Lebensweise 01/2014

LEBENS WEISE Nr. 1/2014 • € 6,50

Menschen Kultur Geschichte Tipps

Alltag vergessen lassen

Volksopern-Direktor Robert Meyer im Gespräch

Besuch bei Verwandten

Mit Dagmar Schratter im Tiergarten Schönbrunn

Schreibmaschine, Tabak, Whisky Heimischer Star-Autor Dietmar Grieser ist 80

Kunst des Fliegens

In Wien wird k.u.k. Luftfahrt wieder lebendig

10. JULI – 23. AUGUST 2014 KARTEN, INFOS & AGB +43 (0) 2682 / 66210 www.seefestspiele-moerbisch.at facebook.com/seefestspielemoerbisch

Anatevka FIDDLER ON THE ROOF

basierend auf den Geschichten von Sholem Aleichem mit ausdrücklicher Genehmigung von Arnold

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JOSEPH STEIN Musik: JERRY BOCK Gesangstexte: SHELDON HARNICK Buch:

in NewYork von HAROLD PRINCE produziert Erstproduktion in New York

Regie und Choreographie von

JEROME ROBBINS

Mr. Robbins‘ Original-Regie und Choreographie neu produziert von Roland Gawlick

Intendanz KS Dagmar Schellenberger

Deutsch von ROLF

MERZ und GERHARD HAGEN

Die Übertragung des Aufführungsrechtes erfolgt in Übereinkunft mit JOSEF WEINBERGER LTD., LONDON im Namen von MUSIC THEATRE INTERNATIONAL, NEW YORK. Bühnenvertrieb für Österreich: JOSEF WEINBERGER WIEN, GESMBH.

Editorial Liebe Leserinnen und Leser!

Theodor Fontane sagte einst: „Das wichtigste für den Mensch ist der Mensch“.

Dieser Ausspruch des deutschen Dichters war uns, meiner Kollegin Gudrun Tielsch und mir als Herausgeber, bei der Konzipierung des Magazins Lebens:Weise als eine Art Leitmotiv stets präsent. Mitmenschen sind uns allen, bewusst oder unbewusst, Vorbild, Inspiration, Lehrmeister und zwischendurch auch mal „nur“ Orientierungshilfe zu einer persönlichen Standortbestimmung, um in der Folge das individuelle Leben positiver zu gestalten.

In diesem Sinne finden Sie auf den kommenden Seiten Porträts, Interviews, jede Menge Lesestoff aus der Kultur und über deren Macher, Geschichtliches sowie Lese-, Reise- und andere Tipps, die Sie wünschenswerter Weise auf neue Gedanken und Ideen bringen. Uns ist es in den zahlreichen Begegnungen jedenfalls so ergangen. Aber, machen Sie sich selbst ein Bild!

Lebens:Weise wird viertelährlich zu einem Einzelpreis von Euro 6,50 (März, Juni, September und Dezember) erscheinen.

Für Anregungen, Wünsche oder Kritik sind wir stets dankbar und wünschen Ihnen jetzt nur noch ein größtmögliches Lesevergnügen.

Gudrun Tielsch & Stefan Geszti office@magazin-lebensweise.at www.magazin-lebensweise.at Die Intendantin

Was Dagmar Schellenberger mit den Seefestspielen in Mörbisch vorhat

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Der Restaurator

Bei Alfons Huber ist die historische Musikinstrumentensammlung des KHM in besten Händen 22

Der Direktor

Wie es Robert Meyer gelingt, dass die Besucher der Volksoper den Alltag schnell vergessen 34

Der Schriftsteller

43 Bücher verfasste der Vielschreiber Dietmar Grieser, viele davon wurden zu Bestsellern.

Wir gratulieren zum 80er 42

Das Kulturspektakel

Aus dem Inhalt

Am Bodenseeufer, im Opernhaus und am Kornmarkt in Bregenz gibt es 2014 Kulturgenuss pur 66

Besuch bei Verwandten Zum dritten Mal in Serie wurde der Tiergarten Schönbrunn zum besten Zoo Europas gekürt. Dass das auch in der Saison 2014 so bleibt, dafür sorgt Direktorin Dr. Dagmar Schratter mit ihrem engagierten Team.

Von Stefan Geszti

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it einer so strahlend charmanten Person wie Direktorin Dagmar Schratter – seit 1. Jänner 2007 „Herrin“ über mehr als 700 Tierarten bzw. rund 2000 Individuen (die wirbellosen Bewohner nicht mitgezählt) – kann das Leben auf dem etwa 17 Hektar großen Areal des Tiergarten Schönbrunn eigentlich nur ein Vergnügen sein! Da wäre eine vielleicht ja mögliche Wiedergeburt – als Panda, Affe oder auch Goldfisch schon fast egal! „Aber wir wissen, ‚nobody knows anything‘, vielleicht geht sich das ja für mich oder den einen oder anderen Menschen unter uns noch aus!“

The Lady ist the Boss Zurück zum Ernst. Die studierte Biologin ist als Direktorin und Alleingeschäftsführe rin nicht nur charmant sondern vor allem 4

kompetent. 1993 wurde sie als zoologische Leiterin dem gerade ein Jahr amtierenden Direktor Helmut Pechlaner zur Seite gestellt, um 1999 zur Vizedirektorin zu avancieren, ehe sie, wie schon erwähnt, 2007 alle Fäden in die Hand bekam. Das vor all diesen Ereignissen bereits ein nennenswertes Curriculum steht, ist klar, weshalb es hier nicht eigens angeführt werden muss.

Hat sie nach dem Tiroler Wahlburgenländer Pechlaner ein schweres Erbe angetreten?

Schratter: „Nein, im Gegenteil Helmut Pechlaner hat 1992 den Zoo völlig marode, mit vorwiegend veralteten Anlagen und wenig Besuchern übernommen und ihn zu einem qualitativ hochwertigen Zoo gemacht. So gesehen hatte ich ein leichtes Erbe. Allerdings ist ein Tiergarten nie fertig, weil einerseits laufend neue Forschungserkenntnisse, an-

LEBENS WEISE Porträt

dererseits ein gesellschaftlich bedingter Wandel in der Mensch-Tierbeziehung ein stetiges Fortschreiten verlangen. Ein Beispiel dazu: heute weiß man, dass man erwachsene Eisbären nicht in Gruppen hält, weil sie eher Einzelgänger sind und ihnen ein zu enges Zusammensein mit Artgenossen Stress verursacht. Diesen Bedürfnissen wurden die Gehege angepasst.“

Zoo grenzenlos …

Darüber hinaus ist es die Aufgabe eines modernen Zoos – abgesehen von Erholung und Bildung –, Forschung und Artenschutz zu betreiben, was in Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen renommierten Zoos praktisch weltweit erfolgt. Schratter: „Wir beteiligen uns unter anderem bei über 50 Tierarten an internationalen Erhaltungszuchtprogrammen. Die Zuchtprogramme für die Afrikanischen Elefanten, die Fidschi Leguane und die Seraus werden sogar von uns geführt.

Der jeweilige Koordinator ist dafür zuständig, die Population der Tierart in Menschenobhut genetisch gesund zu erhalten. Dann ist es, wie beim Bartgeier, möglich, dass Tiere ins Freiland gehen, um dort neue Populationen aufzubauen.“ So wurde auch das weltweit absolut letzte echte Wildpferd (frei lebende Mustangs in Amerika sind verwilderte Hauspferde), das Przewalski-Pferd, in Schönbrunn fleißig nachgezüchtet, um es in der Mongolei wieder anzusiedeln. Benannt nach seinem „Entdecker“, dem russischen General Nikolai Michailowitsch Przewalski, welcher 1878 von einer seiner Expeditionen nach Zentralasien Haut und Schädel der in der westlichen Welt weitgehend unbekannten und wissenschaftlich noch nicht beschriebenen Wildpferdart nach St. Petersburg mitbrachte, in der Folge einige lebende Tiere einfing und somit die Nachzucht begründete, gelang es aus einer Population von nur mehr etwa 40 Tieren nach dem Zweiten Weltkrieg einen heutigen Stand von etwa 2000 Tieren zu erreichen. Der Zoo Schönbrunn war dabei!

Dagmar Schratter: „Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass ein Zoo nicht an den Grenzen 5

des Tiergartens endet, sondern weit darüber hinausgeht.“ Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die in Schönbrunn geborenen Pandas – anders als in den meisten Zoos der Welt – nicht über den Weg der künstlichen Befruchtung gezeugt wurden: „Unsere Pandas sind alle durch natürliche Paarung entstanden und wurden von ihrer Mutter großgezogen. Auch im Gehege haben wir natürliche Bedingungen geboten, Pandas kriegen ihre Jungen in einer Höhle und das hat funktioniert. Erst nachdem ein Pandababy zwei Monate alt ist, nehmen wir es zum ersten Mal in die Hand, um vorsichtige Untersuchungen durchzuführen. Den Rest überlassen wir der Mutter!“ Mit ihrem ewigen Kindchenschema sind die possierlichen Bären das Symbol für Artenschutz schlechthin.

Leben in Würde Gedanken macht sich Dagmar Schratter auch über die unterschiedlichsten Betrachtungsweisen in der bereits erwähnten Mensch-Tierbeziehung.

Diverse Extreme beurteilt die Direktorin kritisch: „Angefangen von Gruppierungen, die Menschenrechte für Primaten fordern, gibt es in unserer Gesellschaft eine große Schere zu der Verdinglichung von Tieren, und der dadurch bedingten unwürdigen Haltung zur Fleischerzeugung.“ Ein konkretes Beispiel: „Eine Dame schrieb mir einmal einen entrüsteten Brief, weil sie sah, dass die Tiger bei uns mit toten Kaninchen gefüttert werden. Sie sähe zwar ein, dass Tiger Fleischfresser sind und unmöglich auf Vegetariertum umgestellt werden könnten, aber warum bitte kauft man kein Abfallfleisch aus dem Supermarkt!?!“ Schratter antwortete ihr, dass es im Tierschutz nicht darum geht, ob man ein Tier töten darf oder nicht, sondern darum, dem Wesen ein würde- und respektvolles Leben bis zum schmerzlosen Tod zu ermöglichen.

Und da sei sie sich, bezüglich der zu Futterzwecken im Tiergarten gezüchteten Kaninchen, im Unterschied zum Supermark6

LEBENS WEISE Porträt

fleisch, das manchmal weniger kostet als eine gleichgewichtige Menge Äpfel sicher! „Ich wünsche mir für alle Tiere, egal ob Heim- oder Zuchttiere ein Leben nach ihren Bedürfnissen. Und wir alle wissen, dass dieser Grundsatz nur allzu oft missachtet wird.

Aber nicht bei uns!“

Innige Begegnungen Von Themenführungen, Backstage-Touren, bei denen man sogar Hautkontakt mit Riesenschlangen herstellen darf, über Nachtführungen ErlebnisGutscheine mit denen man unter fachkundiger Begleitung Tiere füttern und bei einigen ebenfalls einen Hautkontakt herstellen darf, bis hin zum Workshop „Angst vor Spinnen“, bei dem Menschen mit Spinnenangst in Begleitung einer Psychotherapeutin einen ersten Schritt in eine angstfreie Zukunft machen können, sowie speziellen Kinderführungsangeboten, bietet der Tiergarten Schönbrunn alles Denkbare, wobei die Bedürfnisse der Tiere immer an erster Stelle stehen.

Was Mensch- oder Tiersein tatsächlich ausmacht, wird ehrlicher Weise betrachtet ein Rätsel bleiben: „Tiere haben Gefühle und Intelligenz. Ich halte es allerdings für einen großen Fehler, den wir Menschen oft machen, die tierische Intelligenz mit menschlicher zu vergleichen! Tierische Intelligenz ist immer eine Anpassung an ihren Lebensraum, lange Zeit galt die Verwendung von Werkzeug als ein wesentliches Unterscheidungskriterium, heute wissen wir, dass Tiere sehr wohl Werkzeuge benützen und vielfach Wahrnehmungen haben, die unser Wahrnehmungsvermögen bei weitem übersteigen.

Wie etwa bei drohenden Erdbeben oder ähnlichem. Aber wir wissen nicht, ob ein Hund „denkt“ oder nicht, weil wir in ihn nicht hineinschauen können. Genau so wenig wie ich in sie oder sie in mich.“ Und in einem Nachsatz fügt die Frau Direktor hinzu: „Menschen und Schimpansen sind in ihren jeweiligen Chromosomen zu etwa zwei Prozent unterschiedlich.

Aber ich kann sie beruhigen, der genetische Unterschied zwischen Mensch und Schwein ist auch nicht viel größer!“ Sprach‘s und lächelte mich dabei an.

Was Mensch- oder Tiersein tatsächlich ausmacht, wird ehrlicher Weise betrachtet ein Rätsel bleiben.

www.zoovienna.at

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Schöner wohnen Es gibt sie: Seniorenresidenzen, die Kultur, Unterhaltung, Aktivitäten, Kommunikation und hervorragenden Service bieten. Lebens:Weise schaute sich mit Mag. (FH) Roland Gaube die vielfältigen Angebote an.

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oland Gaube weiß wie man Gäste verwöhnt. Nach mehrjähriger Managementtätigkeit im Tourismus fand er seine Berufung – er möchte für das bestmögliche Wohlergehen von Senioren sorgen. „Der Sprung von der touristischen Dienstleistung zu einer längerfristigen Betreuung sowie, im Bedarfsfall, Pflege war für mich gar nicht so groß“, erklärt der freundliche Mitvierziger bei Kaffee und Kuchen im – selbstverständlich öffentlich zugängigen – Restaurant der Seniorenresidenz Armbrustergasse in WienDöbling.

Angesiedelt vis-à-vis des Bruno-KreiskyForums vermittelt das Gebäude eher den Eindruck eines Nobelhotels denn einer Einrichtung für betreutes Wohnen und der unterstützenden Pflege für Senioren. Ähnliches lässt sich über zwei weitere Institutionen berichten, die ebenfalls unter der wirtschaftlichen Verantwortung des gebürtigen Steirers stehen: Sowohl die Seniorenresidenz Obersteinergasse, auch in Wien 19, sowie der HoffmannPark Purkersdorf, in dessen Zentrum sich der berühmte, meisterhaft restaurierte Bau des einflussreichen Wiener Architekten Josef Hoffmann befindet, beeindrucken mit spezifischem Genius Loci und bemerkenswertem Charme.

Individuell in der Gemeinschaft Welche Zielsetzungen sollen jene drei von österreichweit acht Seniorenresidenzen, die von der angesehenen KräuterGarten-Gruppe geführt werden, erfüllen? Roland Gaube: „Älteren Menschen, denen unsere Generation vielfach ihren Wohlstand verdankt, ein Leben zu ermöglichen, das individuell den Bedürfnissen und Möglichkeiten gerecht wird. Das ihnen Qualität, Unterhaltung und, was selbstverständlich ist, medizini8

LEBENS WEISE Porträt

sche Um- und Vorsorge auf höchstem Niveau bietet.“ Es ist kein Geheimnis, dass nachfolgende Generationen erfreulicherweise immer älter werden. Und es ist auch kein Geheimnis, dass nicht jeder bis zu seinem letzten Tag ein Leben ohne Unterstützung – in kleinerem oder größerem Ausmaß – führen kann.

Gaube: „Jede Lebenssituation, in die ein Mensch kommen kann, ist als normal anzusehen. Niemand von uns weiß, wie es ihm in fünf, zehn oder dreißig Jahren geht.

Genaugenommen wissen wir nicht einmal, was morgen passiert. Es ist, wie es ist. Ich sehe meine Verantwortung darin, dass unsere Bewohner im Rahmen ihrer Möglichkeiten psychisch wie physisch bestens betreut sind.“ Eine Philosophie, die Gaube, der den Gästen und Mitarbeitern seiner Häuser stets in feinsten Anzügen gegenübertritt – „für mich ein Ausdruck der Achtung vor meinen Mitmenschen“ – wunderbar umsetzt.

Eingebettet in Parkanlagen Während in der Armbrustergasse betreutes Wohnen in Apartments ebenso möglich ist wie ein Aufenthalt, der Pflege bedarf, sind die Häuser Obersteinergasse und der HoffmannPark auf Zweiteres spezialisiert. Gemeinsam ist den drei Residenzen ihre jeweils besondere Lage. Die Gebäude sind eingebettet in großzügige Parkanlagen, in eine idyllische Naturlandschaft, die friedvolle Entspannung ohne jegliche Hektik ermöglicht.

Weiters wird den Senioren nahezu wöchentlich ein feines, von zumeist namhaften Künstlern bestrittenes, Kulturprogramm geboten. Klassische Konzerte sind hier ebenso zu erleben wie Wienerlied- und Schlagerveranstaltungen, Literaturlesungen, Theateraufführungen oder auch humoristische Nachmittage. Auf Beifall stoßen überdies regelmäßig wechselnde Ausstellungen, die Fotoarbeiten ebenso präsentieren wie Plastiken bildender Künstler. Für handwerklich

Seniorenresidenz Obersteinergasse 9

interessierte Gäste werden entsprechende Programme offeriert, andere wiederum erfreuen sich an Sport- und Spielanimationen.

Und Feste werden natürlich gerne so gefeiert, wie sie fallen.

Soziale Kompetenz ist wichtig „Wenn sich Menschen entschließen zu uns zu kommen, entscheiden vor allem die ersten Tage, ob sich künftig jemand hier wohlfühlt oder nicht“, erklärt Gaube. „Wir können ein ehemaliges Zuhause nicht ersetzen, aber in vielen Fällen trotzdem ein neues Zuhause bieten.“ Ein wesentlicher Aspekt, so Gaube, sei, dass ältere Menschen in ihrer ursprünglichen Umgebung aus nachvollziehbaren Gründen vielfach vereinsamen, wohingegen die Seniorenresidenzen einen feinen Rahmen für neue Begegnungen und vielfältige kommunikative Erlebnisse bieten.

ausgewählt und regelmäßig geschult. Jeder aus unserem Team ist für jeden Bewohner, wenn von diesem gewünscht, auch jederzeit eine Ansprechperson. Um Hilfestellungen zu leisten oder sich einfach nur von Mensch zu Mensch zu unterhalten.“

Im Wandel der Zeit Positiv beurteilt Gaube übrigens den von ihm beobachteten Wandel im gesellschaftlichen Bewusstsein: „Durch die regelmäßige Medienpräsenz des Themas ‚Leben im Alter‘, beschäftigen sich Gott sei Dank auch schon jüngere Generationen mit der Frage, wie sie künftig ihre Lebensbedingungen organisieren können. Wir haben in unseren Häusern vielfach bereits die zweite Generation von Bewohnern, die dereinst ihre Eltern hier besucht haben, und somit mit diesem Thema vertraut sind.“

Seniorenresidenz Armbrustergasse

Auch das Personal ist diesbezüglich zu nennen: „Sämtliche Mitarbeiter, vom Haustechniker über den Animateur bis zu den Raumpflegern, werden von mir auch und vor allem hinsichtlich ihrer sozialen Kompetenz 10

Wer mit dem Gedanken spielt, in eine der hier erwähnten Seniorenresidenzen zu ziehen, hat jederzeit die Möglichkeit (vorzugsweise mit Terminvereinbarung), diese Einrichtungen in ihrer gesamten Vielfalt

LEBENS WEISE Porträt

kennenzulernen. Gaube weiß aus Erfahrung, dass diese Vorgangsweise dem „Notfall“, sich durch unvorhergesehene Ereignisse, wie etwa einem Spitalsaufenthalt, schnell einen Platz suchen zu müssen, vorzuziehen ist. „Selbstverständlich helfen unsere Mitarbeiter Betroffenen und Angehörigen in allen organisatorischen Belangen.

Und natürlich ist es für jeden Menschen sinnvoll, auch zeitgerecht nach Möglichkeit eine finanzielle Vorsorge zu treffen.“ „Allerdings, betont Gaube, „sind unsere Häuser vom Fonds Soziales Wien anerkannte Einrichtungen, wodurch die Möglichkeit besteht, auch mit geringem Einkommen bei uns zu wohnen“, betont der Direktor.

Gemeinsames Erleben Welche besonderen Vorkommnisse erfreuen Gaube, Ehemann und Vater zweier Kinder, dessen Familie in der heimatlichen Steiermark ihn derzeit nur am Wochenende sieht? „Ich will gar keine Dankbarkeit für das, was ich tue. Wenn mir aber jemand Wertschätzung entgegenbringt, sich etwa unter dem Silvesterfeuerwerk spontan für dieses gemeinsame Erleben bedankt, das macht mich – und das soll jetzt nicht kitschig klingen – für einen Moment sehr glücklich.“

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„Kucken weit über den Tellerrand …“ Im September 2012 übernahm Kammersängerin Dagmar Schellenberger die Leitung der Seefestspiele Mörbisch. Und erkannte, dass am Neusiedler See (mitunter) ein rauer Wind weht. Eine gute Voraussetzung.

© Seefestspiele Mörbisch/Jerry Bin

Von Stefan Geszti

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pätestens fünf Sekunden nachdem man neben Dagmar Schellenberger zum Gespräch im Café Landtmann Platz genommen hat, ist eines klar: diese Frau ist eine Macherin, ein Energiebündel! Vision, Planung und Umsetzung sind für sie eine geschlossene Kette, ein Handlungsstrang an dessen Ende nur eines stehen kann und darf: Erfolg. Dementsprechend fühlt sich auch der frische Wind an, den sie über Europas größte Freilichtbühne wehen lässt.

Damit die gesamte Infrastruktur stimmt hat die Intendantin gleich zu Beginn folgende bauliche Veränderungen durchgeboxt: 12

„Ein bissel kämpfen muss ich schon“, kommentiert sie, wobei ihr Sportsgeist aus den Augen blitzt.

In Kürze: es wurde eine neue, kleine Spielstätte geschaffen, eine wunderbare Aussichtsterasse am oberen Ende der Tribünen, sowie knapp 5000 Quadratmeter überdachte Gesamtfläche mit Gastronomie. „Wir haben es in der letzten Saison geschafft, 6200 Gäste innerhalb von 10 Minuten vom Regen ins Trockene zu bringen, das ist doch irre!“ Aber natürlich hoffen wir immer auf Sonne – und meistens klappt das auch.

LEBENS WEISE Porträt

Ein „akustischer Quantensprung“ gelang dadurch, dass das Orchester nicht mehr unter der Bühne sondern hinten im Saal sitzt, wodurch die Bühne näher an das Publikum herangerückt werden kann. Damit rücken szenische Spielereien näher in die Augen der Betrachter.

Rund sechs Millionen Euro betrugen die Investitionen, die zur Gänze von den Seefestspielen getragen wurden. Subventionen vom Bund wurden bereits 2007 ausgesetzt.

Dagmar Schellenberger weiß, warum sie was tut: „Seit 2005 ist der Trend zu beobachten, dass die Besucherzahlen rückläufig sind.

Das betrifft ja nicht nur Mörbisch, sondern viele Theaterbetriebe, wie die ganze Kulturszene überhaupt. Die Menschen haben nicht mehr so viel Geld in der Tasche, und das kriegen natürlich alle zu spüren.“

2014 wird das Musical „Anatevka“ (Buch: Joseph Stein, Musik: Jerry Bock, Gesangstexte: Sheldon Harnick) erstmalig am Neusiedler See zu erleben sein. In der Regie von Karl Absenger unter dem Dirigat von David Levi werden Gerhard Ernst, Dagmar Schellenberger und viele andere in einem Bühnenbild von Walter Vogelweider für ein künstlerisches Feuerwerk vor dem pyrotechnischen Feuerwerk, das in Mörbisch ja schon Tradition hat, sorgen. „Dass ich selbst die Golde spiele, habe ich entschieden, weil der Wunsch die Intendantin auf der Bühne zu sehen oft an mich herangetragen wurde.

Neu unter der Intendanz von Schellenberger ist auch, dass es jedes Jahr ein neues Leading Team geben wird, also Bühnenbild und musikalische Leitung ebenso wie die Regie nicht mehr in den Händen ständig gleicher Personen gelassen wird: „Das bedeutet Mühen und Arbeit, birgt aber natürlich auch die Chance jedes Jahr eine neue Herangehensweise an das jeweilige Werk zu erschließen.“

© Seefestspiele Mörbisch/Jerry Bin

Das Gegenkonzept der Intendantin besteht in der Attraktivierung des Ortes und natürlich in der Qualität des künstlerischen Angebots und dessen sukzessiver Erweiterung in Richtung Vielfalt.

Wenn ich einmal reich wär …

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LEBENS WEISE Porträt

Die begeisterte Motorradfahrerin Schellenberger sieht ihre künstlerische Aufgabe darin, dem Publikum Werke modern aber nicht modernistisch zu präsentieren: „Das Publikum will natürlich in Musik und Darstellung das Feinste, aber auch ein Bühnengeschehen, das von vielen Verwandlungen geprägt ist. Das werden wir immer bieten.“

Operette kennt keine Grenzen Das ist der Titel eines der heurigen Programmpunkte, der der Intendantin speziell am Herzen liegt: „Für die große Operettengala habe ich sehr, sehr kämpfen müssen.“ Anlässlich des 25. Jahrestages des Falls des Eisernen Vorhangs wird es am 13. und am 14. August einen Gala-Abend mit dem Besten aus den beliebtesten Operetten geben, die alle bereits in Mörbisch zu sehen waren.

Zu dem der Gala angeschlossenem Festakt am 13. August haben das Land Burgenland und die Seefestspiele Prominenz aus Politik und Kulturleben aller angrenzenden Länder geladen. Hits aus Operette und Musical aus aller Welt, interpretiert von internationalen Stars, gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern des Ensembles der Seefestspiele Mörbisch werden da zu hören sein.

Schlagernacht am Neusiedler See Am 15. und 16. Juli werden Helene Fischer, Semino Rossi, Nik P. mit Band, die Amigos, Ella Endlich, die Paldauer und Fantasy deren Klangwelten auf der Seebühne entfalten.

Verantwortlich dafür ist der Konzertveranstalter „Showfactory“, der die Seebühne für verschiedene musikalische Events mietet. So kommen auch Gäste nach Mörbisch, die jünger sind als das Operetten-Stammpublikum. „Es ist mir wichtig, dass auch Besucherinnen und Besucher zu uns kommen, die bisher noch nicht in Mörbisch waren. Ich denke mir, wenn man Programme wie die Schlagernacht bringt und die Gäste nicht nur an der Darbietung, sondern auch am Ort Gefallen finden, werden die einen oder anderen auch zur Operette wiederkommen.“

Eine eigene Handschrift Dem Mörbischer Publikum ist Dagmar Schellenberger als Künstlerin spätestens seit ihrer „Gräfin Mariza“ 2004 und ihrer „Lustigen Witwe“ 2005 bekannt. „Lustige Witwe“ war sie für das Wiener Publikum davor auch schon in der Volksoper und im Raimund Theater. 2004 debütierte sie an der Mailänder Scala als Blanche in „Les Dialogues des Carmelites“ unter Ricardo Muti und sang eben dort 2005 die Lisa in Tschaikowskys „Pique Dame“ unter Jury Termikanow. Über 30 CD-Einspielungen sowie zahllose Konzerte und Engagements im Opern- und Operettenfach, gut verteilt in vielen Ländern und auf fast allen Kontinenten, haben sich in ihrer Biografie angesammelt.

15 Jahre lang hat sich Schellenberger auch für die Ausbildung des Sänger-Nachwuchses engagiert, unter anderem als Professorin an der Universität der Künste in Berlin. Sie nimmt auch regelmäßig in Jurys großer Gesangswettbewerbe Platz.

Intendantin ist sie zum ersten Mal! „Wenn man engagiert wird, sein Bestes tut und sich aber auch oft bedingungslos anpassen muss, dann kann man schon Lust kriegen etwas in der Hand zu haben; eine eigene Handschrift hinterlassen. Ich habe immer dagegen angekämpft mich in irgendeine Schublade stecken zu lassen. Das wollte ich nie!“ Die schönsten Melodien aus

Operette

kennt keine Grenzen 25 Jahre Fall des

Eisernen Vorhangs

„Wiener Blut“ „Die lustige Witwe“ „Die Csárdásfürstin“ „Das Land des Lächelns“

13. August 2014 - Operettengala mit Festakt 14. August 2014 - Operettengala

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Man muss sich bei einer Arbeit von der anderen erholen Das sagte dereinst Lehrmeister Marcel Prawy zu Christoph Wagner-Trenkwitz.

Und der hält sich nach wie vor daran.

Von Barbara Hackl

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ch dilettiere und gastiere in vielen verschiedenen Genres weil ich den Wahn in mir habe, mir ständig alle meine Talente beweisen zu müssen – und seien sie auch noch so schwach ausgeprägt“, resümiert Christoph Wagner-Trenkwitz über sein berufliches Schaffen der letzten 30 Jahre.

15 Bücher, für die er als Autor verantwortlich zeichnet, zahlreiche Auftritte als Darsteller, Kabarettist sowie Moderator für Funk und Fernsehen belegen seine mit blitzenden Augen vorgetragene Bescheidenheit. Dieser Charakterzug blieb anlässlich seiner Moderation für den Opernball 2014 mit Kollegen Karl Hohenlohe auch der Süddeutschen Zeitung nicht verborgen, die das Duo Wagner-Trenkwitz/Hohenlohe in ihrer kommentierenden Funktion als, „Berüchtigt, aber irgendwie charmant … Herrlich.“, beschrieb.

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Ach ja. Im dritten Stock der Verwaltungsetage der Volksoper Wien, ein paar Meter nachdem einem dort ein (nicht sprichwörtlicher sondern wahrhaft liegender) roter Teppich anzeigt, dass man den Direktionsbereich des Hauses betreten hat, findet sich eine – zumeist offen stehende Tür – dessen Schild die dahinter liegende Räumlichkeit als Büro des Chefdramaturgen ausweist: Christph Wagner-Trenkwitz. Um in dem Haus am Gürtel in dieser Funktion nicht zu dilettieren, hat sich Wagner-Trenkwitz in diesen Tätigkeitsbereich schon Jahre zuvor im Opernhaus am Ring unter Ioan Holender „eingearbeitet“.

So weit so bekannt. neu ist, dass der studierte Musikwissenschaftler im Sommer 2014 seine erste Saison als Intendant des Theatersommers Haag bestreiten wird. Anno Domini 2000 haben engagierte „Damen und

LEBENS WEISE Porträt

Herren der Stadt Haag“ ein Sommerfestival begründet, das sich mit zuletzt 15000 Besuchern in den Monaten Juli, August weit über die Landes- und Bundesgrenzen etabliert hat. Was findet – und was hat Neointendant Wagner-Trenkwitz heuer und die nächsten Jahre in Haag vor? „Haag hat eine mittlerweile 15-jährige Geschichte. Ein anspruchsvolles, aufnahmebereites Publikum, das gewöhnt ist, auf hohem Niveau unterhalten zu werden. Ich muss dort das Rad nicht neu erfinden!“

Erste Saison als Intendant des Theatersommers Haag Die Uraufführung von Felix Mitterers „Jägerstätter“ 2013 noch unter der Intendanz von Gregor Bloéb (eine Koproduktion mit dem Theater in der Josefstadt) lieferte den Beweis, dass (manches) Sommertheater auch eine schwerere Kost verdaulich zu servieren vermag: „Das ist ja ein ganz schweres, ernsthaft bedrückendes Drama und es gab im Vorfeld auch große Zweifel und Bedenken ob das funktioniere würde, aber der Erfolg hat das mehr als bewiesen. Es hätte nicht besser laufen können, so Wagner-Trenkwitz, „dennoch lasse ich 2014 das Pendel wieder in Richtung Komödie ausschlagen.“ Vielleser Wagner-Trenkwitz begab sich auf die Suche und wurde bei Fritz von Herzmanovsky-Orlando fündig: „Ein nicht nur langer sondern auch großer Name der österreichischen Kulturgeschichte. Er hat dieses altösterreichisch Versponnene mit einem ganz feinen Humor und einer bizarren Phantasie. Mehrfach wurde er ja auch schon als ein ins komisch gewendeter Franz Kafka bezeichnet!“ So wird am 2. Juli 2014 die Commedia dell´Arte „Zerbinettas Befreiung“ Premiere haben. Michaela Schausberger wird das aus den Klauen des Pantalone (Florentin Groll) zu befreiende Mündel Zerbinetta geben, und Boris Eder als Brighella wird das gelingen! Bühnenbildner Sam Madwar, welcher auch für die Musicals „Guys and Dolls“, „Hello, Dolly“ und zuletzt für die Operette „Frau Luna“ an der Volksoper das

passende Drumherum kreiert hat, wird, so Wagner-Trenkwitz, „ein wunderschönes, schwarz –weißes Venedig liefern“, Alexander Kuchinka Regie und musikalische Leitung beisteuern: „Das muss jemand inszenieren, der mit dieser verrückten Sprache umgehen kann. Aber auch die Musikalität mitbringt, kompositorisch etwas zu schaffen, wonach dieses Werk förmlich schreit!“ Die Komödie soll natürlich nicht zu einer Oper werden, dennoch wird Kuchinka mit Harmonium unterstützt von Laute und Flöte, für eine gewisse Bühnenmusik sorgen. Der Intendant wird in einer Nebenrolle als böhmakelnder Apotheker Nowotny zu erleben sein. Tja, bei diesem hochkarätigen, künstlerischen Personal sollte eigentlich nicht mehr viel schief gehen! Obwohl man natürlich weiß, das am Theater immer, alles schief gehen kann.

Alles, nur nicht fad Neben dem Hauptstück wird es auch heuer wieder die „Perlenreihe“ als weiteren Programmpunkt geben, wo unter anderem Gäste, wie Otto Schenk und Viktor Gernot anreisen und auftreten, die Juniorproduktion wird als Hommage an die Gründungssaison 2000 Goldonis „Der Diener zweier Herren sein“.

In Rückschau an frühe Theatererlebnisse bei denen sich klein Christoph „in einstelligem Alter“ von seinem Onkel als Franz Moor bereits gut unterhalten gefühlt hat, hat er sich auf die Fahne seiner (vorläufig) jüngsten Berufung zum Intendantentum geschrieben: „Es darf nur nicht fad sein! Es darf alles, aber nicht fad sein …!“ Neues aus der Feder von Christoph Wagner-Trenkwitz

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„Gültiges in unserer Alltagswelt festmachen …“ Die Photokünstlerin Nina Goldnagl.

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ch beobachte, ich versuche unbemerkt zu bleiben. Ich wandere durch Straßen, Dörfer, Landschaften. So beschreibt Nina Goldnagl den einen Teil ihrer Arbeitsweise. Viele ihrer diesbezüglichen Momentaufnahmen fremden Lebens sind dadurch sozusagen aus dem „Hinterhalt“ geschossen. Um die Authentizität von Momenten, die Authentizität der Gegenwart unberührt einzufangen.

Ihre zweite große Leidenschaft gilt der Porträtfotographie. Hier ist die Begegnung zwischen Photokünstlerin und dem fotografier-

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ten Menschen natürlich gewollt und geplant.

Aber auch hier bewahrt sich die Künstlerin einen genuin fotographischen Blick, der als augenscheinliches Talent in ihr angelegt ist.

Das, was man nicht lernen kann. In ihrem Porträtschaffen trifft somit das zu, was Peter Lindbergh wie folgt formuliert hat: „Man fotografiert die Beziehung zwischen der Person und sich, nicht die Person.“ Betrachtet man die Werke von Nina Goldnagl, bleibt oft der Eindruck, dass ihre Person im Vergleich zu den von ihr abgelichteten Menschen das größere Geheimnis ist.

Genug gewaschen, Venedig 2009

LEBENS WEISE Porträt

Gerüstet, Wien 2005

Prinzessin – ja oder nein? Mykonos 2007

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Wann werden wir geholt? Gmunden 2007

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Michael uns Susie Haneke, Wien 2013

LEBENS WEISE Porträt

Nina Goldnagl lebt und arbeitet vorwiegend in Wien. Zwischen 1991 und 1995 studierte sie an der PARSONS SCHOOL OF DESIGN, New York, und schloss diese Ausbildung mit dem Bachelor of Fine Arts ab.

Von 2006 -2009 besuchte sie den Lehrgang DONAU UNIVERSITÄT KREMS – TRANSART INSTITUTE, wo sie den Master of Fine Arts Media erwarb.

Abschied, Mykonos 2009

Ausstellungen ihrer Werke waren unter anderen 2010 bei LILLY‘S ART, Exclusive Antiques, Wien, 2009 im Rahmen der CONCENTART, Berlin, im selben Jahr in der SIDE SHOW GALLERY, New York.

2007 erhielt sie den IPA International Photography Award, 3rd Place Fine Art Portrait und im selben Jahr auch den PX3 Prix de la Photographie, Paris Honorable Mention.

Leo Wallner, Wien 2007

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Arnulf Rainer, Baden 2012

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„Nur wer sich auf den Weg macht, wird neues Land entdecken.“ Dies sagte der große Autor Hugo von Hofmannsthal.

Michael Lessky hat sich diesen Wahlspruch zu Herzen genommen und vor 15 Jahren ein Philharmonisches Orchester gegründet: Die Junge Philharmonie.

Von Barbara Hackl

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LEBENS WEISE Porträt

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unst machen ist schön. Und Kunst machen ist vor allen Dingen schön teuer.

Würde man jeden noch so renommierten Karriereberater, persönlichen „Lebenswegcoach“, und wen immer es in dieser boomenden Beratungsbrache noch gibt, mit der Idee konfrontieren ein symphonisches Orchester gründen zu wollen, das bis zu 150 Frauen und Männer beschäftigt, würde der einen mit Sicherheit den Besuch bei einem Seelendoktor mit gemütlicher Couch empfehlen.

Nun, Michael Lessky ist mit seiner Idee sicher nicht hausieren gegangen, um sich deren vernunftgemäße Sinnhaftigkeit bescheinigen zu lassen, er hat es einfach getan. Und da der Wiener nicht nur Dirigent, Klavier, Orgel, Kirchenmusik und Jazz-Theorie sondern auch Jura bis zum Doktor studiert hat, war er sich der Risken und Chancen offensichtlich stets so bewusst, dass es ihm gelungen ist, einen künstlerisch wie materiell unvergleichlichen Betrieb auf die Beine zu stellen.

Lessky erinnert sich an das 1997 begonnene Unterfangen: „Ich bin meiner inneren Stimme gefolgt und daraus hat sich für mich das Vertrauen entwickelt, dass das, was ich mir vorgenommen habe, auch zu schaffen ist.

Die letzten 15 Jahre haben das bestätigt.“ Als Dirigent gab er 1995 mit der österreichisch-ungarischen Haydnphilharmonie mit Haydns Schöpfung sein erfolgreiches Debüt im Wiener Musikverein. In weiterer Folge dirigierte er in allen bedeutenden Konzertsälen Österreichs zahlreiche Werke des symphonischen und Oratorien-Repertoires, unter anderen für die Jeunesse, die Haydn-Tage des Musikvereins, die Schuberttage in Wien, das Arnold Schönberg Center und vieles mehr.

1997 gründete Lessky das gesamtösterreichische Jugendorchester Junge Philharmonie Wien, das er unter seiner Leitung zu „Österreichs Elite-Nachwuchsorchester“, so der ORF, formte. Rund 20 Konzerte im Jahr – also mittlerweile

an die 300 – hat er organisiert, geleitet und zu Erfolg geführt.

Ein weiteres wesentliches Merkmal seiner Arbeit ist die intensive Zusammenarbeit mit international renommierten Vokalsolisten, etwa mit Agnes Baltsa, Janina Baechle, Ildiko Raimondi, José Carreras, Robert Holl, Saimir Pirgu oder Bernd Weikl. 2006 dirigierte er die Weltpremiere des neuen Programms von José Carreras „Belle Epoque“ im Wiener Konzerthaus. „Als ich begann, stand das Motto im Raum, Dimensionen eröffnen, Türen aufstoßen.

Heute sehe ich diese Grundintention verwirklicht obwohl ich längst nicht mehr jeden Tag daran denke“, erklärt er mit einem Schmunzeln.

In der nächsten Zeit stehen wunderbare Aufgaben bevor: Am 6. April das Rossini-Stabat Mater mit der Accademia der Mailänder Scala und Mozarts tiefsinniges c-moll Klavierkonzert mit der Weltpianistin Zhu Xiao-Mei, die erstmals in Österreich zu hören sein wird. Die Chinesin, die in Paris lebt und am berühmten Conservatoire unterrichtet, spielt Bach und Mozart auf der ganzen welt – und so auch am 20. Mai im MUTH, Wiens neustem Konzertsaal. Für 2015 ist eine Brasilientournee fixiert.

Lessky als Initiator, Manager und Organisator seines Unternehmens: „Um so etwas aufzubauen muss man sich mehr als 100 Prozent einsetzen. Die Zielrichtung stets im Auge behalten.“ Michael Lessky macht dies augenscheinlich mit viel Gefühl und Verstand.

Junge Philharmonie WIEN

Dirigent Michael Lessky ORF-Livemitschnitt 18. Juli 2010 Millstatt

Mahler5

P & © JPhVienna 2010 ©

Der Mensch im vollen Tagesglanz

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Wissen bewahren …

Als Leiter der Restauration der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums Wien ist Univ.-Doz. Dr. Alfons Huber ebenso Theoretiker Und ein engagierter Visionär im Dienste der Aufgabe, die ihm Berufung ist.

Von Stefan Geszti Fotos: Nina Goldnagl Herr Dozent, obwohl ich Wiener bin, muss ich gestehen, dass ich über diese Sammlung wenig weiß, zumal sie im Unterschied zu anderen Beständen des KHM in weit geringerem Masse medial kommuniziert wird. Wie alt ist die Sammlung?

Unsere Sammlung kann als die älteste Instrumentensammlung der Welt bezeichnet werden, sofern man von dem 1596 erstellten Inventar über die Sammlung des Erzherzogs Ferdinand (1529-1595) ausgeht. Der Landesfürst von Tirol richtete auf Schloss Ambras eine Kunst- und Wunderkammer ein, die in ihrem Bestand auch zahlreiche Musikinstrumente hatte. Von 55 genannten Instrumenten können wir heute noch rund 30 identifizieren.

Es gibt keinen geschlossenen Sammlungskörper, der sich früher dokumentieren lässt.

Das zweite Herzstück unserer Sammlung kommt aus dem italienischen Schloss Catajo bei Padua. Dieser Bestand beinhaltet vorwiegend Stücke, die zwischen Spätrenaissance und Frühbarock typisch waren. Über Erzherzog Franz Ferdinand kamen sie in den Besitz der kaiserlichen Sammlung, ehe alle verfügbaren Bestände vor rund 100 Jahren in einer eigenen Musikinstrumente-Sammlung zusammengefasst wurden. Selbstverständlich wurde und wird der Bestand durch Ankäufe, Schenkungen und auch Leihgaben kontinuierlich erweitert, so dass wir aktuell rund 700 Exponate zur Schau stellen können. Heute ist jeder der 12 Säle einer musikhistorischen Epoche bzw. einer dafür maßgeblichen Musikerpersönlichkeit zugeordnet. So kann man sich bei uns auf eine einzigartige Zeitreise durch die österreichische Musikgeschichte begeben.

Das ist weltweit ziemlich einzigartig.

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Die Neue Burg am Heldenplatz, in der die Sammlung untergebracht ist, wurde nicht als Museum gebaut?

Nein. Die Räumlichkeiten in denen die Instrumente ausgestellt sind, waren bei der Planung 1881 als Wohnräume des Kaisers Franz Joseph und seiner Gemahlin Elisabeth vorgesehen. Mit Blick in den Burggarten. Durch die tragischen Umstände der kaiserlichen Familie und das Ende der Monarchie vor Fertigstellung des Riesenprojekts kam es aber nie zu einem Bezug.

Das habe ich nicht gewusst. (lacht) Das wissen sicher mehr Amerikaner, Neuseeländer oder Japaner als Wiener. Ich konnte schon oft feststellen, dass hier diese historischen Tatsachen interessanterweise kaum bekannt sind.

Worin besteht aus ihrer Sicht die vorrangige Aufgabe des Museums?

Viele unserer Besucher erwarten von uns so etwas wie den Originalklang alter Instrumente vorgeführt zu bekommen. Es ist mir ein großes Anliegen, diesen Mythos zu entkleiden. Unsere Aufgabe besteht in der authentischen Bewahrung und Erschließung von Information. Nach welchen Überlegungen und konstruktiven Konzepten, mit welchen Materialien usw. ein Instrument gebaut wurde, das ist die objektive Information. Der effektive Klang ist davon nur ein virtueller, subjektiv erlebbarer Teil.

Sie meinen das Wissen um Naturgesetze, physikalische Details und ähnliches, wel ches in die Instrumente „verbaut“ ist?

LEBENS WEISE Porträt

Jedes Instrument ist ein technologisches Buch, das gespeichertes Wissen enthält. Das müssen wir dechiffrieren.

So kann man es sagen, ja. Und dieses Wissen – das ist wichtig – ist an originale Informationsträger gebunden. Originale Informationsträger sind aber nur originale Teile, die Originalsubstanz und warum sie wie zu einem Ganzen zusammengefügt wurde. Und daher steht im Vordergrund, speziell auch in der Restaurierung, diese Originalsubstanz so weit als möglich zu erhalten! Jedes Instrument ist ein technologisches Geschichtsbuch, das gespeichertes Wissen enthält. Das müssen wir dechiffrieren.

Klingt nach Detektivarbeit?

Ist es oft auch. Und interessanterweise sind gerade „Ruinen“, die wir bekommen, wie ein aufgeschlagenes Buch, das ein Maximum authentischer, unverfälschter Information preisgibt. Bei jedem Gemälde, jedem antiken Möbelstück ist einem das meist klar, bei Musikinstrumenten gibt es darüber hinaus noch ganz spezielle Problematiken.

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Welche?

Bei einem Instrument sind viele Originalteile Verschleißteile. Es gibt keine Laute, keine Violine mit original Darmseiten aus dem 17.

Jahrhundert. Darmseiten sind oftmals nach drei Konzerten kaputt. Auch Stege oder Wirbel sind Verschleißteile. Es gibt natürlich keinen Geiger, der auf dem Podium eine Geige in Originalzustand spielt. Hier sind Umbauten akzeptiert, weil sich eine Geige aus dem 16. oder 17. Jahrhundert von einer heutigen optisch nicht maßgeblich unterscheidet. Wenn man aber ins Detail geht, sehr wohl.

Restauration historischer Instrumente bedeutet somit, Vorhandenes bestmöglich zu bewahren und Ergänzungen nur dort vorzunehmen, wo etwa fleißige Holzwürmer nur noch Luft hinterlassen haben. Man trennt also nicht den ganzen Bauteil heraus um ihn durch einen neuen zu ersetzen?

Nein. Um das klangliche Potential nicht mehr spielbarer Instrumente erlebbar zu machen, haben wir von vier Instrumenten Kopien angefertigt, auf denen die Besucher spielen dürfen.

Wie kann dieses über Jahre angesammelte Wissen weitergegeben werden?

1972 wurde in Wien an der Akademie der bildenden Künste der weltweit erste Ausbildungslehrgang für Restaurierung historischer Musikinstrumente auf Hochschulniveau etabliert. 1988 wurde dieser Lehrgang eingestellt; das hat mich persönlich sehr gestört. 1996 habe ich dann habilitiert und seit 2001 gibt es die Achse Akademie – Museum wieder. Ausbildender zu sein und gleichzeitig so eine Sammlung im Rücken zu haben, ist ein Privileg und weltweit einzigartig.

Ihre Dissertation zum Thema „Ökosystem Museum, Grundlagen zu einem konservatorischen Betriebskonzept für die Neue Burg in Wien“ läßt auf den ersten Blick keinen Zusammenhang mit Restaurierung erkennen. Was hat sie dazu bewogen?

Ich kam 1983 an die Sammlung. Im Sommer hatte es im Saal 13, dem geplanten Schlafzimmer von Kaiserin Sisi, 31 Grad. Im Winter 1985 hatte es am 7. Jänner, das war ein Montag, in 26

der Inneren Stadt minus 15,8 Grad. Ich kann das so genau datieren, weil ich in den Klimadaten von Wien nachgesehen habe. Montags werden an den Klimaaufzeichnungsgeräten immer die Blätter gewechselt. Also ging ich morgens - es war ein sonniger Tag - durch die Sammlung und habe mit einem Mal von allen Seiten Knackgeräusche gehört! In geringen Abständen hat es aus allen Hölzern geknackt.

Mir wurde mit einem mal klar: du kannst mit heutigem Tage zu restaurieren aufhören, so schnell, wie die Dinge hier kaputt werden, kann niemand auf der Welt restaurieren!

Was ist da genau passiert?

Es hatte damals in der Sammlung 25 Prozent Luftfeuchtigkeit statt der geforderten 50. Die Klimaschreiber wiesen 37 Prozent aus. Dass sie 17 Prozent zu hoch anzeigten, weil sie ewig nicht nachjustiert wurden, wusste ich natürlich im ersten Moment nicht! Ich war wirklich erschlagen von diesen Phänomenen, diesem Berg an unlösbaren Problemen.

Welche konkreten Schritte wurden dann gesetzt?

Die Sammlung wurde 1988 geschlossen und eine Generalsanierung eingeleitet. Bis zur großen Mozart-Ausstellung 1991 wurden alle Forderungen erfüllt bis auf zwei: Die Außenbeschattung und das Öffnen der 1938 abgemauerten originalen Lüftungsschächte wurden abgelehnt. Doch damit hatte man auf die wichtigsten „Hebel“ zur Sommertauglichkeit verzichtet. Im Sommer 1992 folgte der nächste Schock: In den Ausstellungsräumen stieg die Temperatur auf 32° – der Energieeintrag durch die Beleuchtung lag – trotz Verdunkelung – höher als vor der Sanierung. Damals habe ich begriffen, dass ein Gebäude wie die Neue Burg nur über ein Gesamtklimakonzept als Museum funktionieren kann. Ich habe 1992 den ersten Entwurf für ein solches Konzept formuliert. 20 Jahre später lag es als Dissertation vor.

Welches sind die Kernpunkte für das „Ökosystem Museum“?

Eine dichte Gebäudehülle ist die Voraussetzung für einen kontrollierten Luftwechsel.

Wenn ich im Sommer die Sonne mit einem wirksamen Außenlichtschutz nicht ins Gebäude lasse, brauche ich 80% weniger Kühlung. Mit der Reaktivierung des originalen

LEBENS WEISE Porträt

Luftbrunnens im 2. Keller könnte im Sommer die Nachtkühlung durchgeführt werden. Der allerwichtigste Paradigmenwechsel betrifft allerdings das Heizen: Wenn wir aufhören mit warmer Luft mittels Radiatoren oder Klimaanlagen zu heizen und stattdessen direkt die kühlen Außenbauteile auf 20 Grad erwärmen, kann man rund 20% Heizenergie sparen und

Ihre Doktorarbeit brachte dem KHM wissenschaftlich fundiertes, analytisches Vorausdenken, welches hoffentlich Schritt für Schritt auch praktisch umgesetzt wird, um von früheren Generationen geerbte Werke für künftige Generationen in bestem Sinne zu bewahren. Welche Wünsche sind noch offen?

Alfons Huber und sein Team, Franziska Bühl und Josef Rath

das Raumklima wird im Winter viel stabiler.

Was vor 20 Jahren noch als Humbug abgetan wurde, ist heute Stand des Wissens. Es hat sich leider noch nicht herumgesprochen.

Wurden Ihre Bemühungen unterstützt?

Ich hatte immer einen starken Rückhalt unter KollegInnen und Vorgesetzten. 2009 wurde ich von der neuen Geschäftsführung GD Dr. Sabine Haag und Dr. Paul Frey mit der Ausarbeitung des Gesamtklimakonzepts offiziell betraut. Ich bin überzeugt, dass es in wenigen Jahren, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen, auch für das Haupthaus am Ring so ein Gesamtklimakonzept geben wird.

Ich hoffe, dass ich es bis zu meiner Pensionierung erlebe, dass die originalen Lüftungsschächte geöffnet werden und unsere Sammlung mit dem Luftbrunnen verbunden wird.

Und ich wünsche mir, dass die Sammlung alter Musikinstrumente in ihrer Einzigartigkeit nach außen hin besser sichtbar gemacht wird. Dies wäre mit einem geringen Werbeaufwand möglich. Mir ist in all den Jahren niemand begegnet, der nicht sowohl von den Objekten selbst, als auch vom Aufstellungsort mit seinem Prunkstiegenhaus begeistert gewesen wäre.

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„Ich brenne …“ Er ist in der ersten Liga der internationalen Opernwelt angekommen: Sebastian Holecek, Bariton und Sohn des legendären Heinz Holecek.

Ein famoser Aufstieg, der dem Sänger gelang, ohne dass ihm das typische Lokalkolorit beziehungsweise sein wienerischer Charme verloren ging.

Oder: vielleicht gerade deshalb?

Von Gudrun Tielsch und Stefan Geszti

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LEBENS WEISE Porträt

S

chon als Bub“, erzählt Sebastian Holecek, „war ich von lauter Göttern umgeben.“ Gemeint sind jene Götter aus dem Olymp der Kulturwelt, welche die Gastfreundschaft seiner Eltern Bärbel und Heinz in der denkmalgeschützten Villa in Wien 19 häufig und nur allzu gern in Anspruch nahmen: „Ich erinnere mich an Franco Zeffirelli, Luchino Visconti, Walter Berry, natürlich an Otti Schenk, Eberhard Waechter und viele, viele andere. Sie alle gingen bei uns aus und ein.“

gen eine rechte Hetz: Wir brüllten aus der letzten Reihe stets alle nieder! Ich eine Spur richtiger, der andere eine Spur falscher aber beide immer sehr laut. Eines Tages sagte die Lehrerin zu mir: „So, du kommst dran am Jahresende.“ Vor rund 400 Angehörigen konnten bzw. mussten Schüler zeigen, was sie an Besonderem zu bieten hatten. Einer spielte Flöte, ein anderer schlug Salti, einer zählte gegen die Uhr alle Hauptstädte dieser Welt auf, usw.

Ich sang dann mit Chorbegleitung das „SaZumeist begannen diese fröhlichen Abende lem aleikum“ aus dem „Barbier von Bag– „alle kamen recht aufgeheizt von irgenddad“. Am Ende der Veranstaltung wurde ich welchen Vorstellungen“ – recht spät und encoram publico gefragt, ob ich spontan noch deten nicht selten erst nachdem die Sonne eine zweite Darbietung geben könnte. Ich das künstliche Licht längst abgelöst hatte. verneinte, weil mein damaliges Repertoire „Oft haben Gäste bei uns auch übernachtet. eben nur aus dem Salem Aleikum bestand.

Eines Morgens lag ein befreundeter Archi„Dann sing’ das halt noch einmal“, wurde tekt schlafend ich angewiesen. auf dem GäsUnd ich tat es.“ tesofa. Flankiert von zwei riesiWas der derart gen Doggen, die gefragte Teenmich sofort anager nicht wussgeknurrt haben. te: Vater Heinz Dabei musste Eberhard Waechter zu Heinz Holecek hatte zu diesem ich doch drinAuftritt seine mit gend vorbei, um ihm befreundein die Schule zu gehen!“ ten Kollegen Oskar Czerwenka und Eberhard Waechter mitgebracht und sie am Saalende, Damals dachte klein Sebastian nicht im im Halbdunkel, so postiert, dass Sebastian Traum daran, dass auch er einmal „in einem sie nicht sehen konnte. Danach fragte er dieser Berufe Fuß fassen“ könnte. Mit den in die Runde: „Na, hat er a Begabung oder Jahren immer wieder von den Eltern ins Muhat er kaane?“ Worauf Waechter antwortete: siktheater mitgenommen, verselbstständigte „Also singen kann er noch gar nicht. Aber sich schließlich sein Interesse an diesem er gehört unbedingt auf die Bühne!“ AnerGenre und führte ihn ab dem zarten Alter kennende Worte aus berufenem Munde, fürvon 13 Jahren regelmäßig auf die Stehplätze wahr. Sebastian erinnert sich: „Da war mein der Wiener Staats- und Volksoper: „So habe Vater Feuer und Flamme, genau genommen ich mich dann dieser Kunstform selbst anwar er das vorher auch schon. Aber die Begenähert und erkannt, dass sie mich wahnstätigung von Waechter, einem Freund, von sinnig anzieht – ja mich geradezu fasziniert!“ dem er wusste, dass er nichts Angenehmes gesagt hätte, wäre er davon nicht überzeugt gewesen, hatte für ihn Gewicht.“ Weil „Wer „Hat er a Begabung oder kaane?“ Waechter kannte, wusste, dass er den zweiten Teil seiner Bemerkung für den Beruf als Den ersten öffentlichen Auftritt absolvierte weit wichtiger erachtet hat: dass man nämer als 17-jähriger im Rahmen einer Jahreslich Bühnenpräsenz nicht wirklich lernen abschlussveranstaltung seiner Schule. Und kann. Es war natürlich zu hören, dass ich dies kam so: „Ab der sechsten Klasse war ich eine Stimme hatte. Nur war sie zum damaim Chor und machte mir mit einem Kolle-

„Also singen kann er noch gar nicht. Aber er gehört unbedingt auf die Bühne.“

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ligen Zeitpunkt völlig ungeformt und ungeschlacht.“ Von nun an jedenfalls hatten die rekordverdächtig vielen Fehlstunden des Schülers Sebastian familienintern nicht mehr ein solches Gewicht. Was soll’s – die Matura wurde pflichtgemäß absolviert und Holecek Juniors Fokus bezüglich seines weiteren Lebensweges lag schon davor woanders.

seldorf und Stuttgart. Holecek, der viel Beschäftigte, sang unter Dirigenten wie Kirill Petrenko, Wolfgang Sawallisch, Zubin Metha, Gerd Albrecht, Heinrich Hollreiser, Julia Jones, Horst Stein, Fabio Luisi, Marcello Viotti oder Michael Schonwandt.

Nach der Matura studierte Sebastian an der Wiener Musikhochschule, gastierte allerdings bereits während dieser Lehrjahre in den Niederlanden, der Schweiz, in Deutschland und natürlich in Österreich. Ab 1990/91 erfolgte sein Engagement an das Münchner Gärtnerplatztheater, wo er unter anderem die Titelpartien in „Die Hochzeit des Figaro“ und „Don Giovanni“ gab, ebenso wie den Harlekin in „Ariadne auf Naxos“.

Bereits in dieser Zeit absolvierte er überdies Auftritte in Berlin (Staatsoper unter den Linden), in Paris, New York, Kapstadt, Monte Carlo, Santiago de Chile, Madrid, Barcelona, Amsterdam, St. Gallen, Turin, Neapel, Düs-

le, mit der sich ein paar Jahrzehnte zuvor Papa Heinz in die Herzen Tausender gesungen und gespielt hatte. Das Debüt des Vaters im Haus am Ring war 1962 erfolgt, nachdem er es an der Seite von Renate Holm bereits 1960 an der Volksoper gegeben hatte.

Sebastian Holecek hatte sich nun, bereits in jungen Jahren, mit Staats- und Volksoper zwei berufliche Standbeine erobert. Bis er bei dem großen Direktor Ioan Holender in Ungnade fiel. Wilhelm Sinkowicz gab der Bariton in einem Gespräch für die „Presse“ 2013 darüber wie folgt Auskunft: „Ich hatte ein Engagement für ein Gastspiel als Harlekin in einer von Wolfgang Sawallisch di-

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1991 debütierte er an der Wiener Staatsoper als Papageno in der „Zauberflöte“, einer Rol-

LEBENS WEISE Porträt

rigierten Aufführungsserie von Ariadne auf Naxos an der New Yorker Met. Das wollte mir Holender verbieten. Als ich doch hingeflogen bin, bekam ich die Nachricht, dass mein Vertrag nicht verlängert wird.“ Holenders mögliche Motive für solch eine Aktion sind vielleicht dann eher verständlich, wenn man der Wortspende glauben schenkt, die Harald Serafin uns (den Autoren dieses Artikels) über dessen kulturpolitischen Feinsinn einst gab: „Schau, wenn irgendein Tenor in Florenz auf der Straße 1.000 Lire in den Hut bekommt, ist der Holender in Wien noch eifersüchtig.“

Eine Art Gretchenfrage drängt sich hier natürlich auf: Wie lebt es sich als Sohn einer Legende? Ist es einfacher – oder schwieriger –, in nämlichen Beruf zu reüssieren? Holecek: „In Wien hatte ich zunächst Gegenwind, weil alle sagen: Der macht das doch nur, weil der Vater das macht. Ein paar Jahre später leiten dieselben Personen allfällige Gratulationen mit den Worten ein: Wir haben es immer gewusst.

Das Verhältnis zum 2012 verstorbenen Vater („Ein Jahr Trauer ist viel zu wenig …“) beschreibt Holecek eher als geschwisterliche Beziehung: „Wir waren wie Brüder. Vater war ein Unikum. Sänger, Schauspieler, Entertainer. Seine Leseabende, wie er die Im Herbst in der Staatsoper garniert hat! Er war ein herrlicher Sportler – Tischtennis, Leichtathletik, Fußball. Ich war Als Holecek 2013 an der Bayrischen Staatses übrigens auch, nur sieht man mir dies oper München den Geisterboten in „Die Frau heute leider nicht mehr an. Mein Vater war ohne Schatten“ anlässlich der Festivität zum wahnsinnig 50-jährigen Jubibelesen, imläum des Wiedermer neugieaufbaues dieses rig, besaß Hauses gab, kam Ioan Holender zu Sebastian Holecek Bildung im Ioan Holender besten Sinn nach der Vorsteldes Wortes. lung zu dem BaMutter und er haben ihren Briefverkehr in riton und kommentierte dessen BühnenleisAltgriechisch gehalten. Und Gesprächsstoff tung mit dem Satz: „Holecek, jetzt bist Du ist uns zu Hause nie ausgegangen!“ Weltklasse!“ Sebastian, mit sympathischer Lakonie: „Das war ich, ehrlich gesagt, eiWie es unter „Geschwistern“ nun einmal so gentlich schon davor.“ Ab Herbst 2014, fast ist, gab es natürlich auch Reibereien, als der zwei Jahrzehnte nach seinem abrupten Ab„kleine Bruder“ pubertierte und langsam schied, wird Sebastian Holecek auf Einlazu sich fand: „Was die Auswahl meiner Gedung von Direktor Dominique Meyer wieder sangslehrer betraf – ich hatte einige –, ließ an der Wiener Staatsoper zu erleben sein. So ich mir von meinem Vater nicht helfen. Ich schließen sich Kreise. habe immer gesagt: Bitte mische dich da nicht ein. Ich glaube, dass ich ihn damit Zwei zufällig verwandte Originale auch gekränkt habe. Er hat mich gelegentlich auch gekränkt, aber ich ihn wohl öfter.“ Seit der Saison 2006/2007 ist Holecek Junior festes Ensemblemitglied der Volksoper Anders sah es bei diversen RollengestaltunWien. Just in jenem Haus, das auch dem gen aus. Da bildeten Vater und Sohn, die Vater stets Fixpunkt seines künstlerischen gemeinsam auch viele Konzerte und OpeSchaffens war. „Ich brauche meine Heimat. rettenabende bestritten, ein Team: „Ich erDie Volksoper ist eine echte Heimat. Es ist innere mich, als wir an meinem Eisenstein eine liebe Familie mit dem künstlerisch wie gearbeitet haben. Gemeinsam haben wir aus menschlich großartigen Pater familias Romeiner nicht allzu großen Begabung für diebert Meyer. Ich fahre sehr gerne weg, um se Rolle eine dann doch bühnenwirksame überall in der Welt zu singen – um dann Umsetzung gefunden.“ noch lieber nach Hause zu kommen.“

„Holecek, jetzt bist du Weltklasse!“

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Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn, ihren Habitus betreffend, jedenfalls war für niemanden zu übersehen. „Das finde ich sehr ehrenvoll“, kommentiert der Junior fröhlich.

Kunst kommt von Können Nach einer beruflichen Krise Ende der 1990er Jahre, in der sich Sebastian Holecek, bewusst den dezenten Fachwechsel anstrebend - ein wenig weg vom Buffofach – „eine sehr gefestigte, körperliche Singweise“ (O-Ton) aneignete, ging es karrieremäßig stets aufwärts. Zwei Motive sind hier diesbezüglich zu nennen: „Ich wollte vor allem das Singen, wofür ich brenne, in den Griff krie-

gen. Kunst kommt von Können. Diese Tatsache habe ich mir immer vor Augen gehalten.“ Außerdem hätte ihn Folgendes zusätzlich befeuert: „Nicholas Ofczarek hat auf die Frage, was im Spiel seine Hauptantriebsfeder ist, was ihn in den Bühnenfuror bringt kurz und bündig geantwortet: Angst! – So geht es mir auch. Ich hatte, beziehungsweise, habe immer Versagensängste. Ängste, dem von 32

mir angestrebten Level nicht gerecht zu werden. Das war und ist eine große Triebfeder und hat mich fleißig gemacht: die Angst.“ Am 27. März 2014 feiert Sebastian Holecek, Vater einer 20-jährigen Tochter, die in London Mode studiert, sowie eines 10-jährigen Sohnes, den 50. Geburtstag. Wie sich das anfühlt? „Man dreht sich einmal um, dann ist man 38, ein zweites Mal, dann ist man 50!“ – So einfach ist das also.

2013 wurde Sebastian Holecek für seine Interpretation des Jochanaan in „Salome“ mit dem Goldenen Schikaneder ausgezeichnet.

Direktor Robert Meyer über Sebastian Ho-

lecek: „Ich war schon sein Regisseur. Wir haben zum Beispiel Loriots „Ring an einem Abend“ gemacht – er war Wotan, ich der Erzähler. Wenn man neben ihm steht, geht einem das Herz auf. Und natürlich ebenso, wenn man im Zuschauerraum sitzt. Sebastian hat das Zeug, ganz tolle Sachen weltweit zu singen, weil er ein großartiger Sänger ist.

Ein phantastischer, großartiger Sänger!“

LEBENS WEISE Im Gespräch

Große Menschendarstellerin Die Schauspielerin Michou Friesz über ihre Liebe zu Bühne und Film.

Von Gudrun Tielsch

E

s gibt wohl kein Genre, in dem die Schauspielerin Michou Friesz nicht gefragt ist: Ob Theater, Kinofilm oder Fernsehserie, Hörspiel oder Lesungen, überall verleiht sie ihrer Darstellung unverwechselbaren Charakter. Dabei könnten die weit über einhundert von ihr gespielten Rollen unterschiedlicher nicht sein. Sie kommen aus jedem nur erdenklichen Milieu, haben Schicksal, leben nach Prinzipien oder Träumen – oder alles zusammen –, gehören zu den oberen Zehntausend oder betreiben das älteste Gewerbe der Welt. Und immer wirkt es so, als ob die Schauspielerin damit zutiefst vertraut wäre und einfach nur den Augenblick bespielt.

Allen von ihr Dargestellten gemeinsam ist, dass sie Menschen bleiben, mit Ecken, Kanten und Widersprüchen. Kein Zweifel: Michou Friesz ist eine Charakterdarstellerin.

Für ihre virtuose Wandlungsfähigkeit wurde sie 2011 für den Nestroy Preis nominiert, sie ist Kainz Medaillen-Preisträgerin und erhielt zudem 1998 den ORF-Hörspielpreis. Aktuell probt sie gerade mit dem ungarischen Regiestar Robert Alföldi die österreichische Erstaufführung „Meine Mutter, Kleopatra“ am Landestheater St. Pölten.

Wir trafen die temperamentvolle Schauspielerin zum Gespräch.

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Ihre Liebe zum Theater, zum Film – war das schon ein Kindheitswunsch, Schauspielerin zu werden?

Schlafmantel drüber. Irgendwann mussten wir ins Bett. Ich habe immer das Stimmengewirr gehört und bin eingeschlafen.

Ja, immer. Ich war als Kind sehr extrovertiert, sehr expressiv. Ich habe drei Geschwister, vielleicht war das auch, um einen Platz zu behaupten in einer großen Familie. Meine Eltern hatten oft Gäste, da waren auch viele Schauspieler dabei. Ich erinnere mich noch, wir durften für die Gäste die Türe aufmachen und dann mit einem Knickserl oder einem Handküsschen jeden begrüßen. Da kamen dann Sonja Suter oder Hildegard Knef.

Wir waren natürlich schon im Pyjama mit

Meine Eltern hatten auch Theaterabonnements. Wenn mein Vater auf Geschäftsreise war, durfte ich meine Mutter begleiten. Ich habe ein Theatertagebuch geführt.

Einmal war ich in einem Stück, dem „Raub der Sabinerinnen“ mit Paul Hoffmann, da habe ich so gelacht, es ist richtig mit mir durchgegangen. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas geben kann, dass man so ordinär rauslacht bei einer Theateraufführung, ich habe mich auch ein bisschen geniert.

Aber vielleicht war das die Initialzündung für meinen Berufswunsch.

Sie sind dann später Wiener aufs Reinhardt-Seminar gegangen?

Ich habe mich beworben und es war ein großes Glück, dass ich aufgenommen wurde.

Meine Rollenlehrerin war Susi Nicoletti. Sie war genau die Richtige für mich. Sie ist nur von Außen an die Dinge herangegangen. Ich hätte damals gar nicht anders können. Sie hat alles über Gänge erklärt. Ungefähr so: „Schau, dir geht‘s gut, du bist gut gelaunt, das einzige was dich stört ist der Trottel. Du kommst rein, setzt dich hin, dann redest du das Ganze runter, dann stehst du auf, gehst raus, davor drehst du dich noch einmal um, sagst es ihm noch einmal rein und dann gehst du.“ Dadurch war die Szene gegliedert und den Rest hat man gefüllt. Das war für mich herrlich. Mein Innerstes musste dem Ganzen ja erst nachkommen.

Ich habe das alles auch noch nicht verstanden. Ich wusste damals nicht was es heißt, wenn es einem schlecht geht. Ich kannte das nicht. Für mich war das Einzige was mich zur Verzweiflung gebracht hat Liebeskummer.

Ihr erstes Engagement nach dem Reinhardt-Seminar hat Sie nach Berlin geführt?

Ja, ans Schiller Theater. Ich hätte damals auch in Wien bleiben können, wollte aber nicht. Ich musste raus. Ich musste mich von

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LEBENS WEISE Im Gespräch

meiner Familie lösen, von Wien, wollte das „andere Deutsch“ lernen. Es gab viele Gründe wegzugehen. Dennoch war dieser Umzug für mich ein großer Wechsel. Man geht aus dem geschützten Schulbetrieb plötzlich an ein großes Haus. Für mich hat damals ein Rückzug begonnen. Ich habe mir in Berlin einen Hund genommen, das war meine Rettung.

Später bin ich nach Bielefeld ans Theater gegangen. Dort gab es ein kleineres Ensemble, eine gute Truppe und ich habe wirklich alles gespielt. Das war eine sehr schöne Zeit.

Als Sie nach Wien zurückkamen, wurden Sie an Hans Gratzers Schauspielhaus engagiert. Dort waren ausschließlich Uraufführungen am Programm. Wie war das?

Uraufführungen sind das Herrlichste. Man dient ja immer der Geschichte, aber bei der Uraufführung kann man behaupten: So ist die Figur. Man prägt sie. Es gibt noch keinen Vergleich.

Sie haben eine Vielfalt an Rollen und Charakteren entwickelt. Denken Sie manchmal an bestimmte Menschen, wenn Sie an Ihren Figuren arbeiten?

Die Sprache ist entscheidend. Stimme und Sprache machen Türen auf. Manchmal spreche ich z.B. höher als meine Stimmlage ist. Das macht die Rolle oft kindisch. Dann denke ich: Atme durch, mach es tiefer, und schon verändert man sich, wird souveräner.

Sie sind in Film und Theater gleichermaßen zuhause. Eine ganz unterschiedliche Arbeit?

Die Herangehensweise sind unterschiedlich.

Man bereitet sich für jede Rolle auf eigene Art vor. Ich finde es mittlerweile die größte Kunst, ganz reduziert zu sein. So „bei sich zu sein“ wie möglich, nichts dazwischen sein zu lassen. Ich werde versuchen bis zum letzten Tag wo ich arbeiten darf, dass das Spiel immer, immer, immer persönlicher wird.

KUNST19 Seit 30 Jahren Treffpunkt für Antiksammler und Kunstinteressierte.

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Menschen am Abend Dinge vergessen lassen Kammerschauspieler Robert Meyer, Direktor der Volksoper Wien, ist ein Charakterdarsteller!

Und das nicht nur auf der B端hne.

Von Stefan Geszti Fotos: Nina Goldnagl

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LEBENS WEISE Im Gespr채ch

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Im Februar hatte der Gerhard Polt-Film „UND ÄKTSCHN!“ Premiere. Er erzählt die Geschichte eines Grüppchens von Laien, die sich an das Projekt heranwagen einen Film über Adolf Hitler zu drehen.

Hitler soll in seinen letzten Lebenstagen als Privatperson gezeigt werden. Was macht für Sie den Reiz dieser Produktion bzw. des von Ihnen verkörperten Charakters, Günter Fleischbauer, aus?

Da gibt es mehrere Aspekte. Zunächst einmal das Milieu in dem „UND ÄKTSCHN!“ angesiedelt ist: Hans A. Pospich (dargestellt von Gerhard Polt) ist ein hoffnungsloser Dilettant, der, nachdem er ein Buch über Hitler gelesen hat, auf die absolute Schnapsidee kommt, Hitler „ganz privat“ auf die Leinwand zu bringen. Pospich ist Mitglied eines Amateur-Filmclubs, pleite und möchte etwas ganz außergewöhnliches schaffen.

Ein größenwahnsinniger, kleiner Dörfler.

ßert, so wie das großartig Charlie Chaplin 1940 in seiner Satire „Der große Diktator“ oder auch Mel Brooks in seiner gewollten Farce „Frühling für Hitler“ getan hat, dann hat das absolut seine Berechtigung!

Zu Ihrer eingangs geäußerten Frage, was für mich den Reiz des von mir verkörperten Charakters Günter Fleischbauer ausmacht möchte ich noch sagen: es ist mit Sicherheit nicht „nur“ ein weiterer Hitlerfilm entstanden! Wir lachen hier auch über totale Laien!

Ein Witz ist ja auch, dass sich Pospich mit Fleischbauer einen Hitlerdarsteller ausge-

„UND ÄKTSCHN!“ ist also auch eine Charakterstudie über Menschen, die sich selbst maßlos überschätzten?

Ja. Das kann man so sagen.

Filme mit Hitlerbezug gibt es ja schon einige. Das ist zwar nicht der einzige Handlungsstrang von „UND ÄKTSCHN!“, doch der, welcher vorrangig ins Auge fällt.

Das mag sein.

Sie kennen mit Sicherheit einige der anderen Machwerke in denen der Nationalsozialismus bzw. die Person Hitlers thematisiert wird.

Wenn ich mir zum Beispiel Bernd Eichingers „Der Untergang“ mit Bruno Ganz oder auch Tobias Moretti als Adolf Hitler in „Speer und Er“ anschaue, finde ich die Darstellungen des Führers läppisch und lächerlich …

Warum?

Weil wir durch Originalaufnahmen Hitler in seiner Gestik, seiner Sprache tausendmal besser kennen. Wenn man ihn aber verschei38

sucht hat, der das ja überhaupt nicht will!

Ich (als Fleischbauer) will das ja gar nicht spielen. Darum steige ich aus der Rolle ja auch ständig aus.

Gisela Schneeberger spielt sehr feinsinnig eine Person, die den Fleischbauer aufs Blut nicht ausstehen kann; er sie übrigens ebenso wenig. Die beiden müssen aber nun vor der Kamera das Paar Eva Braun und Adolf Hitler mimen …

LEBENS WEISE Im Gespräch

„UND ÄKTSCHN!“ ist intelligent-unterhaltsames Kino, angenehm weitab vom Mainstream, dem 95 Prozent aller Filme, die im Kino landen, zuzurechnen sind.

Wir, das gesamte Team, hoffen natürlich, dass sich möglichst viele Leute ins Kino verirren, um sich diesen Film anzusehen!

Themenwechsel. Sie wurden 1974 am Burgtheater engagiert. Was es heißt Erfolg zu haben, Applaus zu bekommen, haben Sie bereits in jungen Jahren erlebt.

Ich bin mit dem Begriff Erfolg vorsichtig.

Natürlich hatte ich viel Erfolg, das weiß ich auch. Wenn man Erfolg hat, so denke ich, ist es eminent wichtig, dass man trotz allem immer bei sich selbst bleibt! Das heißt: keinen Größenwahnsinnsschub zu kriegen! Das konnte ich bei so manchen auch schon beobachten. Ich war natürlich immer sehr glücklich, wenn ich Erfolg in diversen Produktionen hatte. Wenn man nach einer Vorstellung hinausgeht und es gibt einen riesigen Applaus, dann ist das natürlich wunderbar.

Wenn nach einer Vorstellung gute Stimmung herrscht und ich das Gefühl habe, vielen Menschen möglicherweise viel Freude gemacht zu haben, ist das natürlich toll.

Man hat gegeben und bekommt sofort etwas zurück. Ich habe mich über dieses Thema einmal mit einem meiner Brüder unterhalten, der mir sagte: ‚Wenn ich in meinem Beruf etwas zuwege bringe, sagt höchstens der Chef, das ham’s aber jetzt gut gemacht, und das war’s auch schon. Du gehst hinaus, Hunderte klatschen, manche schreien vielleicht sogar Bravo, dafür bist du schon zu beneiden!’

Aber ich arbeite nicht allein für den Applaus.

Ich arbeite für Geld schon auch.

In jedem Fall bringen Ihre Berufe – als Schauspieler, Regisseur und als Intendant – für Sie das Privileg sich mit der eigenen Arbeit weitgehend identifizieren zu können.

Dass die meisten Menschen mit ihrer Arbeit nicht glücklich sind, wundert mich nicht.

Das ist so. Ich kann da aber jetzt auch nur 39

von mir reden. Ich habe dieses große Privileg durch mein Tun ein großes Wohlgefühl zu erfahren!

Irgendwann einmal, als ich 17 war, hat es in meinem Kopf klick gemacht, und daraufhin kam mir die geniale Idee, du wirst Schauspieler und nichts anderes. Damals habe ich sofort gewusst, dass dies der einzige Beruf

ist, mit dem ich ein ganzes Leben lang, wie lange auch immer es dauern mag, glücklich sein könnte! Von dem Moment an war ich felsenfest davon überzeugt, dass das das Meine ist. Ich komme ja aus einer kleinen Stadt in Bayern, Trostberg. In unserem Haushalt gab es keine Künstler, keine Musiker, keine Schauspieler, keine Sänger. Ich hatte also nicht diese Umgebung aus der inzwischen viele Kinder Künstler geworden sind. Wie Niki Ofczarek, Cornelius Obonya oder Sebastian Holecek. Die hatten einen anderen Background. Wenn man mal ins Theater gefahren ist, musste man entweder 80 Kilometer nach München oder 50 Kilometer nach Salzburg fahren. Da war die Berührung mit dem Profi-Theater de facto nicht da. Da40

mit hatte ich nichts am Hut. Aber ich habe schon im Kindergarten zu spielen begonnen, ich habe in der Schule gespielt. Mein Bedürfnis in diesen Beruf zu gehen war schon in jüngsten Jahren groß und wurde immer größer! Nachdem ich einen so genannten anständigen Beruf erlernt hatte – Baustoffkaufmann – bin ich diesen Weg, natürlich gegen den Wunsch meiner Eltern, gegangen.

Ein Wohlgefühl, wie Sie es für sich in der Ausübung ihres Berufes erwähnt haben, ist in jedem Fall ein sinnliches Erlebnis.

Ja. Es ist sinnlich und für einen selbst somit sinnstiftend! Und wenn ich mich jetzt fragen müsste, was ja ganz blöd wäre, weil es gleich beantwortet ist, welchen Sinn hat mein Leben, dann muss ich darüber nicht lange nachdenken, weil ich meinen Beruf als so sinnlich empfinde! Die Verbindung, was der Sinn meines Lebens ist, da bin ich ganz schnell beim Sinnlichen!

Ich freue mich, wenn ich in der Früh mit der Straßenbahn zur Volksoper fahre. Das war bereits am ersten Tag so, nachdem

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ich nominiert wurde. Da war es schon ein sinnliches Erlebnis am Burgtheater vorbeizufahren. Und dann die paar Stationen die Währinger Straße hinauf bis zum Gürtel!

Und daran hat sich Gott sei Dank, bis heute nichts geändert!

Den gerade noch größeren Teil Ihres 60-jährigen Lebens, nämlich 33 Jahre, waren Sie am Burgtheater engagiert. Unter insgesamt vier verschiedenen Direktoren.

Und ich habe von jedem etwas Positives gelernt. Von manchen auch Negatives, wo ich mir gesagt habe, solltest du einmal Direktor sein, achte darauf, diese Fehler nicht zu machen, die du anderen vorgeworfen hast!

habe war auch, dass meine beiden Kinder, die inzwischen erwachsen sind, Kinder in dem Alter waren wie die Opfer des Otto Mühl.

Wenn man selbst Elternteil ist, dann regt einen so ein Übergriff auf Minderjährige doppelt auf! Für mich war das damals wirklich erschütternd! Ich habe viele Kollegen gefragt, ob sie beim Verteilen mitmachen wollen.

Gesetz ist eine Seite, Moral die andere.

Wie denken Sie darüber?

Es gibt für mich ein Lieblingswort, das geht vielleicht vielen Leuten ab, weil es aus der Mode gekommen ist. Das ist aber ein Wort, dass man eigentlich jedem noch einmal sagen müsste: Demut! Demut ist für mich der absolute Respekt vor der Person anderer. Wenn ich diese Demut nicht habe, denn werde ich zum absoluten A….loch, das in erster Linie an sich denkt und sich, in meinem Fall zum Beispiel, sagt: „Ich bin der Direktor, das wird jetzt so und so gemacht, alle anderen sind mir egal!“

Es gibt für mich ein Lieblingswort, das geht vielleicht vielen Leuten ab, weil es aus der Mode gekommen ist: Demut!

Um einen vielleicht gar nicht so uninteressanten Schwenk in die Vergangenheit zu machen; sie waren am Burgtheater auch lange Jahre Ensemblesprecher.

Als Claus Peymann Otto Mühl, der seine Strafe wegen Kinderschändung abgesessen hat, einlud, sein Stück „Muchl“ im Burgtheater zur Aufführung zu bringen, haben Sie am Tage der Vorstellung vor dem Burg Theater Flugzettel verteilt – als Protestnote gegen diese Veranstaltung.

Die Mühl-Geschichte hat mich einfach aufgeregt! Er hat seine Strafe abgesessen. Aber man muss ihm nicht den roten Teppich ins Burgtheater aufrollen, und dann noch dazu ein stümperhaftes Stück zur Aufführung bringen. Damals haben sich fast alle Kollegen geweigert mitzuspielen, darum kam es ja auch zu dieser etwas schrägen Besetzung in der Maler- und Dichterfreunde von Mühl als Laien auf der Bühne standen.

Ein weiterer Grund, warum ich damals diese Zettelverteilaktion vor dem Haus gemacht

Sind Sie ein guter Menschenbeobachter?

Ich hoffe, dass ich das bin.

Können Sie sich der Meinung anschließen, dass Demut nach Ihrer Definition, wenn wir jetzt mal in der Welt der Künste bleiben wollen, eine sehr seltene Eigenschaft ist?

Gut, wenn ich mich umschaue und da schaue ich mich jetzt nicht nur in Wien um, sondern überhaupt in unserer Sparte – egal, ob das nun Musik oder Schauspiel oder was immer ist, sehe ich sicherlich wahnsinnig viele eitle Gecken!

Oft denke ich mir, der oder die ist wirklich extrem aufgeblasen. Und da ist aber nicht wirklich was dahinter!

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Wie leben Sie Ihre Verantwortung als Direktor, angesichts Ihrer Vorstellungen plus den Erfahrungen, die Sie in der Vorzeit gesammelt haben?

Da muss ich jetzt ein klein wenig ausholen.

Man muss wissen, dass es an der Volksoper 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt.

Und man muss wissen, dass man für diese 550 Leute Verantwortung trägt, wenn man so einen Posten übernimmt. Diese 550 Menschen sind nicht alleine, da stehen

auch Familien dahinter. Gott sei Dank ist es in den sechseinhalb Jahren sehr selten passiert, dass ich vor der Frage stand, trenne ich mich von dem oder der, oder nicht.

Meistens gewinnt da der Mensch in mir und nicht der Manager. Bisher wurde ich noch nicht gezwungen, es schwebt zwar immer über uns und man kann es auch in allen Zeitungen lesen, einen Teil der Belegschaft nicht mehr zu verlängern. Sollte das passieren werde ich möglicher Weise ein Magengeschwür kriegen, das kann schon sein, aber ich bete darum, dass es nie so weit kommt.

Ich bin überzeugt davon, dass, wenn man so einen Posten innehat, man sich jeden Tag sagen muss, pass auf, dass du mit den Menschen so umgehst, wie du dir in ihrer Haut wünschen würdest, dass sie mit dir umgehen.

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Ehe Sie dieses Vierspartenhaus übernommen haben, gab es über Jahre einen kontinuierlichen Besucherschwund. Ihr erstes wirtschaftliches Ziel war daher die Auslastung vehement zu steigern.

Mein Ziel war, dass bei der Auslastung in Prozenten immer ein Achter davor steht.

Das haben wir jedes Jahr geschafft. Man muss auch bedenken, damit sind ja nicht nur wir konfrontiert sondern alle Musiktheaterhäuser, dass Oper eine heikle Sache

ist. Die Mehrheit der Menschheit sieht die Oper als elitäre Kunstform an. Dadurch gibt es bei vielen so etwas wie eine Schwellenangst in so ein Erlebnis einzutreten, die aber bei der Volksoper glücklicher Weise nicht so groß ist, weil wir Volksoper heißen! Viele Menschen trauen sich einfach nicht zu Oper zu verstehen. Ich glaube, da haben sie zu wenig Courage, anstatt zu sagen, jetzt gehe ich da einfach einmal hin! Natürlich hat die Volksoper international auch nicht den Bekanntheitsgrad einer Wiener oder Münchener Staatsoper, abgesehen davon, dass wir ja vier Genres bedienen. In diesen Häusern sitzt oftmals halb Korea im Publikum und nach wie vor viele Gäste aus Japan. Aber so mancher Blick in meinen Zuschauerraum vor der Vorstellung hat mir schon bestätigt, dass diese Gäste mittlerweile auch schon zu uns kommen, was mich natürlich freut!

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Vielleicht könnte da eine weitere Zettelverteilaktion vor der Staatsoper für die Volksoper weitere Besucher rekrutieren?

(lacht) Das sind doch die schrecklichsten Interviewpartner, die eine Frage nur mit ja oder nein beantworten!?!

(lacht) Ja vielleicht. Aber das werde ich nicht tun, weil ich mir vorstellen kann, dass dann die gute Zusammenarbeit zwischen meinem Namensvetter und mir etwas darunter leiden würde!

Haben Sie in Ihrem Leben je etwas getan, egal in welchem Lebensbereich, das Sie zutiefst bereuen? Wenn ja, frage ich nicht weiter, was es war.

Was ängstigt Sie, oder stimmt Sie zumindest bedenklich, wenn Sie in die globalisierte Welt, in der wir leben, blicken?

Die eine Weltmacht hört die andere ab, jeder hört jeden ab, das ist im Grunde genommen grauenhaft! Aber wir können es nicht mehr ändern. Man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. Das hat für mich unendlich bedrohliche Aspekte. Was mich ebenfalls beunruhigt ist, dass Konzerne praktisch alles in der Hand haben was wir essen oder trinken. Es gibt wahnsinnige Großunternehmen, die dahinter sind, weltweit die Wasserverwertung aufzukaufen. Das ist eine Katastrophe!

(nach einer kurzen Gedankenpause) Nein!

Danke.

Das ist in der Tat eine Frage, die man tatsächlich mit ja oder nein beantworten kann.

Wenn ich mich jetzt fragen müsste, welchen Sinn hat mein Leben, dann muss ich darüber nicht lange nachdenken, weil ich meinen Beruf als so sinnlich empfinde!

Und wenn wir den Blick auf Österreich richten?

Da passieren die wildesten Dinge. Es werden Anklagen erhoben, und du hast das Gefühl … und was passiert jetzt? Nix, es schleppt sich alles über Jahre hin, die Zeitungen schreiben „jetzt ham’s ihn aber“ – da kann ich nur noch lachen; die haben ihn schon seit Jahren nicht! Sie können ihm offenbar nichts nachweisen.

In Österreich wird so viel ausgesessen. Ich weiß natürlich nicht welche Wirklichkeiten da dahinter stecken.

Eine sehr persönliche Frage. Es genügt, wenn Sie sie mit ja oder nein beantworten!

Letzte Frage. Wie gelingt es Ihnen, in dem gesellschaftlichen Kontext, in dem wir leben, Menschen mit der Kraft der Kultur zu bewegen?

Ich sehe es als meine Aufgabe Menschen am Abend Dinge vergessen zu lassen, die sie in ihrem Alltag bedrücken. Ich weiß, dass viele Menschen deshalb zu uns kommen, um ihr berufliches Erleben wegfallen zu lassen. Man will sich auf qualitative Weise unterhalten. Ich habe keine Message für die Zuschauer, durch die ich ihnen sagen will, ihr müsst über das oder das nachdenken.

Wenn das passiert, und es passiert sowieso, dann ist das großartig und wunderbar für mich. Aber in erster Linie will ich unsere Gäste unterhalten. Viele finden es auch toll mitzuhelfen, dass unsere Besucherinnen und Besucher Werke kennen lernen, die sie davor nicht kannten. Ein befreundeter Arzt hat mir einmal gesagt: ich gehe ins Theater, um in mir das ausstreichen zu können, was ich tagsüber an Furchtbaren mitansehen muss, und bin mitunter dadurch beglückt, einen Tag so beenden zu können. www.volksoper.at

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Schreibmaschine, Tabak und Whisky Dietmar Grieser im Interview zum 80. Geburtstag.

Von Fabian Dembski

D

ietmar Grieser, Best- und Longsellerautor, Journalist und Meister des Feuilletons, feierte am 9. März seinen 80. Geburtstag. Berühmt wurde er mit Werken wie „Vom Schloß Gripsholm zum River Kwai“ oder „Schauplätze der Weltliteratur“, denen in späteren Jahren Bestseller wie „Eine Liebe in Wien“ und „Die böhmische Großmutter“ folgen sollten. Inzwischen hält er beim 43.

Buch, der autobiographischen Spurensuche „Landpartie“.

In seinen großartig recherchierten literarischen Reportagen beleuchtet Dietmar Grieser weniger das Offensichtliche und ohnehin Bekannte, er erforscht vielmehr die Details: zum Beispiel die Vorbilder literarischer Figuren oder die scheinbar ganz gewöhnlichen Schrullen, Allüren, Launen, Leiden und Laster von Literaten und Künstlern, was dem Leser tiefe Einblicke in das Leben der von ihm Porträtierten erlaubt. Auf der Suche nach historischen Anekdoten bereiste er die ganze Welt um immer wieder zurück zu kommen in sein geliebtes Wien. Wie es dazu kam, dass der geborene Hannoveraner in der Stadt an der Donau seine Heimat fand und wie er mit dem Bücherschreiben überhaupt begann, erzählte er bei einem Gespräch im Arbeitszimmer seiner Wohnung, kurz vor seinem runden Geburtstag.

In Ihrer Karriere haben Sie insgesamt 43 Bücher geschrieben – eine unglaubliche Anzahl!

Welches war eigentlich Ihr erstes Werk?

Das war 1973 – das Buch „Vom Schloß Gripsholm zum River Kwai“. Da gab es schon dieses Schauplätze-Thema: Reisen an Schauplätze der Literatur in der gan44

zen Welt. Das war dann so meine Masche über viele Jahre – „Literaturdetektiv“ war ein Name, den ich bekommen habe.

Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen zu schreiben? War das immer schon Ihre Leidenschaft?

Naja, also der Bezug zum Schreiben war schon immer da. Begonnen hat es eigentlich mit dem Schreiben von Liebesgedichten, an die Ortrud. (lächelt) Und wie kam es dann vom Liebesgedicht zum ersten Buch?

Das war, bilde ich mir heute ein, eine ganz normale Touristenreise nach Irland. In Dublin wurde eine Bustour angeboten – „Litarary Dublin“. Die habe ich mitgemacht und wollte darüber ein Feature schreiben für den ORF. Also das Übliche zu den Dichterhäusern.

Dublin ist da natürlich besonders reich: von James Joyce über Shaw bis Oscar Wilde. An diesen Gedenk-Tafeln stand: In dem Haus hier hat der und der dann und wann das und das gemacht. Das ist ja furchtbar langweilig, dachte ich mir. Was soll ich da schreiben?

Da hatte ich die Idee: Moment – man müsste eigentlich ganz was Neues anpeilen. Nicht die biographischen Ezzes, also nicht wo sie geboren und wo sie gestorben sind, sondern: wie ist denn das eigentlich mit den Schauplätzen der Werke? Zum Beispiel Thomas Mann – der Zauberberg, Tennessee Williams – Endstation Sehnsucht oder die Brücke von San Luis Rey von Wilders. Ist das alles Phantasie oder gibt es diese Brücke, diese Endstation, diese Straßenbahn oder den Zauberberg, das Sanatorium – ja gibt’s das

LEBENS WEISE Im Gespr채ch

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alles in der Wirklichkeit auch? Was immer der betreffende Dichter dann auch daraus gemacht hat, also aus der Wirklichkeit. Und es hat sich in neun von zehn Fällen herausgestellt: Es gibt sie. Dann habe ich angefangen die Welt zu bereisen, nach Schauplätzen der Weltliteratur und das nächste Buch hieß dann auch „Schauplätze der Weltliteratur“.

Das schlug ein.

Also war erst das zweite Buch erfolgreich?

Schon das erste. Und da war es dann naheliegend auch ein Österreich-Buch zu machen: „Schauplätze der Österreichischen Dichtung“. Reisen auf den Spuren von Kafka, Musil, aber auch Weinheber, Rosegger, alles was dafür auch ergiebig war. Daran knüpfte sich dann eine Fernsehserie „Schauplätze der Weltliteratur“, Radioreihen et cetera.

Dann kam eine Reihe ähnlicher Bücher und anderer Bücher und irgendwann mal bin ich draufgekommen, dass mit sozusagen naheliegenden Themen – nämlich mit Wien oder Österreich-Büchern – ja noch mehr Erfolg zu erreichen ist, weil das die Leute natürlich interessiert. Und so kamen dann eine ganze Reihe Österreich-Bücher: „Eine Liebe in Wien“, „Heimat bist du großer Namen“ und zuletzt vor zwei Jahren „Das gibt’s nur in Wien“ und dann ... ... dann waren die letzten beiden Bände doch ziemlich autobiografisch.

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Die letzen Bände, ja. Weil das Recherchieren und Herumreisen ist mir schon zu strapaziös. Aber es gab dann eben auch Landschaftsbücher wie „Nachsommertraum“ im Salzkammergut, oder „Im Rosengarten“ und jetzt zuletzt eben die „Landpartie“, wo es auch um meine Erlebnisse geht, die ich auf all diesen Reisen durch Österreich gehabt habe. Also meine persönlichen Erlebnisse, berührende oder auch amüsante. Mit diesem Buch „Landpartie“ bin ich ja auch noch immer viel unterwegs, eben auch demnächst im Stadttheater Gmunden zu meinem 80.

Geburtstag.

Apropos Geburtstag: Sie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Wie sind Sie eigentlich in Wien gelandet?

Ich bin ein Wahlösterreicher, ein Wahlwiener. Ich bin hier vollkommen verwurzelt und zufrieden. Das war eigentlich auf Anhieb die richtige Wahl.

Geboren bin ich in Niedersachsen in Hannover, aber die Eltern waren aus den äußersten Ecken von Deutschland. Die Mutter war Schlesierin, also heute Polen, und der Vater Saarpfälzer, also ganz die äußersten Enden.

Und zur Welt gekommen bin ich quasi in der Mitte, in Hannover, weil mein Vater damals in Stellung war. Aufgewachsen bin ich aber in Oberschlesien, bei der Mutter. 1945 mussten wir vor den Russen flüchten und sind dann wieder in der väterlichen Heimat

LEBENS WEISE Im Gespräch

gelandet, in der Pfalz. Dort hab ich das Gymnasium besucht und von dort bin ich 1954 zum Studium der Publizistik und Sozialwissenschaften nach Münster und schließlich von Münster nach Wien.

Im Oktober 1957 bin ich hier angekommen.

Das sollte eigentlich nur noch ein zusätzliches Semester sein, an einem Ort meiner Wahl. War aber gar nicht meine Wahl! Ich habe meinen Professor gefragt: Wo soll ich denn hingehen? Und ich hab erwartet, dass er sagen wird: Heidelberg, Tübingen, das waren die Traum-Unis. Er aber sagte: „Grieser, Sie gehen nach Wien!“. Er kannte mich und er kannte Wien und die Rechnung ging voll auf. Im Alter von 23, da kam ich in Wien an. Meine erste Absteige war ein Stundenhotel am Schwedenplatz. (lacht)

letztes Jahr in der Albertina. Es war ziemlich viel Besuch und im sechsten oder siebenten Saal, wo es auch ein bisschen finster war, da kommt ein Ehepaar auf mich zu. Vor allem die Frau kommt direkt auf mich zu und sagt zu mir: „Ach, ist das eine Freude Sie hier wieder zu sehen, Herr Komarek!“. Ich musste sie dann natürlich aufklären: Bitte, ich freue mich auch, aber ich bin nicht der Komarek, ich bin der Grieser.“ (lacht) War sie enttäuscht nicht den Komarek vor sich zu haben?

Ihre Lesungen sind ja auch immer dementsprechend gut besucht und Sie scheinen den direkten Kontakt zu Ihren Lesern zu suchen. Kommt es oft vor, dass Sie auf der Straße oder im Café angesprochen werden?

Nein, entsetzt! Und vor allem ihr Mann, der das wahrscheinlich eh hasst, dass sie so vorprescht. Also sie hat sich dann aufgeklärt: Sie kam irgendwoher aus Oberösterreich, wahrscheinlich waren sie auf so einem Kulturwochenende in Wien, und in diesem Ort habe ich vor einem Jahr in einer Buchhandlung gelesen und wahrscheinlich ein Monat vorher oder ein Monat nachher der Komarek. So hat sie mich verwechselt. Ich konnte sie beruhigen, ich bin mit dem Komarek in allerbestem Einvernehmen. Im Übrigen ist es für mich eine Ehre mit solch einem erfolgreichen Mann verwechselt zu werden.

Aber von ihrem Mann, von dem hat sie sich nachher was anhören lassen! (lacht)

Ja, das kommt immer wieder vor. Ich schätze den persönlichen Kontakt mit meinen Lesern sehr. Da kommt es auch ab und an zu witzigen Situationen. Zum Beispiel war ich

Sie sind eigentlich auch großer Entertainer ... Also es gibt da dieses Zitat, das ich gelesen habe: „Seine Lesungen sind hoch professionelles Literatur-Entertainment“.

Dann haben Sie in Wien weiter studiert?

Na nix mehr – ich hab Wien studiert!

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Und Sie bringen Ihr Publikum auf gute Fährten! Ihre Bücher machen Lust, tiefer in die Materie einzudringen, sich mit den Themen und Personen auseinander zu setzen und selbst an die Schauplätze zu reisen.

Ja, der Literaturtourismus bekam durch mich sicher einen starken Schub. Heute ist das nichts Besonderes mehr, heute hat jedes kleine Dorf seinen Wittgenstein-Pfad und seine Schnitzler-Festspiele, aber als ich damit angefangen habe, vor 40 Jahren, war das wirklich Neuland.

Also hat Ihre schriftstellerische Karriere eigentlich erst so richtig im Alter von 40 begonnen?

Ich bin ein Spätberufener. Sie kennen mich ja: Wenn ich was mache, dann gründlich.

Ich war in meinem Brotberuf als Journalist voll gefordert, aber dann irgendwann ist so ein gewisses Ungenügen in mir aufgekommen: Man könnte dann doch vielleicht ein bisschen was Bleibendes machen. Ich habe damit begonnen zu reisen und die dabei entstandenen Texte, einzelne Geschichten, habe ich an Zeitungen und Rundfunksender verkauft. Das waren literarische Reportagen.

Eines Tages kam ein Redakteur vom Südwestfunk mit dem ich befreundet war auf mich zu – das sehe ich vor mir – der sagte: „Ja Grieser, das geht nicht, das müssen sie sammeln! Das müssen Bücher werden!. Ich

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dachte, was Bücher? Na ja, dann hab ich ein bisschen was zusammen kommen lassen, also eben dieses erste Buch, und das hab ich Verlagen angeboten. Dabei hab ich einen ganz großen Fehler gemacht. Ich hab darüber auch mal geschrieben in einem Buch, zur Warnung an junge Autoren, dass sie nicht auch diesen Fehler machen sollen. Ich dachte, ich vollkommener No-Name, kann mich doch nur – wenn überhaupt – ganz ganz kleinen Verlagen nähern in der Hoffnung, dass sie mich erhören. Das war natürlich ganz falsch: Die kleinen Verlage können einen Autor nicht pushen, außerdem fehlt es ihnen an Kapital. Du musst zu den ganz Großen gehen. Und die ganz Großen haben das Kapital dich ordentlich zu unterstützen, beziehungsweise, wenn es schief geht, das auch zu verkraften. Und so bin ich dann bei einem Großen gelandet, bei einem ganz Großen, nämlich bei S. Fischer, später wechselte ich zu Langen Müller, beziehungsweise zur Wiener Dependance, dem Amalthea Verlag.

Auf Ihrem Tisch liegt eine Übersetzung des Buches „Im Tiergarten der Weltliteratur“ ins Japanische. Ist das gerade neu erschienen? Wurden Ihre Bücher auch in andere Sprachen übersetzt?

Also da bin ich gerade entzückt! „Im Tiergarten der Weltliteratur“ ist ja ein alter Titel. Übersetzungen gibt es in verschiedenen Sprachen, übersetzt ins Tschechische, ins Slowakische, ins Koreanische und ins Nie-

LEBENS WEISE Im Gespräch

derländische. Also jedenfalls kein Buch ins Englische.

Tatsächlich? Kein Buch wurde ins Englische übersetzt?

Nein, die Engländer machen sich solche Sachen selber. Eine Übersetzung war schon ziemlich weit gediehen – der „Tiergarten der Weltliteratur“ – und es gab schon ein übersetztes Probekapitel. Der Übersetzer hatte auch schon fast einen Verlag in London gefunden und da haben die dann gesagt: Das ist ja eigentlich eine ganz gute Idee, aber das lassen wir von einem Eigenen machen, einem Engländer. Die haben also die Idee geklaut.

Ideen sind frei, da kann man nichts machen.

Ihr letztes Buch ist sogar als E-Book erhältlich. Lesen Sie selbst auch digitale Bücher?

Veranstaltungstipp Eine besondere Gelegenheit den Autor live zu erleben bietet sich am 24. April in Gmunden: Dietmar Grieser feiert seinen 80. Geburtstag mit seinen Fans im Stadttheater und wird aus diesem Anlass aus seinem jüngsten Buch „Landpartie“ lesen. Musikalisch begleitet wird er dabei vom renommierten Pazifik Jugendorchester Wien.

Donnerstag, 24. April, 19 Uhr Kartenvorverkauf: Thalia Buchhandlung Gmunden, Einkaufszentrum SEP, Bürgerservice Gmunden, Tourismusbüro Gmunden, ticketonline.at, – und vor Beginn der Veranstaltung an der Abendkassa des Theaters.

Ich selber nicht, nein. Aber wenn es den Lesern taugt, dann sollen sie das machen.

Sie sind ja nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Schreiben sozusagen analog unterwegs. Sie schreiben auf einer alten Schreibmaschine.

Ich lasse sie jedes Jahr ein paar Tage warten. In der Rochusgasse gibt es eine Firma, die machen das. Und so hat sie jetzt schon ihre 40 Jahre auf dem Buckel und ist immer noch wie neu. Das ist unglaublich! Sie müssen sich vorstellen: alle Bücher, alle Fernsehgeschichten, meine Korrespondenz ... alles auf dieser Maschine, einer Olympia. Da staune ich immer wieder! Für heutige Verhältnisse völlig unvorstellbar.

Ohne Schreibmaschine könnten Sie nicht schreiben? Sie benutzen ja auch ein Smartphone, einen iPad, den Computer ...

Nur für die Kommunikation. Aber fürs Schreiben und die Stimmung in der ich schreibe ginge es ohne Schreibmaschine nicht. Von der Schreibmaschine bin ich absolut abhängig. Zum Schreiben brauche ich Schreibmaschine, Tabak und Whisky.

Früher auch Kaffee, aber der ist gestrichen.

Veranstaltungstipp

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Literatur auf Rädern Ein neues Kulturformat bringt Schwung in Wiener Wohnheime.

L

iteratur kann Brücken schlagen – unter diesem Motto veranstaltet der Verein April-Ensemble seit fast drei Jahren sowohl anspruchsvolle Lesungen als auch Vorlesereihen in SeniorInnenresidenzen, Wohnheimen und Wohngemeinschaften. Mit humorvollen, unterhaltsamen und musikalischen Programmen besuchen Schauspieler jene Menschen, „die voller Lebensgeschichte sind“ und initiieren damit nicht nur interessante Gespräche, sondern auch neue Ideen für Feste, Tanzstunden, eigenes Schreiben und sogar gemeinsames Theaterspiel.

Miriam Fischer war bei einer Lesung dabei und traf im Anschluss die Initiatorin der Aktion, Gudrun Tielsch, zum Gespräch.

Die heutige Lesung erschien wie ein Zusammentreffen von Freunden, die gemeinsam musizieren, singen, Literarisches und Erlebnisse austauschen. Jetzt wurde auch noch getanzt. Ist das immer so?

Nein, nicht immer aber manchmal. Es hat sich ergeben. Wir sind in dieser Wohngemeinschaft seit zwei Jahren jede zweite Woche mit unseren Programmen. Natürlich kennen wir die BewohnerInnen inzwischen – und sie kennen uns. Wir wissen, was sie sich wünschen und versuchen unsere musikalischen und literarischen Mitbringsel darauf abzustimmen. Getanzt wird hier aber immer.

Wie kam es zum Projekt „Literatur auf Rädern“ und was ist die Idee dahinter?

Angefangen hat alles eigentlich ganz zufällig.

Ich habe immer gerne gelesen, selbst vorgelesen und auch vorgelesen bekommen. Vorlesen ist etwas Besonderes. Man lässt sich gemeinsam auf etwas ein und kann dann darüber reden. Oder man wird inspiriert zu verschiedensten Themen. Als Schauspiele-

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rin habe ich viele Lesungen entwickelt, und auch bei vielen mitgewirkt, für das Theater, für Buchmessen, für Festivals etc. Das ist immer sehr schön, es ist aber auch sehr viel Vorbereitungsarbeit für ein oft einmaliges Event. Ich hatte einige Lesungen in meiner Schublade liegen, die wollte ich wieder mal machen. Darüber habe ich mit einem Freund, Stefan Geszti, gesprochen, er ist Autor, Journalist und Schauspieler und hatte in seiner Jugend eine Band, spielt also auch Gitarre. Weil er wirklich, nebst seinem dramaturgischen Können, auch ein herausragender Unterhaltungskünstler ist, wollte ich unbedingt etwas mit ihm machen. Wir haben also beschlossen, mit einer szenischen Lesung zu beginnen. Dieses Programm haben wir im Rahmen von schönen Festivals gespielt und waren damit an unterschiedlichsten Orten. Die Leiterin eines Wohnheimes war einmal im Publikum und hat uns gefragt, ob sie uns engagieren könne. So hat alles angefangen. Den Leuten hat es gefallen, wir haben im Anschluss noch ein schönes Gespräch mit einigen ZuhörerInnen gehabt.

Es passiert nicht oft, dass man mit seinem Publikum in so direkten Kontakt kommt.

Uns war gleich klar: Das machen wir wieder.

So kam „Literatur auf Rädern“ ins Rollen.

Welche Programme bieten Sie an?

Es ist ein Prinzip unseres Projektes auf unser sehr unterschiedliches Publikum in der Programmauswahl einzugehen. Wir lesen inzwischen in knapp 40 Wiener Wohnheimen und Residenzen, der Aufwand ist natürlich enorm. Wir haben ja an die 300 Lesungen im Jahr. Manche Besucher wünschen sich eine sehr anspruchsvolle literarische Unterhaltung, dort gestalten wir Reihen mit Dichterlesungen, Biografisches und Literarisches. In anderen Wohnheimen wollen die Menschen einfach sehr lebendig vorgetragene, fast gespielte heitere Unterhaltung. Dort

LEBENS WEISE Im Gespräch

lesen wir viel viele Beispiele aufheitere Lyrik, zählen. Es gibt aber Anekdotisches auch Menschen, die und humorvolle sich in späten JahSzenen. Dazwiren im Heim verheischen bringen ratet haben und ihr wir auch immer Wunsch war, dass gerne Dramawir bei ihrer Hochtisches. Ballazeit auftreten. In eiden z.B. liebt nem Wohnheim lud jedes Publikum. mich die Direktorin Musik ist auch ein, ein Theaterüberall wichtig. stück mit den BeWiener Lieder, wohnern zu machen.

Schlager. Aber Wir haben einen auch Songs von Workshop abgehalGeorg Danzer ten und anschlieund Bob Dylan. ßend gemeinsam ein Wir bringen die Stück erfunden und Musik, die uns es aufgeführt. Meine nahe ist und Schauspieler waren stellen sie vor. zwischen 80 und Es muss auch 101 Jahre alt. Es nicht etwas im- Die Initiatoren von „Literatur auf Rädern“, war für uns alle ein mer Lustiges Gudrun Tielsch und Stefan Geszti unglaublich schönes geboten werden.

Erlebnis, eine sehr, Unsere Gäste freuen sich ebenso über Besehr bereichernde Zeit. Ich kann gar nicht sinnliches oder auch Nachdenkliches. Unsagen, wie viel ich von diesen Menschen geterhaltung muss nicht nur laut und lustig lernt habe. sein.

Haben Sie Wünsche oder Ziele für „LiteSie sagen, die Inspiration ist der gemeinratur auf Rädern“? same Nenner. Gibt es Erlebnisse oder Initiativen, die Sie auf „Literatur auf RäJa, es sollte etwas mehr Geld dafür geben. dern“ zurückführen?

Es gibt sehr viele Kollegen, Schauspieler und Schauspielerinnen, Musiker, die gerne mitEigentlich viele. Im Kleinen wie im Größemachen wollen – auch in den Bundesländern. ren. Eine Dame, die immer geschrieben hatEs wäre also schön, wenn es „Literatur auf te, aber vor Jahren damit aufgehört hat, hat Rädern“ in ganz Österreich gäbe, es vielleicht uns ihr Werk mitgebracht. Wir haben darsogar zu „Kultur auf Rädern“ wird, mit unaus eine Lesung gemacht. Ihre Mitbewohterschiedlichsten Künstlern, die regelmäßige ner waren begeistert, und sie hat daraufhin Projekte mit älteren Menschen verwirklichen. wieder zur Feder gegriffen. Ein Herr, der nur Dieser Austausch ist so lebendig und daher noch sehr wenig Gespräch gesucht hat, hat gut. Das ist natürlich noch ein weiter Weg, alle Balladen, die wir vorgetragen haben, aber das ist unser Ziel. auswendig gekonnt und bei unserer Lesung mitgemacht. Bei einer Krimilesung haben www.literatur-auf-raedern.at zwei Türnachbarinnen festgestellt, dass sie ihre Krimileidenschaft teilen. Sie haben sich sofort zum Austausch verabredet. Und das nach 12-jähriger Nachbarschaft ohne wesentlichen Kontakt. Ich könnte jetzt noch 51

„Eine Welt kreieren“ Helmut Pokornig, Theaterdirektor, Theaterbauer und „Effekt-Mensch“, im Gespräch mit Gudrun Tielsch.

Foto: Nina Goldnagl

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s ist 10 Uhr vormittags. Im kleinen Theater „Marijeli“ im 8. Wiener Bezirk baut gerade der Kasperl eine Rakete. Er will damit zum Mond fliegen. Auf der Erde ist alles nämlich ein wenig durcheinander geraten, weil sich der Mond in eine andere Richtung dreht. „Also auffi am Mond. Was ma do olles braucht für so a Raketen, i wear narrisch“, hört man den Kasperl mit leicht steirischem Dialekt rufen. 30 Kinder (und ein paar Erwachsene) lachen, und freuen sich, dass sie gleich mitgenommen werden auf eine weite Reise durchs All. Hinter dem Kasperl steht der Puppenspieler Helmut. Und hinter dem Puppenspieler steht der Puppenbauer, Geschichtenerfinder, Regisseur, Bühnenbildner und Ausstatter, der Licht-, Ton- und Special-Effekt-Mensch und kaufmännische Leiter, der Theaterdirektor und Theaterbauer – kurz, der Erschaffer dieser kleinen Welt: Helmut Pokornig.

Das Marijeli, ein Figurentheater, gibt es seit einem Jahr. Der Kasperl ist seine zweite Produktion, eröffnet wurde das vielleicht kleinste Theater Wiens mit der Produktion „Märchen aus aller Welt.“ Die Stimmen für die Puppen kamen dafür aus dem größten Haus der Stadt, dem Burgtheater. Ob Peter Simonischek, Ignaz Kirchner, Peter Matic, Andrea Clausen, sie alle machen gerne mit, wenn Helmut Pokornig seine Geschichten erzählt.

Dabei hat der Vater zweier Töchter mit der Erfindung seines kleinen Theaters in seinem Leben wieder einmal Neuland betreten.

Denn eigentlich ist er Grafiker und Illustrator.

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LEBENS WEISE Im Gespräch

Wann und womit hat alles begonnen? Haben Sie schon als Kind gerne gezeichnet?

Ja, ich habe immer gezeichnet, statt auf den Fußballplatz zu gehen oder wie andere Kinder meines Umfeldes vor dem Fernseher zu sitzen, Naturstudien zu betreiben.

Sie zeichneten nicht aus der Fantasie heraus?

Nein. Anfangs habe ich versucht, die Welt um mich zu fassen, sie auf Papier zu haben. Ich wollte Dinge abzeichnen, so echt wie möglich, das war mein Ziel. Ich bin allerdings, wie so viele, dem großen Irrtum aufgesessen, dies sei das Wichtigste. Dabei ist es das Nebensächlichste. Da kann man gleich eine Kamera nehmen, ob man zeichnen kann oder nicht, ist im Endeffekt unwichtig.

Aber es ist eine Schulung.

Ja, sicher. Es ist eine Schulung für unterschiedliche Techniken, aber vor allem für das „Sehen“, für den Blick.

Ihre damals bevorzugten Motive?

Pflanzen habe ich immer gerne gezeichnet.

Blumen, Bäume.

Sie sind später Grafiker und Illustrator geworden. War das immer der Wunsch, aus dem Zeichnen einen Beruf zu machen?

Nein, das hat sich ergeben. Ich wollte Fotograf werden, aber meine Eltern hatten eine Gastwirtschaft, die sollte ich übernehmen.

Ich machte also eine Kochlehre und arbeitete als Koch in einem Lokal in Graz. Dort lag die Zeitschrift „Wiener“ auf, die Berichte über die Hauptstadt haben mich fasziniert und so ging ich nach Wien und wurde dort Kellner. Parallel dazu hatte ich eine Anstellung als freier Mitarbeiter in einer Werbeagentur. Wir machten dort Logos, Verpackungen und Werbeanzeigen. Immer wieder kamen Illustratoren, die ihre Arbeiten vorstellten. Ich dachte, das wäre wohl auch etwas für mich, so kam der Wunsch Illustrator zu werden. Um mir eine Ausbildung dafür zu finanzieren, bin ich als UNO-Soldat nach

Zypern gegangen. Dort hatte ich einen Unfall. Ich bekam so viel Schmerzensgeld, dass ich davon ein Jahr leben konnte. Ich habe nur gezeichnet, gelesen. Nach dieser Zeit habe ich mich mit meiner Mappe in Werbeagenturen und bei Zeitungen vorgestellt. So kamen dann die ersten Aufträge.

Sie haben naturalistisch begonnen. Wie kam der Sprung weg von der Abbildung zum erzählenden, fantasievollen Bild?

Die Arbeit eines Illustrators ist sehr vielschichtig. Man malt an einem Tag z.B. anmutiges Gemüse für eine Brühwürfelverpackung, an einem anderen ein stilisiertes Logo für einen Hundezuchtverein. Oder illustriert, so wie ich später, Texte für Zeitungen und Zeitschriften. Ja, und da ich immer Texte bekam, wollte ich selbst etwas erzählen mit meinen Bildern.

Wie kam es dann zum Puppentheater?

Wenn man illustriert und Bilder macht, möchte man sie lebendig sehen. Man kann Trickfilme machen oder Bühnenbilder bauen, was ich getan habe. Auf dem Weg zur Schule meiner Töchter sah ich, dass ein ehemaliges Malergeschäft vermietet wurde. Ich habe es genommen und dann als Theater umgebaut und mir gleichzeitig überlegt mit Märchen aus aller Welt zu beginnen. Knapp 500 Märchen habe ich durchforstet, neun ausgesucht. Interessant dabei war, dass die Märchen so allgemeingültige, moralische Botschaften enthalten, dass es keine Rolle spielt aus welchem Land sie kommen. Ein japanisches Märchen erzählt genauso über den Schaden den Habgier, Neid und Überheblichkeit anrichten können, wie ein Märchen der Gebrüder Grimm.

Ein wichtiges Kriterium für die Auswahl war, ob ich es alleine spielen kann. Ein weiterer wichtiger Grund Figurentheater zu machen war auch, dass ich etwas für Kinder tun wollte. Viele Kinder verbringen sehr viel Zeit mit dem Computer, vor dem Fernseher. Das ist verführerisch. Ich wollte etwas machen, was die Fantasie anregt und in den Kindern etwas entzündet. Glückliche Kinder in der Vorstellung zu sehen – das freut mich jetzt schon sehr.

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Memorabilia zwischen Brücken und Bäumen Mary Vetsera und der heiß umkämpfte Konstantinhügel.

Eine Spurensuche im Praterfrühling 1871.

Von Eva-Maria Mandl

W

as haben Konstantinsteg und Galatabrücke gemeinsam? Nun, zunächst mal eher wenig. Ersterer, Wiens ältestes Brückenbauwerk, krümmt sich am Konstantinhügel über einen schmalen Wasserlauf, der mit einem künstlichen, von ruhig dahin gleitenden Schwänen bevölkerten Teich verbunden ist. Zweitere bildet eine über Jahrhunderte legendäre Verkehrsverbindung, die quirlige, wirtschaftlich bedeutende Istanbuler Stadtviertel miteinander verknüpft. Vorerst also, wie gesagt, lassen sich so zwischen diesen beiden Brücken keinerlei Gemeinsamkeiten eruieren. Bei näherer Betrachtung allerdings entdeckt man eine Familie, die zu eben jenen Bauwerken durchaus eine Beziehung hatte. Ihr Name: Vetsera-Baltazzi.

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Spurensuche am Bosporus Die Spurensuche beginnt in der BosporusMetropole. Dort treffen wir auf Sultan Abdülmecid I., einen, so wird erzählt, durchaus fortschrittlichen Mann. In dessen Umfeld nun finden wir auch Theodore Baltazzi, jenen einflussreichen, in Konstantinopel ansässigen Finanzmagnaten, der viele Projekte der Hohen Pforte unterstützte. Der geschäftstüchtige Theodore verfügte zudem über eine weitere ergiebige Einkommensquelle: Er kassierte die dank des hohen Verkehrsaufkommens sprudelnden Mautgebühren für die Galata-Brücke – und er war der Großvater von Mary Vetsera. Die Wurzeln der in Mayerling erschossenen österreichischen Baronesse erstrecken sich also bis an das Goldene Horn.

Idylle am Wasser: Der Konstantinsteg, Wiens älteste Brücke

LEBENS WEISE Geschichte

Geboren allerdings wurde sie in Wien, am Rande des Praters. Als ihre Eltern, der österreichische Diplomat Albin Freiherr von Vetsera (1825-1887) und seine um vieles jüngere Frau Helene (1847-1925), geborene Baltazzi, Theodores Tochter und angeblich „das reichste Mädchen von Konstantinopel“, um 1870 einen Wohnsitz in Wien gesucht hatten, war ihre Wahl schließlich auf ein ganz bestimmtes Gebäude am Donaukanal gefallen.

Auf ein kleines Palais nahe der Franzensbrücke, das erstaunlicherweise auch an jene Bosporus-Paläste erinnert, die man aus Helenes Heimatstadt kennt: Es war „ein zweistöckiges Haus mit breiter Einfahrt, darüber ein breiter Balkon in der Beletage“, schrieb Heinrich Baltazzi-Scharschmid, Helenes Neffe, in seinen interessanten, gemeinsam mit Hermann Swistun verfassten Erinnerungen an das k.u.k. Wien. „Stand man vor dem Haus, Front zum Kanal, so lag es rechter Hand neben dem Grund der alten Vincenz-Mackschen Dampfmühle und Zuckerraffinerie, während linksseitig neben dem Garten ein Weg, bekannt als ‚Praterdurchgang‘, hinunter in die Lunge Wiens führte.“

„Mary Dear“ Dies also war das Haus, in dem Mary Vetsera, von ihrer selbstverständlich kosmopolitischen Familie »Mary Dear« genannt, am 19.

März 1871 geboren wurde.

Just in jenen Tagen werkelte man einige hundert Meter weiter hektisch an der Fertigstellung einer kleinen Parkanlage, die zukünftig die Wiener bezaubern sollte. Hier orientierte man sich allerdings nicht nach Osten, sondern nach Westen – oh Paris, que vous êtes belle! Die neuen Grünanlagen der SeineMetropole lockten schließlich mit glitzernden Teichanlagen, mit künstlichen Hügeln,

umgeben von rauschender Pflanzenpracht, bekrönt mit eleganten Pavillons, und mit kleinen Kieswegen, die sich unter blühenden Bäumen schlängeln. Ein ähnliches Projekt also sollte im habsburgischen Wien verwirklicht werden. Federführend bei der Planung: Jean-Pierre Barillet-Deschamps, jener Mann, der wesentlich für die Gartenarchitektur im radikal transformierten Paris von Baron Haussmann verantwortlich zeichnete; der einfallsreiche französische Gartenkünstler (sein beruflicher Titel: Architecte de jardins et Jardinier en chef du Bois de Boulogne et de la Ville de Paris) hatte den Bois de Boulogne umgestaltet und auch den wunderbaren Parc des Buttes-Chaumont realisiert.

Kosmopolitische Gastgeberin: Helene Vetsera-Baltazzi Mitte der 1870er-Jahre

Ein Jahr vor Mary Vetseras Geburt nun waren schon erste Anzeichen des Barillet’schen Konstantinhügels – er wurde aus dem Aushubmaterial der Rotunde (Weltausstellung 1873) geformt – ersichtlich gewesen: „Die Praterbesucher können sich selbst in der Hauptallee von den Fortschritten der gegenüber dem zweiten und dritten Kaffeehause in Angriff genommenen größeren Verschönerungsarbeiten überzeugen. Dort sind die Anfänge des Hügels bereits erkennbar, der ein Restaurationsgebäude und das Wasserreservoir tragen wird; neben ihm wird der Teich ausgegraben, den der vom Hügel niederrauschende Wasserfall speisen soll“, hatte die „Wiener Zeitung» am 15. März 1870 erfreut berichtet. Und: „Die Besetzung der Prater-Gürtelstraße (nun Rustenschacherallee und Sportklubstraße) mit Bäumen wird in der nächsten Zeit begonnen werden.“ 55

Üppiges Grün und jede Menge Gastronomie An Bäumen mangelte es dem Prater zwar ebenso wenig wie an Restaurants, doch auch letztere bekamen Zuwachs. Einen Monat nach „Mary Dears“ Geburt vernahm die gespannte Öffentlichkeit weitere Neuigkeiten zum geplanten Luxusrestaurant in unmittelbarer Nachbarschaft der Vetseras: „Das HofRestaurations-Gebäude auf dem Konstantinhügel im k.k. Prater wird bestimmt gegen Ende des Monats, und zwar von dem Restaurant Herrn Eduard Sacher eröffnet werden.“ Leider, leider nämlich hätte es bis vor kurzem noch Probleme gegeben: „Die Ursache der Verzögerung dieser Eröffnung liegt in dem Umstande, dass, in Folge der lange andauernden Überschwemmung des Praters, die inneren Ausstattungs- und die Einrichtungsarbeiten erst jetzt vollendet werden konnten.“ Während die neugeborene Mary in ihrem Bettchen krähte und ihre Geschwister Laci – er wird 1881 beim verheerende RingtheaterBrand ums Leben kommen – und Hanna in Begleitung des Kindermädchens durch den frühlingshaften Prater zur Hauptallee toll-

Baronesse aus dem Prater: Mary Vetsera 56

ten, wurde schließlich der nach seinem Initiator, dem mächtigen und sehr engagierten k.u.k. Ersten Obersthofmeister Konstantin von Hohenlohe, benannte Hügel mitsamt dem Restaurant eröffnet. Wie reagierten die Wiener Medien? Entrüstet. Für die führende liberale Tageszeitung der Donaumonarchie, die „Neue Freie Presse“, war die künstliche Erhebung eine „Ungeheuerlichkeit“. Für das „Neue Fremden-Blatt“ ein „merkwürdiger Erdhaufen“, eine „Erdwarze“, der Konstantinhügel samt Wasserfall und Teich sei, so liest man dort, „das Geschmackloseste, was in Wien seit langer Zeit der Öffentlichkeit geboten wurde. Die Delikatessen Sachers können vielleicht die Gourmands mit dem Aufenthalt auf dem Hügel versöhnen, das Publikum, das unten spazieren geht, fährt oder reitet, wird nur lachen über diese Verunstaltung.“ Ob die Vetseras bzw. die Baltazzis tatsächlich gelacht haben über dieses kleine Stück Paris in Wien? Wohl nicht, sie waren zu weltgewandt und fanden den Konstantinhügel vermutlich toll. 1876 werden überdies Helenes Brüder Alexander und Aristide Baltazzi, die oft bei ihrer Schwester in deren Praterrefugium zu Gast waren, mit ihrem berühmten Pferd „Kisber den „Grand Prix de Paris“ gewinnen – lokalpatriotische Spitzfindigkeiten dürften sie also ebenso wenig berührt haben wie Hector Baltazzi, einen weiteren Bruder, der zu den erfolgreichsten Reitern Europas zählte.

In den kommenden Jahren jedenfalls bildeten sowohl das (heute nicht mehr existente) Vetsera’sche Palais in der Schüttelstraße (bis ca. 1880) als auch der Konstantinhügel einen viel gefragten Ankerplatz der Wiener Gesellschaft. Während Helene, Marys Mutter, nicht nur im Weltausstellungsjahr 1873 rauschende Feste veranstaltete, war auch der dem Gerangel mehrerer Interessengruppen entsprungene Furor bald verebbt: man hatte den kleinen Hügel, auf dem das Sacher’sche Sommerrestaurant in prominenter Weise thronte, endgültig ins goldene Wienerherz geschlossen. Dass Sigmund Freud, der Erforscher des Unbewussten und Verdrängten, 1913 an eben diesem Ort für sein neues Buch „Totem und Tabu“ geehrt wurde, passt auch irgendwie zu dieser Geschichte.

Hethiter – Die vergessene Weltmacht Sie waren eine Weltmacht, und bis ins 19. Jahrhundert aus dem historischen Bewusstsein der Nachwelt weitgehend verschwunden.

Wilfried Schöfer begab sich auf eine Spurensuche vor Ort.

I

n Kreisen des Bildungsbürgertums kann man schnell einmal einem Gespräch über die Pharaonen Ägyptens, über die Assyrer und natürlich über die griechische und römische Kultur lauschen. Sie alle gibt es mehr oder weniger in unserem kommunalen Geschichtsbewusstsein. Nicht so die Hethiter. Obwohl sie an Macht, kulturellen Errungenschaften sowie gesellschaftlichen und sozialen Strukturen den Pyramidenerbauern oder den kriegerischen Assyrern um nichts nachstanden. Wie sie für Jahrhunderte in Vergessenheit geraten konnten, lässt sich wohl nicht ganz nachvollziehen.

Ihre Wiederentdeckung schon eher.

Wann und wo?

Die Geschichte der Hethiter lässt sich bis in das 3. Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. Vermutlich über Jahrhunderte aus dem Kaukasus kommend erfolgte ihr Aufstieg zu einer Großmacht allerdings erst um

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die Mitte des 2. Jahrtausends, und währte bis etwa 1200 vor Christus. Der letzte hethitische Vasall im heutigen Homs (Syrien) regierte noch um 700 v. Chr. Aber schon Herodot (490/480 – 424 v.Chr), der als Vater der Geschichtsschreibung bezeichnet wurde, irrte sich bei der Einschätzung eines hethitischen Bildnisses gewaltig. Er ordnete das Felsrelief am Karabel (nahe bei Izmir) dem ägyptischen Pharao Sesostris III. (18721852 v.Chr.) zu. Dabei zeigt jenes Steinbild, wie sich Historiker heute unumstritten einig sind – eindeutig einen Vasallen eines hethitischen Großkönigs aus dem 14./13. Jahrhundert vor Christus.

Ihr Zentrum lag im heutigen Zentralanatolien und ihre Wiederentdeckung war die Leistung vieler forschender Experten.

Die Wiederentdeckung Das Wort Hethiter haben wir Martin Luther zu verdanken. Er übersetzte die „Chittim“

Hethitische Streitwagen

LEBENS WEISE Geschichte

aus dem Alten Testament als Hethiter und gab damit den Namen vor.

Erst im Laufe des 19. Jh. tat sich etwas. 1834 entdeckte der Franzose Charles Texier eher zufällig die Ruinen der vergessenen Hauptstadt Hattusa. Er wusste noch nicht welchen Schatz er entdeckt hatte. Das Wissen über die Hethiter war schon lange verloren gegangen. Weitere 50 Jahre vergingen: es wurden viele archäologische Entdeckungen in der Region gemacht, aber keiner wusste so recht, wem sie zuzuordnen waren. Erst 1874 gelang es endlich zwei britischen Wissenschaftlern (Wright und Sayce) die richtigen Verbindungen aus den vielen Funden zu ziehen: Die Archäologie der Zeit hatte eine neue Sensation zu vermelden: Das komplett vergessene Volk der Hethiter war wiederentdeckt.

Die Stunde der Archäologen war gekommen, wenn auch mit 30-jähriger Verspätung. Viele Grabungen am Ende des 19. Jh. brachten kleine Fragmente zu Tage. Aber erst 1906 gelang der Durchbruch: Hugo Winckler führte die erste große Grabung am richtigen Ort durch: Eine riesige Menge an Tontafeln (mehr als 20.000), dem Papier der damaligen Zeit wurde gefunden. Man konnte sie aber noch nicht lesen. Einzelne Namen waren bekannt. Die Vermutung bestätigte sich, hier war die Langzeit-Hauptstadt des hethitischen Reiches gefunden worden.

Jetzt begann ein Wettlauf: wer enträtselte die Schrift der Hethiter als erster. Das Hethitische gehört zu den letzten unbekannten Schriften. Es war vielleicht die letzte Möglichkeit für Sprachwissenschafter, sich ein Stück Unsterblichkeit zu verschaffen. Jeder beteiligte sich daran. 1915 war es endlich soweit: der Tscheche Bedrich Hrozny legte die erste überzeugende Entschlüsselung der hethitischen Sprache vor. Eine neue Wissenschaft war geboren: die Hethitologie.

Ihre Quellen Die wichtigsten Quellen für die hethitische Geschichte sind Zehntausende von Tontäfelchen, die ab 1906 in Hattusa und anderen Stätten entdeckt wurden. Sie

sind in Keilschrift geschrieben worden, die die Hethiter aus Mesopotamien übernommen hatten (das Akkadisch). Ab 1915 konnte man sie auch lesen und verstehen. Allerdings verwendeten sie auch Hieroglyphen, die sie von der dort lebenden Bevölkerung, den Luwiern, übernahmen.

Weitere Quellen zur Geschichte der Hethiter sind die Bibel, Inaschriften und Schriften aus Ägypten und andere Keilschriften aus Assur, Ugarit und Vasallenstädten in der Türkei und Syrien. Schrift und Sprache waren entdeckt! Die Reise durch die Zeit der Hethiter kann beginnen.

Hethitisch als letzte unbekannte Schrift

Hierarchie und Wirtschaft Der jeweilige König war die zentrale Figur im weltlichen wie im kultischen Denken der Hethiter. Seine Macht leitete sich direkt von den Göttern ab, die ihn als Verwalter des Landes eingesetzt hatten und ihm die Insignien seiner Macht ausgehändigt hatten. Er war ihnen daher auch stets Rechenschaft schuldig.

Die regelmäßige kultische Verehrung der Götter für die zum Teil enorme Mengen an Tier- und sonstigen Naturopfern aufgebracht werden mussten, war ebenso ureigenste Aufgabe des Königs, wie die moralische Maxime die Hungernden zu speisen, die Durstigen zu tränken und denen, die unter Kälte leiden, Kleider zu geben. Gerne werden die Hethiter auch als das „Volk der 1000 Götter“ bezeichnet, weil sie die von fremden Mächten eroberten Götter und Handelspartnern, in Form von Standbildern und ähnlichem in ihre Hauptstadt brachten, 59

und in ihrem Pantheon integrierten. Hattusili I. (1565-1540 v.Chr.), der heute als der legendäre Staatsgründer des „alten Reiches“ gilt, behauptete von sich, „mir dem König aber, haben die Götter durch die Sonnengöttin und den Wettergott das Land und mein Haus übergeben“. Der König hatte zwar einen Beraterstab um sich, den man als eine Art „Aristokratie“ bezeichnen könnte, jedoch war er in seinen Entscheidungen prinzipiell autark. Er regierte in entfernteren Regionen durch Vasallen, direkt ihm verpflichtete Herrscher über Städte und Länder, die sich meist freiwillig unterworfen haben, aber durch wirtschaftliche Abgaben dem Großkönig verpflichtet waren. Einer Vielzahl so genannter freier Bürger (Landbesitzer, Händler, Angestellte am Hof) standen Hilfskräfte gegenüber, welche in keinem Sklavenstatus (wie uns üblicherweise bekannt) lebten und zumeist aus Unterworfenen (die auch Freie heiraten durften) bestanden. Abgaben mussten die Freien auch leisten, jedoch in überschaubarem, zumutbaren Maße. Der Großteil der Wirtschafts – bzw. agrarischen Produktion lag in der Hand einfacher Familien, das heißt sie beruhte auf einer Hauswirtschaft in klassischem Sinne.

Männer und Frauen auf Augenhöhe Einen interessanten Aspekt der Hethitischen Geschichte birgt die Mann-Frau Beziehung. Männer und Frauen waren absolut gleichberechtigt, Frauen waren in das Wirtschaftsleben ebenbürtig eingebunden.

Eine Frau hatte, wenn ihr Mann abwesend war, gleichberechtigt die Möglichkeit alles Gut zu veräußern, oder etwas zuzukaufen, war also – für die damalige Zeit unüblich – in modernstem Sinne rechtsfähig. Darüber hinaus belegen zahlreiche Skulpturen und Abbildungen, dass die hethitischen Frauen oftmals von ausnehmender Schönheit waren – David und Salomo sowie Ramses hatten alle hethitische Frauen – und diesbezüglich sogar dem heutigen Ideal nahe standen.

Aufstieg und Kriege Dem schon erwähnten Hattusili gelang es, seinen Traum von einem Großreich zu verwirklichen. Zunächst überrannte Hattusili viele Orte im zentralen Anatolien. Dann ging es über den Taurus nach Süden. Hattusili eroberte Aleppo (Halab) und stieß danach

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LEBENS WEISE Geschichte

auf Gegner mit denen er es allerdings nicht mehr ganz so leicht hatte. Im Raum Südostanatolien/Nordsyrien lebte das kriegerische Volk der Hurriter, die nicht so einfach überrannt werden konnte! Hattusili führte viele Kriegszüge gegen die Hurriter, er konnte sie aber nicht erobern. Die Möglichkeiten seines kleinen Reiches waren somit erschöpft. Also gab Hattusili seine Eroberungen auf und sicherte das Erreichte: im zentralen Anatolien ward das Reich der Hethiter nun etabliert.

Das mittlere Reich währte von 1355 bis etwa 1200 vor Christus. In diese Zeit fällt auch der geschichtlich hochinteressante Sieg gegen den ägyptischen König Ramses II. in der Schlacht von Qadesch 1275. Auf den Wänden ägyptischer Tempel in Luxor, Abu Simbel und Abydos kann man heute noch die Inschriften und Reliefs der Pharaonen bewundern, die die Schlacht von Kadesch als großartigen Sieg Ramses II. gegen den Hethiterkönig Muwatalli darstellen. Die historische Wahrheit sieht freilich anders aus: Sieger war nicht Ramses, sondern Muwatalli.

sieht vielmehr so aus, als verschwanden die Hethiter von der Bühne der Geschichte, ohne dass sie jemand kriegerisch verdrängt hätte.

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot wusste von den Hethitern gar nichts mehr. Erst 2700 Jahre später „entdeckte“ man die Hethiter neu und entriss sie dem Dunkel der Geschichte!

Kyklopenmauern

Der Friedensvertrag wurde erst 20 Jahre später errichtet. Noch unter Ramses, aber bei den Hethitern unter Hattusili III. Dieser berühmte Friedensvertrag ist auf Tontafeln in Akkadisch (der damaligen Diplomatensprache) festgehalten.

Der Untergang Der letzte uns bekannte Herrscher des Hethitischen Großreiches, Suppiluliuma II. (um 1200 v. Chr.), konnte noch einige militärische Erfolge erringen. Seine Truppen kämpften erfolgreich im Südwesten und Süden Anatoliens. Aber auch er konnte das schleichende Ende des Reiches, den inneren Zerfall, nicht aufhalten. Kurz nach 1200 v.Chr. kam es dann im Hethitischen Reich zum Bruch, das Ende war etwa um 800 v. Chr. Das Reich stürzte in sich zusammen und man weiß bis heute nicht genau woran das lag.

Tatsache war: Hattusa, die langjährige Hauptstadt war eines Tages leer. Niemand mehr da, auch keine Eroberer. Es wurde einfach verlassen, sozusagen besenrein. Es

Sphinxtor

Befestigungsanlage

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Kunst des Fliegens Koloman Mayerhofer baut Flugzeuge aus der Zeit des Ersten Weltkrieges originalgetreu nach. Diese hölzernen Sammlerstücke sind aber nicht nur schön anzusehen, mit der Flugtauglichkeit seiner Maschinen wird die Frühzeit der heimischen Luftfahrt wieder lebendig.

Von Michael Thomas Fotos: Andreas Amsüss

D

ie Anfänge der Militärluftfahrt in Österreich beginnen im August 1909. Karl Illner fliegt zum ersten Mal mit der Etrich-Taube. Die dabei überwundenen 400 Meter sind österreichischer Rekord. Wenig später besucht Louis Blériot – er flog als erster Mensch über den Ärmelkanal – Wien. Er zieht auf der Simmeringer Haide die Massen in seinen Bann, 300.000 Menschen sollen es gewesen sein, unter ihnen Kaiser Franz Joseph.

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Spätestens jetzt erfasste die Flugbegeisterung die gesamte Donaumonarchie und lässt Wiener Neustadt dabei zu einem kreativen und technischen Zentrum für die Weiterentwicklung der Luftfahrt werden.

Generalstabschef Conrad von Hötzendorf ist einer der wenigen, der von Anbeginn an das militärische Potenzial der Flugzeuge erkennt und den Ausbau der Luftflotte fördert.

LEBENS WEISE Geschichte

ler. Die Holzbildhauerei würde ihm für viele Jahre zum Brotberuf werden.

Doch das Interesse an Österreichs Fluggeräten aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sollte ihn nie wieder loslassen. Im Gegenteil: Mayerhofer, inzwischen luftfahrtund industriehistorisch mehr als firm, im Umgang mit Holz sowieso, wollte sich einen Traum erfüllen – einen detailgenauen Nachbau im Maßstab 1:1 des Albatros D III (Oeffag). Das war Anfang der 1990-er-Jahre.

5000 Recherche- und Arbeitsstunden später war der Albatros in seiner Formschönheit Wirklichkeit geworden.

Albatros D III, originalgetreuer Nachbau Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges steigt die Bedeutung der Luftkomponente um ein Vielfaches. Zu Beginn ersetzt das Flugzeug die aufklärende Kavalleriepatrouille, am Ende kämpfen Jagdgeschwader um die Luftherrschaft, Bomber zerstören Infrastruktureinrichtungen und Munitionslager, Seeflieger versenken sogar Unterseeboote aus der Luft.

Vom Bildhauer zum Flugzeugbauer Der Kriegseinsatz der jungen österreichischen Luftwaffe interessierte den gebürtigen Oberösterreicher Koloman Mayerhofer anfänglich freilich noch recht wenig. Den heute 54-jährigen faszinierten von Kindesbeinen an wesentlich mehr die Technik und das Aussehen der hölzernen Luftfahrzeuge.

Er begann mit dem Bau kleiner Modelle, beschäftigte sich – gemeinsam mit seinem Bruder – mit der Fertigung ferngesteuerter Modelle und wurde freischaffender Künst-

Mayerhofers Albatros blieb der kleinen, aber feinen Community, die sich für die Frühzeit der Luftfahrt interessiert, naturgemäß nicht verborgen. Mehrere Anfragen aus allen Teilen der Welt folgten und ließen Koloman Mayerhofer Anfang 2000 einen mutigen Schritt unternehmen: er hängte das Bildhauerhandwerk an den Nagel und gründete sein eigenes Unternehmen – CraftLab –, das sich mit originalgetreuen, detailverliebten Nachbauten hölzerner fliegender Sammlerstücke beschäftigen sollte.

Flugtauglichkeit als Anspruch Unweit der Atzgersdorfer Straße im 23. Wiener Gemeindebezirk verbrachte Mayerhofer fortan Tag und Nacht in der Werkstatt und tüftelte an der Weiterentwicklung seiner Modelle. Denn er wollte von Anfang an eines, dass seine Flugzeuge nicht nur als Museumsstücke taugen, sondern auch fliegen können.

Mayerhofer über seine ersten Jahre als Jungunternehmer: „Es war spannend und belastend zugleich. Ich hielt mich mit zunächst auch mit Messebauten über Wasser, die es mir erlaubten in Sachen Flugzeugbau weiterzumachen.“ Dann ging es Schlag auf Schlag, Mayerhofer sollte drei Flugzeuge anfertigen. Jetzt war es an der Zeit, sich um Mitarbeiter umzusehen. Koloman Mayerhofer rekrutierte nach und nach sechs Leute, die mit ihm – nach längeren Einschulungszeiten – ans Werk gingen. Alle 63

Original Austro-Daimler Motor

Original Albatros D III

Teammitglieder eint deren großes Gespür und Verständnis für Holz, wobei sich hier die unterschiedlichsten Grundausbildungen treffen. Von der Sozialpädagogin, die auch Stahlbauschlosserin ist, über einen Orgelbauer, der gelernter Koch ist, einen bildhauernden Kfz-Mechaniker, zwei Musikinstrumentenerzeuger, von denen einer auch Kleinkindpädagoge ist, bis zu einem Historiker. Koloman Mayerhofer schwärmt von seinen Leuten. „Wir sind mittlerweile ein hervorragend eingespieltes und aufeinander abgestimmtes Team, wo jeder seine Talente einbringt. Reich werden wir hier alle nicht, aber es ist schön mitanzusehen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen und mit welchem Einsatz alle dabei sind.“

Geschichte lebendig halten

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Zehn Flugzeuge wurden in Wien-Atzgersdorf mittlerweile gefertigt, unter ihnen fünf Albatros D II und D III aus 1917 oder eine Blériot XI2 von 1914. Die Anfertigung von Bauteilen und Komponenten für verschiedene Flugzeugtypen, Restaurierungsarbeiten oder die Rekonstruktion von Auto-Karrosserien , etwa eines Austro Daimler, runden das Portfolio von CraftLab ab.

Für seine Flugzeuge verwendet Koloman Mayerhofer ausschließlich historische Motoren, die ebenfalls in aufwändiger Handarbeit flugtauglich gemacht werden.

Koloman Mayerhofer und sein CraftLab-Team

LEBENS WEISE Geschichte

Für die Fertigstellung und Auslieferung der Flugzeuge müssen sich Mayerhofers Kunden in Geduld üben. Oft dauert die Ausführung eines Auftrages zwei oder mehr Jahre. Wobei sich das Resultat in jedem Fall wirklich sehen lassen kann.

Koloman Mayerhofer ist im Übrigen kein Pilot. „Ich bin, wie man früher so schön sagte, Apparatechauffeur, starte also maximal den Motor.“ „Seinen“ Albatros sah er – aus dem Fenster eines anderen Flugzeuges blickend – zumindest in Augenhöhe in der Luft. Jetzt wird bei CraftLab gerade der erste Auftrag für einen österreichischen Kunden gefertigt, die Zweisitzer Hansa Brandenburg C I – das „Arbeitspferd“ der k.u.k. Luftstreitkräfte und das am meisten eingesetzte Flugzeug derselben im Ersten Weltkrieg. Für Mayerhofer bietet sich hier die Chance am Beobachtersitz Platz nehmen zu können und so erstmals mit einem seiner Flugzeuge Flugluft schnuppern zu können. Bis es soweit ist, gilt es aber noch viele Arbeitsstunden abzuspulen, höchstmögliche Standards anzuwenden, Pläne zu studieren, Holzschrauben zu fertigen, die Farbchemie nachzubauen und und und.

Für Koloman Mayerhofer wird Geschichte auf diese Weise lebendig. „Wir helfen mit, Dinge zu bewahren.

Bei uns gibt es eine riesige Sammlung an Konstruktionsplänen und Fachliteratur zum frühen Flugzeugbau aus allen Ländern der Welt.

Wir wurden hier über die Jahre zu einem echten Wissensspeicher.

Flugzeuge originalgetreu nachzubauen ist halt wesentlich mehr als irgendetwas neu zu lackieren. Und noch etwas zeigt unsere Arbeit immer wieder: Bei allen Alltagsproblemen lohnt oft ein Blick in die Geschichte. Sie bietet meist schon einen Lösungsansatz.“ www.craftlab.at

Koloman Mayerhofer: Arbeit an der Hansa Brandenburg C I

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Glück kennt keine Altersgrenze Auf den Spuren der 100-jährigen Dichterin Toyo Shibata.

Von Gudrun Tielsch

E

s ist nie zu spät einen neuen Anfang zu machen“, so machte sich wohl die Japanerin Toyo Shibata Mut, als sie mit 90 Jahren ihr geliebtes Hobby, den japanischen Tanz aufgeben musste. Da sie schon als junges Mädchen eine Begeisterung für Literatur und Film hatte, griff sie mit 92 zur Feder und brachte ihre Gedanken zu Papier. „ Das Dichten“ so schreibt sie, „ tröstete mich über diesen Verlust hinweg.

Meine Gedichte haben mich gelehrt, dass das Leben niemals nur schwer und traurig ist. Auch wenn ich mich einsam fühle, versuche ich körperlich und geistig rege zu bleiben. Denn auf dieser Welt bricht mir jeden Morgen ein neuer Tag an.

Seit zwanzig Jahren lebe ich nun allein.

Doch ich lebe!“

Jede Woche ein Gedicht Jede Woche schrieb Toyo Shibata ein Gedicht, die Gedanken und Worte dazu entstanden meist abends, beim Fernsehen oder wenn sie im Bett lag. „Ich denke dabei an vieles: meine Vergangenheit, meine Familie, mein derzeitiges Leben. Ich versenke mich in meine Erinnerungen und schreibe über sie.“ Toyo Shibata kam 1911 in der japanischen Präfektur Tochigi zur Welt. Drei Mal hat in dieser Zeit ein neuer Kaiser den japani66

schen Thron bestiegen.

Das Leben war nicht immer leicht. Es gab Kriege, es gab Erdbeben. Als einzige Tochter eines Reishändlers und eines Zimmermädchens musste sie schon früh Pflichten übernehmen.

Mit 20 Jahren heiratete sie, durch die Vermittlung eines Verwandten, einen Mann den sie nicht liebte. Nur ein halbes Jahr dauerte die Ehe an, dann zog Toyo zurück zu ihren Eltern und verdiente ihren Lebensunterhalt in einem Restaurant. Dort begegnete sie ihrem späteren Mann Eikichi. „ Er kam zum Essen in unsere Gaststätte, es war Liebe auf den ersten Blick. Leider spielte er leidenschaftlich gerne. Deshalb kamen wir nie zu besonderen Ersparnissen. Dafür trank er nicht und sorgte stets dafür, dass ich genügend Haushaltsgeld zur Verfügung hatte.

Er unterstützte auch meine Eltern und war immer sehr gut zu den Verwandten. Überhaupt half er, wo er nur konnte.“ 1945 kam ihr Sohn Kenìchi zu Welt. Sein Name bedeutet: Gesundheit. Damals begann die glücklichste Zeit in Toyos Leben. „ Das Gedicht „Erinnerung II“ ist diesem Lebensabschnitt gewidmet. Es ist mir von all meinen Gedichten das liebste. Wenn ich die Augen schließe, rieche ich noch immer die Osmathusblüten, sehe das lebhafte Treiben

LEBENS WEISE Geschichte

in den Straßen und habe die Melodien von damals im Ohr.“ Die Beziehung zu ihrem Sohn blieb ein Leben lang nahe. Kenichi sollte Koch werden, wie sein Vater, aber der Einfluss der Mutter war stärker: Er studierte Literatur. Er war es auch, der seine Mutter später ermutigte Gedichte zu schreiben.

Mit 100 das erste Buch Bei den wöchentlichen Besuchen ihres Sohnes las sie ihm die Texte laut vor und verbesserte sie dann, solange bis sie das Gefühl hatte, dass es nichts mehr zu verbessern gab.

Mit 100 Jahren gab sie im Selbstverlag ihr erstes Buch heraus und wurde damit in Japan zur Berühmtheit. Fast zwei Millionen Mal verkauften sich ihre Gedichte. Toyo Shibatas Betrachtungen und Haikus, ebenso heiter wie melancholisch, gaben vielen Menschen Lebensmut. „Wie eine frische Brise“ wirkten ihre kurzen Texte, die Momente der Erinnerung und des Augenblicks verweben, die von Glück und Unglück erzählen, Beobachtungen festhalten und dabei vor allem das Leben preisen – auch wenn das Leben nur noch aus diesem einen Tag bestehen sollte. Die Dichterin wurde in ihrer Heimat zum Symbol für Hoffnung und Weisheit.

Ihr Buch ist mittlerweile von Ursula Gräfe ins Deutsche übersetzt und 2013 vom Piper Verlag herausgegeben worden unter dem Titel „Du bist nie zu alt, um glücklich zu sein“

MEIN GEHEIMNIS (Toyo Shibata) könnte ich nur sterben dachte ich Tag um Tag doch als ich zu dichten begann erhielt ich Lob von allen Seiten auch mit 98 noch will ich lieben will ich träumen will ich auf den Wolken reiten

ERINNERUNG II

Kind an der Hand wartete ich am Bahnhof auf deine Heimkehr entdeckte dich in der Menge der Menschen und winkte die kleine Straße die wir drei gingen duftete süß nach Osmathusblüten und aus einem Haus erklang ein Lied aus dem Radio wie es dem Bahnhof und der kleinen Straße wohl geht?

AN DEN HERRN DOKTOR

Bitte nennen Sie mich nicht Oma Und stellen Sie mir keine dummen Fragen wie Welcher Tag ist heute?

Und Was macht 9+9?

Erfreuen Sie mich doch mit Fragen wie Frau Shibata, wie finden Sie die Gedichte vonmYaso Saijo? Oder: Was halten Sie von unserer neuen Regierung?

DIE AUGEN SCHLIESSEN

Wenn ich die Augen schließe sehe ich mich mit Zöpfen fröhlich hüpfen höre meine Mutter rufen weiß die Wolken am Himmel gelb der Raps auf den Feldern bis in unendliche Tiefen welche Freude mit 92 Jahren die Augen zu schließen – zu diesen Momentaufnahmen der Welt 67

Spiel am See Die Bregenzer Festspiele erleben heuer ihre 69. Auflage. Und warten mit einem nie dagewesenen Angebot an Produktionen auf.

Ein Feuerwerk an Kreativit채t erwartet die Besucher.

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LEBENS WEISE Tipps

J

ahr für Jahr sind die Bregenzer Festspiele ein Gesamtkunstwerk. Zum einen weil es gelingt bekannte Stücke in ein neues Licht zu rücken, wie das Intendant David Pontney mit seiner Inszenierung der Zauberflöte getan hat. Zum anderen, weil sensibel ausgewählte Werkaufträge Kunst entstehen lassen, welche für die Zeit, in der wir leben Statements abgeben, die nicht nur kulturell sondern auch gesellschaftlich und mitunter sogar politisch relevant sind. Lart pour lart oder reine „Unter-Haltung“ gab es in der neueren Geschichte der Bregenzer Festspiele nie! Dieses Kunststück gelingt kaum einem anderen Kulturunternehmen.

Zauberfflöte verzaubert auch 2014 „Ich bin ganz in Trance, begeistert, es war märchenhaft, musikalisch berauschend,

perfekt. Wahrscheinlich die schönste Inszenierung, die ich in all den Jahren je gesehen habe auf dem See“, formulierte Charles Ritterband in der Neuen Zürcher Zeitung anlässlich Mozarts Zauberflöte auf der Seebühne 2013. Dem entsprechend musste 2014 in ihrer zweiten Saison bereits eine Zusatzvorstellung angesetzt werden, damit weitere knapp 7000 Gäste vor dem Sonnenuntergang jenes „optisch eindrucksvolle, aber auch intim und klug erzählte“ (Kurier), Spektakel erleben können.

Wissend, dass trotz aller Marketingstrategien und positiver Rezensionen die Mund-zuMundpropaganda immer noch das entscheidende Erfolgskriterium für eine Produktion ist, kann man sich als gewesener Gast diesen Kritiken nur anschließen und die Empfehlung abgeben: absolut erlebenswert!

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Neue Opern braucht das Land Am 23. Juli 2014 findet im Bregenzer Festspielhaus die Welturaufführung von Heinz Karl Grubers Oper „Geschichten aus dem Wienerwald“ statt. Basierend auf Ödon von Horváths gleichnamigen Theaterstück hat der Wiener Komponist HK (Heinz Karl) Gruber, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert, im Auftrag der Bregenzer Festspiele und des Koproduzenten Theater an der Wien Horvárths bittere Satire über die Brutalität und Verlogenheit des Kleinbürgertums zum Musiktheater verwandelt. Librettist und Regisseur Michael Sturminger, der auch inszenieren wird, hat Gruber dazu inspiriert und dabei einen Wunschtraum verwirklicht, den dereinst schon der Autor gehegt hatte: Horváth selbst dachte an den Komponisten Kurt Weil, der davor mit Bertold Brecht „Die Dreigroschenoper“ zum Welterfolg geführt hatte.

Weil und Horváth standen im Dialog, die Zusammenarbeit sollte allerdings nie zustande kommen. Aus heutiger Sicht kann man das vielleicht sogar als Glücksfall betrachten, zumal das Team Sturminger-Gruber den dereinst möglichen Leistungen des Duos Horváth-Weil an Kreativität mit Sicherheit um nichts nachsteht. „Nachdem ich 2005 für HC

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Artmanns „Der Herr Nordwind“ am Opernhaus Zürich mit Michael Sturminger zusammengearbeitet habe, kam er mir mit der Idee, dass wir Geschichten aus dem Wienerwaldgemeinsam machen könnten“, erzählt Gruber. „Ich war zunächst ein wenig skeptisch, weil das ein so bekanntes Theaterstück ist.

Sturminger hat mich aber davon überzeugt, dass sehr viele Opern auf sehr erfolgreichen Theaterstücken basieren und dass das keineswegs ein Nachteil sein muss.“ Den Ausschlag für das endgültige Ja des Komponisten zu dieser Idee gab schließlich die von Sturminger vorgelegte Montage/Collage aus Horváths Text und eigenen Passagen. Gruber griff zum Notenstift und verwirklichte mit viel musikalischem Gespür ein Werk über das er sagt: „Auf Grund der Tatsache, dass ich ja selbst als sehr „wienerisch“ gelte, habe ich darauf geachtet, klassische „Wiener Klischees“ zu vermeiden.

Natürlich sollen manche dieser Klischees erkennbar sein – ein Walzer wird immer ein Walzer sein – aber ich habe diese so stark verfremdet, dass sie dem Zuhörer nicht sofort bewusst werden.“ Dazu Intendant Pountney: „Das Stück ist davon geprägt, dass seine Menschlichkeit und sein Humor

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dem Zuhörer gerade genug Raum lassen, sich zu vergnügen – bevor das Messer sich mit subtiler und charmanter Genauigkeit ins Fleisch frisst.“

Das Gegenteil von Wurst ist Liebe Satirisch wird die Oper am Kornmarkt „Gloria von Jaxtberg“ erklingen. HK Gruber erzählt in einer wunderschönen Parabel auf allzu Menschliches die Geschichte eines Schweins namens Gloria, das sich in einen Metzger verliebt. Nachdem sie auf Grund ihrer Abartigkeit aus dem Saustall geworfen wird, trifft Gloria auf mancherlei skurrile Gestalten, die das Ferkel allerdings ermutigen die Suche nach dem Traumprinzen nicht aufzugeben.

Als sich Gloria in völliger Unvernunft schließlich doch ihrem Metzger hingeben will, wird sie in einer „last minute“ Aktion von dem Wildschwein Rodrigo gerettet. Das ungleich behaarte Paar lebt schließlich glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

Abgesehen von der glücklichen Rettung werden wohl viele Menschen in diesem Plot wesentliche Teile ihres eigenen Schicksals wiedererkennen.

Das Bühnenbild stellt einen kuriosen Metzgerladen dar in dem fünf menschliche Würstchen auftreten, eine Big-Band wird verschiedenste musikalische Stile miteinander verbinden und die Kernaussage, die Regisseur Frederic Wake-Walker beherzt inszenieren wird, ist: „Menschen sind oftmals fähig sich ohne das Vorhandensein äußerer Einflüsse selbst zu verleiten oder zu verführen. Einfach ausgedrückt sind wir letztlich in Haut verpacktes Fleisch. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht träumen können.

Denn das Gegenteil von Wurst ist Liebe.“

Wenn der Vater mit dem Sohne – Oper für jung und alt Die Familien-Oper bietet ausgezeichnete Musik und eine entzückende Geschichte für die gesamte Familie – egal ob Jung oder Alt, ob Groß oder Klein. In beiden Stücken wird eine schicke und exotische Gesellschaft mit

einer ärmlichen Kreatur konfrontiert, die nichtsdestotrotz etwas Wunderschönes und Wichtiges zu sagen hat.

Das altertümliche chinesische Volksmärchen Le Rossignol (Die Nachtigall) ruft uns in Erinnerung, dass wahrhaftige Schönheit auch in einem schlichten Lebewesen innewohnen, und nicht alles in der Welt durch Technik ersetzt werden kann. Das Wunderbare an solchen Geschichten ist: Sie mögen Jahrhunderte alt sein, aber haben uns heutzutage trotzdem etwas Bedeutsames zu sagen.

Strawinskys kunstvolle und exotische Musik erfasst perfekt den Zauber dieser Geschichte um einen altertümlichen Herrscher, seinen seltsamen Hofstaat und einen kleinen Vogel, dessen wunderschöner Gesang schließlich das Leben des Herrschers rettet.

Der andere Vogel in unserer Familien-Oper L’Hirondelle inattendue (Die unterwartete Schwalbe) ist ebenso eine ärmliche wie ungepflegte kleine Kreatur mit einem nicht ganz makellosen Ruf, die trotzdem ihren Platz im Paradies beansprucht, zum Erstaunen einer arroganten und eitlen Bevölkerung. Diese typisch französische Komödie – skurril und surreal – lässt einen Hauch von Montmatre hinüber zu den goldüberzogenen Lebewesen des Paradieses wehen.

Das Leben am Rande der Milchstraße – Sitcom-Oper 2014 Bei TV-Programmen ist der Verweis, dass es sich um eine Sitcom handelt, für viele Zuseher bereits eine unverhohlene, unmissverständliche Drohung. Eine bunte Suppe dünner Dialoge, vorgebracht von oftmals mäßigen Schauspielern, in improvisierten, wackelig aussehenden Bühnenbildern, soll mit penetrant eingespieltem Applaus die Zuseher zum Lachen bringen und das Fremdgenieren für den präsentierten Schmarrn von Werbeblock zu Werbeblock so erfolgreich unterdrücken, dass man auf der TVFernbedienung nicht verrückt spielt und diese virtuelle Welt fluchtartig verlässt.

Aber, und das ist jetzt ein großes Aber, es gibt auch viele Sitcom-Fans. Oftmals sind sie das heimlich wobei deren anfängliche 71

Leidenschaft gelegentlich sogar in eine Art Junkietum mündet. Der gebürtige Osttiroler Berhard Gandler, ein eigenwilliger, spannender und erfolgreicher österreichischer Komponist Baujahr 1969 bekennt sich offen zu dem Genre Sitcom und hat sich der „fast unmöglichen Aufgabe verschrieben Oper und Sitcom miteinander zu verschmelzen.“ Dieses Vorhaben ist als ebenso mutig wie spannend anzusehen. Mathias Lósek, künstlerischer Leiter von WIEN MODERN, hat den Komponisten somit beauftragt eine skurrile Sitcom-Oper zu kreieren.

Der Inhalt klingt vielversprechend und macht wohl auch Nicht-Sitcom-Fans neugierig. Die Sitcom-Oper spielt in der bunten und skurrilen Lebens- und Arbeitswelt eines Büros für Zukunft, welchem die Schließung droht, sollte es nicht im Rahmen einer durch Brüssel verordneten begleitenden Evaluierung und Effizienzprüfung einen neuen Weg einschlagen.

Die Verbindung von Arbeits- und Lebenswelt zu einem einzigen Raum, einer Bühne, einer Kantine, ja, wenn man so will einem Sofa, ist paradigmatisch für die Zeit in der wir leben und arbeiten. Die Sitcom-Oper beleuch-

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tet jenes Feld, welches symptomatisch ist für unsere performative Zeit. Beamtentum, Evaluation, Bürokratie, Zukunft der Arbeit, Zukunft des Denkens, Zukunft der Zukunft.

Zimperlich geht Komponist Gander mit Klängen und Bühnenmitteln wahrlich nicht um. Ob akustisch oder elektronisch schaben und sägen Streicher mit fast zorniger Hingabe, turnen glucksende Bassetthörner durch alle Lagen oder ächzt und jault ein Akkordeon.

(Wahre) Kunst aus der Zeit Im Rahmen der KAZ Schiene, Kunst aus der Zeit, wird das Werk Trans-Maghreb zur Uraufführung kommen. Es ist die Geschichte des Bauunternehmers Anton Corwald, der 2011 seine Leute nach Libyen schickt, um eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für Gaddafis Regime zu errichten. Kurz darauf bricht der Aufstand gegen den Diktator aus, die Bauleute finden sich in den Wirren des Bürgerkriegs wieder. Ohne Information, Arbeit und Kommunikation nach außen werden sie im Baustellen-Camp festgehalten und ihre Lebensmittel rationiert. Einzige Hoffnung bleibt, dass Corwald einen Weg findet, seine Männer außer Lande zu schaffen.

LEBENS WEISE Tipps

Peter Herbert schuf die Musik zu der Novelle Trans-Maghreb von Hans Platzgumer, welche in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung als „flirrendes Nachdenken über unsere unübersichtliche Gegenwart“ gewürdigt wurde und 2012 darüber hinaus den Titel „Bucherzählung des Jahres“ in eben diesem Medium für sich verbuchen konnte.

Die Orchesterkonzerte

Für die Bregenzer Festspiele 2014 wird die Geschichte als Libretto umgesetzt. In einer begehbaren Operninszenierung mit arabischer und westlicher Musik werden die Ängste, Hoffnungen, das Schicksal der in der Wüste Eingesperrten zu einem nachempfindbaren Erlebnis für das Publikum.

Die Musik des Komponisten unserer Oper im Festspielhaus, HK Gruber, wird im zweiten Konzert zu hören sein. Ulf Schirmer kehrt für das dritte Konzert an das Dirigentenpult in Bregenz zurück. Ein Konzert, das eine Auswahl von Komponisten aus Wiens zartbitter Musiktradition, von Zemlinsky bis Lehár, zusammenbringt. Schirmers Rückkehr nach Bregenz in meiner letzten Saison ist besonders passend, da unsere erste Zusammenarbeit auch in Bregenz stattfand – im Jahr 1989 bei dem von mir inszenierten Spiel auf dem See „Der Fliegende Holländer“.

Einmal mehr beweisen die Bregenzer Festspiele damit, dass ein heutiges Kulturschaffen sich auch über Themen drüber trauen kann, und wohl auch soll, die in ihren Auswirkungen unsere wirkliche Lebenswelt beeinflussen. Entgegen der oft praktizierten Tendenz bei einem Sommerfestival nur Lart pour lart zu produzieren um Menschen an hoffentlich lauen Sommerabenden reine Unterhaltung zu bieten.

Bernhard Gander

Intendant David Pontney: „Unser Konzertprogramm wird mit dem Gedenken an den Ausbruch des ersten Weltkriegs eröffnet, der den Beginn gewaltiger Umwälzungen des 20. Jahrhunderts markiert. Feiern wäre hier nicht das richtige Wort.

Mein Abschied von Bregenz wird bei einem Konzert des Symphonieorchesters Vorarlberg am 24. August gefeiert – und dieses Mal bin ich mir sicher, dass dies das richtige Wort ist – ein Konzert, welches garantiert ein besonderer Höhepunkt wird.“

David Pountney

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Feste feiern wie sie fallen Kultur, Kulinarik, wissenswerte Informationen und Produktpräsentationen aus allen Lebensbereichen! Das bietet die „Senior aktuell“ ihren jungen und jung gebliebenen Gästen!

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uch heuer wird sich die Wiener Stadthalle von 26. bis 29. März in der Zeit von 9 bis 18 Uhr bereits zum über 40ten mal in einen Ort der Begegnung verwandeln. Zum Plaudern, Freunde treffen, neue Bekanntschaften schließen, sich von namhaften Künstlern (fast) aller Sparten unterhalten lassen und natürlich zum Schlemmen und Genießen feinster Leckerbissen von der „Haßen“ bis zum Eintopf. Und, um die Angebote von über 220 Ausstellern aus den Bereichen Dienstleistungen und wundervolle Produkte zu sondieren.

Alles, was das Herz begehrt Vom Kraftfahrzeug bis zur Mode, von Angeboten aus der Freizeitwelt bis hin zu Schöner Wohnen-Trends, sowie Schönheits- und Reisetipps, verwandeln die 4000 bespielten Quadratmeter in eine Erlebniswelt der besonderen Art. Eine Sonderschau „Genießen Sie Wien“ – wer weiß schon alles – wird unsere Donaumetropole einmal mehr in ihr bestes Licht rücken und bringt sicher ein paar neue Tipps für Jedermann, in einem Workshopcenter kann man an diversen Fachvorträgen, aber auch Aktiv-Workshops teilnehmen.

An den ersten drei Tagen werden jeweils ein Schwerpunktthema für ein Informationsplus sorgen: „Sicher ist sicher: Sicherheit zu Hause und auf Reisen“ (26.3.), „Lebe, liebe, lache: schön und gesund mit Humor“ und „Himmlische Genüsse – grenzenlos genießen ohne Reue“ (27.3.) werden jeweils in ihrem Bereich neueste Erkenntnisse und vergessenes Altbekanntes vermitteln.

Der Veranstalter, die Wirtschaftskammer Wien, hat bei der Auswahl der Anbieter einmal mehr eine feine und sichere Hand be74

wiesen, damit für wirklich jeden Geschmack das Passende dabei ist. Herz, was willst du mehr?

Kultur und Unterhaltung pur – einige Highlights Auf der großen Bühne geben sich jede Menge bekannte und beliebte Stars ein Stelldichein! Professor Hademar Bankhofer wird in seiner unvergleichlichen Art referieren und natürlich alle Fragen beantworten, die ihm entgegengebracht werden, unser junger, hübscher Schlager Shooting-Star Alexandra Lexer wird mit ihren Melodien verzaubern (27.3). Entertainer Alex Kristan (27.3.) wird sein Bestes zum Besten geben, Johnny Favourit (26.3) wird mit heißem Rock´n Roll echtes Kribbeln in Beine und Herzen rocken.

Selbstverständlich wird auch die reiche deutsche Schlagerwelt nicht zu kurz kommen! Dafür werden Lady Sunshine & Mr. Moon (28.3) sorgen. Und weil wir alle gerne einen kleinen Blick in die Zukunft riskieren wird die Astrologin Eva Vaskovich-Fidelsberger mit ihrer großen Astro-Show die Sterne tanzen lassen (29.03.). Für alle Liebhaber klassischerer Klänge werden Kammersängerin Dagmar Truxa und Professor Günter Frank (29.3.) ein Best-of-Programm präsentieren.

Informationen sammeln, Neues kennenlernen und erleben, einfach leben! Wer einmal auf der „Senior aktuell“ war, kommt sowieso wieder, wer es bisher versäumt hat, sollte es künftig nicht mehr tun!

Weitere Informationen: Informationsverband SENIOR AKTUELL Schwarzenbergplatz 14, 1040 Wien Tel.: 01/51450-3249 info@senior-aktuell.at

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Bauen, Sanieren, Wohnen mit Wohlgefühl Wohnkomfort ist nicht (nur) eine Frage ansprechender Architektur.

Die „inneren Werte“ jedes Gebäudes haben daran entscheidenden Anteil.

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as Wohlgefühl in einem Raum wird maßgeblich von mehreren Aspekten mitbestimmt“, weiß der Bauphysiker Dipl.Ing. Gerhard Burian aus langjähriger Berufserfahrung: „Luftqualität, Strahlungsgleichgewicht, Schall- und Wärmeschutz.“ Sozusagen „innere Werte“ eines Gebäudes oder einer Wohnung, die man zwar nicht sehen – aber umso deutlicher fühlen kann.

Norm einhalten oder überschreiten, das ist hier die Frage Dabei geht es nicht nur um die selbstverständliche Einhaltung von gesetzlichen Normen der Bauordnung, etwa bezüglich Schall- und Wärmeschutz, sondern um das Wohlbefinden an jenem Ort, an dem man den vielleicht wichtigeren Teil seines Lebens verbringt: das Familiär-Private. Die Gesetzeslage ist eine Rahmenbedingung, deren Einhaltung aber in manchen Punkten individuellen Bedürfnissen sicher nicht genüge tut. Ein einfaches Beispiel: „Wenn ein Haus vorwiegend aus Beton und Glas gebaut ist, kann das akustisch katastrophale Auswirkungen haben. Das bemerken sie, wenn

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sie in ihrem schönen neuen Wohnzimmer zum ersten mal die neue Stereoanlage aufdrehen und feststellen, dass der Klangsalat, der ihnen zu Ohren kommt, eine herbe Enttäuschung ist; das erste was sie dann tun werden, ist auf den Architekten schimpfen.“ Um sich das zu ersparen bedarf es eines Spezialisten seines Genres, wie Gerhard Burian, der Hand in Hand mit einem zeichnenden Könner sein Augenmerk fest auf die unsichtbaren inneren Werte des neuen Eigenheims legt. Ein anderes Beispiel: „Die Grenzwerte von permanenten Haustechnikgeräuschen liegen gesetzlich bei 25 Dezibel.

Durch dichtere Fenster und thermisch besser abgedichtete Wände dringen, was ja positiv ist, weniger Geräusche von außen nach innen. Dadurch werden der Unterschied zu den hauseigenen Dezibel allerdings naturgemäß erhöht und diese als durchaus störend wahrgenommen.“ Abhilfe schaffen hier nur Schallschutz-Maßnahmen die zunächst ein Mehr an Kosten, allerdings danach ein vielmehr an Komfort bedeuten anzubringen.

Umbauen und sanieren Und wenn in der bestehenden Wohnumgebung dämmende Ergebnisse als mangelhaft empfunden werden? „Nachrüsten! Man kann nicht alle Störfaktoren restlos beseitigen, das wäre eine Illusion, aber man kann große Verbesserungen erzielen.“ Dies gilt für Wohnungen ebenso wie für Ein- oder Mehrfamilienhäuser bzw. Bürogebäude. Eine genaue Analyse, ein angemessener Kostenvorschlag, alle behördlichen Genehmigungen sowie die Überwachung der professionellen Durchführung liegen nach kompetenter Beratung in den Händen des ZT-Büros Gerhard Burian, der sich in dieser Funktion einen Ruf als Spezialist „für alle Fälle“ geschaffen hat. „Weil weniger (an Belästigung) mehr ist“, wie Gerhard Burian in Abwandlung eines alten Sprichwortes lächelnd betont.

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Klangvoll, lebendig und vielseitig!

So präsentiert sich das Tonkünstler Orchester Niederösterreich bereits seit mehr als 100 Jahren dem Publikum im In- und Ausland. Und spannt dabei einen musikalischen Bogen von der Klassik bis zur Moderne und Zeitgenössischem.

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ein zweites Symphonieorchester dieses Landes kann mit einem so vielfältigen Repertoire aufwarte wie das Tonkünstler Orchester Niederösterreich. Diese regelmäßige Pflege, zum Teil grundunterschiedlicher Stile mag mit ein Grund dafür sein, dass die Musikerinnen und Musiker dieses Orchester im Ensemble zu einem unverwechselbarem Klangbild gefunden haben, dass man, bereits nach ein paar Takten, mit geschlosse-

nen Augen wieder zuerkennen vermag. Ob man sie als Festival Orchester im Schloss Grafenegg, im Festspielhaus St. Pölten oder im Wiener Musikverein erlebt, ihre regelmäßig bespielten Residenzen, mit Beethoven oder einer Uraufführung Kurt Schwertsiks, es ist immer das beseelte Musizieren dieser Truppe welches im Herzen des Publikums harmonievolle Resonanzen erzeugt.

Im Februar dieses Jahres absolvierten sie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada eine England Tournee.

Birmingham, Edinburgh, Manchester und London waren die Stationen. Unmittelbar 78

nach der letzten Tournee auf die britische Insel 2011 erfolgte eine Wieder Einladung, und einmal mehr begeisterte das österreichische Orchester ihr dortiges Publikum.

Sonntag-Konzerte im Musikverein Im Wiener Musikverein steht in der schon traditionellen Reihe der Sonntag Nachmittagkonzerte in naher Zukunft einige spannende künstlerische Begegnungen am Programm.

Ferhan und Ferzan Önder, die ebenso schönen wie tastenvirtuosen Schwestern werden unter der Leitung des Chefdirigenten am 6.4.2014 16 Uhr Felix Mendelson Bartholdys Konzert für zwei Klaviere und Orchester in as-Dur interpretieren, ebenso am Programm steht die „italienische“ Symphonie in a-Dur Opus 90. Am Sonntag, dem 27.4.2014, wird die Violinistin Viviane Hager unter der Leitung von Julien Salemkour Béla Bartóks Konzert für Orchester und Violine Nr.2 erklingen lassen. Bedrich Smetanas „Mein Vaterland“ eine Art symphonischer Dichtung, komplettiert nach einer Programmeinführung durch Ulla Pilz dieses musikalische Feuerwerk. Am Sinntag den 11.5. wird unter dem Dirigat von Michael Schönwandt Radek Babórak Richard Strauss‘ Konzert für Horn und Orchester No. 1 in es-Dur Opus 11 geben, davor werden die Tonkünstler Benjamin Brittens Sinfonia da Requiem Opus 20 intonieren. Am 25.5 werden nach einer Einführung von Haide Tenner die Mezzosopranistin Stella Doufexis, der Bariton Nikolay Borchef mit dem Burgtheaterstar Nicholas Ofczarek als Rezitator unter dem Dirigenten Jun Märkl die Stufen zur Bühne erklimmen um Auszüge aus Claude Debus-

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sys Lyrischem Drama in fünf Akten „Pelléas et Mélisande“ zum Besten zu geben. Arnold Schönbergs Symphonische Dichtung „Pelleas und Melisande“ Opus 5 wird im zweiten Teil des Konzertes erklingen.

Schwungvoll in allen stilistischen Formen daheim Doch der Highlights nicht genug. Im großen Abend-Abo wird in 4 Konzerten (Start 4. April) das gesamte Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy beleuchtet werden. Jugendliche Frische und Lebensbejahung durchziehen das gesamte Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy, der mit seinem umfangreichen Werk einen der wertvollsten Schätze des Orchesterrepertoires schuf. Umso schöner ist es, die Tiefe und Vielfalt seiner Musik gleich mehrfach im Konzert zu erleben. Mit einem breit gefächerten Programm – erweitert um ein neues Werk von Iván Eröd – beleuchten die Tonkünstler, Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada sowie erlesene Gäste zum Beispiel der Sopranistin Mojca Erdmann an vier Abenden Mendelssohn Bartholdys Musikwelt in all ihren schillernden Facetten.

Mit der Saison 2014/15 gehen das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich und sein Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada in ihre sechste und letzte gemeinsame Saison.

Mit der Uraufführung eines Tripelkonzertes von Bernd Richard Deutsch eröffnet OrozcoEstrada die kommende Saison, die er mit Anton Bruckners Te Deum im Juni 2015 beschließen wird. Weitere Schwerpunkte sind die Fortsetzung des Mahler-Zyklus, sowie Konzerte mit Werken von Strauss, Schostakowitsch und Mozart.

Weitere Informationen zu Konzerten & Tickets: www.tonkuenstler.at 79

Erfolgreich entschleunigen Mit seinem sonnigen, milden Klima, südlicher Gelassenheit, mediterranem Flair, einer unglaublichen Bergkulisse, einem Marktplatz mit beeindruckender Geschichte und der sprichwörtlichen „Lust am Leben“ ist Obervellach/Mölltal immer eine Reise wert.

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ie Marktgemeinde liegt, als Tor zum Nationalpark Hohe Tauern, im Mölltal auf der Südseite des Tauernhauptkammes in Kärnten und damit in einem der größten Naturschutzgebiete Mitteleuropas. Wilde und ursprüngliche Landschaften mit dem höchsten Berg Österreichs. Weite Gletscherfelder, Wasserfälle, die zu den höchsten der Welt zählen, und idyllische Almgebiete sind die Markenzeichen dieser Region. Durch diese Schönheit führen über 5.000 Kilometer bestens markierte Wanderwege.

Obervellach kann auf eine unglaubliche Geschichte zurückblicken, gehörte es doch unter Kaiser Maximilian I. zu den wichtigsten Orten seines damaligen Reiches. Rund um Obervellach wurde bis vor 200 Jahren Gold und Kupfer abgebaut und die Überreste dieser Arbeit können bei ausgedehnten Wanderungen besichtigt werden. Auch im Ortszentrum, dessen Häuser zum Teil noch aus dieser Zeit stammen, finden sich an

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zahlreichen Gebäuden Hinweistafeln, die an die Blütezeit des Bergbaus in der Region und geschichtliche Besonderheiten erinnern. Ebenso laden diverse Burgen und Schlösser zum Verweilen ein und erzählen ihre Geschichten.

Eines dieser Gebäude mit Geschichte und Geschichten ist das Oberstbergmeisteramt, das über 500 Jahre alt ist und von 1509 bis 1792 Sitz des Oberstbergmeisters, der höchsten Instanz des österreichischen Bergwesens war. Das repräsentative Haus geht auf Kaiser Maximilian I. zurück, wo er seinen Schwager Jan van Ellenberg zu einer Zeit als Oberstbergmeister einsetzte, als noch gut ein Drittel der Goldweltproduktion aus den Hohen Tauern kam.

Das schlossartige Gebäude verfügt über drei Etagen und wird durch ein Rustikalportal und den Arkadenhof geprägt, der im Stil etwas an Schloss Porcia in Spittal/Drau erinnert.

LEBENS WEISE Tipps

Das Oberstbergmeisteramt wurde liebevoll renoviert und einer neuen Verwendung zugeführt. Mit 11 modern eingerichteten Appartements ausgestattet, davon eines barrierefrei,

In einer gemütlichen Lounge im Erdgeschoss oder im hauseigenen Café können sich die Gäste bei einer Tasse heißer Schokolade, Kaffee oder einem Glas Wein entspannen.

die ihren Gästen jeglichen Komfort bieten und für 2-6 Personen geeignet sind. Je nach Wohnungsgröße werden 1-2 Schlafzimmer, ein Wohnschlafzimmer, Küche, Bad/WC angeboten. Sat-TV und Internetanschluss runden das Angebot ab. Unter dem Motto „Modern Wohnen in alten Gemäuern“ können sich, von jung bis alt, alle wohl fühlen.

Das Mölltal und Obervellach sind ein touristischer Geheimtipp, wer erfolgreich entschleunigen möchte, ist dort genau richtig.

Buchung und Information: Tel.: +43/675/ 844 777 401 www.oberstbergmeisteramt.com

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Frühling in der Seele Die Leseempfehlungen von Lebens:Weise für die nächsten Wochen.

David Frenkiel/Luise Vindahl: Die grüne Küche Erfrischend anders!

Sheila Heti: Wie sollten wir sein?

Eine Frau sucht sich selbst. Lesenswert.

Tomi Ungerer: Na so was?

Die ganze Welt ein Fragezeichen.

Sensationell!

Stefan Tillmann: Nie wieder Fußball!

Ein Muss für alle Fußballfans und ihre leidgeprüften Angehörigen.

Henning Ritter: Die Wiederkehr der Wunderkammer Das letzte Werk des großen Geisteswissenschafters.

Gerhard Jelinek: Schöne Tage 1914 Vom Neujahrstag bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges Bestseller des bekannten ORF-Journalisten Impressum

Herausgeber: Stefan Geszti und Gudrun Tielsch Chefredakteur: Stefan Geszti Mitarbeiter dieser Ausgabe: Eva-Maria Mandl, Wilfried Schöfer, Michael Haupt, Fabian Dembski, Michael Thomas, Barbara Hackl, Miriam Fischer Fotos: Nina Goldnagl, Seefestspiele Mörbisch, Bregenzer Festspiele, Rita Newman, Andreas Amsüss, Wilfried Schöfer, John Sobek, Bruno Klomfar, Dimo Dimov, Ingrid Götz, Karl Forster, studiohuger, Peter Strobl, Anja Köhler Mitteilung gem. § 25 Mediengesetz: Medieninhaber MetroCom Marketing Michael Thomas e.U., Herbeckstraße 62, 1180 Wien, office@metrocom.at, office@magazin-lebensweise.at Firmennummer: 299191m, UID: ATU 63637345, zu 100 Prozent.

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