zu verherrlichen. Die antike Götterwelt lieferte die Motive, die dem König und seinem Reich ein überzeitliches, klassisches Flair verleihen sollten. Der hereinragende Bug eines Kriegsschiffs unterstreicht seinen Anspruch auf die Herrschaft über die Weltmeere.

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