Podologie 04/21

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Journal für die professionelle medizinische Fußpflege

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Ausgabe 4 a April 2021 a 72. Jahrgang www.podologie.de EXKLUSIV-AUSGABE FÜR ABONNENTEN

Für die Praxis Mehr Ergonomie für Sie

Im Fokus

Hyperhidrose – was wirklich hilft

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Berufserfolg

Ein Netzwerk, das stützt und Spaß macht

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Editorial

Es gibt mehr Nette als Doofe!

© Foto: Christina Bleier

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s gibt so Tage, da sind die Mitmenschen mittel bis schwer belastend.

Der eine meckert Sie für Dinge an, für die Sie gar nichts können, die andere hustet Ihnen beim Einkaufen frech ins Gesicht. Patienten kommen viel zu spät, wollen dann aber nicht akzeptieren, dass sie die Zeit nicht einfach hinten anhängen können. In Familie und Freundeskreis sind scheinbar auch alle am Streiten. Machen Sie dann den Fernseher an, um sich zu entspannen, wimmelt es dort von Lügnern, Betrügerinnen, Unsympathen.

Der VELO-Transporter für das Fahrrad

„Es gibt viel mehr Nette als Doofe“, murmle ich an solchen Tagen gerne vor mich hin.

Vor meinen Kindern oder Freunden sage ich laut: „Nicht verzweifeln, die meisten Menschen sind okay.“ Warum an manchem Tage all die anderen aus ihren Löchern kommen und selbst die Liebsten spinnen? Keine Ahnung. Föhnwetter, eine seltsame Sternenkonstellation oder die eigene Wahrnehmung (das Gegenteil der rosaroten Brille)? So oder so – wir müssen da durch. Manchmal hilft es, sich zu sagen, dass hinter jeder fiesen Fassade, hinter jeder Kratzbürstigkeit und Rücksichtslosigkeit eine Geschichte steht. Geschichten von Ausgrenzung, Traurigkeit oder Schmerzen sind es oft – dagegen können Sie meistens wenig tun, außer auf Abstand zu gehen (und den Fernseher auszuschalten). Bin ich selbst gut drauf, denke ich: Das Karma wird es regeln.

Wenn nicht und in schweren Fällen wünsche ich schon mal jemandem hartnäckigen Nagelpilz und Schlafstörungen an den Hals.

"WELCHE VARIANTE PASST ZU MIR?" "Rucksack, Tasche oder Koffer?"

Jetzt auf YouTube ansehen.

In dieser Ausgabe der Podologie erwarten Sie zum Glück lauter nette Menschen! Die Podologinnen und Podologen, die in unseren Artikeln zum Netzwerken zu Wort kommen, zum Beispiel. Professorinnen, Ärzte und andere hochkarätige Interviewte, deren Expertise wir mit Ihnen teilen. Nicht zu vergessen das Podologie-Team – diesmal waren außer mir sechs Autorinnen und ein Autor für Sie im Einsatz sowie eine Grafikerin, ein Verlags- und ein Druckereiteam. Niemand würde Sie in Gesundheitsgefahr bringen, niemand an Ihnen herumnörgeln – unsere Intention ist stattdessen: Ihren Berufsalltag leichter und ein bisschen schöner machen.

Ich hoffe, das gelingt uns mit dieser Ausgabe und freue mich wie immer, von Ihnen zu hören oder zu lesen.

Mit frühlingshaften Grüßen, Ihre

info@petra-plaum.de Der Rucksack für die mobile Fußpflege

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Seminar-Anmeldung per Fax an: (0 89) 31 89 05-53

Podologie Fortbildungen 2021 Eine Fortbildung, zwei Themen: Vormittags:

Ich/wir melde(n) mich/uns verbindlich an:

Es gelten unsere AGBs und Teilnahmebedingungen, die wir online bereitgestellt haben: www.podologie.de/agb_events/ oder direkt bei der jeweiligen Veranstaltung!

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Anmeldeschluss: 2 Tage vor der Veranstaltung bei Online-Seminaren.

Notfälle des Diabetes mellitus (3 Fortbildungspunkte) Diabetisches Koma und Hypoglykämischer Schock: Symptome, Diagnostik und Verhalten bei Notfällen in der Praxis (Erstmaßnahmen) sowie ein Blick auf die gefährliche Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung Nachmittags:

Druckentlastung am diabetischen Fuß mit Taping (3 Fortbildungspunkte) Anwendung von Taping als Druckschutz und Entlastungsmaßnahme bei orthopädischen Fehlstellungen und Kontrakturen Referent: Jörg Halfmann, Fortbildungs-Zentrum Halfmann

1 Gebühren:

139,– Euro zzgl. MwSt. Zusätzlich fallen 10,– Euro Materialgebühren an, die im Kurs bar zu zahlen sind. t Zielgruppe: Die Seminare richten sich an PodologInnen, FußpflegerInnen (qualifiziert), Medizinische Fachangestellte (MFA), KrankenpflegerInnen sowie interessierte Berufsgruppen.

Alle Seminare mit vielen Patienten­ beispielen aus der Praxis!

24. April 2021 in Essen, 9 bis 17 Uhr

1. Teilnehmer Name, Vorname

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& Besuchen Sie uns online! Alle PodologieSeminare inkl. Online-Anmeldung stehen hier für Sie bereit: www.podologie.de, im Menüpunkt: Kurse & Veranstaltungen.

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AKADEMIE Kompetenzzentrum für podologische Weiterbildung

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(hier bitte auch Gutschein angeben und mitfaxen, falls vorhanden – nachträgliche Einlösung leider nicht möglich)

VNM AKADEMIE – Ein Unternehmensbereich der Verlag Neuer Merkur GmbH Telefon (0 89) 31 89 05-15 s Fax (0 89) 31 89 05-53 s akademie@vnmonline.de s www.vnm-akademie.de

Podologie 4/2021

Änderungen und Irrtümer vorbehalten.

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Inhalt Editorial

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Aktuelles

6

Neue Studien

7

Im Fokus Hyperhidrose: Was tun bei „nassen“ Füßen?

12 19

8

Lymphödeme: Teil 2 – Entstauung, Pflege, Lebensqualität

12

Emotionales Essverhalten: Wenn die Seele Hunger hat

16

Journal Ohrfeigen für die Seele – Kränkungen

Markt

& Info

Vorschau / Impressum

19 22 26

Für die Praxis

34

Polyneuropathien Teil II: Ursachen und Folgen für die Füße

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Ergonomie: Richtig sitzen, stehen, tragen

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Bei Diabetes die Nieren schützen!

Tipps für Patient*innen

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Berufserfolg

Podologie 4/2021

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Podologie und Social Media – eine neue Chance zum Netzwerken

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Hand in Hand für gesunde Füße

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Titelfoto: Sunny studio @ Adobe Stock

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Aktuelles

Termine

Alles, was Recht ist

14. April, 19.00 – 20.30 Uhr (online)

17. April, 9.00 – 15.00 Uhr (online)

Ganzheitliche Anamnese und Dokumentation bei Neuropathischen Erkrankungen am Fuß (5 FP) Referentin: Anke Niederau VNM Akademie : www.podologie.de/kurse

Foto: onephoto/ Adobe Stock

Umgang mit dem neuen Heilmittelformular (2 FP) Referent: Monique Jeske ZFD LV Berlin und Brandenburg : www.podo-deutschland.de

24. April, 9.00 – 17.00 Uhr, Essen

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ielleicht haben Sie unsere Rubrik „Recht und Geld“ in den letzten Monaten ja schon vermisst. Das hatte aber einen guten Grund: Wir werden dem Thema Rechtsprechung rund um die Podologie künftig mehr Raum zuteilen.

Im Mai geht es los. Freuen Sie sich auf spannende Fälle, Hintergrundwissen zum Medizinrecht und die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen.

Der erste Bericht wird Sie auf die erste Online-Fortbildung speziell für sektorale Heilpraktiker*innen beschränkt auf das Gebiet der Podologie (SHP) mitnehmen, die im März einen ganzen Tag lang Rechtsfragen beantwortete. Die Podologie Akademie Sörensen hatte eingeladen – die SHP Maike Sörensen (Autorin dieser Zeitschrift) moderierte, die Rechtsanwältin für Medizinrecht Dr. Birgit Schröder informierte. Was darf die Podologin, was der sektorale Heilpraktiker, was ausschließlich ein Arzt? Solche Fragen standen ebenso im Zentrum wie Delegationen und Kooperationen, deren Chancen und (moralische wie rechtliche) Grenzen. Die Teilnehmenden lernten, im Patientenrechtegesetz (das genau genommen eine Ergänzung des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist) zwischen den Zeilen zu lesen.

RA Dr. Birgit Schröder betonte: „Das Problem ist: Aus der Podologie kommen noch wenige Fälle. Wenn aber nicht vor

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Gericht gestritten wird, dann gibt es auch keine Urteile.“ Das erschwert Podolog*innen einerseits, SHP andererseits die Einschätzung dessen, was erlaubt ist und was nicht. Gleichzeitig ist so schwer abzusehen, wie ein Gerichtsverfahren ausgeht.

Schröder empfahl, stets Behandlungsverträge zu schließen – schriftlich und mit einem Aufklärungsteil, der mögliche Komplikationen bzw. unerwünschte Wirkungen beschreibt. Dabei müsse klar sein, dass der podologische Vertrag stets ein Dienstvertrag sei, nicht aber ein Werkvertrag. Denn der menschliche Körper ist komplex, die Compliance von Patient*innen variiert, eine Genesung kann trotz bester Behandlung nie garantiert werden. Außerdem sollten die Therapeut*innen sich stets versichern, dass die Behandelten die Inhalte des Vertrags auch verstanden haben.

Hinterher waren sich alle einig: Die Fortbildung war ebenso praxisrelevant wie interessant und jede*r Podolog*in und SHP sollte unbedingt das eigene Medizinrecht-Wissen vertiefen. Sie werden das nun weiterhin können – unter anderem in dieser Zeitschrift.

Freuen Sie sich auf viel Neues zum Thema „Recht und Geld“ ab dem 10. Mai 2021!

RED •

Podologie

04/2021

Notfälle des Diabetes mellitus / Druckentlastung am diabetischen Fuß mit Taping (6 FP) Referent: Jörg Halfmann VNM Akademie : www.podologie.de/kurse

24. April, 9.30 – 14.45 Uhr (online) Diabetes und Osteoporose: Zusammenhänge und Ernährungseinflüsse (6 FP) Referentin: Barbara Haidenberger : www.bv-fuer-podologie.de

24. April, 9.30 – 17.30 Uhr, Berlin-Lichtenberg

Der Kinderfuß (insbes. Diabetiker) (8 FP) Ref.: PD Dr. Holger Mellerowicz, Dr. Tania Hayn LV Berlin-Brandenburg : www.verband-deutscherpodologen.de

8. Mai, 9.30 Uhr – 15.30 Uhr, Osnabrück Ursachen und Entstehungen von Neuropathien (6 FP) Referentin: Jutta Hartmann : www.bv-für-podologie.de

15. Mai, 8.45 Uhr – 17.45 Uhr, Friedrichshafen

Internationales Podologie-Symposium (4 FP) Ref.: Dr. Alexander Sikorski, Maike Sörensen, Anja Stoffel u. a.

VNM Akademie : www.podologie.de/kurse

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n tzt re Je bie ro sp au

Neue Studien Mehr Schutz, mehr Chancen: Online-Jahrespressekonferenz der DDG Eine Nachbesserung und rasche Umsetzung der Nationalen Diabetesstrategie und dass Menschen mit Diabetes trotz der Pandemie wichtige Arzttermine wahrnehmen – diese Forderungen prägten die Jahrespressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 2. März 2021. Die Präsidentin der DDG, Prof. Dr. Monika Kellerer, warb für die Vorteile eines Disease Management Programmes (DMP) Adipositas.

Sie erklärte: „Ein Chroniker-Behandlungsprogramm für Menschen mit Adipositas bedeutet: Die Menschen haben erstmals Zugang zu Behandlungen als Regelleistungen der Krankenkassen. Diabetesprävention, das muss man ganz klar sagen, können wir nicht erfolgreich umsetzen, wenn wir nicht auch Adipositasprävention betreiben.“ Zudem verwies sie auf Studienergebnisse, die herausarbeiten: „Menschen mit Adipositas haben ein sechs- bis zehnfach höheres Risiko für die Entwicklung eines Diabetes verglichen mit Normalgewichtigen.“

COVID-19 und Diabetes

Prof. Dr. Wolfgang Rathmann, Stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf, wies darauf hin, wie wichtig die Blutzuckereinstellung bei Diabetes gerade jetzt ist. Studien zeigten auf, dass Menschen mit Diabetes mit relativ stabilen Blutglukosewerten während eines COVID-bedingten Klinikaufenthalts ein sehr viel geringeres Sterberisiko hatten als Patienten mit schlechter Blutzuckerkontrolle. Überhöhte Blutglukosewerte waren selbst bei Menschen ohne zuvor bekannten Diabetes ein Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe.

Rathmann empfahl daher, bei stationärer Behandlung von Menschen mit COVID-19 den Nüchtern-Blutzuckers und die Kontrolle des Blutzuckerverlaufs zu messen, um das Risiko zu minimieren.

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Jugend mit Typ-1-Diabetes – fast alle Berufe möglich

Prof. Dr. Andreas Neu, Vizepräsident der DDG, Komm. Ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen, machte jungen Menschen mit Diabetes Mut: „Noch vor wenigen Jahren haben wir eine Reihe von Berufen genannt, die als gefährlich für Menschen mit Diabetes erachtet wurden. Heute gibt es nur ganz wenige Einschränkungen. Es gibt weniger Arbeitsunfälle bei Menschen mit Diabetes, das zeigen die Krankenkassendaten von 2017, und zwar für die orale und die Insulintherapie gleichermaßen.“ Selbst eine Karriere als Pilotin, Taucher oder Dachdecker, bei der Polizei und beim Zoll ist somit prinzipiell möglich.

Weitere Infos und Anwendungsvideos unter:

Mehr Info: : https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de.

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Im Fokus

Hyperhidrose: Was tun bei „nassen“ Füßen?

Stark schwitzende und „müffelnde“ Füße sind für die Betroffenen nicht nur eine psychische Belastung; auch ihre Fußhaut und -nägel leiden unter der anhaltenden Feuchtigkeit.

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Foto: pimonpim, Adobe Stock

rundsätzlich ist Schwitzen eine lebenswichtige Funktion, die vor allem der Thermoregulation dient: Sobald sich unsere Körperkerntemperatur durch eine vermehrte Stoffwechselaktivität etwa bei körperlicher Anstrengung oder Hitze erhöht, produzieren die ekkrinen Schweißdrüsen ihr wässriges Sekret. Verdunstet dann der ekkrine Schweiß auf der Haut, wird dem Körper dadurch Wärme entzogen.

Die Verdunstungskälte hat gleichzeitig auch einen kühlenden Effekt auf das im schwitzenden Areal zirkulierende Blut.

Außerdem reguliert unser Körper über die Schweißproduktion seinen Flüssigkeitshaushalt. So liegt unsere tägliche Schweißproduktion bei normaler körperlicher Aktivität bei rund 500 Millilitern. Zugleich werden auf diesem Wege Stoffwechselendprodukte ausgeschieden. Hierzu zählen unter anderem Aminosäuren, Ammoniak, Harnstoff, Milchsäure und Salze, die wiederum – zusammen mit dem Hauttalg (Sebum) und Stoffen aus dem Verhornungsprozess in der Epidermis – unsere Haut glatt und geschmeidig halten. Außerdem schützen sie uns als Bestandteile des Säureschutzmantels vor einer krankmachenden Vermehrung hauteigener Keime ebenso wie vor der Ansiedelung von Krankheitserregern.

VOM GEHIRN GESTEUERT Rund zwei bis drei Millionen ekkrine Drüsen sind über unseren gesamten Körper verteilt, wobei unsere Füße, Hände und Achseln mit rund 620 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter Haut besonders dicht ausgestattet sind. Ihre Steuerung erfolgt zum einen über den Hypothalamus. Dieser Teil des Zwischenhirns ist als oberstes Regulationszentrum für alle vegetativen und endokrinen Vorgänge im Körper verantwortlich. Zum anderen sorgt das limbische System – eine Funktionseinheit des Gehirns, die unter anderem der Verarbeitung von Emotionen dient – für das „emotionale Schwitzen“, das bei Angst, Stress und Aufregung auftritt.

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Doch Schweiß hat noch eine weitere, entwicklungsgeschichtlich bedingte Funktion. In grauer Vorzeit sorgten feuchte Hände und Füße bei unseren Urahnen im täglichen Überlebenskampf für mehr Griff- und Trittfestigkeit. Und obwohl wir inzwischen nicht mehr gegen Feinde kämpfen oder vor ihnen flüchten müssen, werden auch heute noch unsere Hände und Füße feucht, sobald wir Stress haben.

Krankhaftes Schwitzen: welche Ursachen?

An sich sind leicht feuchte Füße und etwas Fußgeruch normal.

Erst wenn die ekkrinen Drüsen zu viel produzieren, spricht man von einer Hyperhidrose (von griech. hyper = über, zu viel und hydros = Wasser). Die krankhaften Schweißausbrüche treten meist lokal (fokal) auf, beispielsweise am Kopf, in den Achselhöhlen (axillar), in den Handflächen (palmar) oder – im Fall einer Hyperhidrosis pedis – an den Fußsohlen (plantar).

Darüber hinaus können auch die Hand- und Fußrücken sowie die seitlichen Ränder von Händen und Füßen stark schwitzen.

In selteneren Fällen handelt es sich um eine generalisierte Hyperhidrose, bei welcher der gesamte Körper betroffen ist.

Je nach Ursache unterscheidet man zwischen ■ primärer Hyperhidrose: Hier weiß man nicht genau, warum der Schweiß fließt. 30 bis 65 Prozent der Betroffenen weisen allerdings eine positive Familienanamnese auf.1 Typisch sind heftige Schweißausbrüche, die plötzlich, mindestens einmal pro Woche meist fokal auftreten.

■ sekundäre Hyperhidrose: Sie zeigt sich eher generalisiert, etwa in Folge von starkem Übergewicht, übermäßigem

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Alkoholkonsum oder hormonellen Veränderungen (etwa in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren). Darüber hinaus können Medikamente – wie Kortison-Präparate oder bestimmte Mittel zur Therapie des grünen Stars, einer Depression oder Demenz – die Ursache sein. Unter Umständen geht die sekundäre Hyperhidrose aber auch auf das Konto einer Infektion ebenso wie von endokrinen Störungen (zum Beispiel einer Schilddrüsenüberfunktion oder Diabetes mellitus), neurologischen Erkrankungen (beispielsweise Morbus Parkinson) oder eines Tumorleidens.2

Übermäßiges Schwitzen kann außerdem die Begleiterscheinung eines psychischen oder psychiatrischen Leidens sein.

Folgen für die Füße An sich ist der wässrige Schweiß geruchlos. Bleibt der Schweiß jedoch auf der Haut, vermehren sich die Bakterien der Hautflora in dem feucht-warmen Milieu und beginnen, diesen zu zersetzen. Dabei entstehen Abbauprodukte wie Amine (Abkömmlinge von Ammoniak) und Fettsäuren – Capron-, Fumar- und Valeriansäure. Sie sind für den unangenehm penetranten Schweißgeruch verantwortlich. Die anhaltende

HYPERHIDROSIS PEDIS: UNTERSCHIEDLICHE AUSPRÄGUNGEN Grad I: Bei dieser leichten Form zeigt sich vermehrte Feuchtigkeit an den Fußsohlen.

Grad II: Hierbei handelt es sich um einen mäßig starken Schweregrad, bei dem es zur Bildung von Schweißperlen kommt.

Grad III: Es bildet sich tropfender Schweiß, auch auf der Oberseite der Zehen und dem Fußrücken sowie an den Fußrändern.

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Im Fokus

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Im Fokus Feuchtigkeit lässt die Fußhaut – vor allem in den engen Zehenzwischenräumen – aufquellen und aufweichen. Durch diese Mazeration, die mit feuchten Rhagaden verbunden sein kann, wird die Haut anfällig für Bakterien, Pilze oder Warzenviren.

Außerdem steigt das Risiko für Ungues incarnati.

Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten Im Fall einer Hyperhidrose pedis kann mit diesen Maßnahmen die Schweißproduktion bzw. der Transport des Schweißes an die Hautoberfläche verringert werden: ■ Leitungswasser-Iontophorese: In einem hydroelektrischen Bad wird sanfter Gleichstrom über das Wasser durch die Füße geleitet. Bei rund 80 Prozent der Betroffenen zeigt sich nach zehn bis fünfzehn Bädern – die anfangs mindestens dreimal wöchentlich jeweils 20 Minuten erfolgen müssen – ein Erfolg. Um die Schweißsekretion dauerhaft zu normalisieren, ist allerdings eine ein- bis zweimalige wöchentliche

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Erhaltungstherapie erforderlich. Zu diesem Zweck kann ein Iontophorese-Gerät zur Heimtherapie ärztlich verordnet werden. Wurde die Hyperhidrosis plantaris durch einen Arzt diagnostiziert und haben die Iontophorese-Behandlungen in der ärztlichen Praxis gezeigt, dass die Therapie anschlägt, kann ein Antrag bei der Krankenkasse auf der Kostenübernahme eines Heim-Gerätes gestellt werden.4 Ungeeignet ist die Behandlung allerdings bei einem ausgeprägten Hautdefekt, in der Schwangerschaft sowie bei Menschen mit einem Herzschrittmacher oder einem Metallimplantat im Behandlungsbereich.

■ Antitranspirantien: Entsprechende Präparate, auch Antiperspirantien genannt, enthalten meist Aluminiumchlorid.

Dieser Wirkstoff ist zwar gesundheitlich nicht unumstritten, scheint aber bei einer Anwendung an den Füßen weniger bedenklich zu sein. Im Fall einer starken Hyperhidrosis pedis wird zwei Wochen lang jeden zweiten Tag eine 10 bis 25%ige (vom Arzt verordnete) Aluminiumchlorid-Lösung vor dem Schlafengehen dünn aufgetragen. Danach erfolgt die Behandlung nur noch einmal pro Woche. Das Aluminiumsalz bildet Eiweiße, welche gemeinsam mit abgestorbenen Hautzellen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen – ein Effekt, der zirka drei bis vier Wochen anhält. Erfolgt die Therapie konsequent, können sich die Schweißdrüsen manchmal sogar dauerhaft zurückbilden.

Bei einer leichten Form der Hyperhidrosis können frei verkäufliche Antiperspirantien mit ein- bis zweiprozentigem Aluminiumchlorid mehrmals täglich aufgetragen werden.

■ Botulinumtoxin: Das Nervengift Botox®, das mit einer dünnen Nadel in die Lederhaut des betroffenen Bereichs gespritzt wird, blockiert die Nervenleitungen zu den ekkrinen Schweißdrüsen. Die dadurch verminderte Schweißsekretion setzt ab dem zweiten Tag ein und hält sechs bis neun Monate lang an.

■ Chirurgische Maßnahme: Bei einer sehr schweren Hyperhidrosis pedis kann eine operative Nervenblockade in Frage kommen. Hierbei wird unter örtlicher Betäubung ein lang wirksames Betäubungsmittel oder eine alkoholische Substanz in das entsprechende Nervengeflecht links und rechts der Wirbelsäule injiziert. Der Effekt hält etwa ein Jahr an.

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Bei übermäßigem Schwitzen, Folgeerscheinungen an den Füßen ebenso wie bei einer starken psychischen Belastung durch die Hyperhidrose sollte ein Hausarzt oder Dermatologe aufgesucht werden. Mittels dem sogenannten Minor-Test, der mit Jod und Stärkepulver durchgeführt wird, lässt sich der genaue Schwitzherd lokalisieren. Mit der Gravimetrie wiederum, die der Arzt mit einer Art Löschpapier durchführt, kann die Schweißmenge festgestellt werden.3

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„Verarbeiten“ Bakterien das Keratin der mazerierten Hautzellen, kommt es zur stark faulig riechenden Bromhidrose (von griech. brómos = Gestank). Diese Sonderform der Hyperhidrose ist für die Betroffenen eine immense Belastung.

Oftmals tritt die Bromhidrose auch in Zusammenhang mit einer Keratolysis sulcata auf. In diesem Fall sorgen vor allem CoryneBakterien der natürlichen Hautflora in der mazerierten Hornhaut für kleine punkt- und kraterförmige Löcher. Erfolgt keine Behandlung, kann daraus ein flächiger Hautdefekt entstehen.

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Im Fokus

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Was können Betroffene selbst tun?

Regelmäßige hydrotherapeutische Anwendungen wirken regulierend auf das vegetative Nervensystem. Damit lässt sich die Schweißsekretion reduzieren: ■ Kalte Fußbäder: Bei einer Temperatur von 15 bis 18 °C die Füße 15 bis 60 Sekunden eintauchen. Danach das Wasser nur abstreifen und durch Bewegung die Durchblutung der Füße fördern. Bei kalten Füßen, aber auch bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, sind Kaltanwendungen aller-dings kontraindiziert!

■ Kräuterfußbäder: Sie werden mit einer moderaten Wassertemperatur durchgeführt. Beispielsweise wirkt Eichenrindenextrakt adstringierend und damit schweißreduzierend, während Salbei und Rosmarin einen desinfizierenden und desodorierenden Effekt haben.

■ Kalt/warme Wechselduschen: Hier sollten die Wassertemperaturen nur mäßig sein, sich aber deutlich voneinander unterscheiden.

■ Saunabesuche: Diese empfehlen sich wöchentlich. Bei manchen Erkrankungen wie akutem Asthma, degenerativen Augenerkrankungen, akutem Gelenkrheumatismus, akuten Entzündungen und fieberhaften Infekten sind Saunabesuche allerdings kontraindiziert.

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Folgende Maßnahmen helfen ebenfalls, das Schwitzen an den Füßen einzudämmen und unangenehmem Fußgeruch vorzubeugen: ■ Fußhygiene: Mindestens einmal täglich die Füße mit einer pH-neutralen Seife oder Waschlotion und nicht zu heiß reinigen. Danach die Haut gründlich abtrocknen.

■ Regelmäßige Pflege der Fußhaut: Hier kommen Spezialpräparate in Frage, die Schweiß regulierend und antibakteriell wirken. Ebenfalls wichtig sind Präparate mit einem antimykotischen Effekt. Keinesfalls sollten stark fettende Produkte anwendet werden, da sie okkludierend wirken, wodurch Feuchtigkeit gestaut wird.

■ Desodorantien: Fuß-Deos überdecken oder absorbieren die „Geruchsübeltäter“ im Schweiß. Entsprechende Sprays lassen sich auch für die Schuhe verwenden.

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Im Fokus

Korrespondenzadresse Barbara von Wirth M. A., Fachjournalistin Rüsbergstr. 20c, 58456 Witten bvwirth@t-online.de

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■ Schuhe, Strümpfe und Einlagen: Diese sollten aus atmungsaktivem Material sein und – bei stark schwitzenden Füßen – möglichst mehrfach täglich gewechselt werden. Außerdem die Schuhe nach dem Tragen mindestens 24 Stunden austrocknen lassen und regelmäßig innen mit einem antimykotischen Spray einsprühen. Antibakteriell und damit geruchshemmend wirken zudem Socken mit Silber- oder Kupferfäden. Zehensocken, übrigens ebenso wie saugende Polsterwatte, helfen zudem, enge Zehenzwischenräume trocken zu halten. Einlagen/Fußbettungen sollten möglichst in mindestens zweifacher Ausführung vorhanden sein und zum Trocknen aus den Schuhen herausgenommen werden. Dem Fußgeruch wirken außerdem Einlegesohlen aus Zedernholz oder Einlagen mit Aktivkohle oder Zimtpulver entgegen.

An der frischen Luft dunstet Feuchtigkeit gut ab. Deshalb sollten Betroffene möglichst oft barfuß laufen. Dies gilt allerdings nicht für Diabetiker, da hier die Verletzungsgefahr zu hoch ist.

Und nicht zuletzt können Entspannungstechniken wie autogenes Training, Yoga oder progressive Muskelrelaxation nach Jacobson bei übermäßigem Schwitzen helfen.

• Barbara von Wirth, M.A.

www.aerzteblatt.de/archiv/63004/Hyperhidrose-Ursachen-undTherapie-von-uebermaessigem-Schwitzen 2 ebenda 3 www.stark-gegen-schwitzen.de/hyperhidrose-diagnose/ 4 www.natürlich-schwitzen.de/krankenkassen.html 1

Lymphödeme: Teil 2 Entstauung, Pflege, Lebensqualität Neben der ursächlichen Behandlung des Lymphödems ist die Entstauung des Gewebes wichtigstes Ziel. Diese wird durch unterschiedliche Maßnahmen erreicht.

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Die KPE unterteilt man in zwei Phasen. In Phase 1 soll der Lymphfluss angeregt und damit die Schwellung reduziert und das Gewebe so entlastet werden. Phase II gilt dem Erhalt bzw. der Optimierung des bisherigen Behandlungsergebnisses, und auch der Zustand des Gewebes soll verbessert werden.

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n erster Stelle der Behandlung des Lymphödems steht die „komplexe physikalische Entstauungstherapie“ (KPE). Mittels dieser Behandlung soll ein ödemfreies oder ein niedrigeres Ödemstadium erreicht werden und dadurch eine Reduzierung der stauungsbedingten entzündlichen Vorgänge im Gewebe.1

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Im Fokus

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Wichtig ist, dass die therapeutischen Maßnahmen regelmäßig und langfristig durchgeführt werden.

Säulen der KPE Kompressionstherapie: Sie wirkt wie eine Gewebedrainage, da sich der Druck von außen (extravasal) auf die Lymphgefäße erhöht. Gleichzeitig reduziert sie die Filtrationsmenge von Gewebeflüssigkeit in den extravasalen Raum und sie beschleunigt den Abfluss der Lymphe in den Lymphbahnen. Dieser Effekt ist bei kurzzugelastischen Bindenmaterialien, die sich durch einen hohen Arbeits- und niedrigen Ruhedruck auszeichnen, besonders ausgeprägt, weshalb sie anfangs bevorzugt zur Entstauung verwendet werden. Möglich sind dabei mehrlagige Kompressionswechsel- oder Dauerverbände.2 Die Behandlung wird ein- bis zweimal täglich stationär oder ambulant durchgeführt.

Nach dieser ersten intensiven Phase folgt die langfristige Therapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen, um der im Laufe des Tages zunehmenden Stauung entgegenzuwirken. Die Strümpfe werden in ihrer Länge und Kompressionsklasse individuell angepasst. Allerdings eignen sich nur in leichteren Fällen rundgestrickte, kurzzugige Modelle. Im Fall eines fortgeschrittenen Lymphödems kommt ein „Flachstrickstrumpf“ zum Einsatz, da dieser einen stärkeren Zug hat und damit einen höheren Druck ausübt (Beispiele siehe Fotos).

Manuelle Lymphdrainage: Durch sanfte Griffe werden Cutis (Ober- und Lederhaut) sowie Subcutis (das bindegewebige Unterhautfettgewebe) und damit die darin liegenden Lymphgefäße leicht gedehnt. Dies fördert den Lymphfluss und entstaut so das Gewebe. Die Behandlung wird von spezialisierten Therapeuten auf Verordnung des Arztes durchgeführt und erfolgt – abhängig vom Befund – ein- oder mehrmals in der Woche.

Bewegungstherapie: Unterstützend zu den oben genannten Therapien wirken Übungen, die nach einer Einführung durch den Physiotherapeuten zwei- bis dreimal täglich zu Hause durchgeführt werden sollten. Regelmäßiger moderater Sport gehört ebenfalls dazu (s. Kasten „Tipps für Ihre Patienten“).

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Im Fokus

Um den Stau der Lymphe zu verhindern bzw. diesen so gering wie möglich zu halten, kommt es auf folgende Maßnahmen bei einem Ödem an den unteren Extremitäten an: ■ Die Beine so oft wie möglich hochlagern, damit die Lymphe besser abfließen kann. Zu diesem Zweck auch das Bett am Fußteil nach Möglichkeit etwa 10 cm höher stellen.

■ Um den Lymphfluss nicht von außen zu behindern, sollte keine einengende oder abschnürende Kleidung getragen werden.

■ Langes Stehen und Sitzen, das Übereinanderschlagen der Beine ebenso wie Überanstrengung sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

■ Da Hitze ein Lymphödem verstärkt, ist auch von ausgedehnten Sonnenbädern ebenso wie von Sauna- und Solarienbesuchen abzuraten.

■ Regelmäßige moderate Bewegung wie Wandern, Walken und Radfahren fördert den Lymphfluss. Besonders gut geeignet sind zudem Schwimmen und Wassergymnastik, da sich der Wasserdruck zusätzlich aktivierend auf den Fluss der Lymphe auswirkt.

■ Vorsicht vor Verletzungen! Deshalb nicht barfuß laufen und im Schwimmbad Badeschuhe tragen. Zum Schutz empfehlen sich außerdem lange Hosen, Socken und geschlossene Schuhe besonders bei Gartenarbeit, im Umgang mit Haustieren sowie bei Wanderungen in der Natur. Mückenstichen sollte mit einem Repellent vorgebeugt und Mückengebiete sollten gemieden werden. Wichtig auch: Die ödematös geschwollene Haut regelmäßig pflegen!

■ Das Gewicht niedrig halten bzw. Übergewicht reduzieren. Hier empfiehlt sich eine ausgewogene, fett- und salzarme Ernährung mit frischem Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, Fisch und wenig Fleisch. Außerdem sollte viel Flüssigkeit, wie Wasser und Früchtetee, getrunken werden. Denn zum einen fördert Übergewicht den Lymphstau – die Fettpolster drücken auf die feinen Lymphgefäße –, zum anderen verdickt das Fett in der Nahrung die Lymphe, was deren Abfluss erschwert. Und nicht zuletzt wird durch eine gesunde Ernährung das Immunsystem gestärkt. Übrigens: Lokale Mittel gegen „schwere“ Beine wie Cremes mit Mäusedorn-, Rosskastaniensamen- oder Weinlaubextrakt sind zur Behandlung eines Lymphödems ungeeignet. Solche „Venenpräparate“ können lediglich im Spätstadium einer chronisch venösen Insuffizienz, die mit einem Lymphödem einhergehen kann, unterstützend wirken.

Zusätzlich bewirkt eine intensive Atemtherapie eine Erhöhung des Lymphflusses ebenso wie des venösen Rückflusses.

Hautpflege: Die Pflege der Haut ebenso wie Hygiene sind unerlässlich für die Gesundheit der Epidermis, die durch das Lymphödem nicht nur besonders trocken, sondern auch infektionsgefährdet ist. Hinzu kommt, dass die Kompressionstherapie der Epidermis zusätzlich Fett und Feuchtigkeit entzieht.

Da alkalische Seife Fett-entziehend wirkt und so den Hydrolipidfilm angreift, sollten zur Reinigung der Haut unparfümierte, milde pH-neutrale Syndets verwendet werden. Zur Hautpflege empfehlen sich Glycerin-, Ceramid-haltige Produkte oder auch Shea-Butter. Sie erhöhen nicht nur den Fettanteil der Epidermis, sondern unterstützen auch die Penetration von Wirkstoffen wie Harnstoff, der zusätzlich den Säureschutzmantel der Haut unterstützt.3 Als weitere Behandlungsmöglichkeiten zur KPE stehen apparative Entstauungsmaßnahmen zur Verfügung ebenso wie leichte Schwingungen erzeugende Tiefenoszillation, Softlaser, Thermotherapie und unter Umständen auch Lymphtaping.

Auch eine operative Therapie wie zum Beispiel eine Lympgefäßoder Lymphknotentransplantation kann in Frage kommen. Da ein operativer Eingriff am Lymphsystem jedoch stark risikobehaftet ist, wird diese Möglichkeit erst dann ergriffen, wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen und der Leidensdruck des Patienten groß ist.

Hinweis: Bitte beachten Sie auch den Leserbrief zum Thema auf Seite 22!

• Barbara von Wirth, M.A. Korrespondenzadresse Barbara von Wirth M. A., Fachjournalistin Rüsbergstr. 20c, 58456 Witten bvwirth@t-online.de

S2k Leitlinie Diagnostik und Therapie der Lymphödeme AWMF Reg.-Nr. 058-001; zu lesen unter www.awmf.org/uploads/tx_ szleitlinien/058-001l_S2k_Diagnostik_und_Therapie_der_ Lymphoedeme_2019-07.pdf 2 www.der-niedergelassene-arzt.de/fileadmin/user_upload/zeitschriften/vasomed/Artikel_PDF/2013/5-2013/Altenkaemper_ CME.pdf 3 S2k Leitlinie Diagnostik und Therapie der Lymphödeme AWMF Reg.-Nr. 058-001 1

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Im Fokus

Emotionales Essverhalten: Wenn die Seele Hunger hat Manche Menschen kommen ihrem Ziel, endlich schlank zu werden, trotz zahlloser Neustarts nicht wirklich näher. Einige sammeln sogar dank Jojo-Effekt mit der Zeit noch mehr Pfunde an. Diese Misserfolge haben oft nichts mit Willensschwäche zu tun. Ursache ist ein emotionales Essverhalten, das keine Diät zu verändern vermag.

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Gefühle wie Traurigkeit, Angst, Wut oder Schuldgefühle durch Essen erträglicher zu machen oder vermeiden zu wollen. Im Grunde ist das kein unlogisches Verhalten, ist doch Nahrung am Anfang unseres Lebens nicht nur gegen Hunger da, sondern auch als Beruhigungsmittel („Stillen“).

Es sei, als ob der Verstand ausgeschaltet ist, berichten fast ausnahmslos alle Menschen, die aus emotionalen Gründen mehr essen, als ihnen guttut. Die meisten wissen bestens Bescheid über gesunde Ernährung, setzen ihre Kenntnisse weitgehend um und gelten im Freundeskreis häufig als besonders diszipliniert. Und dann hakt es plötzlich aus …

Vielen passiert so ein „Anfall“ am Abend nach getaner Arbeit, aber es kann auch nach einem gemeinsamen Abendessen im Familien- oder Freundeskreis dazu kommen oder mittendrin in einer ungeliebten Tätigkeit (z. B. Fensterputzen, Steuererklärung). Da tauchen unvermittelt Gedanken auf wie „Irgendwas Nettes muss doch heute noch kommen“ oder „Kein Anruf, keine SMS, keine E-Mail … niemand denkt an mich!“ Oft werden Einsamkeitsgefühle als Begründung dafür genannt, dass zu oft zu Süßigkeiten oder Snacks gegriffen wird. Doch

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Foto: heather-barnes, unsplash

Essen als Beruhigungsmittel „80 bis 90 Prozent aller Programme zur Gewichtsreduktion bringen keinen Erfolg“, so die Einschätzung von Prof. Dr. Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Er und viele in seiner Kollegenschaft erklären diese Misserfolge so: Sobald eine Diät bzw. die Anleitung, was und wie viel gegessen werden darf, beendet ist, setzt sich wieder das bisherige Essverhalten durch. Der Jojo-Effekt sorgt dann zusätzlich dafür, dass der Körper mehr als zuvor dazu neigt, Reserven für schlechte Zeiten (aus seiner Sicht die nächste Diät) anzulegen. Wer zum wiederholten Male doch wieder auf seinem alten Gewicht gelandet ist, den plagt das Gefühl, versagt zu haben, was Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen erst recht schwächt.

Ernährungspsychologen haben noch eine andere Erklärung für derartige Misserfolge: Manche Menschen geraten im Laufe ihres Lebens in einen Kreislauf, in dem Essen zur wesentlichen Technik der Emotionsregulation wird, wobei die Betroffenen gleichzeitig unter den körperlichen und seelischen Folgen dieses Verhaltens leiden – Übergewicht, Scham und Selbstverachtung.

Wer in diesem Teufelskreis steckt, verlernt immer mehr, zwischen physiologischem und emotionalem Hunger zu unterscheiden. Was nämlich keine Diät der Welt auszulöschen vermag, ist der hierbei entstandene rätselhafte Drang, unangenehme

Foto: juliaap, Adobe Stock

esonders im Frühjahr feiert der Diäten-Wahnsinn fröhliche Urständ. Endlich schlank werden mit Low Carb, Trennkost, Clean Eating, Mikrobiom-Diät, ketogener Ernährung, Intervallfasten ... Jeder Plan nimmt für sich in Anspruch, zum lang ersehnten Erfolg zu führen. Wem das Abspecken damit nicht gelingt, der muss einfach etwas falsch machen – oder?!

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Im Fokus auch Menschen, die in einer Familie leben, sind nicht geschützt vor emotionalem Essverhalten. Vor allem Frauen berichten, wie sie es vor Mann und Kindern zu verbergen suchen, dass sie immer wieder an den Kühlschrank oder in die Vorratskammer gehen. Werden sie „ertappt“, verteidigen sie sich mit dem Argument, einfach so einen großen Hunger gehabt zu haben. Und das stimmt ja auch. Wer wollte einem hungrigen Menschen verwehren, etwas zu essen? Der emotionale Hunger ist mindestens so beißend wie physiologischer Hunger!

Die heilkundliche Psychotherapeutin Maria Sanchez, die in Hamburg praktiziert und selbst die Qualen des emotionalen Essens kennt, lässt sich von ihren Klienten detailliert erzählen, wie ihr Tagesablauf aussieht. Sie möchte herausfinden, wo sich die Menschen, die bei ihr Hilfe suchen, im Laufe des Tages verlieren und emotional aushungern. Wie kommen die inneren Spannungen zustande, die irgendwann so stark sind, dass sie mit Essen gelindert werden müssen? Welche Verhaltens- und Denkmuster machen es diesen Klienten unmöglich, bestimmte Bedürfnisse und bestimmte Anteile ihrer Persönlichkeit im Alltag zu verwirklichen? Kann sich da jemand schlecht gegen übergriffige Verwandte, Nachbarn, Freunde oder Kollegen abgrenzen? Sagt da jemand häufig ja, obwohl das Innerste nein rufen möchte? Hat da jemand Glaubenssätze wie „Sei immer nett und freundlich, sonst mag dich niemand!“ oder „Wer an sich selbst denkt, ist ein Egoist!“?

Zählen die Bedürfnisse anderer mehr als die eigenen?

Viele Menschen haben Verhaltensmuster entwickelt, mit denen sie im Alltag gut „funktionieren“, die es ihnen aber unmöglich machen, ausreichend für sich zu sorgen. Sie sind freundlich, liebenswürdig, hilfsbereit und aufmerksam zu allen, aber wenig liebevoll zu sich selbst. Sie verausgaben sich, um niemandem „etwas schuldig“ zu bleiben. Emotionales Essen stillt dann für ganz kurze Zeit die Sehnsucht danach, um seiner selbst willen angenommen und geliebt zu werden.

Um ein Leben in emotionaler Fülle statt in Leibesfülle zu leben, lernen die Klienten bei Maria Sanchez, die Wünsche der anderen nicht über die eigenen zu stellen und dadurch emotional auszuhungern. Sie lernen, dass kein „innerer Schweinehund“ in ihnen wütet, der sie zu Kuchen und Riegel greifen lässt, sondern der Wunsch nach mehr Raum für sich, nach mehr Raum zum Leben. „Es gibt keinen inneren Schweinehund in uns, den wir im Zaum halten müssen, sondern innere Spannungen, die unsere Aufmerksamkeit brauchen, unsere Achtung und unseren Respekt“, schreibt Maria Sanchez in ihrem hilfreichen Buch „Sehnsucht und Hunger“. Und weiter heißt es: „Unser emotionaler Essdrang ist wie ein Wegweiser, der anzeigt, dass wir in einer bestimmten Situation nicht liebevoll mit uns selbst umgegangen sind.“ Menschen, die bei sich bemerken, dass sie aus Langeweile, Angst, Einsamkeit, Überforderung oder Ärger zu Essbarem greifen, sollten lernen, die Akzeptanz dieser Gefühle zu stärken, sodass sie Beruhigungsmittel wie Nudeln, Kekse oder Schokolade nicht mehr brauchen, um mit ihnen umzugehen.

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Mit Emotionen umgehen und das Denken verändern Jeder Mensch entwickelt eine festgefügte und kaum hinterfragte Art, über seine Gefühle zu denken. So bewerten es viele beispielsweise als Schwäche, sich traurig oder einsam zu fühlen.

Andere finden, dass man angesichts des Elends auf der Welt gar kein Recht hat, sich pudelwohl zu fühlen.

Aber es gibt noch weitere Aspekte. Wenn Fachleute von „kognitiver Verzerrung“ sprechen, meinen sie eine Informationsverarbeitung, die zu fehlerhaftem Denken führt und dadurch eine Reihe von negativen Überlegungen und Emotionen auslöst. Dr. Isabelle Huot, Ernährungswissenschaftlerin, und Dr. Catherine Senécal, Psychologin und Gründerin der ChangeKliniken für kognitive Verhaltenspsychologie, beschreiben in ihrem praxisnahen Buch „Wenn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade?“ verschiedene Typen der kognitiven Verzerrung.

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Im Fokus WIE ÄUSSERT SICH EMOTIONALES ESSVERHALTEN? ■ Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel (oft Süßes; wird dann meist als Zeichen einer „Unterzuckerung“ gewertet) ■ Sättigungsgefühl hält nicht lange an, selbst nach reichlichem Essen ■ Hastiges Hineinschlingen, als ob es morgen nichts mehr gäbe ■ Der ständig erneuerte Vorsatz: „Ab morgen/ab Montag mache ich Diät!“ ■ Anspannung lässt sich am besten durch Essen lösen ■ In Stresssituationen oder bei langweiligen Arbeiten beginnen die Gedanken ums Essen zu kreisen („Was habe ich denn im Kühlschrank?“ – „Soll ich noch zur Tankstelle fahren/Pizzaservice bestellen?“ – „In der Schublade sind noch die Trüffel von Tante Else …“) ■ Ärger, Wut oder Beschämung werden mit Essen gelindert („Jetzt brauche ich was Schönes!“) ■ Allein essen, damit andere es nicht mitbekommen (Scham über die „Willensschwäche“) ■ Zurückhaltung bei Essens-Einladungen, zu Hause an den Kühlschrank oder die Vorratskammer

BUCHTIPP Maria Sanchez: Sehnsucht und Hunger: Heilung von emotionalem Essen.

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Dr. Isabelle Huot, Dr. Catherine Senécal: Wenn alles doof ist, hilft nur noch Schokolade? Schluss mit Heißhunger und Frustessen!

Mankau Verlag 2020, 14,95 Euro

Hier nur drei Beispiele: Alles oder nichts: die Tendenz, alles schwarz oder weiß zu sehen, gut oder schlecht. Zum Beispiel so: Ich habe Chips gegessen, obwohl ich keine essen sollte, aber wenn ich schon dabei bin, kann ich gleich die ganze Tüte essen, der Tag ist eh futsch.

Abwertung des Positiven: Zurückweisung neutraler oder positiver Vorkommnisse, damit man an seinem negativen Blick auf die Dinge festhalten kann, auch wenn dieser im Widerspruch zur Realität steht. Zum Beispiel: Wenn andere über mich sagen, ich sei hübsch und sähe gesund aus, machen sie das, um mir einen Gefallen zu tun; in Wahrheit denken sie das gar nicht.

Personalisieren: sich die Verantwortung für ein missliches Vorkommnis aufbürden, an dem man gar nicht allein Schuld hat.

Zum Beispiel: Diese Verabredung war spröde und verkrampft, das liegt bestimmt an meinem Gewicht.

Kognitive Verzerrungen können erdrückend erscheinen, wenn wir glauben, dass sie für immer bleiben, oder wenn wir denken, dass wir sie nicht verändern können. Die Autorinnen zeigen u. a., wie man mithilfe einer Art Tagebuch in bestimmten Situationen (wie zum Beispiel: allein in der Küche) automatische Gedanken wie „Ich habe ein Stück Kuchen gegessen – ich habe versagt“ und die dadurch ausgelösten Gefühle wie Scham und Enttäuschung neu einordnen und alternative Gedanken formulieren kann.

Fazit: Wer endlich nachhaltig abnehmen möchte, sollte aufhören, nach dem ultimativen Diätplan zu suchen und damit beginnen, seine Gefühle rund ums Essen zu erforschen. Kurzfristige Erfolge nach dem Motto „Zehn Pfund in zehn Tagen“ lassen sich damit ganz sicher nicht erzielen. Fertigkeiten zur Emotionsregulation wie Stresstoleranz, Achtsamkeit, Metakognitionen (= das Nachdenken über das eigene Denken) und Akzeptanz lernt man nicht binnen weniger Tage. Es erfordert intensives und konsequentes Üben. Aber das verhilft mit der Zeit nicht nur zum Wohlfühlgewicht und zu ausgewogener Ernährung, sondern zu dem, was wir alle wirklich suchen: innerer Frieden, Wohlbefinden, Ausgeglichenheit, das Gefühl von Lebensfülle und Einklang mit sich selbst.

Ein Wort zum Schluss: Massive Ess-Störungen wie Binge Eating Disorder oder Bulimie brauchen eine intensive therapeutische Begleitung.

• Dorothea Kammerer

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Jennifer Taitz: Wenn Essen nicht satt macht: Emotionales Essverhalten erkennen und überwinden.

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Journal

Ohrfeigen für die Seele Kränkungen, so scheint es, entwickeln sich zum unguten Bestandteil unserer Alltagswelt. Umso wichtiger wird es, sich davon geistig-seelisch nicht überrumpeln zu lassen.

Foto: fizkes, iStock.com

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ine zwischenmenschliche Reibungsfläche ist wohl kaum noch jemandem unbekannt: Kränkungen. In unterschiedlichen Variationen beeinträchtigen sie das Zusammenleben, die Zusammenarbeit und die geschäftlichen Beziehungen.

Manchmal sogar bis zum gefühlsmäßigem „Es geht nicht mehr“.

Dabei entsteht eine Kränkung gar nicht einmal immer aus der Absicht heraus, den anderen zu kränken. Einfach so dahingesagt, kann das berühmte unüberlegte Wort eine beträchtliche Verstimmung auslösen. Leider werden die Wortpfeile zunehmend aber auch ganz bewusst mit der Absicht zu kränken abgefeuert, dann gern verstärkt durch eine körpersprachliche Untermalung. Bei von der eigenen Meinung abweichenden Ansichten sowie bei zwischenmenschlichen Kontroversen, persönlichen Rivalitäten oder geschäftlicher Missgunst ist die gezielte Kränkung eine beliebte Waffe. Häufig ist eine kränkende Bemerkung oder Geste auch ungeschickter Ausdruck einer selbst erlittenen Frustration. Man „macht sich Luft“. Andere bekommen dann etwas ab, was sie gar nicht zu verantworten haben.

Was uns kränkt Kränkungen sind beinahe zu einem Alltagsphänomen geworden, dem sich im Privatleben wie in der Berufsausübung kaum jemand entziehen kann. „Doch gerade diese Erfahrungen sollten unbedingt für das eigene Verhalten sensibilisieren“, sagt Thomas Weegen, Geschäftsführer der auf Zusammenarbeit spezialisierten Münchner Coverdale Unternehmensberatung. Weegen betont: „Frustgefühle an anderen auszulassen, generell impulsiv etwas als kränkend Empfundenes mit einer verletzenden Retourkutsche zu quittieren oder gezielt Kränkungen instrumentell zu eigennützigen Zwecken einzusetzen, das kann schnell in eine Ärger-Spirale mit unliebsamen Folgen hineinführen oder zu einem unvorhergesehenen Bumerang werden!“ Zunge, Mimik und Gestik in der Reaktion auf eine Kränkung unter Kontrolle zu haben, erweist sich also als Ausdruck von Lebensklugheit und erspart viel weiteres Ungemach.

Brodelnde Gefühle sind selten gute Ratgeber.

Doch dieses Wissen, das in allen überlieferten Lebensweisheiten seinen Ausdruck findet, verhaltensleitend zu machen, gelingt nicht immer auf Anhieb. Warum? „Weil wir eine Krän-

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kung als Verletzung unseres Selbstwerts empfinden“, erklärt Psychotherapeutin Dr. Bärbel Wardetzki aus München. „Dann sind wir getroffen und folglich betroffen. Beispielsweise tritt dieses Empfinden ein, wird unsere Arbeit nicht wertgeschätzt und/oder abwertend kommentiert. Oder bleibt ein erwartetes Lob für eine aus unserer Sicht lobenswerte Leistung aus. Oder werden wir gezielt bloßgestellt. Oder kommt uns zu Ohren, man redet hinter unserem Rücken schlecht über uns. Oder merken wir, wir werden ganz bewusst ausgegrenzt oder anderen gegenüber erkennbar benachteiligt.“ All das werde dann als Ohrfeige für die Seele empfunden. Wardetzki hat ihr Buch zum Thema ganz bewusst so genannt, um auf das Schmerzhafte aufmerksam zu machen, das mit einer Kränkung verbunden ist.

Herausforderung: souverän reagieren Wenn es nun aber ratsam ist, sich nicht auf der Stelle die empfundene Kränkung anmerken zu lassen oder sich gar flugs dafür zu revanchieren, wie dann mit so einer Ohrfeige für die

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Besonnenheit üben Je klarer man sich das bewusst mache beziehungsweise sich darüber im Klaren sei, desto förderlicher wirke sich das auf das eigene Verhalten und Gesamtempfinden aus. „Der Mensch fühlt sich sicherer und wohler in der eigenen Haut, spürt er das Gefühl in sich stärker werden: So schnell bringen mich Turbulenzen um mich herum nicht mehr aus dem Gleichgewicht“, so Kirchmayr. „Und interessanterweise stellt sich über diese Beruhigung der eigenen Innenwelt auch eine dickere Haut im Umgang mit der Außenwelt ein. Der Mensch denkt und agiert besonnener, entdeckt vielleicht auch die selbstschützende Wirkung humorvollen Reagierens. Besonnenheit und Humor rücken die Dinge meist viel unkomplizierter wieder zurecht oder in ein anderes Licht als das selbstschädigende beleidigte Zurückschnappen und Auftrumpfen. Im Begreifen dieser Zusammenhänge beginnt ein sich selbst verstärkender Prozess innerer Festigung zu laufen, der mich als Analytiker immer wieder berührt.“

Wer sich das Miteinander nicht unnötig erschweren will, sollte also tunlichst darauf bedacht sein, dass andere den Umgang mit der eigenen Person nicht als permanenten Eiertanz empfinden.

Fangen Außenstehende erst einmal an, den Kontakt wo immer möglich zu vermeiden, bedarf es gewaltiger Anstrengungen, diese Ablehnung wieder in eine Wertschätzung zu verwandeln.

Natürlich weiß Kirchmayr, wie sehr unsere Zeit des Umbruchs in vieler Hinsicht an den Nerven zerrt und verunsichert und auch Entgleisungen im Verhalten befördert. „Einerseits führt das schnell auf das Glatteis unbedachten Verhaltens, andererseits aber macht das auch viel, viel kränkungsempfindlicher.

Jede Form von psychischer Belastung beeinträchtigt das Verhalten, auf der Aktionsseite wie auf der Reaktionsseite. Und das begünstigt Grenzüberschreitung im Zwischenmenschlichen von der einen wie von der anderen Seite.“

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Die Reaktion auf Kränkungen, sagt Bärbel Wardetzki „offenbart viel von der eigenen Person. Wer von einem positiven Selbstwertgefühl getragen wird und in sich ruht, zeigt das durch souveräne Reaktionsweisen auf beabsichtigte oder unbeabsichtigte Brüskierungen.“ Wer situative Überlegt- und Überlegenheit an den Tag lege, demonstriere damit zugleich, psychischmental belastbar zu sein. Und diese Form der Belastbarkeit dürfte sich künftig in allen Lebensbereichen als außerordentlich hilfreich erweisen.

• Hartmut Volk

Foto: Birgl, Pixabay

Seele umgehen? Das Alter kann bekanntlich gelassener und weitsichtiger machen. Und so rät der in Theologie sowie Psychologie und Soziologie promovierte Wiener Psychoanalytiker Professor Alfred Kirchmayr: „Manches muss man ganz einfach überhören, einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Aufschäumend unmittelbar auf alles und jedes zu reagieren, damit stellt man sich ganz schnell selbst ein Bein. Gehört es nicht mit zum Dümmsten, was man im Leben machen kann, sich sozusagen freiwillig selbst zu schädigen?“ Und ein häufig nicht bedachter Aspekt dieser Selbstschädigung sei eine Rufschädigung. Im Ruf zu stehen, eine Mimose zu sein, sofort auf jede Kleinigkeit zu reagieren, zeichne in den Augen der anderen rasch das Bild: Die oder der ist schrecklich heikel und kompliziert im Umgang und ausgeprägt übelnehmerisch! So eingeschätzt und gesehen zu werden, das sei doch wohl eine vorauslaufende persönliche Bugwelle, die sich privat wie beruflich-geschäftlich ernsthaft keiner wünschen könne. So lasse sich das eigene Ansehen wie die eigene Anziehungskraft ganz schnell wirkungsvoll in den Keller fahren.

Foto: Gerd Altmann, Pixabay

Journal

LESETIPP Bärbel Wardetzki: Ohrfeige für die Seele – Wie wir mit Kränkungen und Zurückweisung besser umgehen können. dtv-Verlagsgesellschaft, München, 18.Auflage 2020, 224 Seiten, EUR 10,90.

Bärbel Wardetzki: Souverän und selbstbewusst Der gelassene Umgang mit Selbstzweifeln.

Kösel Verlag, München, 2.Auflage 2016, 144 Seiten, EUR 16,00.

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Internationales Symposium

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Praxisrelevantes Fachwissen sammeln und mit Kolleginnen und Kollegen netzwerken – dort, wo andere Urlaub machen. Das Internationale Podologie-Symposium bringt Sie unter anderem auf den neuesten Stand in Sachen diabetisches Fußsyndrom (DFS), Praxismanagement sowie rund um die Behandlung von Kindern und Jugendlichen. Bereits vor dem ersten Vortrag am Morgen sowie in den Pausen erwartet Sie die IndustrieAusstellung mit ihrem vielseitigen Angebot.

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Vorträge Dr. Alexander Sikorski, Fußchirurg, Aachen Diabetisches Fußsyndrom (DFS) im Netzwerk verstehen und gemeinsam behandeln.

Willy Jurtin, Orthopädieschuhmachermeister und Unternehmer, Ried im Innkreis, Österreich Der Fuß im Kreuzverhör – Wirkungsweise und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Jurtin medical Systemeinlagen Anke Niederau, Podologin, SHP, Fachbuchautorin, Düsseldorf Update: Nagelerkrankungen und Nagelprothetik

Anja Stoffel, Podologin, SHP, Fachbereichsleitung Podologieschulen, Karlstein Fachkräftemangel in der Podologie – kompensierst Du noch oder managst Du schon? Instrumente zur Professionalisierung des Praxisbetriebes, Mitarbeiter finden und binden Maike Sörensen, Podologin, Sektorale Heilpraktikerin beschränkt auf das Gebiet der Podologie (SHP), Hameln Duo infernale: Diabetes und Pilzerkrankungen.

Bewährte und neue Ansätze der Behandlung Weitere Fachreferenten sind angefragt zu Themen rund um das diabetische Fußsyndrom und die Beratung und Begleitung von Patienten. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.podologie.de/kurse.

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Markt und Info LESERBRIEF ZU „LYMPHÖDEME TEIL I: AUCH DIE FÜSSE SIND BETROFFEN“,

ANTWORT

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vielen Dank für die Klarstellung! Tatsächlich ist der Unterschied unseren Recherchen nach noch nicht allen Ärzt*innen bekannt – und in den großen Bilddatenbanken finden sich bei der Bildsuche nach „Lymphödem“ vor allem rundgestrickte Kompressionsstrümpfe. Uns wird das – dank Ihnen – nicht mehr passieren. Wir verweisen gerne auf die Informationen und Broschüren des Unternehmens Medi zum Thema. Hintergrundinformationen und Patientinnengeschichten finden sich unter

ich habe soeben den Beitrag zum Thema Lymphödem gelesen.

Ich selbst bin seit 20 Jahren auch Lymphödem-Patientin. Auf den Fotos von Seite 8 und Seite 10 befinden sich Beine mit Kompressionsstrümpfen. Beide Kompressionsstrümpfe sind rundgestrickt. Solche Strümpfe erhält kein Lymphpatient, es sei denn, der Arzt hat es falsch diagnostiziert. Lymphpatienten bekommen die deutlich schwerere Flachstrickversorgung mit Naht auf der Rückseite. Dieses Material ist viel dicker und steifer. Die Struktur sorgt für einen besseren Rückfluss der Lymphe bei jeder Bewegung. Bei diesen Strümpfen werden die Maschen Reihe für Reihe nach Maß zu- oder abgenommen. Z.B. Mediven 550, Mediven forte von Medi.

Die abgebildeten Strümpfe sind rundgestrickt und werden in der venösen Therapie eingesetzt. Die Anzahl der Maschen bleibt am ganzen Bein gleich und wird nur mehr ausgedehnt. Diese wichtigen Unterschiede sind oft nicht geläufig und da Sie über Unterschiede des Phlebödems und des Lymphödems schreiben, sollten Sie diesen Unterschied in der Strumpfversorgung kennen. Auch ist die Flachstrickversorgung deutlich teurer, so dass ein paar Kompressionsstrümpfe AG (oberschenkellang) um die 800 Euro kosten, je nach Beschaffenheit. Mir war es als kundige Lymphpatientin ein großes Anliegen, Sie über die irreführenden Fotos zu informieren.

Mit freundlichem Gruß Melanie Schaan

: https://www.medi.de/gesundheit/diagnosetherapie/lymphoedem, Materialien wie Broschüren unter : https://www.medi.de/service/infomaterial.

Auf jeden Fall vielen Dank für die wertvolle Information und alles Gute, Petra Plaum im Namen des Redaktionsteams

Fotos: www.medi.de

Sehr geehrtes Redaktionsteam,

Sehr geehrte Frau Schaan,

Flachgestrickt und effektiv: Strümpfe für Menschen mit Lymphund Lipödem (hier: das Modell Mediven 500 M).

Inzwischen auch in bunten Farben erhältlich sind die Spezialstrümpfe für Frauen mit einem Lymphödem.

INTERESSENGEMEINSCHAFT PODOLOGIE GEGRÜNDET

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nter der Bezeichnung „Interessengemeinschaft Podologie“ arbeiten jetzt vier Verbände enger zusammen: Der Verband leitender Lehrkräfte an Podologieschulen e.V. (VLLP) und die drei maßgeblichen Podologieverbände Bundesverband für Podologie e.V., Verband Deutscher Podologen (VDP) e.V. sowie der Deutsche Verband für Podologie (ZFD) e.V. planen, das Berufsbild Podologie zu stärken und Interessen gemeinschaftlich zu vertreten. Der Zusammenschluss verfolgt nun die Vision, ein Berufsbild nach internationalen Standards zu schaffen. Ziele der Kooperation sind die Stärkung der Podologie in der Gesellschaft, die Gewinnung von Fachkräften und die zukunftsweisende Gestaltung der Ausbildung.

Das Spektrum umfasst z. B. eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit, Handlungsempfehlungen für die Anleitung und Einbindung von Auszubildenden in den podologischen Praxen.

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Ein weiterer großer Baustein ist die Novellierung des Podologengesetzes einschließlich der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung. Wunsch aller Beteiligten ist die Erweiterung der Handlungsund Kompetenzfelder, der berufsrechtliche Direktzugang und die Schaffung der Grundlagen für eine zukünftige hochschulische Ausbildung. Neues gibt es bei den Verbänden und natürlich immer wieder in unserem Blog unter : www.podologie.de. RED •

Podologie

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Anke Niederau Das große Buch der Nagelerkrankungen ISBN 978-3-95409-062-4 4., ergänzte und überarbeitete Auflage 320 Seiten, gebunden 49,90 Euro

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Impressum

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Podologie • Journal für die professionelle medizinische Fußpflege • 72. Jahrgang Herausgeber: Burkhard P. Bierschenck

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Chefredaktion: Dr. Angelika Schaller (verantwortlich), E-Mail: angelika.schaller@vnmonline.de Redaktion: Petra Plaum, Schulstr. 5, 86609 Donauwörth, Tel. 0906-12020957, E-Mail: info@petra-plaum.de Redaktionsbeirat: Prof. Dr. Dietrich Abeck, München; Dr. Bettina Born, Reutlingen; Zürich; Elvi Foss, Podologin, Wundtherapeutin, Wadern; Dr. med. Pierre Foss, Dermatologe, Wadern; Klaus Grünewald, Braunschweig; RA Thomas Hollweck, Berlin; Priv.-Doz. Dr. Thomas Klycsz, Bad Kötzting; Beatrix NegelRiegel, Podologin, Bernau; Priv.-Doz. Dr. Dr. Friedrich von Rheinbaben, Monheim; Dr. med. Norbert Scholz, Krefeld; Prof. Dr. Maximilian Spraul, Rheine; Prof. Dr. Manfred Wolff, Witten Marketingleitung: Uwe Kremmin, E-Mail: uwe.kremmin@vnmonline.de Layout: Kristina Höhn Verlags-, Anzeigen- und Vertriebsleitung: Elke Zimmermann, E-Mail: elke.zimmermann@vnmonline.de, Telefon: (0 89) 31 89 05-76, Fax: (0 89) 31 89 05-53 Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste 48a vom 1. Oktober 2020

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Podologie erscheint 10 × im Jahr. Jahresabonnement 110,– Euro. Für Referendare, Studenten, Schüler und Azubis gegen Einsendung einer entsprechenden Bescheinigung 55,– Euro. Einzelheft 15,– Euro. Die Euro-Preise beinhalten die Versandkosten für Deutschland und Österreich. Der Abonnementpreis für die Schweiz wird zum Zeitpunkt des Abschlußes aktuell berechnet und beinhaltet die Versandkosten für die Schweiz. Bei Versand ins übrige Ausland werden die Porto-Mehrkosten berechnet.

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Journal für die professionelle medizinische Fußpflege

Ausgabe 5 a Mai 2021 a 72. Jahrgang

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Schulen, Klassen, Lehrer: Tel.: (0 89) 31 89 05-54, Fax: (0 89) 31 89 05-53, E-Mail: buchbestellung@vnmonline.de Buchbestellservice: Verlag Neuer Merkur, Kundenservice, 74569 Blaufelden Telefon: (0 79 53) 88 36 91, Fax: (0 79 53) 88 31 60, E-Mail: buchbestellung@fachbuchdirekt.de Online-Redaktion: Petra Plaum, info@petra-plaum.de Verlag Neuer Merkur GmbH, Postfach 12 53, D-82141 Planegg, Behringstraße 10, D-82152 Planegg, Telefon: (0 89) 31 89 05-0, Fax: (0 89) 31 89 05-53 (Zugleich Anschrift aller Verantwortlichen) Druck: HOLZMANN DRUCK GmbH & CO. KG, Gewerbestraße 2, 86825 Bad Wörishofen

Fotos: Barbara von Wirth

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ISSN 1430-8886 Geschäftsführer: Burkhard P. Bierschenck, Dr. Angelika Schaller

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Für die Praxis Kaltes Atmosphärisches Plasma bei DFS Im Fokus

Gesünder leben mit Adipositas

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Recht und Geld: Keine Angst vor der Justiz!

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Der Verlag Neuer Merkur GmbH und seine Publikationen:

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Podologie

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Fotos: Barbara von Wirth

Für die Praxis

Polyneuropathien: Teil II Ursachen und Folgen für die Füße Welche Erkrankungen zählen zu den neuen Diagnosegruppen der erweiterten Heilmittel-Richtlinie zur podologischen Behandlung? Was sind deren Ursachen und Folgen? Lernen Sie häufige Auslöser kennen – und die aktuellen Behandlungsansätze.

Foto: Smeilov, Adobe Stock

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eben einem Trauma kann eine Neuropathie genetisch bedingt oder – wesentlich häufiger – erworben sein.

So kennt man bisher über 200 toxische, medikamentöse, metabolische, immunologische, entzündliche oder infektiöse Auslöser.1 In rund 20 Prozent der Fälle lässt sich die Ursache allerdings nicht klären.

Mit 30 bis 40 Prozent ist der Diabetes mellitus in den westlichen Industrienationen die häufigste Ursache für eine Polyneuropathie, gefolgt von chronischem Alkoholmissbrauch. Durch den Anstieg bösartiger Erkrankungen hat zudem die Zahl der Patienten zugenommen, bei denen sich – bedingt durch die Chemotherapie – eine Neuropathie entwickelt.2

Folgende Ursachen finden sich bei krankhaften Schädigungen am Fuß in Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie: ■ Hereditäre sensible und autonome Neuropathie ■ Systemische Autoimmunerkrankungen ■ Kollagenosen ■ Toxische Neuropathien

Hereditäre sensible und autonome Neuropathie Hierbei handelt es sich um erblich bedingte Formen peripherer Nervenschädigungen wie etwa die Charcot-Marie-ToothErkrankung (CMT). Typisch sind in diesem Fall distal (also fern vom Körperstamm) lokalisierte Sensibilitätsstörungen, eine Muskelatrophie – unter anderem der Wadenmuskulatur, wodurch es zu sogenannten Storchenbeinen kommt – sowie fortschreitenden distal-symmetrischen Paresen. Im Gegensatz zu den häufig sensibel betonten, erworbenen Nervenschädigungen stehen bei der CMT in der Regel motorische Defizite im Vordergrund. Hierzu zählen ein Verlust der Muskeleigenreflexe sowie eine Fußheberschwäche. Oftmals sind die langen Beinnerven früher und ausgeprägter betroffen als die Nerven der Arme; und in der Folge kommt es zur Bildung von Hohlfüßen und Krallenzehen.

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KEINE ENDGÜLTIGEN INDIKATIONEN Nichtdiabetische sensible oder sensomotorische Neuropathien, die eine klinisch manifeste Schädigung des autonomen Nervensystems mit vegetativen Störungen sowie Sensibilitätsstörungen in Form von herabgesetztem oder fehlendem Schmerzempfinden in den unteren Extremitäten ausgelöst haben, können zu Fußschädigungen führen.

Sie sind vergleichbar mit dem diabetischen Fußsyndrom, und bei ihnen besteht eine Gefahr für unumkehrbare Folgeschädigungen.

In diesen Fällen ist bei Vorliegen der in der erweiterten HeilmittelRichtlinie genannten Befunde und Leitsymptomatiken eine podologische Behandlung verordnungsfähig.1 Allerdings sind diese Befunde nur beispielhaft und nicht abschließend aufgeführt. Abgesehen von dem Indikationsschlüssel DF (für Diabetisches Fußsyndrom) muss eine entsprechende Verordnung den Indikationsschlüssel „NF“ – für „krankhafte Schädigung am Fuß in Folge einer sensiblen oder sensomotorischen Neuropathie (primär oder sekundär)“ – sowie das Buchstabenkürzel für das Heilmittel a, b oder c beinhalten.

Ist die Polyneuropathie (wie im ersten Teil bereits dargestellt) durch eine Verletzung und ein damit einhergehendes inkomplettes oder komplettes Querschnittsyndrom bedingt, wird der Indikationsschlüssel „QF“ erforderlich. Die Leitsymptomatik muss dabei eine Hyperkeratose oder ein pathologisches Nagelwachstum sein, oder es muss beides zusammen vorliegen. Außerdem muss sie die Diagnose der Erkrankung, die zu einer Neuropathie führte, zum ICD-10-Code (nachzulesen zum Beispiel unter www.gelbe-liste.de/icd) passen und ebenfalls genannt sein. Welche Unklarheiten und Probleme aufgrund der nicht eindeutig benannten Indikationen bei den Verordnungen auftreten werden, wird abzuwarten sein.

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Für die Praxis

Begleitbeschwerden der Erkrankung können neuropathische Schmerzen sein, eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) sowie Skelettdeformitäten. Weitere Symptome sind Schwerhörigkeit, kognitive Defizite, Muskelzittern (Tremor), Atemprobleme, Sprech- und Schluckstörungen.3 Daneben leiden die Betroffenen häufiger unter Kältegefühlen in den Beinen. Außerdem lässt sich eine livide (bläuliche) Marmorierung der Haut beobachten.4 Diese ist durch vasomotorische Störungen, also nervale Beeinträchtigungen der Blutgefäße, bedingt.

ausgeprägter Teilausfall der motorischen Funktion eines Muskels, einer Muskelgruppe oder auch einer ganzen Extremität.

Diese Paresen gehen mit Sensibilitätsstörung und Schmerzen im Versorgungsgebiet der betroffenen peripheren Nerven einher.5 Charakteristischerweise handelt es sich dabei um einen auf ein bestimmtes Areal begrenzten tiefen, anfallsartig auftretenden Schmerz. Die Schmerzattacken können akut, schleichend oder auch in Schüben über Wochen und Monate auftreten.6 Außerdem leidet rund jeder vierte Betroffene unter Dysästhesien, also Sensibilitätsstörungen der Haut. In bis zu 80 Prozent der Erkrankungsfälle treten zudem unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsverlust, Gelenkschmerzen (Arthralgien) und Fieber auf; und auch Haut, Lunge, Niere oder Darm können mitbetroffen sein.

Systemische Autoimmunerkrankungen Das Immunsystem hat bekanntlich die Aufgabe, Krankheitserreger und Fremdstoffe, die in den Körper eingedrungen sind, zu eliminieren. Im Fall einer Autoimmunkrankheit richten sich die Abwehrkräfte jedoch gegen körpereigene Gewebe bzw.

Organe, wie zum Beispiel bei einem Typ-1-Diabetes gegen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Aber auch die Myelinscheiden, also die Ummantelung der peripheren Nerven, können akut ebenso wie chronisch angegriffen werden, was zu einer Störung der Reizweiterleitung führt.

Zu den systemischen Autoimmunerkrankungen, die mit einer Polyneuropathie einhergehen, zählen unter anderem Gefäßentzündungen (Vaskulitiden). Bedingt durch die entzündlichen Veränderungen verschiedener Blutgefäße können auch benachbarte Nerven geschädigt werden. So kommt es zu einer sensomotorischen, seltener zu einer überwiegenden oder rein sensiblen Neuropathie, wobei die Nervenschädigung sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch auftreten und schubweise oder chronisch fortschreitend verlaufen kann.

Typisches Symptom einer Polyneuropathie in Folge einer primären systemischen Vaskulitis ist ein unterschiedlich stark

Rheumatoide Arthritis und Kollagenosen Hierbei handelt es sich um eine Reihe rheumatisch-entzündlicher Erkrankungen, die ebenfalls zu den systemischen Autoimmunerkrankungen zählen. Als Ursache werden chronische Entzündungsreaktionen gesehen, wobei der Entstehungsmechanismus – wie auch bei den Vaskulitiden – nicht genau bekannt ist. Vermutet wird ein komplexes Zusammenwirken genetischer, umweltbedingter, immunologischer und endokriner Einflüsse. 5 Neben den Nerven können hier die Haut, Gelenke, die Muskulatur ebenso wie innere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die häufigste dieser Erkrankungen sind die rheumatoide Arthritis (RA). Seltener ist die Kollagenosen, z. B. das Primäre Sjögren-Syndrom (PSS), der Systemische Lupus erythematodes (SLE) sowie die Sklerodermie.6 Bei der RA (oder chronischen Polyarthritis), die meist in Schüben verläuft, greift das Immunsystem die Gelenkinnenhaut (Synovialis) an. Die daraus resultierende Entzündung, die auch – symmetrisch – die Fuß- und Sprunggelenke betreffen kann, führt zu einer fortschreitenden Zerstörung der Gelenkstrukturen und den typischen Rheumaknoten (Verdickungen im Unterhautfettgewebe). Darüber

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Meist fehlen die Muskeleigenreflexe der unteren Extremitäten bereits vor der Manifestation einer Parese.

Rheumatoide Arthritis hinterlässt viele Spuren - auch an den Füßen dieser Patientinnen.

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Für die Praxis

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beim systemischen Lupus erythematodes tritt diese Polyneuropathie-Form auf. Typische Symptome der SFN sind unter anderem ein Kribbeln an Händen oder Fußsohlen, Sensibilitätsstörungen, leichte Taubheitsgefühle in den Füßen sowie brennende Schmerzen, die in der Regel an Zehen und Füßen auftreten. Außerdem kann es zu Wahrnehmungsstörung für Wärme- und Kältereize kommen.11 Sind Nerven betroffen, welche die Muskeln steuern, können zudem Lähmungen an Armen und Beinen auftreten.12

Toxische Neuropathien Sie werden durch Medikamente oder auch Umweltgifte hervorgerufen. Zu den medikamentösen Verursachern einer sensiblen Polyneuropathie zählen zum Beispiel Medikamente, die in der Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen eingesetzt werden wie Colchicin, (Hydroxy-)Chloroquin, Sulfasala-

hinaus geht die RA unter Umständen mit zahlreichen organischen Erkrankungen einher. So kann beispielsweise eine Rückbildung der Muskulatur (Muskelatrophie) mit dadurch bedingter Schwäche die Folge sein.7

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Die Atrophie der Muskulatur kann übrigens auch die Musculi interossei betreffen, wodurch die Zwischenzehenräume einsinken.

Das Primäre Sjögren-Syndrom ist die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung. Typische Symptome sind vor allem ein trockener Mund und trockene Augen, aber auch Gelenk- und Muskelbeschwerden, trockene und juckende Haut, Durchblutungsstörungen in den Fingern (Raynaud-Syndrom) sowie starke Erschöpfung und Schlafstörungen. Als systemische Autoimmunerkrankung kann der Systemische Lupus erythematodes ganz verschiedene Organe und Organgruppen befallen und in unberechenbaren Entzündungsschüben individuell sehr unterschiedlich verlaufen.8 Bei der systemischen Sklerodermie kommt es zu einer Überproduktion an Kollagen und anderen Proteinen im Gewebe. In der Folge verändern sich Haut, Blutgefäße, Gelenke und innere Organe degenerativ und vernarben.9 Mit all diesen Erkrankungen geht unter Umständen eine Polyneuropathie einher. Diese kann zum einen durch eine sogenannte sekundäre systemische Vaskulitis ausgelöst werden, welche im Zusammenhang mit den Kollagenosen auftritt. Zum anderen wird sie aber auch durch die rheumatoide Arthritis oder das Sjögren-Syndrom selbst hervorgerufen.10 Bei dieser Nervenschädigung handelt es sich um eine spezielle Form der Polyneuropathie: die „Small-Fiber-Neuropathie“ (SFN). Diese betrifft ausschließlich die kleinen vegetativen und sensiblen Nervenfasern. So findet sich die SFN beispielsweise bei jedem vierten Betroffenen mit einem Sjögren-Syndrom; und auch

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zin, Statine oder Fluorchinolone.13 Des Weiteren können Antibiotika wie Chloramphenicol und Metronidazol eine Neuropathie auslösen. Aber auch kardiovaskuläre Medikamente (wie Amiodaron, Enalapril), hochdosiertes Pyridoxin (Vitamin B6) sowie Zytostatika (etwa die Krebsmittel Cisplatin und Docetaxal) wirken unter Umständen nervenschädigend.

Eine sensomotorische Polyneuropathie wiederum kann beispielsweise durch Allopurinol zur Behandlung von Gicht hervorgerufen werden, ebenso wie durch Ergotamin gegen Migräne, Amiodaron zur Therapie von Herzrhythmusstörungen oder das nichtsteroidale Antirheumatikum Indometacin.

Für eine motorische Polyneuropathie kann unter Umständen das Antimykotikum Amphotericin B verantwortlich sein. Aber auch Antidepressiva, die den Wirkstoff Imipramin enthalten, oder Sulfonamide gegen Infektionskrankheiten verursachen möglicherweise diese Nervenschädigung.14

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Für die Praxis

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Umweltgifte wie Arsen, Blei und Quecksilber haben ebenfalls eine nervenschädigende Wirkung.15 Therapiemöglichkeiten Neben einer ursächlichen Behandlung verschreibt der Arzt – entsprechend den individuellen Symptomen und funktionellen Defiziten – körperliches Training sowie Physio- und Ergotherapie. Da in rund 50 Prozent aller Polyneuropathien die Betroffenen unter Schmerzen leiden, gehört die medikamentöse Schmerztherapie ebenfalls zum Behandlungskonzept.

Was die ärztlich verordnete podologische Behandlung bei den oben genannten Neuropathien anbelangt, so umfasst diese das Abtragen von Hyperkeratosen zur Vermeidung dadurch bedingter Hautschädigungen wie Rhagaden, Entzündungen und Ulzerationen. Des Weiteren dient die Bearbeitung der Nägel der Vermeidung von drohenden Schäden an Nagelbett, Nagelwall und Nagelfalzen.

• Barbara von Wirth M.A.

Korrespondenzadresse Barbara von Wirth M. A., Fachjournalistin Rüsbergstr. 20c, 58456 Witten bvwirth@t-online.de

Alle zitierten Links finden Sie zum Erscheinungsdatum auf unserer Homepage : www.podologie.de.

www.g-ba.de/downloads/40-268-6371/2020-02-20_HeilM-RL_ Podologische-Therapie_TrG.pdf 2 www.doctors.today/kinder/a/auch-an-nervenschaeden-denken-1638900 3 www.gelbe-liste.de/krankheiten/polyneuropathie 4 www.aerzteblatt.de/archiv/196134/Hereditaere-Neuropathien 5 www.medmedia.at/neurologisch-ausg/vaskulitische-neuropathien-und-neuropathien-bei-kollagenosen/ 6 www.klinikum.uni-muenchen.de/Friedrich-Baur-Institut/de/ krankheitsbilder/vaskulitische_neuropathie/index.html 7 www.gesundheits-lexikon.com/Knochen-Gelenke-Sehnen-Muskeln-Bindegewebe/Rheumatoide-Arthritis/Folgeerkrankungen.html 8 www.rheumaliga.ch/rheuma-von-a-z/lupus 9 www.msdmanuals.com/de-de/heim/knochen-,-gelenk-und-muskelerkrankungen/autoimmunerkrankungen-des-bindegewebes/ systemische-sklerodermie 10 www.nervenschmerz-ratgeber.de/ursachen-symptome/weitereursachen-nervenschmerzen/ 11 www.thieme.de/de/neurologie/small-fiber-neuropathien-135579.htm 12 www.rheuma-liga.de/unser-einsatz/rheumaforschung/aktuellesaus-der-rheumaforschung/detailansicht/small-fiber-neuropathieein-blick-auf-die-schmerzforschung 13 ebenda 14 www.ukw.de/medizinische-klinik-ii/rheumatologie-immunologie/ schwerpunkte/kollagenosen/ 15 https://neurologie-neuer-wall.de/medikamente-die-eine-poly-

ALKOHOL: EIN NERVENGIFT! Chronischer Alkoholkonsum schädigt die Nerven. So beruht eine Alkohol-assoziierte Polyneuropathie zum einen auf dessen direkter toxischer Wirkung; zum anderen greifen Abbauprodukte des Alkohols wie zum Beispiel Acetaldehyde die Nerven an. Hinzu kommen oxidativer Stress und bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit oftmals eine Mangelernährung (hier fehlt es vor allem an Vitamin B).16 In der Folge zeigen sich Symptome wie eine Schwäche der unteren Extremitäten, eine Abschwächung der Muskeleigenreflexe, distale Muskelkrämpfe, Parästhesien, brennende Sensibilitätsstörungen (Dysästhesien), eine verminderte Oberflächensensibilität, ein eingeschränktes Vibrationsempfinden sowie Taubheitsgefühle und Schmerzen. Darüber hinaus können Ödeme und trophische (die Ernährung des Gewebes betreffende) Veränderungen der Haut auftreten. In manchen Fällen zeigt sich außerdem eine Hyperpigmentation oder auch Ulzeration der Epidermis.17

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neuropathie-verursachen-koennen/

www.aerzteblatt.de/archiv/196135/Polyneuropathien www.aerzteblatt.de/archiv/28332/Serie-Alkoholismus-Alkoholassoziierte-Organschaeden 16 17

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Für die Praxis

Foto: Pormezz, Adobe Stock

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Ergonomie: Richtig sitzen, stehen, tragen

Grafik: HELLMUT RUCK GmbH

Eines haben Podolog*innen und Journalist*innen gemeinsam: Sie sitzen viel bei der Arbeit. Doch ist die Sitzhaltung auch gesund? Was kann an der eigenen Sitzhaltung noch verbessert werden? Diesen und weiteren Fragen widmete sich der Online-Kurs "Das A und O der Arbeitsergonomie" der RUCK Akademie.

E

r wurde direkt aus der RUCK Erlebniswelt am Stammsitz der Hellmut Ruck GmbH in Neuenbürg unter Leitung der Kosmetikerin und Fachreferentin Elke Roos übertragen und von einer ebenfalls eingeblendeten Präsentation begleitet. So wurde die Theorie zum ergonomischen Arbeiten in der podologischen Praxis sowie auf Basis von Haus- bzw.

Seniorenheimbesuchen mit Live-Vorführungen untermalt.

Ergonomie – Definition und Bedeutung Was ist Ergonomie? Und warum ist sie so wichtig? Diese Fragen läuteten den Theorie-Teil ein. Zur Ergonomie, also der Wissenschaft zur Gesetzmäßigkeit menschlicher bzw. automatisierter Arbeit, gehören Arbeitsbedingungen, der Arbeitsablauf und die Anordnung der zu greifenden Gegenstände. Die Ausstattung der podologischen Praxis besteht aus den Behandlungsmöbeln, nämlich Behandlerstuhl und Patientenliege, sowie Schränken, Geräten und Instrumenten. Das Publikum lernte: Trapezgriffe an Instrumenten sind ergonomischer, da sie weniger Kraftaufwendung erfordern und dadurch die Arme entlastet werden.

Die Anordnung erfolgt idealerweise in einem Halbkreis, in dem die Patientenliege – aus Behandler*innensicht – schräg links steht und Schränke, Geräte und Instrumente sich schräg rechts befinden. Es gilt das Prinzip der kurzen Wege, sodass sowohl Instrumente als auch Füße höchstens eine Armlänge entfernt sind.

Aus gesundheitlichen Gründen spielen am Arbeitsplatz Podologiepraxis auch Umgebungsvariablen eine Rolle, die Elke Roos explizit nannte: ■ helles, aber nicht zu grelles Licht, um das Arbeitsfeld optimal einsehen zu können ■ Akustik: vor allem auf die Lautstärke, also eine angenehme Dezibelzahl der eingesetzten Podologie- oder Ultraschallgeräte, kommt es an ■ Klimatisierung – eine Temperatur von ca. 22 oC empfinden die meisten als passend ■ Regelmäßiges Lüften des Behandlungsraums Die Umgebungsvariablen tragen dazu bei, psychische und physische gesundheitliche Belastungen zu vermindern.

Zum Schutz des menschlichen Muskel-Skelett-Systems vor Über- oder Unterforderung sei es auch wichtig, so erklärte die Referentin, die Arbeitsposition immer wieder zu ändern und

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Die drei Greifräume, mehr dazu verrät S. 32

im Wechsel stehend und sitzend zu arbeiten. Auf diese Weise schleiche sich erst gar keine Fehlhaltung ein und der Körper bleibe in Bewegung. Die Expertin wies in diesem Zusammenhang besonders darauf hin, dass sportliche Ausgleichsbetätigungen wie Fahrradfahren oder Spazierengehen zum eigenen Wohlergehen bedeutsam sind. Menschen mit wenig Zeit empfahl sie, zwischendurch kurze Entspannungsübungen wie „Ich weiß nicht“ durchzuführen, die selbst während der Behandlung möglich sind.

DIE ÜBUNG „ICH WEISS NICHT“ Bei dieser speziellen Übung legen Sie die Oberarme an den Körper an.

Dann ziehen Sie die Schultern hoch, um so besonders geforderte Muskelpartien zu entspannen und für eine bessere Körperhaltung zu sorgen. Aber auch Ihre Bandscheiben werden entlastet. Da diese von Bewegung leben, wirkt sich zudem ein Wechsel von sitzender und stehender Arbeitsposition verschleißmindernd aus.

Ungünstige Verhältnisse am Arbeitsplatz oder auch Bewegungsmangel können nämlich schlimme Folgen haben. Weil der Ausfall der eigenen Arbeitskraft möglicherweise über längere Zeit enorme Geldeinbußen bedeutet, kann das im schlimmsten Fall zur Schließung der Praxis führen. Eine ergonomische Arbeitsweise trägt deshalb dazu bei, mögliche Berufskrankheiten zu vermeiden.

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Für die Praxis

Ergonomie für Sie Die richtige Nutzung der Arbeitsmöbel im Behandlungszimmer beugt solchen Erkrankungen vor. Am Behandlerstuhl ist daher eine flexible Rückenlehne von Vorteil, da sie die Bandscheiben in Bewegung hält. Die Unterseite der Rückenlehne endet etwa auf Höhe der Hüften und dem Ende der Lendenwirbelsäule. Auch diese optimale Sitzhaltung schützt Rücken und Bandscheiben, wie in der Live-Vorführung aus der RUCK Erlebniswelt gut zu sehen war. Konkret zeigte die WebinarLeiterin anhand eines höhenverstellbaren Behandlerstuhls, wie die Rückenlehne exakt an den eigenen Körper angepasst wird.

Der gezeigte Stuhl war daher höhenverstellbar. Zudem sollte der ergonomisch ideale Arbeitsstuhl kippsicher und drehbar sein, um mit einer kurzen Bewegung die podologische Ausstattung in griffbarer Reichweite zu haben.

Zudem bleibt ein Fingerbreit Platz zwischen dem Ende der Sitzfläche und den Kniekehlen. Die Füße bleiben flach auf dem Boden und stehen zur Entlastung vor allem des unteren Rückens und der Beine idealerweise im 90-Grad-Winkel.

TIPP Diese Haltung wirkt sich positiv auf die Arbeitsgesundheit aus: ■ Die Bandscheiben bleiben in Bewegung und verschleißen weniger ■ Die Blutgefäße bleiben offen ■ Es sammelt sich kein (zusätzliches) Wasser im Körper an – optimal für das perfekte Arbeiten am Fuß.

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Ebenso live vorgeführt wurde eine ergonomisch günstige Einstellung der Patientenliege. Sie sollte über zweigeteilte Fußteile verfügen und verschiebbar sein, auch nach außen. Auf diese Weise lässt sie sich an Ihre Armlänge anpassen, sodass sich beide zu behandelnden Füße in Ihrer Reichweite befinden. Das gewährleistet das wenig belastende seitliche Arbeiten. Wichtig ist zudem, dass sich die Liege hochfahren lässt, damit Sie sich zwischen sitzender und stehender Arbeitsweise abwechseln können. Des Weiteren sollte sich die Liege an die Beinlänge der Patient*innen anpassen lassen können.

Gleichzeitig werden durch diese Einstellungen aber auch die Voraussetzungen für eine ergonomische Armhaltung sowohl im Sitzen als auch im Stehen geschaffen. Die Arme bewegen sich dann unterhalb der lockeren Schultern, denn das ergonomisch ideale Arbeitsfeld befindet sich etwa auf Ihrer Bauchnabelhöhe.

Dadurch erreichen Sie mit einer runden Armhaltung während der podologischen Behandlung den ersten Greifraum, in dem die am häufigsten genutzten Instrumente liegen. Beim Anwinkeln des Arms greifen Sie auf den zweiten Greifraum mit den für die Behandlung notwendigen Materialien zu. Der dritte Greifraum ist mit ausgestrecktem Arm erreichbar. Hier stehen Materialien, die seltener eingesetzt werden. Diese Einteilung sorgt dafür, dass eine Überbelastung der Arme ausbleibt und auch die Schultern geschont werden. Grundsätzlich gilt, dass alle notwendigen Gerätschaften nach Möglichkeit höchstens eine Armlänge vom Behandlerstuhl entfernt stehen sollten.

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Für die Praxis Ergonomisches Arbeiten bei ambulanter Behandlung Werden Patient*innen zu Hause behandelt, spielen weitere Faktoren eine Rolle. Zum einen müssen die notwendigen Arbeitsmaterialien zu den Patient*innen transportiert werden.

Zum anderen muss mithilfe der Gegebenheiten vor Ort, etwa Stühlen oder Leuchten, eine möglichst ergonomische Arbeitsumgebung improvisiert werden. Beim Transport der notwendigen Ausrüstung ist darauf zu achten, dass sie den Körper nicht durch zu viel Gewicht belastet. Ein Zuviel widerspricht der Arbeitsergonomie. Als Positiv-Beispiel nannte Elke Roos einen leichten Aluminiumhocker statt einer schwereren Sitzgelegenheit. Die Kontrolle des Tascheninhalts zu Beginn jedes Arbeitstags bietet zudem die Möglichkeit zu prüfen, ob alle Instrumente und Materialien vorhanden sind oder ob etwas fehlt.

Für den Transport, lernte und beobachtete das Publikum, wird der Tragegurt der Tasche oder des Rucksacks diagonal von der Schulter der einen Körperhälfte zur Hüfte auf der anderen getragen. Dadurch verteilt sich das Gewicht gleichmäßiger auf Schultern, Hüfte und Hand. Beachtet werden muss die Gurtlänge. Die für Sie individuell optimale Länge können Sie selbst abmessen. Als Maßgabe gilt, dass der Gurt so lang sein sollte wie Ihr Arm mit ausgestreckter Hand. Dieses Verfahren wurde in der begleitenden Präsentation sehr anschaulich dargestellt.

Roos empfahl zudem, zum Anheben der Transporttasche in die Knie zu gehen, um einer Überbeanspruchung des Rückens und der Schultern aus dem Weg zu gehen.

Tipps – Patienten ambulant behandeln Zum Schluss ging Elke Roos darauf ein, wie mit den Möglichkeiten in der Räumen der Patient*innen ergonomisch gearbeitet werden kann. Zurückgegriffen wird auf das vorhandene Mobiliar, also etwa Stühle und Sessel. Diese können Sie mit Polstern so vorbereiten, dass Sie wieder in ergonomischer Haltung behandeln können. Sollte kein Polster zur Verfügung stehen, tut es auch ein Bügelbrett mit Handtuch. Sitzen Sie möglichst aufrecht und halten Sie die Arme zur Entlastung des Rückens unter den Schultern. Sollte es aufgrund der Gegebenheiten vor Ort nicht möglich sein, hilft eine Fußstütze aus leichtem Material, die Füße flach und im 90-Grad-Winkel aufzustellen. Wie in der Praxis auch wird das Arbeitsfeld wie mit circa zwei Metern Platz im Halbkreis aufgestellt, sodass jedes Instrument und das gesamte Material wieder höchstens eine Armlänge entfernt liegen.

In der abschließenden PowerPoint-Präsentation wurden Tipps und Tricks noch einmal übersichtlich zusammengefasst: ■ Lockere Schulter zur Entlastung des Rumpfes ■ Zwischendurch die Ich-weiß-nicht-Übung zur Entspannung ■ Füße immer flach auf den Boden stellen ■ Auf eine runde Haltung der Arme achten und ■ Die ergonomische Haltung immer wieder überprüfen.

Der nächste Online-Kurs zum Thema „Das A und O der Arbeitsergonomie“ mit Elke Roos findet am Freitag, den 7. Mai von 12.00 bis 13.30 Uhr statt. Die Teilnahme ist gratis.

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Elke Roos, Kosmetikerin und Fachreferentin, teilte ihr Ergonomie-Wissen mit dem Publikum.

IHRE ERGONOMISCHE PRAXIS IM INTERNET PLANEN Im RUCK-Onlineshop haben Sie die Möglichkeit, Ihr Traum-Praxismobiliar mit dem Konfigurator individuell zusammenstellen. Ausstattung, Facheinteilung, Zubehör – das alles lässt sich Klick für Klick in 3D-Darstellung verändern. So können Sie Praxismöbel optimal auf Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen und dann, wenn alles passt, bestellen. : https://www.hellmut-ruck.de/raumkonzepte/

Mehr Informationen, die Anmeldemöglichkeit sowie weitere Kurse finden Sie unter : www.hellmut-ruck.de/bildung/ ruck-akademie/online-kurse

Dorothea Thiemann

Weiterlesen: : https://www.hellmut-ruck.de/unternehmen/livevideoberatung/ - RUCK Erlebniswelt mit Videos

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Für die Praxis

Bei Diabetes die Nieren schützen!

Tipps für Patient*innen

solche Abbauprodukte zu fassen, lassen sie diese nicht einfach passieren. Sie sieben sie ab und geben sie gemeinsam mit dem abgefilterten Harn in die Harnwege.

Quasi nebenbei sind die Nieren zudem für die Produktion einiger lebenswichtiger Hormone verantwortlich. So stammen aus den Nieren und Nebennieren beispielsweise: ■ Renin (zur Blutdruckregulation) ■ Ery thropoetin (steuert die Herstellung roter Blutkörperchen) ■ Calcitriol (physiologisch aktive Form von Vitamin D3) ■ Adrenalin und Cortisol (Stresshormone) ■ Dopamin (zur Verständigung der Nervenzellen im Gehirn)

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ie Nieren sind ein wahres Wunderwerk der Biologie: Fast unscheinbar liegen sie unterhalb des Zwerchfells zu beiden Seiten der Wirbelsäule – und übernehmen für den Körper doch zentrale Aufgaben. Welche sind das?

Die wahrscheinlich bekannteste Funktion der Nieren ist es, überschüssiges Wasser aus dem Blutkreislauf zu filtern. Dabei arbeiten sie aber nicht nur als das Sieb an sich. Sie erkennen und regulieren auch, wann Flüssigkeit und Stoffe wie Magnesium, Calcium und Co. ausgeschieden oder besser zurückbehalten werden.

Die Nieren beeinflussen damit sowohl den Wasserund Elektrolythaushalt als auch den Blutdruck und den pH-Wert im Blut.

Darüber hinaus prüfen die Nieren das Blut auf schädliche Substanzen, die im Zuge von Stoffwechselprozessen entstanden sein könnten. Bekommen die Poren in den Nierenkörperchen

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Foto: natali_mis, Adobe Stock

Die Arbeit der Nieren nehmen wir oft einfach als selbstverständlich hin. Meist ändert sich das auch erst, wenn uns die Nieren gesundheitliche Probleme bereiten. Ausgerechnet Menschen mit Diabetes scheinen dafür prädestiniert zu sein: Bei dieser Erkrankung kommt es einer Schätzung der Deutschen Diabetes Gesellschaft zufolge bei bis zu 40 Prozent der Patienten zu Nierenschäden. Ein genauer Blick auf die Aufgaben der Nieren klärt die Frage, wie Sie Ihre Patient*innen beraten können.

Diese vielfältigen Aufgaben nehmen maßgeblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unzählige Vorgänge im Körper. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch: Sobald die Nieren angegriffen sind, kann es zu diversen gesundheitlichen Problemen und Beschwerden kommen.

Wie Diabetes den Nieren zusetzt Wer an Diabetes leidet, hat mit einer chronischen Störung des Stoffwechsels zu kämpfen, die zu einem erhöhten Blutzuckerwert führt. Diese große Menge an Zucker im Blut verursacht neben vielen anderen Symptomen auch Schäden an den Nieren.

Konkret bedeutet das: Die Filterporen im Nierengewebe halten dem Zucker nicht auf Dauer stand und werden zunehmend durchlässig – auch für Substanzen, die eigentlich im Organismus verbleiben sollen. Die Nieren reinigen und filtern das Blut nicht mehr ausreichend. Ärzte sprechen in diesem Fall von einer sogenannten diabetischen Nephropathie. Bemerkbar macht sie sich leider oft erst, wenn die Schäden bereits so weit fortgeschritten sind, dass sie dauerhaft die normale Funktion der Nieren einschränken.

Nachweisen lässt sie sich aber tatsächlich schon früher: Durch regelmäßige Urinuntersuchungen kann der Arzt einer Schädigung der Nieren auf die Schliche kommen.

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Steht die Diagnose Diabetes fest, ist es entscheidend, die Erkrankung entsprechend zu behandeln. Betroffene sollten regelmäßig zum Arzt gehen und sich an die vorgegebene Behandlung halten. Nur ein gut eingestellter Blutzucker kann langfristige Folgen einer Diabetes-Erkrankung abwenden. Im Fall der Nieren spielt darüber hinaus die regelmäßige Vorsorge eine Rolle. Da die Nierenschäden vom Betroffenen anfangs gar nicht wahrgenommen werden, liefert hier die jährliche Urinuntersuchung wichtige Hinweise auf den Zustand der Nieren.

Um die Nieren dauerhaft zu schonen, können Betroffene außerdem diese Tipps umsetzen:

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Foto: natali_mis, Adobe Stock

Für die Praxis

Der Urin eines Betroffenen weist ein spezielles Eiweiß auf, das Albumin.

Albumin ist für den Transport anderer Moleküle im Blut verantwortlich und kommt normalerweise nicht im Urin vor. Im Fall einer diabetischen Nephropathie ist das Filtergewebe in den Nieren aber so in Mitleidenschaft gezogen, dass es auch das Albumin passieren lässt. So wird das Protein fälschlicherweise gemeinsam mit dem Harn ausgeschieden.

Je weiter die Nierenschäden voranschreiten, desto mehr vergrößert sich auch die Menge an Albumin, die bei Tests im Urin nachgewiesen wird. Im weiteren Verlauf machen zusätzliche Warnsignale wie Wassereinlagerungen und ein erhöhter Kreatininwert im Blut hellhörig. Unbehandelt zieht die Nephropathie letztendlich eine Niereninsuffizienz nach sich – die in vielen Fällen eine regelmäßige Dialyse („Blutwäsche“) oder schlimmstenfalls sogar eine Transplantation notwendig macht. Eine frühzeitige Vorsorge und im Fall einer Diagnose die passende Behandlung sind hier entscheidend.

Die Grundlage aller Maßnahmen bilden zwei Säulen: die Therapietreue und die Vorsorge.

Was Menschen mit Diabetes für ihre Nieren tun können Einer Nephropathie sind Diabetiker*innen keineswegs schutzlos ausgeliefert. Sie selbst können viel zur Nierengesundheit beitragen.

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■ auf Rauchen und Alkohol verzichten ■ Nikotin und Alkohol können generell die Entstehung von Nierenerkrankungen fördern. Insbesondere mit Diabetes ist es daher wichtig, auf den Konsum beider Stoffe zu verzichten – oder ihn zumindest weitestgehend zu reduzieren.

■ Blutdruckkontrolle und -regulation ■ Erhöhter Blutdruck belastet die Nieren und schädigt sie unter Umständen zusätzlich. Deswegen muss es im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung auch darum gehen, den Blutdruck im Blick zu behalten und gegebenenfalls medikamentös einzustellen.

■ Behandlung zu hoher Blutfettwerte ■ Gleiches gilt im Fall einer Dyslipidämie, also einer ungünstigen Zusammensetzung der Blutfettwerte. Hier sind ebenfalls engmaschige Kontrollen und bei Bedarf eine medikamentöse Therapie angezeigt.

■ regelmäßige Bewegung ■ Körperliche Aktivität kann den Nieren auf zweierlei Weise zugutekommen. Zum einen reduziert regelmäßige Bewegung beim Gesunden die Wahrscheinlichkeit eines Diabetes vom Typ zwei. Zum anderen trägt sie generell dazu bei, Übergewicht abzubauen und damit auch den Blutdruck in normalen Grenzen zu halten.

■ Anpassung der Ernährung ■ Wer mit Diabetes und Nierenproblemen zu kämpfen hat, sollte außerdem einen genauen Blick auf den Speiseplan werfen. Eine Ernährung mit möglichst wenig gesättigten Fettsäuren (in tierischen Produkten) und Kochsalz wirkt sich in vielen Fällen positiv auf Blutdruck, Blutfette und damit auch die Nieren aus.

Gegebenenfalls empfiehlt der Arzt auch die Supplementierung von Vitamin D. Erste Studien weisen darauf hin, dass die Gabe von Vitamin D das Auftreten von Nierenschäden bei Diabetes verringern könnte.

Sie merken: In jedem Fall ist es wichtig, bei Diabetes aktiv zu werden. Ermutigen Sie Patienten dazu, Arzttermine wahrzunehmen, sich an die Behandlung zu halten und gegebenenfalls selbst die Nieren anzusprechen. Bei regelmäßiger Kontrolle und optimaler Behandlung besteht auch bei Diabetes und daraus resultierenden Nierenschäden eine gute Prognose.

• Jenni Graf

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Berufserfolg

Podologie und Social Media: Eine neue Chance zum Netzwerken

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Foto: Redpixel, Adobe Stock

Sind Sie schon in den sozialen Medien aktiv? Spätestens, seitdem es im echten Leben kaum noch Weiterbildungsmöglichkeiten gibt, hat das Internet mit all seinen Plattformen an Attraktivität gewonnen. Einige davon haben sich unter Podolog*innen bereits einen guten Namen gemacht.

or allem für Ein-Mann- und Ein-Frau-Betriebe ist der Austausch wichtiger denn je. So gibt es auch ohne Messen und Tagungen die Gelegenheit, Gleichgesinnte kennenzulernen und sich gegenseitig mit Rat und Tat zu unterstützen. Bettina Meyer-Schmidtke aus Essen, Podologin und Sektorale Heilpraktikerin beschränkt auf das Gebiet der Podologie, schuf während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 „Podologen im Chat“, ein Forum zum Austausch unter Kollegen, und pflegt dieses täglich. Gleichzeitig finden regelmäßige Onlinemeetings per Zoom statt. Im Interview vermittelt sie ihre Erfahrungen.

Gesprächsbedarf deutlich größer ist. Dann habe ich die kleinste kostenpflichtige Version abonniert, die Kosten von ca. 17 Euro im Monat trage ich.

Podologie: Wie kam es zur Gründung der Gruppe „Podologen im Chat“?

Welche Themen werden da besprochen?

Meyer-Schmidtke: Ich hatte im März 2020 drei Wochen Urlaub, eine Kreuzfahrt, geplant. Diese konnte leider nicht stattfinden.

Das gab mir jedoch glücklicherweise die Möglichkeit, viel für die Praxis zu planen. Nachdem dann jede Menge Masken von mir genäht worden waren, hatte ich die Idee, mich mit Kollegen außerhalb von Facebook und den unterschiedlichen Gruppen auch mal persönlich auszutauschen. Ich hatte erste Erfahrungen mit Zoom sammeln können und habe dann am 27.3.2020 die erste Einladung auf Facebook in verschiedenen Gruppen ausgesprochen – zum virtuellen Stammtisch für Podologen. Aus diesem ersten Stammtisch habe ich dann mittels Facebook Messenger eine Teilnehmergruppe „Podologen im Chat“ gegründet.

Wann fing es mit den Onlinemeetings an?

Am 28.3.2020 fand das erstes Zoommeeting statt, seitdem gab es fast 30 Treffen. Nach drei Meetings mit der kostenlosen Version von Zoom (maximal 45 Minuten darf das Treffen dann dauern) zeigte sich, dass das nicht ausreichend war und der

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Wie viele Teilnehmer sind dabei?

Insgesamt sind zwischen 5 und 30 bei den Meetings aktiv dabei, der harte Kern besteht aus 10 bis 12 Personen. Sie stammen aus Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Immer wieder ein Kommen und Gehen … Gäste sind immer willkommen.

Bisher ging es um die Preisgestaltung für Privatpatienten, Erstbehandlung bei Neupatienten, Befundung, Anamnese, Behandlungsplan, Hygieneplan, sektoraler Heilpraktiker Podologie Vor-/Nachteile, Neue Verordnungsmöglichkeiten (NF/QF) und deren Fallstricke, günstige Einkaufsmöglichkeiten für Praxismaterialien etc. Es geht auch um private Sorgen und Nöte der Kollegen. Zuletzt war die neue Heilmittelverordnung 2021 ein Thema. Nicht immer haben wir ein festes Thema, manchmal ergab sich auch kurzfristig etwas.

Gibt es oder gab es Probleme bei den Onlinemeetings?

Ab und an gibt es Einwahlprobleme, mal keinen Ton, mal kein Bild. Meistens aber sind es Handhabungsfehler. Es ist ein sehr stabiles System.

Welche Spielregeln sollten beachtet werden?

Wir legen Wert auf ein freundliches Miteinander, keine Verurteilung einer anderen Meinung, alle sollten ausreden lassen,

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nicht nur reine Zuhörer sein, sondern auch zur Interaktion bereit. Wichtig: Es gibt keinen „Zickenkrieg“. Besonders schön: Mein virtueller Stammtisch war auch Inspiration für andere.

Fotos: Königsberger (li.), Meyer-Schmidtke

Wo alte Hasen Küken aufbauen Eine Teilnehmerin aus der Chatgruppe berichtete, dass sie sich erst zu Corona-Zeiten mit den sozialen Netzwerken zu beschäftigen anfing. Ihr fielen die Diskussion und der (Zitat) „Krieg zwischen den Fußpflegern und Podologen“ negativ auf. Im Forum „Podologen im Chat“ fand sie sich hingegen unter Gleichgesinnten wieder und wurde freundlich aufgenommen. Ihre Erfahrung: „Hier wird sich auf Augenhöhe ausgetauscht. Die liebevoll ,Küken` Genannten werden von den ,alten Hasen` unterstützt und man kann auch mal etwas loswerden, was nicht beruflich ist. So ist es für jeden der Teilnehmer ein Gewinn.“ Besonders hervorzuheben ist beim Forum „Podologen in Chat“, dass niemand still mitliest. Alle bringen sich und ihr Wissen aktiv ein. So wurde kurzerhand eine Fortbildung zum Thema „Neue HMV im Januar“ organisiert – kostenfrei und sehr informativ. Kollegen stellten ihre selbst zusammengestellten Qualitätsmanagement-Listen zur Verfügung und nahmen einen enormen Aufwand auf sich, um anderen zu zeigen, wie sie mit diesem Thema umgehen. Auch legten einige Aktive anderen ans Herz, die Preise nach oben anzupassen. Stolz berichteten diese später, dass es „gar nicht so schlimm“ gewesen sei und die Patienten „Verständnis aufgebracht“ hätten.

Weitere Beispiele: Austausch auf WhatsApp, Infos über YouTube

Foto: Kurhan, Adobe Stock

Foto: Redpixel, Adobe Stock

Berufserfolg

In Hameln gibt es eine WhatsApp Gruppe „Podologen im Weserbergland“. Hier wurden im ersten Lockdown die Informationen vom Gesundheitsamt getauscht, Masken-Einkaufstipps verteilt, Tipps und Fragen rund um die neue Heilmittelverordnung geteilt. Auch hier sehen sich die Teilnehmenden nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegen. Alle haben ausreichend Patienten und so kann es schon mal vorkommen, dass jemand eine Anfrage für einen Hausbesuch auf HMV stellt – mit der Bitte, mitzuteilen, wer denn noch aufnehmen könne. Für die Patienten eine echte Bereicherung: Sie müssen nur eine Praxis anrufen, die, wenn sie keine Kapazitäten mehr frei hat, sich einfach darum kümmert, dass sie behandelt werden. Das ist gelebte Vernetzung.

Im Bereich Social Media bereits seit Jahren sehr aktiv ist Andrea Königsberger, Podologin und Wundmanagerin aus Fernwald in Hessen. Ihr YouTube-Kanal „Podologie und mehr“ erfreut sich großer Beliebtheit. Im Interview berichtet sie, wie sie dazu kam, und teilt ihre Erfahrungen.

Andrea Königsberger, die auf YouTube den Kanal "Podologie und mehr" mit Leben füllt – zu finden unter https://www. youtube.com/channel/UCmHzoAqtSiZ-wUOXiYjyERQ

Bettina Meyer-Schmidtke – wer sich für den Chat interessiert, kann über Facebook oder per Mail über info@podologie-inessen.de Kontakt aufnehmen

lernen! Ich brenne für den Beruf und ich möchte, dass jeder weiß, was wir können und was wir alles leisten. Der Kanal ist eigentliche nicht für das Fachpersonal gedacht, er richtet sich an Otto Normalverbraucher, der ein Problem mit den Füßen hat und nicht mehr weiterweiß. Wo suchen die meisten Menschen heutzutage nach Hilfe? – Im Internet. Wenn man Hilfe in Form eines Videos anbietet, können es viele in Anspruch nehmen. Sie können Fragen stellen, bekommen natürlich auch eine Antwort von mir.

Welche Medien nutzen Sie für das Thema Podologie?

Mein YouTube-Kanal „Podologie und mehr“ ist mein Hauptkanal. Da stecke ich die meiste Zeit und Energie rein. Vor kurzen habe ich auch auf TikTok unter @podologinandrea begonnen, einminütige Videos zum Thema Füße allgemein und deren Veränderungen zu veröffentlichen. Für die anderen Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat fehlt mir die Zeit. Ich arbeite in Vollzeit in meiner Praxis und mache die Sozialen Medien nebenbei. Viele vergessen, wie zeitintensiv die Produktion eines Videos ist, mit Recherche, Drehen, Schneiden, grafischen Elementen, Veröffentlichen und der Internetoptimierung. Ich brauche für ein YouTube-Video ungefähr zwei Wochen. Bei TikTok geht es schneller, da brauche ich nur ein paar Stunden für ein Video.

Podologie: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen YouTube-Kanal zu nutzen, was ist das Ziel?

Ich habe meinen Kanal „Podologie und mehr“ 2017 begonnen, weil ich Spaß daran habe, den Menschen den Beruf näherzubringen. Die Menschen sollten ihre Füße wieder mehr schätzen

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Foto: j-mel, Adobe Stock

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Auf YouTube sind es mittlerweile über 13.000 Abonnenten und auf TikTok sind es ca. 5000 Follower. Ich finde es toll, dass ich so viele Menschen für das Thema Fuß begeistern konnte. Ich bekomme immer wieder Anfragen zu speziellen Fußthemen und ich bemühe mich auch, diesen Menschen zu helfen.

Wie sollte die ideale Vernetzung eines Podologen aussehen?

Eine ideale Vernetzung gibt es nicht, es hapert immer wieder irgendwo. Man sollte auch unterscheiden, ob es eine Vor-OrtVernetzung für das tägliche Arbeiten sein soll oder eine überregionale öffentliche Vernetzung mit Kollegen und Interessenten. Beispiele für eine Vor-Ort-Vernetzung wären zum Beispiel: Kooperationen mit Krankenhäusern, diabetologischen Praxen, anderen Podologen im Umkreis, Orthopädischen

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Schuhtechnikern, Fußnetzen sowie Schulen, wenn eine vor Ort ist. Somit kann der Podologe die bestmögliche Versorgung für seine Patienten gewährleisten.

Bei der überregionalen öffentlichen Vernetzung muss man sich im Klaren sein, dass man die Personen, mit denen man sich vernetzt, nur sporadisch trifft oder gar nicht persönlich kennt.

Wenn man sich, so wie ich, im öffentlichen Raum (YouTube, TikTok usw.) bewegt, muss man mit Anfeindungen, Beschimpfungen und Tadeleien rechen und damit auch zurechtkommen.

Wenn man Öffentlichkeitsarbeit macht, ist man immer auf der Abschussliste von irgendjemanden. Das Internet anonymisiert vieles und die Hemmschwelle ist sehr gering.

Wie sind die Reaktionen auf Aktionen? Was waren die schlimmsten?

Großteils sind die Reaktionen sehr positiv. Ich beantworte gerne die Fragen meiner Zuschauer und habe dadurch schon vielen mit Fußproblemen helfen können. Es gibt auch Kollegen, die es gar nicht gutheißen und meinen Kanal am liebsten schließen würden. Ich sei nicht professionell genug und verwende nicht genügend Fachsprache. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und gehe meinen Weg weiter. Sie versuchen dann, mich öffentlich bloßzustellen.

Die schlimmste Reaktion auf meinem Kanal war, circa ein Jahr nach Beginn, ein Shitstorm von spanischen und brasilianischen Podologen. Diese haben nicht verstanden, dass wir nicht betäuben dürfen und eingewachsene Nägel ohne Betäubung behandeln. Die Schimpfwörter und die Beleidigungen möchte ich hier nicht aufführen. Das war so ein Punkt, wo ich an meiner Arbeit zweifelte, der mich ins Wanken brachte. Ich überlegte auch, ob ich den Kanal schließen sollte. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich von denen nicht unterkriegen lasse und ich mache mein Ding weiter, egal was kommt! Ich habe auch schon Beleidigungen von einem Berufsverband einstecken müssen, mittlerweile juckt mich das nicht mehr. Mit der Zeit bekommt man ein dickes Fell. Jetzt lösche ich Kommentare, die beleidigend und demütigend sind und rege mich nicht mehr über die Verfasser auf.

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Foto: priscilla-du-preez, unsplash

Welchen Erfolg hatten Sie hiermit bisher?

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Berufserfolg Kann man damit Geld verdienen?

Foto: j-mel, Adobe Stock

Viel Geld kann man mit so einem Kanal nicht verdienen.

Zurzeit sind es circa 150€ im Monat, das deckt nicht einmal die Produktionskosten für die Videos. Viele glauben, dass man damit reich wird, dies trifft aber erst ab einer Abonnentenzahl von über einer Million zu. Bis dahin habe ich noch etwas Zeit!

Mit Produktpräsentationen habe ich bisher kein Geld verdient, da ich fast alle Anfragen abgelehnt habe. Oft war der Grund, dass das Produkt oder die Firma nicht gut waren. Es ist für mich wichtig, dass ein Produkt oder eine Firma, die ich vertrete, einen Weg hat, den ich auch gehen möchte und dieses guten Gewissens vertreten kann.

Was bringt es Ihnen dann, im Netz aktiv zu sein?

Ich mache es, weil ich Spaß und Freude daran habe, mein Wissen mit der Community zu teilen und weiter zu wachsen. Somit wächst auch die Bekanntheit unseres Berufes.

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All diese Beispiele sollen dazu anregen, aktiv zu werden und sich zu vernetzen. Übrigens sind auch die Online-Fortbildungen der VNM Akademie ein hervorragendes Angebot mit interessanten Themen!

Internet: : www.podologie-akademie.de

Korrespondenzadresse Maike Sörensen, Podologin & Heilpraktikerin beschränkt auf das Gebiet der Podologie Erichstrasse 2, 31785 Hameln E-Mail: podologie-soerensen@gmx.net Internet: www.podologie-akademie.de

Hand in Hand für gesunde Füße Gemeinsam sind wir noch besser – das gilt auch für Podolog*innen. Wer sich mit anderen Berufsgruppen vernetzt, erfährt nicht nur eine Bereicherung der eigenen Arbeit. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit gewährleisten Sie vor allem auch eine optimale Behandlung für ihre Patient*innen.

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nterdisziplinär ist nicht nur ein Modewort, sondern für jeden medizinischen Therapeuten ein Muss, um auf Dauer zufriedene Patienten zu erhalten", sagt Andreas Flinner vom Verband selbstständiger Podologen (VsP). Ein inspirierendes Beispiel für eine gelungene interdisziplinäre Kooperation von Podolog*innen mit anderen Fußprofis sind die Online-Kurse des in Bad Pyrmont praktizierenden Podologen Eskild Sörensen und der Berliner Physiotherapeutin Claudia Fröhlich. Der engagierte und vielfach vernetzte Podologe und die auf Kinderfüße spezialisierte Physiotherapeutin, die von sich sagt, interdisziplinäres Arbeiten sei ihr „Steckenpferd", haben sich zu einem Pilotprojekt zusammengetan: Gemeinsame Online-Workshops zur Entwicklung der Füße von der Kindheit und Jugend bis zum Erwachsenenalter – aus podologisch-physiotherapeutischem Blickwinkel betrachtet. „Mich hat schon immer beschäftigt, wie man die Fachbereiche zusammenbringt ", sagt Claudia Fröhlich,

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die „inkognito", wie sie sagt, auf dem Podologenkongress FUSS in Kassel war, um ihren Horizont zu erweitern. Mit Podologen verlinkt, berät sie diese zu Nägeln, Socken und insbesondere Schuhen ihrer Patienten. Die beiden Therapieberufe haben einige Schnittstellen, sagt sie. Bei ihrer Arbeit stoße sie immer wieder auf Befunde, bei denen sie als Physiotherapeutin nichts bewirken könne und empfehle ihre Patient*innen an Podolog*innen weiter, etwa bei Verdacht auf Rollnägel. Auch bei Kinderfüßen sehe sie infolge von Knick-Senk-Spreizfüßen häufig Druckschwielen oder Hühneraugen – Fälle für ihren Netzwerkpartner Eskild Sörensen. „Gerade was Kinderschuhe betrifft, haben Podologen eine große Beratungskompetenz, um Nageldeformitäten zu vermeiden", sagt Fröhlich. Die Physiotherapeutin und der Podologe stehen in ständigem Austausch, zentrale Fragen sind für beide: Was muss man sich gegenseitig an die Hand geben? Wie kriegen wir Symptome zusammen?

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Berufserfolg Stets ausgehend von konkreten Fällen, berät man gemeinsam, ob etwas behandlungsbedürftig ist oder nicht. Auf der interdisziplinär ausgerichteten Plattform therapieexperte.de haben die beiden Experten nun eine dreiteilige Webinar-Reihe angeboten, die sie über Social-Media-Kanäle, aber auch durch konkretes Zugehen auf Therapeuten bewarben. Während der Live-Kurse konnten die Teilnehmer über ein spezielles Tool Fragen stellen, die direkt beantwortet wurden. Thema der drei Module waren die Schnittstellen von Physiotherapie und Podologie bei Kinderfüßen, ihre Entwicklungsphasen und damit verbundene Probleme sowie podologisch-physiotherapeutische Therapieansätze. „Wir finden den Austausch unterschiedlicher Fachbereiche einfach spannend und unverzichtbar!", sagt Claudia Fröhlich.

Interview: Man muss seinen Platz in Netzwerken finden Eskild Sörensen arbeitet seit 13 Jahren als Podologe und betreibt eine Praxis in Bad Pyrmont. Er ist ein leidenschaftlicher Networker und plädiert für eine fachübergreifende Zusammenarbeit der Podologie mit anderen Bereichen. Sein Credo: „Es macht Spaß, über die eigenen Grenzen hinaus zu sehen und ein ganzheitliches Bild zu bekommen!"

Podologie: Welchen Stellenwert hat es für Sie als Podologe, sich mit anderen fußnahen Berufsgruppen zu vernetzen?

Eskild Sörensen: Die Idee der interdisziplinären Netzwerke ist einer der Grundbausteine in jedem Therapieberuf, denn für die bestmögliche Therapie reicht in der Regel ein einziger Fachbereich nicht aus. Als medizinischer Fußpfleger bin ich auf den Fuß spezialisiert, daher hat meine Arbeit viele Berührungspunkte mit anderen Berufen, besonders bei der Behandlung des diabetischen Fußes. Die zentrale Frage muss immer sein: Wo ist der Patient am besten aufgehoben? Für die optimale Behandlung von Patienten ist es enorm wichtig, dass ich mit anderen Spezialisten verlinkt bin, die da weitermachen, wo meine Kompetenz als Podologe an ihre Grenzen stößt.

Können Sie das konkretisieren?

Ein kleines Beispiel, das ich hochinteressant fand, verdeutlicht meine Idealvorstellung von fachübergreifendem Denken und der entsprechenden Vernetzung untereinander: Meine Mutter kam kürzlich mit einem Rezept für Physiotherapie vom Zahnarzt zurück! Dieser hatte erkannt, dass die Kiefer- und Zahnschmerzen meiner Mutter von starken Verspannungen im Nacken und Rücken herkommen. Ich habe mich sofort gefragt: Wo überall gibt es Schnittstellen bei Podologen? Hier sind zunächst mal natürlich die Ärzte zu nennen: Hausärzte, Dermatologen, Chirurgen, auch Orthopäden, zu denen ich meine Patienten zur Wundbehandlung, zur Kontrolle von Hautveränderungen usw. schicke. Ich rede einfach mit Ärzten, ich schlage etwa einem Chirurgen vor, sich mal anzusehen, wie ich behandle. Und wenn er dann sieht, dass man anstelle einer Emmert-Plastik mit Nagelresektion auch effektiv mit einer Nagelspange behandeln kann, wird er Patienten an mich empfehlen. Umgekehrt tue ich dies, wenn podologisch nichts mehr ausgerichtet werden kann. Ärzte sind also primäre Netzwerkpartner, sogar Psychologen haben hier ihren Platz.

Eskild Sörensen hielt beim Podologie-Kongress „Podo meets Wellness” u.a. ein Referat über Mykosen

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Ja, durchaus. Besonders für ältere Patienten, die allein leben und wenig Ansprache haben, ist der Besuch beim Podologen ja oft ein kleines Highlight, nicht nur, weil sie die Füße gemacht kriegen, sondern auch wegen des Gesprächs während der Behandlung. Diese Patienten schütten mir ihr Herz aus und oft komme ich bei der Arbeit dann an einen Punkt, an dem ich mich frage: Wo hört das Gespräch mit dem Podologen auf und es bedarf eines Experten? Ich arbeite ja Tür an Tür mit einem Psychologen, wir haben teils dieselben Patienten und tauschen uns oft aus. Dabei stelle ich immer wieder fest: Es sind oft dieselben Themen, mit denen wir konfrontiert sind! Ich bin ja auch Fachpädagoge für Schulen im Gesundheitswesen und habe Fragetechniken erlernt, die ich teils auch bei meinen Patienten anwende. In manchen Fällen ist es aber ratsam, dass man sich als Podologe an einen Psychologen wendet, der einordnet, ob etwas pathologisch ist und einer fachärztlichen Betreuung bedarf.

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Sie sehen Psychologen als Schnittstelle für medizinische Fußpflege?

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Berufserfolg

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Wo ist Networking für Podologen außerdem wichtig?

Man muss sich mit Experten austauschen, um das Optimum für die Patienten, aber auch für sich selbst zu erreichen. Ich networke zum Beispiel intensiv mit Altenheim- und Pflegedienstleitungen, weil ich von diesen Aufträge bekomme. Hier sind inzwischen richtige Freundschaften entstanden. In Altenheimen kooperiere ich mit Ärzten und Pflegenden, aber auch mit Angehörigen, welche die Therapie zuhause fortsetzen wollen.

Für den Therapieerfolg ist es von großer Bedeutung, dass die verschiedenen Therapeutengruppen gut zusammenarbeiten und dass auch die Patienten immer mit im Boot sind. Unverzichtbare Netzwerkpartner sind für mich als Podologen natürlich auch die Orthopädieschuhmacher, an die ich meine Patienten empfehl. Umgekehrt schickt auch der Orthopädieschuhmacher mir seine Kunden, wenn ihm zum Beispiel ein Hühnerauge auffällt. Es ist ja immer wechselseitig. Ich finde übrigens, als Podologe sollte man gesehen haben, wie Orthopädieschuhmacher vor Ort arbeiten.

Auch mit der Physiotherapie sind Sie auf Tuchfühlung gegangen – wie genau und wie kam es dazu?

Ja richtig, ich arbeite mit Claudia Fröhlich zusammen, einer Berliner Physiotherapeutin. Der Kontakt zu ihr kam über einen anderen Physiotherapeuten zustande, der mich fragte, ob ich Lust hätte, etwas für die Fortbildungsplattform zu machen, die er mit Kollegen betreibt. Ich machte daraufhin einen Podcast und lernte Claudia Fröhlich kennen. Gemeinsam machten wir dann einen weiteren Podcast zum Thema Kinderfüße und haben darüber nachgedacht, ob es noch weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt.

Netzwerken geht auch mit Mund-Nasen-Schutz – beim Podologie-Kongress „Podo meets Wellness”, der 2020 in Rotenburg an der Fulda stattfand.

Eskild Sörensen nutzte die Chance, andere Fußprofis kennenzulernen und Kontakte zu vertiefen.

Und wo sind die Schnittstellen zwischen Physiotherapie und Podologie?

Ganz einfach, es sind die Füße! Claudias Spezialgebiete sind ja Kinderphysiotherapie und Kinderfüße, also haben wir überlegt, wo es hier eine Überlappung gibt und wie wir kooperieren können. Tatsächlich kommen immer wieder Eltern mit ihren Kindern zu mir in die Praxis, denn Fußdeformitäten und Nagelverformungen fangen bereits bei Kindern an.

Wie genau sieht Ihre Zusammenarbeit mit der Physiotherapeutin aus?

Auf Grundlage dieses sehr neuen Ansatzes einer fachübergreifenden therapeutischen Betrachtung von Kinderfüßen hatten wir die Idee, online Live-Workshops zur Entwicklung der Füße und zu den Schnittstellen Kinder-Jugendliche-Erwachsene anzubieten. Das waren drei wöchentliche Module über je zwei Stunden. Insgesamt gab es etwa 50 Teilnehmer – Ärzte, Podologen, Physiotherapeuten – die uns ein sehr gutes Feedback gaben. Interessant war, dass auch osteopathische Aspekte in die Seminare miteingeflossen sind. Die Aufzeichnungen der drei Workshops kann man übrigens online kaufen.

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Claudia Fröhlich referierte beim Podologie-Kongress „Podo meets Wellness” über Kinderfüße

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Wie können Podolog*innen Netzwerke knüpfen und Kontakte herstellen?

Ich würde sagen, hier hilft es sehr, wenn man extrovertiert ist, auf Menschen und Kollegen zugeht, mit ihnen spricht. Dies ist sicherlich die Grundlage jeglicher Vernetzung. Mein Rat: rausgehen, Klinken putzen, mit Menschen sprechen, sich positionieren und so den eigenen Namen und die eigene Mission bekannt machen. Konkret heißt das etwa: zu Events gehen, insbesondere zu Veranstaltungen, die von Ärzten besucht werden. Ärzte haben Fortbildungszirkel, hier kann man zum Beispiel Vorträge zur Podologie anbieten. Ein guter Anlaufpunkt sind auch Therapeutenplattformen und interdisziplinäre Zusammenschlüsse. Auch innerhalb der Podologie sollte man Netzwerke bilden, ich tue das unter anderem mit den Herstellern, zu denen ich auf der Podologie-Messe Kontakte geknüpft habe. Im Auftrag von 3TO etwa mache ich seither Schulungen, dadurch bin ich schon um die Welt gereist. Last but not least ist auch der Standort der eigenen Praxis ein wichtiger Faktor.

Meine Praxis befindet sich mitten im Zentrum und vier Arztpraxen sind meine Nachbarn. Diese Ärzte treffe ich oft zufällig, etwa auf dem Parkplatz und schon hier knüpfe ich erste zwischenmenschliche Kontakte.

Wo findet man andere Profis zum Vernetzen?

Zum Beispiel auf Kongressen – hier kann man einen Vortrag halten und sich so vernetzen. Zu nennen sind natürlich auch die üblichen Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagramm usw. Man kann Zoom-Calls organisieren, man kann sich bei Verbänden anbieten: Wer zu diesem oder jenem Thema Input möchte, kann sich mit mir vernetzen.

Korrespondenzadresse Christine Preiherr, Fachjournalistin Blutenburgstr. 18, 80636 München preiherr@t-online.de

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Und wie finden Podolog*innen Räumlichkeiten?

Zunächst stellt sich die Frage: Mache ich etwas online oder offline? Ist letzteres der Fall, kommt es auch darauf an, ob sich mein Angebot an eine zahlende Zielgruppe richtet. Ich persönlich habe in Luxushotels, Vereinsheimen, podologischen Schulen u.a. Vorträge gehalten. In Frage kommen auch Sportvereine, Gesundheitszentren, Landfrauen und viele andere Möglichkeiten, wo man für einen kleinen Obolus agieren kann. Um sich erst einmal auszuprobieren, bietet sich aus meiner Sicht besonders Facebook an. Hier kann man eine Gruppe gründen und sondieren: Wo ist meine Zielgruppe? Ich habe beispielsweise in der Facebook-Gruppe „Zuckerjunkies" eine Live-Fragestunde für Diabetiker.

Worauf kommt es bei der interdisziplinären Zusammenarbeit an?

Voraussetzung ist, dass man die gleiche Wellenlänge hat und sich auf Augenhöhe begegnet. Man muss den eigenen Input vernünftig dosieren, nicht dominieren. Das Zusammen muss im Vordergrund stehen, nur so können smarte Ideen und eine sinnstiftende Synthese zustandekommen. Sinn der Kooperation ist es doch, Querverbindungen zu schaffen, die einem sonst verborgen bleiben! Im Seminar-Projekt mit Claudia Fröhlich hatte ich viele Aha-Erlebnisse, neue Blickwinkel und Einblicke in Meinungen aus anderen Fachbereichen. Daraus entsteht dann auch ein großer Mehrwert für die Kursteilnehmer sowie die Patienten.

• Die Weiterbildung „FUSSexperte” von Claudia Fröhlich und Eskild Sörensen können Sie auf : www.therapieexperte.de herunterladen.

Der Podologie-Kongress „Podo meets Wellness” der Podologie Akademie Sörensen findet vom 24.-26.09.2021 in Rotenburg an der Fulda statt. Information und Anmeldung: : www.podologie-akademie.de/unsere-akademie/ podologie-kongress/

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