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Ment
Religion und ETHIK
Zeitschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer
Frühling 2020 / € 4,00
Mo
...
Ment
Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer im 29. Jahr, Heft Nr. 199
Liebe Leserinnen, liebe Leser! Diese Ausgabe unserer Schulzeitung erreicht uns alle mit
Der Himmel wird uns nicht auf den Kopf fallen – höchstens
der Post. Oder sogar nur online. Was weiß man schon.
die Decke!
Rückzug aus dem sozialen Miteinander, um die Schwächsten
In der Hoffnung, dass wir einander alle unter freiem, blau-
unter uns zu schützen. Auch ein Thema zum Schwerpunkt
em und wolkenlosem Himmel bald wiedersehen können,
dieses Heftes.
Umarmungen, Bussis und Händedruck inklusive, verbleiben
Von der weiten, globalisierten Welt zurück in kleinere Einhei-
wir zuhause und wünschen allen LeserInnen vorallem eines:
ten. Bleibt zu hoffen, dass ein bewusst dosiertes Miteinander
Gesundheit!
auch als Chance wahrgenommen werden kann: eine Chance
Im Namen der Redaktion
zur allgemeinen Entschleunigung. Mehr miteinander reden,
Nadja Berke
diskutieren, Spiele spielen, gemeinsam kochen und essen.
P.S.:
Bei manchen Artikeln des Heftes kann es sein, dass sie nun
Der Sohn eines Freundes fragte zuhause verständnislos nach:
noch brisanter wirken, als sie gedacht waren; bei manchen
„Warum gehen die Leute jetzt Hamster kaufen? Das verstehe
kann es sein, dass sie aus dem „Jetzt“ gefallen wirken. Denn
ich nicht!“ Soviel dazu.
die Artikel wurden vor einigen Wochen geschrieben und eingesammelt. Trotzdem war es uns wichtig, Euch dieses Heft nicht vorzuenthalten. Gerade was die Medienkompetenz angeht, gehen wir jetzt
Impressum:
durch eine harte Zeit, die wir, jeder für sich und seine Kinder,
Medieninhaber, Verleger, Herausgeber:
als Herausforderung erleben und als solche nutzen sollten!
Verein zur Förderung der Waldorf-Gemeinschaft (VFWG),
Auch wenn die Bildschirmzeiten durch das „Distance-Lear-
Obmann Josef Prüller / DVR NR.: 7864 9742
ning“ belastet werden, können wir versuchen, die Zeit, die zuhause verbracht wird, nicht für die Freizeitgestaltung am Monitor, sondern für das reale Miteinander nutzen. Ein Großteil der Monitorzeit gehört nun dem Unterricht und der Arbeit! Möge die Übung gelingen und nicht allzu lange andauern! Ein riesiges Dankeschön möchte ich an dieser Stelle allen
Absender: moment@waldorf-mauer.at 1230 Wien, Endresstraße 100 Verlagspostamt: 1230 Wien Zulassungsnummer: 13Z039641 M MitarbeiterInnen: N. Berke E: schreib@nadjaberke.at / R. David-Freihsl E: roman.freihsl@gmx.at / B. Födinger
unseren Lehrerinnen und Lehrern aussprechen, die
E: moment@waldorf-mauer.at / M. Goss E: moment@waldorf-
woodle.waldorf-mauer.digital eingerichtet haben, betreuen
mauer.at / K. Hruza E: karl.hruza@waldorf-mauer.at /
und mit viel Humor (10. Klasse Deutsch! DANKE!), wirklich
U. Borovnyak, J. Butschle, M. Czujan, M. David, U. Dotzler,
guten Tipps und sinnvollen Anregungen (9. Klasse Mathe-
H. Finke, S. Hackl, G. Harlander, M. Hofer, N. C. Juritsch,
matik! DANKE!) befüllen.
U. Kaufmann, A. Kellner, A. Koch, W. Kollewijn, G. Krumböck, K. Reiner-Friedl, L. Schadauer, B. Schwenk, A. Stadelmann,
Termine und Kleinanzeigen: Seite 20
C. Trattner, S. Trierenberg, P. Vallen, M. Völker, C. Willmann
Die Fotos in dieser Ausgabe stellten zur Verfügung:
Kontoverbindung lautend auf: Redaktion Schulzeitung
N. Berke, U. Borovnyak, M. Czujan, M. David, U. Dotzler,
IBAN: AT44 2011 1822 2175 1000 / BIC: GIBAATWWXXX
B. Födinger, M. & S. Habdank-Wojewodzki, S. Hackl, K. Hruza, IPS-WIEN, N. C. Juritsch, V. Monshi, K. Reiner-Friedl, M. Scholz,
Druck: Donau-Forum-Druck, 1230 Wien,
B. Schwenk, U. von Ahsen, M. Völker, L. & S. Trierenberg
aus umweltfreundlicher Druckproduktion
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„Es gibt keine allgemeinen Gesetze darüber, was man tun soll und was nicht“ „Leben in der Liebe zum Handeln und Leben lassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.“ *)
„Diese Ausführungen verbreiten Licht über jene Fragen, die
ein Produkt dessen, was sich im Individuum geltend macht; es
eine allgemeine Ethik zu beantworten hat. Man behandelt die
ist immer im einzelnen Fall gegeben, nie im Allgemeinen. Es
letztere ja vielfach so, als ob sie eine Summe von Normen sei,
gibt keine allgemeinen Gesetze darüber, was man tun soll und
nach denen das menschliche Handeln sich zu richten habe.
was nicht.
Man stellt von diesem Gesichtspunkte aus die Ethik der Natur-
Man sehe nur ja nicht die einzelnen Rechtssatzungen verschie-
wissenschaft und überhaupt der Wissenschaft vom Seienden
dener Völker als solche an. Sie sind auch nichts weiter als der
gegenüber. Während nämlich die letztere uns die Gesetze von
Ausfluss individueller Intentionen. Was diese oder jene Per-
dem, was besteht, was ist, vermitteln soll, hätte uns die Ethik
sönlichkeit als sittliches Motiv empfunden hat, hat sich einem
jene vom Seinsollenden zu lehren.
ganzen Volke mitgeteilt, ist zum ‚Recht dieses Volkes‘ gewor-
Die Ethik soll ein Kodex von allen Idealen des Menschen sein,
den. Ein allgemeines Naturrecht, das für alle Menschen und alle
eine ausführliche Antwort auf die Frage: Was ist gut? Eine sol-
Zeiten gelte, ist ein Unding. Rechtsanschauungen und Sittlich-
che Wissenschaft ist aber unmöglich. Es kann keine allgemei-
keitsbegriffe kommen und gehen mit den Völkern, ja sogar mit
ne Antwort auf diese Frage geben. Das ethische Handeln ist ja
den Individuen. Immer ist die Individualität maßgebend. Aus: Rudolf Steiner, Einleitung zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften, GA 001 Ausgewählt von Roman David-Freihsl *) Aus: Rudolf Steiner, Die Philosophie der Freiheit, GA 004
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Einige Gedanken zur allgemein-religi an Waldorfschulen Carlo Willmann
Z
u den großen Kulturerrungenschaften der Menschheit zäh-
glaubliches Spannungsfeld … zwischen dem Verschwinden von
len Religion, Kunst und Wissenschaft. Zu allen dreien pflegt
Religion, einer Sehnsucht nach Religion und einer Angst vor ihr“
Waldorfpädagogik in ihrer besten Form eine innige Beziehung:
(Die Presse, 19. Jänner 2020).
Sie will diese den Kindern und Jugendlichen auf lebendige
Rudolf Steiner scheint die aktuelle Erosion institutionalisier-
Weise und in lebensvoller Absicht vermitteln und ihnen dar-
ter Religion vorausgeahnt zu haben. Daher hat er versucht, an
in Heimat geben. Dass Waldorfpädagogik dies insbesondere
den Waldorfschulen neue Formen der Religionsbegegnung für
im Bereich der Kunst mit ihren vielen Aktivitäten vom Malen
die Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Denn er hat die
und Zeichnen über Theaterspielen bis hin zu Chor und Orches-
religiöse Dimension des menschlichen Lebens in seinen päd-
ter leistet, ist den meisten bekannt, und seit die verschiede-
agogischen Überlegungen sehr ernst genommen und war da-
nen Umweltkrisen immer stärker zu Bewusstsein kommen,
von überzeugt, dass Religion und Religiosität notwendig zum
erhält auch die goetheanistische Wissenschaftsform, wie sie
Menschsein gehören, sie daher im Kind und Jugendlichen zu
an Waldorfschulen praktiziert wird, größere Aufmerksam-
entfalten sind, um später in Freiheit eigenverantwortlich ge-
keit und Anerkennung, da sie auf einen nachhaltigen Umgang
staltet werden zu können. Generell war und ist Religion an den
mit Natur und Welt zielt. Aber was ist mit dem Religiösen, was
Schulen durch (konfessionellen) Religionsunterricht vertreten
mit der religiösen Kultur, was mit den Religionen in den Wal-
– wie ja auch in der Regel an Waldorfschulen, was begrüßens-
dorfschulen? Rudolf Steiner hat, wie oben bemerkt, von der
wert ist. Dieser nimmt dann die Aufgabe wahr, die jeweilige
Waldorfpädagogik eine ganzheitliche Bildung des Menschen
Religion (und Religionen) den SchülerInnen zu erschließen und
gefordert, die Wissenschaft, Kunst und Religion umfasst. In
ihnen zu ermöglichen, sich selbst darin verstehen und ihren
Bezug auf das Religiöse hat er sogar formuliert, dass es eine
Glauben bewusst leben zu können. Er trägt damit auch zur re-
der „bedeutsamsten Aufgaben des Waldorfschul-Prinzips“ sei,
ligiösen und ethischen Identitätsbildung des Einzelnen in einer
„den als ganzen Menschen erzogenen Menschen religiös zu
pluralistisch geprägten Gesellschaft bei.
vertiefen“ (GA 307, 1986, S.209). Bevor wir uns darüber verständigen, was dies für die Waldorfpädagogik bedeutet, müssen wir einräumen, dass es mit diesem Anspruch heute nicht zum Besten steht. Man muss dabei die gesamtgesellschaftliche Situation von Religion in Mittelund Nordeuropa in Blick nehmen. Keine Gesellschaften der Welt (ausgenommen diktatorisch-atheistisch regierte) haben sich soweit von religiösen Traditionen gelöst, ohne bislang neue Zugänge zum Religiösen gefunden zu haben, wie die unseren. Diese Tendenz spiegelt sich mehr oder weniger auch an Waldorfschulen wider, was ganz natürlich scheint. Aber ist es wirklich so, dass Religion mit dieser gegenwärtigen Entwicklung zum Verschwinden verurteilt ist, wie viele es erwarten und manche gar erhoffen? Ich glaube dies nicht. Vielmehr scheint mir die Suche nach wahrhaft spiritueller Religion unter der Oberfläche einer säkularisierten Welt größer denn je. So sieht auch der bekannte Philosoph und Schriftsteller Rüdiger Safranski ein „un-
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religiösen Erziehung Rudolf Steiner hatte jedoch einen anderen Gedanken im Fokus
gionen und Kulturen, weil sie an das lebendig Religiöse in allen
seiner Überlegungen: Er wollte die Engführung von religiöser
Menschen appelliert.
Erziehung und Bildung auf das „Unterrichtsreservat Religi-
Und diese Werte sollten eben nicht nur in dem Unterrichts-
on“ aufsprengen und neue ergänzende Formen einer religiö-
fach Religion vermittelt werden, sondern sollen und können in
sen Kultur im Bereich von Schule und Unterricht ermöglichen.
jedem Unterricht lebendig werden, und zwar „bis in die Mathe-
Diese können unter dem Begriff einer „allgemein-religiösen
matik hinein“ (GA 306, 1982, S.178). Es ist ein wahrhaft hoher
Erziehung“ zusammengefasst werden. Dieser geht es nicht
Anspruch, den Rudolf Steiner damit formuliert, dass die Inhal-
primär um eine spezifische Religion und ihre Bekenntnisaus-
te des Unterrichts wie auch die Formen ihrer Vermittlung und
sagen – diese sind für Steiner zweitrangig –, sondern darum,
mehr noch das soziale Miteinander im Schulgeschehen in das
eine differenzierte Gefühlsfähigkeit zu entwickeln und religi-
Licht und die Atmosphäre „lebendig werdender Religion“ ge-
öse Gefühle und Willensimpulse anzuregen und zu verstär-
taucht sein sollen.
ken. Die Kinder sollen erleben, was Religion im besten Sinne
Heute würde man das, was Rudolf Steiner für die Waldorfschu-
ausmacht: vertrauen können und staunen dürfen; Ehrfurcht,
le visionär gedacht hat, mit dem Begriff der religionssensiblen
Demut und universelle Dankbarkeit empfinden; liebevolles
Schulkultur bezeichnen. Für eine solche Schulkultur ist Religion
Hingegebensein an die Welt erfahren können, Verantwortung
nicht Bevormundung und Rechthaberei, sondern bedeutet, sich
übernehmen wollen, den Menschen als geistiges Wesen, als
gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung zu schenken, ist
Ebenbild Gottes erleben und aus der Verehrung des Göttli-
eine lebensbejahende, freudvolle und anspruchsvolle Lebens-
chen Lebens- und Tatkräfte gewinnen. Dies sind allgemeine
haltung, die zum Frieden und zur Menschlichkeit beitragen will
ethisch-religiöse Werte, die jede Religion für sich in Anspruch
und kann. Diese Überlegungen Steiners sind denn auch der Hin-
nimmt. Auch wenn Waldorfpädagogik tief in der christlichen
tergrund für die vielfältigen Aspekte und Elemente religiösen
Ideenwelt verwurzelt ist, ist sie daher doch offen für alle Reli-
Lebens, die an Waldorfschulen anzutreffen sind. Was wäre eine Waldorfschule (in unserem Kontext) ohne das Feiern der großen Jahresfeste und die Weihnachtspiele, die Morgensprüche, die Heiligenlegenden in der zweiten, die biblischen Erzählungen in der dritten Klasse und die Mythen und Legenden aller Religionen in den folgenden Jahren, oder den Raumschmuck und die Jahreszeitentische mit ihrer oft religiös-christlichen Symbolik. Dies sind nur einige auch äußerlich erkennbare Merkmale religiöser Gestaltung an den Waldorfschulen. Mehr noch aber kommt es darauf an, in der pädagogischen Haltung und im menschlichen Miteinander diejenigen Qualitäten zu pflegen, die für Steiner durchaus im religiösen Leben des Menschen wurzeln und die ihm unverzichtbar für eine moderne Pädagogik erschienen: Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe. Carlo Willmann ist Vorstand des Zentrums für Kultur und Pädagogik sowie Prof. für Religionspädagogik und Ethik an der Alanus Hochschule für Kunst und Pädagogik, Alfter
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Religion – in unserer Zeit? W
ie, so stelle ich mir oft die Frage, wie kann ich denn den
sehen und erahnen lehren, was in ihnen werden will, und was
freien christlichen Religionsunterricht an unserer Schule
wiederum uns inspiriert… Deswegen spricht Rudolf Steiner
gestalten, wo es immer schwieriger wird, mit Jugendlichen über
auch von Erziehungskunst und nicht etwa von einer Erzie-
Fragen, die das Religiöse im Menschen berühren, in den Aus-
hungsfertigkeit und gibt dazu nur Anregungen, wie wir uns dar-
tausch zu kommen? Wo immer weniger spirituelle Praxis gelebt
in schulen können. Wir müssen selber suchen, verstehen lernen
wird, daher die jungen Menschen an vieles nicht einmal mehr
und uns immerfort selber entwickeln.
kritisch anknüpfen können… denn um sich über etwas wahr-
Ein weiterer Aspekt, der in Zusammenhang mit der Waldorfpäd-
haftig ein Bild zu machen, muss ich zumindest ein bisschen
agogik eine große Rolle spielt, ist der Umstand, dass wir als Men-
darüber wissen wollen. Wie hat Religion denn in unserer Zeit
schen durch den Tag und durch die Nacht gehen, und zwar mit
überhaupt noch einen Platz, wie eröffne ich den Jugendlichen
ganz unterschiedlichem Bewusstsein: Während wir uns am Tag
denn die allgemein menschlichen Aspekte?
durch unsere wachen Sinne ein Bild von der Welt schaffen, schla-
Überaus inspirierend – und durchaus auch korrigierend – ha-
fen unsere Sinne in der Nacht, und wir sind seelisch und geistig in
ben sich bei der jüngsten ReligionslehrerInnen-Fachtagung
einer ganz anderen Realität. Es schläft ja nicht der ganze Mensch.
dazu Gedanken aufgetan, die mich erneut bestärkt haben und
Das kann also unter Spiritualität verstanden werden – meine
die ich hier gerne mit Ihnen teile. Von Herzen zu danken habe
geistige Anbindung an diese „Nachtwelt“. Und die ist erlebbar da,
ich dabei Franco Galletto, Prof. Dr. Carlo Willmann und Dr. Mi-
wenn wir zum Beispiel fühlen und auch sagen: „Das entscheide
chaela Glöckler, die mich in ihren Vorträgen zutiefst berührt
ich jetzt nicht, da schlafe ich noch einmal drüber“. Oder wir in der
und inspiriert haben!
Früh mit einem Gedanken aufwachen, der unser Tun ändert, wo-
Ein zentraler Begriff, der bei Rudolf Steiner auch in Bezug auf
bei wir am Vortag noch ganz anderes im Sinn hatten.
Pädagogik immer wieder zitiert wird, ist Freiheit. Wir sind in
Und das, dieses Verbinden des Tag- und Nachtmenschen, ist
vielem nicht frei – wir bedürfen der Nahrung, des Schlafs, der
religio. Die immer wieder neue Anbindung des Menschen an
gesellschaftlichen Übereinkünfte, ohne die das gemeinschaftli-
eine geistige Quelle.
che Leben noch schwieriger würde. Freiheit ist kein endgültiger
Da geht es nicht um vorgegebenes Glaubenmüssen. Es geht um
Zustand, der erreicht werden kann. Aber in einzelnen Handlun-
Verstehenlernen. Selber zum Verständnis kommen – für uns
gen sind wir frei – und zwar, weil wir uns bewusst unserer Intuitionskräfte bedienen können. Jeder Mensch muss also aktiv selber seine Freiheit erringen! Wir können bewusst reflektieren, unsere Handlungen bewusst kraft unserer Ideen, die wir entwickeln und mit denen wir uns verbinden, umsetzen. Dabei ist der Mensch in seiner Gesamtheit gefordert und beteiligt (wie eindrucksvoll ist dieser Gedanke von Goethe in „Faust“ dargestellt!) Das ist ein Ziel der Waldorfpädagogik – Menschen dahingehend zu erziehen, dass sie ihre Intuitionskräfte bewusst nützen können, also in diesem Sinn zu frei handelnden Menschen heranreifen. Damit wir PädagogInnen das selber auch nur ansatzweise vermögen, müssen auch wir uns mit unseren Quellen verbinden, die uns intuitiv, inspiriert und voller Ideen das in den Kindern
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Angeregt durch die öffentliche Tagung zum Thema „Zeitgemäße religiöse Erziehung und freie Entwicklung des Individuums“ vom vergangenen November, resümiert Ursula Kaufmann die wesentlichen Aspekte und ergänzt ihre Betrachtung um eigene Fragestellungen.
selbst, füreinander, in unserem Handeln. Religion gehört zum
können. Sie sich einem motivierten, lebensfrohen, demütigen,
Sozialen (handeln, wollen), wie Kunst (fühlen) und Wissenschaft
strebenden ICH anschließen können, um an ihm und der Welt
(denken) zum Individuellen gehören.
zu wachsen und frei werden zu lernen. Empathisch auf die Welt
Wir suchen uns Vorbilder und empfinden andere nur als wahre
zugehen zu können.
Autoritäten, wenn wir sie selber als solche anerkennen. Kaum
Denn unser Bewusstseinshorizont ist so weit wie unser Denken.
jemand heutzutage ist noch wirklich mit einem moralischen
Unsere Empathie so weit wie unser Fühlen. Und unser Wille ist
„Du sollst“ zu beeindrucken. Nur, was wir verstehen und als
so weit wie unsere Handlungskompetenz.
wahr erkennen können, tun wir aus freien Stücken. Das bedeu-
Körperlich sind wir nie ganz frei – je älter ich werde, desto be-
tet also auch, dass religio ist, wozu ich mich verbindlich ent-
wusster wird mir das. Aber mein geistiger Wille, das, was ich im
scheide, weil ich es will.
Denken betätige, im Verstehen fühle und lerne, das ist frei und
Das ist eine Identitätsfrage: Zu welchen Werten stehst Du ver-
nicht an den Körper gebunden.
bindlich? Was ist Dir wichtig? So gesehen ist auch Materialismus
Jeder gute Gedanke, jede wahre Beobachtung, jedes diese
eine Religion, auch „nicht glauben“ ein tiefer Glaube.
Gedanken begleitende Gefühl ist eine harmonie- und kraft-
Was ich individuell denken kann, welcher inneren Stimme (oder
gebende Lebenstätigkeit, die die Regeneration in der Nacht
lieber doch von außen an mich herangetragenen?) ich folge,
fördert. Damit ist so verstandene Religion auch eine Frage der
wie bewusst ich frei handeln kann, das prägt mein individuel-
Gesundheitspflege.
les Schicksal. Gedanken sind Realitäten, haben wesenhaften
Frau Dr. Glöckler geht in ihrem Vortrag 1) noch auf viele tiefer-
Charakter – welchen Gedanken ich in meinem Leben folge, das
greifende Aspekte ein und stellt das Thema mit all ihren reich-
macht also verstandene Religion aus, und nicht übermittelte
haltigen und fundierten Erfahrungen in einen großen Zusam-
Glaubensinhalte.
menhang – unbedingt empfehlenswert!
Deswegen ist es in der Schule so eminent wichtig, dass Kinder
So weit bin ich in meinem oft tastenden Streben noch nicht,
im Lehrer ein ICH erkennen, an dem sie sich orientieren können,
dass ich das schon mein Eigen nennen dürfte. Aber Dank der
weil dieses ICH so ein weltoffenes Interesse an den vielen DUs
Vortragenden und auch der Gesprächsrunde mit allen Teilneh-
hat, den Unterricht so einrichtet, dass diese viel selber erleben
menden ist mir nun vieles klarer. Und was ich dabei als wahr und richtig verstanden habe, bemühe ich mich umzusetzen. Und zwar nicht nur in den Religionsstunden, sondern in jedem Unterricht – und darüber hinaus. Ursula Kaufmann unterrichtet unter anderem Ethik und ist Tutorin der 12. Klasse. 1) Michaela Glöckler – Das Allgemeinmenschliche in der Religion und das Problem mit der Freiheit. Vortrag und Fragenbeantwortungen aufgezeichnet in Wien am 9.11.2019 in der Rudolf SteinerSchule Wien-Mauer von Ing. Friedel Hans. https://youtu.be/RliEJJtfSbc https://vimeo.com/374106452 https://vimeo.com/demba/download/374106452/e612301690 DVD lieferbar 10€ via ing.hans@aon.at
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„Entscheidend ist das ausgebildete Jakob Butschle, Pfarrer der Christengemeinschaft Wien-Süd, im Gespräch mit Roman David-Freihsl, Schülervater und Obmann der Wiener Christengemeinschaft
MoMent: Was ist der Unterschied zwischen Ethik- und Religions-
Christengemeinschaft: „Christus in uns“. Das ist der entscheiden-
unterricht aus der Sicht der Christengemeinschaft?
de Unterschied: Mit dem Mysterium von Golgatha haben wir das
Jakob Butschle: Das ist eine ganz schön schwierige Frage. Im
Göttliche wieder in uns eingepflanzt – das ist nichts, das von au-
Grunde geht es hier um die Frage des Unterschiedes zwischen
ßen auf uns zukommt sondern eben in uns ist. Und so entwickeln
Wissenschaft und Religion, da Ethik ja ein Teil der Philosophie
wir uns – aus dem Göttlichen in uns – auch zu freien Menschen.
ist. Und als Teilbereich der Philosophie beschäftigt sich die Ethik vernunftmäßig mit der Moral und dem moralischen Handeln, während in der Religion sich traditionsgemäß das moralische Handeln aus dem Glauben heraus ableitet. Heißt das, dass moralisches Handeln nach dem Glauben festge-
Das heißt für unser moralisches Handeln? Wenn du dich zu einem freien Menschen entwickelst, dann kannst du gar nicht anders, als moralisch zu handeln. Das bedingt sich gegenseitig: Moralisch handeln macht dich frei – frei sein ist moralisch handeln.
schrieben ist – während ethisches Handeln sich entwickelt?
Kommen wir zurück zur Frage: Was ist bei moralischem Handeln
Nicht unbedingt. Klar ist, dass sich Ethik im Laufe der Gesell-
der Unterschied zwischen Religion und Ethik?
schaftsentwicklung auch ändern kann: In einer Gesellschaft, die
Bei Rudolf Steiner ist der Unterschied eigentlich kein großer
die Selbstbestimmung als höchstes Gut hat, ist z.B. die Frage
mehr. Im Grunde geht es hier auch um den Unterschied zwi-
einer Abtreibung eine andere als in einer Gesellschaft, in der
schen Anthroposophie und Christengemeinschaft. In den Pries-
das Leben das höchste Gut ist. Aus Sicht der Religion handeln
tervorträgen von Rudolf Steiner ist beispielsweise auch der Un-
wir ethisch, weil es ein göttliches Gebot ist und nicht, weil es
terschied zwischen Wissenschaft und Religion ein ausführliches
aus logischem Denken entwickelt wurde.
Thema. Und hier ist für Rudolf Steiner die Kardinalfrage:
Aber wo bleibt bei einem göttlichen Gebot der freie Wille? Der entscheidende Punkt ist, ob wir Gott als etwas außerhalb von uns erleben – oder ob das Göttliche ein Teil von uns selbst ist. Sagte man früher z.B. „Der Herr sei bei uns“, so sagen wir in der
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Gewissen“ ob es wieder möglich ist, den Abgrund zwischen Wissenschaft
aus deinem Ich heraus triffst, dann bist du in der Lage, die Kon-
und Religion zu überwinden. Aus meiner Sicht lautet seine Ant-
sequenzen zu tragen, auch wenn diese vielleicht erst im Nach
wort: „Ja, mit Hilfe der Anthroposophie“. Handeln aus Liebe –
todlichen auf uns zu kommen. Zum Beispiel im Falle einer Organ-
das können Anthroposophen genauso sagen wie Mitglieder und
spende – die ist ja noch weiter weg von einer Schuldfrage wie
Freunde der Christengemeinschaft.
beispielsweise eine Abtreibung. Wenn ich mir bei dieser Entscheidung bewusst die Frage stelle, was hat das für eine Bedeu-
Was bedeutet all das nun für den Ethik-Unterricht, den ein Priester
tung, wenn ich einen Teil meiner Leiblichkeit abgebe oder aus-
an der Waldorfschule gestaltet?
tausche – dann kann ich später auch die Konsequenzen tragen.
Mein nächster Kurs an der Oberstufe in Wien-Mauer beschäftigt sich mit ethischen Fragen an der Schwelle zwischen Leben
Was ist das Wichtigste, das Du der Jugend mitgeben willst im
und Tod. Da geht es z.B. um künstliche Befruchtung, Organ-
Ethik-Unterricht?
spenden – und auf der anderen Seite um Abtreibung, Sterbe-
Dass es wert ist, sich Gedanken zu machen. Am schwierigsten
hilfe oder Todesstrafe. Aus Sicht der Ethik setzen wir uns dabei
ist aus meiner Sicht ein gedankenloses Handeln – diese Ein-
mit den drei Grundfragen auseinander: Was ist das höchste Gut,
stellung: Ist mir wurst; einfach zu sagen, na dann treiben wir
wie handle ich richtig in bestimmten Situationen, und welche
halt ab. So etwas begleitet einen dann für den Rest des Le-
Rolle spielt dabei der freie Wille?
bens. Denken lernen, reflektieren, abwägen – darauf kommt es an. Entscheidend ist das ausgebildete Gewissen. Das ist unse-
Und aus Sicht der Religion?
re Aufgabe, das in jungen Menschen zu erwecken, dass sie ihr
Würde ich dabei vermitteln wollen: Wenn du eine Entscheidung
Gewissen entdecken. Das Gewissen hat ja fast einen schlechten Ruf, weil wir es oft nur als das „Schlechte Gewissen“ kennen, aber es kann uns eben viel mehr sein als nur ein erhobener moralischer Zeigefinger. Ich werde den Jugendlichen sicher nicht sagen, was okay ist oder nicht – sondern sie auf eine Auseinandersetzung mit diesen Themen einladen.
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EIN RELIGIÖSES ERLEBNIS IM TREIBEN Betrachtungen eines Klassenlehrers zum Weihnachtsspiel der 5. Klasse Manfred Hofer
W
ie nähert man sich dem Thema Religion? Was heißt es,
erzählt worden war… und in dem kleinen Spiel wird von den
gläubig zu sein? Welche Bedeutungen haben Verehrung
Vertretern dieser Hochkulturen etwas von dem, was die Kin-
und Würde bei den Menschen heutzutage? Ist Atheismus auch
der gehört hatten, dem Christkind als Willkommensgruß ge-
eine Religion?
schenkt. In seiner Adaptierung hat Tobias Richter uns ein Stück
Als Tobias Richter in der Adventzeit mit uns, der 5. Klasse, ein
beigebracht, das verschiedene Kulturen und deren Glauben eint
wunderbares Weihnachtsstück einstudiert und zur Aufführung
und auf ein besonderes Ereignis zuläuft – Christi Geburt.
gebracht hat, waren diese Fragen nicht die „brennenden“ für mich. Trotzdem möchte ich aus jetziger Sicht aus zweierlei Per-
Engel der Ägypter:
spektiven darauf zurückblicken.
In Ägypten suchten diese Priester Den Gott Osiris, den sie nicht mehr fanden
Joseph:
Wie Isis auch, die klagt um ihren Bruder,
Maria, sieh, es nah‘n sich viele Menschen.
Bis ihr das Horusknäblein Trost und Hilfe brachte.
Aus fernen Zeiten, fremden Ländern scheinen sie.
Nun schau’n sie dich, Maria mit dem Kinde,
Sie wandeln in dem Glanze alter Schönheit,
Und ihre bange Sehnsucht ist gestillt.
Das Haupt gesenkt in Herzensfrömmigkeit. Die Verschiedenheit und ihre damit einhergehenden Haltun-
Perspektive I:
gen werden überwunden. Alles führt zusammen und befriedet
Mit Kindern an einem Theaterstück zu arbeiten, ist eine Sa-
die Menschen und ihre Kulturen. Es wird eine Brücke geschla-
che für sich. Sie bekommen endlich die Möglichkeit, in Rollen
gen, die aus fernen Zeiten der Vergangenheit bis hin zur Ge-
zu schlüpfen, jemand anderer zu sein, anderen Empfindungen
genwart reicht:
nachzugehen und diese als Rolle zu präsentieren. Allein der oben genannte Vers sagt schon vieles aus und leitet das Stück gekonnt ein. Der pädagogische Aspekt bezog sich auf die sprachlich-musikalische Arbeit mit den Kindern in der Vorweihnachtszeit. Die Intention, dieses Stück aus der Anfangszeit der Waldorfschule in Stuttgart zu wählen, war, dass die Kinder gerade ihre erste Geschichtsepoche zu den alten Kulturen abgeschlossen hatten, wo ihnen etwas von deren ungeheuren Weisheitsschätzen
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DER ADVENTZEIT Kind der Gegenwart:
um, erkennt man ein steigendes Angebot an konfessionslosen
Ich aber will mich zu den frommen Hirten stellen.
Alternativen. Dies lässt auf ein ausgeprägtes Bedürfnis nach
Sie durften auf dem Feld die lichten Engel,
Spiritualität und Gemeinschaft schließen.
Die Eltern und das Kind im Stalle seh’n.
Dass diese Alternativen auch von Leichtigkeit und Humor ge-
Darf ich das Gotteskind im meiner Seele tragen,
prägt sein können oder sogar sein müssen, hilft, einen sehnen-
Kann ich mit Fleiß und Ernst den Weg durchs Leben wagen.
den Wunsch zu erfüllen. Dabei geht es nicht um mangelnde Ernsthaftigkeit, sondern wohl eher darum, sich abzusetzen und
Große Bilder von großen Gefühlen, eine sehr engagierte 5. Klasse
den historischen Ballast und die Konflikte, die von unzeitge-
als Schauspielgruppe, wunderbare Kostüme und Requisiten,
mäßen oder fundamentalistischen Auslegungen der Religionen
ein tolles Lichtbild und die sprachgestalterischen und musikali-
ausgehen, hinter sich zu lassen.
schen Anregungen, die Tobias Richter mitgebracht und mit uns geübt hatte, sorgten beim Publikum für starke Eindrücke.
Entspannung der Willenskräfte, Kontemplation, Liebe und Mitgefühl, das alles kennen natürlich nicht nur Buddhismus und
Perspektive II :
Hinduismus. Mit Praktiken wie Yoga und Achtsamkeitsmedita-
Die Behauptung, die Menschen würden heute keinen Religio-
tion greifen wir insgeheim auch auf das kontemplative Wissen
nen mehr brauchen, halte ich für eine übertriebene Aussage.
von Christentum, Judentum und Islam zu.
Auch Religionen unterliegen dem Wandel der Zeit und müssen eine Entwicklung erfahren. Sie zu negieren hieße, eine lange
Lässt sich all das nicht unter einen Hut bringen? Einen Versuch
gepflegte Kraft schwinden zu lassen. Man muss sie bewusst
wäre es allemal wert. Denn auf Religion als seelischen und ethi-
neu sichten, hinterfragen und erfrischt klären. Sieht man sich
schen Echoraum sollten wir nicht verzichten. Auf Hetze, Hass und Kriege aber schon. Maria: Sie sind willkommen uns – Hab Dank, du Gottesbote.
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Islam – Versuch einer Annäherung Ursula Kaufmann
D
er Religionsunterricht der 10. und 11. Klasse findet in beson-
wörtlich anzuwenden. Unsere Fragen wandten sich hauptsäch-
derer Form statt: Klassenübergreifend wählen die Jugendli-
lich jedoch nicht an einen gemäßigten und weltoffenen Islam,
chen für ein Semester eines von drei angebotenen Themen; die
sondern das, was aus unserer Sicht befremdlich und womöglich
Themen wechseln im Halbjahr. Bearbeitet werden Lebensfra-
im Widerspruch zu den in den allgemeinen Menschenrechten
gen oder Gebiete, die nicht an eine bestimmte konfessionelle
formulierten Werten steht.
Glaubensrichtung gebunden, sondern von allgemein menschli-
So war dieses Semester eine erste Annäherung, ein erster di-
chem Interesse sind, aber vor dem spirituellen Hintergrund ver-
rekter Kontakt mit dem heiligen Buch des Islam. In einer Stunde
schiedener Religionen und vor allem dem eigenen Erfahrungs-
pro Woche kommt man nicht schnell weiter, und wir bedürften
horizont, den eigenen Fragen ergründet werden.
mehrerer Menschen, die uns in ihrem aktiv gelebten Glauben
Auf Wunsch einiger Jugendlicher haben wir uns im letzten Se-
öfter begegnen. Daher sind wir über das Bemühen, zu echtem
mester mit dem Islam beschäftigt. Da ich selber wenige per-
Verständnis jenseits von Annahmen zu gelangen, noch nicht
sönliche Erfahrungen mit VertreterInnen dieses Glaubens habe
hinausgewachsen.
und mich viele Fragen dazu umtreiben, was die Stellung des
Aber: Erste Schritte zählen!
Korans und die mögliche oder auch nicht mögliche Auslegung betrifft, haben wir also das Wagnis unternommen – mit der Koranausgabe für Nichtmuslime, in welcher Anmerkungen erlaubt sind, auch Kürzungen von den zahlreichen Wiederholungen und wiederkehrenden Formeln vorgenommen wurden und die somit für Interessierte leichter lesbar wird. Wir haben einige Suren gelesen, uns die Hintergrundinformationen zu Gemüte geführt, haben sie diskutiert, sind aber aus
Aus Schülersicht
W
ir haben uns dieses Jahr im Religionsunterricht speziell mit dem Islam beschäftigt, weil wir da alle wenig wirklich
wissen. Frau Kaufmann hat uns den „Koran für Nichtmuslime“
meiner Sicht ehrlicherweise nicht beachtlich viel weiter in un-
mitgenommen und für jeden daraus einiges kopiert. Das haben
serem Verständnis gekommen. Es wird in unseren Augen sehr
wir dann gemeinsam gelesen und darüber diskutiert.
viel von Andersgläubigen gesprochen, dem Umgang mit ihnen,
Einmal kam sogar mein Opa und erzählte darüber, warum er
und auch dabei fanden wir divergierende Aussagen, die in meh-
vom Christentum zum Islam konvertiert ist.
rere Richtungen ausgelegt werden können. Wir erfuhren, was
Mir hat der Unterricht sehr gefallen, und ich habe viel Neues
rechtgläubige Muslime unterscheidet, welche Tugenden und
gelernt!
Pflichten sie anstreben sollen, um Gnade vor den Augen des Höchsten zu finden. Um jemanden zu treffen, der in diesem Glauben lebt, haben wir die Chance ergriffen, den Großvater eines Schülers einzuladen. Er ist Österreicher und als junger Erwachsener zum Islam übergetreten. Das Gespräch war überaus ehrlich, wir konnten alles fragen, was uns beschäftigte. Aber auch da wurde evident: Ein weltoffener, sehr moderner und in seinem Glauben toleranter Moslem kann die für uns heiklen Stellen so erklären, wie wir sie selber auch lesen würden, nämlich als historisch bedingt und aus der Zeit heraus verständlich, aber heute so nicht mehr
12 _ MoMent Frühling 2020
Simon Mehraii, Schüler der 10. Klasse
Ethik? Was genau ist das eigentlich? Nadja Berke
E
thik ist ein Gebiet der Philosophie. Sie befasst sich mit dem
Grundsätzlich sollte man andere nicht so behandeln, wie man
„richtigen“ menschlichen Handeln. Sie umfasst in diesem
selbst nicht behandelt werden möchte. Die Regeln, die unserem
Teilgebiet Themen wie Menschenwürde, Freiheit und Toleranz,
Handeln zugrunde liegen, müssen also auf die Allgemeinheit
Formen und Werte des menschlichen Zusammenlebens sowie
übertragen werden können. Dahinter steckt die Frage: „Was
die Art und Weise, wie Menschen ihr Leben führen.
wäre, wenn alle so handeln würden?“
Das Wort Ethik leitet sich von dem altgriechischen Wort „ethos“
Im Gegensatz zur „Moral“ beruft sich die Ethik nicht auf von der
ab. Übersetzen kann man dieses Wort mit den Begriffen „Ge-
Natur vorgegebene Werte oder menschliche Regeln des Zu-
wohnheit“, „Sitte“ oder „Brauch“. Als erster Philosoph behandel-
sammenlebens, die aus Erfahrung, Gewohnheit und Traditionen
te Sokrates (469 - 399 v. Chr.) Ethik. 100 Jahre später führte sie
entstanden sind. Auch auf die Regeln der Rechtssysteme oder
Aristoteles als eigenständige philosophische Disziplin ein.
Religionen greift sie nicht fraglos zurück, sondern prüft und
Fragestellungen der Ethik sind unter anderem:
untersucht diese stetig. So gesehen, kann man Ethik als eine
„Wie verhalte ich mich richtig?“
höhere Stufe der Betrachtung bezeichnen, die im wissenschaft-
„Was ist gutes und gerechtes Verhalten?“
lichen Kontext als „Wissenschaft der Moral“ definiert wird und
„Welche Konflikte entstehen, wenn ich dies oder jenes tue?“
als solche sowohl den Gegenstand ihrer Untersuchung, als auch
„Aus welchen Gründen entscheide ich mich für dieses oder
sich selbst und ihren eigenen Blick darauf hinterfragt.
jenes Handeln?“
Die aktuelle schulpolitische Diskussion über den Ethikunterricht
„Welche Folgen unserer Taten sind für uns und andere Be-
ab der 9. Schulstufe ist in ihrem bisherigen Ausgang eine sehr
teiligte zu erwarten?“
bezeichnende für unsere Zeit: Ethikunterricht soll verpflichtend
„Welche Konsequenzen zieht dieses oder jenes Handeln
stattfinden – für alle, die keinen Religionsunterricht besuchen.
nach sich?“
Anstatt einen gemeinsamen, verbindenden Unterricht zu be-
„Bewerten wir unser eigenes Glück höher als die Verantwor-
schließen, wird das trennende Element betont – jeder nach
tung für unsere Mitmenschen und unsere Umwelt?“
seiner Konfession, und die Konfessionslosen bekommen – ei-
Diese Fragen passen zu großen Themen wie der Klimakri-
ner Notlösung gleich – Ethikunterricht. Es ist nicht nachzuvoll-
se, den Menschenrechten, Flüchtlingsproblematiken, Wirt-
ziehen, warum Jugendliche mit katholischem, evangelischem,
schafts- und Regierungsfragen, aber auch zu den kleineren
jüdischem und islamischem Glauben nicht gemeinsam mit je-
Themen, die im kleinsten gemeinschaftlichen Zusammen-
nen ohne Religionsbekenntnis Ethikunterricht haben sollen, wo
leben, der Familie oder – erweitert wie in unserem Fall – der
Themen wie Gleichberechtigung, Zusammenleben, Demokratie
Schulgemeinschaft entstehen.
und Werte gemeinsam besprochen werden. Dabei würde nur
Da es manchmal so schwierig ist, zu entscheiden, was „richtig“
das Sinn ergeben: dass alle gemeinsam über die Lebenswirk-
oder „falsch“ ist und Werte sowie Handlungsrichtlinien festzu-
lichkeiten und das gemeinsame Umfeld lernen und sprechen –
legen, die allgemeingültig sein können, geben sich Philosophen
einander WAHRnehmen, Empathie entwickeln.
selten mit einfachen Antworten oder Lösungen auf ethische Fra-
Diesbezüglich sehe ich die Waldorfpädagogik – wieder einmal –
gestellungen zufrieden.
in einer Vorreiterrolle, auch weil durch die fächerübergreifende
Einer, der es versucht hat, ist Immanuel Kant. Er hat den katego-
Auseinandersetzung mit Religionen und Spiritualität über alle
rischen Imperativ formuliert: Demnach ist Moral der eigene Wille
Konfessionen hinweg die Ethik schon sehr früh Einzug in den
jedes Einzelnen. Jeder muss die Regeln seines Handelns selbst
Unterricht hält.
bestimmen und danach beurteilen, ob sie zu verallgemeinern
Ich bin den AutorInnen dieser Themenausgabe sehr dankbar für
sind und von allen befolgt werden könnten oder sollten.
ihre Beiträge, in denen sie uns das vor Augen führen.
MoMent Frühling 2020 _ 13
Digitale Ethik – die Theorie des Gertrud Harlander und Georg Krumböck
K
inder und Jugendliche sind unerhört laut?
Die größten Sorgen diesbezüglich betreffen unsere Kinder,
Schnee von gestern (wie der Schnee), endlich herrscht Ruhe!
die wir beschützt aufwachsen sehen wollen. Besonders eine
Im öffentlichen Raum, aber sicher nicht nur dort, bewegt sich
Schulgemeinschaft kann da eine große Unterstützung darstel-
ein großer Teil der Menschen mit gesenktem Blick. Ob zu Fuß,
len, indem sie sich damit auseinandersetzt, welche Ethik sie
im städtischen Verkehrsmittel oder im eigenen Fahrzeug – et-
den Heranwachsenden vermitteln will. Das umfasst neben der
was ist im Verhalten um und in uns beobachtbar, das offenbar
altersgemäßen digitalen Bildung im Besonderen die Haltung
die Außenwahrnehmung und auch jene für einen selbst in die-
der Eltern in der Klassengemeinschaft. Dabei geht es neben
sem Außen verändert: online vom Aufstehen bis zum Schlafen-
den sicher festzulegenden Eckpfeilern als Prävention vor allzu
gehen, auch in der Nacht, während des Schlafes und oft, ohne
drastischen Erlebnissen vor der Zeit um den lebendigen Aus-
es bewusst zu erleben.
tausch, um das Von-einander-Wissen oder ums Unterstüt-
Es ist selbstverständlich, dass wir uns mehr oder weniger per-
zen in den jeweiligen familiären Situationen. Diesen gemein-
manent und vor allem mehr oder weniger bewusst in der ver-
schaftsbildenden Werten, denen durch die intensive Elternar-
netzten Welt bewegen und unseren Datenzwilling nähren. Wir
beit in Waldorfschulen von jeher großes Augenmerk geschenkt
schaffen es – nicht anders als bei anderen ungesunden oder
wurde, kommt so neue Bedeutung in der Auseinandersetzung
schlechten Lebensgewohnheiten –, die negativen Konsequen-
mit den Aufgaben des 21. Jahrhunderts zu.
zen für unsere persönliche Situation so zu marginalisieren,
Digitale Medien und Geräte sind auch nicht mehr als Instru-
dass die Gedanken daran von Notwendigkeiten überrollt wer-
mente, die wir sorgsam benützen können. Sich die Wirkung
den und kaum im Weg stehen, wenn sie nicht schlicht schon
digitaler Medien bewusst zu machen, sich zu orientieren und
„wegrationalisiert“ sind.
nachzudenken, wie man das Zusammenleben weiterhin ge-
Im Kontext der digitalen Sozialen Medien betten wir uns ein in
stalten und eine klare Haltung finden kann, ist die spannende
Zugehörigkeiten, werden zum Mitglied mehrerer Gruppen, ha-
Herausforderung unserer Zeit. Mit welcher Haltung wir heute
ben Anschluss, Bestätigung durch Gleichgesinnte und die Mög-
der Welt und den Menschen begegnen, erweitert sich notwen-
lichkeit, unmittelbar zu reagieren. Die Bedeutung des eigenen
dig um jene, wie wir den Umgang mit der digitalen Welt leben
Wirkens lässt sich schnell ersehen und benötigt augenblickliche
möchten. Es darf uns vor Fragen stellen, die wir nicht einfach
Reaktion. Beschleunigung und Notwendigkeiten überschreiben
lösen können. Wir dürfen nur nicht aufhören, Fragen zu stellen!
uns ständig. Man begibt sich in einen Kommunikationsauto-
Daraus können neue Werte und Rahmenbedingungen entste-
matismus; die individuelle Freiheit und die Verantwortung für
hen, die wir von uns selber, unseren Kindern, aber auch unse-
eigenständiges Denken und Handeln verlieren an Boden. Ausge-
rem Umfeld einfordern müssen.
setzt einem „zwanglosen Zwang“ – denn jede Anwendung, der
Fragen wir uns täglich – mit unseren Kindern – nach unse-
wir durch unsere Zustimmung beigetreten sind (wir können ja
rer Entscheidungsfreiheit, ob wir unserem realen Umfeld oder
nicht teilweise beitreten) erfordert unsere Teilhabe –, bildet eine
dem Virtuellen mehr Gewicht geben. Die Bildung einer digitalen
Erwartungshaltung, die wir zu befriedigen aufgefordert sind.
Ethik kann nur aus uns kommen.
Digitale Kompetenz beinhaltet viel mehr als technische Anwendungsfähigkeit – diese scheint im Verhältnis leicht zu erwerben. Unüberschaubar, konfliktreich oder vielleicht bedrohlich wird es, wenn durch unreflektierte Anwendungen die Auswirkungen auf unseren Alltag durchschlagen, ob im Sozialen, den Beruf, Körper und Seele betreffend – auf unser Menschsein in allen Facetten.
14 _ MoMent Frühling 2020
Gertrud Harlander und Georg Krumböck sind p.-t. Medienberater nach Buermann.
richtigen Handelns
Aufrecht durch die Medien Terminankündigung
Chancen und Gefahren des Informations-
Wir freuen uns, Uwe Buermann, pädagogisch-therapeu-
zeitalters und die neuen Aufgaben
tischer Medienberater, erneut an unserer Schule begrü-
der Pädagogik
ßen zu dürfen.
Uwe Buermann
Medienkompetenz gehört zu den Schlüsselqualifikati-
ISBN: 978-3-935679-38-1
onen unserer Zeit und stellt somit ein notwendiges Er-
Einband: kartoniert
ziehungsziel für uns Eltern und die LehrerInnen unserer
Informationen: 224 Seiten
Schule dar.
Preis: € 18,00
Im Rahmen der Erziehungspartnerschaft wollen wir gemeinsam ein Medienkonzept entwickeln. Herr Buermann
Kurzbeschreibung
wird dazu am 23. Juni mit Lehrkräften und Elternrat
Die modernen Medien haben unser Leben fulminant verändert
arbeiten und voraussichtlich um 19 Uhr zu einem allge-
– und dieser Prozess setzt sich schleichend fort. Immer mehr
meinen Elternabend einladen. Am 24. Juni werden die
Menschen verlieren ihre Eigenständigkeit gegenüber elektroni-
Klassen 5 bis 11 an einem jeweils eineinhalbstündigen
schen Medien, liefern sich ihnen aus, werden onlinesüchtig und
Workshop mit Herrn Buermann teilnehmen.
verlieren den Kontakt zur realen Welt. Von diesen Medien geht
Nähere Informationen folgen via Schulbüro und
offenbar eine eindeutige Gefahr aus. Aber wir müssen nicht die
Schulpost.
Medien ändern, sondern unsere Haltung. Der Mensch ist gefragt, souverän mit dieser Materie umzugehen, anstatt sich von ihr manipulieren zu lassen. Uwe Buermann schreibt in diesem Buch, wie sich die Menschen durch den Umgang mit elektronischen Medien verändert haben. Anhand von Befragungen und Interviews mit Betroffenen wertet er die Veränderung des Kommunikationsverhaltens aus. Gleichzeitig gibt er Anregungen für die Pädagogik und den privaten Umgang, wie man als aufrechter Mensch frei mit „neuen“ Medien umgehen kann. Damit das Internet nicht zu einer gefährlichen Spielwiese wird oder die Seele lähmt, empfehlen wir dieses Buch über den ichhaften Umgang mit Social Media & Co. Ein Buch über die Selbsterziehung zur Medienkompetenz.
MoMent Frühling 2020 _ 15
Die eigene Website Informatik-Unterricht in der 11. Klasse Alexander Stadelmann
E
s ist bereits seit langem an der Schule üblich, im Rahmen des
steht auch weniger das Sammeln von Daten im Vordergrund als
Informatik-Unterrichts eine Website auf Basis von HTML zu
vielmehr der Umfang an Informationen, die von einem Websi-
erstellen. Die „Hyper Text Markup Language“ ist eine textba-
tebetreiber einsehbar sind. Neben diesem Perspektivenwechsel
sierte Auszeichnungssprache zur Strukturierung elektronischer
und dem Blick hinter die Kulissen, der durch die eigene Website
Dokumente und wird von Browsern benutzt, um Texte mit
vollzogen werden kann, ist auch die Gestaltung der Homepage
Hyperlinks, Bilder und andere Inhalte darzustellen. Ging es bis
selbst ein zentrales Thema.
dato darum, diese schnell zu erlernende Auszeichnungssprache zu vermitteln und damit einfache lokale Homepages zu bau-
Eigendarstellung im Internet
en, so wurde in diesem Schuljahr der Gedanke wie folgt weiter-
So ist man im Grunde nicht mehr auf Plattformen wie Insta-
gesponnen: Die Homepages sollen öffentlich sichtbar sein. Zu
gram, Twitter und Co. angewiesen, um sich selbst oder eige-
diesem Zweck wurde eine eigene Domain registriert, und jede
ne Inhalte im Internet zu präsentieren. Bei der Gestaltung der
Schülerin und jeder Schüler bekam eine eigene Subdomain zur
Website werden auch Aspekte wie der Datenschutz behandelt.
freien Gestaltung.
So ist eine Datenschutzerklärung zu erstellen, die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)-konform ist, und auch ein Cookie-
Perspektivenwechsel
Banner ist vorzuweisen, um der aktuellen Richtlinie zu genügen.
Darüber hinaus wurde auch ein sogenanntes CMS („Content
Darüber hinaus werden Bildrechte und Copyrights thematisiert,
Management System“) zum Einsatz gebracht, das bereits
um eine korrekte Verwendung der Werke anderer UrheberIn-
grundlegende Teile einer Homepage zum Inhalt hat. Dadurch
nen zu gewährleisten.
wird der Fokus auf das Betreiben einer Website gelenkt. Durch
Durch die eigene Homepage wird schließlich auch Bewusst-
die oben erwähnte weltweite Erreichbarkeit der Homepage ist
seinsarbeit möglich im Hinblick auf die eingesetzte Technik wie
es nun möglich, jene Bereiche sichtbar zu machen, die seitens
auch die Selbstdarstellung im Netz. Der sorgfältige Umgang mit
eines Website-Anbieters einsehbar sind. Durch einfaches Ins-
den eigenen Daten und jener anderer Menschen kann hier sehr
tallieren von Plug-Ins, also Erweiterungen der Website, können
gut erlebbar gemacht werden.
z. B. Informationen über den verwendeten Webbrowser der
Und vielleicht wird dadurch auch ein wenig deutlich, dass echte
Website-BesucherInnen, deren Betriebssystem und der Ort,
Begegnung nur im realen Leben stattfinden kann.
von wo aus die Seite besucht wird, sichtbar gemacht werden. Auch der Einsatz von Cookies, also kleinen Textdateien, die auf dem Device (Computer, Smartphone etc.) der Visitors abgelegt werden, kann sehr einfach gezeigt werden.
Hinter den Kulissen Durch den Betrieb einer öffentlich zugänglichen Website wird auch ein Blick auf den Einsatz von Suchmaschinen ermöglicht. So kann etwa gewählt werden, ob es generell Google und Co. erlaubt ist, dass die eigene Homepage von sogenannten Webcrawlern (z. B. dem Googlebot) indexiert werden darf. Die Entscheidung, welche Daten der BesucherInnen einer Homepage gesammelt werden, ist ebenfalls individuell einstellbar. Hier
16 _ MoMent Frühling 2020
Alexander Stadelmann ist Lehrer für Informatik.
Informatik-Epoche 2020 Andreas Koch
I
Next level: DIGITAL DETOX
tationsthema zu diesem Gebiet gewählt werden, welches im
Apropos Bewusstseinsarbeit: Unmittelbar vor Beginn
Verlauf der Epoche via PowerPoint vorgetragen wurde. Dazu
der Fastenzeit wurde auf Bestreben einiger Mitglie-
gab es sehr verschiedene Ansätze: Manche dachten sich, sie
der der Schulgemeinschaft als Statement zu 40 Tage
möchten einen neuen Blick auf diese Gaming-Welt bekommen
Medienfasten aufgerufen. Ein „Fasten-Partner“ in Form
und hoben hierzu die positiven Auswirkungen von Videospie-
eines DIN A4-Blattes steht zu Dokumentationszwe-
len hervor. Dazu wurden verschiedene Statistiken verwendet,
cken zur Verfügung. Darin kann die weniger konsumier-
um mehr Anschaulichkeit zu schaffen. Andere hielten Vorträge
te Bildschirmzeit aufgezeichnet und das ausgefüllte
über einzelne Spiele und brachten diese den anderen näher. Ich
Blatt am Ende der Medien-Fastenzeit zu Auswertungs-
für meinen Teil habe über ein Handygame referiert und dazu
zwecken im LehrerInnen-Zimmer abgegeben werden.
noch einen Bogen zum Marketing des Publishers (Herausgeber
https://medienfasten.waldorf-mauer.digital (Anm. der
des Spiels) und einigen psychologischen Tricks gespannt. Zu
Redaktion)
m Hauptfokus dieser PKE- Epoche stand das Thema Computerspiele beziehungsweise Gaming. Es sollte ein Präsen-
diesen Präsentationen gab es die Möglichkeit, gefilmt zu werden, um sich bewusster zu machen, was für ein Bild man wäh-
Vor allem aber glaube ich, dass so ähnlich, wie das Le-
rend des Vortrags den Zuschauern gegenüber vermittelt. Dies
bendige in der physischen Welt durch die Mechanisie-
sorgte teilweise für Widerstand, war allerdings schlussendlich
rung bedroht wurde, jetzt das Beseelte in der Sinneswelt
eine Möglichkeit, sich zu verbessern.
durch die Digitalisierung bedroht ist. Ich glaube, genauso
Andere wichtige Punkte der PKE-Einheit waren das Erstellen ei-
wie die Anthroposophie in den letzten 100 Jahren viel
ner eigenen Website, Erklärungen zum Thema Algorithmus und
dazu beigetragen hat, das Lebendige über die Mecha-
eine Einweisung in die Formatierung und den Quellennachweis
nisierung hinüberzuretten, es mit ihr zu versöhnen, so
für die VWA (Vorwissenschaftliche Arbeit).
stellt sich jetzt und vielleicht für die nächsten 100 Jahre
Andreas Koch ist Schüler der 11. Klasse.
die Frage, was die Anthroposophie beitragen kann, um das Beseelte der Sinneswelt über die Digitalisierung hinüberzuretten. Ich glaube, die Anthroposophie kann hier etwas beitragen, weil sie einen gesunden, alltagstauglichen Umgang mit dem Übersinnlichen kennt. (Georg Hasler, Auszug des Referats auf der Goetheanum Association Tagung am 29.9.2019)
MoMent Frühling 2020 _ 17
Das religiöse Element ist dem Menschen angeboren Ursula Dotzler
W
aldorfkindergärten sind christlich orientiert, jedoch in kei-
Soweit die grundsätzliche und auch im öffentlichen Zusam-
ner Weise an eine Konfession gebunden. In unseren Kinder-
menhang gängige und offizielle Erklärung, wie im Waldorfkin-
gärten gibt es überwiegend Angehörige christlicher Religionsge-
dergarten mit Ethik und Religion umgegangen wird.
meinschaften sowie konfessionslose Familien und zum geringen Teil Angehörige anderer Religionsbekenntnisse.
Die religiöse Selbsterziehung des Kindes
Das Vorbereiten und Feiern jahreszeitlicher und christlicher Fes-
Was aber macht die Religiosität des kleinen Kindes aus? „Das
te ist ein Bestandteil der Pädagogik; die Kinder wachsen so auch
religiöse Element“ – so Rudolf Steiner – „ist dem Menschen
in den Kulturkreis und das Naturgeschehen ihrer Umgebung hin-
angeboren, gehört zur Menschennatur“. Diese Anlage muss
ein. Diese Feste werden von allen Familien unabhängig von einer
dem Alter des Kindes gemäß aufgegriffen, gepflegt und zu der
Religionszugehörigkeit – bei Bedarf nach klärenden Gesprächen
Fähigkeit, Beziehung zu allen Wesen, zur Welt und zum eige-
– mitgefeiert.
nen höheren Selbst aufzunehmen, ausgebildet werden. Die
Die Kinder erleben die Jahresfeste durch nachahmende Tätigkeit
Waldorfpädagogik gibt diesem Bedürfnis in allen Altersstufen
nach dem Vorbild der Erwachsenen und finden in gemüthafter Wei-
Nahrung, indem vom Kindergarten bis in die Oberstufe auch in
se einen Zugang zu dem im Jahreslauf wiederkehrenden Gesche-
Konzept und Lehrplan die Inhalte geistig verbindlichen Gesetz-
hen. Sie bekommen dadurch eine universelle religiöse Grundbil-
mäßigkeiten in der Entwicklung entsprechen.
dung, dürfen staunen, können Vertrauen und Dankbarkeit empfin-
„Religio“ bedeutet ja Verbindung bzw. Wiederverbindung vom
den lernen. Im Weiteren orientieren sie sich an den auch tagtäglich
Ich aus. Als „Frühgeborener“ hat der Mensch einen langen Ent-
vorgelebten Werten wie Achtsamkeit und Ehrfurcht vor der Schöp-
wicklungsweg zur Selbständigkeit vor sich, auf dem er sich lau-
fung und dem individuellen Menschen und erleben so gleicherma-
fend mit dem für ihn Wesentlichen der Welt verbindet.
ßen die Verbundenheit mit einem ganzheitlichen Zusammenhang.
Ein Kind bringt bedingungsloses Vertrauen in die Welt mit. Es
Die Gesamtheit der täglichen Abläufe einschließlich der Vorberei-
will das Menschsein vom Menschen lernen und wählt sich Vor-
tungen und Einstimmungen zu Festen ist im Waldorfkindergarten
bilder, die es hingebungsvoll nachahmt. In der Urgeste – zur
so gestaltet, dass sie auch immer offen dafür sind, was Kinder aus
Welt und allen Wesen Beziehung aufzunehmen – liegt das re-
anderen Kulturkreisen oder Religionsgemeinschaften mitbringen.
ligiöse Element, das die entsprechenden Gesten der Hingabe,
Die Kinder erfahren dadurch einen selbstverständlich gelebten,
Ehrfurcht, Dankbarkeit, Andacht, Empathie, Liebe und Vertrau-
tätigen Respekt vor allen individuellen Lebenshintergründen, der
en zur Nachahmung braucht durch Menschen, die dem Kind
keiner Reflexion bedarf. Dies bildet insgesamt die altersgemäß
den Alltag in dieser Haltung vorleben.
erfahrene ethische Grundlage für die spätere Auseinandersetzung mit religiösen Fragen und Weltanschauungen. Der pädagogische Religionsbegriff in den Waldorfkindergärten kommt ohne Erklärungen religiöser Inhalte aus. Es versteht sich dabei von selbst, dass die PädagogInnen in Selbsterziehung daran arbeiten, in ihrer Haltung wahrhaftig und authentisch zu sein. In vielen Waldorfkindergärten – vorwiegend in außereuropäischen Ländern wie z.B. Indien, Amerika oder Israel – werden aufgrund der größeren Durchmischung von Konfessionszugehörigkeiten der Kinder Feste der entsprechenden Religionen einbezogen und gefeiert.
18 _ MoMent Frühling 2020
Woher kommt diese Hingabe und Vertiefung in alles, das Aufgehen im alltäglichen Tun? Der Gedanke an ein vorgeburtliches Leben öffnet das Verständnis über die gewohnten äußeren Vorstellungen hinaus: Das Kind ist noch durchdrungen von der Welt, aus der es kommt, und erlebt in allem eine Begegnung von Himmel und Erde. Es bringt laufend seine Himmelsgüter auf der Erde unter, indem es sie an seine Sinneseindrücke anbindet, baut sich seine Lebensgrundlage in Beziehung zu den mitgebrachten Urbildern, die es dann mit ins Leben trägt und als Himmel in sich behält. Es muss in seiner beide Welten um-
des Wortes zu „genießen“: Neben dem Kinderspiel, Märchen
fassenden Erfahrung aufgehen können und genügend Zeit und
und Liedern sind die gemeinsam gefeierten Jahresfeste und
Raum dafür haben. Die Größe des Erlebnisses in den kleinsten
Rituale – zum Beispiel beim Übergang zwischen Wachen und
Dingen bleibt für den Erwachsenen oft unklar und erschließt
Schlafen, aber auch im täglichen Ablauf – dabei sinnstiftend.
sich nur dem unbefangenen Beobachter. Jedes ausgiebige
Erlebte innere Bilder halten für das spätere Leben den Zugang
Panschen im Wasser, die Anziehungskraft jeder Pfütze oder die
zur eigenen Quelle offen und kommen verwandelt als lebendige
Freude am Versteckspiel – ich bin da und bin wieder dort – kön-
Seelenkräfte zutage, wenn das Kind nicht zu früh davon abge-
nen eine Ahnung davon vermitteln.
trennt und in die Zweckmäßigkeit gedrängt wurde.
Ein später reiches oder armes Seelenleben hängt davon ab, ob in der Kleinkindphase die Realitäten der übersinnlichen Welt
Vom Wesen des Kindes lernen
ausreichend in sinnlicher Form erlebbar waren. Gab es jeden
Was kann der Erwachsene dabei vom Kind neu lernen? Ist ihm
Tag ausreichend „Verknüpfungszeit“, um sie im Innenleben zu
begreiflich, wie es in ungeteilter Konzentration seinen Wil-
Bildern entfalten zu können? Diese Art der religiösen Selbster-
len, sein Tun an etwas bindet und dabei – vollständig mit sich
ziehung leistet das Kind selbst und arbeitet dabei an der Ent-
in Resonanz – geistesgegenwärtig ist? Erlebt er die Offenheit,
wicklung seiner autonomen ICH-Organisation.
in jeder Begegnung selbstverständlich das Göttliche in jedem
Wird es in der Vorschulzeit in seinem zweifachen Leben ver-
Menschen zu sehen? Die Frage Wer bist Du wirklich? steht im-
standen und behütet, baut man ihm die Brücke zwischen Him-
mer wieder im Blick des Kindes, das die Begegnung zum Wesen
mel und Erde und ermöglicht ihm, die Kindheit im besten Sinne
des Menschen, mit dem es zu tun hat, sucht. In der Menschenbegegnung die Würde des anderen zu sehen und zu achten, greift das religiöse Element in der täglichen Lebenspraxis wieder auf. Durch gegenseitige Resonanz kann der andere wirklich anwesend sein. Im Hinschauen auf das Wesen des Kindes werden wir wieder wach dafür, dass auch uns in allen Begegnungen des Alltags eine Weisheit leitet, mit der wir in Einklang kommen können, die wir aber aus unserem irdischen Vermögen nicht steuern können. Ursula Dotzler ist ehemalige Schülerinnenmutter und Kindergärtnerin im Kindergarten Marktgemeindegasse.
MoMent Frühling 2020 _ 19
Andreas Neider (Hg.)
Christiane Kutik
Spiritualität
Herzensbildung
moralische Werte
Von der Kraft der Werte im Alltag mit
kulturelle Ressourcen
Kindern
Worin besteht religiöse Erziehung heute?
Freies Geistesleben, 19,60 EUR
edition waldorf 2019, 14,40 EUR
Kinder bekommen heute häufig jeden Wunsch
Welche Rolle spielt das Religiöse und damit
erfüllt – doch oft nicht das, was sie wirklich
auch die religiöse Erziehung in unserer heu-
brauchen. Und das sind Werte. Dabei sehnt
tigen Welt?
sich jeder danach: Jeder freut sich, wenn er
Wie sich vor allem an der Flüchtlings- und Asyldebatte deutlich
wertgeschätzt wird. Wie es gelingt, den Kindern Werte – und damit
zeigt, bilden religiöse Überzeugungen nicht etwa ein die Men-
einen Leitfaden fürs Leben – mitzugeben, dafür gibt es in diesem
schen Verbindendes, sondern etwas, das sie voneinander trennt,
Buch eine Fülle von praktischen Anregungen.
ja angesichts des Fremden sogar in Angst und Schrecken versetzt. Dalai Lama XIV. Der Appell des Dalai Lama an die Welt Ethik ist wichtiger als Religion Herausgegeben von Franz Alt Benevento, 7,00 EUR In seinem Appell an die Welt entwirft der Dalai Lama eine neue säkulare Ethik als Basis für ein friedliches Jahrhundert. Nicht Religionen werden die Antwort geben, son-
BÜCHERSTUBE der Goetheanistischen Studienstätte
Buch & Spiel 1230 Wien, Speisinger Straße 258 Tel u. Fax: 01/ 889 26 93 email: buecherstube1230@gmx.at Bestellungen werden gerne jederzeit entgegengenommen Zustellung durch Postversand
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dern die Verwurzelung des Menschen in einer Unterschiede überwindenden Ethik. Ein herausfordernder wie mutmachender Text eines bescheidenden wie bedeutenden Mannes unserer Zeit.
Kleinanzeige und Termine
Für aktuelle Termine besuchen sie bitte unsere HomePage https://www.waldorf-mauer.at/
Die nächste Ausgabe von MoMent erscheint voraussichtlich um den 25. Juni, Redaktionsschluss 20. Mai Ferien / schulfreie Tage: Samstag 04. bis Sonntag 19.04.2020 Osterferien Freitag 01.05.2020 Staatsfeiertag
Termine der Freien Musikschule Besuchen sie bitte unsere Info-Seiten: https://www.freiemusikschule.at/unsere-konzerte
Donnerstag 21. bis Sonntag 24.05.2020 Christi Himmelfahrt Samstag 30.05. bis Dienstag 02.06.2020 Pfingstferien Donnerstag 11. bis Sonntag 14.06.2020 Fronleichnam Letzter Schultag: Freitag 03.07.2020
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20 _ MoMent Frühling 2020
Mit den Augen eines Vaters Eindrücke über den wöchentlichen Waldtag der 1. Klasse von Martin Völker
Als Vater einer Erstklässlerin bin ich sehr froh darüber, dass
der mehr oder weniger einfach nur Fremde sind, schon gar die
ich beruflich dazu in der Lage bin, regelmäßig an dem wö-
der anderen Klassen?
chentlichen Waldtag als Begleitperson teilnehmen zu können.
Gerade am Waldtag erlebt man so viel – die Gruppendynamik
Es ist dies eine wunderbare Gelegenheit, die einzelnen Kin-
innerhalb der Klasse, wie und was gespielt und gesungen wird;
der wirklich gut kennenlernen zu dürfen. Die Vertrautheit und
man erfährt manche Eigenarten, Vorlieben, Abneigungen der
Akzeptanz, die mir dadurch von ihnen entgegengebracht wird,
einzelnen Kinder, man kommt ins Gespräch mit der Lehrerin
erfüllt mich stets mit Freude und auch mit ein wenig Stolz.
und den anderen Begleiteltern. Und nicht zuletzt, denke ich,
Ich glaube, es ist ein außerordentliches Privileg, dass man
ist es wahnsinnig wichtig, dass es für die Kinder schon früh zur
hier in der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer als Elternteil
Selbstverständlichkeit wird, draußen im Wald und in der Na-
so intensiv in das Schulgeschehen eingebunden ist. Sicher, es
tur zu sein. Dass „Wald“ nicht etwas Abstraktes ist, etwas, das
gibt auch Momente, da mag man manche Aufgaben als lästig
weit weg und fremdartig ist, etwas, das man nur an dem sonst
empfinden. Doch was bekommt man dafür? Man durchlebt
üblichen einen „Wandertag“ im Jahr erlebt. Auch wenn manche
gewissermaßen selbst auch noch einmal die Schulzeit. Man
Kinder jetzt noch murren und jammern, wie weit und anstren-
wächst mit. Immerhin sind es ganze zwölf Jahre, in denen
gend der „Aufstieg“ hinauf in den Maurer Wald nicht sei: Ich
man das eigene Kind außerhalb des familiären Bereiches und
denke, später, in ein paar Jahren, werden sie sehr dankbar dafür
auch die anderen, die Schulkameraden und -kameradinnen,
sein, dass sie die Möglichkeit dazu hatten. Und auch ich möch-
beim „Erwachsenwerden“ erleben kann. Wie anders mag das
te mich dafür bei der wunderbaren Frau Hermann von ganzem
an einer anderen beliebigen Schule sein, wo die Freundinnen
Herzen bedanken, dass sie die Waldtage so konsequent und
und Freunde des Kindes nichts als Namen sind, man Lehre-
engagiert ermöglicht. In diesem Sinne freue ich mich auf die
rin oder Lehrer lediglich am Elternabend sieht (wenn man da
nächsten elf Jahre…
überhaupt hingeht) und wo auch die anderen Eltern und Kin-
Ein Papa aus der 1. Klasse
MoMent Frühling 2020 _ 21
Gemeinsamer Schitag der 3. und 4. Klasse in St. Corona am Wechsel vormittags schifahren – nachmittags rodeln Welch‘ ein Spaß!
22 _ MoMent Frühling 2020
Das Dreikönigsspiel der 3. Klasse von Martin David
Wir Eltern der dritten Klasse durften mit großem Staunen und
So ließen uns die Kinder das Wunder miterleben, wie die drei
Bewunderung einem „Dreikönigsspiel“ beiwohnen.
Weisen aus dem Morgenlande nach langer Reise, von einem
Begleitet von einem wunderbaren kleinen Orchester mit Blä-
bedeutenden Stern geführt, den ersehnten großen König karg
sern, Streichern, Harfe, Trommeln und Triangeln [liebevoll ar-
und ärmlich in einem Stall vorfanden, ihm huldigten und die
rangiert von Maestro Jakob Pejic; Anm. d. Red.] zogen die Dritt-
Geschenke übergaben. Mit Ernst und Bedächtigkeit – so als
klässlerInnen singend und mit bedächtigem Schritt in den Saal
wären die Kinder selber Könige – führten sie ihre Rollen aus. Ein
ein. In ihrer Mitte umgaben sie schützend Engel, Maria, Josef
inniger Moment der Ruhe und Hingebung. Und schon mach-
und die Heiligen Drei Könige.
te sich die Schar singend und ruhig schreitend wieder auf den
Schon der ruhige Schritt zeigte Respekt und Ehrfurcht vor der
Weg hinaus aus dem kleinen Festsaal… Von draußen klang der
bevorstehenden Begegnung der drei Weisen mit der Heiligen
Gesang noch nach.
Familie. In der ganzen Haltung der Kinder lebte diese inne-
Wir Eltern wissen, wie es gar nicht leicht ist, den Kindern
re Stimmung, mit der die Weisen sich aus dem Morgenlande
die großen Bilder von Weihnachten so zu vermitteln, dass
auf den Weg gemacht hatten. Die Könige, die allen Reichtum
ein Staunen, eine Bewunderung, aber auch eine Achtung in
und alles Wissen der Zeit hatten, die man sich erdenken kann,
den Kindern entsteht. Bei dieser kleinen szenischen Darstel-
erkannten jeder für sich alleine, dass ein noch größerer König
lung der Dreikönigsgeschichte ist es gelungen, dass die Kin-
gekommen war, dem sie Respekt und Anerkennung darbringen
der in ein stimmungsvolles Erleben eintauchen. Dafür sei
wollten. So nahmen sie einen weiten, beschwerlichen und si-
ein herzliches Dankeschön Brigitta Svoboda und Jakob Pejic
cher nicht immer ungefährlichen Weg auf sich. Und jeder hatte
ausgesprochen.
ein edles Geschenk mit dabei: Gold, Weihrauch und Myrrhe…
Martin David ist SchülerInnenvater in der 1., 3. und 5. Klasse.
MoMent Frühling 2020 _ 23
Musik und Turnen passen gut zusammen! Ein fächerübergreifender Beitrag der 4. Klasse zur Schulfeier
von Sabine Trierenberg
Das Lied „Das Zeitungsblatt“ von Dorothée Kreusch-Jacob
zu machen. Fächerübergreifend arbeiten zu dürfen und ge-
eignet sich besonders gut, um in Bewegung umgesetzt zu
meinsam zu unterrichten, ist etwas besonders Schönes. Ru-
werden. Mit seinen vielen Strophen ist es auch eine gesangli-
dolf Steiner hat sich bereits 1919 in einem Vortag dafür aus-
che Herausforderung. Unser Musiklehrer Jakob Pejic hat sich
gesprochen, dass wir nicht „pedantisch daran denken dürfen:
freundlicherweise bereit erklärt, dieses Lied im Musikunter-
Jetzt lehrst du Geographie, jetzt Geschichte und kümmerst dich
richt genauer unter die Lupe zu nehmen. Zeitgleich war es im
gar nicht um alles andere (…). Das wird nämlich methodisch-di-
Turnunterricht die Basis für unsere größere Turnaufführung
daktisch von ungeheurer Wohltat für das heranwachsende Kind
im Rahmen der Schulfeier.
sein aus dem Grunde, weil das Übergehen von einem zum an-
Es ist mir seit vielen Jahren ein großes Anliegen, auch den
deren, so dass das eine aber mit dem anderen zusammenhängt,
Turnunterricht auf einer Schulfeier vorzustellen und sichtbar
das Allerwohltätigste für die Entwicklung des Geistes und der Seele und sogar des Leibes ist.“ (Quelle: Zwölfter Vortrag, Stuttgart, 3. September 1919, GA 294 Erziehungskunst – Methodisch-Didaktisches; Anm. d. Red.) So war es uns eine große Freude, die Bewegungen dieses fröhlichen Zeitungsblattes aufzugreifen. Die Klasse durfte sich in Kleingruppen aufteilen und zu jeder Strophe ihre eigenen Bewegungsabläufe und akrobatischen Kunststücke finden und erfinden. Das soziale Miteinander war eine Herausforderung, die letztendlich von allen gut gemeistert wurde. Sich gegenseitig stützen, im Handstand halten, aus einer Brücke hochheben: Nur miteinander können solche Turnmomente gelingen. Die Ideen der Kinder waren wie immer großartig und ein Geschenk für mich. Sabine Trierenberg ist SchülerInnenmutter und Lehrerin an unserer Schule.
24 _ MoMent Frühling 2020
„Die Zauberflöte“ – mehr als ein Singspiel! von Lisa Schadauer
Aus der 6. Klasse wird ein Ensemble. Auf der Bühne stehen Kinder, die ihre Rolle sichtlich gekonnt und ernsthaft darstellen. Mutig und textsicher, deutlich und klar, konzentriert und freudig wird gesungen und gesprochen. Zu sehen sind dramatische und komödiantische Szenen. Fliegende Wechsel von der Bühne hinter die Kulissen, zur richtigen Stimme im Chor und – so schnell kann es gehen – auch schon wieder retour. Offensichtlich, dass jedes einzelne Kind und diese 6. Klasse mit den Herausforderungen ihres ersten großen Theaterprojekts über sich hinausgewachsen ist. Großer Applaus und Dank aus den Reihen des Publikums! Lisa Schadauer ist Schülermutter in der 6. Klasse.
MoMent Frühling 2020 _ 25
Rezepte für ein gutes Leben Aufsätze der 7. Klasse unter Anwendung von Konjunktiv 1
Man stehe gemächlich auf und gehe zum Kühlschrank. Dort
binationen aus, um darüber herzlich zu lachen. Am Abend gehe
nehme man sich alles, was gerade gut ist und esse es ge-
man dann auf eine Party und komme nach Hause, wann man
nüsslich auf. Dann gehe man zum Badezimmer und mache
möchte. Am nächsten Tag schlafe man sich wieder aus.
sich frisch. Man treffe sich anschließend mit Freunden und
Zina
gehe nach einer schönen Zeit wieder nach Hause. Man gönne sich etwas zu essen und setze sich gemütlich aufs Sofa. Dann
Man nehme etwas gute Laune und gebe etwas Fröhlichkeit hin-
schaue man fern, bis man müde einschlafe.
zu. Damit das Leben schön fluffig werde, empfehle ich AusgeEmil
schlafenheit. Man nehme nun etwas Zeit für sich und verdünne sie mit etwas Geduld. Anschließend gebe man eine sehr wichti-
Man schlafe sich aus und stehe in seiner Traumvilla auf, man
ge Zutat hinzu: den Frieden! Man kann nicht erwarten, dass das
gehe in die Küche und mache sich ein Müsli. Dann mache man
Leben gut werde ohne Frieden.
ein bisschen anstrengenden Morgensport und gehe sich in dem
Eine weitere wichtige Zutat wird jetzt dazugegeben: die Freun-
wunderschönen Badezimmer frisch machen. Als nächstes suche
de und Familie. Ohne sie wird das Leben „letschad“, langweilig
man sich aus seinem begehbaren Kleiderschrank ein gemütli-
und klebrig. Auch ohne den Respekt ist das kein richtiges Le-
ches Outfit aus und rufe ein paar Freunde an. Danach gehe man
ben. Man muss sich selber und andere respektieren. Ansonsten
noch einmal ins Badezimmer, mache sich hübsch und suche
verfällt der Geschmack des Lebens (Bei dieser Zutat können Sie
sich ein passendes Outfit zum Shoppen aus. Man treffe sich mit
ruhig etwas mehr hinzufügen als in den Angaben).
seinen Freunden auf der Mariahilferstraße und genieße dort die
Damit das Leben perfekt werde, backen wir es mit einer großen
Zeit. Man habe genug Geld für alles, was man will und gehe zu
Portion Liebe, und fertig ist das perfekte Leben!
Mittag in ein tolles Café. Am Nachmittag komme man zurück in die Villa und suche sich aus den neuen Sachen hässliche Kom-
26 _ MoMent Frühling 2020
Lauren
1001 Nacht Das Schattentheater der 7. Klasse von Welmoed Kollewijn
Im Rahmen des Eurythmieunterrichts studierte die 7. Klasse zum Märchen „1001 Nacht“ ein Schattentheater ein. Eine Vielfalt an Charakteren tauchte auf, als Sheherazade dem Sultan von Ali Baba und den 40 Räubern, über das goldene Wasser und Aladin erzählte. Wichtig war, dass in der Version der 7. Klasse die Frauen die Gefahren überwanden, den Prinz als Sultan durchschauten und diesen für sich gewinnen konnten! Auf vielen Ebenen wurde hart gearbeitet und viel gelernt: an ausdruckstarker Körpersprache und großen deutlichen Gesten, am Zusammenwirken von Sprache und Bewegung, an lauter und deutlicher Aussprache, an schönen Bühnenbildern und Zusammenhalt hinter der Kulisse beim Spielen! Welmoed Kollewijn ist Lehrerin für Eurythmie.
MoMent Frühling 2020 _ 27
Schulfeier
28 _ MoMent FrĂźhling 2020
20. und 22. Februar 2020
MoMent FrĂźhling 2020 _ 29
Der Tanzkurs der 8. Klasse Eine Rückschau
Also ich finde, zu Beginn zogen sich die Stunden ziemlich lange
Beim Ball haben wir eine Eröffnung für die Eltern und Geschwis-
dahin, aber gegen Ende zu wurde es immer lustiger! Wir lernten
ter getanzt. Als sie dann gingen und ihr eigenes Fest feierten,
coole Tanzschritte, und in den Pausen machten wir meistens
legten auch wir unsere eigene Musik auf. Da ist der Spaß erst
Handstand-Wettbewerbe.
richtig losgegangen!
Der Abschlussball war sehr lustig, und wir konnten beweisen,
Frau Dostal ist zwar immer wieder einmal hereingekommen,
dass wir tatsächlich etwas gelernt hatten! Danach war ich aller-
um uns zu sagen, dass wir die Musik leiser drehen sollten – das
dings todmüde, weil ich mich so viel bewegt hatte und es dabei
taten wir dann auch kurzfristig, bis sie wieder weg war – dann
so heiß war, und weil ich mich beim Buffet (das wirklich ausge-
wurde es schnell wieder lauter. Entschuldigung bitte an Frau
zeichnet war!) so vollgegessen hatte!
Dostals Trommelfell! S. H.
Insgesamt war es eine schöne Zeit. T. H. und M. S.
30 _ MoMent Frühling 2020
Wir hatten jeden Donnerstag Tanzkurs, was doch wirklich ein-
Als wir am Sonntagabend in die Schule kamen, war alles ge-
mal eine Abwechslung im Schulalltag war. Zu Beginn tanzten
schmückt und schön beleuchtet; vor dem kleinen Festsaal war
wir alle gemeinsam Kreistänze – das war sehr lustig und hat
ein großes Buffet aufgebaut. Und als dann alle gemeinsam in
allen Spaß gemacht. Dann mussten wir uns Partner aussuchen,
Ballkleidern und Anzügen eine Eröffnung für die Eltern tanzten,
einmal Herrenwahl, einmal Damenwahl; das war ein bisschen
da fühlte es sich fast an wie auf dem Opernball!! Mir hat es sehr,
stressig, weil man nicht wusste, wen man wählen sollte. Die
sehr gut gefallen! A. H.
Musik, zu der wir tanzten, war besser als erwartet. Nach 10 Einheiten hatten wir dann unserem Abschlussball: Zunächst gab es eine Eröffnung, bei der wir uns gegenseitig be-
Es war sehr toll, am Ball mit einem Ballkleid im kleinen Festsaal
grüßten, danach einen Cha Cha Cha. Beim anschließenden Wal-
zu tanzen! Das Buffet und die Cocktails waren wundervoll und
zer stolperten wir immer alle über andere Füße, was ziemlich
der Saal sehr schön geschmückt. Alex und Julia, unsere Tanz-
chaotisch ausgesehen hat. Aber es war auch sehr lustig!
lehrer, haben uns auch einen einstudierten Cha Cha Cha vorge-
Der ganze Kurs und der Ball haben uns viel Spaß gemacht!
tanzt. Schade, dass die Zeit so schnell vergangen ist – so einen
L. L. + J. F.
Ball sollte es öfter geben! S. L.
MoMent Frühling 2020 _ 31
Russland erleben Jaroslawl und Moskau Reisebericht von Paul Vallen
Es war gegen 23 Uhr, als unser Bus auf der Strecke zwischen
und waren vorerst einmal sprachlos ob dieser unerwarteten
Moskau und Jaroslawl angehalten wurde. „Verkehrskontrolle!
Begrüßungszeremonie. Dann ging alles sehr schnell; jeder fand
Schaut, dass ihr alle angeschnallt seid!“, rief der Busfahrer uns
rasch seine Gastfamilie und schon ging es ab ins Quartier für
noch schnell zu. Es folgte die Überprüfung der Papiere mit an-
die nächsten Tage.
schließender Diskussion zwischen Fahrer und Polizisten. Schnell
Es würde jetzt den Rahmen sprengen, alles aufzuzählen, was
bekam ich mit, um was es ging: Der Transport von Minderjäh-
wir während unseres Aufenthaltes erlebt haben, doch möch-
rigen ist in Russland nur bis 23 Uhr erlaubt. Nach der üblichen
te ich im Folgenden kurz einige erwähnenswerte Episoden
Standpauke ging es dann doch weiter. Eine halbe Stunde später
wiedergeben.
wurde in der Ferne der Widerschein einer Stadt sichtbar: unser
Immer wieder bin ich davon beeindruckt, wieviel Mühe und Ar-
Ziel. Unruhe ging durch die Reihen im Bus. Wie würden sie uns
beit die russischen Gastgeber investieren, um es den Gästen so
bei der Schule wohl empfangen? Dann war es endlich soweit;
recht wie möglich zu machen. Manchmal ist es sogar zu viel des
langsam näherten wir uns über die holprige Straße dem Gym-
Guten und es wird erforderlich, das vielfältige Programm einzu-
nasium Nr. 3. Es wurde draußen hell, denn Sternchenfeuer von
schränken, damit unsere Freiheit liebenden Jugendlichen auch
mehreren Wunderkerzen erleuchtete die Gesichter unserer
einmal etwas verschnaufen können. In dieser Hinsicht waren
Gastgeber. Eltern und Kinder standen Spalier, wir stiegen aus
die dann aber auch einsichtig und kamen unseren Wünschen
32 _ MoMent Frühling 2020
17 SchülerInnen der 9. Klasse begaben sich in den Semesterferien auf die Reise nach Jaroslawl, einer Großstadt an der Mündung des Flusses Kotorosl in die Wolga, und Moskau. Herr Vallen, der Russischlehrer der 9. Klasse, hat diesen kleinen Schüler-Austausch auf freiwilliger Basis möglich gemacht. Der Gegenbesuch der russischen Schüler musste nun verschoben werden. Wir hoffen darauf, uns sehr bald als ebenso liebevolle Gastgeber erweisen zu können, wie die russischen Familien es für unsere Jugendlichen waren. (Redaktion)
nach. Auf dem Programm stand unter anderem ein Ausflug in
der Abschlussfeier auf der Bühne präsentiert. Auch gab es eine
einen Winter-Vergnügungspark, wo es spektakuläre Rutsch-
Russisch- und Englischstunde sowie mit den russischen Schü-
bahnen gab und wo wir in einer Holzhütte mit russischen Köst-
lern gemeinsame Sportspiele, die etwas chaotisch abliefen, da
lichkeiten versorgt wurden. Auffallend war, dass die russischen
der Turnlehrer gleichzeitig eine andere Klasse betreuen musste,
Kinder sehr gerne gegrilltes Fleisch essen, während unsere sich
die er zum Langlaufen hinausgeschickt hatte.
eher an fleischlose Speisen heranmachten. Ein Höhepunkt war
Für das Gymnasium ist es nichts Neues, dass ausländische
der Besuch eines Kollegs für Kultur am Stadtrand. Junge Stu-
Schüler im Schulgebäude herumspazieren, denn diese Schule
dentinnen und ein Student führten uns anfangs ein paar Volks-
betreibt ganzjährig Austausche mit verschiedenen Schulen aus
tänze- und -lieder vor und luden dann unsere Neuntklässler
Deutschland, Frankreich und sogar China.
zum Mitmachen ein. Bei Spiel, Tanz und Gesang kam richtig
Unsere Schüler wollten eigentlich einmal einen richtigen russi-
Stimmung auf, und das Temperament der Studenten setzte in
schen Winter erleben, aber am dritten Tag unseres Aufenthaltes
so manch müdem Körper unserer Kinder ungeahnte Kräfte frei.
gab es Tauwetter mit sehr viel Schneematsch. Plötzlich drehte
Dieser Tag bewirkte bei den meisten eine Nacht mit gesundem
sich über Nacht der Wind auf Nord, und am folgenden Morgen
und tiefem Schlaf. In der Schule wurde für uns eine Doppel-
hatte es -18 °C. Erst bei unserer Abfahrt nach Moskau wurde es
stunde Choreografie vorbereitet. Dort Erlerntes wurde dann bei
wieder milder. Die Bahnfahrt nach Moskau war recht komfortabel im modernen Großraumwagen. Eindruck machte dann die Moskauer U-Bahn mit ihren prunkvollen alten Stationen. Man glaubt manchmal, eher in einem Theater zu sein als in einer Station. Auch die sehr langen Rolltreppen waren ungewohnt. Da wir eine Herberge im Zentrum der Stadt bezogen, konnten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten größtenteils zu Fuß erreichen. Wichtig war für unsere Jugendlichen, dass sie nun endlich auch die Möglichkeit hatten, selbstständig in kleinen Gruppen die Stadt zu erkunden. Ich möchte ihnen übrigens ein großes Lob dafür aussprechen, dass sie sich vorbildlich benommen und an alle Abmachungen gehalten haben. Zu meiner Freude würde so mancher später auch gern nochmal eigenständig nach Russland fahren wollen, habe ich erfahren. Vielleicht ein Ansporn, sich mehr ins Zeug zu legen beim Russisch-Lernen!! Danke an diejenigen, die den Mut hatten, mitzufahren, und danke an deren Eltern, die ihnen diese Reise ermöglicht haben. Anm. d. Red.: Auf ausdrücklichen Wunsch des Autors wurde bei diesem Bericht das „generische Maskulinum“ beibehalten. Frauen und Mädchen sind mitgemeint. Paul Vallen ist Lehrer an unserer Schule.
MoMent Frühling 2020 _ 33
Servus, Jaroslawl! von Sepp Hackl
Eine Reise nach Russland, die Idee klang von Anfang an verlo-
…und dann das Land.
ckend für mich. Als Begleitperson, das kann ja nicht so schwie-
Man landet in Moskau und sieht gleich einmal für lange Zeit
rig sein. War es auch nicht. Herr Vallen hatte alles bestens vor-
nur Stadt – eine Stunde geht’s durch einen Riesen-Stau, ent-
bereitet. Werde ich gefragt nach Eindrücken, fallen mir spontan
lang von unzähligen Autosalons mit scheinbar allen weltweit
folgende dazu ein.
produzierten Marken. Bis man endlich ein Gefühl bekommt, in einem riesigen Land zu sein, dauert es. Aber, so sagten einige
Erst einmal die Menschen…
Russen in Jaroslawl- Moskau, das ist ja nicht typisch Russland,
Was für ein netter Empfang. Mit viel Verspätung kamen wir so
das ist was ganz Eigenes. Allerdings lernten wir in den kom-
gegen Mitternacht an – und die Gasteltern und SchülerInnen
menden Tagen ein wenig von diesem riesigen Land kennen. Viel
hatten in der Kälte auf uns gewartet und empfingen uns mit
Landschaft, im Wesentlichen flach, schöne dörfliche Strukturen
Sprühkerzen! Unsere GastgeberInnen hatten sich viel überlegt,
wechseln sich mit Städten ab. Jarolsawl hat immerhin 600.000
um unseren Aufenthalt so erlebnisreich wie möglich zu gestal-
Einwohner; charakteristisch ist die breite Wolga mit viel Eis.
ten! Von der Eishalle mit Eislaufen und Curling über Orgelkon-
Viele Wohnhäuser, große Straßen – mit teilweise großen
zert, Kalligrafiekurs, Puppentheater, Besuche von Sehenswür-
Schlaglöchern und viel Verkehr. Große und kleine Supermärkte
digkeiten wie Kirchen und (Freiland-)Museen sowie umfang-
westlichen Stils und daneben ein Mensch, der fünf selbstgefan-
reiche Wanderungen durch die Stadt bis hin zu einem schönen
gene Fische verkauft. Viele streunende Hunde, die wohlgelitten
Abschlussfest.
werden und ob der Kälte ein dichtes „Wolfs“fell tragen.
Den Organisatorinnen der Schule gebührt wahrlich Dank für ihr permanentes Bemühen. Die Gastfamilien strahlten viel Herz-
Ach ja, die Kälte:
lichkeit aus. So funktioniert „sich anfreunden“ trotz Sprachbar-
Die war dann doch nicht ganz so krass, wie wir erwartet hatten.
riere. Und so macht Gastsein richtig Spaß.
Um die null Grad am Tag und in der Nacht ein paar Minusgrade.
Schnee gab es noch wenig. Am Ende unseres Jaroslawl-Aufent-
Die Straßen waren in einem erbärmlichen Zustand und man
haltes zeigte sich dann aber doch der russische Winter – minus
konnte zum Teil nur unter 30 km/h fahren. Der Zustand der
18 Grad in der Nacht und minus 12 untertags. Das knirscht und
Straßen hängt auch mit der Größe des Landes zusammen, weil
zieht ordentlich in den Beinen. Die Zugfahrt nach Moskau ließ
der Staat zu wenig Geld hat, bzw. nicht ausgeben will, um die
dann wieder die Weite des Landes erahnen und schärfte das
Straßen zu erneuern...
Kontrasterleben zu Moskau.
...Was mir aufgefallen ist, ist dass die Gastfamilien fast ein bisschen zu gastfreundlich waren.
Und dann nicht zu vergessen, das Team:
Sie schauten genau darauf, dass niemandem etwas passiert,
17 SchülerInnen, ein Lehrer und eine Begleitperson, die zu-
wir hatten jeden zweiten Tag frische Bettwäsche, wenn wir uns
meist von hinten zu zählen versuchte, um im Gewirr der vielen
kurz die Jacken auszogen eilten sie herbei und zogen uns die
anderen Menschen zu erkennen, ob wir auch noch alle wären.
Jacken wieder an und zu guter Letzt, bekamen wir viel zu viel
Da half die Aufmerksamkeit der Gruppe – faszinierend, wie bei
zu essen. Es war sehr schön und wir alle hatten eine gute Zeit.
quasi dauerhaft gezücktem elektronischen „black mirror“ par-
Der Verkehr war so chaotisch, dass man, wenn man im Bus
allel dazu die reale Welt wahrgenommen werden kann. Alle hal-
saß, keine Orientierung mehr hatte.
Theo (9. Klasse)
fen letztlich, dass wir nicht nur einander nicht verloren, sondern die Reise gesamt zu einem gemeinsamen Erlebnis wurde. Dan-
Ich hatte zwei Heimkehrer aus Russland im Auto sitzen, als wir
ke, ihr Mädels und Jungs, ihr macht Hoffnung für die Zukunft –
vom Wiener Flughafen nach Hause fuhren.
und mir machtet ihr eine große Freude, mich nicht nur als Zähl-
Es sprudelten begeistert Erlebnisberichte aus ihnen heraus.
werk mitlaufen, sondern ein wenig auch an eurem Lebensweg
Schön zu erleben, wie sehr die Begegnungen mit den russischen
teilhaben zu lassen.
SchülerInnen, deren Eltern und dem doch so anderen Land un-
Sepp Hackl ist Schülerinnenvater in der 9. Klasse
sere Sprösslinge mit Eindrücken erfüllt hat.
Nadja (Mutter)
36 _ MoMent FrĂźhling 2020
Tag der offenen Tür 18. Jänner
MoMent Frühling 2020 _ 37
Arbeitswelt-Praktikum Name
Betrieb
Tätigkeiten
Amelie Bengesser. . . . . noch offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noch offen Paul Berke . . . . . . . . . MR-Film GmbH (Wien). . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beleuchter Carolyn Caemmerer. . . . noch offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noch offen Benjamin Czech . . . . . . Hasberger_Seitz & Partner Rechtsanwälte . . . . . . Büroarbeit Essed Enorme . . . . . . . noch offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noch offen Valerie Födinger. . . . . . Heuriger Schmid-Richter (Unterolberndorf) . . . . . Kellnerin, Küche, Schank Xaver Fürth . . . . . . . . . Gärtnerei Ziegler (Wien). . . . . . . . . . . . . . . . . . Grabpflege Philomena Goss . . . . . . Weinbau Ježek (Perchtoldsdorf). . . . . . . . . . . . . Küchenhilfe Mateusz Habdank-Wojewodzki. . . Kaiserlicht, BankAustria (Wien). . . . . . . 3D Modeling / Assistent Lina Hammer. . . . . . . . Tralalobe Haus Josefstadt (Wien) . . . . . . . . . . . . Kinderbetreuung Jonah Hill. . . . . . . . . . Buchhandlung Mauer, Café Designo (Wien) . . . . . . Warenbetreuung, Barista und Koch Paul Kaufmann . . . . . . . Insight Technology Solutions GmbH (Wien) . . . . . . Büroarbeit (Tabellen erstellen, Verträge sortieren...) Raphael Krieger . . . . . . Restaurant Schloss Concordia (Wien). . . . . . . . . . Kellner Sina Leser . . . . . . . . . . Drogerie Prokopp (Wien). . . . . . . . . . . . . . . . . Verkaufsassistentin Simon Mehraii . . . . . . . Juwelier Breyer (Baden). . . . . . . . . . . . . . . . . . Werkstattassistent (Batterien wechseln...) Nuria Moosbrugger. . . . Hotel Imperial (Wien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Service Makhare Ninidze . . . . . . Café Ansari (Wien), W. Georgsdorf (Münchehofe). . Kellner, Arbeiten auf einer Permakultur-Farm Lara Peska . . . . . . . . . Mater Salvatoris - Kindergarten (Wien). . . . . . . . Kindergarten-Assistenz Mia Scholz . . . . . . . . . Biopension Lehnwieser (Ramsau / Dachstein) . . . . Kochen, Servieren, Tiere füttern Natan Steinbach . . . . . . TIMEWARP IT Consulting GmbH (Wien) . . . . . . . . Inventarisierung und Bestandsaufnahme Jana Svoboda . . . . . . . noch offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noch offen Julian Tesch . . . . . . . . Restaurant Ambrosia (Wien) . . . . . . . . . . . . . . . Kellner Anna Vogt . . . . . . . . . Tierklinik Quehenberger (Perchtoldsdorf) . . . . . . . Tierarzthelferin Samuel Wetter . . . . . . . Supermarkt Merkur (Wien) . . . . . . . . . . . . . . . Verkaufsassistent (Regalbetreuung) Amelie Wolf. . . . . . . . . noch offen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . noch offen
38 _ MoMent Frühling 2020
der 10. Klasse von Holger Finke
„Eine 16jährige Schülerin, einen 16jährigen Schüler kann man nicht
Erstens: die SchülerInnen selbst. Das, was sie zu einem gewissen
mehr erziehen“, teilte als geladener Experte ein Kinder- und Ju-
Grade schon immer getan haben, tun sie nun in einem erhöhten
gendpsychiater den Eltern und SchülerInnen der 10. Klasse auf
Maße und folgenreicher. Ab 16 wird jede/jeder des eigenen Glü-
einer abendlichen Gesprächsveranstaltung mit.
ckes Schmied. Man beginnt die eigene Biografie zu schreiben.
Gleichgültig, wie die Botschaft aufgenommen wurde, ob mit Schrecken oder Freude, Widerspruch regte sich nicht, denn alle
Zweitens: die Welt. Wie das gemeint sein kann, verdeutlicht die
spürten im Grunde das Wahre der Aussage.
Passage eines Vortrages, den Rudolf Steiner im Gründungsjahr
Eine Frage schließt sich freilich an: Wer, wenn nicht die Eltern
der Waldorfschulen 1919 in Stuttgart hielt. Dort heißt es:
und LehrerInnen, übernimmt dann die Erziehung ab dem 16.
„Das Leben ist unser großer Lehrmeister. Aber diese Möglichkeit,
Lebensjahr? Zwei Vorschläge:
vom Leben zu lernen, die tritt ja erst frühestens mit dem 15., 16., 17. Lebensjahr ein. Da erst stehen wir der Welt so gegenüber, dass wir von dieser Welt selbst lernen. Bis dahin ist der Lehrer, der Erzieher, der uns in der Schule entgegentritt, für uns die Welt.“ Tatsächlich ist die Waldorfschule der erste allgemeinbildende Schultypus, der die Möglichkeit, von der Welt zu lernen, strukturell in seinem Curriculum verankert hat. Dieses geschieht in Form von Praktika, welche der Oberstufe einen markanten Akzent geben: 9. Klasse: Landwirtschaftspraktikum 10. Klasse: Arbeitswelt-, Forst- und Vermessungspraktikum 11. Klasse: Sozialpraktikum 12. Klasse: Wirtschaftspraktikum Im Arbeitsweltpraktikum, dem dieser Beitrag gewidmet ist, geht es darum, die Realitäten des Berufslebens kennenzulernen. Das passt gut in eine 10. Schulstufe, welche im Zeichen der Fakten, der geregelten Abläufe, des Nüchternen und Objektiven steht. Die SchülerInnen verbringen circa 40 Arbeitsstunden in einem Betrieb eigener Wahl, um dort Erfahrungen zu sammeln. Sie verfassen ein Portfolio und halten ein Referat zur Darstellung ihrer Tätigkeiten und Eindrücke. Die beiden anderen Praktika der 10. Klasse finden in der Schulzeit statt, das Arbeitsweltpraktikum hingegen wird in der Ferienzeit oder an Wochenenden absolviert. Die Zeitspanne zur Erbringung des Praktikums beginnt mit Abschluss der 9. Klasse und endet mit den darauffolgenden Osterferien. Holger Finke ist Tutor der 10. Klasse.
MoMent Frühling 2020 _ 39
Mein Arbeitswelt-Praktikum
Ich habe mein Arbeitswelt-Praktikum in Ramsau am Dachstein ge-
Ich habe in der „Gewusst wie“-Drogerie Prokopp im Kauf-
macht. Ich habe mir dafür das Naturhaus Lehnwieser ausgesucht,
park Alterlaa gearbeitet.
bei dem ich schon oft Urlaub gemacht habe. Das ist ein kleiner
Ein exemplarischer Arbeitstag begann damit, dass ich
gastronomischer Betrieb mit zwölf Zimmern, wo biologisch vegan
um elf Uhr dort sein musste. Ich brachte meine Jacke und
und vegetarisch gekocht wird.
meinen Rucksack ins Büro und nahm mein Arbeitsgerät:
Ich hatte die Aufgabe, das Salatbuffet für den Abend und manch-
ein Stanleymesser. Danach ging ich ins Geschäft und half
mal das Frühstücksbuffet herzurichten. Außerdem konnte ich das
bei allem mit.
Abendessen anrichten und anschließend servieren. Abgesehen
Meine Aufgaben waren zum Beispiel. das Schaufenster
davon durfte ich die drei Hasen, drei Ziegen, die zwei Ponys und
putzen oder das ganze Geschäft kehren – aber haupt-
zwei Pferde füttern, die am Hof wohnen. Dazu stopfte ich ihre Fut-
sächlich war ich dafür zuständig, Lieferungen zu verräu-
ternetze mit Heu und ließ die Pferde auch auf die Weide, um an-
men. Wenn neue Angebote im Prospekt bekannt gegeben
schließend ihren Stall auszumisten. Am Abend hatte ich manchmal
wurden, war ich dafür zuständig, mit einem Korb durch
das Vergnügen, den Teig für das Brot zu kneten, das am nächsten
das Geschäft zu gehen und alle neuen Produkte mit neuen
Tag am Frühstücksbuffet war.
„Angebots-Preisschildern“ auszustatten.
Was mir am meisten gefallen hat, war das Anrichten der Speisen
Allgemein hat mir das Arbeiten dort sehr gut gefallen.
und das Füttern der Tiere. Eine besondere Herausforderung be-
Meine Kolleginnen waren sehr freundlich und auch sehr
stand darin, zwei Ponys und ein Pferd zu suchen und einzufangen,
dankbar, dass ich ihnen geholfen habe, da sie beide recht
da sie auf Grund des stürmischen Wetters von der Koppel ausge-
klein waren und ich auf das oberste Regal greifen konnte. Sina Leser
büxt waren. Trotz stressiger und anstrengender Erfahrungen hat mir das Arbeitswelt-Praktikum sehr gefallen. Ich könnte mir vorstellen, immer wieder mal im Naturhaus Lehnwieser auszuhelfen. Mia Scholz
Ich war in einer Gärtnerei, genauer gesagt in der Gärtnerei Ziegler. Mit anderen Mitarbeitern kümmerten wir uns um den Dornbacher Friedhof. Wir waren aber nur für die
Ich absolvierte mein Arbeitswelt-Praktikum während der Som-
Gräber mit einem Etikett, an dem Ziegler geschrieben war,
merferien bei der Firma Insight Technology Solutions GmbH, auf-
zuständig.
geteilt auf zwei Wochen.
Ein Tagesablauf war beispielsweise so: Ich stand um 6:30
Ich durfte dort MitarbeiterInnen durch ihren Arbeitstag begleiten,
Uhr auf, machte mich fertig und fuhr dann mit dem Fahr-
bei Geschäftstelefonaten zuhören, an Online-Meetings teilnehmen
rad 10 Minuten zum Arbeitsplatz. Dort angekommen,
und sehen, wie es ist, bei einem der weltweit größten Partner Mi-
musste ich mich umziehen und in die Garage gehen, wo
crosofts als Vertriebsexperte tätig zu sein.
sich alle versammelten. Dann wurde jedem eine Arbeit
Ich selbst arbeitete dort vor allem mit dem Computer, erstellte
zugeteilt. Ich zum Beispiel musste im Abteil 41 alle Gräber
Excel-Tabellen und Verträge und ordnete schon unterzeichnete
gießen und das Unkraut auszupfen. Gießen war das Wich-
Verträge in die richtigen Ordner ein – keine verantwortungsvollen,
tigste. Um ca. 12:00 Uhr trafen wir uns alle bei einer Bank
spannenden Tätigkeiten, was aber für einen solch kurzen Zeitraum
im Friedhof, chillten und aßen Jause. Danach gingen wir
auch nicht erwartet werden konnte.
wieder arbeiten. Um ca. 16:45 Uhr fuhren wir mit einem
Auch wenn ich dort nur zwei Wochen arbeitete, fand ich es durch-
Traktor zurück in die Gärtnerei, zogen uns um und gin-
aus interessant und zu einem Teil auch witzig, das „trockene“ Bü-
gen um 17:00 Uhr nach Hause. Mir gefiel es trotz so harter
roleben mitzubekommen und es selbst zu leben.
Arbeit gut.
Paul Kaufmann
40 _ MoMent Frühling 2020
Xaver Fürth
ER-INNERN 2020 /
Mein langes Schweigen
Besuch der Zeitzeugin Erika Bezdíčková am 28.1.2020 von Angelika Kellner Am 28.1.2020 besuchte Frau Erika Bezdíčková gemeinsam mit
hielten wir die Antwort: „Nie, das ist bis heute nicht möglich.“
Mag. Dr. Rainer König-Hollerwöger die Rudolf Steiner-Schule
Hass und Hetze gegen andere sind Fremdworte für Erika. Das
Wien-Mauer, um den SchülerInnen der 10. und 11. Klasse aus ihrem
Positive, Ausgleichende und Versöhnende sind ihr wichtig. Aber
Leben zu berichten. Einleitende, berührende aber auch mahnende
ganz oben steht für sie die Familie. Ihre Kinder, Enkel und Uren-
Worte zu dieser Veranstaltung fand Bezirksvorsteher Gerald Bi-
kel. Ihr wurde damals die Familie genommen, Freunde hatten
schof. Begleitet wurde er von der Jugendbeauftragten des Bezirkes
keine überlebt. Daher ist ihre jetzige Familie ihr Zuhause.
Wien-Liesing, Frau Bezirksrätin Kira Höfenstock, BA.
Ihre Bitte an uns: Vergesst nie, was damals war, sonst passiert so etwas wieder. Für sie war dies wahrscheinlich die letzte Rei-
Da steht sie vor mir, die dritte Zeitzeugin, der ich in meinem Leben
se aus ihrer Heimat Brünn zu einer österreichischen Schule;
die Hand zur Begrüßung reichen darf. Dank unserer Schule ist dies
sie möchte diese Anstrengungen nicht mehr auf sich nehmen.
nicht nur den SchülerInnen möglich, sondern auch uns LehrerIn-
Umso dankbarer sind wir, dass sie zu uns gekommen ist und uns
nen. Tief beeindruckt durch ihre Ausstrahlung, beginne ich das
ihre wichtigen Worte ins Herz gelegt hat.
Gespräch. Sie strahlt trotz ihres Alters von 89 Jahren und der Last
Wie gut es uns doch geht. Wir leben im Paradies, sind aber
von für uns nicht nachvollziehbaren Erlebnissen so viel Energie, so
trotzdem nicht zufrieden. Mögen uns Erikas Worte stets be-
viel Positives aus; ich will gar nicht weg von Erika, wie sie liebevoll
gleiten und uns Mut machen, positiv zu denken, für das Gute zu
von Mag. Dr. König-Hollerwöger während der gemeinsamen Zeit
kämpfen und auf das verzeihende, wertschätzende Miteinan-
genannt wird. Doch ich muss die 11. Klasse abholen.
der nie zu vergessen.
Und dann beginnt die Schilderung der Ereignisse, die Erika
Angelika Kellner ist Tutorin der 11. Klasse.
während des zweiten Weltkrieges erleben musste. Sie war in Auschwitz-Birkenau. Sie hat überlebt. Aber sie hat alles verloren. Der Film mit Originalaufnahmen von damals und Aufnah-
Am Dienstag, den 28. Jänner, kamen die 10. und die 11. Klasse
men derselben Objekte und Gebäude im Jahr 2016, als Erika
in den nicht selbstverständlichen Genuss, die betagte Ho-
zurück an diesen für sie unvergesslichen Ort ging, vermittelt
locaust-Überlebende Erika Bezdíčková hautnah im Festsaal
uns allen mehr, als je in Worte gefasst werden kann. SchülerIn-
der Freien Musikschule Wien zu erleben. Frau Bezdíčková ließ
nen und Erwachsenen wird in gleicher Weise klar, wie schwer es
anfangs ihren Begleiter, Herrn Mag. Dr. König-Hollerwöger für
Erika fällt, unsere Fragen zu beantworten, werden doch immer
sich sprechen. Als sie jedoch später das Wort ergriff, konnte
und immer wieder tiefe Wunden aufgerissen.
man sich sehr gut in das hineinversetzen, was die vierfache KZ-
Auf die Frage, wann sie denn den Weg in ein normales Leben
Überlebende durchgemacht haben musste. Sie selber sprach
zurückgefunden hätte und ein normaler Alltag möglich war, er-
wenig über Details aus der Holocaust-Zeit, was sie selber damit begründete, dass sie es einfach nicht noch einmal durchmachen wolle. Uns wurde des Weiteren ein Video gezeigt, und Frau Bezdíčková stellte außerdem noch ihr eigenes Buch „Mein langes Schweigen“ vor, welches vor Ort erhältlich war. Gegen Ende setzte sich Herr Mag. Dr. König-Hollerwöger an den im Raum befindlichen Flügel und tat sein Bestes, um eine äußerst schöne Bach-Sonate, welche viel Gefühl verlangt, anzubringen. Alles in allem war es für mich ein sehr eindrucksvolles Erlebnis. Jonathan Rabel, 11. Klasse Foto: © IPS-WIEN MoMent Frühling 2020 _ 41
Am 15. Februar lud die 12. Klasse zu ihrem Ball, welcher nach
Die neu gewonnene Energie investierten wir in Tanzstunden für
unzähligen Themenwechseln unter dem Motto „Glamour“ eine
die Eröffnung, was die 12. Klasse nun zu angehenden Profitän-
rauschende Ballnacht versprach. Wir machten uns so rasch wie
zerInnen mit Walzer, den Grundschritten zu Shim Sham und der
möglich an die Planung: Dekoration, Sponsorensuche, Plakat-
Quadrille im Repertoire macht.
gestaltung, Getränkelisten, Securities… Um etwas organisier-
Am Vortag des Balls und dem Tag selber sind wir fast alle, das
ter an das alles heranzugehen, gründeten wir ein Ballkomitee,
kann ich garantieren, an unsere Grenzen der Belastbarkeit
das aus sieben hoch motivierten und engagierten Schülerinnen
gestoßen. Nichtsdestotrotz haben wir als Gemeinschaft al-
und Schülern bestand. In regelmäßigen Treffen wurden inner-
les ohne große Zwischenfälle gemeistert und trotz Zeitdruck
halb kürzester Zeit ein wunderschönes Plakat entworfen, die
Spaß dabei gehabt.
Eintrittsbändchen designt, die Tombola geplant, die Getränke
Auf den Ball blicken wir mit großem Stolz und großer Freude
und das Essen besprochen und ein Dekorationskonzept aufge-
zurück: Es ist uns gelungen, in kürzester Zeit einen aus unserer
stellt. Mehr als dreißig Sponsoren haben uns mit unterschied-
Sicht gelungenen und wundervollen Ball auf die Beine zu stel-
lichsten Dingen unterstützt, von Kulinarischem über großarti-
len, auf dem Jung und Alt Spaß haben und den Abend genießen
ge Sachpreise bis zum Mobiliar – an dieser Stelle nochmal einen
konnten. Das Programm verlief gänzlich reibungslos, und außer
herzlichen Dank, denn ohne diese Unterstützung wäre der Ball
einer chaotischen Garderobe und daraus resultierend einer
nie zu dem geworden, was er letztendlich war!
verwirrenden Tombola-Preisausgabe, wofür wir uns herzlich
In der Woche vor dem Ball trat kurzfristig eine kleine Massen-
entschuldigen, sind wir mehr als zufrieden und konnten, entge-
panik auf: Wir hatten aufgrund eines Missverständnisses noch
gen unserer Erwartungen, neben unseren Pflichten am Ball die-
keinen DJ für den Großen Festsaal gebucht, eine Idee, zu der
sen auch noch genießen und somit unser letztes Schuljahr an
wir dankenswerter Weise von unseren Eltern ermutigt worden
dieser Schule gebührend feiern.
waren. Unsere Unruhe wandelte sich aber ebenso schnell, wie sie gekommen war, wieder in Euphorie, als wir mit drei DJs, der Lehrerband und Live-Musik für die Golden Lounge dastanden.
42 _ MoMent Frühling 2020
Kyra Soukup ist Schülerin der 12. Klasse.
GLAMOURÖS... pretty in pink unser 12.-Klass-Ball
Der 12.-Klass-Ball ist ein Geschenk der 12. Klasse an die Ober-
schauplatz mit wunderschöner Pianomusik, die zum Verweilen
stufe, ihre Eltern und Freunde, und dieses Jahr fiel er „glamou-
und auch zum Tanz einlud.
rös“ aus! Glamour war das Motto des Balls – und zauberhaft
Die gut besuchte Bar wurde von fleißigen Eltern betreut, das
und originell waren nicht nur die solcherart gekleideten Besu-
herrliche Speisenangebot, kreiert von Ursula Kaufmann und
cherInnen, sondern das ganze Ambiente: Schon beim Eingang
helfenden Elternhänden, insbesondere Eva Schmidt, zuberei-
tauchte man in eine magentastrahlende Lichtaura ein, welche
tet, leider etwas zu wenig wahrgenommen, weil etwas abseits
die schönen barocken Formen unserer Schule betonte. Im Fest-
gelegen. Schade!
saal durchwallten große Stoffbahnen den Raum und umspann-
Dass unsere SchülerInnen Ungewöhnliches lernen, ist einer der
ten die Tanzfläche. Besonders erwähnenswert auch die Behüb-
Gründe, warum wir sie in die Waldorfschule schicken. Dass sie
schung der Schule mit kuscheligen Sofas und Sitzecken, stilvol-
selbst eine schillernde Großveranstaltung planen und durch-
len Möbeln und Lampen von Christof Stein.
führen können, wissen wir seit heuer! Insgesamt war alles aufs
Der Ball wurde mit einer mitreißenden Swing-Performance der
Beste organisiert; kleine Pannen wie der Stau an der Gardero-
12. Klasse eröffnet, einem rhythmisch swingenden Shim Sham –
be konnten den Glanz nicht trüben. Der Grande Dame des Balls,
großartig! Und gleich darauf: Alles Walzer! Mit viel Vergnügen
Frau Kaufmann, sah man die Anstrengungen der Vorbereitung
und Ausdauer wurde bis zu später Stunde getanzt; Jung und Alt
und der Koordination nicht an – für alles und jeden fand sie
hatten ihre Freude an der vom DJ ausgesuchten Musik aller Gen-
das richtige Wort, eine gute Lösung. In stilvollem Schwarz mit
res. Erst als die Lehrerband nach Mitternacht ihren fetzigen Auf-
Hochsteckfrisur blieb sie bis in die Morgenstunden eine ele-
tritt im kleinen Festsaal hatte, wurde es ruhiger im großen Saal.
gante Erscheinung.
Doch zuvor fand noch ein abwechslungsreiches Programm
Last but not least war der Ball auch ein finanzieller Erfolg,
statt: Der Zauberer Christian-Christian begeisterte mit seinen
der die Klassenkassa prächtig füllte – für die Fahrtkosten der
Kunststücken, die Tombola mit einem wunderschönen Ret-
12.-Klass-Reise, das letzte Highlight der Schullaufbahn, die
ro-Fahrrad als Hauptpreis, die Tanzeinlage der 11. Klasse, die
dieses Jahr über Brüssel, Gent und Amsterdam führen wird.
Mitternachtsquadrille! Stefan Albrecht bespielte einen Neben-
Beate-Maria und Wolfgang Fanninger
MoMent Frühling 2020 _ 43
Glamour – der Glanz Kürzlich kam ich auf Ö1 zufällig mitten in ein Interview, das mich sofort beeindruckte. Es sprach eine geistig enorm wache, lebhaft sprühende alte Dame. Ich blieb, wie so oft, im Auto sitzen, weil ich mehr wissen wollte. Wer war das? Lotte Tobisch. War das nicht die… ja, richtig, der Wiener Opernball! Sechzehn Jahre lang hatte sie dafür verantwortlich gezeichnet. Und wurde 93. Na, dachte ich mir, was hatte diese Frau für ein Format, wenn ich schon nach dem einen Ball, den ich mit meiner Klasse gemeinsam organisiere, schnaufe? Contenance, Frau Kaufmann! Wobei – es hat sich ja ausgezahlt! Was war das für ein Fest, das Haus voll mit ungefähr vierhundert Menschen, die begeistert tanzten, lachten, plauderten! In welchem Glanz zeigt sich unser altes Schlössel, wenn es nur effektvoll beleuchtet, mit Bedacht geschmückt wird? Und welche Höhepunkte hatte diese Nacht zu bieten? Von einer verblüffenden Zaubershow über die Mitternachtseinlage der 11. Klasse, der Polonaise bis zum umjubelten Auftritt der Lehrerband! Wie schön, so viele Menschen auch erfreuen zu können, so viele begeisterte Rückmeldungen zu bekommen. Das macht meine Klasse und mich glücklich.
Dank an unsere Sponsoren:
einer Ballnacht von Ursula Kaufmann
Die Schülerinnen und Schüler waren mit bewundernswertem Engagement dabei, haben unfassbar viel geleistet, konnten am Gelungenen (und auch an den Pannen) wertvolle Erfahrungen mitnehmen. Gearbeitet haben alle enorm viel dafür, und ohne mannigfache Unterstützung von Karl Hruza, Wolfgang Seyringer, den Eltern meiner Klasse, Angelika Kellner, Stefan Albrecht, dem Veranstaltungskreis, ehemaligen Schülern und nicht zuletzt den eigenen Familienangehörigen wäre diese Veranstaltung nie und nimmer gelungen. Unser herzlichster Dank geht daher auch an all jene, die unerlässlich für diese Ballnacht waren. Wir haben uns als Gemeinschaft erlebt, die Großes auf den Weg bringen kann, das auch durchträgt, Verantwortung übernimmt und „ihren Ball“ bewusst genießt. Dass wir für die Klassenreise nun auch auf einen beachtlichen Gewinn zurückgreifen können, ist zwar schön, glänzt aber verglichen mit dem Licht der Ballnacht nicht annähernd so hell! Wir danken allen unseren Gästen, kommen Sie wieder (wenn es nächstes Mal einen Ball gibt, funktioniert dann auch die Garderobe, wir lernen dazu)!
Fremdsprachen in der Oberstufe von Ulrike Borovnyak ENGLISCH
SPANISCH
Agatha Christie, The Mouse trap:
Am 17.12.2019 besuchte die mexikanische Opernsängerin Mag.
A special cultural treat for our students before Christmas
Mónica Guillén Chávez unsere Schule im Rahmen des Spanisch-
Am 26.11.2019 besuchte die gesamte Oberstufe im Rahmen des
Unterrichts der 10. Klasse. Sie stand unseren SchülerInnen für
Englisch-Unterrichts das „Vienna’s English Theatre“. Wir ha-
ein erstes Interview zur Verfügung (Bravo! Nach nur 3 Mona-
ben uns „The Mousetrap“ von Agatha Christie mit der Original-
ten Spanisch haben das alle toll gemeistert!) und hat im An-
besetzung aus London angesehen und ich denke, erzählen zu
schluss die Lieder „Feliz Navidad“ und „Gracias a la vida“ mit
dürfen, dass unsere SchülerInnen begeistert waren. Die Vorar-
uns gesungen. Ulrike Borovnyak ist Oberstufen-Fachlehrerin
beit im Unterricht hat sich bewährt und Früchte getragen, wie auch die Feedbacks der SchülerInnen beweisen. Matilda Trattner (grade 9): "The performance of the actors and actresses was excellent." Alida Hartmann (grade 9): "It was very exciting for us all to watch." Theo Berke: "I really enjoyed the play. The way Agatha Christie structured her detective story was amazing."
π
für Englisch und Spanisch.
Club of Pi: Rückschau auf 2019 von Paul Kaufmann
Ein Jahr ist vergangen, seitdem sich der Club of Pi öffentlich zum ersten Mal vorgestellt hat. Es war ein äußerst erfolgreiches Jahr für uns. Wir haben viele Gelegenheiten bekommen, uns präsentieren zu können und haben das Spendenziel in Höhe von 2.000 €, welches wir uns am Anfang des Jahres 2019 gesetzt hatten, erreicht und konnten sogar noch ein zusätzliches Plus verzeichnen. Hierzu muss gesagt werden, dass die Events innerhalb und außerhalb der Schule, bei denen der Club of Pi vertreten war, den größten Gewinn brachten. Die Spenden, die wir außerhalb dieser Events eingenommen haben, hielten sich leider in Grenzen. Wir bedanken uns hiermit herzlichst bei allen SpenderInnen und UnterstützerInnen, da wir ohne sie das Jahr nicht so gut
46 _ MoMent Frühling 2020
hätten abschließen können. Die eingesammelten Beiträge werden von uns zu ca. 70 % der „Notfallpädagogik“ zur Verfügung gestellt; den Rest verteilen wir auf einige wenige ausgewählte Schulprojekte, über die wir im laufenden Jahr noch ausführlich berichten werden.
Wir wollen angesichts der großen Summe, die wir eingenommen haben, für 2020 unsere Ziele etwas höher stecken und hoffen darauf, dass dieses Jahr wieder so erfolgreich wird wie das letzte.
Paul Kaufmann ist Vorsitzender des Club of Pi und Schüler der 10. Klasse.
Tausendundeine Nacht Vom Faschingskonzert der Freien Musikschule Einleitung: Christine Trattner; Text: Manfred Czujan
Das Faschingskonzert zum Thema „1001 Nacht“ fand am Sonn-
Ein Schritt genügte, um aus dem kalten Wien in eine orien-
tag den 23. Februar um 15 Uhr im großen Festsaal der Rudolf
talische Oase zu reisen: eine Oase voller wunderbarer Klänge
Steiner-Schule Wien-Mauer statt. Um die 50 Schüler und Schü-
und Stimmen. Nomaden mit ihren Instrumenten, getragen von
lerinnen der Freien Musikschule und jede Menge Musikschul-
komischen Paarhufern, ließen uns eintauchen in eine Feier der
Lehrer und -Lehrerinnen beteiligten sich bei diesem konzertan-
Völker der großen Wüste und brachten alles um sich und vor
ten Schauspiel.
allem ihre Gäste zum Schwingen.
Die Spannung war riesengroß, die Musik begeisterte, Aladin
Aladin auf der Wanderung durch die Wüste traf glücklicherwei-
fand seine Prinzessin, befreite sie, und der böse Zauberer konn-
se auf eine alte Wunderlampe und befreite einen neugierigen
te dank musikalischer Kräfte in die Wunderlampe zurückge-
und fröhlichen Dschinn, der sogleich zu einem liebevollen und
zaubert werden.
lustigen Gefährten seines Befreiers wurde und mit seiner Zauberkraft sogar den missmutigen Zauberer zu höchstem Glück führte. Wie schon im Buch „Tausendundeine Nacht“ zu lesen ist: „Wende dich ab von den Sorgen, überlass’ alle Dinge dem Schicksal. Freu dich des Guten, das heute dir lacht, und vergiss darüber alles Vergangene“, erlebten die BesucherInnen der Maueritanischen Oase die verzückenden Klänge aller MusikerInnen, der NovizInnen wie auch der gelehrtesten Musikanten des Reiches. Auch steht in diesem schönen Buch: „Der Liebenden Herz hat Augen zu sehen, was alle die Schauenden nicht erspähen.“ Ein großes Danke den vielen Beteiligten, die mit liebevollem Blick die Novizen, unsere Kinder, in die Welt der Musik begleiten und sie lehren, mit ihrem Können andere zu beschenken. Manfred Czujan ist Schülerinnenvater in der 4. Klasse; Christine Trattner arbeitet für die Freie Musikschule Wien.
Im portrait: Besucht und befragt von Bettina Schwenk
Frau Susanne Genswein / Sekretariat Susanne Genswein arbeitet seit nunmehr zwei Jahren im Sekretariat unserer Schule. Ursprünglich aus Tirol kommend, führten sie die Anthroposophie und die Waldorfpädagogik über ihren Bruder nach Wien. An der Goetheanistischen Studienstätte absolvierte sie die 4-jährige künstlerische Ausbildung und lernte dort ihren Mann kennen. Ihre vier Kinder sind bereits zwischen 18 und 23 Jahre alt und haben alle die RSS Mauer besucht. Ihre Aufgaben im Sekretariat konzentrieren sich auf die Hauptthemen Schulbeginn, Tag der offenen Tür, Aufnahmen für die 1. Klasse, Schulbuchbestellungen usw. „Was mir am Herzen liegt? Das Büro so zu führen, dass möglichst große Zufriedenheit herrscht und dass die Leute gerne mit ihren Anliegen zu mir kommen.“ Zur Schulzeit ihrer Kinder befragt, meint sie: „Ich hatte immer das Gefühl, dass man sich um die Kinder bemüht.“ Was berührt sie besonders? „Die Schulfeiern!“
Frau Ulrike Nedved / Buchhaltung In unserer Buchhaltung arbeitet seit mittlerweile 18 Jahren Frau Ulrike Nedved. Sie kümmert sich um die laufende Buchhaltung bis hin zur Bilanz, das Mahnwesen, den Zahlungsverkehr des Schulvereins und das Personalwesen sowie um alle Personalagenden für die Schule und den Kindergarten. Ebenso ist Frau Nedved für diverse Subventionsabrechnungen und für die Abrechnung der Schulküche zuständig. Sie unterstützt den Vorstand in allen kaufmännischen Angelegenheiten. Frau Nedved freut sich über das gute Arbeitsklima und auf noch viele weitere Jahre in der Rudolf Steiner-Schule.
Danke, lieber Wolfgang Seyringer, für die leise Anbringung der Türe zum Gartenhaus. So können noch viele Generationen an Schulklassen dieses Gartenhaus nützen.
48 _ MoMent Frühling 2020
Unsere Schulpsychologin
Frau Mag.a rer. nat. Ingeborg Mühlegger Ich wurde 1963 in Graz geboren. Nach meiner Schulzeit wollte ich mich sozial engagieren und arbeitete ein Jahr bei der Lebenshilfe in einem Heim für Menschen mit Behinderung. Da mir der Kontakt und die Arbeit mit Menschen Freude bereiteten, begann ich Psychologie zu studieren. Nach dem Abschluss meines Studiums wurde ich Mutter zweier Kinder; durch sie entstand mein Interesse an der Waldorfpädagogik. Nach dem Umzug nach Wien besuchten meine Kinder die Waldorfschule Wien-Mauer. Während ihrer Schulzeit absolvierte ich eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin bei ökids (Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie) und arbeitete in diesem Berufsfeld mit Kindern, Jugendlichen und Eltern. Neben meiner Arbeit schloss ich die Fortbildung zur klinischen und Gesundheitspsychologin ab. Meine Kinder sind jetzt erwachsen, und so freue ich mich nun, nach einigen Jahren der schulfreien Zeit als Schulpsychologin an die Schule zurückzukehren. Meine Tätigkeit ist für mich und auch für die Schule eine neue Situation, die sich noch entwickeln darf. Folgende Möglichkeiten, um miteinander ins Gespräch zu kommen, gibt es bisher: die Sprechstunde am Mittwoch von 10:00 - 11:00 im Arztzimmer, eine Nachricht in meinem Postkasten vor dem Arztzimmer hinterlassen oder an ingeborg.muehlegger@waldorf-mauer.at senden und telefonisch unter 0664/855 91 16
Frau Mag.FH Christina Bauer
Unsere neue Lehrerin der 2. Klasse stellt sich vor
„Lehrer ist man nicht, Lehrer wird man sein Leben lang“ – Die-
Mein bisheriger Lebensweg hatte schon einige berufliche Stati-
ses Motto begleitet mich seit einigen Jahren und erinnert mich
onen. Nachdem ich 2001 als Kindergartenpädagogin maturiert
immer wieder daran, worum es mir als Waldorflehrerin geht:
hatte, schlug ich einen wirtschaftlichen Weg ein. Nach Ende mei-
durch die Auseinandersetzung mit mir selbst und dem Men-
nes Wirtschaftsstudiums arbeitete ich in der Unternehmensbe-
schen als Entwicklungswesen zu wachsen und zu wirken.
ratung. Darauf folgte für mich eine Zeit des Reisens und Suchens, das mich nach einem Jahr wieder zurück nach Österreich und zu meinen „Wurzeln“, der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, führte. Während meiner Tätigkeit als Horterzieherin in einer Wiener Privatschule absolvierte ich nun berufsbegleitend die Ausbildung zur Waldorflehrerin. Schon in meiner Kindheit und Jugend im Piestingtal (NÖ) waren Natur, Musik und kreatives Arbeiten meine Inspirationen, und als ich 2014 (m)eine 1. Klasse in der Rudolf Steiner-Schule Pötzleinsdorf übernahm, konnte ich meine vielseitigen Interessen in meiner Lehrtätigkeit zusammenführen. Die Jahre als Klassenlehrerin haben mir gezeigt, dass ich meine berufliche Erfüllung gefunden habe. Ich freue mich daher sehr, in der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer die Kinder der 2. Klasse gemeinsam mit ihren engagierten Eltern auf ihrer Entwicklungsreise begleiten zu dürfen.
MoMent Frühling 2020 _ 49
Achtsames Begleiten – Aus der Arbeit des Förderkreises Arbeit am Tonfeld Im Greifen sich begreifen oder Der feine Unterschied zum Töpfern
Unter diesem Titel geben die Mitglieder des Förderkreises ab dieser Ausgabe immer wieder Einblick in unterschiedliche Formen und Möglichkeiten der therapeutischen Arbeit.
„Wenn wir in etwas eingreifen, werden wir selbst sichtbar, öffentlich
sensomotorische Nachreifung) erkennen und über die Gestal-
und kommunikativ. Unsere Bewegung wird Gestalt, wir teilen uns
tung Möglichkeiten zum Nachreifen anbieten.
dadurch mit. Wir gehen nicht von einem statischen „Ich“ aus, son-
Eine flache Kiste mit Tonerde, das sogenannte Tonfeld, eine
dern einem „Ich“, das sich in der Welt und durch die Welt bewegt.
Schüssel mit Wasser und zwei Menschen… Am Tonfeld kommt
Jede Gestaltung ist auch ein Beziehungsbild, in dem wir ein Stück
das Kind in einen greifenden, handelnden und schöpferisch
weit uns selbst abbilden und in der unsere Beziehung zur Welt und
gestaltenden Umgang mit dem Material Ton. Das Kind betritt
zu unseren Mitmenschen sichtbar wird. Die Hoffnung liegt darin,
den Raum, kommt ans Tonfeld, findet Halt im Gespräch mit der
dass wir uns in dieser Beziehungswelt verstanden fühlen, darin ge-
Begleitung und nimmt das Feld wahr, das zum Greifen einlädt.
stalten können, kommunizieren und uns dadurch selbst verstehen
Die Begleitung steht dem Kind zur Seite, um anstehende Ent-
lernen.“ (Prof. Heinz Deuser, Begünder der Arbeit am Tonfeld)
wicklungsbedürfnisse zu erkennen und die dafür notwendigen
Diese kunsttherapeutische Methode ist für Kinder und Jugend-
Prozesse spielerisch anzuregen.
liche aller Altersstufen an der Schule geeignet. Jeder Mensch
Von Kindesbeinen an erleben wir auf physischer, emotionaler
durchläuft in seinem Leben prägende Entwicklungsphasen.
und sozialer Ebene, was realen Halt bietet, was verlässlich und
Gelingt es nicht, aus welchen Gründen auch immer, sich in ei-
sicher oder unverlässlich und unsicher ist. Dabei spielt das Grei-
ner Phase ausreichend zu entfalten, kann es in nachfolgenden
fen eine entscheidende Rolle. Wir „begreifen“ Schritt für Schritt,
Phasen zu Verzögerungen und Komplikationen wie z.B. Lern-
welche Handlungsmöglichkeiten uns offen stehen und wie wir
schwierigkeiten kommen. Am Tonfeld kann der Begleiter oder
sie gestalten oder nicht gestalten können. Traumatisierende
die Begleiterin anstehende Entwicklungsbedürfnisse (wie z.B.
Erfahrungen können Auslöser für Störungen in der natürlichen
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„Homöopathie der Körperarbeit“ strukturelle, dynamische, energetische sowie viscerale und craniale Techniken Ausbildung nach europäischen Richtlinien mit Gewerbeberechtigung in Österreich Infoabend in Wien: Di. 16.6.20
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50 _ MoMent Frühling 2020
Spezialkurse auch für Kinder Anmeldung für Behandlung und Ausbildung unter +43 699 11 96 07 33 bei Mag. Christina Schwab www.christina-schwab.at
Entwicklung sein. Betroffene Kinder erleben dann in bestimm-
Neuorganisation der basalen Sinne. Die Begleitung erkennt,
ten Situationen eine innere Lähmung, leiden unter Ängsten,
welche Suchbewegung das Kind macht und welches Bedürfnis
stecken in Krisen oder haben soziale Auffälligkeiten. Wie das
dahinter steht. In der Begleitung werden Abbrüche im Bewe-
Kind auf das Tonfeld zugeht, wie es in das Material eingreift und
gungsfluss und Hemmungen im Gestaltungswillen deutlich.
wie es gestaltet, dadurch wird seine Beziehung zur Welt und zu
Es ist die Aufgabe der Begleitung, dem Kind zu helfen, durch
sich selbst deutlich. Wenn die Hände gestalten, wird die ge-
bestimmte, für das Kind passende Angebote die eigene indivi-
samte Beziehungsgeschichte des Kindes sichtbar, greifbar und
duelle intentionale Lebensbewegung wieder aufzunehmen. In
dadurch auch wandelbar und neu gestaltbar!
ihrer Intention der Bewegung möchten Kinder wahrgenommen
Ich denke da an ein Kind, das als Frühgeburt auf die Welt kam.
und verstanden werden, Halt und Rückversicherung unterstüt-
Die Geburt war für beide, Mutter und Kind, ein lebensbedrohli-
zen sie dabei.
ches, traumatisierendes Ereignis. In der Folge entwickelte sich
Das Tonfeld dient also dazu, dass Kinder sich einerseits in ihrer
das Kind gut, jedoch hatte es große Ängste, auf die Welt zu-
Leiblichkeit besser organisieren und wahrnehmen können und
zugehen, konnte sich im Kindergarten nur schwer und unter
andererseits, dass sie selbst „begreifen“ lernen in dem, was sie
vielen Tränen von der Mutter lösen. Diese enge Beziehung zur
tun. Als Begleiterin gebe ich dem Kind immer Hoffnung, wo-
Mutter und die Sorge blieben, wurden aber mit Hilfe der Arbeit
durch beim Kind immer neue Möglichkeiten frei werden, sich
am Tonfeld gewandelt und bis zum Schuleintritt deutlich we-
Ängste, Lernblockaden und Motivationsprobleme lösen. Kinder
niger. Das Kind lernte sich leichter von der Mutter zu lösen und
blühen oft richtig auf, wenn sie auf einen Erwachsenen treffen,
hatte keine Angst mehr vor der Schule.
der ihnen Zeit und Raum schenkt (im Einzelsetting), damit sie
Jede neue Beziehungsentfaltung, sei es zum Material Ton im
ihre individuellen, tieferen Bedürfnisse verwirklichen können.
Feld oder auch zur Begleiterin bzw. zum Begleiter, ermöglicht
Endlich müssen sie nicht auf der kognitiven Ebene etwas leis-
Selbstentfaltung und Neuorientierung. Die geschulte Beglei-
ten, sondern können im spielerischen Wahrnehmen und Ge-
tung nimmt wahr, wie das Kind greift, welchen Muskeltonus und
stalten ohne Druck und Ablenkung bei sich selbst ankommen.
Bezug zum Material es hat und wie es sich davon berühren lässt.
Gestärkt können sie dann die anstehenden Schritte in ihrer per-
Wir begegnen also immer uns selbst und der Welt, und wir su-
sönlichen Entwicklung wagen.
chen darin unser inneres und äußeres Gleichgewicht, unseren Ausgleich. Der Ton wird in diesem Setting zu unserem Beziehungsstoff. Kinder erleben z.B. im Idealfall, dass sie greifen und
Konstanze Reiner-Friedl ist Förderpädagogin und Kunsttherapeutin sowie Koordinatorin des Förderkreises an der Rudolf Steiner-
gestalten können, oder aber sie erleben, dass sie greifen und
Schule Wien-Mauer.
gestalten möchten, aber es noch nicht können. In dieser krisen-
Literatur:
haften Situation schaut die Begleitung, wie das Kind in seinem
Deuser, Heinz: Arbeit am Tonfeld,
Tastsinn, Gleichgewichtssinn und in seinem Eigenbewegungs-
Erikson Erik H.: Identität und Lebenszyklus 1959
sinn (Tiefensensibilität und Tiefendruck) organisiert ist und bietet
Winnicott D.W.: Vom Spiel zur Kreativität, 1997 (9. Aufl.) S. 101 - 110
spielerisch Möglichkeiten an, die basalen Sinne zu stärken.
Hüther Gerald: Es ist nie zu spät. In: Tschachler-Nagy, G., u.
Die ganze „Arbeit am Tonfeld“ beruht auf der Stärkung und
Fleck, A: Im Greifen sich begreifen.
MoMent Frühling 2020 _ 51
Der Konfliktbearbeitungskreis stellt sich vor (Teil 2)
ein Mailinterview mit Birgit Scheiner, gefĂźhrt von Nadja Berke
Liebe Birgit, kannst Du unseren LeserInnen beschreiben, wie Du
uns jedoch schon noch weitere UnterstĂźtzung wĂźnschen. Vor al-
dazu gekommen bist, Teil des Konfliktbearbeitungskreises an unse-
lem kÜnnten männliche KBK-Kollegen die Vielfalt der Sicht -und
rer Schule zu werden und Dich kurz vorstellen?
Herangehensweisen erweitern und so unsere Arbeit bereichern.
Ich habe zwei Kinder an der Schule. Im Zuge eines Finanzgesprächs wurde ich gefragt, ob ich Interesse an der Mitarbeit im KBK hätte. Nach reiflicher Ăœberlegung und der Tatsache, dass meine Kinder immer selbständiger werden, somit Kapazitäten frei werden und ich mich der Schulgemeinschaft sehr verbunden fĂźhle, habe ich mich entschlossen, mich dieser Aufgabe zu stellen. Als Lebens- und Sozialberaterin, Mentaltrainerin / Coach sowie Therapeutin der Traditionell Chinesischen Medizin bin ich täglich mit den Zusammenhängen zwischen äuĂ&#x;eren und inneren Systemen konfrontiert. Mir ist bewusst, dass Gesundheit und Wohlbefinden vom erfolgreichen Zusammenspiel des Einzelnen und seinem Umfeld abhängen. Gerade in der heutigen Zeit ist es umso wichtiger, ein gut funktionierendes soziales GefĂźge zu schaffen, in dem wir uns entfalten, weiterentwickeln und unter BerĂźcksichtigung der Individualitäten gegenseitig wertschätzen. Ich sehe meine Arbeit im KBK als Chance fĂźr einen gesellschaftlichen und persĂśnlichen Weiterentwicklungsprozess.
Habt ihr den Eindruck, das Bewusstsein an der Schule dem KBK gegenĂźber ist ausreichend vorhanden? Der KBK ist seit Jahren fixer Bestandteil der Schulgemeinschaft. Wir verkĂśrpern quasi den KBK „Generation Zwei“. Sowohl bei der Ăœbergabe sowie auch in speziellen Fällen standen wir immer wieder im Austausch mit dem „alten“ KBK. Unsere Herangehensweise unterscheidet sich jedoch von dem des ursprĂźnglichen Kreises, was vielleicht in manchen Bereichen und Gremien zu anfänglicher Verunsicherung gefĂźhrt hat. Mittlerweile sehen wir die Bewegung, die durch unsere Arbeit sowie durch das Einbeziehen externer Fachleute in viele Bereiche der Schulgemeinschaft kommt. Der KBK kann hier auch einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten. Der Vorund Nachteile unserer selbstverwalteten Schule bewusst, sind es vor allem die Kommunikationswege, die es immer wieder aufs Neue zu beleuchten und zu verbessern gilt. Gibt es einen regelmäĂ&#x;igen Austausch mit anderen Gremien, dem Kollegium und dem Vorstand? Wie finden unter BerĂźcksichtigung der
In welchem AusmaĂ&#x; wird das Angebot des Konfliktbearbeitungs-
Vertraulichkeit RĂźckmeldungen statt, wenn diese notwendig sind?
kreises genutzt, und sind eure Kapazitäten ausreichend?
Laut Statuten gibt der KBK einen Rßckblick beim jährlichen
Die Montagssprechstunde hat sich nun im 2. Schuljahr ihres
Schulgemeinschaftstreffen.
Der Klimawandel ist wirklich zum Heulen ...
Bestehens recht gut etabliert. Unser niederschwelliges Ange-
In laufenden Prozessen entscheiden wir vom KBK meist ge-
bot wurde zu Beginn eher von Eltern, mittlerweile auch von
meinsam, welche nächsten Schritte gesetzt werden, wer infor-
SchĂźlerInnen und LehrerInnen gerne genutzt.
miert wird und welche Personen oder Gremien im speziellen,
Momentan kommen wir mit unseren Kapazitäten aus, wßr-den
die verantwortlichen sein kĂśnnen.
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...daher sind wir um LĂśsungen bemĂźht
Welche Mitglieder der Schulgemeinschaft wenden sich öfter an
Schulärztin Laetitia Lernpeiss, an die sicher auch manchmal The-
euch, SchülerInnen, PädagogInnen oder Eltern?
men herangetragen werden, welche sich durchaus mit den Themen
Waren es letztes Jahr noch eher Eltern und LehrerInnen, finden
des KBK überschneiden können (ich denke da z. B. an das Thema
nun die SchülerInnen immer öfter ihren Weg zu uns, um sich
Drogen, das ja alle paar Jahre in der Oberstufe, mal stärker, mal
Unterstützung zu holen. Das freut uns natürlich sehr, da wir ja
weniger stark, auftaucht)?
niederschwellige Anlaufstelle sein wollen und zu diesem Zweck
Wir haben mit unserer neuen Schulpsychologin, Frau Mühleg-
die KBK-Sprechstunde anbieten. So können mitunter sich erst
ger, Kontakt aufgenommen und sind bei Bedarf mit der Schul-
im Aufkeimen befindliche Differenzen schon früh beigelegt
ärztin und dem Förderkreis im Austausch.
werden.
Zum Thema „Umgang mit Suchtproblemen“ gibt es seitens der
Gibt es eine Tendenz, welche Art von Konflikten am häufigsten in
Schule ein vorgegebenes Stufenmodell. Diese und ähnlich sen-
unserer Schulgemeinschaft auftritt, und habt ihr einen Vorschlag
sible Themen werden von uns unter Berücksichtigung der Ver-
dazu, wie sich diese Konflikte bzw. die Umstände, die dazu führen,
traulichkeit, des gesetzlichen Rahmens sowie des Handbuches
vermeiden lassen könnten?
„Weg zur Qualität“ fallbezogen sehr individuell behandelt.
Auch unsere Schule spiegelt die Themen und Tendenzen un-
Wollt ihr unseren LeserInnen noch etwas zum KBK erzählen, das
serer Gesellschaft wider, wenn auch in einem weitaus abgemil-
durch die Antworten auf die gestellten Fragen nicht abgedeckt ist?
dertem Ausmaß, als ich es von anderen Schulen höre.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass, je eher wir zu einer
Die Themen kommen aus der Richtung:
schwierigen Situation als Beraterinnen hinzugezogen werden,
Übergriffe in Form verbaler und physischer Gewalt, Lautstär-
eine rasche, zufriedenstellende Lösung für die Beteiligten er-
ke, Mobbing (virtuell und real), genderspezifische Entwick-
wirkt werden kann.
lungsproblematiken, Umgang mit der Vielfalt an Gesinnungen,
Einen wichtigen Punkt möchte ich hier auch noch anführen:
Charakteren und Herkunft, Personal- und Fachkompetenzen,
Der KBK sieht sich nicht als das Konfliktlösungs-Gremium. Wir
Loyalität und Professionalität.
sind zuallererst eine Anlaufstelle, Plattform und Drehschei-
Die gesellschaftlichen Entwicklungen können wir nur insofern
be für Unterstützung. Als weitgehend unabhängiges Gremium
beeinflussen, als dass wir uns als Schulgemeinschaft – und da-
können wir mit dem nötigen Überblick und Abstand Situationen
mit jede/r Einzelne aus dem Dreieck Eltern-SchülerInnen-Lehr-
betrachten und bei der Lösungsfindung unterstützen.
kräfte – sich der eigenen Verantwortung zur Gemeinschaftsbil-
Wir können einen Prozess in Gang bringen und diesen, wenn
dung bewusst und gegebenenfalls darauf aufmerksam ge-
gewünscht, auch begleiten. Wir helfen, Klarheit über eine Si-
macht wird.
tuation zu erlangen und bei der Findung von Lösungsmöglich-
Ich sehe Konflikte als eine Möglichkeit des Wachstums. Dazu
keiten. Und an dieser Stelle erinnere ich gerne nochmal, sich
braucht es auch Mut und die Bereitschaft zur Selbstverantwor-
rechtzeitig, also eher früher als später, mit uns in Verbindung
tung und zur Selbstreflexion. Vor allem braucht es die Bereit-
zu setzten.
schaft, sich der eigenen Arbeitsstrukturen und Prozesse bewusst zu werden und gegebenenfalls diese zu hinterfragen und
KBK Sprechstunde
zu verändern. Unterstützend bei dieser Weiterentwicklung sind
Jeden Montag während des übli-
Angebote wie Arbeitsgruppen, Workshops und Supervision.
chen Schulbetriebs zwischen
Die Bereitschaft zur Öffnung und das Miteinbeziehen von ex-
10.00 Uhr und 11.00 Uhr im Arzt-
terner Fachkompetenz etabliert sich in letzter Zeit immer mehr,
zimmer im 1. Stock
und bei geschicktem Einsatz kann eine Schule wie die unsere
Gerne sind wir auch via E-Mail und
enorm davon profitieren, ohne dabei das wichtigste zu unter-
Telefon für Euch erreichbar.
graben: die Waldorfpädagogik.
Kontakt KBK:
Habt ihr den Eindruck, der KBK sollte öfter bzw. zu einem früheren Zeitpunkt hinzugezogen werden? Unser Credo: je eher desto besser
Mail: konflikt@waldorf-mauer.at Karin Peterseil +43 676 430 00 96 Julia Röhsler +43 664 99 00 220 Birgit Scheiner +43 699 151 831 37
Es gibt seit Februar eine Schulpsychologin, Frau Ingeborg Mühlegger. Seid ihr mit ihr in Kontakt, und wird es da einen Austausch geben? Und inwieweit gibt es einen regelmäßigen Austausch mit der
MoMent Frühling 2020 _ 53
METATRON APOTHEKE Homöopathie, Spagyrik, Blüten u.a.
...im Dienste der Ganzheitsmedizin Antroposophische Heilmittel Wala, Weleda
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Rhythmisches Bewegungstraining Eine immer größer werdende Anzahl von Kindern zeigt Auffälligkeiten im Kindergarten und/oder Schule wie: • kein flüssiges Lesen, Schreiben und Rechnen • schlechte Konzentration • körperliche Unruhe • schwierige Körperkoordination • Schwächen bei Grob- und/oder Feinmotorik • emotionale Ausbrüche oder Rückzug Immer öfter wird die Diagnose ADHS oder ADS gestellt. Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig. Deshalb möchte ich die Sichtweise des rhythmischen Bewegungstrainings nach Dr. Harald Blomberg genauer beleuchten. Zum einen habe ich mit dieser Methode erstaunliche Fortschritte während meiner Arbeit als Reflexintegrationstrainerin erzielt, und zum anderen ist es mir ein Herzensanliegen, diese Art der Heilung in die Welt zu tragen. Dazu blicken wir zur Entstehung des Menschen im Mutterleib zurück. Bereits während der ersten Wochen nach der Empfängnis wird unser genetisch festgelegter Bewegungscode (die frühkindlichen Reflexe) in Gang gesetzt. Dieser Bewegungscode ist das Fundament unserer motorischen Entwicklung. Alle Kinder durchlaufen diesen Aufrichtungsprozess: auf den Bauch drehen, Krabbeln usw. Genau dafür sind diese frühkindlichen Reflexe da! Ihr Auftreten folgt in einer vorbestimmten Reihenfolge. Ausgelöst durch unterschiedliche Sinnesreize, stimulieren sie über die Nervenbahnen bestimmte Muskelregionen und lösen dort Bewegungsmuster aus. Hat der Reflex seine Arbeit getan, wird dieser gehemmt, und der nächste Reflex baut sich auf. Diese motorischen Abläufe braucht unser Gehirn, um sich neuronal zu vernetzen. Gehirnentwicklung braucht Bewegung! Unser Gehirn ist zur Geburt voll entwickelt, aber nur der Hirnstamm hat seine Aufgaben bereits vollumfänglich übernommen. Damit nun ebenfalls die darüber liegenden
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nach Dr. Harald Blomberg
Schichten optimal zusammenarbeiten können, muss es immer wieder über Bewegung stimuliert werden. Teile unseres Gehirns kontrollieren unseren Bewegungsdrang und speichern so einfache Automatisierungen wie z. B. Laufen, Fahrradfahren... usw. Andere Teile wiederum sind für unsere Gefühle zuständig, sie sagen uns, ob wir Hunger oder Durst haben, sie erhalten Infos von allen Sinnen und geben uns Auskunft über unser inneres Wohlbefinden. Und schließlich muss das Netzwerk bis zum Großhirn gebildet werden usw. Nur wenn alle Schichten gut vernetzt sind, kann sich ein Kind geistig, körperlich und emotional gut entwickeln. Manchmal kann es passieren, dass Reflexe nicht vollständig gehemmt werden. Das hat verschiedene Ursachen wie z. B. eine stressige Schwangerschaft, Krankheiten, Unfälle, schwere Geburten, Bewegungseinschränkung des Babys, Nahrungsmittelunverträglichkeiten usw. Das ist erkennbar an den anfangs genannten Schwierigkeiten. Auch minimale Restreaktionen, die weder von Kinderärzten noch vom Umfeld wahrgenommen werden, können für Kinder dauerhaft aktive Barrieren und innere Hürden darstellen, sodass ein Kind nie sein volles Potenzial erreichen und zeigen kann. Die gute Nachricht: Mangelnde Gehirnaktivierung/Vernetzung im Säuglingsalter lässt sich nachholen – bis ins hohe Alter! Durch genaue Befragung und Testung von einzelnen Reflexen wird für jedes Kind ein individueller Bewegungsplan zusammengestellt. Dieser wird täglich zu Hause durchgeführt und dauert ca. 15 Minuten/Tag. Im Juni findet dazu ein zweitägiger Kurs für Eltern, KindergartenpädagogInnen, LehrerInnen, TherapeutInnen… statt! Keine Vorkenntnisse erforderlich. 2-Tages-Kurs: Reflexintegration Blomberg Rhythmic Movement Training Level 1 mit Jaqueline Weiß und Gabriele Gössl-Hiesböck 6. und 7. Juni 2020 jeweils 9:00 bis 16:00 Kursort: 1230 Wien, Endresstraße 100; Kleiner Festsaal Gesamtkosten: 130 EUR Anmeldung: Gabriele Gössl-Hiesböck Tel.: 0660/5738670, Mail: gaby.goessl@airwave.at MoMent Frühling 2020 _ 55
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DIE NEUE ALTE SCHULKÜCHE (Auch) ein Bildungsauftrag
von Bettina Schwenk
„Was gibt’s heut’? Aha, das schaut interessant aus, das probier’
dert, dass jeglicher Schmuck, der keine Assoziation zur Küche
ich mal!“
hatte, weggenommen wurde; alles, was als Dekoration ange-
Ungefähr so stellt sich Philipp Riccabona, neuer Leiter der
dacht wird, soll auch etwas mit Kochen zu tun haben.
Schulküche, den idealen Gast vor. Ursprünglich bezeichnet
Auf eine Wand des Speisesaals wurde von freiwilligen Schülern
das Wort „Gast“, das aus dem Althochdeutschen kommt, ei-
der 10. und 11. Klasse unter Mithilfe von Frau Loy eine Landkarte
nen „Fremdling“, jemanden, „der sich vorübergehend an einem
gemalt. Folgende Idee steht dahinter: Der Mensch steht im wech-
fremden Ort aufhält“. Richtige Fremdlinge sind in der Schulkü-
selseitigen Bezug zu seinem Essen und dem Ort des Ursprungs der
che selten anzutreffen, dennoch: Was erwartet man von einem
darin verwendeten Zutaten; verkürzt könnte man sagen: Wo bin
Gast, außer dass er einen hungrigen Magen mitbringt? Dass
ich, und woher kommen die Zutaten für mein Essen?
er offen für Unbekanntes ist und diesem wohlwollend gegen-
Ein Ort des Einsatzes war die Schulküche für die SchülerInnen
übersteht. Dass er einigermaßen flexibel ist, was Angebot und
der 7. Klasse, die in Zweier-Teams ein jeweils einwöchiges Prak-
Umstände des Lokals betrifft. Dass er gewissermaßen auch ei-
tikum absolvierten. (Siehe Tagebücher der 7. Klasse)
nen kleinen Kulturschock verkraftet, wenn sich Dinge ein wenig
Philipps Affinität zum Kochen und zu den dafür verwendeten
anders darstellen, als er es von zu Hause gewöhnt ist.
Zutaten spannt bereits einen weiten Bogen: In Linz aufgewach-
Was bieten demgegenüber der Gastgeber und sein Team? Eine
sen, hat er seine Ferien als Kind regelmäßig in Tirol auf einem
Gemeinschaftsküche mit freundlicher Atmosphäre, die alle
alten Bauernhof verbracht. Dort ist er immer um 5 Uhr früh
nähren soll, deren Zutaten möglichst regional sind, und die Lust
aufgestanden, um die Ziegen zu melken, auszumisten, Traktor
darauf macht, dass ausprobiert wird – von beiden Seiten. Dies
zu fahren… Später hat er in der
ist mit ein Grund, warum es keine wöchentliche Speisekarte im
Nähe des Wiener Naschmarkts
Voraus gibt sondern nur einen täglichen Anschlag des aktuellen
gewohnt und dort auch während
Menüs. Abgesehen vom Überraschungseffekt (siehe „Was gibt’s
seines Medizinstudiums gear-
heut?“) legt Philipp Wert darauf, dass generell geschätzt wird,
beitet. Später veranstaltete er
was auf die Teller kommt. Die Schulküche soll darüber hinaus
mit Freunden diverse Aktionen
ein Ort der Begegnung sein, wo beim gemeinsamen Essen ein
mit künstlerisch-konzeptionel-
Miteinander gepflegt wird. In diesem Sinne auch eine besonde-
lem Ansatz, die sich oft auch mit
re Bitte von Philipp: küchenbezogene Anliegen mögen mit ihm
den Themen Essen und Kochen
gleich direkt besprochen werden.
auseinandersetzten. Und und
Optisch hat sich der Speisesaal hauptsächlich dadurch verän-
und …. fragt ihn doch selber!
WISSENSKASTL: Der Kürbis (lat. cucurbita) ist eine der ältesten vom Menschen
Botanisch gesehen, werden die Kürbisgewächse (cucurbitaceae)
kultivierten Nutzpflanzen. Die früheste Verwendung als Nah-
in fünf Arten eingeteilt und gehören trotz ihrer Größe zu den
rungsmittel ist mit 10.000 Jahren v. Chr. datiert. Ursprünglich in
Beerengewächsen.
Süd- und Mittelamerika beheimatet, wurde der Kürbis durch die
In Österreich entwickelte sich eine spezielle Kürbisart, die zur
Seefahrerei nach China, Indonesien und auch nach Europa ge-
Herstellung von Kürbiskernöl verwendet wird. In unserer Schul-
bracht und dort sehr gerne kultiviert. Heute zählt man über 800
küche wird hauptsächlich die Sorte Hokkaido verwendet, die aus
verschiedene Zier-und Gemüsesorten, die kleinsten so groß wie
Japan stammt, einen hervorragenden Geschmack hat und samt
eine Münze, der größte nachgewiesene Kürbis hatte 666,33kg.
der Schale verarbeitet werden kann. (Philipp Riccabona)
MoMent Frühling 2020 _ 57
ZITATE zur neuen alten Schulküche von SCHÜLERINNEN und SCHÜLERN:
KÜCHENPRAKTIKUM der 7. Klasse - Tagebuchauszüge
„Obwohl ich sehr gerne Fleisch esse, bin ich sehr froh, dass es
…von Hannah… 1. Tag
hier auch mal was anderes zum Essen gibt.“ Überrascht beim Anblick der schön angerichteten Teller: „Ja,
Wir mussten Tische putzen und herrichten, Kuchen schneiden
was ist denn hier los?!“
und die Brote einsortieren. Dann haben wir noch fünf Kisten
Bei der Essensausgabe in der Küche: “Mittagessen: das High-
Gurken geschält für das Tsatsiki. Bei allen Dingen mussten wir
light des Tages!!“
ein Haarnetz tragen.
Beim Studieren des Speiseplans: „Kürbis? Was ist Kürbis?“
2. Tag
„Kannst Du mal was kochen, das… äh… nicht so gesund ist?“
Wir hatten Dienst zur Mittagspausenzeit. Wir verkauften Brote,
„Bist Du der Koch?... Du kochst super!!!“
Kekse und Kuchen. Die Essenspässe wurden abgestempelt, und
Ein Erstklässler beim Anblick eines Bildes vom neuen Küchen-
es war gar nicht so einfach, immer mitzuzählen, wie viele jetzt
leiter: „Den kenn’ ich! Das ist der neue Besitzer vom Koch!“
essen waren. Danach mussten wir alles wieder sauber machen. 3. Tag Wir haben in der großen Pause verkauft und dann wieder alles
ZITATE zur neuen alten Schulküche vom KÜCHENTEAM:
fürs Mittagessen hergerichtet, also Tische gewischt, Boden ge-
„Für mich hat sich nicht viel geändert, aber wir verkaufen jetzt
Am Donnerstag mussten wir Kisten schlichten und davor noch
mehr vom selbstgemachten Kuchen.“
in der großen Pause verkaufen und alles für die Mittagspause
kehrt und die Krüge immer wieder aufgefüllt. 4. Tag
Sandra Fessl „Mehr Arbeit! Brauche jetzt ein Zimmer zum Schlafen! ;-)“ Gias Kazi
vorbereiten. 5. Tag Wir haben in der Mittagspause wieder verkauft und die Essens-
„Es werden mehr Essen verkauft, und es gibt häufiger Gemü-
pässe abgestempelt. Dann haben wir die Essensboxen vom Hort
se als Hauptgang. Finde das super, und die Zahlen sprechen für
geholt, das Regal geputzt und den Boden gekehrt. Wir haben
sich! Sehe eine gute Zukunft voraus, wenn man uns lässt bzw.
auch viele Süßkartoffeln geschält und am Schluss alle Tische
uns die Freiheiten gibt, es so zu tun. Wir sind bereit!“
wieder abgeräumt.
Ewald Braunstein
58 _ MoMent Frühling 2020
…und Marlen: Montag Als der Gabriel und ich rechtzeitig unten an der Schulküche standen, warteten wir, bis uns einer den Eingang öffnete. Doch als uns niemand öffnete, gingen wir einfach einen anderen Weg in die Schulküche. Eigentlich haben wir an diesem Tag nur geschält und geredet. Dienstag Am Dienstag war ich ein bisschen nervös, weil die Mittagspause vor der Tür stand und ich Angst hatte, dass ich mich bei einem größeren Schüler oder bei einem Lehrer beim Rückgeld verrechne und das wäre peinlich. Am Anfang war echt viel los, und ich war ein bisschen überDonnerstag
fordert, weil drei Leute gleichzeitig etwas von mir wollten. Doch bei der späten Mittagspause war ich nicht mehr ge-
Am Donnerstag haben wir nur gewartet, gespielt, geplaudert
stresst. Aber ich war trotzdem froh, dass der Gabriel auch da
und gewartet. Dann haben wir Geld gezählt, und da der Ewald
war. Denn bei der Mittagspause muss man auch schauen, dass
gefehlt hat, ist Gabriel netterweise länger geblieben und hat
die Krüge nicht leer sind, dass genug Teller da sind und noch
somit drei Mal etwas zu essen bekommen. Freitag
viele weitere Sachen. Manchmal weiß ich echt nicht, wie der Philip das schafft.
Diese Mittagspause war ich nicht mehr nervös, weil ich ein
Mittwoch
bisschen geübt war. Die Mittagspause verlief ganz gut und nor-
Ich wollte unbedingt einmal beim Kindergarten etwas abho-
mal. Wir haben dann auch noch gegessen und das Essen vom
len, und heute haben wir das auch gemacht. Alle kleinen Kinder
Kindergarten abgeholt. Am Schluss hat Philip auch noch eine
haben uns angeschaut, und das war wirklich lustig. Am Schluss
kleine Geschichte über sich erzählt.
haben wir auch noch etwas gratis bekommen.
Ich fand das Küchenpraktikum echt nett und es hat Spaß gemacht.
Gold für unsere Schulküche! von Roman David-Freihsl Eine ganz besonders erfreuliche Nachricht erreichte uns kurz nach
Das Programm wurde von der Wiener Umweltschutzabtei-
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Unsere Schulküche wurde von
lung 2019 ins Leben gerufen, und inzwischen gibt es ins-
„Natürlich gut essen“, dem nachhaltigen Gastronomie-Auszeich-
gesamt 21 „Natürlich gut essen“-Lokale in Wien. Seit 2020
nungsprogramm der Stadt Wien, mit Gold zertifiziert!
können auch Gemeinschaftsküchen bei „Natürlich gut essen“
„Natürlich gut essen“ wird von OekoBusiness Wien im Auftrag der
antreten – und unsere Rudolf Steiner-Schule hat nun die ers-
Wiener Umweltschutzabteilung durchgeführt und zeichnet Wie-
te Schulküche, die ausgezeichnet wurde, da sie alle Kriterien
ner Gastronomiebetriebe aus, die in ihrem Angebot auf regiona-
voll erfüllt!
le, saisonale und ökologisch produzierte Speisen unter besonderer
Ein ausführlicher Bericht folgt im nächsten MoMent-Jahresheft
Beachtung des Tierwohls setzen. Je nachdem, wie weitreichend
unserer Schule.
diese Kriterien umgesetzt werden, kann die „Natürlich gut essen“-
https://unternehmen.oekobusiness.wien.at/unternehmen/
Plakette in Gold, Silber oder Bronze verliehen werden.
natuerlich-gut-essen
MoMent Frühling 2020 _ 59
Absender: R. Steiner-Schule Wien-Mauer, 123 Wien, Endresstr. 100 Verlagspostamt, 1230 Wien, Zulassungsnummer: 13Z039641 M Impressum Seite 2
Auf zum 4. Maurer Waldorf Lauf!!! mit dem kurzen Rückblick einer Klassenpatin
von Nina Juritsch
Der dritte Maurer Waldorf Lauf ist längst Geschichte – für mich
nun, wie wichtig es ist, dass ihnen die beiden neuen Organisa-
der erste als Klassenpatin. Es war ein gänzlich schöner Vormittag,
torinnen – Daniela Muchna und Julia Röhsler – mit Hilfe der Pa-
der viel zu schnell verging… Meine Aufgaben vor Ort drehten sich
ten und Patinnen (und der Klassen und Eltern im Hintergrund)
rund um das Buffet, welches wieder allen hungrigen Gästen und
unter die Arme greifen.
Geschmäckern Freude bereitete. Jedes Mal aufs Neue erstaunt es
Als Patin der damaligen zweiten Klasse erschienen mir die
mich, wie viele Köstlichkeiten bei solchen Anlässen zusammen-
Tätigkeiten weder aufwendig noch zu viel – ich bin gespannt,
kommen. Ganz besonders bemerkenswert empfand ich die großen
wie ich es im kommenden Jahr empfinde! Ich hoffe, dass auch
Kisten mit g’schmackigen Äpfeln. Auch die heißen Würstel mit Ge-
der vierte Maurer Waldorf Lauf erfolggekrönt ist, dass wir die
bäck kamen sehr gut an bei LäuferInnen und Publikum.
Teilnehmerzahl erneut erhöhen können, es außergewöhnliche
Doch kurz zurück an den Anfang: Ich weiß noch, dass ich aus unse-
Laufzeiten gibt und dass viel positives Feedback zurückkommt,
rer ersten Sitzung zum dritten Lauf voller Bewunderung für die Ini-
sodass alle DrahtzieherInnen, Helfenden, SportlerInnen und
tiatorInnen Monika und Holger Kossdorff herausging. Es war mir bis
Fans motiviert sind, die Veranstaltung Jahr für Jahr aufs Neue
dato nicht vollends bewusst gewesen, was ihnen dieser Event alles
geschehen zu lassen! Nina Juritsch ist Schülermutter in der 3. Klasse.
an Planung, Bürokratie, Zeit und Mühe abverlangt und verstand
MOST WANTED: Sponsoren
Am 13. September ist es wieder soweit!
Innen zu vermerken war. Es kann also davon ausgegangen wer-
Der Maurer Waldorf Lauf feiert sein vierjähriges Bestehen. Die
den, dass hier noch lange nicht der „Plafond“ erreicht ist.
Vorbereitungen dazu laufen demnächst an und damit auch die
Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unser Sponsoring-Paket zu.
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Bitte kontaktieren Sie dazu Holger Kossdorff unter +43 699
2020 erarbeitet; die Spannweite reicht von 400 bis 4.400 €.
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Ganz besonders erfreulich und für Sie als möglicher Sponsor
meiner Art zum Waldorflauf richten Sie bitte an Julia Röhsler
interessant ist, dass bisher jedes Jahr ein Zuwachs an Läufer-
unter +43 664 9900 220 oder per eMail julia@roe.at
zkp_az_moment_2020.qxp_Layout 1 17.02.20 17:38 Seite 2
Zeit für neue Perspektiven.
Info-Abende am 17. Juni und 23. Sept. 2020, jeweils 19 Uhr Studienstart im Oktober 2020
www.waldorflehrerwerden.at