DIE ZEILE 01 2020

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DIE ZEILE Nr. 1 / 2020

orte

FormatOst

Appenzeller Verlag

Toggenburger Verlag

edition punktuell

azin s g a M Das agshause erl V nn u s r e b d l el Schw

Philipp Probst schreibt jetzt Heimat-Liebesromane Hans HĂźrlemann kennt die Appenzeller Mundart wie kein Zweiter Ruth Monstein bringt das Thema Achtsamkeit in die Schulzimmer


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Abonnieren Sie das Appenzeller Magazin fßr nur Fr. 84.– (12 Ausgaben im Jahr). Bestellen: Tel. 071 353 77 55 www.appenzellermagazin.ch verlag@appenzellerverlag.ch


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Inhalt Wer liest da? Christine König Königlich unterwegs in zwei Welten Philipp Probst Liebe, Abenteuer, Drama Peter Eggenberger Eintauchen in eine Gegend voller ­Geschichten Hans Hürlemann Der Mundartkenner Peter K. Wehrli PKW und das Merkwürdige Ruth Monstein Jeden Tag mindestens eine Stilleminute Hans-Peter Studer Hundert Jahre Heiltätigkeit – der Berufsverband feiert Arman Weidenmann, Clemens Müller Das menschliche Streben nach Status Erika Pertzel Von Rüebli-Wurscht bis Brottorte

Selma bekommt Kontur Philipp Probst hat nicht einfach ein Buch geschrieben, er hat eine Figur zum Leben erweckt: Selma Legrand-Hedlund heisst die Hauptdarstellerin seines neuen Ro­ mans, und mit Trailer, Podcasts, Profilen auf Facebook und Instagram sowie Blogposts auf seiner Website gibt er ihr mehr und mehr Kontur. Man spürt die Freude des Basler Autors beim Erschaffen und Weiterentwickeln seiner Protagonistin. Ihr Gesicht zeigt er dennoch nur silhouettenhaft. So kann sich jede Leserin und jeder Leser ein eigenes Bild von Selma machen – und genau darum geht es doch beim Lesen. Falls Liebesromane Sie weniger ansprechen, bietet unser Frühlingsprogramm genügend Abwechslung. Wie wär’s mit Appenzeller Mundart, St. Galler Kunstschaffen, Sprachfotografie für den Alltag, Rezepten aus aller Welt oder Gedanken eines pensionierten Pfarrers über Gott und die Welt?

Christine König, Lektorin

Hermann Hungerbühler Religion und Glaube aus einem anderen Blickwinkel Sabine Hügli-Vass Wer ist denn hier ein Narr? DIE ZEILE

Notizen aus dem Verlagshaus Wer liest da? – Auflösung

© 2020, Appenzeller Verlag AG Im Rank 83, CH-9103 Schwellbrunn Tel. +41 71 353 77 55 verlag@appenzellerverlag.ch www.verlagshaus-schwellbrunn.ch DIE ZEILE ist das Kundenmagazin des Verlagshauses Schwellbrunn. Redaktion Christine König Gedruckt auf Terra Print, 70g/m2 Titelbild: Philipp Probst Bild: Carmen Wueest


4 // DIE ZEILE

s e u e N n e k c e d t n e

ie das S n e r e i n Abon agazin M r e g r u Toggenb r. 43.– fßr nur F Jahr). m i n e b (6 Ausga : Bestellen 53 77 55 .ch Tel. 071 3 rmagazin e g r u b n e g www.tog verlag.ch enburger g g o t @ g verla


Religion, Philosophie und Edelpilze Ein hübsches Minimuseum ist dieses oberste Regal! Bestückt mit Exponaten aus der Lebensgeschichte des Besitzers, der Besitzerin. Von Zeit zu Zeit wird wohl etwas neu arrangiert, symmetrisch, mit Gespür für Ausgewogenheit und Symbolik. Für die Schreibende ist es elementar, dass sie das Bild vergrössern und etliche Buchtitel entziffern kann. Aber genau so aufschlussreich ist auch, was zwischen den Büchern steht: Taschenuhren, Fotos, eine Emailtafel aus der DDR. Ist oben links eine Orgelpfeife ausgestellt? Dann

Wer liest da? Bücher prägen den Menschen, Bücher im Regal können etwas über uns aussagen. In unserer Rubrik «Wer liest da?» schicken wir Autorin Gabriele Barbey, langjährige Leiterin der Bibliothek Herisau, kommentarlos ein Foto eines Bücherregals per Mail. Sie kann das Foto am Computer vergrössern, um Details besser zu sehen – mehr aber nicht. Sie analysiert, interpretiert und vermutet vom heimischen Schreibtisch aus, wem das Regal gehören könnte. Die Auflösungen finden Sie weiter hinten in diesem Heft.

diese drei Buchstaben IND: Endlich ist mein Latein wieder zu etwas nütze: in nomine dei oder domini, in Gottes Namen! Aber ein Landsgemeinde-Degen?

Der inhaltliche Schwerpunkt ist offensichtlich: verschiedene Bibeln im zweit­ obersten Regal rechts, neben Religion viel Philosophie und Psychologie. Da Luthers Schriften in zwölf Bänden dabei sind, ­tendiere ich zu evangelisch-reformierter Theologie deutscher Herkunft. Nicht unterstützt wird diese Annahme durch den Landsgemeinde-Degen und die vielen Appenzellensia, zum Beispiel Franziska Schläpfers «Auftritt Appenzell», erschienen 2018. Nun ja, so simpel sind Lebensläufe halt nicht. Für nichtschweizerische Wurzeln sprechen vielleicht gerade das offensichtliche Interesse an Volkskund­ lichem («Volksfrömmigkeit in der Schweiz», Offizin Verlag); da will jemand die hiesige Bevölkerung ernsthaft verstehen: ein Pfarrer, eine Pfarrerin, sicher eine Persönlichkeit, die sich beruflich mit Religion im Appenzellerland befasst. Überhaupt kennt man sich aus in der Literatur der deutschen Schweiz: Sonst gäbe es da nicht Meinrad Inglins «Schweizerspiegel» und Gerhard Meiers Romane im Schuber.

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Bild: caw

Und dieses Trüffelbuch!

Manche deutsche Literaturklassiker (Heine, Fontane, Hesse, Thomas Mann) stehen hier, auch Gesamtausgaben von Dostojewski und C. G.Jung. Ja und dann: Ende 2019 hat Peter Handke, der sehr Umstrittene, den Nobelpreis für Literatur erhalten; kein Wunder wird mein Blick von den entsprechenden Buchrücken angezogen, und fällt darauf rasch auf den leicht vorstehenden Band «Trüffel und andere Edelpilze» – Handke pflegt in seinen Interviews von Pilzen zu schwärmen … Ich riskiere jetzt einen Namen: Syring, Lars, reformierter Pfarrer in Bühler und Gamp Syring, Regula, Kirchenrätin der evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell. Dass Pfarrpersonen eine Schwäche für Krimis haben, ist bekannt – siehe die überwiegend skandinavischen zuunterst links. Dank an Kathrin Grieder Klauser in Bühler, die meine Vermutung am Telefon bestärkt, mich aber gleichzeitig verunsichert hat … Gabriele Barbey Auflösung auf Seite 31


Königlich unterwegs in zwei Welten Das Verlagshaus Schwellbrunn stellt sich vor. Diesmal: Lektorin und Redaktorin Christine König, die gern herausgefordert wird von zwei kleinen Kindern und im Beruf.

Jede nM Gast ittwoch stub ist von 14 –1 e zur Li die n 7 Uh d r geö e ffnet

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr Parkplätze vor dem Verlagshaus

Ihre Strubbelfrisur fällt überall auf. Christine König hat im Büro gerade ein Mail geöffnet, in dem sie als «die Frau mit dem Lockenkopf» angesprochen wird. Wenn morgens um sechs Uhr ihr fünfjähriger Sohn Vito aufstehen will, dann denkt die Redaktorin aber nicht ans Zähmen ihrer Locken. Dann nutzt sie die Gelegenheit zum Lesen, und Vito spielt selbstvergessen neben ihr am Boden. «Ja, endlich wieder lesen», sagt Christine König, blickt zum Himmel und klatscht in die Hände. Mit der zweiten Schwangerschaft und der Geburt von Alma vor zweieinhalb Jahren sei es mit dem Lesen vorbei gewesen. «Es war nicht nur eine Zeitfrage. Mein Gehirn hatte keinerlei freie Kapazitäten.» Das eigene Leben reflektieren

Im Rank 83 CH-9103 Schwellbrunn Tel. +41 71 353 77 55 verlag@appenzellerverlag.ch verlagshaus-schwellbrunn.ch

Jetzt schätzt die 38-jährige Herisauerin Bücher wieder umso mehr. Der Titel ihrer aktuellen Lektüre: «Wir sind das Klima» von Jonathan Safran Foer. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das sie beschäftigt. Ein wenig stolz ist sie, dass Vito kürzlich in ei-


Zwischen spielenden Kindern lesen: Das geht (meistens) wunderbar, findet Christine König. Bild: kni

nem Laden ein Sandwich ablehnte, weil es in Plastik verpackt war. Sie liest viele Eltern-Ratgeber, gern wissenschaftlich hinterlegte, und ist überzeugt: «Man reflektiert so das eigene Leben und lernt am meisten über sich selbst.» Schon in der Primarschule erklärte Christine König ihrem Umfeld, sie wolle Journalistin werden. «Obwohl ich keine Ahnung hatte, was das heisst.» Damals liebte sie Ausflüge in die St. Galler Buchhandlung Rösslitor, vor allem wegen den Abenteuerromanen von Federica de Cesco. Spannend erzählte Geschichten fesseln die Journalistin immer noch. Gleichzeitig sei sie ein «Newsjunkie» und Netflix-Serienfan. Beides entspannt sie nach einem durchgetakteten Arbeitstag. Wann immer möglich verbringt sie mit Partner und Kindern viel Zeit in der Natur, am liebsten mit Wandern. Von den Älteren gelernt

Nach der Handelsschule und Berufsma­ tura in Trogen absolvierte sie die berufs-

begleitende Diplomaus«Dank meiner Arbeit bin bildung am Medienausich für meine Kinder eine bildungszentrum MAZ in ausgeglichenere Mutter.» Luzern. Viel profitiert habe sie als junge Journalistin bei der Appenzeller Zeitung vom Wissen, den Erfahrungen und dem Netzwerk der älte- Fünfzig-Prozent-Pensum im Verlagshaus ren Kollegen. Mit der Zeit überwand sie Schwellbrunn, stimmt für sie der Mix an auch ihre Schüchternheit, lernte auf Men- Aufgaben. Sie verantwortet das Verlagsschen zuzugehen. Später, bei der Einfüh- magazin Die Zeile mit den Autorenportrung des Redaktionssystems und anderer räts, betreut Buchprojekte, verfasst Newstechnischer Neuerungen war sie es, die letter und schreibt aufwendige Repor­ den älteren Kollegen helfen konnte. Ein tagen. Für Letzteres stand sie kürzlich schönes Gefühl. ­tagelang auf Abruf bereit. Es ging um eine Dann bekam Christine König das An- Hausgeburt, die sie journalistisch begleigebot, die Redaktion des Appenzeller Ma- ten durfte. «Ein unvergessliches Erlebnis, gazins zu übernehmen. Bis Ende 2013, das mich tief berührt hat.» vier Jahre lang, recherchierte sie und Partner, Mutter, Kita, Nachbarn und schrieb etliche Porträts und Reportagen klare Alltags-Strukturen ermöglichen es über Land und Leute. Der folgende Abste- Christine König, Familie und Beruf gut zu cher in die Werbebranche und zum On- vereinen. Sie ist überzeugt: «Dank meiner line-Journalismus dauerte nur kurz: Sie Arbeit bin ich für meine Kinder eine ausvermisste die vertiefte Auseinanderset- geglichenere Mutter.» Und zwar auch zung mit einem Thema. Heute, mit einem gern morgens um sechs. kni

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Liebe, Abenteuer, Drama Philipp Probst schreibt jetzt Liebesromane anstatt Thriller. Und hat selbst so grosse Freude daran, dass nach «Alpsegen» weitere Romane mit Reporterin Selma Legrand in der Hauptrolle folgen sollen. Philipp Probst hat genug von Krimis und Thrillern. Sonntags läuft bei ihm ein Film der ZDF-Reihe «Herzkino». «Ich schaue die Filme nicht wegen der schönen Landschaft, sondern wegen der Liebesgeschichte. Das gebe ich gern zu.» Und er vermutet wohl nicht zu Unrecht: Liebesgeschichten finden ein grösseres Publikum als angenommen. Das ist mit ein Grund, weshalb sich Philipp Probst – bisher Autor vor allem von Krimis und ­Thrillern – für dieses Genre entschieden hat.

Philipp Probst fährt haupt­ beruflich Bus. Bild: caw

Was würde Selma tun?

Er habe sich überlegt, was auf dem Schweizer Markt fehle und festgestellt: Lokalkrimis gibt es genug, Liebesgeschichten, die im Lokalen spielen, aber kaum. «Liebe, Abenteuer, Drama, das könnte funktionieren», fand er und begann, Selma Legrand-Hedlund, seine Hauptfigur, zu formen. «Es ist herausfordernd, eine Frauenfigur zu kreieren. Aber es macht mir unheimlich viel Spass, mich in eine Frau hineinzuversetzen», sagt der 54-Jährige Basler. Mittlerweile ist Selma zu einem wichtigen Bestandteil seines Lebens geworden. «Sie lebt mit mir. Manchmal überlege ich, wie Selma in der einen oder anderen Situation reagieren würde.» Eine charismatische und sympathische Protagonistin ist das eine, ein Schauplatz mit Ausstrahlung und Wiedererkennungswert das andere. Selmas erster Ein-

Der Auftrag für eine Alpreportage führt die Reporterin Selma von Basel in die Berge hoch über dem Lauenensee. Die Älplerfamilie, über die sie berichten soll, ist ihr nicht unbekannt. Selma traf die Familie früher während ihrer Ferien in Gstaad. Bei der Ankunft auf der Alp zeigt sich schnell: Nichts ist mehr wie früher. Der Vater und die beiden Söhne der Älplerfamilie wirken verbittert. Was ist passiert? Ganz anders die Sennerin Martina, die als Käserin

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auf der Alp mithilft. Eine Frohnatur, die gern aufs Gaspedal des hellblauen Jeeps drückt. Nur hat sie sich in jenen Sohn der Älplerfamilie verliebt, den Selma in jungen Jahren unter dem Baum der Liebe auch schon geküsst hatte. Als sich die beiden erneut küssen, führt das zu dramatischen Missverständnissen, während man doch eigentlich zusammen ein Alp-Paradies erschaffen wollte. Derweil macht Chefredaktor Jonas Haberer bei Selma Druck. Schliesslich wütet in der Region um Gstaad ein Baumfrevler, den es zu finden gilt. Philipp Probst Alpsegen – Die Reporterin am Lauenensee orte Verlag 240 Seiten, Fr. 34.– ISBN 978-3-85830-266-3


abenteuerliche Reise

Eine Puschlaver Familiensaga

Eine

vom

Appenzellerland nach Frankreich bis ins Morgenland

lage

2. Auf 360 Seiten, Fr. 38.– ISBN 978-3-85830-253-3

Vom einfachen Leben der Weberbauern

lage

3. Auf 226 Seiten, Fr. 38.– ISBN 978-3-85882-807-1

satz spielt in der Bergwelt beim Lauenensee im Saanenland. Den Ort suchte er bewusst aus: Schön musste er sein und Ausstrahlung weit übers Lokale hinaus haben. «Ein bisschen Heidi-Schweiz eben», sagt der Autor. Die Ideen kommen beim Busfahren

Noch nie habe er sich so professionell an ein Buchprojekt gemacht wie dieses Mal, sagt Philipp Probst. Dabei ist er kein Laie: Er war über zwanzig Jahre als Reporter, Nachrichten- und Politikjournalist bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften tätig; heute schreibt er noch regelmässig Kolumnen. Er hat in den Verlagen des Verlagshauses Schwellbrunn drei Bücher herausgegeben, die in der Medienlandschaft spielen. Hauptberuflich ist er heute Busfahrer. Schon seit vielen Jahren war er zwischendurch als Lastwagen- und Carchauffeur in Europa und als Busfahrer in der Schweiz unterwegs.

412 Seiten, ill., Fr. 38.– ISBN 978-3-85830-240-3

Seit einem Jahr ist er festangestellt bei den Basler Verkehrs-Betrieben. Die Ideen für seine Bücher kommen ihm während des Fahrens. «Es muss an der Vorwärtsbewegung liegen», sagt er. In langen Pausen – die je nach Einsatzplan mehrere Stunden dauern können – und in der Freizeit schreibt er und erledigt alle anfallenden Zusatz­arbeiten. Neunmal hat er «Alpsegen» überarbeitet und dabei die Profile seiner Darsteller geschärft. Er hat Erstleser engagiert, einen Filmtrailer gedreht, bewirtschaftet Website, Blog und Facebook – ziemlich viel Arbeit nebst einem Hundertprozent-Job. Und es wird noch mehr: Philipp Probst hat die Geschichte so aufgebaut, dass Fortsetzungen möglich sind. Der zweite Band ist fast fertiggestellt und erscheint im Herbst 2020. Dann reist Selma nach Engelberg. Und auch für einen dritten Teil schwirren Philipp Probst bereits Ideen im Kopf he­ rum. ckö

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Thriller von Philipp Probst

380 Seiten, Fr. 39.80 ISBN 978-3-85882-728-9

436 Seiten, Fr. 39.80 ISBN 978-3-85882-659-6

448 Seiten, Fr. 39.80 ISBN 978-3-85882-565-0


Eintauchen in eine Gegend voller Geschichten Zum elften Mal nimmt Peter Eggenberger das Publikum mit vergnüglichen Kurzgeschichten mit auf einen Streifzug durch das Appenzeller Vorderland. Oft hätten die Menschen das Gefühl, jetzt falle ihm dann nichts mehr Neues ein, sagt der 81-Jährige. «Doch das Gegenteil ist der Fall.» Auch mit 81 Jahren gehen Peter Eggenberger die Ideen für neue Geschichten nicht aus. Bild: caw

Es ist eine Symbiose par excellence: Peter Eggenberger und seine Kurzgeschichten. 1989 entstand der erste Band, mittlerweile folgt der elfte: «D Hebamm vo Walzehuuse». Köstliche Episoden, verblüffende Zwischenfälle, originelle Begebenheiten oder auch rekordverdächtige Tatsachen über die Menschen im Vorderland verpackt der Autor erneut in vergnügliche Kurzgeschichten. Erzählt werden sie im Kurzenberger Dialekt, einem vom Rheintal mitgeprägten Dialekt der Bewohnerinnen und Bewohner im Appenzeller Vorderland. «Das Vorderland ist eine Gegend voller Geschichten», begründet Peter Eggenberger seine Ausdauer. «Es ist eine Arbeit, die nie endet.» Dabei muss er sich nicht selbst auf die Suche nach Geschichten machen, sondern diese finden den Weg zu ihm. Immer wenn er ein neues Buch herausgegeben habe, seien Rückmeldungen gekommen. Er werde oft gefragt, ob er dieses schon gesehen oder jenes schon gehört habe. «Die Leserschaft hat mich stets motiviert weiterzumachen.» 45 neue Geschichten sind seit dem letzten Buch zusammengekommen, 35 werden in den elften Band aufgenommen. «Es ist ein gutes Gefühl, wenn man als Autor die besten auswählen kann.» Schlagfertig bis naiv

Häufig dringt in den Geschichten des neuesten Bands die Schlagfertigkeit der Appenzeller durch. In weiteren Erzählungen wie «E Frau us em Internet» und «Moderni Komunikaziostechnik» wird hingegen naiv agiert. Gereimte Texte wie «S Aalter» und «Üsers Bähnli» gehören


Mit seinem elften Kurzgeschichtenbuch streift Peter Eggenberger erneut vergnüglich durchs Appenzellerland. Verblüffende Zwischenfälle und schier unglaubliche Begebenheiten, aber auch rekordverdächtige Tatsachen lassen staunen, schmunzeln und lachen. Begebenheiten, in deren Mittelpunkt originelle, teils weitherum bekannte Leute stehen, wie der dänische Prinz Aage, der im Weissbad Kurferien verbringt; köstliche Episoden rund um die «Hochschule» auf dem St. Anton; die Walzenhauser Hebamme, die mit einem Magnetopathen die Geburtswehen einer Schwangeren an den Briefträger delegiert. Immer wieder kommt die Schlagfertigkeit der Appenzellerinnen und Appenzeller zum Zuge. In weiteren Geschichten wie etwa «E Frau us em Internet» und «Moderni Komunikaziostechnik» hingegen wird naiv agiert. Gereimte Texte wie «S Aalter» und «Üsers Bähnli» gehören ebenso zum Inhalt wie der vergessene Liedtext «Appezeller Rundschau», der von Reute bis Schönengrund jeder Gemeinde die Reverenz erweist.

c i m o C n i E zur

Gleichstellung von

Frau/Mann

Peter Eggenberger D Hebamm vo Walzehuuse Appenzeller Verlag

76 Seiten, ill., Fr. 25.– ISBN 978-3-85882-832-3

128 Seiten, ill., Fr. 22.– ISBN 978-3-85882-834-7

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ebenso zum Inhalt wie der vergessene Liedtext «Appezeller Rundschau», der von Reute bis Schönengrund jeder Gemeinde die Reverenz erweist. Peter Eggenberger ist überzeugt, dass nicht nur das Vorderland einen reichhaltigen Schatz an Geschichten bietet. In jeder anderen Region liesse sich, wenn man an der Oberfläche kratze, Vergleichbares realisieren. «Aber es braucht jemanden, der die Geschichten aufschreibt.» Allerdings, so Peter Eggenberger, werden seine Quellen allmählich weniger. Menschen, die in eine Zeit des Umbruchs hineingeboren wurden und den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sind alt geworden. Der Autor spricht von einer Generation, die unglaublich viel weiss und noch nicht durch steten Medienkonsum abgelenkt war. Wahr oder unwahr?

Für Eggenberger ist das Schreiben von Kurzgeschichten immer auch ein will-

kommener Ausgleich zu seiner freien Journalistentätigkeit. Bei den Geschichten könne er mehr in die Tiefe gehen, dürfe seine Fantasie walten lassen und auch ein wenig fabulieren. Damit deutet er an, dass sich nicht alle Begebenheiten in den Geschichten wirklich so abgespielt haben, wie er sie erzählt. «Dort, wo sich Jahreszahlen finden, kann man aber davon ausgehen, dass der Wahrheitsgehalt gross ist», meint er schmunzelnd. Diese Ungewissheit sorgt bei den Lesungen regelmässig für Gesprächsstoff und Spannung. Auch mit dem neuesten Band will er wieder auf Tournee gehen und für kurzweilige Stunden bei den Zuhörenden sorgen.Über zwanzig Termine habe er bereits eingefädelt: Vereinsanlässe, Altersnachmittage, Geburtstagsfeiern, Matinées oder Bibliotheksveranstaltungen. Peter Eggenberger liebt es, Menschen mit seinen Geschichten zu erfreuen. rf

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MARIO ANDREOTTI GEHT DEM KULTURELLEN VERLUST IN SPRACHE, SCHULE UND BILDUNG AUF DEN GRUND

120 Seiten, Fr. 28.– ISBN 978-3-03895-013-4


Hans Hürlemann schnappt die Mundartwörter und -ausdrücke in Gesprächen auf. Bild: caw

se, Schnöch öne, hlö sc tocke Hädämpfig

Der Mundartkenner Die Schweizer Mundart verändert sich ständig. Hans Hürlemann gräbt gern alte Ausdrücke aus und erforscht ihre Herkunft. Seine Kolumnen über die Appenzeller Dialekte aus dem Appenzeller Magazin sind nun in Buchform erschienen.

Hans Hürlemann spricht einen schönen Hinterländer Dialekt. Er kann aber ebenso gut einen Innerrhoder glaubhaft interpretieren. Und er weiss fast alles über die hiesigen Dialekte und die Herkunft unzähliger Worte – oder er weiss, wo er nachschlagen muss. Daheim auf dem Tisch in Urnäsch liegen Bücher über die Appenzeller Mundart, Nachschlagewerke und Belletristik. Eines davon, «Appenzeller Sprachschatz», stammt aus dem Jahr 1837. Geschrieben hat es der Arzt und Dialektforscher Titus Tobler. Daran hat

uel rte h a c g s ­ i r l de ke Chen oder Töc Fööfliiber ond Back nasli

Hans Hürlemann besonders Freude. «Ein sehr hilfreiches Buch», sagt er. Hungregeli

Seit 2013 schreibt Hans Hürlemann monatlich einen Beitrag im Appenzeller Magazin über die Appenzeller Mundart und ihre Eigenheiten. Dabei kommen ihm seine früheren Tätigkeiten als Sekundarlehrer und Redaktor der Appenzeller Zeitung sowie sein Interesse für Volkskunde und Musik zugute. Hans Hürlemann ist Verfasser etlicher Publikationen. Aus Archi-

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ond blöösc htig

ven und Büchern holt er sich Inspirationen für seine Kolumne. Die besten Wörter und Ausdrücke schnappt er aber in Gesprächen auf, etwa, wenn er als Musiker – er spielt Hackbrett und Cello – oder als Beobachter von Brauchtumsanlässen unterwegs war und ist. Eines der schönsten Worte für ihn: «Hungregeli» – Honigregen. «Das sagte einst ein Bauer, der sich Regen für die trockenen Wiesen wünschte», erinnert er sich. Geblieben ist ihm auch der Spruch: «Isch nütz ase veschide wie oogliich. – Eine schöne Art, etwas zu


Die Sprache gilt als Schlüssel zum Verständnis der appenzellischen Kultur und Lebensart. Nicht immer erschliesst sich einem die Bedeutung sofort. Das Büchlein «Helewie» erklärt und unterhält zugleich. Seit 2013 schreibt Hans Hürlemann Kolumnen zur Appenzeller Mundart für das Appenzeller Magazin. Die Feinheiten der appenzellischen Sprache zeigen sich bereits im Buchtitel. «Helewie» schillert in verschiedenen Bedeutungen. Einerseits drückt es Erstaunen und Überraschung aus. Andererseits aber, vor allem mit der Betonung auf der ersten Silbe, soll es aufmuntern zum Weitermachen. Genau so ist auch der Titel zu verstehen: als Aufmunterung, sich für die Sprache des Appenzellerlands zu interessieren. Natürlich hat sich Hans Hürlemann auch in verschiedenen Publikationen umgeschaut – vor allem im Sprachschatz von Titus Tobler von 1837, in Joe Mansers Innerrhoder Sprachbuch, in Stefan Sondereggers Appenzeller Sprachbuch und in den Werken von Emmi Mühlemann-Messmer.

ig S zaur

Elend

Einzigartige Volkskunst: Entwicklung und zeitliche Einordnung der Bauernmalerei

Hans Hürlemann Helewie Appenzeller Verlag

Hofe

li, hosa tosam m, sagen, ohne Stellung zu beziehen», findet Hans Hürlemann. Dialekte verändern sich

Als Primarschüler zog Hans Hürlemann mit seiner Familie von Herisau nach St. Gallen. Nach den Ferien sollten die Schülerinnen und Schüler reihum erzählen, wo sie die Zeit verbracht hatten. «Dehee», sagte Hans Hürlemann, und niemand wusste, wo das war. Also passte er seine Aussprache fortan etwas an. Zu jenen Pessimisten, die die Dialekte sterben sehen, gehört er nicht. «Schon Mitte des 19. Jahrhunderts befürchtete man, die Dialekte gingen verloren. Und heute gibt es sie immer noch, unterschiedlich und vielfältig.» Doch auch er beobachtet Veränderungen, aktuell vor allem in Appenzell Innerrhoden bei der Aussprache der Vokale: Aus «Zwää» (Zwei) wird «Zwee» – das habe er in letzter

112 Seiten, Fr. 24.– ISBN 978-3-85882-833-0

Zeit gerade von Jungen mehrmals gehört. Aktiv etwas gegen den Verlust der Mundart tun könne man nicht, sagt Hans Hürlemann. Die Veränderungen haben mehrere Gründe: Einfluss der Dialekte der umliegenden Kantone, die Mobilität, die elektronische Entwicklung, die veränderten Lebensumstände. Viele Fachbegriffe sind nicht mehr in Gebrauch und werden vergessen, weil es die Tätigkeit so nicht mehr gibt. Im Mai wird Hans Hürlemann achtzig Jahre alt. Dann wird seine letzte Kolumne im Appenzeller Magazin erscheinen. Sein Interesse an Sprache und Volkskunde wird darüber hinaus erhalten bleiben. Er hat schon ein neues Projekt im Auge: Er möchte die Pfarrbesuchsbücher der Gemeinde Urnäsch studieren. Und da wird er wohl den einen oder anderen spannenden Ausdruck finden. ckö

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64 Seiten, Fr. 24 ISBN 978-3-85882-225-3


Wer ist verantwortlich für Lucas Tod?

272 Seiten, Fr. 26.– ISBN 978-3-85830-252-6

Zwei Morde im Toggenburg 176 Seiten, Fr. 26.– ISBN 978-3-85830-237-3

Zwei mysteriöse Todesfälle lage

2. Auf 312 Seiten, Fr. 26.– ISBN 978-3-85830-261-8

PKW und das Merkwürdige Seit über 50 Jahren schreibt der Zürcher Autor Peter K. Wehrli an einem Buch. An einem Buch, das bereits in veschiedenen Ausgaben erschienen ist und doch nie fertig wird: am «Katalog von Allem». Im orte Verlag ist mit der «Agenda für Immer» eine neue Version hinzugekommen.

Wir haben mit Peter K. Wehrli – oder PKW, wie sein zur Marke gewordenes Kürzel lautet – in seinem «Sitzungszimmer» in der Bodega Española mitten im Zürcher Niederdorf zum Interview abgemacht. In dem katalanischen Restaurant ist um 15 Uhr nicht mehr viel los, ein idealer Ort für ein Gespräch und eine der Lieblingsbeizen von Peter K. Wehrli, der allem Südländischen, insbesondere dem Spanischen, Portugiesischen und Brasilianischen zugetan ist. Und schon sind wir mitten drin in den Geschichten und in der Geschichte von Peter K. Wehrli, der diesen Sommer seinen 81. Geburtstag feiern kann. Geschichten, die er in den letzten fünfzig Jahren wohl ungezählte Male in der ihm eigenen Diktion erzählt hat und die ihm stets aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer garantieren. So erzählt er dem Schreibenden und der diesen begleitenden Fotografin vom Beginn im Jahr 1968, als er auf einer Reise mit dem Orientexpress den Fotoapparat zu Hause vergessen hatte und alles, was er nun nicht fotografieren konnte, notierte. So entstand der «Katalolg der 134 wichtigsten Beobachtungen während einer langen Eisenbahnfahrt», der bald einmal zum «Katalog von Allem» wurde.


Peter K. Wehrli an der Trittligasse in Zürich. Bild: caw

Es gibt nicht viele Bücher, deren literarische Haltbarkeit man voraussagen kann. Der «Katalog von Allem» ist eins von ihnen. Die Welt Um seine Liebe zum Reisen zu erklären, blendet Peter K. Wehrli noch weiter zurück. In seiner Jugend sei er mit Frido Mann, dem Enkel von Thomas Mann, befreundet gewesen. Und dessen Tante, die Journalistin Elisabeth Mann Borgese habe 1964 den Auftrag erhalten, Jawaharlal Nehru, den ersten Ministerpräsidenten Indiens, zu interviewen. Diese habe ihn, den damals 25-Jährigen, eingeladen, sie auf der langen Autofahrt nach Indien und zurück zu belgeiten. Diese Indienreise sei es gewesen, die in ihm das Bedürfnis geweckt habe, die Welt zu erkunden. Ein listiger Beobachter

Dieses Erkunden hat Peter K. Wehrli noch nicht abgeschlossen, bis heute ist er, der sein Brot als Kulturredaktor beim Schweizer Fernsehen verdient hat, gerne auf Rei-

sen, am liebsten in Südamerika. Und bis heute notiert er alles, was er bemerkenswert findet. Die Zahl der Notate, die er als Nummern bezeichnet, ist am Datum unseres Gesprächs auf 2219 angewachsen und wächst weiter. Peter K. Wehrli ist ein scharfer, zuweilen listiger Beobachter. Seine Nummern sind von aphoristischer Qualität, haben Wortwitz, sind aber nie anbiedernd oder verletzend. Eine Auswahl dieser Nummern liegt nun in der «Agenda für Immer» vor. Damit ist Peter K. Wehrlis Werk um eine Facette reicher. Ein Werk, das Schriftstellerkollege Martin R. Dean in seiner Laudatio zur Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille des Kantons Zürich an Peter K. Wehrli im vergangenen Sommer voller Respekt als eines der merkwürdigsten literarischen Werke bezeichnete. mst

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Unterwegs im Orient-Express zwischen Zürich und Beirut merkte Peter K. Wehrli im Jahr 1968, dass er seinen Fotoapparat zu Hause vergessen hatte. Er wusste sich zu helfen: Er fasste alles, was ihm bemerkenswert schien, in Worte. Und so entstand ein Katalog all jener Dinge, die er fotografiert hätte, wenn er die Kamera bei sich gehabt hätte. Diesem Festhalten seiner Beobachtungen in kurzen Notizen oder Nummern blieb er treu, und die Sammlung aller Nummern wurde zu seinem «Katalog von Allem», den er nunmehr seit über fünfzig Jahren pflegt und fortsetzt. Aus dem auf 2222 Katalognummern angewachsenen «Work in Progress» hat Wehrli einen Jahreskalender von 366 Nummern erstellt, die «Agenda für Immer». Dabei hat er die meisten seiner «geschriebenen Fotografien» jenen Tagen im Jahr zugeordnet, an denen sich das Geschilderte zugetragen hatte. Der «Katalog von Allem» ist mittlerweile in vielerlei Gestalt und in mehreren Ausgaben als Buch und Hörbuch erschienen, zuletzt in amerikanischer Fassung als «Catalog of Everything and Other Stories» im Verlag der University of California Berkeley. Peter K. Wehrli Agenda für Immer orte Verlag 376 Seiten, Fr. 28.– ISBN 978-3-85830-264-9


Jeden Tag mindestens eine Stillezeit Mit Emotionen muss man umgehen können. Deshalb ist für Ruth Monstein Achtsamkeitstraining eines der wichtigsten Schulfächer. Ihr Unterrichts­ material liefert die Grundlagen dazu.

Seit zwei Jahren ist Ruth Monstein mit ihrem Achtsamkeitstraining bei Fortbildungen für Lehrkräfte und in Schulklassen unterwegs. Wenn sie vor eine Klasse oder die Kursteilnehmenden trete, brauche sie jedes Mal Mut, weil es schnell um sehr Persönliches gehe, sagt die Sechzigjährige. «Aber ich bin immer überrascht, mit welcher Natürlichkeit sich vor allem Kinder öffnen.» Gefühle und Verhaltensweisen erhalten Raum und werden benannt – und allein diese Tatsache habe oft etwas Entlastendes. Knapp zwei Jahre nachdem Ruth Monsteins Bilderbuch «Binja – achtsame Reise durch die Welt Gefühle» erschienen ist, legt die St. Galler Pädagogin und Psycho­ traumatologin ein Lehrmittel nach. Achtsamkeit soll Schule machen, findet sie. Eine – oder mehrere – Stillezeiten täglich während des Unterrichts, das wäre es. «Ich wünsche mir, dass Lehrpersonen zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern immer wieder in den Raum der Stille eintauchen.»

Ruth Monstein bringt das Thema Achtsamkeit in die Schulzimmer. Bild: caw

verbreitet. Denn Lehrkräfte lassen sich gern in Buchhandlungen davon inspirieren, was sie im Unterricht aufnehmen wollen. Das Bedürfnis nach Stille liegt seit jeher in uns. Das Binja-Lehrmittel liefert die Grundlagen dazu und vor allem: Es liefert eine Sprache für Gefühle. «Mit Emotionen muss man umgehen können. Und deshalb scheint mir das Achtsamkeitstraining eines der wichtigsten Schulfächer. Es fördert die Sozialkompetenz der Kinder und gibt ihnen viel für ein kons­ truktives Miteinander mit.» Kinder würden sich in h­ erausfordernden Situationen erstaunlich schnell an die Übungen aus dem Achtsamkeitstraining erinnern, ans ruhige Atmen etwa oder an die Selbsthilfe mit den fünf Fingern aus dem Jin Shin Jyutsu.

Sozialkompetenz fördern

Das Lehrmittel in Buchform ist das Konzentrat aus Ruth Monsteins langjähriger Erfahrung mit dem Achtsamkeitstraining. Damit hofft sie, dass sich das Thema Achtsamkeit in der Schule noch weiter

Den Achtsamkeitsmuskel trainieren

Mit einem Lehrmittel und einem mehrwöchigen Training, wie es das Lehrmittel vorschlägt, ist es aber nicht getan. Das betont Ruth Monstein. Achtsamkeitstrai-

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ning sei Bewusstseinsarbeit, und der Achtsamkeitsmuskel müsse – genauso wie im Sport – regelmässig trainiert werden. Sie meine damit nicht, dass man «Om»-summend durchs Leben spaziere. «Das entspricht nicht der Realität. Aber man soll spüren, wenn man an den Anschlag kommt und dann eine Lösung finden, um in den gesunden Ausgleich zu kommen.» In die Stille zu gehen und achtsam zu atmen, gehört für sie morgens und abends dazu. Aber nein, auch ihr gelinge es nicht immer gleich gut, achtsam mit sich umzugehen. «Ich bin eine ganz normale Frau, ich habe viel zu tun mit Beruf und Familie.» Zwölf-Stunden-Tage während des Schreibens des nun erschienenen Lehrmittels waren zum Beispiel keine Seltenheit. Gerade anspruchsvolle Zeiten verlangen einen besonders achtsamen Umgang mit sich selbst. «Ich habe gelernt, dass ich Pausen einschalten muss. Atmen, Stille und ein Spaziergang in der Natur unterstützen einen gesunden Ausgleich und sorgen für neue Inspirationen.» ckö


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Hundert Jahre Heiltätigkeit – der Berufsverband feiert Naturheilpraktiker und Komplementärtherapeuten sind heute anerkannte Gesundheitsfachpersonen. Die Naturärzte Vereinigung Schweiz (NVS), die heuer ihr Hundert-Jahr-Jubiläum feiert, hat einen wesentlichen Beitrag zur Professionalisierung der Heiltätigkeit in der Schweiz geleistet.

Die Vorgängerinnen und Vorgänger haben Weitblick gezeigt: Fein säuberlich haben sie Protokolle, Fotos, Zeitungsberichte, Kassabücher, Karikaturen und andere Dokumente sowie Fläschli, Mikroskope und sogar grössere Geräte, die sie für ihre Heiltätigkeit brauchten, gesammelt und aufbewahrt. «Wir wussten zwar von diesem umfassenden Archiv, aber lange hat niemand die Sachen gesichtet», sagt Caroline Büchel, die mit Othmar Gisler die Naturärzte Vereinigung Schweiz (NVS) präsidiert. Zum Glück stand das Hundert-Jahr-Jubiläum des Berufsverbands bevor. So kamen die historisch interessanten Dokumente und Objekte ans Tageslicht. Auch die heutigen Verantwortlichen schauen voraus: Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten werden sie das Archivmaterial dem Ausserrhoder Staatsarchiv übergeben, damit es fachgerecht aufbewahrt und der Öffentlichkeit erhalten wird.

len der Regierung den Grundsatz der freien Heiltätigkeit in der Kantonsverfassung verankerte. Bis heute zieht die immer noch liberale Praxis Naturheilpraktiker und Komplementärtherapeuten ins ApCaroline Büchel, Autor Hans-Peter Studer und Othmar Gisler (von links). Bild: caw

Ausserrhoder Hochburg

Die Vergangenheit der NVS zusammengefasst hat Gesundheitsökonom Hans-Peter Studer, der seit vielen Jahren für die Vereinigung schreibt. Die Geschichte der Vereinigung ist eng mit dem Kanton Appenzell Ausserrhoden verknüpft. Hier wurde die Vereinigung gegründet, hier – in Herisau – befindet sich noch heute die Geschäftsstelle mit acht Mitarbeitenden. In Ausserrhoden geniesst die Naturheilkunde seit jeher einen besonderen Stellenwert. Den Weg dafür geebnet hatte die Landsgemeinde 1871, als das Volk gegen den Wil-

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Das Buch nimmt Sie mit auf eine Zeitreise anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Naturärzte Vereinigung Schweiz (NVS). Eindrückliche und amüsante Episoden illustrieren die Verbandsgeschichte und die Entwicklung der freien Heiltätigkeit. Im Zentrum steht Appenzell Ausserrhoden. Hier beschlossen die Stimmbürger 1871 an der Landsgemeinde gegen den Willen der Obrigkeit die Einführung der Kurierfreiheit. Fortan durften auch nichtpatentierte Heilkundige Patienten legal behandeln. Je mehr Ausserrhoden zu einer Hochburg der freien Heiltätigkeit wurde, desto massiver feindete die etablierte Medizin die frei Praktizierenden an und versuchte, sie als Scharlatane und Kurpfuscher abzutun. Ohne die NVS, gegründet 1920, wäre die Therapiefreiheit wohl massiv eingeschränkt worden oder ganz verschwunden. So aber breitete sie sich im ganzen Land aus. Heute ist die Naturärzte Vereinigung Schweiz der grösste Verband der nichtärztlichen Naturheilkunde und Komplementärtherapie.

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penzellerland, weshalb die Dichte hier besonders hoch ist. In Ausserrhoden ­ praktizieren zweieinhalb Mal so viele Heilpraktiker und Komplementärtherapeuten wie Schulmediziner: Etwas mehr als 260 sind es. Heiltätigkeit hat sich professionalisiert

In hundert Jahren Verbandstätigkeit hat sich vieles verändert. Heute sind Naturheilpraktiker und Komplementärtherapeuten mehrheitlich weiblich. Seit dem Ja zur Komplementärmedizin 2009 gibt es zwei anerkannte Berufe mit eidgenössischem Diplom und damit eine Professionalisierung des Berufsstands. «Heiltätigkeit, die zwischen Wäschekörben und Katzenkistchen ausgeführt wird, das gibt’s nicht mehr», sagt Othmar Gisler. Er muss es wissen: Die NVS besucht im Sinne ihres Qualitätsmanagements alle ihre Mitglieder in deren Praxen. Diese Professio­na­ lisierung werde zwar geschätzt, aber manchmal auch kritisiert. «Der Beruf hat

etwas von seiner Mystik verloren», heisst es dann. Dreitausend Mitglieder zählt die NVS. Der Verband bringt sich in nationale Gremien und Gesetzgebungsprozesse ein und gibt der Naturmedizin die Stimme, die sie seit der Volksabstimmung 2009 hat und nutzen will. Seither ist die Komplementärmedizin in der Bundesverfassung verankert. Das hat auch Auswirkungen auf die Leistungsträger. Heute sind viele natur- und komplementärmedizi­ nische Behandlungen von den Krankenkassen anerkannt. Weiter fördert die NVS die Zusammenarbeit mit der Schulme­ dizin und mit anderen Bereichen der Alterna­ tivmedizin. Und sie entwickelt die Berufe weiter, um sie attraktiver zu gestalten. Denn: In der Schweiz hat es noch Potenzial für weitere Naturheilpraktiker und Komplementärtherapeuten, sind sich die Co-Präsidenten Caroline Büchel und Othmar Gisler sowie Gesundheitsökonom Hans-Peter Studer einig. ckö

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Eine Liebesbeziehung zweier Menschen am Lebensabend 116 Seiten, Fr. 28.– ISBN 978-3-85830-263-2

Das menschliche Streben nach Status Status und Statussymbole sind historische Konstanten. Sie müssen in der Gesellschaft aber permanent neu ausgehandelt werden – auch in St. Gallen. Wie sich der Status und seine Symbole verändert haben, beleuchtet das aktuelle Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen. Weshalb konnte sich im St. Galler Rheintal jemand vor 3000 Jahren Bernsteinperlen und -knöpfe mit einem Gesamtgewicht von über 350 Gramm leisten? Was hatte das Tragen von Spitzen in der Frühen Neuzeit mit Luxus, Macht und Kontrolle zu tun? Wie hat Pelz seinen Rang als Statussymbol erlangt – und wieder verloren? Wo befanden oder befinden sich Gärten im Kanton St. Gallen, die als Statussymbol dienten oder dienen? Und wer kann besser zwischen Philanthropie und Status balancieren als Appenzeller Stiftungen? Thema der 160. Ausgabe des Neujahrsblatts des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen ist der Status und seine Symbole. Arman Weidenmann, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, hat zusammen mit dem freischaffenden Historiker Clemens Müller die Federführung für das Neujahrsblatt 2020 übernommen. Die beiden konnten auf die Unterstützung etlicher Autorinnen und Autoren zählen, die ihr Wissen geteilt und Texte beigetragen haben. «Das Verdienst gebührt ihnen», sagt Clemens Müller. Themen, die eine Breite ermöglichen, sowohl zeitlich wie geografisch, liegen bei der Festlegung der Schwerpunkte der


Arman Weidenmann und Clemens Müller haben zusammen mit einem Autorenteam das Thema Status historisch beleuchtet. Bild: caw

Neujahrsblätter stets im Vordergrund. «Das Thema Status hat eine grosse historische Tiefe.» Und so gibt es in der aktuellen Ausgabe Artikel von der Frühgeschichte bis zur Gegenwart zu lesen, von Rapperswil bis ins Rheintal. Status als Orientierungshilfe

«Das Streben nach Status ist seit jeher ein menschliches Bedürfnis, der Mensch will sich abgrenzen», sagt Arman Weidenmann. Status ermögliche eine gewisse Ordnung im gesellschaftlichen Leben, da-

Das 160. Neujahrsblatt (2020) des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen macht sich auf die Suche nach dem Status und seinen Symbolen. Woher kommt der Wunsch, sich von der Masse abzuheben? Wie manifestiert er sich? Leitgedanke ist, dass ohne Status ein Leben in der Gesellschaft nur schwer vorstellbar wäre, würden doch grundsätzliche Ordnungs- und Orientierungskategorien fehlen. Dieses Phänomen kann als historische Konstante bezeichnet werden. Archäologische Funde aus der Frühzeit, aber auch herrschaftliche Landsitze aus dem Spätmittelalter zeugen davon. Archäologinnen, Architekten, Soziologen, Literaturwissenschaftler, Kunsthistorikerin-

nen und Geschichtsforschende betrachten Status aus unterschiedlichen Perspektiven und eröffnen eine Palette von Zugängen zum Thema. Dabei werden neben Statussymbolen (Schmuck, Textilien, Silber, Autos, Wappen, Pelz) auch Architektur, Gartenbaukunst und philanthropische Stiftungen angesprochen.

ran könne man sich orientieren. Es gebe materiellen Status – Statussymbole – und Status, der das Lebensglück betreffe. «Es geht um gesellschaftliche Anerkennung und darum, wahrgenommen zu werden», sagt Clemens Müller. Und, so zeigt der Blick in die Geschichte und in die Gesellschaft der Gegenwart: «Status ist nicht statisch, sondern in Bewegung. Er muss permanent ausgehandelt und gesellschaftlich akzeptiert werden. Damit verändern sich auch die Statussymbole», sagt Arman Weidenmann.

Das Neujahrsblatt als Statussymbol

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Arman Weidenmann (Hrsg.) 160. Neujahrsblatt HVSG (2020) Verlag FormatOst 224 Seiten, ill., Fr. 38.– ISBN 978-3-03895-020-2

Historische Forschung und historisches Wissen so zu vermitteln, dass sie allgemein verständlich sind – das wollen Neujahrsblätter landauf landab, auch das Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen. Es wendet sich seit jeher an Fachpersonen, vor allem aber auch an historisch interessierte und versierte Bürgerinnen und Bürger – und fungiert damit wohl in manchen Bücherregalen als Statussymbol. ckö


Von RüebliWurscht bis Brottorte

Der Dichtung ist mit

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unserem Verstand nicht beizukommen, sie reisst ihn mit sich fort

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Erika Pertzel liebt es, Gäste zu bekochen. 19 Jahre arbeitete sie in einem Lebensmittelkonzern. In Rorschach half sie beim Aufbau eines Restaurants mit. Nun steht sie an der Spitze eines Vereins, der das Buch «Rorschach kocht» herausgibt – mit Rezepten aus aller Welt.

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Fidelisuppe, Braten und Kartoffelstock war das Lieblingsmenü, das Erika Pertzel als Mädchen bei der Grossmutter genoss. Nach wie vor habe sie dieses Menü gerne, aber eher mit Rindsbraten als mit Schweinebraten, meint sie schmunzelnd. Ihre Begeisterung für Lebensmittel und fürs Kochen hat sie durch ihr Leben begleitet. Fast zwei Jahrzehnte arbeitete sie als Personalfachfrau bei einem Lebensmittelkonzern. Ihre zweite Leidenschaft ist die französische Sprache. Regelmässig verbringt sie ihre Ferien in Frankreich. Und wie könnte es anders sein: Sie geniesst die französische Küche. Ihr liebster Fisch sei die Seezunge. Buch bringt kulinarische Vielfalt zusammen

Kulinarische Besonderheiten gibt es auch am Bodensee. In diesem Frühjahr wird

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Was haben die Pfahlbauer gegessen? Oder kennen Sie das Lieblingsessen der österreichischen Kaiserin Zita? Das Rorschacher Kochbuch nimmt sich des Essens und der kulinarischen Besonderheiten am See an. Nicht nur historische Rezepte werden vorgestellt, sondern auch Rezepte aus aller Welt. Denn in Rorschach und Umgebung wohnen Menschen aus vielen Nationen. Diese Vielfalt hat über die Jahrzehnte sowohl das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Rorschach verändert als auch die Essgewohnheiten. Das Rorschacher Kochbuch zeigt überdies in Wort und Bild die Menschen und Geschichten hinter den Rezepten. Vorgestellt werden alte Familienrezepte und Eigenkreationen. Auch private Kochbücher werden geöffnet: So etwa ein Armleute-Kochbuch, das Rezepte aus einer Zeit vorstellt, als viele Menschen unter Hunger litten. Hinter dem Rorschacher Kochbuch steht eine Gruppe von Seniorinnen und Senioren.

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Sie ist eine der kochbegeisterten Senioren, die das Rorschacher Kochbuch initiiert haben: Erika Pertzel. Bild: caw

Realität, was Erika Pertzel und weiteren Seniorinnen und Senioren schon lange vorschwebt: ein Rorschacher Kochbuch mit historischen Rezepten aus der Region und mit Menüvorschlägen aus Italien, Spanien, Sardinien, Frankreich, Pakistan, Eritrea oder Mittelamerika. Oft höre man Klagen über die vielen Ausländer in der Gegend rund um Rorschach, so Erika Pertzel. «Doch sie sorgen für eine kulturelle und kulinarische Vielfalt.» Das Buch bringt sie zusammen. Überdies soll es ein Werk sein, das man auch als Bettlektüre lesen könne, weil es geschichtliche Aspekte aufgreife. So werde unter anderem erzählt, was die Pfahlbauer gegessen haben, oder dass es vor fast hundert Jahren bereits einen Take-away in Rorschach gab. «Allerdings ohne Kebab», sagt Erika Pertzel. Sogar das Lieblingsessen der letzten österreichi-

schen Kaiserin Zita, die vorübergehend auf Schloss Wartegg im Exil war, wird beschrieben. Verraten will Pertzel dieses vor der Veröffentlichung des Buchs nicht. Im «Negropont» kennengelernt

Hinter dem Buch «Rorschach kocht» steht ein Kollektiv von vier kochbegeisterten Seniorinnen und einem kochbegeisterten Senior: Nebst Erika Pertzel sind dies Johanna Enzler, Brigitte Hungerbühler, Milli Brühlmann und Rolf Hofstetter. Gemeinsam haben sie den Verein Rorschacher Kochbuch gegründet. Kennengelernt haben sie sich im «Negropont» in Rorschach. Dieses von der Pro Senectute initiierte Restaurant wird ausschliesslich von freiwillig Engagierten geführt. Fünf Jahre lang oblagen hier Erika Pertzel nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben nebst dem Küchendienst die Personaleinsatzplanung

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sowie organisatorische Aufgaben. Eines Tages brachte Johanna Enzler die Idee eines Kochbuchs aufs Tapet. Schnell merkten die Seniorinnen und Senioren, dass ein solches Projekt herausfordert. Darum haben sie mit Richard Lehner einen Projekt­ koordinator verpflichtet. Katharina Nagy unterstützt die Gruppe bei der Fotografie. Nicht alle Rezepte, auf die man während der Projektphase stiess, haben es ins Buch geschafft. Heute wird kein Fisch­ otter oder gefülltes Schaf mehr gegessen. Eines der von Erika Pertzel beigetragenen Rezepte ist die Tessiner Brottorte. Ihre Ex-Schwiegermutter sei Tessinerin gewesen, und so fand dieses Rezept zur Rorschacherin an den Bodensee. Im Wissen um all diese Besonderheiten verspricht Erika Pertzel: «‹Rorschach kocht› ist anders als alle Kochbücher, die bereits auf dem Markt sind.» rf


Religion und Glaube aus einem anderen Blickwinkel Der katholische Pfarrer Hermann Hungerbühler denkt oft über Welt, Kirche und Gott nach – und das vielleicht nicht so, wie man es erwartet.

Der ehemalige Pfarrer Hermann Hungerbühler hat ein Buch geschrieben über seine Sicht auf die Welt und über die Wunder-Welten, die sich ihm aufgetan haben. Einen wesentlichen Beitrag zu seinen Ansichten geleistet hat der Psychiater C.G. Jung (1875–1961). Nach der Pensionierung als katholischer Pfarrer wohnte Hermann Hungerbühler in der Nähe von Jungs Refugium und setzte sich intensiv mit ihm auseinander. «Ich war fasziniert davon, wie er als Pfarrerssohn und Psychi­ ater Religion und Glaube aus einem anderen Blickwinkel betrachtete als ich. Und

das hat mir gut getan», sagt der 86-Jährige. Er sei froh, dass er sich von gewissen Dogmen und Ideologien lösen konnte. «Sie sind im Moment wichtig, in dem sie geschaffen wurden, aber nicht für immer.» Was sagt Jesus dazu?

Schon immer hat Hermann Hungerbühler sich hinterfragt, und im Laufe der Jahre haben sich viele seiner Ansichten um 180 Grad geändert. Priester wurde er auf dem zweiten Bildungsweg. Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Holzverar-

Über Carl Gustav Jung hat Hermann Hungerbühler Zugang zu seinen Wunder-Welten gefunden. Als ehemaliger Pfarrer und Seelsorger in Bollingen am Obersee wohnte er in der Nähe von Jungs Refugium am oberen Zürichsee. Allerdings schenkte er dieser Tatsache keine Beachtung, bis ein Student aus Prag zu ihm ins Pfarrhaus kam und sich nach Jungs Haus erkundigte. Da war ihm plötzlich klar, dass er diesen verborgenen Winkel nicht länger ignorieren sollte. Dies öffnete dem Autor den Blick für Wunder-Welten an allen Orten und zu allen Zeiten. Er hat Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, die die Menschen seit jeher und überall beschäftigt, zusammengestellt – von der Steinzeit bis in die Moderne, von den Atheisten über Ju-

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beitungsfirma Eisenring in Gossau SG und einer – wie er es nennt – misslungenen Militärkarriere studierte er in Mailand und Innsbruck Theologie. Als Priester arbeitete er in Wil, Heiden, Herisau, Niederbüren und Lissabon. In Wil habe man extra für ihn eine Stelle geschaffen unter einem als streng bekannten Pfarrer, wohl um ihn im Auge zu behalten, erinnert er sich und schmunzelt. Hatte er in Gottesdiensten ein Publikum vor sich, dem er es zutraute, damit umgehen zu können, habe er auch einmal ein Stück offizielle Kirchengeschichte demoliert. «Ich

den, Christen und Muslime bis zu den Hindus und Buddhisten. Es ist Hermann Hungerbühlers Wunsch, dass die Menschen mehr innehalten und aus der Vergangenheit das mitnehmen, was auch in Zukunft seinen Wert behält. Seine Einblicke in die Wunder-Welten sind eine wertvolle Hilfe und Anregung zum eigenen Nachdenken.

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Pfarrer sei der richtige Beruf gewesen für ihn, sagt Hermann Hungerbühler, auch wenn sich viele seiner Ansichten gewandelt haben. Bild: caw

wollte immer, dass sich die Menschen ein eigenes Bild machen und nicht einfach dem Pfarrer alles glauben», sagt Hermann Hungerbühler, und wieder schleicht sich etwas Verschmitztes in sein Gesicht. Wenn er von seinem nächsten Projekt erzählt, lachen seine Augen. Er will einen historischen Roman schreiben, in dem er Jesus fragt, ob er denn selbst alles glaube, was über ihn geschrieben wurde. Seine Lebensgeschichte und damit zusammenhängend seine eigenen früheren Ansichten scheinen Hermann Hungerbühler zu amüsieren. Dieses Rebellische habe er

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wohl von seiner Mutter geerbt. Sie kam als junges Mädchen illegal von Deutschland in die Schweiz, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. «Das sagt mir, dass sie die Weite der Welt erfahren wollte.» Sie war es auch, die sich besonders darüber freute, dass ihr Sohn katholischer Pfarrer wurde. Alles hängt zusammen

Es sei der richtige Beruf für ihn gewesen, sagt Hermann Hungerbühler daheim am Esstisch in Gossau, wo er seit sieben Jahren lebt. Mit dem Umzug ist er zu seinen

Wurzeln zurückgekehrt. Aufgewachsen ist er im benachbarten Arnegg. Sein Blick schweift über die vielen Pflanzentöpfe hinweg – Pflanzen zu pflegen, ist eines seiner Hobbies – durch die bodentiefen Fenster übers Fürstenland bis hin zum Säntis. In der entgegengesetzten Richtung befindet sich das Andwiler Moos, einer seiner Lieblingsplätze, ein Rückzugsort zum Innehalten. Hier erlebe er hautnah, wie alles im Kosmos zusammenhänge und «dass der liebe Gott – oder wie immer man ihn nennen oder an was man glauben möchte – in allem ist». ckö


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Wer ist denn hier ein Narr? Erstmals ist das Werk des St. Galler Jugendstilkünstlers Fritz Gilsi wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Sabine Hügli, Kuratorin des Historischen und Völker­ kundemuseums St. Gallen, hat besonderes Augenmerk auf die Narrenthematik in seinen Arbeiten gelegt. Mit Ausstellung und Katalog zu Fritz Gilsi (1878–1961) hat Sabine Hügli ein Stück St. Galler Regionalgeschichte aus künstlerischer Sicht aufgearbeitet. Bekannt war er zu Lebzeiten als Künstler und als Karikaturist des Satiremagazins Nebelspalter (aber nicht ganz so bekannt wie sein 2002 verstorbener Sohn René für dieselbe Tätigkeit). Als Lehrer war er an der kunstgewerblichen Abteilung der Gewerbeschule St. Gallen beliebt. Darüber hinaus hat er ein ansehnliches Werk hinterlassen. Es umfasst Malereien, Zeichnungen, Radierungen und weitere Druckgrafiken. Anlass, sein Leben und Wirken in den Fokus zu rücken, bieten die Schenkungen­ von Nachkommen Fritz Gilsis ans Histori-

Sabine Hügli hat Fritz Gilsis Werk aufgearbeitet. Bild: caw

sche und Völkerkundemuseum St. Gallen (HVM). «Für uns ein Glücksfall», sagt Sabine Hügli. Aktuell bis heute

Die 38-Jährige ist Kuratorin am HVM. Nach Carl August Liner, zu dessen Leben und Wirken sie ebenfalls Ausstellung und Katalog geschaffen hat, ist Fritz Gilsi ihre zweite kuratorische Arbeit im Auftrag des HVM. Es ist das erste Mal, dass das Werk des St. Galler Künstlers wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Auch sie kannte Gilsis Arbeiten zuvor nicht. Während ihrer Recherchen habe sie einen Mann kennengelernt, der sich mit dem Zeitgeschehen auseinandergesetzt habe und dessen Werke deshalb bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren hätten: Verkehrsproblematik, Windfahnenmentalität, Not und Armut waren unter anderem seine Themen.

Fritz Gilsi (1878–1961) wuchs in der pulsierenden Weltstadt Paris auf. Nach seiner kunstgewerblichen Ausbildung liess er sich in St. Gallen nieder. Er arbeitete anfänglich als Stickereizeichner und bildete sich zum freischaffenden Künstler weiter. Sein Hauptwerk besteht aus mindestens 123 Radierungen und über 100 Gelegenheitsgrafiken. Und er prägte während Jahrzehnten das Schweizer Satiremagazin Nebelspalter mit seinen Karikaturen. Das Buch bietet einen Überblick über die künstlerische Produktion des St. Galler Jugendstilkünstlers, der etwas in Vergessenheit geraten ist. Auch beinhaltet es ein

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Narrenweisheiten

Die Figur des Narren zieht sich wie ein roter Faden durch Fritz Gilsis Schaffen. Sabine Hügli hat für ihre Forschungsarbeit deshalb diesen Fokus gewählt und der Ausstellung den Titel «Narrenweisheiten» gegeben. Gilsi thematisiert den Narren, der dank seiner Andersartigkeit auszusprechen wagt, was andere sich nicht getrauen. Es geht ihm dabei um die Suche nach Wahrheiten und Weisheiten. Er wählt den Narren auch als Symbol für den Menschen, der zwischen Vernunft und Unvernunft schwankt. Und immer wieder stellt Gilsi offensichtlich oder subtil die Frage: Wer ist denn hier ein Narr? ckö Sonderausstellung Fritz und René Gilsi im Historischen und Völkerkundemuseum St. Gallen bis 28. Juni 2020. hvmsg.ch

Werkverzeichnis der Radierungen. Anlass für diesen wissenschaftlichen Katalog, der parallel zu einer Ausstellung erscheint, ist die Schenkung des gesamten druckgrafischen Werkes Fritz Gilsis an das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen.

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NOTIZ AUS D EN VERLA EM GS HAUS Das Verlagshaus feiert Jubiläum

Fünf Jahre gibt es das Verlagshaus Schwellbrunn schon. In den letzten fünf Jahren haben wir 150 Bücher und 35 Kalender produziert, sind vier zusätzliche Mitarbeiter zum Team gestossen, haben wir viermal zur Frühlingsausstellung «Blumen & Bücher» und zweimal zur Herbstausstellung «Feiern & Lesen» geladen. Wir haben mit Elan neue Projekte in Angriff genommen, ab und zu unter unserem selbst auferlegten Pensum und Perfektionismus gelitten, den Chrampf dank der Freude über die gelungenen Pro-

dukte aber stets schnell vergessen. Mit dem gleichen Elan wollen wir in die Zukunft schreiten. Danke, dass Sie uns dabei begleiten und dem Verlagshaus Schwellbrunn treu bleiben. Eigentlich ist unsere Firma schon viel älter. Die Wurzeln des Appenzeller Verlags gehen ins Jahr 1844 zurück, wo sich Firmengründer Michael Schläpfer in Herisau als Verleger und Drucker liberaler Kampfschriften einen Namen gemacht hatte. Über vier Generationen blieben die Appenzeller Zeitung und die Druckerei in Besitz der Familie Schläpfer. 1996 wurde

aus der Druck und Verlag Schläpfer & Co. AG die Appenzeller Medienhaus AG mit den Sparten Appenzeller Zeitung, Appenzeller Verlag und Appenzeller Druckerei. Zwei Jahre später wurde die Firma an die St. Galler Tagblatt AG verkauft und damit Teil der NZZ-Mediengruppe. Das Medienunternehmen beschloss 2014 im Zug eines Konzernumbaus, den Appenzeller Verlag an den langjährigen Geschäftsleiter Marcel Steiner und dessen Frau Yvonne Steiner zu verkaufen. Seit dem 1. Januar 2015 ist der Appenzeller Verlag in Schwellbrunn domiziliert und bildet mit dem Toggenburger Verlag, dem Verlag FormatOst, dem orte-Verlag und der edition punktuell das Verlagshaus Schwellbrunn.

Schluss mit Nasenrümpfen

Kolumnisten spüren den Grenzen nach

112 Seiten, ill., Fr. 24.– ISBN 978-3-85830-272-4

Immer wieder erreichten uns Reklamationen von Leserinnen und Lesern, dass druckfrische Magazine aus dem Verlagshaus Schwellbrunn einen unangenehmen chemisch-giftigen Geruch verbreiten würden. Aber es kann ja nicht sein, dass das Appenzeller Magazin und das Toggenburger Magazin bei unserer Leserschaft Nasenrümpfen provozieren, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb gingen wir mit unserer Druckerei, der Galledia Print in Flawil, der Sache auf den Grund. Verursacht wurde der von vielen Leserinnen und Leser als unangenehm stechend empfundene Geruch durch einen chemischen Hilfsstoff, der der Druckfarbe beigemischt wird, damit die bedruckten Bögen schneller trocknen. Für unsere Magazine verwendet nun die Druckerei eine andere Druckfarbe ohne Trocknungsbeschleuniger und rieche da: Die Magazine erreichen unsere Leserschaft geruchsneu­ tral. Und ein Auslüften der Hefte vor der Lektüre ist nicht mehr notwendig.


Zwinglis Werk ist doch dabei Sie war nahe dran, aber doch daneben: Das Bücherregal gehört nicht, wie Gabriele Barbey schlussgefolgert hat, dem Pfarrehepaar Syring Gamp aus Bühler, sondern Koni Bruderer. Auch er hat einen theologischen Hintergrund.

Koni Bruderer ist seit 2014 Kirchenrats­ präsident der evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell. Parallel dazu war er bis zu seiner Pensionierung 2017 Gemeindepfarrer in Heiden, wo er heute noch lebt. Stationen davor waren Weisslingen, Bellinzona sowie Thal. Gabriele Barbey sind die Exponate auf der obersten Ablage des Bücherregals sofort aufgefallen. Sie sind im Laufe der Jahre hinzugekommen, «aus Freude an Historischem und als Reminiszenzen an unsere Familiengeschichte», erklärt der 67-jährige Koni Bruderer. Da liegt der Landsgemeindesäbel des Vaters neben Objekten aus der Brockenstube der Grossmutter in Wolfhalden. Die Orgelpfeife stammt von der Revision der Kirchenorgel aus Koni Bruderers Zeit als Gemeindepfarrer in Weisslingen. Die Tasche ist ein altes «Hebammenköfferli» und erinnere ihn daran, dass er als Pfarrer auch eine Art Geburtshelfer sei – «einfach im geistigen Sinn». Die Waage

Vom gefeierten PRINZEN zum verhassten KÖNIG Frankreichs

400 Seiten, Fr. 38.– ISBN 978-3-90572-462-2

Koni Bruderer. Bild: caw

sei Symbol für das Abwägen von «gut und böse, recht und schlecht, tun und lassen». Und was Gabriele Barbey als «IND» entziffert und lateinisch gedeutet hat, heisst in Wirklichkeit «UND». Die drei Buchstaben stammen vom früheren Bibelspruch an der Kirchenwand von Heiden und haben für Koni Bruderer theologische Bedeutung: «UND verbindet: Gott und Welt, Mensch und Umwelt, Mensch und Mitmensch, Ich und Du, und so weiter.» Koni Bruderer, aufgewachsen unter anderem in Herisau und Heiden, war schon als Kind ein eifriger Leser und während der Schulzeit regelmässiger Besucher und Nutzer der Bibliothek Herisau – jener Bibliothek also, die Gabriele Barbey Jahre später geleitet hat. «Werke der klassischen deutschen, der englischen und der italienischen Literatur sowie von Schweizer Autorinnen und Autoren interessieren mich. Gute Krimis auch, vor allem solche aus dem Norden», sagt Koni

Bruderer – da hat Gabriele Barbey seine Präferenzen richtig gedeutet. Irritiert haben sie die Bücher über Luther. Deshalb hat sie das Bücherregal auch eher dem aus Deutschland stammenden Pfarrer Lars Syring und seiner Frau Regula Gamp Syring zugeschrieben. «Vielleicht waren die gesammelten Werke von Zwingli etwas zu gut versteckt?», fragt Koni Bruderer. Vier Bände stehen nämlich in einem Schuber in der drittuntersten Reihe des rechten Regals. Koni Bruderer liest seit einiger Zeit fast ausschliesslich auf dem E-Reader. Mehr Platz dürfen die Bücher nicht beanspruchen, auch das zweite Regal in der heimischen Stube platze bald aus allen Nähten. «Entweder muss pro neues Buch ein altes weg – oder eben: E-Reader!» Das Gute daran: Ob elektronisch oder physisch, das Lesevergnügen bleibt dasselbe. «Lesend kann ich in ein weites, spannendes Universum eintauchen, sozusagen geistig auf Reisen gehen.» ckö

Ein kleines Werk voller Geist und Weisheit

136 Seiten, Fr. 26.– ISBN 978-3-905724-65-3


&BÜCHER 7. – 10. Mai 2020 14. – 17. Mai 2020 10 – 18 Uhr

Die Ausstellung in Schwellbrunn

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Verlagshaus Schwellbrunn Haus Sternen

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Wer Blumen liebt, liebt auch Bücher. Und umgekehrt. Das beweist die grosse Frühlingsausstellung in Schwellbrunn. Bereits zum fünften Mal öffnen das Haus Sternen und das Verlagshaus ihre Türen. Zu entdecken gibt es GartenmöbelKlassiker, exklusive Gefässe, Accessoires für den Innenbereich, Sträusse, Installationen und natürlich Blumen & Bücher an allen Ecken und Enden. Eine inspirierende Ausstellung versetzt Sie in Staunen, im Verlagsladen darf geschmökert werden, und die Gartenwirtschaft um das Verlagshaus oder die Gaststube laden zum entspannten Verweilen ein.

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