Appenzeller Magazin August 2019

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1 / RUBRIK / APPENZELLER MAGAZIN / MONAT 2013

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Maibummel am Maibummel am Do., 12. Mai 2017 2011 11. Mai Der Lenz ist da! Ziehen Sie die Wanderschuhe an und kommen Sie mit. Wir treffen uns um 12.30 Uhr bei der Linde. Auskünfte und Anmeldungen bitte per Telefon, Fax oder Mail. Übrigens: Ab sofort werden in der Linde wieder feine Frühlingsspezialitäten gekocht, kommen Sie vorbei und geniessen Sie…

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AUGUST 2019 / APPENZELLER MAGAZIN / EDITORIAL /

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Nicht dass ich mich als ausgesprochen politischen Menschen bezeichnen würde, nein. Wenn ich mich mit der Ungleichheit der Geschlechter konfrontiert sehe, ist meine Kampfeslust jedoch geweckt. Als die Frauen 1991 ihre Rechte auf der Strasse einforderten, hatten sie meinen Applaus, selbst verfolgte ich den Aufstand allerdings aus der Distanz. Richtig wütend wurde ich erst zwei Jahre später bei der Nichtwahl von Christiane Brunner in den Bundesrat. Ich konnte es nicht fassen und trug die goldene Sonnenbrosche als Zeichen meiner Solidarität. Dass ich bei den Männern im Bekanntenkreis als «Emanze» abgestempelt wurde, ehrte mich mehr, als es mich störte. Die Sonne habe ich heute noch, und auf fehlende Gleichstellung reagiere ich nach wie vor ungehalten. So wie die fünf Frauen, die den «Aufstand» in den 1990er-Jahren hautnah miterlebt und mitgestaltet haben. Sie gelten im Ausserrhodischen als politische Vorreiterinnen, haben sich vor 30 Jahren für das kantonale Frauenstimmrecht stark gemacht, vor 25 Jahren in der Regierung Verantwortung übernommen und auf die Schaffung der Fachstelle für Gleichberechtigung Mann/Frau hingearbeitet. Diese gibt es seit 20 Jahren. Ihre Eindrücke von damals und was sie den jungen Frauen mit auf den Weg geben, lesen Sie im vorliegenden Magazin. JOLANDA SPENGLER

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TITELBILD: Charlotte Linsener (Peter Ehrbar, Hüttenwart der Hundsteinhütte) HERAUSGEBER: Appenzeller Verlag AG, Schwellbrunn. VERLEGER: Marcel Steiner. REDAKTION: Jolanda Spengler, E-Mail: jolanda.spengler@appenzellerverlag.ch

(Leitung), Katja Nideröst, Yvonne Steiner.

FOTOGRAFIE: Charlotte Linsener, Katja Nideröst, Carmen Wueest, Jolanda Spengler. ADRESSE: Appenzeller Magazin, Im Rank 83, 9103 Schwellbrunn,

verlag@appenzellerverlag.ch, www.appenzellermagazin.ch.

VERLAGSSERVICE/ABONNEMENTE: Tel. 071 353 77 55,

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PREISE: Einzelnummer Fr. 8.–, Jahresabonnement Fr. 84.–, erscheint monatlich,

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AUGUST 2019 / APPENZELLER MAGAZIN / INHALT /

G

72 er

INHALT HEIMAT 4 KOMPAKT 6 NOTIERT 9 BEREICHERNDES HÜTTENLEBEN 10 HIESIGS 15

10

FRAUENWAHL 16

36 42

DURCH DIE BLUME 28 KÜCHENTIPPS MIT KOPFKINO 30 EIN APPENZELLER NAMENS … 34 NATÜRLICH HEILEN 35 WANDERN 36 MENSCH UND RAUM 42

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HÖCKLE OND GNÜÜSSE 46 DIVERSICUM 47 CHEERAB 48

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/ HEIMAT / APPENZELLER MAGAZIN / AUGUST 2019

Wer frühmorgens aus dem warmen Bett kriecht, um bei Sonnenaufgang auf dem Kronberg zu sein, wird belohnt: Die ersten Sonnenstrahlen wärmen den munter werdenden Körper, heimelige Alphornklänge legen sich über die Alpen, der Senn bringt die Milch zur Bergstation der Luftseilbahn und Kinder toben auf dem Spielplatz. So ist das eben auf dem Kronberg, morgens um halb acht, wenn die Sonnenaufgangsfahrt angeboten wird. Einfach echt. CHARLOTTE LINSENER Bild


AUGUST 2019 / APPENZELLER MAGAZIN / HEIMAT / 4 / 5


/ KOMPAKT / APPENZELLER MAGAZIN / AUGUST 2019

Bild: Jolanda Spengler

STEIN An den U-20 Europameisterschaften der Leichtathleten gewinnt Simon Ehammer im schwedischen Boras die Goldmedaille im Zehnkampf. Der aus Stein stammende Ehammer, der beim TV Teufen trainiert, verbesserte mit seinen 7851 Punkten den Schweizer Rekord seiner Altersklasse um 134 Punkte. Seine Topleistungen waren 7,68 m im Weitsprung, 110 m Hürden in 13,57 Sekunden sowie 4,70 m im Stabhochsprung.

Manufaktur bietet Raphaela Götz Lederwaren aus eigener Fabrikation an. Die 26-jährige Walzenhauserin hat ihr Handwerk bei einem Maestro dieses Fachs in der Nähe von Florenz gelernt. Dort wurde die Textilkauffrau und Designerin in das Sattlerhandwerk mit all seinen Tricks und Geheimnissen eingeführt.

SÄNTIS An der 85. Generalver-

sammlung kann die SäntisSchwebebahn AG für 2018 das beste Resultat ihrer Geschichte präsentieren. Es wurden 435 863 Besucherinnen und Besucher auf den Berg transportiert. Der Betriebsgewinn beträgt 3,6 Millionen Franken.

HERISAU Die «Alpenbritsche»

des ehemaligen Nullstern-Butlers Köbi Dietrich steht nun in Herisau. Dietrichs haben hier eine Baubewilligung des Kantons erhalten. Das Angebot erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Das Freiluftzimmer kann unter booking.com gebucht werden.

APPENZELLERLAND 235 Ostschweizer liefen um die «Zubi Trophy 2019». Die Bestzeit er-

reicht bei den Frauen die Vorjahressiegerin Iris Bechtiger, Wald, bei den Männern Fabe Down, St. Gallen. Sie sind Hügelkönigin bzw. Hügelkönig 2019. Der Anlass wurde zum zweiten Mal durchgeführt von zubischuhe.ch und Appenzellerland Tourismus AR. INNERRHODEN Der Grosse

Rat wählt Monika Rüegg Bless zur neuen Grossratspräsidentin für das Amtsjahr 2019/2020. Sie ist seit 2012 Vertreterin des Bezirks Appenzell im Grossen Rat und wurde 2015 als 3. Stimmenzählerin in das Büro des Grossen Rats gewählt. Seit 2013 ist sie Mitglied der Kommission für Soziales, Gesundheit, Erziehung, Bildung.

Bild: zVg

WALZENHAUSEN In der Götz

Bild: zVg

KOMPAKT

AUSSERRHODEN Die Kantonsschule Trogen hat Bena Keller zur neuen Prorektorin ernannt. Sie übernimmt erste Aufgaben von Johannes Schläpfer, der in Teilpension geht. Auf Sommer 2020 wird Bena Keller von Johannes Schläpfer, seit 22 Jahren Prorektor, auch die Leitung der Fachmittelschule und der Wirtschaftsmittelschule übernehmen. WALZENHAUSEN Mitte Juli

konnte Sepp Sumann das 50-jäh-

Bild: zVg

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Bild: Peter Eggenberger

rige Arbeitsjubiläum feiern. 1969 trat der damals 18-Jährige in den Dienst der Kunststoffwerk Herrmann AG, Walzenhausen. Anfänglich in der Produktion beschäftigt, versieht er heute den Posten des Logistikleiters. Bis Ende 2019 verbleibt der im vorarlbergischen Mäder wohnhafte Arbeitsjubilar im Unternehmen tätig. Herrmann-Geschäftsführer Thomas Baselgia (rechts) dankt Sepp Sumann für seine langjährige Betriebstreue. Der Gemeinderat hat Marcel Gabathuler per 1. Oktober zum neuen Gemeindeschreiber gewählt. Er ist seit 11 Jahren Leiter des Ausserrhoder Arbeitsinspektorats und wohnt in Urnäsch. Der jetzige Gemeindeschreiber, Robert Signer, wird stellvertretender Departementssekretär Finanzen in der kantonalen Verwaltung Ausserrhodens.

Bild: zVg

SCHWELLBRUNN

Bild: Werner Grüninger

Bild: Charlotte Linsener

HERISAU Die Metrohm AG hat

Ausbaupläne. In den nächsten 10 Jahren sollen 250 neue Stellen geschaffen werden. Das Unternehmen ist ein weltweit führender Hersteller von Hochpräzisionsinstrumenten für die chemische Analytik. Es beschäftigt 530 Personen am Hauptsitz in Herisau. Für die Erweiterung soll ein Nachbargrundstück, das einer Tochtergesellschaft der Steinegg AG gehört, genutzt werden. Bauliche und geologische Vorabklärungen sind im Gang. Die neuen Räumlichkeiten stehen voraussichtlich 2022 bereit. HERISAU Rund 180 Männer,

Frauen und Kinder nahmen an den Ostschweizerischen Handmähmeisterschaften teil. Auf dem Kreckelareal mähten die Erwachsenen eine Wiesenbahn von 15 Metern, Jugendliche und Kinder von 7 Metern. Eine Jury beurteilte unter anderem, ob gleichmässig gemäht wurde und mass die Zeit.

Bild: zVg

SCHWELLBRUNN Am 28. Juni

durften die beiden Ausserrhoder Bobfahrer Beat Hefti und Alex Baumann die olympischen Goldmedaillen entgegennehmen. Es

war dies eine späte Ehre, nachdem die beiden in Sotschi 2014 erstplatzierten Russen nachträglich aufgrund von Dopingmissbrauch disqualifiziert wurden. Die beiden Ausserrhoder Sportler, Musik und das herrliche Sommerwetter sorgten für einen grossen Besucherandrang. Am «Gold-Fäscht» mit dabei waren der Ausserrhoder Landammann Alfred Stricker und der Präsident von Swiss Olympic, Jürg Stahl. Moderiert wurde der Anlass von Sportjournalistin Regula Späni. WALDSTATT Während 11 Jahren führten Margrit und Walter Harzenetter das Seniorenheim Bad Säntisblick. Nun sind sie in die Pension gegangen. Um die Kontinuität im Heim zu gewährleisten, haben Anfang 2019 Sandra und Christoph Fuhrer die Leitung übernommen. Walter Harzenetter ist weiterhin Mitglied des Verwaltungsrats. URNÄSCH Das traditionsreiche Gasthaus Rossfall wurde konkursamtlich geschlossen. Michael Brucker, der es 2017 in Pacht genommen hat, erklärt, dass er «blauäugig» an die Sache herangegangen sei und die Personalkosten anfangs zu hoch gewesen seien. Nun ist der Betrieb versiegelt. SCHWÄGALP Am 14. Oldtimer-

treff des TCS Appenzell Ausserrhoden nahmen mehr als 250 Fahrzeuge teil. Das ist ein neuer Rekord. Den Publikumspreis erhielt der VW Käfer, Baujahr 1954, von Kurt Schwarz, Bronschhofen. Die teilnehmenden Fahrzeuge mussten mindestens 30 Jahre alt sein.

HERISAU Die Steinegg-Stiftung

vollzog einen Generationenwechsel. Heinz Stamm, der seit der Gründung 1996 Stiftungsratspräsident war, hat altershalber seinen Rücktritt eingereicht. Sein Nachfolger in dieser Funktion ist Stefan Sonderegger, Heiden. Die Steinegg-Stiftung wurde vom Unternehmer Heinrich Tanner gegründet. Paul Zähner, neu ebenfalls Stiftungsrat, ist neu Präsident der Steinegg AG, dem unternehmerischen Arm der Stiftung.


Besucherzentrum Kinderdorf Pestalozzi Trogen Dauerausstellung Bilder und Zeitdokumente zeigen die 70-jährige Geschichte des Kinderdorfes Pestalozzi und die Entwicklung zum internationalen Hilfswerk. Jeweils 1. So im Monat, 14 Uhr: öffentl. Führung Aktuell So 11. Aug., 10–17 Uhr: Sommerfest. Ein abwechslungsreiches Programm für Gross und Klein Sonderausstellung «Tansania 360˚» www.museen-im-appenzellerland.ch

Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen, +41 (0)71 343 73 12, www.pestalozzi.ch/besucherzentrum, Mo–Fr 8–12/13–17 Uhr, So 10–16.30 Uhr, an Feiertagen geschlossen

Museum Herisau

Museum Heiden

Sonderausstellung «Schätze aus der Sammlung»

Dauerausstellung Kurortsgeschichte, Wohnkultur

(ab 23. Aug.) Aktuell Do 22. Aug., 19 Uhr: Vernissage der Ausstellung «Schätze aus der Sammlung»; So 1. Sept., 14–16 Uhr: Zweigstelle Schwänberg offen Platz, PF 1221, 9102 Herisau, www.museumherisau.ch +41 (0)79 377 34 43; Mi–So 13–17 Uhr; Führungen für Gruppen jederzeit nach Vereinbarung

des gehobenen Bürgertums; bemalte Truhen, Schränke und Hausorgel; Karikaturist Carl Böckli Sonderausstellung «Es werde Licht! Die Lampensammlung von Walter Graf» (bis 27. Okt.) Aktuell So 8. Sept, 17 Uhr: «Sonntag um 5: Reute. Geschichtliche Reminiszenzen». Vortrag von Arthur Sturzenegger Kirchplatz 5, 9410 Heiden, www.museum.heiden.ch, +41 (0)71 891 14 22, Mi–So 14–16 Uhr, Gruppen n. Vereinb.

Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch

Henry-Dunant-Museum Heiden

Dauerausstellung Silvesterchläus, Bauernmalerei,

Dauerausstellung «Henry Dunant»: Leben, Werk und Wirken des Gründers des «Roten Kreuzes» Sonderausstellungen «Starke Frauen um Henry Dunant» (bis 13. Okt.); «Visionen. Henry Dunant. Und wir?» (bis 12. April 2020)

Sennenleben, Streichmusik, Sennenschmuck Sonderausstellung «Senntumsschnitzerei – Brauchtum im Kleinen» (bis 14. Jan. 2020); «Gret Zellweger – Arbeiten in Polen» (bis 29. Sept.) Aktuell Sa 10. Aug., 13 Uhr: «Dem Schnitzer zugeschaut»; Do 29. Aug., 19.30 Uhr: Vortrag und Führung, mit Gret Zellweger; jeweils So, 13.30 Uhr: kostenlose Führung durch die Dauerausstellung

Asylstrasse 2, 9410 Heiden, +41 (0)71 891 44 04, www.dunant-museum.ch, Di–Sa 13.15–16.30 Uhr, So 10–12/13.15–16.30 Uhr, oder nach Vereinbarung

Dorfplatz, 9107 Urnäsch, +41 (0)71 364 23 22, www.museumurnaesch.ch, Mo–Sa 9–11.30/13.30–17 Uhr, So 13.30–17 Uhr

Appenzeller Volkskunde-Museum Stein

Museum Wolfhalden

Dauerausstellung Bauernmalerei, Sennen-Kultur

Dauerausstellung Im Kurzenberger Bauernhaus mit Wirtsstube aus dem 17. Jh. wird das einstige einfache Leben der Bauern und Weber sichtbar. Sonderausstellung «Chocolat Tobler, Werbebilder um 1900» (bis 27. Okt.)

und textile Heimarbeit Sonderausstellung «Gut ist was hilft – Appenzeller Tradition des Heilens» (bis 20. März 2020) Aktuell jeweils nachmittags: Vorführung Sticken/Weben; jeweils Sa, ab 13 Uhr: Vorführung Käsen Dorf, 9063 Stein AR, +41 (0)71 368 50 56, www.appenzellermuseum.ch, Di–So 10–17 Uhr

Kronenstrasse 61, 9427 Wolfhalden, +41 (0)71 891 21 42, www.museumwolfhalden.ch, So 10–12 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung

Zeughaus Teufen

Kunstmuseum Appenzell

Dauerausstellung Grubenmann-Museum und Bilder

Sonderausstellungen «Public Arp. Hans Arp – Architekturbezogene Arbeiten» (bis 3. Nov.) Aktuell So 1. Sept., 14 Uhr: Öffentl. Führung, mit der Kunstvermittlerin Christine Musits

von Hans Zeller

Zwischenstellung «Apropos. Flüchtige Blicke», ein

Ausstellungsprojekt mit Werken von Daniel Ammann, Peter Egloff, Till Forrer, Ariel Huber, Joshua Loher, Modulor, Eva Rekade u.a. (Ende offen)

Zeughausplatz 1, 9053 Teufen, +41 (0)71 335 80 30, www.zeughausteufen.ch, Mi/Fr/Sa 14–17 Uhr, Do 14–19 Uhr, So 12–17 Uhr, oder nach Vereinbarung

Unterrainstrasse 5, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 18 00, www.kunstmuseumappenzell.ch, Di–Fr 10–12/14–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr

Museum am Dorfplatz Gais

Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell

Dauerausstellung Gais in über 200 Ortsansichten

Sonderausstellung «Oh, Donna Clara». Musiktitel des

Dorfplatz 2, 9056 Gais, +41 (0)71 791 80 81, www.gais.ch, jeweils 10., 20. und 30. des Monats 18–20 Uhr, oder nach Vereinbarung

Ziegeleistrasse 14, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 18 60, www.kunsthalleziegelhuette.ch, Di–Fr 10–12/14–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr

Museum für Lebensgeschichten Speicher

Museum Appenzell

Sonderausstellung «Gertrude Rodowski-von Känel:

Sonderausstellung «Taschentücher mouchoirs hand-

aus der Zeit Ende 18. bis Anfang 20. Jh.; einzigartige Sammlung von Federzeichnungen von Johann Ulrich Fitzi (1798–1855) Sonderausstellung «Bruno Kirchgraber. Bilder und Meinungen» (bis 30. Okt)

Ein Leben – gleichermassen bewegt wie bewegend» (bis 31. Okt.) Aktuell So 21. Aug., 17 Uhr: Führung durch die Ausstellung, mit Klaus Rodowski

Hof Speicher, Zaun 5–7, 9042 Speicher, +41 (0)71 343 80 80, www.museumfuerlebensgeschichten.ch, täglich 9–17 Uhr

Art Déco aus der Sammlung Dora und Walter Labhart (bis 20. Okt.) Aktuell So 11. Aug., 14 Uhr: Öffentl. Führung, mit dem Sammler Walter Labhart; Fr 6. Sept., 20 Uhr: Konzert Schweizer Klaviertrio – Muse Clara und die Teufelsbrücke

kerchiefs fazzoletti» (bis 3. Nov.)

Aktuell Sa 17. Aug., 14–17 Uhr: Rouliererin Margrith

Mock-Manser, Steinegg, zeigt ihr Handwerk; jeweils Do/ Fr, 14–17 Uhr: «Kunsthandwerk im Museum»; jeweils Fr, 14 Uhr: kostenlose Führung durch die Dauerausstellung

Hauptgasse 4, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 96 31, www.museum.ai.ch, museumappenzell; Mo–Fr 10–12/ 13.30–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr


APRIL 2019 / APPENZELLER MAGAZIN / NOTIERT /

Nora Brägger schreibt Geschichten. Die 22-Jährige ist in Speicher aufgewachsen und absolviert in Biel ein Studium in Literarischem Schreiben. nora.braegger@bluewin.ch

UF DÄ SUECHI NOCH DÄ ROTTANNE,

wo eigentlich e Fichte isch.

NORA BRÄGGER Text // CHARLOTTE LINSENER Bild

Als chind kennt me d rottanne, d wisstanne und d bueche. Villicht no d eiche. Aber d rottanne gits eigentlich gar nöd, nume i de umgangssproch seit mer dä fichte rottanne. Und eigentli isch eifach alles entweder e tanne oder e bueche. Aber e fichte isch ebe kei wisstanne: Bi de fichte isch d rinde rucher, bi de wisstanne sind d nodle i regelmässige reihe agordnet, bi de fichte sind d nodle grüener, bi de wisstanne hend d nodle uf de untersite zwei wissi wachsstreife, bi de fichte bildet sich harzgallene, bi de wisstanne stönd d zäpfe noch ufe, bi de fichte weiss mer, i zäh johr wird sie i de schwiz usgstorbe si ufgrund vo de klimaerwärmig. D fichte, lat. picea abies, wird verschwinde, und i will dene fichte zuelose, solang si no do sind, i will sie froge, wa das sie z verzelle hend. Darum bini de berg duruf richtig wald und sitze jetz under enere fichte. I warte und lose. I gspüre de wind und ghören imene uf- und abfallende flattere i de ohrmuschle, es vögeli zwitscheret monoton, s gebimmel vo zwei chüe, wo witerunne vercheert, nebetenand stöhnd und sich d flüüge us em gsicht vertribed, wit entfernt en traktor, s rusche vo de stross im tal, und i sitze uf de fichtewurzle wie uf eme tribholz, und s gras um mich isch s meer. I bi do und lose, nume ghör i kei fichtestimm. I lege e hand uf ihren ruche stamm, strichele sie es bitzeli. Säge hallo. E ameise wicht mim finger us. I umarme de baumstamm, d rinde chratzt uf de backe. Mit elf schritt umrund i d fichte, luege ufe is wirre geäst und warte, warte, ob sie mir öppis mag verzelle. Es passiert nüt und i denke: Wie dumm bin i, dass i s gfühl ha, die fichte

verstoht mi oder dass i sie chönnti verstoh. Was hani denn denkt? Dass sie plötzlich afangt rede, wie en mensch und seit, sie heg lust uf es butterbrötli? I laufe los, querfeldein dur de wald, berüehre jedi fichte, woni passiere, i füehre e strichliliste im chopf, bi drüefüfzg blib i stoh, luege um mich ume und stelle fest, dass es momentan no zviel fichte git, als dass is ellei chönnti zelle. «Bini no zfrüe? Hend ihr denn nüt zverzelle, ihr fichte?» Es blibt mucksmüsli still. Zögernd lueg i ufe, folge am stamm bis zoberst id spitze: «Hallo? I bi im fall do!» Es knackst hinter mir, i verschrecke schampar und chumer dämlich vor, laufe witer, immer tüfer in wald, i werd verschluckt. I bilde mir plötzlich i, hinder mir schritt zghöre, i renne los, im zickzack um bäum, d umgebig verschmilzt zumene rusche, und i renne, bis i fascht kei luft me ha. I blibe erst stoh, wo vor mir en ganze berg gfällti fichte am wegrand lit. I schnufe wie verruckt, stütze mi uf eme stamm ab und di ruchi rinde druckt hart i mis weiche fleisch. I zelle d johrring vo allne drizäh stämm und chume insgesamt uf 783 fichtejohr. Im schnitt isch jedi fichte knapp sechzgi worde. I menschejohr wäreds no nöd emol pensioniert, und wemer bedenkt, dass e fichte 600 johr alt chönnti werde, hend die guete tännli gad emol ein zähtel vo ihrem lebe glebt. Die sind doch no zjung zum sterbe, geschweige denn ready zum ganz zverschwinde. Alles, wo blibt, isch ihri gschicht, wo sie villicht, villicht, villicht werdet verzelle und wo mir villicht werdet verstoh.

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/ 150 JAHRE SAC SÄNTIS / APPENZELLER MAGAZIN / AUGUST 2019

Längst nicht alle Familien können sich Ferien leisten. Peter Ehrbar von der Hundsteinhütte hat deshalb zusammen mit dem SAC Säntis, der heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert, eine spezielle Aktion lanciert: Einkommensschwache Familien dürfen während der Sommerferien gratis das Hüttenleben geniessen. Dieses Angebot nutzt Franziska Berger mit ihrem Sohn Ben. Die Alleinerziehende schildert, weshalb diese Woche für sie so wertvoll und bereichernd ist. ROSALIE MANSER Text // CHARLOTTE LINSENER Bilder

615 000 Personen leben in der Schweiz in Armut. Das bedeutet: Für sie bleibt unerreichbar, was für andere selbstverständlich ist wie beispielsweise Ferienreisen. So geht es auch Franziska Berger. Sie und ihr Sohn Ben sind in diesen Sommerferien Gäste in der Hundsteinhütte. Eine Woche lang geniessen sie hoch über dem Fählensee den Rundumservice von Hüttenwart Peter Ehrbar und seinen tüchtigen Gehilfen Nina und Fabian. Und das kostenlos. Anlässlich ihres 150-Jahr Jubiläums ermöglicht die SAC Sektion Säntis Familien und Alleinerziehenden, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, eine Gratis-Auszeit in ihrer Hütte.

Dazu arbeitet die Sektion mit Hilfswerken wie Caritas, Winterhilfe oder Heilsarmee zusammen, welche die Kontakte vermitteln. «Ich wurde während eines Einkaufs im Caritas-Markt auf diese Aktion aufmerksam gemacht», erzählt Franziska Berger, während der siebenjährige Ben mit Peter Ehrbar und anderen Kindern, die in der SAC-Hütte zu Gast sind, aus Zopfteig Tiere formt. Die Zeit verfliegt hier oben beim Wandern, Schnitzen, Malen, Singen, Spielen, Baden oder beim Herumtollen mit Hüttenhund Ghielli wie im Flug. «Wir haben die Tage auf der Hundsteinhütte sehr genossen. Peter las uns jeden Wunsch von den


HÜTTENWART Peter Ehrbar und seine Helfer Nina und Fabian sorgen für das Wohl der Gäste in der Hundsteinhütte.

Augen ab. Es war einfach nur herrlich», so das Resümee von Franziska Berger nach fünf Tagen Ferien auf 1554 Meter über Meer. DIE FLAWILERIN LEIDET seit zehn Jahren an einer psychischen Erkrankung. Ihr Alltag als Alleinerziehende verlangt ihr sämtliche Energie ab. In ihrem angestammten Beruf als Lehrerin zu arbeiten, ist für Franziska Berger deshalb unmöglich. Sie bezieht eine IV-Rente. Das Geld ist meist knapp bei der kleinen Familie und muss eingeteilt werden. Hinzu kommt jeweils der Druck, was sie ihrem Sohn in den fünf Wochen Sommerferien bieten kann. Das Ange-

bot des SAC Säntis kam dabei wie gerufen und ein Zustupf ihrer Mutter ermöglichte es ihr, die Wanderausrüstung für sich und Ben zu kaufen. Bereits der Aufstieg zur Hütte war für das Duo ein Erlebnis. «Auf dem Weg von der Alp Sigel bis hierher bestaunten wir alle paar Meter die prächtigen Alpenblumen.» Weder die Hütte noch den Gastgeber kannte Franziska Berger vorher. Doch das Eis war schnell gebrochen. Peter Ehrbar und seine beiden Hilfskräfte Nina und Fabian gaben vollen Einsatz, damit sich Mutter und Sohn sofort wohlfühlten. Neben dem selbst gebackenen Brot, Lunchpaketen und dem allabendlichen Viergangmenü war es


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/ 150 JAHRE SAC SÄNTIS / APPENZELLER MAGAZIN / AUGUST 2019

SAC Säntis und die Dufourspitze – Sektionsgeschichte in kürze Was hat die Dufourspitze mit der Gründung der SAC Sektion Säntis zu tun? Wie hoch waren die Materialkosten für den Lisengratweg, und ab wann durften auch Frauen dem SAC Säntis beitreten? Nachfolgend einige Meilensteine aus der 150-jährigen Vereinsgeschichte des SAC Säntis.

1863 wird der Schweizerische Alpenclub (SAC) aus der Taufe gehoben. Seit seiner Gründung gestaltet der SAC die Erforschung des Alpenraums und die Entwicklung des Alpinismus mit. Der SAC verbindet an der Bergwelt interessierte Menschen und fördert den Bergsport als Erlebnis für eine breite Bevölkerung. Heute zählt der Verein 133 Sektionen mit insgesamt 150 000 Mitgliedern und betreibt 153 SAC-Hütten.

1869 besteigen drei Appenzeller Mitglieder der St. Galler SAC-Sektion die Dufourspitze. Dies ist das Schlüsselerlebnis, die das Trio dazu bewegt, am 14. Dezember desselben Jahres die eigene Sektion Säntis zu gründen. Hauptaufgaben der neuen Sektion sind die Erforschung des Alpsteins und das Berichten darüber im Rahmen von Vorträgen. Zudem werden Touren in der übrigen Ostschweiz organisiert. Diese finden aufgrund der damals spärlichen Verkehrsanbindungen meist nur an Sonntagen statt. Zum ersten Präsidenten wird der Pfarrer von Gais ernannt. Die meisten Gründungsmitglieder stammen aus Herisau. Das Appenzeller Vorderland und Innerrhoden sind vorläufig nicht vertreten.

1871–1873 erbauen SAC Säntis-Mitglieder in Zusammenarbeit mit der Sektion Toggenburg den Bergweg Schwägalp-Tierwies-Säntis sowie die Schutzhütte Tierwies.

1895 wird der Säntisgipfel per Bundesgerichtsentscheid gleichermassen den Kantonen St. Gallen, Ausserrhoden und Innerrhoden zugesprochen. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden reichte vorab ein entsprechendes Rechtsbegehren ein. Dies nicht zuletzt auf Drängen des Urnäscher SAC-Mitglieds M. Meyer.

1902 wird der Bergweg Chamm-Säntis signalisiert.

1904 wird die im Unterhalt kostspielige Tierwieshütte für 1000 Franken an den damaligen Pächter verkauft. Gleichzeitig mietet der SAC Säntis eine Hütte auf der Alp Rheintaler Sämtis.

1904/05 entsteht der Lisengratweg. Die Sektion bringt die dafür nötigen 10 500 Franken selbst auf.

1916 gründet der SAC Säntis eine Rettungskolonne mit Basis in Urnäsch.

1918 wird die Tannalphütte auf der Schwägalp zur wintertauglichen Unterkunft ausgebaut.

1922 sammelt der SAC Säntis über 34 000 Franken zugunsten der beiden minderjährigen Töchter des ermordeten Säntis-Wetterwart-Ehepaares Haas.

1930 wird die Jugendorganisation (JO) des SAC Säntis aus der Taufe gehoben.

1932 – mitten in der Weltwirtschaftskrise – baut die Sektion Säntis auf der Schwägalp die Chammhaldenhütte im Wert von 43 000 Franken.

1953 entdecken und erforschen SAC-Mitglieder die Säntis- und Öhrlihöhlen.

1957 erfolgt der Bau der Hundsteinhütte oberhalb der Bollenwees. Sie dient als idealer Ausgangspunkt für Klettertouren in den nahegelegenen Kreuzbergen, Widderalpstöcken und Hundstein.

1979 werden erstmals Frauen in die Säntis-Sektion aufgenommen – gegen den Widerstand der älteren Mitglieder.

1987 ruft Präsident Emil Huber im Sinn der Nachwuchsförderung das Kinderbergsteigen ins Leben.

In den letzten 25 Jahren hat die Ausbildung der SAC-Mitglieder zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ausserdem gehören das Tourenwesen für alle Sparten und Altersklassen, das Rettungswesen, der Unterhalt der beiden Clubhütten sowie der Schutz der Bergwelt zu den Kernaufgaben der SAC Sektion Säntis. Zu den klassischen Berg-, Kletter- und Skitouren ist eine Vielzahl verwandter Aktivitäten gekommen wie Hallen- und Eisfallklettern, Gleitschirmfliegen, Schneeschuhwandern sowie Bike- und Velotouren. War in den ersten Jahren der Vereinsgeschichte die Mitgliedschaft eher gutbetuchten Männern vorbehalten, steht die Sektion heute allen offen. Ob JO-Mitglied oder Senior: Die rund 1400 Mitglieder der SAC Sektion Säntis verbindet die Liebe zu den Bergen und das Interesse an gemeinsamen alpinistischen Aktivitäten. www.sac-saentis.ch


AUGUST 2019 / APPENZELLER MAGAZIN / 150 JAHRE SAC SÄNTIS /

FRANZISKA BERGER und ihr Sohn Ben haben

die Auszeit in der Hundsteinhütte sehr genossen.

HÜTTENLEBEN: Ben formt Tiere aus

Zopfteig, Nina bereitet die gemeinsame Mahlzeit vor.

vor allem die familiäre und herzliche Atmosphäre, von der Franziska Berger im Gespräch schwärmt. «Ben ist nach fünf Tagen Hundstein sehr entspannt und fröhlich. Sogar unser ewiger Streitpunkt, das Smartphone, war kein einziges Mal ein Thema», freut sich die Mutter. Auch sie selbst hat Kraft und Zuversicht getankt. «Wir haben hier nur tolle Menschen kennengelernt. Die Gespräche mit Peter und den Gästen waren so bereichernd und geben mir eine enorme Energie für meinen Alltag. Ich danke Peter und dem SAC Säntis von Herzen, dass sie dieses Angebot ins Leben gerufen haben», betont die Singer/Songwriterin, die in der Ostschweiz als «BBFrances» bekannt ist.

NEBEN FRANZISKA BERGER UND BEN

nutzen auch andere einkommensschwache Familien das Angebot der SAC-Sektion Säntis. So zählt eine Familie mit vier Kindern, darunter eines mit geistiger Beeinträchtigung, zu Peter Ehrbars Gästen. Zudem erhält je eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien und dem Tibet die Möglichkeit, einige unbeschwerte Tage im Alpstein zu geniessen. Diesen Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, menschliche Wärme und ein offenes Ohr zu schenken, ist für den Hüttenwart eine Herzensangelegenheit. «Wir, die nicht in finanzieller Not stecken, sind uns oft gar nicht bewusst, dass es unter uns Familien gibt, die sich beispielsweise die An-

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reise mit dem ÖV von St. Gallen nach Brülisau nicht leisten können.» Umso mehr freut sich Peter Ehrbar, dass der SAC Schweiz darüber nachdenkt, das Angebot nächsten Sommer auf andere SAC-Hütten auszuweiten. «Geld zu spenden ist einfach. Unserer Gesellschaft fehlt es aber vor allem an menschlicher Wärme. An Zeit und Aufmerksamkeit, die wir uns vermehrt gegenseitig schenken sollten», betont Peter Ehrbar. FÜR DEN 63-JÄHRIGEN ist es sein erstes Jahr als Hüttenwart hoch über dem Fählensee. Zwischen Backofen und Gaststube erzählt er von seinem eigenen Lebensweg, der, ähnlich wie der Pfad zur Hundsteinhütte hinauf, so manche Spitzkehre beinhaltete: Als 19-Jähriger stürzte er auf einer Klettertour bei den Kreuzbergen sechzig Meter in die Tiefe. Dabei zog er sich zahlreiche Knochenbrüche – darunter von sechs Rückenwirbeln – sowie einen Milzriss zu. Er lag zwei Wochen im Koma und drei Monate im Gipsbett. In der Folge liess sich der gelernte Bauspengler und Sanitär-Installateur zum Handelsreisenden umschulen. Nach zahlreichen beruflichen Stationen übernahm er 1991 die Gossauer Firma Steiner Sonnen- und Wetterschutz AG.

Sukzessive wuchs das Unternehmen des dreifachen Familienvaters. Peter Ehrbar ging fast vollständig in seinem Beruf auf. Bis zu jenem 13. Mai 2014, der zu einem drastischen Wendepunkt in seinem Leben werden sollte. «Es war 9 Uhr morgens, und von einer Minute auf die andere fühlte ich mich einfach nur noch leer und antriebslos.» Die Diagnose: Peter Ehrbar litt an einer Erschöpfungsdepression. Während seines Aufenthalts in einer Burn-out-Klinik reflektierte der Geschäftsmann sein Leben. Er begann wieder Sport zu treiben und verlor 14 Kilo Gewicht. «Mein Zusammenbruch war der dringend benötigte Weckruf. Innerhalb von drei Jahren änderte sich mein Leben radikal. Ich übergab das Geschäft meiner Tochter und ihrem Mann und nahm die SAC-Hüttenwartausbildung in Angriff.» ALS ER SELBER IN EINEM TIEF steckte, fiel ihm ein Einzah-

lungsschein der Heilsarmee in die Hände. «Mir wurde bewusst, dass es vielen Menschen in der Schweiz noch viel schlechter geht als mir. Ich wollte aber nicht einfach nur Geld spenden, sondern aktive Hilfe leisten.» Peter Ehrbar half daraufhin beim Weih-


S G I S E HI INGWERPEPE-KÄSE Kevin Koch ist bekannt für kreative Ideen rund um die Käseveredelung. Dabei setzt der Geschäftsführer der Alois Koch AG in Gonten auf überraschende Geschmackskombinationen und ummantelt die Käselaibe mit Fruchtstücken, Blumen, Kräutern oder Ge-würzen. Vor Kurzem hat er den Ingwerpepe-Bio-Käse auf den Markt gebracht. Er wird nach eigener Rezeptur in einer kleinen Familienkäserei hergestellt und nach achtwöchiger Reifezeit in einem Gemisch aus Ingwer, Zitrone und Pfeffer gewälzt. Das Geschmackserlebnis beginnt mit einer frischen Schärfe im Gaumen, die Zitrone sorgt für den lieblichen Abgang. Erhältlich ist der «Ingwerpepe» in ausgewählten Käsefachgeschäften der Region. www.kaese-koch.ch

GELATI MADE IN HEIDEN

nachtsfest für Bedürftige mit und sammelte regelmässig abends mit dem Auto bei den Bäckereien übrig gebliebenes Brot ein, das an Menschen mit kleinem Portemonnaie abgegeben wird. «Mit der Zeit öffnen sich die Menschen und erzählen dir ihre Geschichte. Das ist zum einen belastend, zum anderen aber auch sehr bereichernd.» Was er mit dieser Bereicherung meint, wird deutlich, als sich Peter Ehrbar von Franziska Berger und Ben verabschiedet: In diesen fünf Tagen Hüttenzeit ist ein festes Band des gegenseitigen Vertrauens entstanden – völlig unabhängig vom jeweiligen Kontostand. Neben dieser Aktion feiert die SAC Sektion Säntis ihr 150jähriges Bestehen mit einem öffentlichen Jubiläumsfest am 21. September 2019 bei der Chammhaldenhütte. An diesem Samstag wird der Urnäscher Schauspieler Philipp Langenegger Anekdoten zur Geschichte des Bergsteigens im Alpstein und dem SAC Säntis erzählen. Das Team der Chammhaldenhütte verwöhnt die Gäste den ganzen Tag mit Würsten vom Grill und Salaten.

Italienità nach Lust und Laune bietet das Gelati-Sortiment von Café Beck Rohner in Heiden. Unter der Regie von Bäckerin / Konditorin Franziska Jann entstehen gluschtige Glace in diversen Aromen zum Schlecken in der Waffel oder zum Löffeln aus dem Becher. Zubereitet werden sie aus natürlichen, in Italien fermentierten Früchten. Es werden keine Farbstoffe verwendet, und die Zuckerzugabe wird möglichst tief gehalten. Die Milch bezieht Beck Rohner bei einem Bauern in Heiden. Es gibt die «Jann Gelati Rohner» auch als Sorbet und damit laktose laktosefrei. Eine Attraktion ist der Gelatistand, der für Anlässe gemietet werden kann. Dann hat der Gast die Qual der Wahl aus der grossen in der Vitrine dar dargebotenen Palette. Ein Baumnussgelato gefällig? Oder doch lieber Pistazie? www.biberbeck.ch


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LISA UND ROLF RUTISHAUSER freuen sich an der Natur und der

Blütenpracht rund um ihr Appenzellerhäuschen im Weiler Würzen bei Stein.


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FREIZEITHÖCKLI IM BLUMENPARADIES Umgeben von Blumenwiesen haben sich Lisa und Rolf Rutishauser an einem lauschigen Plätzchen unweit der Sitter bei Stein eine Oase der Erholung geschaffen. Im schmucken Appenzellerhäuschen geniesst das Ehepaar aus Amriswil seine Freizeit und pflegt einen prächtigen Blumen-, Beerenund Gemüsegarten. JOLANDA SPENGLER Text // CARMEN WUEEST Bilder

Nein, das bunte Bouquet mit Wiesenblumen auf dem Gartentisch hat Lisa Rutishauser nicht eigens für die Gäste arrangiert. Blumenschmuck gehört bei ihr einfach dazu, jeden Tag und allerorts. Kommt sie im Ferienhaus in Würzen an, führt sie deshalb der erste Gang in den Garten und zur Magerwiese hinter dem Haus, wo die Blumen in voller Blüte stehen. Pflanzen im Allgemeinen und Blumen im Speziellen sind die Leidenschaft der 60-Jährigen. Eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann teilt – und die sie, die Floristin, und er, der Gärtnermeister, auch beruflich ausleben. Rutishausers führen in Amriswil ein Unternehmen mit Gartenbau, Gärtnerei und Floristikladen. Die Thurgauer Gemeinde ist ihr Lebensmittelpunkt, die Freizeit verbringen sie aber oft und gern in ihrem Appenzellerhäuschen am östlichen Rand der Gemeinde Stein, unweit der Grenze zum innerrhodischen Haslen. «Nahezu jedes Wochenende und während der Ferien sind wir hier», sagt Rolf Rutishauser. AUF DAS KLEINE, ZWEIGESCHOSSIGE

Haus mit der gestemmten Holzfassade und den 1000 Quadratmetern Umschwung wurden Rutishausers durch ein Inserat aufmerksam: Die

Erbengemeinschaft einer Stadtsanktgaller Familie hatte es im Mai 1996 zum Verkauf ausgeschrieben. Vorerst hielt sich das Interesse allerdings in Grenzen, der Preis erschien ihnen etwas gar hoch. Das änderte sich nach dem ersten Augenschein. «Die Grösse stimmte, und die Lage etwas abseits der Hauptstrasse, umgeben von Wiesen, ebenso. Wir haben es vom Fleck weg gekauft», sagt Rolf Rutishauser. Er, der das Appenzellerland aus seiner Militärzeit kannte und in bester Erinnerung hatte, liess sich sofort für diese Gegend begeistern. Seit über zwanzig Jahren pendelt das Paar nun schon hin und her und hat das Appenzellerland in dieser Zeit liebgewonnen. Wandernd und velofahrend hat es die Gegend erkundet. «Im Alpstein sind wir die meisten Wege bereits abgelaufen und manchen Kletterfelsen hinaufgekraxelt», hält der 61-jährige Gärtnermeister fest. BIS SIE DAS HÄUSCHEN vor neun Jahren mit

einem Anbau gegen Norden erweitert haben, begnügten sich Rutishausers mit einer bescheidenen Küche, einem rudimentär eingerichteten Bad und einem Plumpsklo. Im neuen Hausteil befindet sich nun eine moderne Küche und ein


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zweckmässiges Bad mit Dusche und Badewanne. Ansonsten ist das Haus heute noch so, wie sie es von den vorherigen Besitzern übernommen haben. Stube und Nebenstube wurden bereits in den 1980er-Jahren einer stilgerechten Renovation unterzogen und gleichzeitig ein Specksteinofen mit Sitzbank eingebaut. Und das Schlafzimmer erhielt mit einer Galerie unter der Dachschräge eine räumliche Erweiterung. «Die Holzwände und Holzböden aus dieser Zeit sind charmant und passen zum Haus», sagt Lisa Rutishauser. Mit selbstgefertigten Möbeln haben Rutishausers den Räumen ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Unbehandeltes Holz und Metall in Rostoptik sind ihre bevorzugten Materialien. Schränke, Truhen und Sideboards bieten viel Stauraum. Und was dekorativ ist, hat Lisa Rutishauser mit ihrem ausgeprägten Gespür fürs Gestalten auf Regalen und an Wänden sichtbar gemacht. Dabei ist eine starke Verbundenheit zum appenzellischen Brauchtum erkennbar, beispielsweise beim Bibermodel als Wandschmuck in der Küche, beim Alpaufzug an der Duschtrennwand oder bei den aus Blech gestanzten Silvesterchläusen auf einem Regal in der Stube. Über jedem Fenster ist eine Schelle befestigt, neben der Haustür stehen Holzkühe und auf den Fenstersimsen Geranienkistchen. DIE NEBENSTUBE NUTZEN Rutishausers als

Leseecke. Das Bücherregal ist gut gefüllt. Während Lisa Rutishauser eine Vorliebe für Krimis hat, greift ihr Mann lieber zu Biografien. Oder er vertieft sich in Landkarten und schreibt sich eine Route für die nächste Wanderung heraus. Neben Büchern nimmt die Hausherrin in Mussestunden aber auch gern eine Lismete oder Häklete zur Hand. Die filigranen Vorhänge beispielsweise hat sie selbst gehäkelt, aktuell strickt sie an einem Oberteil für ihre Tochter. Mit Floralem bringt Lisa Rutishauser die Natur ins Haus. Eine Augenweide sind die auf Draht aufgesteckten Pusteblumen auf dem Esstisch. Dazu hat sie Schwemmholz arrangiert. Ist die Floristin in der Gegend unterwegs, hält sie immer Ausschau nach originellen Fundstücken – nach Steinen, Ästen, Schwemmholz oder Altmetall, das im Bach angeschwemmt wurde. Ja, sie sei eine Sammlerin, lacht sie und zeigt auf verrostete Muffen von Wasserleitungen, die als Zierob-

jekte eine neue Verwendung gefunden haben. Lisa Rutishauser greift sich eine und streift sie übers Handgelenk. «Sie eignen sich auch wunderbar als Armschmuck.» Verwittertes Sammelgut macht auch den Zaun einzigartig, der das Grundstück vom Wanderweg abtrennt. Auf den Pfählen thronen Heugabeln, Muffen, Sägeblätter, Kronen und Holzsterne. Dazwischen steht der Fahnenmast mit der gehissten Thurgauer Flagge und auf einer Metallstange eine Wetterfahne mit Ochs. Letztere hat ein Amriswiler Künstler geschaffen. Kunstvoll ist auch das geschmiedete Schild an der Hausfront. Es zeigt einen Baum mit fünf Blättern. Rolf Rutishauser hat es von den Kindern zum 60. Geburtstag geschenkt bekommen. DER GARTEN IST FÜR Rolf und Lisa Rutishau-

ser das erweiterte Wohnzimmer. Lässt es das Wetter zu, verbringen sie die Tage draussen. Rund ums Haus haben sie sich ein wahres Pflanzenparadies geschaffen. Unter ihrem grünen Daumen gedeihen nicht nur die Blumen und Stauden prächtig, sondern auch Beeren, Gemüse und Kräuter. Lisa Rutishauser liebt es, wenn sie all das zu Konfi, Sugo, Pesto, Chutney und Teemischungen verarbeiten kann. Die Einmachgläser kommen in den Keller und bringen im Winter den Geschmack des Sommers auf den Tisch. Jetzt, im Sommer, ist der Vorrat nahezu aufgebraucht, höchste Zeit also, um für Nachschub zu sorgen. Als Oase der Ruhe und Erholung bezeichnen Rutishausers ihr Ferienhöckli. Hinter dem Haus ermöglicht eine Feuerstelle Kochen unter freiem Himmel, die mächtige Esche daneben bringt kühlenden Schatten. Im Keller des Anbaus haben sie eine Sauna eingebaut. Die mit kaltem Wasser gefüllte Füesslibadewanne sorgt für die Abkühlung danach. Mit der Sitter befindet sich ein Fliessgewässer wenige Gehminuten entfernt. Lisa Rutishauser schwärmt von einem lauschigen Plätzchen direkt am Wasser, das sie praktisch für sich allein haben. «Früher waren wir mit unseren drei Kindern oft dort – und heute mit den Enkelkindern.» Und dann ist da auch die Fauna, die das Ehepaar begeistert. Im Vogelhäuschen an der Hauswand nisten Meisen, in den Ritzen der Sandsteinmauer verkriechen sich Salamander, am nahen Waldrand hat ein Dachs seinen Bau errichtet und in den Baumkronen darüber eine Eule Revier bezogen.


GARTENIDYLLE bringt Erholung und kulinarische Genüsse.

IM ANBAU ist auf kleinem Raum eine moderne Küche untergebracht. KUNSTGEGENSTÄNDE und Sammelstücke als Blickfang.


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CHRISTIANE NIEDERER managt den Betrieb meistens alleine,

kann aber bei Bedarf auf die Unterstützung ihrer Familie zählen.

SAISONAL UND FRISCH // AUSSICHTSREICH // GEEIGNET FÜR GESELLSCHAFTEN RESTAURANT MELDEGG Meldegg 415, 9428 Walzenhausen Telefon 071 888 15 92, www.meldegg.ch Mai bis September, Do bis So geöffnet / Oktober bis April, Sa und So geöffnet

ZANDERKNUSPERLI HOCH ÜBER DEM RHEINTAL Auf einem steil abfallenden, dicht bewaldeten Felsband thront das Restaurant Meldegg hoch über dem Rheintaler Dorf Au. Hier lässt sich wunderbar ruhen und geniessen: bei schönen Wetter auf der Terrasse mit Blick auf die Rheinebene oder im lauschigen Innenhof unter den schattenspendenden Nadelbäumen und an kühleren Tagen in der Gaststube oder im freistehenden Hüttli mit den buntverzierten Fenstern. Ab Au ist der Aussichtspunkt mit Weitblick auf Bodensee und Alpen in 45 Minuten Fussmarsch erreichbar. Oder man wandert in zehn Minuten vom Walzenhauser Weiler Leuchen. Eine direkte Zufahrt gibt es nicht. Seit 160 Jahren wirtet die Familie Niederer im Restaurant im östlichen Zipfel der Gemeinde Walzenhausen, aktuell liegt die Verantwortung bei der fünften Generation. Seit 1992 ist Christiane Niederer die Gastgeberin. Die «Meldegg» sei ihr Leben, sagt sie. Der Ort, die Arbeit, das passe hundertprozentig zu ihr. Ihr Mann Martin, der hauptberuflich als Heim-Küchenchef tätig ist, unterstützt sie, wenn es seine Arbeit erlaubt, und auch die beiden Töchter packen oft mit an. In den Sommermonaten hat das Aussichtsrestaurant von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, im Winter kon-

zentriert sich der Betrieb aufs Wochenende. Nach Absprache öffnen Niederers die Gaststube für grössere Gesellschaften aber auch an den anderen Tagen. Dann zeigen sie sich beim Speiseangebot flexibel, servieren auf Wunsch ein Gourmetmenü oder ein Buffet – und an kälteren Tagen Käsefondue. Ansonsten ist die Karte überschaubar. Da Christiane Niederer den Betrieb in der Regel allein managt, selbst in der Küche steht und die Gäste bedient, sind die Menüs unkompliziert gehalten. Bei der Qualität macht die Wirtin aber keine Abstriche: Was aufgetischt wird, ist frisch zubereitet und, wenn immer möglich, hausgemacht. Jetzt, im Sommer, sind Salatvariationen hoch im Kurs. Dazu gibt es als Beilage Wurst, Siedfleisch, Roastbeef oder Zanderknusperli. Von Wanderern oft bestellt werden die hausgemachten Suppen und die Plättli mit Appenzeller Fleisch- und Käsespezialitäten. Schleckmäuler finden auf der Coupekarte das Passende. Oder sie greifen zu einem Stück hausgemachtem Kuchen. Es hat, solange es hat. JOLANDA SPENGLER Text // CHARLOTTE LINSENER Bilder


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KLANG MOOR SCHOPFE

30. AUGUST BIS 8. SEPTEMBER, HOCHMOOR, GAIS

Am Audio-Festival «Klang Moor Schopfe» werden während zehn Tagen mehr als 20 Kunstschaffende aus der ganzen Welt insgesamt elf landwirtschaftliche Schöpfe im Hochmoor in Gais mit Soundinstallationen bespielen. Ein vielfältiger Rahmen mit Konzerten und Performances komplettiert das Festivalprogramm. www.klangmoorschopfe.ch

GRET ZELLWEGER BIS 29. SEPTEMBER, APPENZELLER BRAUCHTUMSMUSEUM, URNÄSCH

In einer Sonderausstellung zeigt die Teufner Künstlerin Gret Zellweger im Appenzeller Brauchtumsmuseum Arbeiten, die während ihres viermonatigen Aufenthalts in Zakopane, Polen, entstanden sind. Auf vorbildliche Weise erfüllt sie die Auflage der Ausserrhodischen Kulturstiftung, Früchte des Artist in Residence-Stipendiums nach der Rückkehr ins kulturelle Leben des Kantons einfliessen zu lassen und Inspirationen aus der Fremde ins Land zurückzubringen. www.museum-urnaesch.ch

IM GLÜCKSRAUSCH 16. AUGUST BIS 14. SEPTEMBER, IM DORF, TROGEN

«Das glückselige Leben» nennt sich das Freilufttheater, das den Dorfkern von Trogen für 18 Aufführungen in eine Bühne verwandelt. Auf einem Rundgang begleitet das Publikum die fünf Hauptfiguren auf ihrer Suche nach dem Glück. Schauspielerinnen und Schauspieler, Sängerinnen, Musiker und ein Laienensemble aus der Region entfalten gemeinsam ein träumerisches Vexierspiel, in dem unterschiedlichste Lebensentwürfe aus verschiedenen Zeiten aufeinandertreffen: Eine poetische Annäherung an einen Ort, der einst in grosser Blüte stand. www.dasglückseligeleben.ch

FAMILIENFESTIVAL 7. BIS 8. SEPTEMNER, IM FELD, URNÄSCH

Camping im Zelt, Verpflegung vor Ort, Spiele und Workshops für Kinder und Live-Konzerte werden am Familienfestival auf dem Gelände rund um den Fussballplatz in Urnäsch geboten. Am Samstag sorgen auf der Bühne Silberbüx und Marius & die Jagdkapelle für Stimmung, tags darauf sind es Linard Bardill und Zwirbelwind. www.familienfestival.ch


48 / CHEERAB / APPENZELLER MAGAZIN / AUGUST 2019

GWONDRIG Monika Rüegg Bless ist seit Ende Juni Innerrhoder Grossratspräsidentin. Die 48-jährige Pflegefachfrau wohnt mit ihrer Familie in Appenzell. CHARLOTTE LINSENER Bild

WELCHEN ORT IM APPENZELLERLAND ZEIGEN SIE EINEM GAST?

Die Altenalp oder, ganz Sportlichen, den Bogartenfirst. WELCHER GEGENSTAND IST IHR TREUSTER BEGLEITER?

Handjass-Set und SOS-Notfalltropfen. WELCHE APPENZELLERIN ODER WELCHEN APPENZELLER WÜRDEN SIE GERNE KENNENLERNEN?

Ly-Ling Vilaysane und Isabella Fischli. WAS IST FÜR SIE TYPISCH APPENZELLISCH?

Gwondrig sein, nicht zu viel fragen, «einfach mol machä». SIE BEKOMMEN 100 FRANKEN. WAS WÜRDEN SIE SICH GÖNNEN?

Eine entspannende Rückenmassage. WAS BESTELLEN SIE IM RESTAURANT?

Immer genug, ich werde unausstehlich, wenn ich Hunger habe. WAS IST FÜR SIE LEBENSQUALITÄT?

Zusammen mit meiner Familie am Tisch sitzen und über Gott und die Welt diskutieren. WELCHES BUCH HABEN SIE ZULETZT GELESEN?

«Sterblich sein», ein ganz wichtiges Buch für alle Lebenden.

HANS HÜRLEMANN ÜBER ... «Häb e chli en Sii» Die Appenzellerinnen und Appenzeller gelten als fleissige und arbeitsame Leute, und deshalb erstaunt es nicht, dass viele Redensarten die Arbeitshaltung beschreiben. «Häb e chli en Sii» oder «Muescht halt e chli of Mache häbe», sagte meine Mutter jeweils, wenn sie den Eindruck hatte, dass ich trödelte bei der Arbeit. «Sii» hängt zusammen mit Sinn und steht für Konzentrationsfähigkeit, Fleiss und Aufmerksamkeit. Für jene, die lieber schwatzten als zu arbeiten, hiess es jeweils «zom Schwätze wett i dii», was natürlich andeutete, dass man sich endlich auf die Arbeit konzentrieren sollte. Manchmal missriet die Arbeit, obwohl ich mich redlich bemühte. Dann meinte die Mutter etwa: «Do hesch wider mee hönderschi gwerchet», «do hesch efach de Gling no nüüd», oder «s het di jetz doch s tuusigs chöne ablese». Das seltsame Wort «Gling» braucht man nur in diesem Zusammenhang mit der Bedeutung, dass etwas einfach nicht gelingen will. Im umgekehrten Fall, wenn alles wie am Schnürchen funktioniert, sagt man: «Da lauft jo wie s Rääbe schnetzle.» Und als Begründung für den Erfolg pflegt man auch heute noch die Redensart «Guet iigricht isch halbe gwerchet». Einen «Chrampfer», der sich fast zu Tode arbeitet, nennt man auch «en Werchtüüfel». Vom Gegenteil sagt man «de seb husiert mit fertige Chnopflöcher» und meint damit, er sei «en fuule Chog». h.huerlemann@bluewin.ch


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Sonntag, 1. September | 9–16 Uhr Brunch mit musikalischer Unterhaltung: 9–13 Uhr Werner Alder Kasernenstrasse 39a | 9100 Herisau Tel. 071 352 37 07 | Mobile 079 346 73 87

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