Mo
http://www.wvbits.com/
M
ent
Medienkompetenz
Zeitschrift fĂźr die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer
Sommer 2016 / ₏ 2,50
2 _ Editorial, Impressum
Mo
Ment
Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen, SchülerInnen
Liebe Freunde unserer Schulzeitung MoMent,
der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer
diesmal gilt es, ein mehrfaches und ganz, ganz großes Dankeschön zu
Alltagsgeschehen deutlich abheben und sich grundsätzlichen pädago-
sagen!
gischen Themen widmen beziehungsweise Besonderheiten aus unse-
Denn einerseits ist unsere Botschaft um finanzielle Unterstützung nicht nur angekommen – sondern hat auch eine geradezu erstaun-
rem anthroposophisch orientiertem Schulgeschehens beschreiben. Diese Texte sollen nun im Herbst erscheinen: Denn angesichts die-
liche Bereitschaft zu helfen ausgelöst! Daher können wir nun freu-
ses Angebotes haben wir uns entschlossen, tatsächlich ein eigenes
dig bilanzieren, dass mit Hilfe Eurer Beiträge jedenfalls zwei Ausga-
Jahresheft für unsere Schule zu gestalten. In dem dann auch Chroni-
ben unserer Schulzeitung finanziell abgesichert sind. Einen derartigen
kales zum heurigen Schuljahr abgebildet werden soll.
Polster hatten wir schon lange nicht mehr! Zwei Ausgaben sind allerdings auch recht schnell erschienen. Und
Für diese MoMent-Ausgabe bleibt uns aber nur noch eines zu sagen: Ein dreifaches Danke! Danke! Danke!
auch wenn man sich angesichts dieser Großzügigkeit kaum noch ge-
Für das MoMent-Team herzlichst,
traut – so wollen wir doch noch einmal daran erinnern: Einen noch
Roman David-Freihsl
besseren Polster hätten wir, wenn für den Bezug des MoMent noch mehr Daueraufträge eingerichtet würden. Auch kleinere, aber regelmäßige Beträge helfen schon sehr! Gleichzeitig – und das ist das zweite große Danke – ist es diesmal auch gelungen, doch eine schöne Palette an Inserate zu gewinnen. Allen Inserenten sagen wir ein herzliches Willkommen in diesem, unserem Umfeld! Beides trägt dazu bei, dass wir uns mit ungeteilter Aufmerksamkeit der redaktionellen Arbeit widmen können. Und welche Freude berei-
Impressum:
tet uns diese! denn die Bereitschaft, uns mit Artikeln zu beschenken, ist geradezu unglaublich! Seien es SchülerInnen, LehrerInnen oder
Medieninhaber, Verleger, Herausgeber: Verein zur Förderung der
Eltern – auf allen Ebenen waren viele Menschen ohne zu Zögern be-
Waldorf-Gemeinschaft (VFWG),
reit, zu schreiben, zu dokumentieren oder auch einfach ihrer Begeiste-
Obmann Josef PrüllerDVR NR.: 7864 9742
rung Ausdruck zu verleihen. Und dafür gab es in unserer Schule in der
Absender: moment@waldorf-mauer.at
jüngsten Zeit ja tatsächlich einige tolle Anlässe.
1230 Wien, Endresstraße 100
Gleich zu Beginn diesmal ein Schwerpunkt über neue Medien – An-
Verlagspostamt: 1230 Wien / Zulassungsnummer: 13Z039641 M
lass war dafür eine Vortragsreihe von Uwe Buermann für SchülerIn-
MitarbeiterInnen: Brigitte Födinger E: moment@waldorf-mauer.at /
nen und Eltern, die für eine rege Diskussion und auch die eine oder
Roman David-Freihsl E: roman.freihsl@gmx.at / Karl Hruza
andere Initiative sorgte. Doch auch die anschließenden Beiträge über
E: karl.hruza@waldorf-mauer.at / Lena Artaker / Nadja Berke /
Aktuelles in Schule und Kindergarten waren derartig reichhaltig und
Ursula Dotzler / Peter Floquet / Peter Gluchi / Saskia Sautner /
vielfältig, dass sie den Umfang dieser MoMent-Ausgabe buchstäblich
Sabine Trierenberg
sprengten! Angesichts dieser reichhaltigen Fülle haben wir uns daher dazu ent-
Druck: Donau-Forum-Druck, 1230 Wien,
schlossen, ein paar Artikel aus dieser Ausgabe herauszunehmen. Aber
aus umweltfreundlicher Druckproduktion
dies sind keinesfalls Beiträge, zu denen man sagen müsste, sie seien
Kontoverbindung lautend auf: Redaktion Schulzeitung /
nicht so toll geraten – ganz im Gegenteil! Es sind Texte, die sich vom
IBAN: AT44 2011 1822 2175 1000 / BIC: GIBAATWWXXX
http://www.waldorf-cottbus.de/media/1554/buermann.jpg
Medien _ 3
E
rst das reale Leben aufnehmen
Vortrag „Medienkompetenz“ von Uwe Buermann in der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Gemeinschafts-Text: Lena Eichberger, Ines Kanka, Christina Schwab, SchülerInnenmütter 1. Klasse
Am 14. März 2016 fand im großen Festsaal ein Vortrag von Uwe
Schutzmechanismus. Zu erzählten Geschichten entstehen vor dem
Buermann zum Thema „Umgang mit Medien“ für die Eltern der
inneren Auge eines jeden Kindes eigene Bilder – abhängig vom je-
1. bis 4. Klasse statt.
weiligen Entwicklungsstadium. Daher ist es lt. Buermann auch in
Herr Buermann legte in sehr kurzweiliger, humoristischer Weise und anhand vieler Beispiele aus seinen persönlichen Erfahrungen
Ordnung, wenn jüngere Kinder die Geschichten älterer Geschwister mithören.
dar, warum der Medienkonsum für Kinder bis zum 10. Lebensjahr im Idealfall gar nicht stattfinden sollte (Bücher und Sprache ausgenommen) und warum unser eigener Medienkonsum von vor 30, 40
Reale Welt und virtuelle Welt Die Medien haben sich im Vergleich zu unserer Kindheit in vie-
Jahren überhaupt nicht mit dem heutigen Angebot vergleichbar ist,
lerlei Hinsicht drastisch geändert. Wir wuchsen weitestgehend
weshalb wir nicht von unserer erinnerten Kindheit auf die Situation
„analog“ auf. Das Medienangebot war begrenzt und als Fiktion er-
unserer Kinder schließen sollten.
kennbar. Die Informationen von Nachrichten beispielsweise waren möglichst sachlich gehalten, da sie rein auf sprachliche Informati-
Bilder, Musik und Worte in der kindlichen Entwicklung Zunächst wies Herr Buermann auf einige entwicklungspsychologische Gegebenheiten hin, die es zu berücksichtigen gilt, wie beispielsweise die Tatsache, dass alle Menschen eine „optische Bio-
on beschränkt waren. Vor allem jedoch waren Kinder vor 30 bis 40 Jahren noch nicht Zielgruppe des Medienmarktes. Heute richtet sich der Markt auch bzw. vor allem an junges Publikum: War viele Jahre lang das „Sandmännchen“ die einzige Serie,
grafie“ bilden, in der alle jemals gesehenen Bilder abgespeichert
welche sich an Vorschulkinder richtete, so existieren seit 1997 Seri-
werden. Daneben besteht so etwas wie ein „kollektives Unterbe-
en wie „Teletubbies” für Kleinkinder ab dem Sitzalter sowie BabyTV
wusstsein“, auf das jeder Mensch zugreift. So haben Kinder z.B.
für Säuglinge. Aktuell besitzen in Deutschland 46% der Kinder zwi-
recht bald einen Begriff von einem „Räuber“, ohne meist jedoch
schen 6 und 13 Jahren einen eigenen Fernseher.
selbst eine konkrete Erfahrung damit zu verbinden. Der Zugriff auf
Der Aufnahme virtueller Bilder muß das analoge Erleben der Welt
das kollektive Unterbewusstsein weicht allerdings mit zunehmen-
vorausgehen, da erst durch dieses Erleben die Fähigkeit zur Unter-
dem Alter den individuell angesammelten Seherfahrungen.
scheidung zwischen Realität und Fiktion entwickelt wird: Erst die
Auch ist es lt. Buermann Kindern bis zum 10. Lebensjahr (im Gegensatz zu uns Erwachsenen) unmöglich, bildhafte Eindrücke ihrer Umgebung auszublenden. Sie nehmen ausnahmslos alle Bilder
Fähigkeit, zu erkennen, was nicht echt sondern Film oder Spiel ist, bedeutet Medienkompetenz. Diese Kompetenz ist auch der Schlüssel dazu, nicht in eine Me-
wahr, die ihnen begegnen. Erst ab dem 10. Lebensjahr wird die Fä-
dienabhängigkeit zu geraten: Sämtlichen Mediensüchten ist ge-
higkeit, Unwichtiges oder Ungewolltes auszublenden, entwickelt.
meinsam, dass das virtuelle Leben für Betroffene wichtiger wird
Auch Musik (der wichtigste Emotionsträger in Filmen und bei Hör-
als das reale und die tatsächliche Existenz oft nicht mehr bewäl-
spielen) zwingt bestimmte Empfindungen auf. Bilder und die dazu-
tigbar scheint. Zuerst müssen Kinder daher das reale Leben ken-
gehörige Musik erzeugen in den Kindern Emotionen, die sie unge-
nenlernen. Erst wenn sie wirklich gesehen, gehört oder gerochen
schützt aufnehmen und sofort ungefiltert im Gehirn abspeichern.
haben, wie ein Ritter auf dem Ritterfest in seiner Rüstung schnauft
Durch die emotionstragende Musik werden also jegliche Bilder – so
und schwitzt, können sie erkennen, dass der im Kampf lässig Saltos
harmlos sie auch sein mögen – an die transportierten Emotionen
schlagende, stets wie aus dem Ei gepellt aussehende und ohne Er-
gekoppelt.
müdung stundenlang kämpfende Filmheld nicht echt sein kann und
Anders bei der reinen Sprache: Solange sie im Erzählmodus oder in emotionsneutralem Tonfall gehalten ist, haben die Kinder einen
dessen Leistungen nicht der Maßstab für die Realität sind. Mit der Idee „Ich lasse mein Kind nur Tier-Dokumentationen an-
4 _ Medien
http://bilder.4ever.eu/
sehen“ brachte Herr Buermann ein weiteres, sehr anschauliches
der analogen Welt, wie das noch auf uns zutraf, oder in der virtuel-
Beispiel zum Thema: Kinder, die ihre ersten Natureindrücke über
len Welt, die – oft unbemerkt – schon in unzählige Lebensbereiche
den Fernseher machen „dürfen“, sind bei Ausflügen in den Wald
Einzug gehalten hat und uns das alltägliche Leben immer komfor-
und über Wiesen oftmals sehr enttäuscht. Die Ursache hierfür ist
tabler, dadurch aber sinnlichkeitsentrückt erfahren lässt.
einfach erklärt: In einem Dokumentarfilm sehen wir innerhalb von z.B. 50 Minuten die Zusammenschnitte jahrelanger, geduldiger
Medienkompetenz als Erziehungsziel
Filmaufnahmen von Tierbeobachtungen (zum Beispiel Geburt und
Auf den Punkt gebracht, bedeutet Medienkompetenz, frei von
erste Lebenswochen junger Füchse). Der Wald erscheint in diesen
jedem zwanghaften Drang zum Medienkonsum zu sein, die Menge
Filmen also voller Tiere, die in jeder Lebenslage gut zu beobachten
und den Zeitpunkt des Konsums entscheiden zu können sowie auch
sind. Gehen wir allerdings mit unseren Kinder in den Wald, entde-
immer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können.
cken wir zwar vielleicht wirklich einen Fuchsbau, nur tollt leider Fa-
In diesem Sinne sei Medienkompetenz nicht zu verwechseln mit
milie Fuchs nicht davor herum. Auch warten nicht in jedem kleinen
einer simplen “Wisch-Kompetenz”, welche Kinder heute nach nur
Teich Ringelnattern darauf, dass wir mit unseren Kindern vorbei-
wenigen Lebensmonaten aufweisen, oder das Beherrschen anderer
kommen, und Steinböcke lassen sich bei Bergwanderungen nur
technischer Fertigkeiten, um sich in diversen virtuellen Welten zu
selten blicken.
bewegen. Das zu frühe Heranführen der Kinder an die mediale Welt führte
Herr Buermann empfiehlt daher, unseren Kindern die Möglichkeit
bisher weniger zu einem souveränen Umgang mit der Materie son-
zu geben, das reizvolle, reale Leben als Primärerfahrung aufneh-
dern viel mehr zu weit verbreiteten Abhängigkeiten in der Genera-
men zu dürfen, anstatt komprimiertes Filmmaterial von 10 Jahren
tion der Heranwachsenden. Genausowenig führen allerdings eine
als reales Leben und Treiben im Wald vorzuzeigen und bringt sich
„Bewahr-Tendenz“ oder strikte Verbote zu einem kompetenten
selbst als Beispiel ein:
Medienumgang, warnte Buermann. Aus seiner Sicht stellt vor allem in den ersten zehn Lebensjahren eine weitgehende Medienabsti-
Bevor Buermann seiner Tochter das Ansehen von Tierdokumen-
nenz (Radio, CD, Fernsehen, PC-Spiele, Internet und Fotoapparat…)
tationen über den Wald gestattete, verbrachte er mit ihr 3 Tage
die Basis dar, um einen gesunden, entspannten Umgang mit der
hintereinander für jeweils einige Stunden auf einem Hochstand.
Medienwelt zu entwickeln.
Alles, was sie in diesen vielen Stunden beobachten durften, waren
Weiters bedürfe es auch eines verantwortungsvollen Umgangs
ein paar Vöglein und als Höhepunkt am letzten Tag ein Mäuslein,
der Erwachsenen mit ihren eigenen medialen Geräten, die bewusst
das sich über die Brotkrümel unter dem Hochstand hermachte und
als „Arbeitsinstrumente“ gehandhabt und ein souveräner Umgang
damit einen kleinen Einblick in ein Mäuseleben gestattete.
damit gepflegt werden sollte, um für die Kinder eine bestimmte
Als die Tochter dann die Dokumentation über den Wald ansah,
Haltung erlebbar zu machen.
stellte sie sehr rasch fest, dass sich diese Aufnahmen nicht tatsächlich so zugetragen haben konnten, wie sie im Fernseher zu sehen waren. Die Fähigkeit, zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können, war damit in ihr angelegt.
Mediale Welt als Sog und der damit einhergehende soziale Druck Zum Abschluss wies uns Herr Buermann auf das Phänomen hin, dass seiner Erfahrung nach ungefähr ab der 4. Klasse der Besitz von Smartphones etc. (und neuer, zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
Als Fazit gab Herr Buermann uns Folgendes mit auf den Weg: Entscheidend ist, wo die Kinder ihre Primärerfahrungen machen: in
bekannter Medienprodukte) in einer Klassengemeinschaft aktuell würde und dadurch ein enormer sozialer Druck entstünde. Aus sei-
Medien _ 5
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in Sog, der ins Leere führt
Was neue Medien mit unseren Kindern machen Text: Elisabeth Platzer
ner Sicht sei es empfehlenswert, sich als Elternschaft
Vor Jahren durfte ich eine Reihe von Erstklässlern unterrichten, die so erfüllt
Gedanken über eine schriftliche Einigung zu machen,
waren von dem, was sie in der Schule erlebt hatten, dass sie, kaum zuhause
in welcher der Verzicht auf die Verwendung dieser
angekommen, „Schule“ spielten, begeistert Hausübungen machten oder Ge-
Produkte durch die Kinder im schulischen Kontext
genstände suchten, die sie, passend zum Gelernten, am nächsten Tag mitbrin-
(also Schulweg und Zeit in der Schule) bis zur 8. Klas-
gen konnten.
se vereinbart wird. Auch könnte vereinbart werden,
Ja, hier hatte ein entscheidender neuer und oft sehnlich erwarteter Lebens-
dass bei gegenseitigen Besuchen der Kinder kein Me-
abschnitt begonnen: Durch den Schuleintritt verändert sich ein Kinderleben gra-
dienkonsum stattfinden solle, es sei denn, die Eltern
vierend, und das muss erst einmal verdaut und integriert werden. Auf der ande-
treffen bilateral abweichende Vereinbarungen. Durch
ren Seite wird in einer ersten Klasse intensiv gelebt und das Tun genossen, und
einen solchen Schulterschluss sei man als Elternschaft
dieses genussvolle Tun wird in den weiteren Tag hineingetragen. Mit dem Eintritt
am ehesten gegen die enorme Sogwirkung dieser me-
in die Medienwelt verändert sich das Leben ebenfalls in drastischer Weise.
dialen Geräte und Welten auf unsere Kinder gewapp-
In beiden Fällen betreten die Kinder eine neue Welt; in beiden Fällen bekom-
net – und damit gegen den ansteigenden sozialen
men sie Zugang zu einem Raum, der Unendliches zu bergen scheint: unendli-
Druck auf die Kinder („Alle außer mir haben schon ein
ches Wissen, unendliche Möglichkeiten – eine Art „Universum“.
Smartphone…!”)
Im Fall der Schule stehen an der Schwelle des Universums die Lehrer, die jeweils einen Teil dieses Wissens und Könnens verwahren und hüten und den ihnen
Soweit Herrn Buermanns Empfehlungen – sofern
Anvertrauten in dem Maße eröffnen, in dem es ihnen zuträglich oder „zumut-
es uns ein echtes Anliegen ist, unsere Kinder in ei-
bar“ ist, in dem es ihrer Entwicklung förderlich ist.
ner sinnlich-realen Welt entwickeln zu lassen, um sich
Diese Wächter an der Schwelle sind Menschen… Menschen mit einem lieben-
später von diesem Fundament aus mit der medial-vir-
den Blick auf diejenigen, die da wissbegierig hereinströmen. Lebendige Men-
tuellen Welt ins Verhältnis setzen zu können und kom-
schen, die, so gut sie es eben vermögen, den Kindern den Wissensraum zu-
petent zu reifen.
•
gänglich machen, sie lehren, unterstützen und anregen. Gibt es ein Thema, das über die Kompetenz des einen hinausgeht, können innerhalb des lebendigen Netzwerkes „Lehrerschaft“ andere diese Aufgabe übernehmen.
Angeregt durch den Besuch von Herrn Buermann
An der Schwelle zum „Medienuniversum“ steht, ist es einmal zugänglich ge-
hat an der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer, in der
worden, niemand! Keiner, der darauf achtet, dass die Inhalte in einer schritt-
Unter- und Mittelstufe, ein intensiver Austausch mit
weise erlebbaren, nachvollziehbaren und zuletzt verstehbaren Reihenfolge an
den Eltern begonnen. Tendenziell will man sich ge-
den Besucher herankommen. Der Raum hinter dieser Schwelle ist unvermittelt,
meinsam schriftlich ausmachen, die Kinder zu schüt-
schrankenlos und grenzenlos; er zieht das Kind wie ein Vakuum mit Macht in
zen, indem auf den Kauf eines eigenen Smartphones
seine Tiefen und lockt durch mannigfaltige kleine und große Sensationen im-
bis zu einer bestimmten Klassenstufe, im Idealfall 6.-8.
mer weiter in sich hinein.
Klasse, verzichtet wird. – Dazu ist noch anzumerken,
Dieser „Sog“ ist ein deutliches Merkmal, das ich an Kindern wahrnehmen
dass die Schule generell eine handyfreie Zone ist und
kann – in deutlichem Gegensatz zu dem beglückenden „Drang“, Erlebtes zu
es mit einer solchen Vereinbarung vor allem darum
verarbeiten.
geht, die Kinder auf ihren Schulwegen vor einem frei-
Der Sog zieht das Kind ins Leere. Die Freude hingegen, die am begleiteten ei-
en Zugang ins Internet zu schützen.
genen Tun entstehen kann, ermöglicht letztendlich schöpferische Selbstentfal-
Christine Bolleter
tung.
•
6 _ Medien
K
idz, lernz endlich Medien ;-) <3·<3 <3
Lasst Jugendliche mit den Ungeheuern im Datenmeer nicht allein! Sie brauchen Medienkunde in der Schule Der Autor BENEDIKT NARODOSLAWSKY leitet das Medienressort im Falter (aus Falter 7/16)
Als Kind las ich das Micky Maus-Magazin, es gab da diese drei
werden Außenseiterkinder in der Gruppe medial hingerichtet. Por-
kleinen Enten – Tick, Trick un4‘ Track. Die Drillinge waren Pfadfin-
noseiten wie Youporn prägen das Sexualverständnis von Puber-
der, wenn sie etwas nicht wussten, nahmen sie ihr „Schlaues Buch“
tierenden. Manche Verliebte senden auf Drängen ihres Verehrten
aus dem Rucksack und schlugen darin nach. Das Buch hatte auf
Nacktvideos, die später auf eben diesen Pornoseiten landen. Cy-
jede Frage eine Antwort. Wie hoch ist der Eifelturm? Wie lange
berbulling und Cybermobbing sind längst keine neuen Schlagworte
kocht man ein weiches Ei? Wie knüpft: man einen Seemannskno-
mehr. Seit Beginn dieses Jahres wird Cybermobbing auch gesetz-
ten? Selbst als Kind war mir klar: So etwas wie das „Schlaue Buch“
lich geahndet. Und im Lehrplan? Deutsch, Mathe, Biologie – alles so
wird es im echten Leben nie geben. Ein Lexikon, das alles weiß, hät-
wie immer. Medienethik, Medientechnik, Mediennutzung? Fehlan-
te Millionen Seiten und wäre so schwer, dass Tick, Trick und Track
zeige. jugendliche lernen komplizierte Formeln für Wahrscheinlich-
es nicht einmal gemeinsam tragen könnten. Das war Anfang der
keitsrechnungen, aber nicht, wie wahrscheinlich es ist, dass sie im
1990er-Jahre.
Internet zum Opfer werden.
Im Jahr 2001 wurde das Onlinelexikon Wikipedia gegründet, 2007 kam das erste iPhone auf den Markt. Ein Smartphone weiß nicht nur, wie hoch der Eifelturm ist, man kann mit Google Maps auch eine virtuelle Tour dorthin unternehmen und auf Booking.com eine
Wie sollen Kinder künftig seriöse Nachrichten von falschen unterscheiden können?
Unterkunft in der Nähe des Turms buchen. Ein Smartphone ist wesentlich leichter als das „Schlaue Buch“ und kann viel mehr. Inner-
Gerade in Zeiten wie diesen ist das Versäumnis der Bildungspo-
halb einer halben Generation ist die Utopie von damals übertroffen
litik völlig unverständlich. Lügen gegen Minderheiten verbreiten
worden. Bei weitem.
sich rasend schnell über die sozialen Netzwerke, Gerüchte werden
Das Internet hat unsere Gesellschaft: stärker umgeackert als Jo-
zu Geschichten und Geschichten zu geglaubten Wahrheiten. Ein
hannes Gutenbergs Druckerpresse jene des 15. Jahrhunderts. Der
Teil der Gesellschaft informiert sich schon heute nur noch auf Ver-
Dienst Uber stellt das Taxlergewerbe auf den Kopf, die Plattform
schwörungsseiten, die eine Parallelnachrichtenwelt hervorgebracht
Airbnb das Hotelgeschäft infrage, Amazon macht Buchläden über-
haben. Facebook. der Milliardenkonzern aus dem Silicon Valley,
flüssig. Vieles hat sich dramatisch verändert. Aber die Schule ist
zeigt seinen Nutzern nur, was sie sehen wollen. Die Filterblase wird
noch immer so wie damals.
immer undurchlässige, die Gesellschaft polarisiert sich immer mehr.
Seit einem Vierteljahrhundert gibt es Internet in Österreich;
Wie sollen Kinder künftig seriöse von falschen Nachrichten un-
man kann sich nur darüber wundem, dass es im Lehrplan trotz
terscheiden können. wenn es heute nicht einmal die Erwachsenen
des unübersehbaren und rasant fortschreitenden Wandels noch
schaffen? Wie sollen sie zu weltoffenen Menschen heranwachsen,
immer kein Pflichtfach Medienkunde gibt. Schließlich wird keine
die ohne Hass diskutieren und auch andere Meinungen zulassen?
·Generation stärker von Medien durchdrungen als jene, die eben
Wer macht sie auf die Problematik von Internetsucht und Daten
heranwächst.
missbrauch aufmerksam? Wer schützt sie vor Mobbern, Netzbe-
Kinder pflegen ihre Freundschaften auf Whatsapp, lernen mit Wikipedia und stellen sich auf Instagram und Youtube zur Schau. Wie gefährlich das Netz sein kann, lernen sie nicht. Sie werden vollkommen alleine gelassen. Ein paar Ungeheuer aus den Tiefen des Datenmeeres: Die Online-Propagandamaschine des Islamischen Staats verführt junge Menschen vor dem Bildschirm zum Extremismus. Über Whatsapp
trügern und pädophilen Chattern? Wer verrät ihnen, dass sie nicht alles glauben dürfen, was sie lesen. Klar, es gibt engagierte Lehrer, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und die Vermittlung von Medienkompetenz forcieren. Es gibt Initiativen wie Saferinternet.at, die Lehrern, Eltern und Schülern jenes Rüstzeug bereitstellen, das sie im Netz brauchen, um
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apa, Du musst das sofort löschen!
Was digitale Aufklärung in der Schule daheim bewirken kann Text: Roman David-Freihsl
Dieser Tage berichtete eine Schülerinnen-Mutter wieder ein-
Und dann eines Tages der verblüffende Moment: Die Kinder
mal von einer ordentlichen Girlie-Übernachtungsparty: Zehn Kids
kommen von der Schule nach Hause und fordern leidenschaftlich:
waren zu Besuch; von denen hatten vier ihre Smartphones mit. Die
„Papa, Du musst WhatsApp sofort löschen!“ Und Google geht auch
sechs „Phonefreien“ ließen es so richtig krachen und feierten, was
nicht mehr. Aber gar nicht. Weil „die saugen alles ab, da musst du
das Zeug hielt – die vier „Besmartphonten“ hingegen verkrochen
echt aufpassen!“
sich unter einer Decke und spielten, was der Akku hergab. Die Mut-
Nach dem Besuch von Uwe Buermann in der Schule sind sie es,
ter einer dieser vier Digitalisierten bekam das daheim auch live mit
die auf einmal zur Vorsicht mahnen und alternative Systeme ein-
– via WhatsApp. Ab Mitternacht klingelte eine Nachricht nach der
fordern. Das Schweizer Nachrichten-System Threema zum Bei-
anderen herein. Und in der Früh – gleich wieder dasselbe Spiel: Die
spiel, wo persönliche Daten deutlich zurückhaltender behandelt
sechs Mädchen in der „realen Welt“ haben Party – die anderen vier
und Messages nur direkt von Sender zu Empfänger verschlüsselt
bleiben in ihrer Digitalwelt und bekommen sonst nichts weiter mit.
unterwegs sind. Oder die „Duck Duck go“-Suchmaschine, die Infor-
Es ist das tägliche Ringen, das so viele von uns nur allzu gut
mationen aus Abfragen nicht automatisch weiter verwertet.
kennen: Die Omnipräsenz der digitalen Geräte – seien es Smart-
Die tatsächliche Umsetzung erweist sich dann natürlich als gar
phones, Pads oder Computer. Wie die jungen Menschen regelrecht
nicht so einfach: Denn bei vielen würde ein WhatsApp-Ausstieg
eingesaugt werden, ihre Mitwelt und die Zeit vergessen, wenn sie
die direkte Kommunikation abrupt abreißen lassen – wenn nicht
„nur ganz kurz“ etwas erledigen wollen und auf jede Ansprache
alle bereit sind umzusteigen. Und der eine oder andere Web-Affine
immer und immer wieder nur mit einem monotonen „gleich“ re-
skeptisch erklärt: „Das ist doch alles nur Voodoo!“
agieren. Stundenlang.
Doch es geht noch weiter: Vor ein paar Wochen kommt der
Und das in einer Lebensphase, in der es angesagt wäre, die Welt
Jüngste heim und fordert vehement von den Eltern: „Ihr müsst die
zu entdecken, die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entwi-
Vereinbarung unbedingt noch unterschreiben!“ Denn die meisten
ckeln! In den Hintern könnte man sich beißen: Warum nur ha-
anderen Eltern in der Klasse haben inzwischen schon zugestimmt:
ben wir nachgegeben und doch viel zu früh das „Touch-Handy“
Jener freiwilligen Vereinbarung nämlich, die dazu führen wird, dass
überlassen?
der Jüngste selbst ein eigenes Smartphone erst deutlich später in die Hände bekommen wird. Da ist schon eine eigene Dynamik entstanden. Das ist nicht mehr der Gruppendruck, anschaffen zu müssen, weil es „die anderen alle
>>
schon haben“. Jetzt geht die Bewegung auf einmal in die andere
Gefahren zu begegnen. Es gibt die Demokratiewerkstatt des
Richtung.
Parlaments, die Schüler gegen Propaganda wappnen will und
Auch wenn das tägliche Ringen mit den älteren Semestern wei-
ihnen zeigt, wie leicht man Information manipulieren kann. Und
ter geht. Der Sog ins Kastl hinein ist immer noch da. Und doch
es gibt die Sexualpädagoginnen, die im „Lovetour-Bus“ Schulen
hatte es diesen einen wichtigen Schritt in Richtung Bewusstseins-
besuchen und Pubertierenden erklären, dass menschenverach-
bildung gegeben. Würden die Eltern das gleiche predigen, würde
tende Hardcorepornos nichts mit liebevollem Geschlechtsver-
das nur abprallen. Wenn‘s aber von außen – in diesem Falle von der
kehr zu tun haben.
Schule – kommt, wird es immer noch leichter aufgenommen und
All diese Initiativen sind wichtig. Aber sie genügen nicht.
akzeptiert.
Wollen wir unsere Kinder schützen und zu mündigen Bürgern erziehen, werden wir in den Schulen um das verpflichtende Unterrichtsfach „Medienkunde“ nicht herumkommen.
•
Und was gibt es Schöneres, als wenn die Kids den Eltern zeigen, wo’s lang geht?
•
8 _ Medien
http://www.amusingplanet.com/2012/10/inside-googles-data-centers.html
W
Links:
ie Apps persönliche Daten absaugen – es gibt Alternativen
Watchlist Internet (https://www.watchlist-internet.at/)
Einen guten Überblick über den Umgang von Apps mit persönlichen
WhatsApp (https://www.whatsapp.com/faq/de/
Daten stellte kürzlich die help-Redaktion auf ORF.at zusammen:
iphone/28041111)
Text: Paul Urban Blaha, help.ORF.at
Threema (https://threema.ch/de/)
Kamera, Kontakte, Internetverlauf – der Datenhunger vieler
me machen“, so Behrens. „Die Rechte dazu hätte WhatsApp. Ob die
Smartphone-Apps ist schier unstillbar. Manche Programme, wie
Firma das auch tut oder nicht, weiß man nicht.“ Eine entsprechende
etwa WhatsApp, haben sogar die Möglichkeit, Handys fernzusteu-
Anfrage von help.ORF.at bei WhatsApp blieb unbeantwortet.
ern. Datenschutzbedenken haben allerdings nur wenige Nutzer. Das
Der Popularität des Instant-Messenger-Dienstes scheint der
Verlangen nach Bequemlichkeit schlägt oftmals das Bedürfnis nach
Datenhunger allerdings keinen Abbruch zu tun. Für zusätzlichen
Privatsphäre.
Komfort würden die Nutzer nur zu gerne auf den Schutz ihrer Da-
Immer mehr Menschen sind dazu bereit, für ein wenig mehr Bequemlichkeit fast gänzlich auf ihre Privatsphäre zu verzichten. Der Sofortnachrichtendienst WhatsApp mit über 800 Millionen Nutzern weltweit (eine Million davon in Österreich) bietet diesen Komfort und hat für viele E-Mail, SMS und MMS als bevorzugtes Kommunikationsmedium abgelöst. Dafür nimmt sich das Programm eine Unmenge an Zugriffsrechten, denen die Nutzer bereits zustimmen, wenn sie die App installieren, so Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist-Internet beim Österreichischen Institut für angewandte Kommunikation. „Auf ziemlich alles Zugriff, was es auf Handy gibt“ „WhatsApp kann direkt auf die Kontakte zugreifen, um zu sehen, wer das Programm sonst noch verwendet. Da man auch Sprach-
ten verzichten, so der Internetexperte. Datenschutzbestimmungen würden zudem ohnehin nicht gelesen. Schweizer App Threema als sichere Alternative Doch es gibt auch Alternativen. Die von einem Schweizer Unternehmen entwickelte Messenger-App Threema (für Android und iOS) etwa bietet auf mobilen Geräten, bis auf die Telefonie, alle Funktionen von WhatsApp – auf einem höheren Datenschutzniveau. Threema bietet mehr Privatsphäre und verschickt unter anderem alle Nachrichten ausschließlich verschlüsselt. Bisher wird die kostenpflichtige App (zwei bis 2,50 Euro) von vier Millionen Anwendern genutzt; 85 Prozent der Nutzer kommen aus dem deutschsprachigen Raum. Mit der Chat-App Signal (iOS und Android) können nicht nur
nachrichten versenden kann, hat das Unternehmen Zugriff auf das
Textnachrichten verschickt, sondern auch verschlüsselte Telefon-
Telefon. Man kann direkt Videos mit WhatsApp aufnehmen und
gespräche geführt werden. Ins Rampenlicht rückte die App, als Ed-
diese versenden. Daher hat das Unternehmen Zugriff auf die Kame-
ward Snowden im Herbst 2015 auf Twitter erklärte, er nutze Signal
ra. Da man Bilder versenden kann, benötigt WhatsApp Zugriff auf
„jeden Tag“.
den Datenspeicher. Somit hat WhatsApp auf so ziemlich alle Funktionen Zugriff, die es auf einem Smartphone gibt,“ so Behrens. Das Europäische Verbraucherzentrum sieht die Tatsache, dass WhatsApp die Kontaktdaten des Anwenders bereits bei der Installation auf die Server des Unternehmens kopiert, besonders kritisch. Auf diese Weise gelangt WhatsApp auch an Adressen und Telefonnummern von Personen, welche die Applikation weder nutzen, noch einer Weitergabe ihrer Daten zugestimmt haben. Selbst Kontrolle über Smartphone möglich
Berechtigungen vor Installation prüfen Internetexperte Behrens rät, vor der Installation einer App zu überprüfen, welche Zugriffsreche sich diese nimmt. Im Zweifelsfall sollte man sich auch die Sinnfrage stellen. „Ist es mir das wert, dass ich für eine Gratis-App mit meinen persönlichen Daten bezahle, oder ist es mir das nicht wert?“, so Behrens. So etwa im Falle einer Taschenlampen-App, die Zugriff auf Kontakte und Bilder möchte, diese aber für die Funktion des Leuchtens gar nicht braucht. Der Grundsatz, dass der Kunde bei Gratis-Apps mit seinen Daten
WhatsApp könnte laut Behrens sogar die Smartphones seiner
bezahle, während kostenpflichtige Apps die Privatsphäre respek-
Nutzer fernsteuern. „WhatsApp kann jederzeit auf das Mikrofon
tieren, stimme so nicht. „Das kann nur ein erster Hinweis sein. Ich
und die Kamera zugreifen. Das Unternehmen könnte daher theore-
rate grundsätzlich immer dazu, sich die Berechtigungen genau an-
tisch bei Gesprächen zuhören oder auch ungefragt Fotos oder Fil-
zuschauen, bevor man irgendetwas installiert“, so Behrens.
•
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http://www.gruenderszene.de/
F
Zitat aus: „Kinder stark für den Umgang mit Medien machen“ „Echte Medienkompetenz, die wir uns alle von Herzen wünschen, beginnt
acebook klaut alle Daten!
mit Medienabstinenz – nicht im Sinne der Bewahrpädagogik, nein, im Sin-
Eindringliche Warnungen von Uwe Buermann bei seinem Vortrag
ne der Fähigkeitsbildung, die es braucht, um Medien sinnvoll zu nutzen.“
für die Mittelstufen-SchülerInnen
http://ww w.zeit-fragen.ch/index.php?id=2163 (12.06.2016)
Uwe Buermann ging nicht gerade zimperlich um mit den Schüle-
„WhatsApp ist die schlimmste App weltweit“, so Buermann zu den
rinnen und Schülern der Mittelstufe unserer Schule, für die er einen
MittelstufenschülerInnen. „Denn alles wird mitgelesen und abgehört
eigenen Vortrag am 15. März 2016 hielt. Schnell machte er eine Be-
– schon beim Schreiben.“ Bei Mobbing-Fällen beantragen Richter in-
standsaufnahme: „Wer verwendet Instagram, SnapShot, Telegram,
zwischen bei WhatsApp alle Protokolle, die sie bekommen können.
Threema?“ – Vereinzelt wurde aufgezeigt. Buermann machte den Jugendlichen klar, dass hinter allen Apps,
„Facebook verwendet u. verkauft sämtliche Daten weltweit.“ – Anhand mehrere plakativer Beispiele versuchte Uwe Buermann
auch wenn sie kostenlos seien, reine Geschäftemacherei stün-
den Jugendlichen klarzumachen, dass jedes Posting gut überlegt
de, denn „außer von höchst guten Freunden kriegen wir nichts
sein müsse, um sich nicht später auf einem Werbeplakat oder ei-
geschenkt“, so Buermann. „Programmierer wollen auch etwas
nem Sonnenmilchprodukt wiederzufinden. Und dagegen könne
verdienen.“
man nichts tun, wurde den Klassen verkündet. Facebook greift auch
Für die Bezahlung der Spiele gebe es vier Möglichkeiten:
1. In-App Käufe. Kostenloser Download der Spiele. Um sie vor-
anzutreiben, bedarf es zusätzlicher Käufe 2. Permanente Werbung, 3. Bezahlung mit persönlichen Daten, 4. Einmalige Bezahlung einer App ermöglicht Offline-Spiel. Uwe Buermann warnte, dass alle Daten „geklaut“ werden könnten. Beim Download jeder App seien vorher die Rechte zu akzeptieren. Das „Datenklau-Prinzip“ übersetzte er folgendermaßen: „Du, ich brauch‘ Deinen Wohnungsschlüssel, damit ich Dir etwas klauen kann. OK? Von allen Informationen würde eine Kopie gezogen werden, doch der User merke es nicht, „denn die Daten sind ja immer noch da.“
auf Kalender und Notizen zu. Beispielsweise könne der Eintrag einer Englisch-Nachhilfe bewirken, dass man plötzlich Werbung für Sprachreisen erhält. Auch Instagram könne auf die persönliche Galerie der User zurückgreifen. Alle Fotos würden direkt an Facebook übermittelt werden. „SKYPE gehört Microsoft. Jedes Gespräch wird mitgehört. Bei Bildtelefonie wird bei jedem Gespräch ein Standfoto gemacht“, bekamen die Schüler und Schülerinnen zu hören. „You Tube gehört Google und sammelt auch alle Daten.“ Übrigens könne GPS bei Smartphones nicht mehr deaktiviert werden. IPhone, Galaxy S4 und Sony benutzen bipolares GPS. Das System arbeitet bei gutem Wetter sehr präzise, bei schlechtem Wetter bis zu 10 Meter ungenau.
Buermann sagt es mehr als deutlich:
Facebook - ab 14 Jahren. Ab diesem Alter wird man strafmündig
Der Medienexperte forderte abschließend von den Jugendlichen, Instagram und WhatsApp unmittelbar nach der Schule zu löschen.
und könne Verträge unterschreiben. Eltern dürften es vorher nicht
Alternativen sieht er in SnapShot, Telegram (Schweizer Firma, kos-
erlauben und haften für alle Einträge.
tenlose App, von der Schweizer Industrie gesponsert), Time Chat
(jeder Chat ist verschlüsselt), THREEMA (Schweizer Firma, „läuft auf
WhatsApp - ab 16 Jahren. Ein Smartphone mit WhatsApp müs-
se bei Personen über 16 Jahre angemeldet sein. „Eltern haben einen
allen Plattformen“, ab 12 Jahren, alle Daten werden auf dem Server
kollektiven Dachschaden“, erklärt Buermann, „wenn sie eine SIM-
nach 3 Monaten gelöscht, kostet einmalig: 2,49 Euro).
Card auf sich registrieren, um ihrem Sprössling schon früher den Zugang zu WhatsApp zu ermöglichen. Juristisch wird alles im Namen der Eltern geschrieben.“ – Eltern hätten ein Recht, die Postings ihrer
„Ich mach‘ hier nicht mehr mit!“ – Doch was tun, wenn alle anderen dabei bleiben?
Sprösslinge zu kontrollieren, bekamen die Jugendlichen zu hören. Zum Lachen brachte Herr Buermann die Klasse, als er meinte, dass
Dieser Vortrag wurde von Brigitte Födinger mitgeschrieben und
Geheimnisse von Mund zu Ohr erzählt werden sollten: „Wenn Ihr
gibt die Meinung des Vortragenden wieder.
nicht mehr wisst, wie es geht, dann fragt Eure Oma.“
•
10 _ Medien
O
nline – an der Leine?
Die Technik hat nicht nur unser Verhalten geändert, sondern auch uns Text: Dana Filipic
Sandor u. Dana Filipic von Gernot Filipic
Tag und Nacht begleiten uns unsere modernen Kommunikationsgeräte. Wir
sen zu sein und… die eingeschränkte Wahlmöglichkeit beim
stehen mit dem Smartphone auf und gehen mit ihm ins Bett. Während einer
Musikhören (Radio).
Busfahrt sind wir nicht mehr auf die Umgebung konzentriert sondern nur auf
den Glasbildschirm, über den wir ständig wischen.
che durchzuhalten. Vor allem mein Smartphone fehlte mir.
Was heißt es für uns, wenn wir mit unserem Smartphone ins Bett gehen? Und
Es war ganz und gar nicht leicht für mich, die erste Wo-
In den Schulpausen saßen immer viele meiner Mitschüler
morgens durch das Smartphone aufwachen? Was passiert, wenn eine Whats-
mit ihren Handys auf der Couch und beschäftigten sich mit
App-Nachricht eine Umarmung ersetzt? Wie konnte es dazu kommen?
den neuersten Dingen im Internet. Jedoch wurde es mit der
Die Technik hat nicht nur unser Verhalten geändert, sondern auch uns. Zu
Zeit immer leichter. Ich lernte, mir die Langeweile mit ande-
jeder Zeit und überall wird gepostet und getextet. Während einer Schulstunde,
ren Dingen zu vertreiben. Ich habe sehr viel mehr gelesen,
beim Essen und bei Verabredungen. Es fühlt sich so an, als wäre man zusam-
mein Zimmer öfters aufgeräumt, und im Bus habe ich im-
men, ist es in Wirklichkeit aber nicht. Wer sein Smartphone für fast seine ge-
mer wieder Kontakt zu alten Kindergartenfreunden aufge-
samte Kommunikation benutzt, kann Probleme damit bekommen, eine echte
nommen, mit denen ich geschätzte zehn Jahre nichts mehr
Unterhaltung zu führen. Denn das Problem bei einer echten Unterhaltung ist,
zu tun - geschweige denn geredet – hatte.
dass sie in Echtzeit stattfindet und nicht alles kontrollierbar ist.
Wir gestalten heute unser Privatleben so effizient wie möglich: Alles, was wir
Die letzten Wochen waren für mich dann gar nicht mehr
schlimm, denn ich hatte mich daran gewöhnt, kein Smart-
virtuell tun, gibt uns die Möglichkeit, unser Selbstbild so zu präsentieren, wie
phone zu verwenden. Natürlich vermisste ich es immer
wir es möchten. Instagram-Fotos bzw. Videos, WhatsApp-Nachrichten und
noch, aber ich war nicht mehr nervös, ohne Smartphone aus
Postings in sozialen Netzwerken können wir gezielt auswählen, immer wieder
dem Haus zu gehen.
bearbeiten und löschen, wie es uns passt. Wir können uns so präsentieren, wie
wir gerne sein möchten und erbauen uns damit unser perfektes Ich.
ich mein Smartphone wiederbekam. Nachdem ich es ange-
Dann, endlich, nach 42 Tagen kam der Abend, an dem
Im Herbst 2015 habe ich im Zuge meiner Jahresarbeit (Abhängigkeit und
schaltet und mir ein paar Neuigkeiten von meinen Freunden
Schädigung durch Internettechnik) sechs Wochen lang auf jegliche Geräte mit
angesehen hatte, stellte ich fest, dass mein Smartphone ei-
Internetzugang verzichtet. Mein Smartphone, meinen Laptop und meinen Mu-
gentlich unnötig für mich geworden war.
sikplayer habe ich beiseite gelegt und
42 Tage lang nur in Telefonzellen und
Zeit später verbrachte ich schon wieder genau so viel Zeit
mit dem heimatlichen Festnetztelefon
mit meinem Smartphone wie vor meiner praktischen Erfah-
telefoniert.
rung. Ich dachte zwar immer wieder daran, das Smartphone
Ich bin von einem Extrem ins andere
einfach einmal wegzulegen, jedoch funktionierte dies meist
gegangen. Von immer verfügbar auf
nicht. Erst durch ein Schlüsselerlebnis, welches ich ein paar
gefühlt kaum zu erreichen.
Wochen vor meiner Jahresarbeitspräsentation hatte, än-
Mein Verhalten hat sich geändert und
derte sich mein Smartphone-Konsum wieder. Ich hatte das
das Verhalten meiner Mitmenschen
Gerät zuhause vergessen und war dadurch den ganzen Tag
Dieses Gefühl hielt allerdings nicht lange an, denn kurze
notgedrungen teilweise auch. Die größ- nervös. Das gab mir wieder zu denken, und nun benutze ich ten Veränderungen in diesen sechs Wochen waren für mich: unterwegs
es meistens nicht mehr als zwei Stunden pro Tag. Durch meine Beschäftigung mit diesem Thema bin ich
nicht erreichbar zu sein, von Neuigkei-
sicherlich sensibilisiert und werde es vermutlich auch mein
ten im Internet großteils ausgeschlos-
ganzes Leben bleiben.
•
Medien _ 11
D
igitale Welten in der Schule
Von „digital natives“ und „digital immigrants“
Text: Ulrike Wöhlert, Medienpädagogin, Lehrerin an der Waldorfschule Klagenfurt mit den Fächern Informatikdidaktik und Deutsch, Mutter von zwei Töchtern (15 und 18 Jahre alt)
Bei der Nutzung der digitalen Angebote um uns herum schwanken wir in unserer Bewertung zwischen „digitaler Demenz“ und
Ort oder zuhause und damit in der Nähe eines Telefons aufhielten, so sind wir heute ständig und überall ansprechbar.
„digitaler Bildungsrevolution“. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und hat vor allem viel mit digitaler Kompetenz zu tun. Unsere Schülerinnen und Schüler wachsen als digital natives
In welchen virtuellen Netzwerken sind unsere Schülerinnen und Schüler nun „online“? facebook – das noch vor wenigen Jahren stark von ihnen frequentiert wurde – ist inzwischen unattraktiv. Der
der 2. Generation auf. Für sie ist die Nutzung des Internet und des
Grund ist einfach: Auf facebook sind wir – die Eltern, die Lehrerin-
Smartphones eine Selbstverständlichkeit. Kommuniziert wird über
nen und Lehrer. Die Schülerinnen und Schüler hingegen finden wir
kleine digitale Geräte; das gesamte – vermeintliche – Wissen wird
aktuell auf Plattformen wie Instagram oder Snapchat, auf Youtube
auf virtuellen Plattformen wie Wikipedia in der Hosentasche her-
und in virtuellen Spielen, manchmal auch bei Twitter oder Skype.
umgetragen, und „Leo“ übersetzt in Lichtgeschwindigkeit Vokabel
Die Kommunikationsplattform der Wahl ist WhatsApp, und das so-
aus dem Französischen, Englischen oder Spanischen.
gar generationenübergreifend.
Die meisten von uns Lehrerinnen und Lehrern hingegen sind kei-
Wie sich die digitalen Welten weiterentwickeln, können wir kaum
ne digital natives. Manche der jüngeren unter uns zählen sich viel-
vorhersagen. Was wir aber wissen, ist, dass wir alle einen reflektier-
leicht dazu, aber in Wirklichkeit sind wir digital immigrants. Wir sind
ten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien brau-
mit Münztelefonen, Nachrichtenzetteln auf dem Küchentisch und
chen und wollen. Ideen, Konzepte und erste Umsetzungen dafür in
Briefen im Postkasten aufgewachsen. Genau deshalb fällt es uns oft
Waldorfschulen gibt es schon; sie brauchen aber noch Raum und
nicht so leicht, zu verstehen, wie unsere Schülerinnen und Schü-
Unterstützung.
ler oder unsere Kinder kommunizieren, worauf sie Wert legen, was
Was können wir konkret tun? Auf jeden Fall ist es wichtig, als
ihnen wichtig ist oder weshalb das Smartphone in der Hosentasche
Eltern und Lehrer Interesse zu zeigen an dem, was unsere Kinder,
die Lösung sein soll.
unsere Schülerinnen und Schüler in der digitalen Welt erleben. Über
Treffend zusammengefasst wurde dieses Dilemma bereits 1996
Gefahren und den Umgang mit unseren Daten ist es nötig aufzu-
von John Perry Barlow: „You are terrified of your children, since they
klären. Klare Regeln zur Nutzung des Smartphones und des Com-
are natives in a world where you will always be immigrants.”
puters geben Orientierung und helfen beiden Seiten. Pausen von
Unsere Kinder wachsen anders auf als wir es dereinst taten. Für
der digitalen Welt bedeuten oftmals Erholung und Krafttanken. Der
sie bedeutet, „online“ zu sein, Teil der sozialen Gruppe und auf dem
Zeitpunkt für den Wunsch nach einem eigenen Smartphone hängt
neuesten Stand zu sein. Besonders deutlich wird das in den als „So-
stark von der Gruppe ab, in der sich das einzelne Kind bewegt.
cial Media“ bezeichneten virtuellen Netzwerken sowie in vernetz-
Meist sind im Alter von etwa 12 Jahren das Interesse und der Druck
ten Online-Spielen. Was aber erhoffen sich Menschen von virtuellen
der Peergroup bereits ausreichend groß, dass die ersten begleite-
sozialen Netzwerken? Zunächst bedienen sie wohl das Bedürfnis,
ten Schritte auf WhatsApp oder Quizduell passieren. Der Zugang
dabei“ zu sein; es können unterschiedliche Rollen ausprobiert wer-
zur Computernutzung kann in kleinen Dosen schon vorher erfolgen,
den. Auf verschiedenen Plattformen finden wir Ideen für interes-
vorausgesetzt, wir begleiten unsere Kinder dabei. Dafür gibt es eine
sante Lebensentwürfe oder können uns – in Ausschnitten – selbst
Vielzahl von Lernspielen oder kindersicheren Internetplattformen.
präsentieren… ganz so, wie wir möchten.
Was wir auf jeden Fall kritisch hinterfragen sollten, ist unse-
Die ständige Erreichbarkeit hat allerdings auch Nachteile. Oft-
re eigene Nutzung der digitalen Medien. Was nützt es schließ-
mals vergessen wir, dass wir Pausen brauchen. Wir haben nicht nur
lich, unsere Kinder „erziehen“ zu wollen, wenn sie uns doch alles
die Möglichkeit, 24 Stunden am Tag online zu sein – wir nützen sie
nachmachen?
auch. Waren wir in unserer Jugend nur erreichbar, wenn wir uns vor
•
12 _ Medien
L
Tobias Richter und Leonhard Weiss sind Mitarbeiter am Zentrum
ehrer-Sein im Medienzeitalter oder: LehrerInnen – wer braucht sie noch?
für Kultur und Pädagogik in Wien und Dozenten des Masterstu-
Text: Tobias Richter & Leonhard Weiss
klingender „Stimme“ intonieren (sprechen kann er ja nicht): „Pro-
Moderne Medien prägen und verändern unser Leben. Das zeigt
bier‘ es nochmals! Denk‘ nochmals nach! Du schaffst das!“ – gedul-
sich gerade für PädagogInnen in besonderer und mehrfacher Weise.
dig ist er trotzdem nicht, denn er muss sich, anders als vielleicht eine
diums Waldorfpädagogik an der Donau-Universität Krems.
menschliche Lehrerin in der gleichen Situation, nicht darum bemüJede(r) Jugendliche kann heute mittels Internetzugangs auf eine
hen, nicht ungeduldig zu werden.
Menge an Informationen zugreifen, welche weit über das hinausgeht,
Wollen wir unseren Kindern nicht die Möglichkeit geben, echte
was die/der LehrerIn in der Oberstufe an Fachwissen anzubieten hat.
Geduld zu erleben und zu erlernen? Und sollen sie nicht die Chance
Wer als KlassenlehrerIn heute etwa SchülerInnen ein Bild davon ge-
haben, zu erfahren, wie wertvoll es sein kann, sich gemeinsam mit
ben möchte, was einen Löwen ausmacht, ist dank der Reaktionen der
einem Menschen, den man schätzt, mit einer Sache wirklich intensiv
Kinder nur allzu bald mit der Wirkung jener sensationellen und ein-
zu beschäftigen? Etwa über mehrere Tage zusammen an einem Haus
drucksstarken Bilder konfrontiert, welche TV-Naturdokus jederzeit in
zu bauen? Wollen wir nicht, dass Heranwachsende erleben, wie schön
brillanter Qualität ins Wohn- und Kinderzimmer liefern.
die Arbeit mit anderen Menschen sein kann, und wie wichtig es ist,
Sind wir also als LehrerInnen in Zukunft überhaupt noch vonnöten? Ist es nicht vielmehr so, wie der Literatur- und Kognitionswissen-
jemanden neben sich zu haben, der weiß, was zu tun ist und einem hilft, es auch zu lernen?
schafter Fritz Breithaupt vor einigen Monaten in einem Gastbeitrag
Wenn wir das wollen, dann brauchen wir menschliche LehrerInnen
in der „ZEIT“ erklärte, dass „selbst der beste Klassenlehrer“ nicht „so
– gerade in einer Zeit zunehmender Digitalisierung, Virtualisierung
individuell fördern“ kann wie ein Computer 1? Und wenn zukünftig, so
– und Miniaturisierung. LehrerInnen, die sich den Fragen und päda-
Breithaupts These, Computerprogramme ganz „individuell“ für jede
gogischen Aufgaben der Zeit stellen und ihren Unterricht entspre-
SchülerIn die „passenden“ Aufgaben zusammen- und den „Lerner-
chend gestalten, etwa indem sie wider die Tendenz einer schwinden-
folg“ feststellen – und natürlich erhöhen – können, wer braucht dann
den Materialität vor allem sinnliche und sinnhafte Primärerfahrun-
noch LehrerInnen?
gen ermöglichen und dadurch SchülerInnen zu einem Bewusstsein dazu verhelfen, was Technologie mit Menschen macht: Urteilsfähig
Waldorfschulen brauchen sie! Warum?
zu werden war immer schon ein Ziel der Waldorfpädagogik. Grundla-
Weil Waldorfpädagogik davon überzeugt ist, dass menschliche
gen für die Entwicklung der Urteilsfähigkeit sind z. B. in Epochen des
Lehrkräfte Fähigkeiten und Aufgaben haben, welche kein Compu-
3. Schuljahres wie „Vom Korn zum Brot“ oder „Hausbau“ zu suchen, in
terprogramm, keine „Lern-App“, kein Roboterlehrer jemals erfüllen
welchen haptische Erlebnisse sowohl die basalen Sinne als auch den
können. (Aus genau diesem Grund – so schreibt die New York Times
planenden Verstand anregen und herausfordern.
im Oktober 2011 2 – schicken die Top-Manager von Google, Apple, Yahoo und Hewlett-Packard in Silicon Valley ihre Kinder auf eine Waldorfschule…) Menschen können einander etwa Aufmerksamkeit,
Gerade die Entwicklung der modernen Medien zeigt, was nicht das Wesentliche einer menschlichen Pädagogik sein kann: Informations-
Geduld und Anerkennung schenken – Fähigkeiten, die keine Maschi-
weitergabe und Wissenserwerb um ihrer/seiner selbst willen. Für diesen
ne besitzt. Mag der Lerncomputer auch nach dem zwanzigsten Feh-
Zweck wäre die Maschine tatsächlich besser geeignet.
ler bei der Geometrieaufgabe noch immer mit (sogenannt) freundlich
Für die Waldorfpädagogik war schon mit ihrer Gründung klar, dass nicht Unterrichtsinhalte Ziel des pädagogischen Prozesses sind. Entscheidend ist vielmehr, was anhand dieser Inhalte gelernt wer-
1 Fritz Breithaupt: Ein Lehrer für mich allein [http://www.zeit.
den kann, welche Fähigkeiten in der Arbeit an und mit ihnen erwor-
de/2016/05/schule-computer-lernen-unterricht-digitalisierung/kom-
ben werden können. In diesem Prozess wollen WaldorflehrerInnen
plettansicht; 11.04.2016]
ihre SchülerInnen unterstützen. Indem sie sich selbst einen persön-
2 The New York Times: A Silicon Valley School That Doesn’t Compute.
lichen Zugang zu Themen und Fragen erarbeiten, ermöglichen sie
[http://www.nytimes.com/2011/10/23/technology/at-waldorf-school-
auch ihren SchülerInnen einen solchen. Übrigens, wie Rudolf Steiner
in-silicon-valley-technology-can-wait.html?_r=0; 11.04.2016]
ausdrücklich betonte, nicht dadurch, dass LehrerInnen ein „künstli-
Medien _ 13
D
igital reduzierte Realität
Wie Medienkonsum zur Suchtdynamik führen kann ches Interesse“ wecken, etwa indem sie
Text: Gottfried Bures; Schülerinnenvater 3. und 5. Klasse; dipl. Lebens- und Sozialberater
auf „Sensationen“ im Unterricht setzen, sondern dadurch, dass sie sich um „eine
Wir alle sind ständig von diversen Varianten der Informationstechnik umgeben: Es gibt
innere Verbindung zu den Kindern“ be-
Fernseher, Computer, Laptops, Tablets, Handys, Smartphones… in den verschiedensten Grö-
mühen und „selbst von den Dingen er-
ßen und Ausstattungen.
griffen“ sind 3. Waldorfunterricht möch-
Wir werden dazu animiert, diese Produkte zu kaufen und – selbstverständlich ausschließ-
te also nicht „sensationell“, sondern von
lich zu unserem Vorteil – zu nutzen. Diese Techniken verändern jedoch viele unserer Lebens-
echtem persönlichem Interesse getra-
bereiche wie Arbeit, Kommunikation, unsere Beziehungen und auch den Bildungsbereich.
gen sein. Ein Hinweis, der gerade ange-
Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwimmen zunehmend, und vieles wird
sichts „medialer Konkurrenz“ wichtig ist:
einfach schneller.
„Sensationen“ werden von Medien versprochen, nicht von LehrerInnen!
Wie passen diese Segnungen nun mit dem Begriff Sucht bzw. Abhängigkeit zusammen? Inwiefern können diese Geräte und Anwendungen ein mögliches Suchtverhalten fördern? Sind es die vielen bunten, schrillen Angebote in Form von „Apps“ für Smartphones wie
Damit verbunden ist zweifellos auch
WhatsApp, Facebook, Twitter usw., die uns mit teils emotionalen Versprechungen in die virtu-
die Anforderung, sich als LehrerIn nicht
elle Welt locken? Könnte es Neugier sein, gepaart mit einem Überraschungseffekt, dem unser
selbst in den Mittelpunkt zu stellen –
Gehirn anscheinend schutzlos ausgeliefert ist? Vielleicht ist es auch einfach nur spannend, in
und dies, obwohl oder gerade weil die
eine andere Identität zu schlüpfen und „nicht gelebtes Leben“ in einer Scheinwelt auszuleben.
Waldorfpädagogik stark auf die persönliche Wirkung der Lehrkraft setzt: Auch
Was bedeutet nun Suchtverhalten in Zusammenhang mit Informationstechnik? Beobachten wir unsere Kinder, so sehen wir sie Fußball spielen, sie treffen sich mit Freun-
sie sollte keine „Sensation“ sein son-
den, sprechen manchmal mit uns Eltern, sie basteln etwas, hören Musik, lesen ein Buch, sie
dern schlicht ein sich um Entwicklung
schreiben Tagebuch, fahren mit dem Rad und… sie spielen am Computer und am Smartpho-
bemühender Mensch. Bescheidenheit,
ne. Es gibt also eine große Bandbreite an Möglichkeiten, wie Kinder ihre Freizeit verbringen
Zurückhaltung und Selbstreflexivität
können. Stellen wir jedoch fest, dass sich die Beschäftigungsmöglichkeiten stetig reduzie-
sind daher entscheidende pädagogische
ren, bis zuletzt beispielsweise nur mehr der Computer als einziges Interesse bestehenbleibt,
Tugenden.
während rundherum alles andere an Bedeutungslosigkeit gewinnt, so spricht man von einer
WaldorfpädagogInnen bemühen sich also nicht um Wissensanhäufung und
Suchtdynamik bzw. Sucht. Aus dieser Position heraus betrachtet, stellen nicht die Medienangebote selbst das Problem
auch nicht um „sensationelle“ Erlebnis-
dar, sondern eher die Verhaltensweisen und Bewältigungsstrategien, die unsere Kinder entwi-
se, sondern um pädagogische Bezie-
ckeln, um sich den Aufgaben des Lebens zu stellen.
hungsräume, in denen sich Kinder und
Wir kennen die verschiedensten Ausprägungen von Süchten als Gesellschaft, leben damit
Jugendliche den eigenen Vorausset-
und haben Strategien entwickelt, wie wir damit umgehen und den Betroffenen und Ange-
zungen entsprechend entwickeln kön-
hörigen Hilfe anbieten. Manche Süchte spielen sich eher am Rande der Gesellschaft ab, wie
nen. Dies ist letztendlich eine Form von
z.B. die Drogenabhängigkeit. Andere Suchtformen hingegen können auch positive Wert-
echter individueller Pädagogik, wie sie
schätzung erfahren: Ein arbeitssüchtiger Mensch kann in seinem Umfeld durchaus viel An-
nur Menschen, aber keine technischen
erkennung für sein Engagement erfahren.
Medien ermöglichen.
•
Die „Neuen Medien“ sind ein relativ junges Produkt, und das mit ihnen in Zusammenhang stehende Suchtverhalten weist für uns noch ein fremdartiges Gesicht auf. Wir wissen schlichtweg noch nicht, wie Tablets & Co. uns als Personen sowie unser Miteinander langfristig verändern. Aktuell scheint es, als ob wir den Nutzen der Medientechnologien zwar
3 Vgl. Rudolf Steiner: Erziehungskunst.
schon erkannt haben, uns bezüglich deren Nebenwirkungen allerdings noch nicht ganz si-
Methodisch-Didaktisches, GA 294, S. 21.
cher sind.
•
14 _ Rezensionen
Buchempfehlungen von der Bücherstube der Goetheanistischen Studienstätte; Speisingerstrasse 258, 1230 Wien
Manfred Spitzer Cyberkrank!
Edwin Hübner Medien und Pädagogik
Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert. Die Digitalisierung unseres Alltags
Schule muss Kinder dabei unterstützen,
schreitet immer weiter voran - mit
die Fähigkeiten auszubilden, welche sie
fatalen Auswirkungen. Anhand neu-
benötigen, um die technisch-mediale
er wissenschaftlicher Studien zeigt
Welt des 21. Jahrhunderts aktiv mitge-
der renommierte Gehirnforscher
stalten zu können. Was kann die Wal-
Manfred Spitzer, in welchem Aus-
dorfpädagogik zu dieser wichtigen Auf-
maß diese Entwicklung unsere Ge-
gabe beitragen?
sundheit bedroht. Wir werden cyberkrank, wenn wir den di-
Grundlegend für die Waldorfpädagogik sind ihre Menschenkunde und die
gitalen Medien die Kontrolle aller Lebensbereiche überant-
Orientierung an der Entwicklung des Kindes. Das gilt auch für die Entwick-
worten, stundenlang Online-Games spielen und in virtuellen
lung der Medienkompetenz. Das Ziel dieses Buches ist daher die men-
sozialen Netzwerken unterwegs sind. Stress, Empathiever-
schenkundliche Begründung der Medienpädagogik. Ausgehend von einer
lust, Depressionen sowie Schlaf- und Aufmerksamkeitsstö-
Bestandsaufnahme der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderun-
rungen sind die Folgen. Kinder werden in ihrer Motorik und
gen einer hochtechnisierten Kultur sowie einer Untersuchung des Ver-
Wahrnehmungsfähigkeit geschädigt. Computersucht, Inter-
hältnisses zwischen Mensch und Medien wird gezeigt, dass Waldorfpäda-
netkriminalität und Mobbing verbreiten sich immer mehr.
gogik sehr viele Elemente besitzt, die zu einer wahren Medienkompetenz
Manfred Spitzer informiert über alarmierende Krankheits-
führen. Es wird herausgearbeitet, wie diese Elemente vertieft und ausge-
muster, warnt vor den Gesundheitsgefahren der digitalen
baut werden müssen. Die konkrete Beschreibung eines Lehrplans für das
Technik und erklärt, wie wir uns schützen können.
Gestaltungsfeld Medien rundet die Darstellung ab.
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Ankündigungen, Termine _ 15
Termine (Demnächst!)
Sa 25.06.2016 10 h
Schulfeier
13.30 h Orchesterkonzert „SchallMauer“ A. Dvořák: „Sinfonie aus der neuen Welt“ und andere Werke 14.30 h Sommerfest mit
Spiel, Sport und Spaß
Fr 01.07.2016 Letzter Schultag
(im Schuljahr 2016/17) Mo 05.09.2016 Erster Schultag
Sa 01. und So 02.10.2016
„Tag der offenen Tür“ am Burgtheater: Versteigerung des Büchernachlass von Gert Voss zugunsten unserer Schule
Mi 05.10.2016 8 – 12 h Tag der offenen Tür
(Tag der Wiener Schulen)
Sa 22.10. bis Di 01.11.2016 Herbstferien Sa 05.11.2016 Generalversammlung Waldorfbund
So 06.11.2016 11.30 h Blockflötenensemble-Matinee mit Schülern der Musikschule Jette (Brüssel) und der Freien Musikschule Wien
Fr 25.11.2016 17 h
Eröffnung Adventbasar
Sa 26.11.2016 10 – 18 h Adventbasar Die nächste Ausgabe von MoMent erscheint voraussichtlich zum Adventbasar. Redaktionsschluss: 04.11.2016 Ihre Ideen, Wünsche und vor allem Beiträge senden Sie bitte an die Redaktion: moment@waldorf-mauer.at
16 _ Rückblicke
Die Freundschaft im Wald Famoses Spiel für die Unterstufe – das russische Theater „TIK-NIK“ zu Gast in der Rudolf Steiner-Schule Text: Manfred Hofer
Im Wald lebt ein guter Geist in der Gestalt einer Fee. Sie schenkt
russische Theater, das bei uns in der Schule zu Besuch war, be-
dem Wolf Gelassenheit, Friede und das Vergnügen, knackige Karot-
klatschte. Den Kindern wurde das Märchen vorab von ihrer lieben
ten essen zu wollen.
Russischlehrerin, Frau Glazkova, erzählt. So gab es keine Probleme,
Gut für den Hasen, denn das kecke, schlaue Füchslein ist hinter
dem Handlungsstrang zu folgen und voll und ganz in die Geschichte
ihm her, genauso wie die Eule, aber der Wolf nimmt seinen Karot-
einzutauchen.
ten knabbernden Freund unter seine Fittiche. Trotzdem braucht es
Die Bühne war liebevoll aufgebaut, die Charaktere wunderbar ge-
noch den Hund, der in der Uniform eines Polizisten für Recht und
schminkt und kostümiert, sodass jedes Tier ganz und gar zu erken-
Ordnung sorgt, wenn es im Wald zwischen Bäumen und Blumen,
nen war. Einzig das stellenweise eingesetzte Playback der Stimmen
Gräsern und Sträuchern zu einem wilden Durcheinander kommt.
bei den Liedern sollte an Aufführungsort und Raumgröße ange-
Deswegen sorgen die Lieder, die von den einzelnen Tiercharakteren
passt werden. Es geht doch nichts über echte, klangvolle Stimmen.
gesungen werden, immer wieder für stimmungsvolle, schunkelnde
Aber das sollte der Begeisterung der Kinder nicht im Wege ste-
Momente, um zwischendrin Luft zu holen.
hen, die erstere durch eine Vielzahl an schön gemalten Bildern am
Dass all das in russischer Sprache passierte, tat dem Staunen kei-
nächsten Tag zum Ausdruck brachten.
nen Abbruch und konnte auch die vor Begeisterung offenstehen-
Insgesamt war es eine nette und gelungene Aufführung, die den
den Münder der Kinder in den vorderen Reihen nicht schließen. So
Russischunterricht zusätzlich belebte und die russische Kultur in ih-
gesehen in den Gesichtern der 1. Klasse, die mit großem Beifall das
rer Märchentradition zeigte.
Mitten in Mauer
Ob lang ersehnct hlossen ts oder kurz en
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Rückblicke _ 17
Singend und tanzend in den Frühling Text: Bardia Monshi, SchülerInnenvater 3. Klasse Fotos: Lothar Trierenberg
Zur Eröffnung des diesjährigen Frühlingsfestes gab wieder der fröhliche SchülerInnenchor unter der Leitung der engagierten Elisabeth Sturm bekannte und auch seltene Frühlingslieder zum Besten. Weiter ging es mit erquicklichen Tänzen, die – von Sabine Trierenberg mit den Kindern einstudiert – von der dritten und vierten Klasse dargeboten wurden und zum Mitttanzen einluden, netterweise begleitet von Herrn Fürst auf dem Akkordeon. Ein Buffet, ein Flohmarkt, Bastelstationen, Kinderschminken und diverse Verkaufsstände umrahmten in bewährter Weise das Fest für Groß und Klein. Einen der Höhepunkte stellte auch in diesem Jahr das Würstelgrillen am offenen Feuer dar; es sättigte die von Spiel und Spaß bereits hungrigen Gäste. Als weiterer Höhepunkt konnte das von Stefan Libardi überaus professionell inszenierte und ebenso gespielte Theaterstück begeistern. Zu guter Letzt wurde das wunderbare Zusammenspiel der Schulgemeinschaft mit viel Sonnenschein beschenkt.
Hinter diesem so engagierten Frühlingsfestkreis, bestehend aus Michaela Eberharter, Susanne Genswein, Marianne Miklau, Hetty Grünberger oder Banza Tombe stehen auch wichtige Helferinnen wie Monika Böhm, Irene Mayer, Hanni Kovacs, Anita Küng und Susanne Chiu (die jedes Jahr ein Puppenspiel für die Jüngsten anbietet) sowie Reinhard Amann und Peter Eberharter. Erwähnen wollen wir zudem noch die große Unterstützung durch Matthias Berke und den wie immer großen Einsatz von Karl Hruza. Bedanken möchten wir uns hiermit ganz herzlich bei allen Beteiligten! Die Einnahmen des diesjährigen Frühlingsfestes werden dem Förderkreis zur Verfügung gestellt. (red)
18 _ Rückblicke
„Was die schon alles können...“ Die Schulfeier vom 5. März 2015 Fotos: Nadja Berke
Frau Bolleter erinnerte uns in ihrer Ansprache an die Fastenzeit, an das viele Gute, in welches eingebettet wir leben dürfen und vielleicht auch einmal auf das eine oder andere verzichten könnten. Sie gab uns das Bild der einzelnen Schubladen, in die wir während der Schulfeier blicken dürfen. Jede Klasse zeigte und gab Einblick in ihr momentanes Tun. So war die erste Schublade gefüllt mit feinster Leiermusik und einem Feuerwerk an Rechensprüngen. Das Staunen in der Mittelstufe war groß: „Was die schon alles können...“ Die 6. Klasse zeigte fröhliche Volkstänze aus ihrem Geografieunterricht, begleitet an der Fidel von Stefan Albrecht. Bewegt ging es weiter mit der 4. Klasse, die den Bühnenboden in ein Trommelfell verwandelte und diesen mit bunten Bällen und verschiedensten Rhythmen zum Klingen brachte. Dass auch Purzelbäume, Flugrollen, Doppelrollen, Handstände und Räder klingen können, hörten und sahen wir im Anschluss; eine mutige Klasse, die sich da mit ihrem Können zeigte.
Die 3. Klasse nahm uns mit auf die Reise der dampfenden Lokomoti-
ve; kraftvoll und fröhlich bewegte sich die Klasse mit diesem besonderen Sprachrhythmus über die Bühne: „So ist es, so ist es!“
Mit einer gelungenen Humoreske gaben zwei Zwölftklässlerinnen Ein-
blick in den Eurythmieunterricht. Noch humorvoller ging es dann mit einem Gedicht weiter, das die 12. Klasse zu ihrer letzten Schulfeier erdacht hatte. Viel zu lachen gab es da, als die einzelnen LehrerInnen sich auf der Bühne in den verkleideten SchülerInnen wieder fanden.
Eine große Überraschungslade wurde von der 8. Klasse geöffnet. Wer
wusste schon, wie schön Herr Vallen, der neue Russischlehrer an unserer Schule, mit seinen SchülerInnen singen kann?... und russische Lieder gehen schnell einmal ins Herz.
Den fulminanten Abschluss dieser schönen Schulfeier bot die 5. Klas-
se mit einem sehr anspruchsvollen Klatschrhythmus auf ihren Tischen. Zu zweit, im Kanon, mit der ganzen Klasse, fehlerlos, in rasendem Tempo. Wirklich beeindruckend, toll! (red)
Rückblicke _ 19
Ein Abschiedsgruß der 12. Klasse Die Klasse schickt Frau Jordis aus, soll Tests zur Schule bringen.
Die vorletzte Schulfeier dieses Schuljahres war bereits die letzte, an der die
Die gute Frau macht sich nichts draus
diesjährige 12. Klasse auftrat – denn
und verliert sie alle z’haus.
bei der nächsten sind sie bereits auf Klassenreise. Also nahmen sie auf ihre
Da schickt die Klass’ Frau Bühler aus, soll Jordis kontrollieren.
Weise Abschied und präsentierten über unser Schulleben. (red)
Frau Bühler klopft an Jordis’ Haus, nun gehen sie zusammen aus, und Jordis verliert die Tests zuhaus’. Da schickt die Klass’ den Sunny aus,
Da schickt die Klass’ Frau Kaufmann aus,
soll Bühlers Ohren langziehen.
soll Sperli zieh’n aus seinem Haus.
Doch Sunny macht ’nen Staffellauf,
Doch Kaufmann sich ’nen Haxen bricht
Jordis, Bühler gehen aus,
und darauf sagt: „Das mach’ ich nicht“.
und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
Der Sperl sich im Büro verkriecht,
Da schickt die Klass’ Herrn Dick hinaus,
der Dick findet kein Ende nicht,
der Wolfgang eine Fuge dicht’, soll stoppen Sunnys Staffellauf.
der Sunny macht ’ne Staffelpflicht,
Doch Dick erzählt ’ne unendlich G’schicht’
Jordis, Bühler gehen aus,
und find’t dabei kein Ende nicht.
und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
Sunny macht ’nen Staffellauf, Jordis, Bühler gehen aus,
Da setzt die Klass’ Herrn Hruza an,
und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
soll Uschi holen aus ihrem Wahn.
Da schickt die Klass’ Herrn Nierensee,
und ruhig zwei Meter Holz vermisst.
soll Dick erinnern an die Grundidee.
Die Kaufmann sagt: „Das mach’ ich nicht“,
Doch Wolfgang eine Stelle find’t,
der Sperl sich im Büro verkriecht,
Doch er der Klasse Wunsch vergisst
wo Wasser aus der Fuge rinnt,
der Wolfgang eine Fuge dicht’,
er dieses Leiden unterbind’t,
der Sunny macht ’ne Staffelpflicht,
darauf die ganze Schule schwimmt.
Jordis, Bühler gehen aus,
Der Dick findet kein Ende nicht,
und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
der Sunny macht ’ne Staffelpflicht, Jordis, Bühler gehen aus, und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
Da geht die Klass’ nun selbst hinaus, baut aus Hruzas Holz ein Haus, heilt Uschis Bruch im Schnelldurchlauf,
Da schickt die Klass’ Herrn Sperl hinaus,
dem Sperli einen Schwimmreif kauft,
soll Rettungsschwimmer spielen.
lässt Wolfgangs kleines Schwimmbad aus,
Doch Sperl kann leider schwimmen nicht,
löst Elmar Dicks Geschichte auf,
drum er sich im Büro verkriecht.
bremst Sunnys doofen Staffellauf,
Wolfgang eine Fuge dicht’,
hält Jordis, Bühler beim Tanzen auf,
der Dick findet kein Ende nicht,
bricht in Frau Jordis Wohnung ein,
Sunny macht ’nen Staffellauf,
und jeder nimmt den Test dann heim.
Jordis, Bühler gehen aus,
Die Moral aus der Geschicht’?
und Jordis verliert die Tests zuhaus’.
Alles kann ein Lehrer nicht!
20 _ Rückblicke
Jahresrückblick und Ausblick aus dem Hort Fotos: Uschi Iragori
Ein wunderbares und ereignisreiches Hortjahr geht zu Ende. Jetzt ist es an der Zeit, Rückschau zu halten auf das, was war, was uns bewegt hat und die vielen aufregenden Stunden, die wir erleben durften. Auch einen kurzen Blick nach vorne wollen wir werfen. Was erwartet uns im neuen Schuljahr, und welche Änderungen wird es geben?
Neu war in diesem Jahr ein Kunstkurs, zusätzlich angeboten zum
Kunsthaus am Nachmittag, in dem die Kinder werken und schaffen konnten und die Kreativität keine Grenzen kannte. Das, was im Innersten verborgen war, konnte sich dort nach außen kehren. Zu Beginn war die Gruppe klein. Im Laufe des Jahres wuchs sie jedoch an, weshalb Betsabeh ab kommenden Herbst zwei Gruppen für den Kunstkurs plant, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Bei den monatlichen Projekttagen wurde mit der Waldpädagogin
Veronika Kittel der Breitenfurter Wald erforscht. Wir bauten Kugelbahnen, begaben uns auf Spurensuche und machten Feuer. Die Herbst- und Wintertage verbrachten wir im Technischen und Naturhistorischen Museum und erlebten die Kaiserfamilie in Schönbrunn. Die Projekte werden im nächsten Jahr sicher fortgesetzt.
Der Hortalltag war geprägt vom gemeinsamen Schaffen und
Sein in den Gruppenräumen und – dank des milden Herbstes und Winters – vor allem im Freien. Die Kinder verbrachten wirklich jede Minute beim Häuserbauen, Sandspielen und Rutschen im Garten. Mit Frühlingsbeginn wurden Ballspiele am Sportplatz besonders beliebt, was alle Klassen verband.
In welcher Form, Intensität und an welchen Tagen die einzel-
nen Zusatzangebote stattfinden werden, können wir erst im Herbst festlegen, wenn der Stundenplan fixiert ist und wir einen ungefähren Überblick darüber haben, wann wie viele Kinder anwesend sein werden. Wir bitten um Verständnis!
Das neue Jahr bringt auch einige Neuerungen mit sich. Renate
Hruza wird mit Ende des Schuljahres 2015/16 in den verdienten Ruhestand gehen. Vielen Dank an dieser Stelle für die vielen Jahre unermüdlichen Schaffens im Hort und in vielen anderen Bereichen der Schule!
cken und die Kinder während der Lernzeit betreuen.
Wir blicken dankbar auf ein tolles Jahr zurück und freuen uns auf
Im neuen/alten Team freuen sich ab September Betsabeh Agha-
miri, Sissy Dragschitz und Uschi Iragorri auf Ihre Kinder! Weiters
einen guten Start im Herbst!
dürfen wir Manfred Hofer (Klassenlehrer der 2. Klasse) und Jörg
Alles Liebe
Wohlmacher (Klassenlehrer der 1. Klasse) in unserem Team begrü-
Betsabeh Aghamiri, Sissy Dragschitz, Renate Hruza
ßen! Sie werden die Ausbildungszeiten von Uschi Iragorri überbrü-
und Uschi Iragorri
Rückblicke _ 21
Die erste große Reise Ausflug der 2. Klasse nach Pötzleinsdorf Text und Fotos: Ursula Khol-Haidenthaler, Schülerinnenmutter 2. und 3. Klasse
Die Aufregung ist groß: Die zweite Klasse geht auf ihre erste große Reise. Sie nimmt die Einladung der zweiten Klasse der Waldorfschule Pötzleinsdorf an, gemeinsam das Stück „Der Farbenfänger“ zu erleben. Zunächst geht es mit der Straßenbahnlinie 60 nach Hietzing, dann weiter mit U4 und U6 und zuletzt mit dem 41er – noch eine Straßenbahn – bis zur Endstation. Die Zweierreihe in jeder Hinsicht verinnerlicht habend, marschiert die plappernde Truppe los und genießt gemeinsam die große Welt. Unbeeindruckt von der Wegstrecke, baulichen Hindernissen und gesperrten Stationen folgen sie Frau Bolleter ans Ziel. Gemeinsam wird dort gejausnet, gesungen und im Garten gespielt. Nach dem beeindruckenden interaktiven Theaterstück geht’s wieder nach Mauer. Der Rückweg scheint wesentlich länger zu sein, und die Klasse kehrt vollzählig, sehr stolz und müde zurück.
„Ein ziemlich cooles Detail im schönen Schulhaus“ Der Wiener Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky und die Longboard-Garage Die von Andy Warhol versprochenen fünfzehn Minuten Ruhm für jeden Menschen wurden kürzlich unserem Schulwart Wolfgang Seyringer zuteil. Und das vollkommen zu Recht!
Der Wiener Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky hat-
te am 8. Juni unsere Schule besucht – und gleich danach postete er auf facebook, was ihm dabei am besten gefallen hatte: „Gerade in der Rudolf Steiner-Schule in Liesing gesehen: ein ziemlich coo-
sen“ – „Ein mitdenkender, kreativer Schulwart! Toll!“ – „Eine hüb-
les Detail im schönen Schulhaus, vom Schulwart selbst gebaut. Das
sche Facette, die tatsächlich bildhaft darstellt, dass ein guter Schul-
bräuchten wir auch zuhause.“
wart für ein angenehmes Zusammenleben in der Schulumgebung
notwendig ist! Danke für die Initiative! Weiter so!“
Der Beitrag hatte bereits am nächsten Tag mehr als 280 Likes,
und vor allem fand sich darunter eine ganze Reihe begeisterter
Kommentare der facebook-Freunde von Jürgen Czernohorszky.
an unserem Schulwart haben! Daher an dieser Stelle auch einmal
Wie zum Beispiel: „Super Teil und super Schulwart! Auch bei uns
von uns ein riesengroßes Dankeschön an Wolfgang Seyringer – und
wäre so ein Teil angebracht“ – „coole Idee“ – „Einführen … als fixer
zwar längst nicht nur für seine geniale Longboard-Garage!
Bestandteil von Schulgebäuden … zugleich mit longboarding-Kur-
Roman David-Freihsl
Also besser hätten wir selbst nicht beschreiben können, was wir
22 _ Rückblicke
Von Ackerbau und alter Handwerkskunst – und einer unermüdlichen 3. Klasse Text: Brigitte Födinger, Schülerinnenmutter 3. u. 6. Klasse Fotos: Brigitte Födinger, Marie Lesigang In diesem Schuljahr unternahm die dritte Klasse mit ihrem Klassen-
ist) durften die Kinder selbst Kohlen schaufeln und auch jeweils
lehrer zahlreiche Ausflüge, bei denen sie vieles lernten und sahen,
ein Säckchen Kohle mitnehmen. Bei der anschließenden Grillerei
was es in ihrem Schulalltag normalerweise nicht zu sehen gibt. Die
konnten wir uns davon überzeugen, dass es mit handgemachter
Begeisterung und Neugierde waren daher groß. Das Besondere
Holzkohle, die hier nach altem Köhlereiwissen erzeugt wird, unver-
daran: Es gab immer was zum Ausprobieren, Mithelfen, Verkos-
gleichlich besser schmeckt als mit „Grillkohle“ aus dem Bau- oder
ten, Mit-nach-Hause-nehmen und Herzeigen. Die Ausflüge wurden
Supermarkt.
vom Klassenlehrer Heinz Genswein minutiös vorbereitet und von
engagierten Eltern unterstützt.
Hause stolz ein selbst gehämmerter Nagel hergezeigt. Ein selbst
gehobeltes Stück Holz wurde vom Tischlerbesuch mitgebracht.
Alles begann im Rahmen der Landbauepoche mit dem „Apfel-
Im Frühling ging es schließlich zum Schmied. Danach wurde zu
saftausflug“. In Laab im Walde wurden Äpfel geklaubt und dar-
In Atzgersdorf wurde die Buchbinderwerkstatt von Ira Laber, einer
aus Apfelsaft gepresst. Jedes Kind durfte schließlich eine Flasche
Kindergartenpädagogin, Buchbindermeisterin und Mutter von drei
Apfelsaft abfüllen und mit nach Hause nehmen. Herrlich! Beim
Töchtern, besucht. Ihren Beruf hätte sie aus dem Bestreben he-
„Ackerbauausflug“ bearbeiteten die Kinder mit einer richtigen Egge
raus gefunden, „etwas mit den eigenen Händen zu produzieren“.
und Pflug einen Acker und säten dann aus ihren Schürzen das Korn
Wir ließen uns durch die kleine Werkstatt führen, die „alte Hand-
(welches im kommenden August gedroschen werden soll). „In der
werkskunst ausstrahlt“ („Die Presse“, 29.11.2015). Spezielle Scheren,
Schürze, die die Kinder mit der linken Hand nach oben halten, wird
Buchbindegeräte, Prägemaschinen, Pressen und viel Papier überall.
das Korn gehalten, das die Kinder mit der rechten Hand säen, wenn
Beeindruckt bewunderten wir eine 300 Jahre alte, riesige Deckel-
wir über das Feld gehen“, hieß es in der Ankündigung von Herrn
schere aus Gusseisen, welche das Herzstück der Werkstatt darstellt.
Genswein.
Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung teilten wir uns in zwei
Gruppen auf. Während die eine Gruppe im Kunstgarten mit größter
Unmittelbar vor den Herbstferien ging es im Konvoi zur Köhle-
rei Hochecker in Michelbach (Kleindurlas). Hier trafen wir auf Resi
Vorsicht Fußball spielte bzw. Jause hielt, durfte die andere eigene
Hochecker, welche uns die einzelnen Schritte zur Herstellung der
Bücher binden, für welche zuvor individuelle Einbände ausgesucht
Holzkohle aus dem Rohstoff Holz genau erklärte. Bei einem „akti-
worden waren. Dann wurde gewechselt. Zum Abschluß durfte jedes
ven“ Meiler (in Kürze: In mehreren Etagen wird Holz aufgeschichtet,
Kind sein selbstgebundenes Buch mit vielen leeren Seiten, die nun
Glut in ein Rohr hineingeworfen und immer wieder nachgeheizt, bis
darauf warten, beschrieben zu werden, mit nach Hause nehmen.
es unter Luftabschluss innerhalb von ca. 3 Wochen „durchgekohlt“
Rückblicke _ 23
„Das alte Schloss“ – im Maurer Schlössel Eine wunderbare Erfahrung mit meinen Musiker-Kollegen aus der 4. Klasse Text: Stefan Haimel, Schülervater 4. Klasse
Die 4. Klasse hatte im vorigen Schuljahr als eine ihrer Epochen das
Gedächtnisausstellung gesehen hatte. Das Werk entstand auf An-
Thema „Berufe“, und ich hatte die schöne Aufgabe, den Schülern
regung eines gemeinsamen Freundes, des Kunstkritikers Wladimir
den Beruf „Orchester-Musiker“ nahe zu bringen.
Stassow. Er war auch an der Namensgebung der Stücke beteiligt,
und ihm wurde der Zyklus gewidmet. Der Reichtum der Klangfar-
An einem Tag stellte ich mein Instrument – die Trompete – vor...
was allerdings, wie ich mit großer Freude vernahm, in dieser Klas-
ben regte schon früh andere Komponisten an, das Werk auch für
se nun wirklich kein „exotisches“ Instrument war, denn einige der
Orchester und andere Instrumentalbesetzungen zu bearbeiten. Die
Schüler sind bereits begnadete Trompeter!!! Dann wollte ich we-
bekannteste Bearbeitung ist die von Maurice Ravel.
nigstens mit einem der bekanntesten Trompetenkonzerte auf-
trumpfen, aber auch darüber wussten sie alle Bescheid. Grandios!
men, suchten wir die 4. Klasse zunächst in ihrem Klassenzimmer...
Bevor ich die Klasse ein zweites Mal besuchte (diesmal gemeinsam
doch die Schüler erwarteten uns im Musikraum, und zwar in Or-
mit Frau Hanne Muthspiel, die in vielen Schulen Wiens den Schü-
chester-Aufstellung samt Instrumenten und Notenpulten, perfekt
lern „klassische“ Musik auf spannende und praxisorientierte Weise
vorbereitet und top motiviert, mit uns gemeinsam sämtliche „Bil-
näher bringt) hatte die 4. Klasse die Aufgabe, sich mit dem Werk
der“ musikalisch durchzuarbeiten und auch zu spielen!
„Bilder einer Ausstellung“ vertraut zu machen.
ihrer Karriere noch nie eine so eifrige (Volks-)Schulklasse erlebt, in
Der Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung - Erinnerun-
Als Frau Muthspiel und ich also an jenem Tag in die Schule ka-
Wie mir Frau Muthspiel im Nachhinein verriet, hatte sie im Laufe
gen an Viktor Hartmann“ (russisch „Картинки с выставки“ –
der noch dazu JEDES Kind ein Instrument beherrscht!!!
Воспоминание о Викторе Гартмане, transkribiert Kartinkis wys-
Als mir zum Schluss die Ehre zuteil wurde, mit allen gemeinsam
tawki – wospominanije o Wiktore Gartmane) ist eine Komposition
„Das alte Schloss“ zu spielen, konnte ich richtig merken, wie alle
von Modest Mussorgskij aus dem Jahr 1874, die allgemein als ein
Kinder über sich hinaus wuchsen – ganz besonders meine jungen
Musterbeispiel für Programmmusik gesehen wird. Die einzelnen
Trompeter-Kollegen!
Sätze beschreiben Gemälde und Zeichnungen seines im Jahr zuvor
gestorbenen Freundes Viktor Hartmann, die Mussorgskij auf einer
Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, wo die Kinder einer Pro-
Krönender Abschluss dieses Projektes war dann der Besuch im be der Wiener Philharmoniker lauschen durften! Ich muss gestehen... ich war sehr aufgeregt!!! Saßen doch 30 junge Kritiker und Kritikerinnen im Zuhörerraum, die peinlichst genau Bescheid wussten über die Töne, die ich da oben auf der Bühne spielte ;-) Ich danke der 4. Klasse, Frau Dostal und Frau Schindler für diese wunderbare Erfahrung mit den SchülerInnen und freue mich schon jetzt, wenn vielleicht die eine oder der andere bald wieder einmal mit mir gemeinsam musiziert. PS: Als Klassenlehrerin möchte ich diesen Dank gerne zurückgeben: Es war ein ganz besonderer Tag im Schulleben der vierten Klasse, mit einem „echten“ Philharmoniker gemeinsam zu musizieren! Danke, lieber Herr Haimel, dass Sie sich die Zeit für dieses Projekt genommen haben; und vielen Dank auch an unsere Musiklehrerin Frau Schindler, die schon einige Wochen vor diesem Tag intensiv mit der Klasse gearbeitet bzw. geprobt hat! Christiane Dostal
24 _ Kindergarten
„Dabei sein ist alles“ Unsere 5. Klasse war bei den Olympischen Spielen in Schönau Text, Fotos: Nadja Berke
Müde sind sie jetzt, unsere Olympioniken. Durchgehalten haben sie bis zum Schluss, voll Freude und auch Ehrgeiz. Am Donnerstag ging es um 8:00 Uhr von der Schule auf den Rädern los. 6 Erwachsene, 30 Kinder. Bis Vösendorf brauchten sie 3 Stunden. Viele Räder waren nicht wirklich zu 100% fahrtauglich. Dank des professionellen „Elternpersonals“ wurden alle Probleme beseitigt, und um 15:00 Uhr kamen alle heil in Schönau an. Die Zeltstadt wurde errichtet, und die Vorbereitungen vor Ort liefen an.
Nach erfolgreichem Trainingstag am Freitag waren heute
alle nach dem Grundsatz „Dabei sein ist alles“ voll bei der Sache. Trotzdem muss erwähnt werden: Den Marathon der Mädchen gewann eine von uns! Bravo, Marie Elisabeth!
Danke, schönes Wetter! Danke, Ihr tollen Organisatoren
und Betreuer! Danke, Ihr lieben Begleiter unserer Klasse! Danke, Frau Pazmandy, Frau Rolfsmeier und Frau Reichtomann! Danke, Ihr Olympioniken!
Schlafen werden wir alle gut!
Kindergarten _ 25
Der Sängerkrieg der Heidehasen – Singspiel der 6. Klasse Text: Angela Schindler, Veronika Skerjanz, Schülermutter 6. Klasse Fotos: Nadja Berke, Seweryn Habdank-Wojewódzki
Wie es dazu kam:
In meiner Kindheit gab es zu Hause eine Schallplatte, die ich mit
Hingabe und Spaß immer wieder hörte. Das auf dieser Schallplatte befindliche Hörspiel (Text: James Krüss) mit der eingängigen Musik und den witzigen Liedern von Rolf Wilhelm begeisterte mich so, dass ich den Wunsch hatte, es als Theaterstück nachzuspielen. Als ich später ins Gymnasium kam, nahm eine Lehrerin den Vorschlag an. Allerdings wurde nicht „live“ gesungen und gesprochen, sondern die Schallplatte lieferte den Ton. Als es schließlich zur Aufführung kam, meldete sich mein Blinddarm, und ich lag unendlich traurig im Spital.
Seit dieser Zeit wollte ich dieses Stück noch einmal auf die Büh-
ne bringen, natürlich ohne das Hilfsmittel Schallplatte… und ich habe genau auf diese 6. Klasse gewartet, die die besten, lustigsten, sangesfreudigsten Heidehasen waren! Vielen Dank an Euch.
Ein wirklich fantastisches, gelungenes, lustiges, von den Kindern mit Begeisterung aufgeführtes, Singspiel. Es wirkte alles so leicht und selbstverständlich; ich konnte keine große Nervosität ausmachen. Ich war sehr angetan von den schauspielerischen Fähigkeiten einzelner Kinder. Man konnte den guten Zusammenhalt der Klasse spüren, gab es doch manchmal Situationen, wo man auf die Hilfe seiner KlassenkameradInnen angewiesen war. Ein großes Lob an die sechste Klasse und an alle, die daran beteiligt waren. Es war sehr amüsant!
26 _ Rückblicke
Eine Klasse auf Schikurs ... eine durch und durch bewegte Zeit! Text: Elisabeth Platzer
Eine Woche lang ein laufendes Auseinander- und Wiederzusammenwogen…
In den Zimmern, den Skigruppen, bei den täglichen „Diensten“,
am Lift, beim Essen, vor den Duschen:
Bewegung, wohin man schaut – bergauf, bergab, treppauf,
treppab, heraus aus den Zimmern, hinein in die Zimmer...
Grüppchen und Gruppen hier und dort, selten Vereinzelung…
Ein ständiges Zueinanderhin und Voneinanderweg, manchmal reibungslos, manchmal doch mit Reibung…
Ein stetes Kumulieren der vielfältigsten Eindrücke.
Eine Klasse auf Skikurs ist ein beinahe eigenständiger Organismus, der zwar bestimmte Rahmenbedingungen braucht – keine Frage! – für deren Einhaltung er sich allerdings nicht zuständig erachtet, aber innerhalb derer, wenn sie denn liebevoll und verständnisvoll ein wenig aus der Ferne im Auge behalten und eingefordert werden, er sich in wunderbarer Weise darstellt, entfaltet und entwickelt.
Eine Klasse auf Skikurs kommt anders zurück, als sie auszog, um
sich und das Leben kennenzulernen: gesättigt von Erfahrungen mit Freundschaft und Auseinandersetzung, Heimweh, Küchendienst, Sehnen und Erfüllung, Erschöpfung und Überwachsein, nächtlichen Gesprächen, Trost, Frust und Erfolg, gesund, gestärkt und mit neuen Fähigkeiten ausgestattet.
Rückblicke _ 27
Erste Tanzschritte beim Après Ski Schikurs der 7. Klasse im Salzburgerland Text von Alina Giannelos und Alma Schadl aus der 7. Klasse
Dieses Jahr sind wir, die 7. Klasse, wie jede 7. Klasse, nach Salzburg zum Schikurs gefahren. In der Früh haben wir uns am Maurer Friedhof getroffen, um mit dem Bus wegzufahren. Wir haben unser Gepäck eingeladen, und dann ging‘s auch schon los. Die Fahrt war ziemlich anstrengend, weil sie 5 Stunden dauerte. Es war aber trotzdem lustig. Wir durften Radio hören, und alle haben gegessen. Als wir ankamen, waren wir ein wenig über die Größe der Zimmer erschrocken. Als wir alles ausgepackt und die Betten überzogen hatten, war es dann aber gemütlich.
Am ersten Abend haben wir eine kleine Wanderung in der Ge-
gend gemacht, um den Ort zu erkunden. Am nächsten Morgen ging‘s mit dem Schifahren los! Am Anfang wurden wir in drei Schigruppen und eine Snowboardgruppe aufgeteilt. Im ganzen Schigebiet gab es nur Schlepplifte. Wir hatten beim Schifahren insgesamt sehr viel Spaß. Am 4. Tag waren wir im Bergbauernmuseum im Dorf. Danach sind wir noch 2 Tage Schi gefahren. Am letzten Abend war der Tanzabend. Wir gingen alle gemeinsam in ein anderes Haus und haben von Herrn Bointner erste Tanzschritte gelernt. Nach einer Weile Üben hatte es jeder verstanden, und es machte wirklich Spaß. In der Tanzpause bekamen wir alle ein langersehntes, zuckerhaltiges Getränk, und nachdem wir noch ein wenig getanzt haben, gingen wir zurück nach Hause und legten uns schlafen.
Am nächsten Tag erwartete uns die 5-stündige Heimfahrt, die
wieder sehr lustig war. Wir freuten uns natürlich alle schon auf zu Hause. Als wir in Wien ankamen, erwarteten uns schon unsere Familien. Insgesamt war der Schikurs wirklich cool und eine tolle Erfahrung, die uns als Klasse auch sehr zusammengeschweißt hat. Checkliste für die nächste 7. Klasse: 1) Essen - viiiel Essen mitnehmen! 2) Werwolf (das Spiel)! 3) ganz viel Spaß!
28 _ Rückblicke
Ein Sommernachtstraum Eine zauberhafte Aufführung der 8. Klasse Text: Andreas Amann, Schülerinnenvater der 8. Klasse Fotos: Karl Hruza weitere Fotos http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke Gibt es ein besseres Stück für die 8. Klasse als Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“? Welcher Lebendige, Sinnbegabte erinnert sich nicht mehr an diese Zeit, in der es scheint, als wisse jeder, wem sein Herz gehört und man sich doch so unversehens in Aufregungen wiederfindet, die man bald nicht mehr verstehen mag, geschweige denn, darauf angesprochen zu werden. Wo irgendein hinterlistiger Troll im Auftrag seines noch verschlageneren Herrn einem die Augen beträufelt, sodass man aus einem Esel einen Brad Pitt macht mit schönem Ohrenpaar oder – noch schlimmer – die Verliebtheit einem plötzlich wie ein Regenschirm abhanden kommt.
Es war einfach zauberhaft, wie die 8. Klasse zusammen mit Clau-
dia Dragschitz, Marion Giannelos und vielen anderen Mithelfenden diesem Stück Leben eingehaucht hat. Man ahnte, welchen Weg diese Klasse schon miteinander gegangen ist. Die Freude, Lebendigkeit und sprachliche Präzision, mit der sie alle zusammen ihren wilden Traum einer Nacht geträumt haben, die Spiellust, mit der sie zwischendurch, fast nebenbei, noch Musik machten und sangen, war umwerfend. Ich wette, genau so hatte es sich der alte Zettel-Oberon Shakespeare gedacht.
Ein Traum auf der Grenze zwischen leichtem Schwips und wilder Ent-
schlossenheit, den die Hermias und Lysanders, die Helenas, Demetrii, die Titanias und Oberons und wie sie alle heißen unter Pucks Führung zwischen Lachen und Schmerz, zwischen Staunen und Frechheit so leicht gestalteten. Waren das noch Kinder oder schon jungen Frauen und Männer, die da auf der Bühne standen?
Und wen würde es nicht ganz eigentümlich, fast wehmütig anwehen,
wenn man seine kleine Tochter plötzlich, erwartbar und doch so unerwartet, als prächtige Königin der Elfen auf der Bühne mit klarer Stimme wiederfindet? Ich war platt, und um es etwas frei mit dem Augsburger Shakespeare zu sagen: „Da saß ich nun besoffen: der Vorhang zu und alle Fragen offen“.
Rückblicke _ 29
30 _ Rückblicke
Die Rückkehr in den Keller Eindrücke vom Kellertheater der 10. Klasse Fotos: Karl Hruza, weitere Fotos http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke
Im Februar fand traditionell das „Kellertheater“ der 10. Klasse statt. Heuer wie-
der – auf vielfachen und sehr vehementen Wunsch der Kinder – im Keller der Endresstraße 113 (im Vorjahr war die damalige 10. Klasse wegen der Feuchtigkeit des Kellers in den kleinen Festsaal übersiedelt). Unsere Zehntklässlerinnen und Zehntklässler wollten nicht auf die besondere Atmosphäre des Kellers verzichten. Etwas stickig, feucht, eng, dunkel – also genau richtig ;-)
An vier Abenden wurden Stücke von Grischka Voss, Loriot, Teuschl, Beckett,
Siegl, Ernst, Mitterer, Lernpeiss und Merz/Qualtinger gespielt. Lustiges und Ernstes. Das Publikum war begeistert, berührt, glücklich. Die Schauspielerinnen und Schauspieler auch! Ein paar Eindrücke von Klasseneltern:
Lustig, ernst, professionell, Wahnsinn, was unsere Kinder und vor allem die tol-
len Menschen, die mit ihnen gearbeitet haben, in so kurzer Zeit zustande gebracht haben! (Karin Mäutner / Mutter von Ines) „Wir sind in den Keller lachen gegangen – und haben unseren Kindern beim Erwachsen zugestaunt.“ (Mike Gross / Vater von Rebecca)
Mich hat die 10. Klasse wieder einmal sehr beeindruckt: die z.T. selbst geschrie-
benen Stücke und die großartigen schauspielerischen Darbietungen machten den Abend zu einem kurzweiligen und eindrucksvollen Erlebnis. (Andreas Lernpeiss / Vater von Lea)
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
Dieses Zitat ist entweder von Goethe oder von Khalil Gibran; jedenfalls nicht von mir ;-) , doch es gibt wieder, was ich gespürt habe, als ich „unsere Kinder“ auf der Bühne des Kellertheaters auf 113 gesehen, gehört und erlebt habe. Wurzeln und Flügel haben wir ihnen gegeben; jetzt ist es schön, ihnen bei ihren Flugversuchen zuzusehen. (Peter Gattinger / Vater von Sophie)
Wir waren begeistert von der Vielfalt der Stücke und den Schauspielleistungen
der SchülerInnen. Vielen Dank an alle, die die Proben begleitet haben. (Elisabeth Mac Nulty & Peyman Alaei / Eltern von Kiyan)
Der Enthusiasmus und der Mut, mit dem unsere Kinder an diese Herausforde-
rung herangegangen sind, begleitet von Regisseuren/Regisseurinnen, die ihnen vertraut und so viel zugetraut haben – das war beeindruckend. Dieses Vertrauen, das in unsere Schüler und Schülerinnen gesetzt wird, macht unsere Schule aus und lässt unsere Kinder wachsen! Vielen Dank für das und für die tollen vier Abende! (Karin Schadl / Mutter von Leon)
Zum Staunen, zum Lachen, zum Nachdenken, zum Glücklichsein… dass diese
Kinder solche LehrerInnen, RegisseurInnen und MentorInnen haben, in so einem Umfeld lernen und sich entwickeln dürfen… und dass die SchülerInnen so mutig sind. Als „Quereinsteiger-Mutter“ bin ich immer wieder aufs Neue sehr positiv berührt und beglückt. Auch drei Besuche waren nicht zu viel! So viel Engagement mitzubekommen macht mich in Hinblick auf Vieles zuversichtlich. (Clara Arbter-Rosenmayr / Mutter von Camillo)
Rückblicke _ 31
Adrenalin – Ruhe – Spaß am Spielen Bericht von Leon Schadl vom Kellertheater der 10.Klasse
Das Kellertheater ist eines der vielen Dinge (Aufführungen, Praktika, Reisen) an unserer
Schule, von welchem man als Unter- und Mittelstufenschüler eigentlich nur weiß, dass es sie gibt, vielleicht schon die eine oder andere Aufführung gesehen hat, aber keine Ahnung hat, wie es genau abläuft. Mir ging es genauso, bis das Kellertheater einfach da war.
Das einzige, was wir schon seit Jahresbeginn wussten, war, dass wir das Kellertheater unbe-
dingt auch im Keller veranstalten wollten. Ohne viel Vorwissen begannen wir Ende Jänner Texte von verschiedensten Autoren und den verschiedensten Stilrichtungen, welche aus der Sicht unserer Regisseure für eine Aufführung geeignet waren, zu lesen. Einige Stücke gefielen uns gut, manche eher nicht so. Nach einer Woche – jeweils eine Stunde pro Tag Stücke lesen – hatten wir am Ende der Woche schon einiges beisammen und überlegten natürlich schon, wer was spielen könnte. Dann waren aber erst einmal für eine Woche Semesterferien, in denen wir die Stücke, die uns gefallen hatten, nochmals studieren konnten. Nach dieser Zeit begann die intensive Arbeit. Die Stückauswahl war schnell erledigt. Alle zur Auswahl stehenden Stücke wurden auf die Tafel geschrieben, und wir Schüler konnten kundtun, bei welchem Stück wir mitwirken wollten.
Ohne Streitereien um irgendwelche Rollen hatten wir schlussendlich 13 Stücke ausgewählt,
was für ein Kellertheater wirklich viel ist. Die Stücke wurden auf unsere fünf Betreuer Stefan Albrecht, Elmar Dick, Maria Leutzendorff, Sabine Trierenberg und Grischka Voss aufgeteilt, und wir begannen im Grunde sofort mit den Proben. Der Text wurde zusammen mit dem Schauspiel gelernt. So arbeiteten wir zwei Wochen an den Stücken. Es wurde gelesen, getüftelt, gelacht, umgeschrieben, (selten aber doch) gestritten, natürlich geschauspielert, und so manches Stück wurde nach einer Woche des Probens auch gut und gerne einmal komplett über den Haufen geworfen und neu interpretiert. Nicht zu vergessen ist die Neugestaltung des Kellers – um diesen wieder theatertauglich zu machen, brauchte es einiges an Zeit. Wir säuberten den Keller gründlich, strichen die Bühnenwände neu an, mussten Ton und Licht neu einstellen und sorgten mit Lichterketten, Bildern und Sofas für ein angenehmes Ambiente.
Genau so schnell wie das Kellertheater gekommen war, kam auch plötzlich die Woche der
vier Aufführungen: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag. Bei der Generalprobe am Montag wurde den Stücken noch der letzte Schliff verpasst, und dann ging es auch schon los. Ich weiß nicht, wie es für meine Klassenkameraden war, aber ich war an den Aufführungstagen immer voller Adrenalin und gut aufgelegt. Das Lampenfieber und die Lust, endlich vor Publikum zu spielen, mischten sich in mir. Bis auf die letzten fünf Minuten vor meinem Auftritt: Ich war plötzlich völlig ruhig, fast wie in Trance. Wenn ich dann endlich auf die Bühne durfte, war ich gleich wieder voller Euphorie und hatte unglaublich Spaß am Spielen. Vor allem die Lacher des Publikums trieben an; die intensiven Wochen des Probens hatten sich gelohnt. Von Aufführung zu Aufführung machte es mehr Spaß; man kam immer besser ins Spielen. Umso schwerer war es dann, als alles vorbei war. Drei Wochen hatten wir uns nur um das Kellertheater gekümmert. Jetzt mussten wir wieder in den im Vergleich dazu doch recht öden Schulalltag finden.
Das Kellertheater ist eines der vielen Dinge, die unsere Schule so toll machen. Die Gemein-
schaft wächst zusammen, und jeder Schüler kann trotzdem seine Individualität ausspielen und bewahren. Ich weiß nun zwar ungefähr, wie das Kellertheater abläuft, aber wie wir es geschafft haben, in so kurzer Zeit so viele einzigartige Stücke auf die Beine zu stellen, weiß ich immer noch nicht.
32 _ Rückblicke
The sound in our stars Singabend der 11. Klasse Text: Antje Weh, Schülerinnenmutter 11. Klasse Fotos: Karl Hruza weitere Fotos http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke Der Horizont hat sich geweitet, und das ganze Firmament war von Musik erfüllt!
All die klingenden Sternstunden: ein großes Dankeschön an alle Ju-
gendlichen, die so mutig waren, ihren eigenen Horizont so großartig zu erweitern. Ihr habt es alle wunderbar gemacht! Den Raum gefüllt mit euren Stimmen, euren Liedern, euren Texten; begleitet von immer wechselnden, vielfältigen Instrumentalisten! Klavier und Schlagzeug, E-Gitarre, Kontrabass, Xylophon, Geige, Percussion, Ukulele, Cello...
Chorauftritte in ihrer ganzen Fülle, auf Russisch, Englisch und
Deutsch, darunter sogar ein brasilianischer Song! Herrlich, die Burschen ganz in Weiß, Matrosen ahoi von der feschen Sorte, die leicht die Muskeln spielen lassen oder kess das russische Tanzbein schwingen, zentriert von einer ganz besonderen Babuschka.
Die Mädchen singen „I will follow him“, zunächst scheinbar fromm,
aber dann…. und „Let it be“ – ja, let it be two of the most beautiful evenings of your schooldays! Es waren helle Sterne, klingende Sterne – so viele, dass sie hier nicht alle genannt werden können.
Vielen Dank an Stefan Albrecht, der mit jedem einzelnen Jugend-
lichen den passenden Song in der richtigen Tonlage mit den dazugehörigen Begleitungen gesucht, gefunden und vor allem geprobt hat! Großen Dank an Darlene Schubert, die viele Stunden mit den Damen geprobt hat und natürlich an alle MusiklehrerInnen, die im Hintergrund an Stimmen, Stimmungen und Instrumenten gefeilt haben! Danke an Sabine Trierenberg für die groovigen Moves und die Tanzschritte sowie Michael Schallmayer für das Licht und den Sound unserer Stars! Zu guter Letzt natürlich vielen Dank an Ekatarina Chebova für das fließende, klangvolle Russisch und Marlene Sadychow für die horizonterweiternde Begleitung der Beteiligten in allen seelischen und praktischen Belangen eines solchen Projektes.
Rückblicke _ 33
Blitzlichter vom Singabend Am 22. und 23. April 2016 haben wir, die 11. Klasse, unseren Singabend unter dem Motto „The Sound in our Stars“ an der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer aufgeführt. Wir hatten schon sehr früh angefangen zu planen, wie unser Musikabend über die Bühne gehen sollte; manche Chorstücke wurden schon seit Anfang des Schuljahres geprobt. Doch erst ungefähr zwei Wochen vor der Aufführung wurde begonnen, intensiver zu proben und auch die Solos und Duette vor der Klasse zu singen. Bei den Proben hatten wir Unterstützung von Stefan Albrecht und Darlene Schubert, welche die Lieder mit uns einstudierten.
Die beiden Aufführungen haben uns allen viel Spaß gemacht, auch wenn die Ner-
vosität bei allen sehr hoch war. Insgesamt war unser Singabend eine tolle Erfahrung, die wir auf keinen Fall missen möchten! Katarina von der Emde Hier noch einige Eindrücke von Schülerinnen und Schülern aus der 11. Klasse:
Es war eine große Überwindung, sich das erste Mal vor die Klasse zu stellen, um ein
Solo zu singen.
Ich habe auf meinen Auftritt hingefiebert und gedacht, ich würde bestimmt nervös
sein. Doch als ich auf der Bühne stand, war die Atmosphäre so beeindruckend, dass ich gar nicht aufgeregt war!
Am Anfang des Schuljahres dachte ich mir, dass ich nie alleine auf einer so großen
Bühne singen kann. Bis der Singabend die ganze Klasse ergriffen hat, hat es einige Zeit gedauert.
Die Begleitung am Schlagzeug war für mich aufregender als das Singen selbst. Ich hat-
te Angst, einen Fehler bei den Liedern der anderen zu machen.
Ich war erstaunt, festzustellen, wie Singen körperlich und persönlich auf einen wirkt.
Ich hatte die Aufregung total unterschätzt!
Liebe 11. Klasse, ich möchte Euch auf diesem Weg von ganzem Herzen zu Eurem gelungenen 11.-Klass-Musikabend gratulieren. Euch auf der Bühne zu sehen, freut mich natürlich ganz besonders. Eure Lieder, ob alleine, im Chor oder im Duett vorgetragen, haben mich sehr berührt. Ein Geschenk für eine Lehrerin, die Euch acht Jahre begleiten durfte und Euch so ganz neu erlebt hat. Dank an Euch und an die Menschen, die Euch so gut unterstützt haben. Eure Christine Bolleter
34 _ Rückblicke
Eurythmiedarbietung der 12. Klasse am 14. Jänner Fotos: Karl Hruza weitere Fotos http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke
Rückblicke _ 35
Theateraufführung der 12. Klasse Lamorte, 10. und 11. Juni Fotos: Karl Hruza weitere Fotos http://www.waldorf-mauer.at/eindruecke
36 _ Rückblicke
Klingende Inklusion Ein gemeinsamer Konzertabend der Rudolf Steiner-Schule und der Karl Schubert-Schule
Am 19. Mai fanden im neuen Burgsaal der Burg Perchtoldsdorf
über das gelungene Konzert und mächtig stolz auf ihre Leistungen.
zwei Konzerte statt: Zuerst spielte die Karl Schubert Bande Pop- und
Rockklassiker sowie moderne Hits; danach gab es die Aufführung des
für das nächste Schuljahr geplant (eines davon auf einem Festival),
Gloria von Vivaldi mit den Oberstufenchören der Rudolf Steiner-Schu-
und wir hoffen auf ein weiteres, langes Zusammenspiel der beiden
le und unserer Karl Schubert-Schule zu sehen. Es war der Höhepunkt
Schulen!
Zwei Auftritte sind noch für den kommenden Juni und weitere
unserer diesjährigen Zielsetzung, mehr Begegnung beider Schulen zu ermöglichen. Dazu bot sich vor allem der musikalische Bereich an. So
wurde bereits in den Sommerferien 2015 ein gemeinsames Chorpro-
hat, kann gerne in den Büros beider Schulen eine DVD für 10 Euro
jekt geplant; zunächst in Kombination mit einem schulübergreifen-
erstehen.
Wer das Konzert noch einmal erleben möchte oder es gar verpasst
den Theaterstück, das aus Zeitgründen jedoch leider nicht stattfinden
Horst und Ines Berg, Karl Schubert Bande
konnte; später mit der Karl Schubert Bande.
Zuschauerkommentare:
Unsere Karl Schubert Bande, die bald in ihr 15. Jahr kommt, hat-
te gerade ihre Frontsängerin Tamara Pointner verloren und war auf ihrer Suche nach Ersatz in der 9. Klasse der Rudolf Steiner-Schule
_ Menschliche Atmosphäre – nicht so steif, sondern natürlich _ Inklusion – das gemeinsame Auftreten, die behinderten Kinder mitten im Chor zu haben, sie als Teil des Ganzen zu integrieren
Mauer fündig geworden: Als Sängerinnen fungieren nunmehr Roxana
_ die beeindruckende Musik
Ahmad, Pia Jedlička und Livia Hrastnik.
_ die positive Stimmung, die positive Energie, die Freude der Kinder,
Natürlich war die erste Begegnung für die jungen Mädchen recht
spannend, aber sie wurden herzlich aufgenommen, und alles lief sehr unkompliziert ab. Mittlerweile, so bestätigen alle drei übereinstimmend, sei der Umgang mit Menschen, die eine körperliche und geistige Behinderung haben, viel selbstverständlicher geworden. Ihre Scheu vor diesen doch „irgendwie andersartigen“ Menschen konnten die drei bald ablegen, was ein großer Gewinn an persönlicher Kom-
die angesteckt hat _ die tolle Organisation, mit einem tollen Pausenbuffet – richtig professionell!! _ die persönliche Begegnungen mit einer der Gründerinnen der Karl Schubert-Schule _ die Größe des Chors! Die beeindruckende Leistung des Dirigenten und der Sopranistinnen
petenz war. Sie hätten von dieser Zusammenarbeit sehr profitiert
_ das WIR-Gefühl und das Gefühl, unter positiven Menschen zu sein
und ihr Bild von Behinderung wäre nun differenzierter. Diese Men-
_ der beeindruckende Veranstaltungsort
schen seien sehr herzlich, direkt und offen – etwas, das uns im Alltag
_ die Gastauftritte Michaela, Paul und Norbert Mayer
mit „Normalen“ oft fehle. Außerdem hätten sie gestaunt, wie gut die meisten der „Behinderten“ ihr Instrument beherrschten – besser als viele aus ihrer eigenen Schule. Eigentlich hätten sie bald kaum noch
_ Das Konzert in der Perchtoldsdorf Burg – ein Event, das noch lange
bemerkt, dass sie es mit besonderen Menschen zu tun hatten, so gut
in Erinnerung sein wird – denn es war inklusiv und exklusiv; inklusiv,
lief die Arbeit miteinander.
weil erstmals SchülerInnen der heilpädagogischen Karl Schubert-
Für die drei als unerfahrene Sängerinnen war es ein niederschwel-
Schule und der Rudolf Steiner-Schule gemeinsam auf einer Bühne
liger Einstieg in die Bandarbeit, und sie machten ihre Erfahrungen bei
gestanden, gesungen und musiziert haben; exklusiv, weil das Pro-
mehreren Auftritten, bis hin zu diesem Konzert vor größerem Publi-
gramm einen weiten Bogen von der Klassik – das Gloria von Vivaldi
kum in Perchtoldsdorf. Für die „alte“ Band war der Neuzuwachs eine
– bis zur zeitgenössischen Musik gespannt hat. Besonders berüh-
große Bereicherung. Sie kannte die Zusammenarbeit mit anderen
rend und eindrucksvoll der Abschluss: der gemeinsame Auftritt
Personen durch die häufige Arbeit mit professionellen Musikern und
des Oberstufenchores und der Karl Schubert Bande....
freute sich sehr über die Unterstützung. Die MusikerInnen staunten
Den mitwirkenden SchülerInnen und LehrerInnen gilt ein besonde-
über die schönen Stimmen der drei Mädchen und vermissten jede
rer Dank !
einzelne, die einmal nicht kommen konnte. Alle waren sehr glücklich
Veronica und Martin Paulovics
Rückblicke _ 37
Klingende Inklusion – 2. Teil
Montag, 8:15 Uhr: Um diese Zeit probt
für das „Gloria“ von Antonio Vivaldi. Wir
der Oberstufenchor seit Jahren, wenn nicht
hatten uns damit kein einfaches Stück aus-
Dymfna Meijts und Melina Wendt in den
seit Jahrzehnten. Jedes Jahr bestreitet die-
gesucht, doch Schritt für Schritt, Note für
Arien zu erleben. Beide waren dereinst
ser Chor ein Konzert: entweder im Rahmen
Note, Seite für Seite erarbeiteten wir uns die
Schülerinnen unserer Schule.
Als grandiose Solistinnen waren
der Schule oder auch außerhalb des Schul-
Chorsätze.
gebäudes, wie z.B. in der Kirche am Steinhof
Die große Anzahl an Musizierenden
ler Menschen mit den unterschiedlichsten
oder im Odeon-Theater. Auch gab es schon
verlangte für die Aufführung nach einem
Fähigkeiten. Antonio Vivaldi ließ mit seiner
gemeinsame Projekte mit einem Elternchor.
größeren Saal als in den Jahren zuvor. So
strahlenden Musik alle Unterschiede ver-
Im heurigen Schuljahr schickte die Karl
Es war ein herrliches Miteinander vie-
standen letztendlich im Neuen Burgsaal der
schwinden: klingende Inklusion.
Schubert-Schule Verstärkung, und so waren
Burg zu Perchtoldsdorf knapp 130 Sänge-
Ein Dank geht an alle Mitwirkenden und
im Rahmen des Inklusionsprojektes deren
rinnen und Sänger auf der Bühne. Dazu kam
Helfer.
Oberstufenschülerinnen und -schüler jeden
ein Kammerorchester, das sich aus Schülern
Für uns war es ein großes Erlebnis!
Montag mit ihren Lehrern zur Probe in un-
unserer Schule (Orchester SchallMauer),
serer Schule zu Gast. Die Rollstühle wurden
ehemaligen Schülern und Gästen zusam-
von unseren Schülern die Treppe hinaufge-
mensetzte. Diese Gäste zeigten sich später
tragen, und nach einem fröhlichen Einsin-
überwältigt von der besonderen Stimmung,
gen begannen die teilweise harten Proben
die bei der Aufführung entstand.
Angela Schindler (Orgel) und Stefan Albrecht (Gesamtleitung)
38 _ Rückblicke
Proben – üben – Pause – Essen – proben Beim SchallMauer-Orchesterwochenende wurde Dvoraks Symphonie „Aus der Neuen Welt“ erarbeitet
Zum dritten Mal sind wir – das Orchester SchallMauer – mit dem Bus zum Retzhof gefahren, um dort ein Wochenende lang intensiv zu proben. Der Retzhof ist ein Seminarhotel in der Nähe von Graz. Das überaus freundliche Personal serviert mittags und abends jeweils köstliches, biologisches Essen. Die Busfahrt am 1. April war lustig, und der/die ein(e) oder andere wurde in den April geschickt. Als wir am Retzhof ankamen, verkündete Herr Albrecht durch den Lautsprecher, wir müssten noch eine Stunde im Bus warten, da ihm auf die Schnelle anscheinend nichts Besseres eingefallen war. Wir durchschauten ihn sofort. Nachdem alle ausgepackt und zu Mittag gegessen hatten, ging es ans Proben: Tutti- und Stimmproben, dazwischen kurze Pausen, Abendessen, nochmal kurz proben, und dann Freizeit. Es gab Schlafenszeiten für die jeweiligen Altersgruppen, die von Frau Bosch konsequent überwacht wurden. Auch in der Früh weckte uns Frau Bosch, konnte aber trotz viel Engagement nicht alle Langschläfer überzeugen, dass die Ferien vorbei seien. Der Samstag war ein anstrengender Tag, denn es wurde den ganzen Tag geprobt. Der Sonntag begann auch mit Proben. Dafür stand am Nachmittag ein Ausflug auf dem Stundenplan, dessen eindeutiger Höhepunkt die großzügige Einladung auf ein Rieseneis war. Wieder am Retzhof angekommen, mussten wir eine Stunde selbstständig in den Zimmern üben, und nach dem Abendessen war nochmal eine kurze Tuttiprobe. Am Montag mussten wir vor dem Frühstück einpacken; danach war Generalprobe für das Konzert, das dieses Jahr schon am folgenden Tag stattfand. Als alle Koffer im Bus und die Instrumente vorsichtig verstaut waren, ging es wieder nach Wien zur Schule, wo die Eltern schon sehnsüchtig? auf uns warteten. Livia Machowetz-Müllner, Schülerin der 7. Klasse
Rückblicke _ 39
„Es ging! Und wie!“ Eindrücke vom SchallMauer-Konzert Ein riesengroßes Dankeschön, eine tiefe Verbeugung und einen tosenden Applaus für alle „SchallMaurer“, die dieses atemberaubende Konzert auf die Beine gestellt haben! An alle Orchestermitglieder, vor allem aber an Stefan Albrecht, Anna und Jörg Dekan-Eixelsberger! Ihr habt uns einen unvergesslich schönen Abend geschenkt, von dem wir noch lange zehren werden. Es war ein Erlebnis, das Seinesgleichen sucht: ergreifend, berührend und erfrischend! DANKE! Iris Hill, Schülerinnenmutter 4. und 6. Klasse
SchallMauer und die Neunte von Dvorak (!)... wie soll das gehen? Es ging! Und wie! Es war grandios! Dass Schüler sich freiwillig, freudig einem Taktstock beugen, jeder einzelne in der Verantwortung für das Gelingen des Ganzen, grenzt heutzutage schon an ein Wunder. Als Großmutter habe ich während der Probenzeit öfter einmal „Das kann ich nie“ gehört; nach dem Konzert war das Gegenteil bewiesen, und es gab strahlende Gesichter. Besonderen Dank hinter die Kulissen fürs Umschreiben und Spielbarmachen der Stimmen! Eine Arbeit, die man nur wahrnimmt, wenn sie nicht gemacht wurde... Das Konzert war für mich pure Freude: beim Zuhören, beim Zuschauen und beim Staunen im Nachklang Angelika Teichmann
40 _ Kindergarten
IM EINKLANG MIT DER EIGENEN ZEIT „Entschleunigung – Einfachheit – Nachhaltigkeit“ Zur Waldorf-Kindergartentagung vom 15. – 17. April 2016 in Wien-Mauer Wie können sich Kinder in unserer schnelllebigen Zeit gesund entwickeln? Kindergesundheit heute
gen zeugen jedoch gerade von mangelndem
Wir sind heute mehr denn je gefordert, be-
Wir wissen heute sehr viel über Gesund-
Vertrauen.
sonders im Sinne des Vorbilds den Bezug zu
heit und gesunde Lebensführung. In seinem
unserem inneren Menschen – unserem hö-
Vortrag „Neue Kindergesundheit“ führte Dr.
Sie finden sich zunehmend in einen straf-
Christoph Meinecke, Facharzt für Kinder-
fen Zeitplan eingebunden, der sich kaum
und Jugendmedizin (Familienforum Havel-
an ihren Bedürfnissen orientiert, ihre Le-
In Übung bleiben
höhe, Berlin) aus, dass es um die Gesundheit
benskräfte schwächt statt stärkt und ihren
Innehalten können im Alltag, um Wesentli-
von Kindern heute schlechter bestellt sei als
Impulsen wenig Raum lässt. Eine gesun-
ches von Unwesentlichem zu unterscheiden,
noch in der Generation vor ihnen.
de Entwicklung von Lebenssinn, Tastsinn,
sodass echte Hingabe möglich bleibt dazu
Was beunruhigt unsere Kinder?
heren Wesensanteil – bewusst zu pflegen.
Gleichgewichtssinn und Bewegungssinn
braucht es mittlerweile vermehrt Übung.
schiedenen Erscheinungsformen zu: Au-
verkümmert dabei zugunsten einer Übersti-
Dieses Thema wurde in den Arbeitsgruppen
toimmunerkrankungen, Haltungsschwä-
mulation von Hören und Sehen.
auf unterschiedliche Weise bewegt.
Die Krankheitshäufigkeit nimmt in ver-
chen, Zuckerkrankheit, Krebs, Stresssymp-
In der Gesprächsgruppe zum Vortrag
Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen
wurden das Erleben von Beschleunigung
Ängste, Burn-out (auch bei Kindern!), Begleiterscheinungen wie etwa früher und
Um vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen
gen dazu im Umgang mit Kindern, Eltern
zunehmender Förderbedarf, Schulverdruss
zu gelangen, braucht das Kind auf der Erde
und sich selbst thematisiert: Brotbacken
inbegriffen.
den Bezug zur geistigen Welt, will seine in-
als eigengesetzlichen Prozess zu begrei-
Vielen Kindern fehlt heute ein grundle-
neren Bilder wieder finden, sich innerlich be-
fen, sich selbst beim Malen und Plastizieren
gendes, ihre Entwicklung unterstützendes
teiligen können. Wenn zu schnell und zu früh
vom Ergebnisdruck zu emanzipieren, in der
Wohlbefinden. Dabei sollen sie sich ja mög-
zu viel gewollt wird, geht das Urvertrauen
Eurythmie dem Nachklang Raum geben, in
lichst „optimal“ entwickeln können. Eltern
auch zu früh verloren.
der sensorischen Integration bei sich selbst
sehen sich dazu mit unterschiedlichsten An-
den richtig genährten Sinn empfinden, bei
geboten konfrontiert, die das Kind möglichst
Wir gestalten den Kindergartenalltag in
der Herstellung von beweglichen Bildern
frühzeitig im Hinblick auf seine Zukunft för-
möglichst kohärenten, also durchschauba-
aufmerksam werden auf das Spiel zwischen
dern sollen.
ren, sinnvollen und für das Kind handhabba-
Bewegung und Ruhe, im Tanzen die Verbin-
ren Prozessen. Dabei müssen wir uns heu-
dung von Erde und Kosmos wahrnehmen,
Die drei Heimaten des Kindes
te jedoch fragen: Entspricht unsere eigene
einer möglichst nachhaltigen Entwicklung
Was aber braucht das Kind, das seinem We-
Gesamtgestimmtheit innerer Seelenruhe
der Sinne unter dem heutigen Beschleuni-
sen nach ganz in der Gegenwart lebt, be-
in dem Sinne, dass wir ganz anwesend sind
gungssog auf den Grund gehen.
sonders in seinen ersten Lebensjahren? Vor
und das Kind uns auch möglichst ohne Ein-
allem SEINE ZEIT, um in Prozesse einzutau-
schränkung nachahmen kann?
tome, Depressionen, Regulationsstörungen,
Wie kann die Pädagogik hier wirken?
und Entschleunigung sowie eigene Fra-
„Selbstlosigkeit“ Im zweiten Vortrag „Selber tun“ wurden
chen und Eindrücke zu verinnerlichen. Es muss seinen Leib ergreifen, seinen Umraum
Sich als Vorbild weiterentwickeln
unter anderem auch Aspekte der Selbster-
erobern und seinen Platz im sozialen Um-
Die äußeren Erfordernisse holen uns oft ge-
ziehung angesprochen: Erwachsene müssen
feld finden, kurz: in seinen „drei Heimaten“
nug ein; Verwaltung und vielfältige Aufga-
ihre Bedürfnisse kennen und – unabhängig
ankommen.
ben „müssen“ wahrgenommen werden. Das
vom Kind – gut für ihr eigenes Wohlbefinden
Tempo wird dabei durch die digitale Technik
sorgen, um Kinder begleiten zu können.
soll sich zu gesundem Selbstvertrauen ent-
bestimmt, die Erwartungen aneinander stei-
wickeln können. Zunehmende Schlafstörun-
gen und somit auch die innere Zerrissenheit.
ihnen vorleben, dass sie sich selbst in ihrem
Das im Mutterleib erfahrene Urvertrauen
Kinder brauchen auch Erwachsene, die
Kindergarten _ 41
inneren Wesen so vertrauen, dass sie „selbstlos“ – dem Kind gegenüber absichtslos – „zuhören“ und es in seinen Impulsen respektieren, auch wenn diese sich vorerst beispielsweise als besondere Empfindlichkeiten äußern.
Ungeteilte Anwesenheit Es gab an diesem Wochenende Momente, wo die ungeteilte Anwesenheit jedes Einzelnen erlebbar war – zuletzt bei der Überlegung „Was nehme ich mir vor?“ – und diese Momente führten zu einer wachsenden Stimmung der gemeinsamen „Entschleunigung“.
Gemeinschaftsbildung Eine Tagung ist immer ein gemeinschaftliches Zusammenwirken: die Rudolf Steiner-Schule und die Karl Schubert Schule, die den Raum stellten, mit viel Freude geführte Arbeitsgruppen, die wunderbare Mitwirkung von Eltern bei der Pausenversorgung und beim musikalisch/literarischen „Elternabend“, der schmackhafte Einsatz der Schulküche. Dafür ein großes DANKESCHÖN an die Lehrerinnen der Schule, an Wolfgang Seyringer, an Fred & Co, unsere Kindergarteneltern und das Kollegium des Kindergartens Wien-Zentrum für die Mithilfe.
Ein besonderes Dankeschön gilt auch allen
Vortragenden und den über 150 TeilnehmerInnen für die intensiv spürbare Resonanz und besonders allen Kindern, die letztendlich mit ihren Impulsen den Anlass für solche Bemühungen geben. Es ist schön zu erleben, wie ein gemeinschaftsbildendes Vorhaben gelingt. Dieses gelang den Rückmeldungen nach mit „Wiener Leichtigkeit“ – was immer das im Einzelnen bedeuten mag!
Text: Ursula Dotzler Fotos: Gertraud Walter
42 _ Finanzen, Begegnung
Das fehlende Geld hat ein Mascherl In Summe stagnierende Elternbeiträge und sinkende Unterstützung durch die öffentliche Hand führen zu einer angespannten Finanzsituation der Schule
Zahl der Schulen in Freier Trägerschaft inzwischen deutlich höher geworden ist, der Fördertopf jedoch nicht angepasst wurde, sind de facto die Beiträge gesunken – und liegen derzeit bei nur noch rund 750 Euro pro SchülerIn.
Heuer wird es richtig eng: War es im vergangenen Schuljahr
Auch gab es in der vergangenen Zeit immer wieder großzügi-
ge Spenden, die zu einer Entspannung der Budgetsituation beitru-
noch gelungen, mit einem halbwegs ausgeglichenen Budget ab-
gen. Der Schulvorstand bemüht sich auch weiter, derartige Spenden
zuschließen, so ist heuer leider ein Minus von rund 80.000 Euro zu
zu lukrieren – doch es wird immer schwieriger, große Spenden zu
erwarten, wie Martin Kaufmann seitens des Schulvorstandes beim
bekommen.
Finanzelternabend, auf der Generalversammlung und auch im El-
Angesichts dieser Situation hat der Vorstand des Schul-Träger-
ternrat warnte.
vereines beschlossen, dass sich die Höhe der jährlichen Ausgleichs-
zahlung heuer auf einen ganzen Monatsbeitrag belaufen muss. Doch
Der Hintergrund: Auf der einen Seite gab es eine Erhöhung des
Lehrer-Kollektivvertrages, die selbstverständlich umzusetzen war.
auch diese Maßnahme wird die Lage nicht wirklich entschärfen kön-
Gleichzeitig war es auf der anderen Seite nicht gelungen, die El-
nen – da unter anderem auch im nächsten Schuljahr mit einer weite-
ternbeiträge in Summe zu erhöhen.
ren Erhöhung des Kollektivvertrages gerechnet werden muss.
Zwar wurden die Beiträge von vielen Eltern dankenswerterweise
teils auch großzügig erhöht, und der Elternbeitragsgruppe ist auch
bewusst, dass viele damit an ihre Grenzen gingen. Doch es gab
Vorstand gerne zur Verfügung: vorstand@waldorf-mauer.at
auch die einen oder anderen – angesichts der aktuellen wirtschaft-
Die Bankverbindung unserer Schule lautet:
lichen Situation – durchaus verständlichen Ausfälle, von denen die
UniCredit Bank Austria AG
Für Fragen, Anregungen und natürlich Hilfsangebote steht der
Mehreinnahmen gleich wieder „aufgesaugt“ wurden.
Konto-Nr. 638 053 900
BLZ 12000
Dazu kommt, dass die Elternbeiträge rund 60 Prozent der ge-
samten Schulausgaben abdecken, während die restlichen Einnah-
IBAN: AT 19 1200 0006 3805 3900
men durch die öffentliche Hand hingegen Schritt für Schritt immer
BIC: BKAUATWW
geringer ausfallen. Ursprünglich war für die Schulen in Freier Trä-
Mit herzlichem Dank im Voraus für jegliche Hilfe und Unterstützung,
gerschaft seitens der Bundesregierung ein Fördertopf mit 1000
Roman David-Freihsl
Euro pro SchülerIn und Schuljahr eingerichtet worden. Nur: Da die
Unsere Schule ist eine ganz besondere Schule – das wissen wir alle! Aufruf zur Unterstützung des Förderkreises
Das Besondere, ich möchte sagen, das Kostbare an unserer
Diesen Fördertopf gilt es zu unterstützen!
Schule ist unter anderem, dass es einen Förderkreis gibt. Dieser
Deshalb gehen die Einnahmen des heurigen Frühlingsfestes an den
blickt mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf jeden Schüler und
Förderkreis.
jede Schülerin, egal in welcher Schulstufe.
bitte ich all die Eltern und Mitglieder unserer Schulgemeinschaft,
Es wird Zeit und Raum geschaffen, nicht nur auf Lernförderung,
sondern auch auf Bedürfnisse und Nöte zu achten.
Da dies jedoch nur ein kleiner Tropfen auf einem heißen Stein ist,
denen es möglich ist, den Förderkreis finanziell zu unterstützen.
Das Problem ist, dass in der heutigen Zeit viel zu wenig Geld für
Michaela Eberharter für den Frühlingsfestkreis
diesen so wichtigen Förderkreis vorhanden ist, um all jenen Schü-
Spenden erbeten an den:
lerinnen und Schülern, die Unterstützung brauchen, diese auch
Rudolf Steiner Schulverein Wien
zukommen lassen zu können. Einen geringen Teil der Finanzierung
IBAN: AT19 1200 0006 3805 3900
übernimmt die Schule. Alles andere muss aus einem Fördertopf, der
BIC: BKAUATWW
von Spenden abhängig ist, finanziert werden.
Verwendungszweck: Spende Förderkreis
Begegnung, Finanzen _ 43
Reden wir miteinander Gedanken zur offenen Begegnungskultur in der Unter- und Mittelstufe
langwierigsten sind, um Themen, die mit der Entscheidung für Waldorfpädagogik eigentlich nicht in diesem Maße entstehen sollten: Warum kann mein Kind in der 4. Klasse noch nicht rechtschreiben?
Warum gibt es keine klaren, harten Konsequenzen für Kinder, die
den Unterricht stören bzw. warum werden diese Konsequenzen nicht an alle kommuniziert? Warum kümmert sich die Schule nicht um die
Der Elternrat bemüht sich im laufenden schulischen Betrieb und
Aufklärung unserer Kinder (ab der 3. Klasse hört man diesen Ruf)?
– als eines seiner Hauptthemen – auch im Audit-Prozess sehr darum,
die Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern zu stärken. Dennoch
ernsthaften Auseinandersetzung mit Waldorfpädagogik. Befindet sich
müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir damit vor allem in der Un-
die Schule diesbezüglich wirklich in einer Bringschuld? Oder sollten
ter- und Mittelstufe immer wieder scheitern und die offene Kommu-
wir Eltern nicht viel eher mehr Zeit und Hinwendung einer Pädagogik
nikation mit dem Klassenlehrer, der Klassenlehrerin, nicht hinreichend
entgegenbringen, die wir selbst aus freien Stücken für unsere Kinder
gut gelingt.
gewählt haben?
Folgendes möge ein Versuch sein, dem Scheitern auf die Spur
zu kommen, um Veränderung, Entwicklung, Verbesserung zu
regte Gespräche in Fluren und am Schulhof zwischen Eltern geführt
ermöglichen.
werden, daran zu erinnern, dass der direkte Weg zum Lehrer/zur Leh-
rerin führen sollte, um mit ihm oder ihr ein Gespräch zu führen. Dies
Viele Eltern haben keinen wirklichen Einblick in die Waldorfpäd-
Es fehlt vielen Eltern an Vertrauen. Es fehlt ihnen auch an einer
Wir Mitglieder des Elternrats versuchen immer wieder, wenn er-
agogik und streben diesen auch nicht an. Das staatliche System ist
ist aus unserer Sicht der erste und zugleich wichtigste Schritt, um zu
nicht das, was man sich für sein Kind wünscht. Soweit – so klar. Als
einem Ergebnis zu kommen, Antwort zu erhalten, eine Lösung zu fin-
Alternative bietet sich unsere Schule an. Der Schulvertrag nach „Wege
den, etwas zu klären.
zur Qualität“ (kurz: WzQ) ist unterschrieben – ob er wirklich gelesen
wird oder wurde, sei dahingestellt. Die Erwartungen sind hoch: Wir
Einzelne unrund läuft. Auch dann ist der Rat derselbe: Bitte sucht das
zahlen Schulgeld, backen Kuchen, nähen und basteln und sehen uns
Gespräch mit den zuständigen Lehrerinnen und Lehrern, direkt und
gerne die Schulfeiern an, die Klassenspiele und Singabende – da ernten
ohne Umwege. Erst wenn dieser Versuch wirklich scheitert, kann auf
wir und sind uns wieder sicher. Dazwischen aber – im Schulalltag –
anderen Ebenen Hilfe gestellt werden. Dann gibt es viele Möglichkei-
kommt immer wieder die Unzufriedenheit hoch und treibt Blüten.
ten, andernorts offene Ohren und Unterstützung zu bekommen (El-
ternrat, Konfliktbearbeitungskreis, Schulleitung, Vorstand).
An vielen Elternabenden geht es in jenen Diskussionen, die am
Oftmals hören wir den Ruf nach dem Elternrat, wenn etwas für
In einer Zeit des Überangebotes an Kommunikation verwundert es
nicht weiter, dass wir alle mitunter übersehen, das Einfachste zu tun, nämlich das direkte Gespräch zu suchen. Dieses allerdings würde sehr oft helfen!
Wir haben so viele umsichtige, gute Lehrer an unserer Schule. Be-
gegnen wir ihnen offen. Offenbaren wir ihnen unsere Sorgen ohne Publikum. Dann entsteht eine ganz andere Dynamik, nämlich eine Dynamik der Zusammenarbeit, des Vertrauens und der gemeinsamen Erziehungsarbeit und -kunst für unsere Kinder.
Umgekehrt sollte das genauso gelten. Liebe Lehrer und Lehrerin-
nen, kommt auf uns zu, gleich, wenn es Anlass gibt! Sprecht mit uns Eltern, damit wir von zuhause aus, auf unsere Art auf unsere Kinder einwirken können. Auch vielen Lehrern fehlt es mittlerweile an Ver-
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trauen uns Eltern gegenüber.
Lasst uns alle gemeinsam mehr Vertrauen ineinander fassen. Wir
Eltern lieben unsere Kinder. Wir wollen das Beste für sie. Unsere Lehrer und Lehrerinnen wollen auch das Beste, das ist ganz sicher so, sonst würden sie nicht an einer Waldorfschule unterrichten. Darauf vertraue ich. Nadja Berke
44 _ Finanzen, Begegnung
Was kann ich beitragen? Bei den Beitragsgesprächen an unserer Schule geht es nicht nur um Finanzielles
Seit mehr als 15 Jahren wird an unserer Schule der Schulbeitrag
meldung an die Schule: Wie geht es meinem Kind, wie geht es mir?
anhand der finanziellen Situation jeder Familie in einem persönli-
Welche Punkte sind für mich und meine Familie wichtig und was
chen Gespräch mit einem Mitglied der Elternbeitragsgruppe ge-
kann oder sollte meiner Meinung nach verändert werden? Ein Teil
führt. Diese Gespräche beginnen mit dem Anmeldetermin für die
des Gespräches muss dann natürlich auch die Vereinbarung eines
1. Klasse des kommenden Schuljahres beziehungsweise mit einem
neuen Schulbeitrags sein.
Quereinsteigergespräch und werden jährlich wiederholt. Jedes Jahr
führt die Elternbeitragsgruppe so um die 250 Gespräche, hört 250
heit. Bis jetzt wurden die Termine telefonisch vereinbart. Unzählige
persönliche Geschichten und macht 250 Schulbeiträge aus. Die Vor-
Telefonate, Nachrichten auf Anrufbeantwortern und Textnachrich-
gaben dazu – die benötigte prozentuale Erhöhung des Beitrages,
ten auf Mobiltelefone waren nötig, um alle Schüler-Eltern zu er-
Jahresausgleichszahlungen und ähnliches – kommen vom Vorstand,
reichen. Glücklicherweise gibt es in den Weiten des Internets auch
von welchem die Elternbeitragsgruppe (EBG) auch delegiert ist.
Online-Tools, die diese Arbeit übernehmen können, und so konnten
wir dieses Jahr erstmals die Terminvereinbarung in die Hände der
Mit den Jahren haben sich diese Gespräche weiterentwickelt,
Beitragsgespräche zu führen, ist eine zeitintensive Angelegen-
und so geht es heute nicht nur um das Finanzielle, es geht um den
Eltern legen. Über die Buchungsseite der EBG konnte sich jede/r
Elternbeitrag im Gesamten. Ein Beitrag auch im Sinne von Rückmoment_abcomputer_93x131.qxp_Layout 1 14.06.16 16:12 Seite 1
seinen/ihren Wunschtermin und Wunschgesprächspartner/in aus-
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Gedanken _ 45
Jetzt ist schon wieder was passiert – Vom Umgang mit den Dingen
suchen, und dank eines Erinnerungsmails wurden auch keine
Termine mehr vergessen. Was für eine Arbeitserleichterung!
ich war vorlaut und schrieb, ich würde schreiben. Na wunderbar. Könn-
te ich Bilder malen jetzt. Oder einfach nur Musik hören. Jetzt aber muss
Vielen Dank an dieser Stelle für das Vertrauen der Eltern
Ich hätte es nicht sagen sollen. Und schon gar nicht schreiben… doch
und auch des Vorstandes und Kollegiums, das der Eltern-
ich schreiben – eine halbe Seite noch dazu.
beitragsgruppe entgegengebracht wird. Es war nicht immer
leicht, dieses Vertrauen zu bekommen. Umso wichtiger ist es
besser gesagt über Dinge, die ich noch immer nicht so recht verstehen
jetzt, mit einer positiven und bejahenden Haltung aller Be-
will. Und es kommt noch schlimmer: Ich schrieb in den Kreis der Mo-
teiligten in diese Gespräche zu gehen.
Ment-Redaktion, ich wolle das als Kolumne anlegen. Also lieber wieder
zurück und zu den Dingen, die passieren.
Danke auch dafür, dass die Terminvereinbarung so wun-
Worüber? Nun: vom Umgang mit den Dingen. Oder eigentlich und
derbar geklappt und sich jede/r diese 45 Minuten Zeit
genommen hat, um mit uns ein ergebnisorientiertes, re-
bin, gelingt es dem befreundeten Klassenvater, mich in ein Gespräch
Es ist eine Stegreif-Einführung im Flur der Schule. Obwohl ich in Eile
spektvolles und wertschätzendes Gespräch zu führen. So
über den baulichen Zustand der Endresstraße 100 zu verwickeln. Ge-
anstrengend es manchmal war, so bereichernd und kraft-
spräch? Da ich mich scheinbar verständnisvoll für seine Ausführungen
spendend war es auch. In den direkten Austausch zu kom-
zeige, zieht er mich im Gespräch fort und durch die Schule. Er zeigt mir
men, ist sehr fruchtbar, egal ob die Rückmeldungen positiv
von innen nach außen die Sanierungs- und Instandsetzungarbeiten der
oder kritisch sind, egal wie das finanzielle Ergebnis am Ende
letzten Jahre.
aussieht.
Fast das meiste sei davon unbemerkt und in den Ferien geschehen,
Wie alle Arbeitskreise und -gruppen wandelt sich auch
teils von Lehrern und Schülern der Oberstufe, überwiegend aber von
die Elternbeitragsgruppe im Laufe der Jahre, und es wer-
Professionisten. Zusehends jedoch gerät mein Begleiter ins Stocken.
den immer „Nachwuchs“ und Unterstützung gesucht. Mit
Sprachlos öffnen wir die Türen in die neuen WC-Anlagen, verfolgen
Ende der Beitragsgespräche für das Schuljahr 2016/17 ver-
Schleif-, Kratz- und Malspuren entlang frisch gestrichener Wände und
lässt Martin Kaufmann, EBG-Mitglied der ersten Stunde
stoppen schließlich viele Eindrücke später im kleinen Festsaal. Mein
und Vorstandsmitglied die Beitragsgruppe. So schmerzhaft
Begleiter erzählt mir von den aufwendigen Instandsetzungsarbeiten
dieser Verlust für uns ist, so wichtig ist es jetzt, diese Stelle
vor drei (oder ist es doch erst zwei Jahre her?) Jahren…
und nach Möglichkeit noch mindestens zwei weitere neu zu
besetzen! Danke Martin für die vielen hundert Gespräche,
da ja nicht alle hier im Haus acht- und gedankenlos mit den Dingen
die vielen Stunden des Informationen-Zusammenschreibens
umgehen und weiß zum Glück von einer Malerarbeit zu berichten, die
und deinen Enthusiasmus, ein soziales Beitragssystem für
selbst nach einem Jahr noch unberührt über mehr als 100 qm „strahlt“
diese Schule zu entwickeln und am Leben zu halten!
– er aber weiß nicht wo. Weiß es jemand von Euch?
(Antworten bzw. Vermutungen bitte an moment@waldorf-mauer.at)
Was ist gefragt? Kommunikationsbereitschaft, Interesse
Spätestens jetzt fange ich an, ihn zu ermutigen, widerspreche ihm,
an der finanziellen Situation der Schule, etwas Zeit und Spaß
an dieser verantwortungsvollen, ehrenamtlichen Aufgabe.
passieren. Das Tun, Erhalten und Erneuern in unserer Schule muss auf
die Bühne. Und ich denke dabei nicht an feierliche WC-Einweihungs-
Wir freuen uns über zahlreiche Kontaktaufnahmen, ent-
Und in diesen Augenblicken entscheide ich für mich, es muss etwas
weder persönlich mit einem Mitglied der Gruppe oder per
partys, sondern eigentlich nur ans MoMent – jetzt ist schon wieder was
mail an elternbeitrag@waldorf-mauer.at
passiert.
Schließlich will ich noch erwähnen, dass es ja nicht nur ums Sanieren
Die Elternbeitragsgruppe:
gehen muss, sondern auch um das Aufbauen. Ein wenig mehr dazu auf
Uschi Iragorri, Kathi Jedlicka, Martin Kaufmann,
www.wirbauenaufkunst.at
Christian May, Josef Prüller und Jörg Schmiedbauer
Matthias Berke
Was gibt es Neues auf „113“? Das Neubauprojekt – Zwischenbericht zum Stand der Dinge Wir übernehmen gerne sämtliche Reparaturen, Neuanfertigungen und Umarbeitungen von Gold-, Silber-, Perl- oder Steinschmuck.
Bald 50 Jahre ist unsere Schule nunmehr in der Maurer Endres-
straße beheimatet - im „Schlössl“ auf Nummer 100 und 98. Seit über 40 Jahren wird auch das Grundstück mit der Nummer 113 von
Ebenso entwerfen wir ihr Collier ganz nach Ihren Vorstellungen; Alle unsere Schmuck-/Edelsteinketten sind ausnahmslos Einzelstücke.
unserer Schule genutzt. Jetzt steht – passend zu diesem Jubiläum
In unserem eigenen Goldschmiedeatelier reparieren wir nicht nur Ihre Kostbarkeiten sondern fertigen auch gerne Schmuckstücke nach Ihren persönlichen Wünschen.
stellt. Vieles ist seither passiert und an unterschiedlichen Stellen
Der überwiegende Teil unseres Solitaireprogramms, wird entweder von uns oder in einer kleinen Manufaktur, größtenteils händisch, individuell nach Ihren Vorgaben hergestellt. Hierfür verwenden wir auschließlich konflikfreie Diamanten, sowie Recyclinggold.
Stand der Dinge gegeben werden.
– das für die Schule größte Projekt an: ein Neubau auf 113.
Vor mehr als einem Jahr wurde der Entwurf zu diesem Jahr-
hundertprojekt als Sieger eines Architektenwettbewerbes vorgeberichtet und präsentiert worden, aber noch nichts dergleichen in der Schulzeitung MoMent. Daher soll hier ein kurzer Einblick in den
Im Frühling letzten Jahres wurden mit den Architekten – der
Arbeitsgemeinschaft Breuss und Dietrich/Untertrifaller – und den zuständigen Behörden der Stadt Wien intensive Gespräche geführt. Dabei zeigte sich, dass sich der Entwurf nicht wie geplant umset-
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zen lässt, da die Schutzzone im Bereich des Grundstückes Nr. 113 nicht zu umgehen ist. Das historische Gebäude gilt deshalb trotz seiner schlechten Bausubstanz und mehrmaligen Veränderungen als schützenswert, weshalb es zu mindestens 50% erhalten bleiben muss.
Der Leiter der Denkmalschutzbehörde meinte beim letzten Ge-
spräch, so wie er diese Architekten kenne, würden sie eine gute und wahrscheinlich sogar bessere Lösung als ursprünglich geplant für uns finden – auch unter Einhaltung der genannten Auflage. Juwelier BRUNNER Geßlgasse 9a | 1230 Wien | T&F 01/8891228 mail: service@juwelier-brunner.at Öffnungszeiten: az_nagelstudio_korr.qxp_Layout 05.05.16 20:58 1 - 13:00 Mo-Fr: 08:30 - 12:00 sowie114:30 - 18:00, SA:Seite 09:00
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Über den Sommer wurde also intensiv an einer neuen Idee gear-
beitet, und tatsächlich: Das Ergebnis ist in vielen Punkten noch besser geworden und in seiner Gesamtheit jedenfalls besser zu unserer Schule passend, als es der ursprüngliche Plan mit einem gänzlich
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Bau 113 _ 47
neuen Gebäude war. Natürlich musste an einigen Stellen die Nutzfläche etwas reduziert werden, was aber auch einen Vorteil für die Kosten (vor allem Betriebskosten) mit sich brächte – aber auch das entspricht unseren Möglichkeiten und der Außenwirkung sehr gut. Nach einigen Überarbeitungsschritten in Absprache mit den zukünftigen Nutzergruppen wurde der neue Entwurf wiederum mit den Behörden besprochen. Hierbei war vor allem wichtig, eine Freigabe seitens des Denkmalschutzes sowie eine Bestätigung der Baupolizei über den leicht veränderten Flächennutzungsplan zu erwirken.
In schwierigen Situationen wird seitens der Behörden der Ge-
staltungsbeirat zugezogen, um den Behörden eine Entscheidungsrichtung zu empfehlen, die zwar nicht bindend ist, aber in den meisten Fällen angenommen wird. Auch in unserem Fall ist dies geschehen, und der Beirat hat das neue Konzept im Herbst für gut befunden und seinerseits den Um- und Neubau positiv beurteilt.
und wir mit Jahreswechsel mit einer Baugenehmigung rechnen
Nachdem also ein realisierbares Projekt fixiert war, wurde die
können. Die mit diesem Schritt verbundenen Kosten werden von ei-
Frage nach der konkreten Finanzierung angegangen. Hierfür wur-
nem Sponsor übernommen und belasten unser Budget daher nicht.
de eine kleine Broschüre erstellt, in welcher das Projekt vorgestellt
Wir arbeiten also mit Hochdruck an der weiteren Finanzierung,
und die verschiedenen Möglichkeiten der Unterstützung darlegt
damit wir den Prozess nicht stoppen müssen und im Sommer 2017
werden. Damit konnten Gespräche mit größeren Sponsoren und
den Spatenstich vornehmen können.
Banken geführt werden, die uns bis zum jetzigen Zeitpunkt sehr
hoffnungsvoll stimmen, dieses Jahrhundertvorhaben tatsächlich
dann ist jetzt die Gelegenheit, diese an uns heranzutragen!
realisieren zu können!
ten bis Sommer einfließen, damit sie gegebenenfalls im Einreich-
Natürlich stellen sich bei einem solchen Vorhaben auch auf der
Sollten Sie Ideen, Fragen oder Wünsche zum Neubau haben, Vor allem Fragen und Wünsche in Hinblick auf die Planung soll-
Seite des Geldes viele Fragen, und es werden derzeit unterschied-
plan berücksichtigt werden können.
liche Möglichkeiten einer vernünftigen Struktur diskutiert und
Kontakt: engelbert.sperl@waldorf-mauer.at oder
geprüft. Hierbei sind verschiedene Gesichtspunkte zu berücksich-
lothar.trierenberg@waldorf-mauer.at
tigen: Zum einen geht es darum, den wirtschaftlichen Betrieb der Schule nicht durch hohe Zinsbelastungen oder zwingende Rück-
Die Architekten:
zahlungen zu gefährden. Zum anderen ist sicherzustellen, dass im
Aus dem Ideenwettbewerb wurde die Arbeitsgemeinschaft Andreas
Falle einer Änderung der Subventionen – die in den nächsten 20-40
Breuss mit Dietrich/Untertrifaller Architekten ausgewählt. Beide
Jahren vielleicht doch noch kommt – eine Rückzahlung möglich
Büros sind auf das Bauen mit Holz und anderen natürlichen Bau-
ist, sodass potentielle Geldgeber in einem solchen Fall auch wieder
stoffen spezialisiert. Auch die große Erfahrung im Schulbau erleich-
etwas zurückbekommen. Außerdem müssen natürlich alle steuer-
tert viele Planungsschritte.
und rechtlichen Aspekte bedacht werden.
Ganz aktuell:
Andreas Breuss hat soeben eine Auszeichnung beim Niederöster-
Kurz gesagt, es ist alles in Bewegung, aber noch nicht soweit
gediehen, dass es möglich wäre, konkreter zu berichten. Wir sind
reichischen Holzbaupreis 2016 erhalten.
jedoch zuversichtlich, in absehbarer Zeit eine Lösung präsentieren
Im vergangenen Jahr waren sowohl Andreas Breuss als auch
zu können.
Dietrich/Untertrifaller Preisträger des Wiener Holzbaupreises 2015.
Im Mai 2016 haben wir daher die weiteren Planungsschritte der
Architekten – die Einreichplanung – in Auftrag gegeben. Der Zeit-
www.andibreuss.at
plan sieht vor, dass noch in diesem Sommer die Einreichung erfolgt
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„Eigentlich finde ich es lustig, dass die Omi hier auch ein Kind war“ FAMILIE SCHULZ / SCHÄR / RÖHSLER Teil 2 unserer Familienporträtserie. Zusammengetragen von Nadja Berke. Waldorf-Steckbriefe: Charlotte und Walter Schulz Schulgründer Berufe: Kindergärtnerin, Schlosser Michaela und Beat Schär Klassenlehrer: Frau Ammeter / Tutor: Herr Reisser Jahresarbeitsthema 12. Klasse von Michaela: Goethes Farbenlehre Michaelas Leben danach: Büro- und Verwaltungsschule, Massageausbildung. Beruf: Büroangestellte, freie Masseurin Jahresarbeitsthema 12. Klasse von Beat: „Alles rund ums Skifahren“. Fürs Praktikum war Beat bei einer Klasse als Skilehrer dabei. Beats Leben danach: Schlosserlehre beim Schwiegervater. Heute noch ist er Geschäftsführer in dieser Firma. Julia und Max Röhsler Klassenlehrer: Stefan Lorenz / Tutor: Marion Platzer, Karl Hruza Jahresarbeitsthema 12. Klasse von Julia: „Gelernt zu lernen?! Unsere Schule und das Leben danach“ Julias Leben danach: Matura, kurz Lehramtsstudium Russisch/Englisch, Pädak. Beruf: Volksschullehrerin, Lebens- und Sozialberaterin Jahresarbeitsthema 12. Klasse von Max: Wettkampf
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Max’ Leben danach: Matura, Studium der Volkswirtschaft. Nach dem ersten Studienabschnitt Schwerpunkt Betriebswirtschaft Valentin Röhsler Klassenlehrer: Manfred Hofer Berufswunsch: „Geschäftsführer, wie mein Papi. Aber ich habe noch Zeit; ich kann
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mich noch umentscheiden.“
Familieninterview Liebe Julia, Du hast mich im Elternrat auf ein Familieninterview angesprochen – hast Dich sozusagen freiwillig dafür angemeldet. Was hat Dich dazu bewegt? Ich glaube, so ein Generationen-Interview ist eine feine Sache. Meine Großeltern, im Speziellen mein Großvater, Walter Schulz, war im Gründungsteam der Schule. Meine Mutter kam dann auch als Schülerin in die damals erste
Maurer Lange Gasse 64 1230 Wien
1. Klasse. Mein Vater kam dann in der 4. Klasse aus der Schweiz in die Klasse meiner Mutter. Nach einem Jahr musste er eine Klasse überspringen; die Freundschaft zwischen den beiden hielt. Meine Eltern sind heute verheiratet. Zu Ende ihrer Schulzeit kam dann ich zur Welt.
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Ich glaube, es stand außer Frage, in welche Schule meine Geschwister und ich gehen sollten. Auch ich war mit meinem Mann 12 bzw. 13 Jahre in einer Klasse! Valentin, mein Sohn, kam im vergangenen Herbst in die Schule.
Portrait _ 49
ihnen herunter. Dr. Knierim hatte mich auch beobachtet, und er lud mich ein, führte mich durch das Haus, welches sich als Schule für Menschen mit Behinderungen herausstellte, und spielte Klavier. Wir sangen miteinander, und ich sollte ab nun beim Chorsingen jeden Donnerstag dabei sein. Meine Großeltern besuchen jeden Dienstag ihren Urenkel in der
In diesem „Michaelshof“ gab es eine Bibliothek, in der mich ein
Schule. Das ist der Tag, an dem sie im Bioladen ihren Wochenein-
Buch förmlich anzog, auf dessen Rücken das Wort „Sozial“ zu le-
kauf absolvieren. Immer machen sie einen Abstecher in den Schul-
sen war. „Zur Dreigliederung des sozialen Organismus“. Eigentlich
hof, um Valentin zu sehen!
war ich zu jung für diese Lektüre, doch ein Absatz über die Schule
Wir sind also eine Familie, die über vier Generationen mit der Schule
hat mein Interesse geweckt. Für mich kristallisierte sich da heraus:
verbunden ist.
Egal, wo ich sein werde, wenn die Frage auftaucht, ob ich mithelfen
Manchmal fordern Traditionen es ja heraus, mit ihnen zu brechen.
kann, werde ich es tun.
Dein Sohn geht jetzt in die erste Klasse unserer Schule. Gab es da je
Nun, mein Lebensweg führte mich nach Wien, um Musik zu studie-
Zweifel?
ren. Hier lernte ich meine Frau Charlotte kennen. Für uns war klar:
Nein. Sobald ich schwanger war, war für uns klar: Waldorf. Einmal
Wenn wir Kinder bekommen, sollen diese auf eine Rudolf Steiner-
hatten wir eine richtige Krise, weil Valentin keinen Platz im Wal-
Schule gehen.
dorfkindergarten bekommen hatte. Ich habe ja immer noch meinen
In Wien hatte Dr. Wanschura gleich nach dem Krieg eine Schule
Großvater unter Verdacht, dass er da dem ein oder anderen zuge-
angemeldet und einen Verein gegründet. Jetzt galt es, eine Schu-
redet hat, dass wir uns um den Schulplatz keine Sorgen machen
le zu gründen! Unser erstes Kind kam, und wir zitterten, ob wir es
müssen. Zum Glück haben wir dann einen ganz großartigen Platz in
rechtzeitig schaffen würden, eine Rudolf Steiner-Schule für unsere
der Waldorfgruppe von Eva Fuchs bekommen!
Tochter zu haben. Gemeinsam mit Menschen, die in der Waldorf-
Also konnten wir beruhigt der Familien-Tradition folgen. Und auch
pädagogik eine zeitgemäße Notwendigkeit sahen, ist es gelungen,
Valentin, der sich natürlich sehr auf die Schule gefreut hat, spürte die-
die Waldorfschule öffentlich sichtbar zu machen. Unsere Michaela
se Tradition. Recht knapp vor Schulbeginn meinte er: „Ich gehe jetzt
ging in die erste Rudolf Steiner-Schule nach dem 2. Weltkrieg in der
dann in die Schule und suche mir eine Frau – so wie Papi und Opa!“
Karl-Löwe-Gasse im 12. Bezirk. 1967 wurde das Maurer Schlössl für uns entdeckt und mit erstaunlicher Aktivität losgelegt! Alle halfen
Lieber Walter Schulz, wie kommt man dazu, Mitbegründer einer
zusammen. Die Mutes-Kräfte und die Begeisterung waren groß. Die
Schule zu sein?
des Einzelnen und die der Gemeinschaft.
Ich bin in Muschau, in Süd-Mähren, geboren und bin dort in der
Seit 1962 betreibt meine Familie einen Betrieb mit Werkstatt für
Vorkriegs- und Kriegszeit aufgewachsen. Die Schulerfahrung war
Metallbearbeitung, und so war es mir möglich, vieles, was not-
eine spontan andere als davor. „Guten Morgen“ und „Grüß Gott“
wendig war, beizusteuern, wie zum Beispiel die Kupfertafel und die
waren ab 1939 keine Grußformeln mehr, die in der Schule er-
geschmiedeten Lampen am Eingangstor der Schule! Im Laufe der
wünscht waren. „Heil Hitler“ war der erwünschte Gruß, der als
Jahre habe ich sehr viele Pentagon-Dodekaeder-Grundsteine an-
einziger galt. 1945 wurden wir von dort vertrieben. Im April 1946
gefertigt. Unter anderem für unsere Schule und dem Kindergarten,
wurde meine Familie mit vielen anderen in Viehwaggons „verladen“
für Pötzleinsdorf und für die Karl Schubert-Schule. (In diesen drei
und nach Deutschland gebracht. Es war ein langer Zug, der wäh-
genannten Schulen war Herr Schulz als Gründungs- und Vorstands-
rend der Fahrt immer kürzer wurde, weil wir auf deutsche Orte auf-
mitglied tätig! In der Karl Schubert-Schule ist er immer noch ak-
geteilt wurden. Für unseren Waggon war in Hepsisau im Schwaben-
tiv.) Der Grundstein für das neue Schulgebäude auf 113 ist übrigens
land Endstation. Wir waren fremd und auch nicht wirklich gewollt.
schon fertig und wartet auf seinen Einsatz!
Ich fühlte mich isoliert – so müssen sich die Flüchtlinge heute bei uns oft fühlen. Aus dieser Einsamkeit heraus „erwanderte“ ich mir
Liebe Frau Schär, Sie waren in der allerersten Klasse unserer Schu-
die neue Umgebung. Bei einer dieser Wanderungen entdeckte ich
le. Haben Sie das als etwas Besonderes wahrgenommen?
vom Waldrand aus ein Haus, das meine Neugierde weckte. Ich sah
Wir waren eher Außenseiter, da wir in einer normalen Volksschule
Kinder und Erwachsene in einem liebevollen Miteinander, wie ich
untergebracht waren. Nach dem Umzug nach Mauer und in unsere
es nicht kannte – eine Oase des Friedens. Das faszinierte mich.
Schule entstand eine Gemeinschaft.
Eines Tages winkte mich einer der Erwachsenen vom Waldrand zu
Meine Schulzeit war sehr unbeschwert.
>>
50 _ Portrait
Inwieweit war das Thema Schule in Ihrem Zuhause auch ständig begleitendes Thema? Durch meinen Vater war das Thema ständig präsent. Allerdings waren das eher verwaltungs- und organisatorische Themen als pädagogische. Es wurde wenig an Ausbildung gedacht; eher ging es um die Gemeinschaft. Wenn Sie zurückblicken auf die eigene Schulzeit, auf die Schulzeit Ihrer Kinder und dann auf das Jetzt sehen: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der Schule?
ersten Schultag in den Festsaal stelle und das Lied „Wieder einmal
JA. Es ist kein Vergleich zu meiner Schulzeit. Wir haben uns teilwei-
ausgeflogen“ von der ganzen Schule gesungen wird, dann ist das
se noch geschämt, in diese Schule zu gehen; unsere Kinder waren
ein unbeschreiblich schönes Gefühl für mich!
stolz darauf.
Ich glaube, es geht überhaupt sehr viel um das Genießen. Für mich
Herr Schulz, aus welchen Motivationen haben die Eltern damals ihre Kinder auf eine neue Schule geschickt und sind dieses Wagnis eingegangen? Die Motivationen waren sicher eigene schlechte Schulerfahrungen, Gutes von der Schule gehört, keine Entscheidung nach den ersten vier Schuljahren und im zarten Alter von 10 Jahren für eine weiterführende Schule, die dann die weitere Entwicklungsrichtung bestimmend angibt, 12 Jahre Zeit für das Kind, den jungen Menschen,
war Schule immer etwas Geniales. Wenn ich mich an die Vorfreude erinnere, meinen Lehrer gleich wieder zu sehen, zum Beispiel. Oder: letzter Schultag, das Zeugnis, Zeugnissprüche, Ausflüge, wie wir die Dinge gelernt haben, oft ohne es zu merken. Das alles sind Dinge, die unsere Schule so besonders machen. Ich finde so manche Entwicklungen und Veränderungen in den letzten 30 Jahren unglaublich wichtig und gut. Trotzdem sehe ich gerne auch Dinge, die sich über Jahrzehnte bewahren!
„den Knopf aufgehen zu lassen“, durch die Pionierzeit die Möglich-
Lieber Valentin, Du gehst ja an dieselbe Schule wie schon Deine El-
keit des intensiven Austauschs (es wurden auch viele gut besuchte
tern und Großeltern. Ist das für Dich etwas Besonderes?
Vorträge angeboten).
Für mich ist das normal. Eigentlich finde ich es lustig, dass die Omi
Lieber Max, wie war das eine Eltern-Generation später: Wie bist Du
hier auch ein Kind war.
auf die Schule gekommen?
Julia, welche Frage würdest Du gerne in einem MoMent-Interview
Mein Vater war an einem Oberlehrer gescheitert. Das wollte er
gestellt bekommen? Und wie lautet die Antwort?
seinen Kindern ersparen. Sein Arbeitsweg führte ihn täglich durch
„Was wünschst Du Dir für die Schule?“
Mauer, und er kam an mehreren Schulen vorbei, auch am Schlössl.
Ich würde mir für die Schule wünschen, dass sie alte Traditionen
Er meinte nur: „Wenn man die Kinder aus den verschiedenen Schu-
modernisiert und trotzdem bewahrt. Ich glaube zum Bespiel, diese
len kommen sieht, weiß man, wo man seine hingeben sollte“.
Feedbacksache, die der Elternrat entwickelt hat, ist ganz großartig.
Julia, was hast Du an unserer Schule besonders genossen? Ich glaube, vor allem die Gemeinschaft. Wenn ich mich heute am
Ich hoffe, dass die Schule lernt, mit solchen Mitteln umzugehen und auch etwas daraus macht. Wenn man damit arbeitet, müssen nicht zwangsläufig Traditionen gebrochen werden, aber vielleicht das ein oder andere Mal doch. Ich wünsche meinen Kindern eine so erfüllte Schulzeit, wie wir sie hatten. Mit jeder Generation, die in unsere Schule ging und geht, wächst die Sicherheit, dass es eine richtige Entscheidung war und ist, sich für unsere Schule entschieden zu haben. Vielleicht kommen ja meine Enkelkinder dann auch wieder an diese Schule! Herr Schulz, was würden sie auf diese Frage von Julia antworten? Mehr von den Mutes-Kräften der Pioniere, mehr „Gemeinschaft leben“ auch zwischen den Waldorfschulen – immer mit Augenmerk auf die soziale Fragen gerichtet: Wie gehen die Menschen miteinander um? Wie müssen Kinder HEUTE gebildet und ausgebildet werden, damit sie in Zukunft ihren eigenen Weg finden können?
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Carsten Schroers * 30.06.1969 † 13.05.2016 Carsten war von 1975 bis 1985 Schüler an unserer Schule