Schlossallee Schwaben 05/2013

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von solcher Construction sein müsste, dass alle Ausführungsschwierigkeiten möglichst vermieden bleiben.“ Ein frommer Gedanke! Da steht er heute, im MAN-Museum – jener erste Versuchs-Dieselmotor der Welt, der in den Jahren 1893 bis 1895 in der Maschinenfabrik Augsburg in Zusammenarbeit mit Rudolf Diesel – und auch der Firma Fried. Krupp, Essen, entwickelt und gebaut wurde. Er arbeitete im Viertaktverfahren und mit Kraftstoffeinblasung. Der erste Nachweis effektiver Leistung gelang am 26. Juni 1895: Die ermittelten Daten ergaben einen Wirkungsgrad von 16,6 Prozent. Optimal war das noch nicht, aber die ersten Schritte hin zur Betriebsreife dieses Motors im Jahr 1897 waren getan. Im Zusammenwirken von Spezialisten der MAN, Ingenieuren und Monteuren wurde der Motor weiter entwickelt und verbreitete sich ab der Jahrhundertwende auf der ganzen Welt, sei es zur Stromerzeugung, sei es zum Antrieb von Transmissionen und bald auch im Schiffsantrieb.

Wie gewonnen, so zerronnen

Rudolf Diesel im Kreis seiner Familie – links seine Frau Martha

Rudolf Diesels Tod in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1913, während einer Überfahrt nach England, ist bis heute nicht geklärt. Ist er selbst über Bord geglitten aus Verzweiflung über seine zerrütteten Geldverhältnisse? War es ein Unfall? Eine Antwort darauf wird es wohl nicht mehr geben. n

Seine Erfindung hat Rudolf Diesel reich gemacht. Es flossen ihm Millionen zu, vor allem aus Vertragseinnahmen durch die Maschinenfabrik Augsburg und das Unternehmen Fried. Krupp während der Versuchsjahre. Hinzu kamen Patentprämien. Rudolf Diesel zog mit seiner Familie standesgemäß nach München um, erst in eine große, schöne Wohnung in der Nähe des Siegestores, dann in ein repräsentatives Wohnhaus in Bogenhausen. Er genoss ein mondänes Leben mit allem, was dazu gehörte – bis dahin, dass er sich im Jahr 1910 vom russischen Prominentenmaler Alexander Fuks porträtieren ließ. Der Höhenflug jedoch währte nicht lange. So schnell die Millionen gewonnen waren, so schnell waren sie zerronnen. Patentstreitigkeiten, technische Probleme und der Verlust von Einnahmen brachten Rudolf Diesel an seine Grenzen – auch körperlich. Völlig überarbeitet erlitt er 1898 einen schweren körperlichen Zusammenbruch. Hinzu kamen weitere gesundheitliche Probleme, die er zum Teil schon seit seiner Jugend hatte. So geschickt er auch als Erfinder war, als Geschäftsmann hatte er kein gutes Händchen. Er war nicht wirtschaftlich vorausschauend und ging riskante Spekulationen ein.

Wissenswertes

Rudolf Diesel (li.) mit Edison

Diesel (von li.) mit Heinrich Buz und Prof. Moritz Schröter

Weitere Informationen über Rudolf Diesel und seine Erfindung bieten: n Das MAN-Museum, Augsburg. Ein Teil dieses Museums, das die Firmengeschichte der beiden Unternehmen MAN und manroland dokumentiert, widmet sich auch Rudolf Diesel und seiner Erfindung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9:00 bis 16:00 Uhr, nach telefonischer Anmeldung • www.mandieselturbo.com n Eine Biografie und Darstellung der technischen Entwicklung des Dieselmotors liefert Horst Köhler in seinem Buch „Rudolf Diesel. Erfinderleben zwischen Triumph und Tragik“, erschienen im context verlag Augsburg, 228 Seiten, Preis: 16,80 Euro. ISBN 978-3-939645-57-3 n Eine spezielle Schauspielführung durch Augsburg mit Florian Kreis als Rudolf Diesel bietet die Regio Augsburg Tourismus. • www.augsburg-tourismus.de

Der aufstrebende, junge Ingenieur Diesel


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