Auto umweltliste 2014

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UMWELT Normverbrauch

Neuer Testzyklus 2017 Da die Globalisierung der Autoindustrie weiter voranschreitet, wurde beschlossen, die für Asien, AUTO-UMWELTLISTE 2014

Sparen ist möglich Der im Strassenverkehr gemessene Realverbrauch wird wesentlich durch die Einsatzart und den Fahrstil beeinflusst. Überwie­ gendes Fahren im Stadt- und Agglomerationsverkehr treibt den Verbrauch weit über den Normwert hinaus. Dasselbe gilt für die ausgesprochen sportliche Fahrweise: Wer oft aus niedrigen Gängen ­zügig beschleunigt und auch bei einer Fahrt auf eine rote Ampel zu den Fuss nicht vom Gas­ pedal nimmt, braucht sich über stark erhöhte Verbräuche nicht zu wundern. Durch die Eco-DriveFahrweise dagegen lassen sich rund 10 bis 15 Prozent Treibstoff einsparen. Erheblich ist ferner das Potenzial der Klimaanlage. Unter 18 Grad sollte diese ausgeschaltet bleiben. Fälschlicherweise gehen viele Automobilistinnen und Auto­­mobilisten davon aus, die Klimaautomatik arbeite nur über der eingestellten Temperatur von beispielsweise 23 Grad. Effektiv läuft der Klimakompressor je­ doch bereits ab 5 bis 8 Grad, um die Luft zu entfeuchten, was sich in Mehrverbrauch niederschlägt.

Vergleich neuer und alter Verbrauchstest Neuer Europäischer Fahrzyklus (NEFZ) Gesamt km/h

Amerika und Europa geltenden unterschiedlichen Messverfahren zu einem neuen, weltweit harmonisierten Prüfzyklus, dem ab 2017 geltenden «World Harmonized Light Vehicles Test Procedure» (WLTP) zu vereinen. Zuständig ist eine Projektorganisation der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen (UNECE) in Genf. Nebst der Entwicklung ­eines neuen Fahrzyklus wird in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung des Maschineninge­ nieurs Giovanni D’Urbano vom Schweizer Bundesamt für Umwelt das neue Testprozedere entwickelt. Dazu gehören die künf­ tigen Vorschriften bezüglich Rollwiderstand, Messung der Abgase, Treibstoffverbrauch, CO2-Ausstoss und Energieverbrauch (vgl. Grafik unten rechts).

Städtisch

Ausserstädtisch

120 100 80 60 40 20 0 0

200

400

600

800

1000

1200

Zeit in Sekunden

Mit dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) wird eine durchschnitt­liche Autofahrt simuliert, um dabei Verbrauch und CO2-Emissionen zu ­ermitteln. Dazu wird auf einem Rollenprüfstand im Labor über eine Zeitspanne von 1080 Sekunden eine genau definierte Strecke von 11 Kilometern a­ bgefahren. Die Strecke ist unterteilt in einen 780 Sekunden dauernden Stadtzyklus und eine Überlandfahrt von 300 Sekunden. Die Durch­schnitts­geschwindigkeit der ganzen Fahrt liegt bei lediglich 33,6 km/h. Im Stadtteil wird die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h mehrmals erreicht, wobei der Wagen wie in städtischen Verhältnissen ü ­ blich zum Stillstand kommt. Praxisfern sind hingegen die d ­ azwischen festge­legten «lahmen» B ­ eschleunigungsphasen. Im Überlandzyklus liegen die gefahrenen ­Geschwindigkeiten zwischen 60 und 120 km/h, wobei die Tempospitze nur über wenige Sekunden gefahren wird. World Harmonized Light Vehicles Test Procedure (WLTP) Geschwindigkeit:

km/h

zu viele Möglichkeiten, die Verbrauchswerte zu drücken. So sind die Testfahr­zeuge oft spartanisch ausgerüstet. Die Testwerte können aber für bis zu 120 Kilo schwerere Modell­varianten gelten.» Für die Messung montieren die Hersteller Leichtlaufpneus mit geringem Rollwiderstand. Alle elektrischen Verbraucher wie Sitzheizung, ­ Audioanlage oder Licht bleiben ausgeschaltet. So richtig schenkt aber die K limaanlage ein, die während ­ dem Test ausgeschaltet bleibt. Heute ist praktisch jedes Auto mit einer Klimaanlage bestückt, 1996 bei der Einführung des NEFZ ­waren diese noch eine Ausnahme­ erscheinung. Gemäss Messungen der Empa sind die Klimaanlagen unter realen Bedingungen für 20 bis 30 Prozent des Verbrauchs heutiger Autos verantwortlich. Weil beim Überschreiten der gesetzlich festgelegten Verbrauchsund CO2-Durchschnittswerte für Neuwagen happige Sanktionszahlungen drohen, reizen einzelne Hersteller die Spielräume der Messvorschriften bis zum Äussersten aus und überschreiten, wie der Verkehrsclub Deutschland in seiner Auto-Umweltliste moniert, teilweise die Grenze zu betrüge­ rischem Verhalten. Inakzeptabel ist, dass Karosseriefugen zugeklebt werden, um den Luftwiderstand zu minimieren. Besonders skandalös ist die Zykluserkennung: Der Bordcomputer registriert, dass im Messzyklus gefahren wird, und stellt das Fahrzeug darauf ein. Beispielsweise lädt die Lichtmaschine dann nicht mehr die Batterie. Klar ist: Der grossen Diskrepanz zwischen Realität und NEFZ muss mit einer neuer Messnorm abgeholfen werden. Das Europäische Parlament hat sich dafür ausgesprochen, ein neues Testprozedere einzuführen.

tief

mittel

hoch

sehr hoch

140 120 100 80 60 40 20 0 0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

Zeit in Sekunden

2017 soll der europäische NEFZ durch den WLTP (World Harmonized Light Vehicles Test Procedure) abgelöst werden. Dieser ist realitätsnäher, führt über 23,3 Kilometer, dauert 30 Minuten und ist in vier Streckenabschnitte mit langsamer, mittlerer, schneller und sehr schneller Fahrt unterteilt. In jedem Abschnitt des Zyklus gibt es einen exakt festgelegten Ablauf aus Beschleunigung, Verzögerung, konstanter Fahrt und Leerlaufphasen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 46,5 km/h. Beschleunigt wird während 31,9 Prozent der Fahrt, verzögert während 30,2 Prozent, und während 25,3 Prozent der Fahrt wird das Tempo gehalten. Der Leerlaufanteil liegt bei 12,6 Prozent. Elektrische Verbraucher und die Klimaanlage bleiben auch im WLTP-Test­ zyklus ausgeschaltet. Diese werden künftig in einem eigenen Zyklus erfasst.

Kurt Egli

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