Verraten und Verkauft. Jüdische Unternehmen in Berlin 1933-1945

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Gesellschaftervertrag vom 22. April 1936 regelte den Kaufpreis von 150.000 Reichsmark so, dass 1.000 Reichsmark Nau zahlte und STAB den Rest von 149.000 Reichsmark. Unter dem Namen Theaterkunst GmbH stellte sich die Firma in die Tradition der beiden Unternehmen Theaterkunst Hermann J. ­Kaufmann und Theaterkunst Ausstattungs- und Uniformen GmbH und führte sie zusammen. Als neue Geschäftsführer wurden Nau und Otto Wilhelm Lange ­eingesetzt. Nau (1884 – 1955) war bereits lange Jahre in Leitungsfunktionen für den schwedischen Zündholz­konzern tätig gewesen, der Nau nach internen Umstrukturierungen bei der beruflichen Neuorientierung in der Theaterkunst unterstützte. Der überzeugte Nationalsozialist Lange, geboren 1884, hatte vorher an der Schnittstelle zwischen Kulturverwaltung und Theater­ betrieb gearbeitet. Mit den neuen Geschäftsführern begann eine Konsolidierung des Unternehmens: Das leitende Personal wurde übernommen und sicherte die Kontinuität der qualitativ hochwertigen Arbeit. Das Unternehmen wurde vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda als „kriegswichtig“ eingestuft. Die Aufträge nahmen merklich und stetig zu. Unterhaltungs- und Propagandafilme sowie Theater im Inland und in den besetzten Gebieten wurden mit Kostümen ausgestattet und beliefert. Hermann J. Kaufmann konnte nach Brüssel emigrieren, wo er 1942 vereinsamt und seines Lebenswerkes beraubt starb. Die Theaterkunst GmbH existiert noch heute. Ihr Hauptsitz befindet sich in der Wilmersdorfer Eisenzahnstraße 43  / 44, weitere Filialen gibt es in Hamburg, Köln und München.

Deutsche Kinemathek, Berlin

H eike S tange

Bundesarchiv, Koblenz

Titelseite des Filmkuriers Der Schritt vom Wege (D 1939). Die Verfilmung beruht auf Theodor Fontanes Roman Effi Briest, in der Titelrolle Marianne Hoppe, Regie Gustaf Gründgens.

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Otto Wilhelm Lange, Foto: Charlotte Willott, 1934. Bereits während der Weimarer Republik vertrat Lange als Leiter der Deutschen Volksoper und Intendant des Deutschen Nationaltheaters am Schiffbauerdamm eine nationalistische Spielplanpolitik. Der überzeugte Nationalsozialist gehörte von 1936 bis 1945 als Geschäftsführer der Theaterkunst GmbH an. Über sein Leben nach 1945 ist nichts bekannt.


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