V - Dritte Ausgabe - SoSe 2016

DAS STUDENTENMAGAZIN. SoSe 2016

„Ach, du warst noch nie im Ausland?“ Psychotest: Welche Reise ist die richtige für dich?

Unterwegs.

An Weltenbummler und Heimatliebhaber.

Vom Chaos-Prinzip, Weltwirtschaftskrisen und der Herrschaft des Kreativen Ab ans Meer – nach mir die Sinn-Flut!

Die Vögel der Youtube Welt

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Gute Bildung, so Gott will

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Eine Woche ohne Plastik

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Das Freizeit – ticket

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Prioritizing the Olympic games?

Was könnte man mit den 65€ für das Basisticket machen, wenn es kein Semesterticket gäbe?

9 „Ach, du warst noch nie im Ausland?“ Chaos-Prinzip, Weltwirtschaftskri10 Vom sen und der Herrschaft des Kreativen und Aluhüte – Verschwö12 Chemtrails rungstheorien von früher bis heute Party und Problemen – Ein 14 Zwischen Ausflug in die kontroverse Welt des Libanon

ältere Dame im Zug – 15 Die ein Spontaninterview

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Psychische Belastungen bei Studierenden

Milleniums entiwcklungsziele

16 Die Omis aus der ersten Reihe 17 Dresscode: Diplomat 18 VAb- Lyrik ans Meer – Nach mir die Sinn-Flut News 19 Stuve Upcycling!

Welche Reise ist die 20 Psychotest: richtige für dich?

A Rambling Journal Entry: 27 Unpreparedness And Endurance

Editorial Impressum Herausgeber V – das Studentenmagazin e.V. Turnstraße 7 91054 Erlangen V.i.S.d.P.: Sabrina Ahmed, Julia Weller Kontakt: vdasstudentenmagazin@gmail.com Layout: Sabrina Mellerowic, Mona Enßlin Druck: WIRmachenDRUCK GmbH Mühlbachstraße 7 71522 Backnang Anzeigen: Valentin Held, Julia Weller Redaktion: Sabrina Ahmed, Raphael Arndt, Sara: Comisky, Mona Enßlin, Annette Göller, Marina Guimarães, Laura Gumbert, Ivy Haase, Eric Hartmann, Valentin Held, Melissa Hiller, Jack, Charlotte Jawurek, Verena Knöll, Johannes Lechler, Robin Lindner, Nitin Malapally, Sabrina Mellerowic, Anna-Luisa Römling, Hannah Schabert, Veronique Schirrmeister, Torsten Schmaus, Alicia Schmidbauer, Vigdís Vinternatt, Julia Weller, Christoph Wusaly

28 30 PARIS 2022 – Buchrezension your Life – 32 Rock Hochschulinitiative Die Vögel der YouTube Welt

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Das Spektrum der Geschlechter – was ist eigentlich nichtbinär?

ohne 38 Interview Lucas Fassnacht

Worte mit

Liebe Leser, das Sommersemester ist noch ganz frisch und schon fangen die meisten wieder an, die nächsten Ferien zu planen. Im Hörsaal wird während der langweiligen Vorlesungen von endlosen Sandstränden und blauem Meer geträumt. Jeder zerbricht sich den Kopf, wie viel während des Semesters noch gespart werden muss, um sich den Roadtrip durch Europa oder den Flug in die Ferne zu leisten.

Auch wenn man sich weit weg träumt, ist es doch jedes Mal schön, nach dem Urlaub in die Heimat zu kommen, die Freunde wieder zu treffen und von den Abenteuern zu erzählen. Der Sommer bietet dafür so viele Möglichkeiten.

Im Schlosspark die Sonne genießen, beim Bier am Bürgermeistersteg oder beim Bummeln in der Nürnberger Innenstadt. Wollen wir wirklich immer fort, die Welt erkunden und unterwegs sein?

Um die verschiedensten Erlebnisse und die Vor- oder Nachteile des Reisens geht es in dieser Ausgabe von „V – das Studentenmagazin.” Was für Erfahrungen hat zum Beispiel eine ältere Dame mit dem Verreisen gemacht und wie ist es im Libanon Urlaub zu machen, einem Land, das vielen nur durch die Katastrophenberichte im Fernsehen bekannt ist? Und für jeden, der nicht wegfährt: Wir haben eine Liste zusammengestellt, was man mit dem Semesterticket alles anfangen kann.

Also, an alle Weltenbummler und Heimatliebhaber, viel Spaß beim Lesen!

Eure Redaktion

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Foto Cover: Sabrina Mellerowic

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Gute Bildung, so Gott will Deutsche Schulen in Ägypten

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n einem Spätsommertag in Ägypten sollte man nicht drinnen sitzen. Die Sonne scheint jetzt sanfter, die Temperaturen sind endlich erträglich. Doch das Kind, drei Jahre alt, hat keine Zeit für Straßenspiele. Konzentriert beugt es sich über 35 Puzzleteile, filtert Randstücke aus und greift gezielt nach den Ecken. Sieben Minuten später liegt das fertige Bild vor ihm, bunte Fische auf blauem Grund.

Foto: Privat

„Auf der deutschen Schule habe ich nicht nur auswendig gelernt, sondern selbst nachgedacht und analysiert“

teste ist die 1873 gegründete DEO, die Deutsche Evangelische Oberschule. Die DEO bietet ihren 1400 Schülern nicht nur „Wie Arielle“, sagt es begeistert. durchgehende deutsche Bildung vom Kindergarten bis zum Abitur, sie ist auch soziale Institution. Die ägyptische Ober„Das hat aber lang gedauert“, sagt die Mutter. schicht schätzt ihren Weihnachtsmarkt ebenso wie die Selbstverpflichtung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Sie sprechen Deutsch, weil die Mutter in Berlin aufwuchs. Mit Wer hier gelernt hat, dem stehen alle Türen offen: Studium in sechs Jahren ging sie zurück in die Heimat und zog mit ihren Europa, Jobs in deutschen Firmen. Die DEO ist Sprungbrett aus Eltern an den Stadtrand Kairos. 25 Jahre später wohnt sie noch der ägyptischen Rückständigkeit. weiter draußen, mit ägyptischem Mann und den Schwiegereltern im Erdgeschoss. Vor der Villa stehen vier Autos, der Gärt„Auf der deutschen Schule habe ich nicht nur auswendig gener stutzt gerade die Hecke. Außer Mutter und Tochter spricht lernt, sondern selbst nachgedacht und analysiert“, sagt eine nur noch das Au-Pair Deutsch, das eigens eingestellt wurde, Absolventin, die jetzt in Deutschland studiert. damit das Kind die anstehenden Auswahlverfahren besteht.

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Zwei Sprachen spricht das Kind schon fast fließend, doch die „Inshallah“, sagt die Mutter andauernd: So Gott will. Jeden Tag deutschen Sätze folgen arabischer Grammatik. Da macht man betet sie für den Erfolg ihrer Tochter. den Fernseher zu, wenn der Film fertig ist. Die Dreijährige kennt genau ein Fremdwort: konzentrieren. Denn konzentrieSieben anerkannte deutsche Auslandsschulen gibt es in Ägypren muss sie sich jeden Tag. ten, vier davon in der Hauptstadt. Die größte und renommier-

Zweimal in der Woche erhält sie Nachhilfe und Frühförderung, der deutsche Kindergarten bereitet sie auf die besonderen Anforderungen vor. Daheim stapeln sich Lernspiele, neben denen Puppen und Spielzeuge beinahe unbenutzt bleiben.

Mit drei Jahren kann das Kind schon Zahlen schreiben, Baustellenfahrzeuge benennen und aufzählen, was alles aus Milch gemacht wird: Butter, Käse, Sahne, Joghurt, Quark, Kakao und Rahm. Wenn sie am Himmel eine Wolke entdeckt, erklärt sie vergnügt, wie Regen entsteht. In Kairo regnet es kaum, und auch Quark hat sie noch nie gegessen.

Wann immer das Kind den Wunsch nach Geschwistern äußert, entgegnet die Mutter, eine solche Last könne sie nicht noch einmal ertragen.

„Die Kinder sind einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt, Was das Kind noch nicht kann: Obst von Gemüse unterschei- weit höher als in Deutschland selbst“, sagt eine private Nachden. Niemand weiß, ob es beim Test überhaupt eine Rolle hilfelehrerin. spielt, doch mehrmals am Tag werden die Kategorien durchgekaut. Am Herd stehend fragt die Mutter, zu welcher Gruppe „Zu unserem Aufnahmeverfahren geben wir keine Interviews“, sagt der Schulleiter der DEO. Gurken gehören. „Obst“, antwortet die Tochter augenblicklich.

„Um das Kind mache ich mir keine Sorgen“, sagt ein Freund der Familie, „wenn nur die Mutter die Nerven behält.“

In den Augen der Mutter erlischt ein kleiner Funken Hoffnung. „Inshallah“, sagt die Mutter. „Irgendwann bringe ich mich noch um mit dir.“ Wann immer das Kind den Wunsch nach Geschwistern äußert, entgegnet die Mutter, eine solche Last könne sie nicht noch einmal ertragen. Zwischen Lerngruppen, Hausarbeit und ihrer eigenen Berufstätigkeit bleibt auch ihr kaum Zeit zum Leben, mehrere Stunden täglich verbringt sie im Auto. Der Kindergarten ist fünfzig Kilometer entfernt, der ägyptische Verkehr ein Albtraum. Auf dem Heimweg schläft das Kind meistens ein. Wenn es am Ziel aufgeweckt wird, hat es für den Rest des Tages schlechte Laune. Drei Monate vor der Prüfung schleicht sich ein neuer Satz in sein Vokabular: „Ich kann das nicht.“ Die Stimmung im Kindergarten wird mit jeder Woche drückender. Man erzählt von Weinanfällen und Wutausbrüchen und von Kindern, die plötzlich nicht mehr reden wollen. Einen Monat vor der großen Prüfung findet bereits ein erster Sprachtest statt.

Ob das Kind die Einstufung als Muttersprachlerin schafft? Inshallah.

Mitarbeiter deutscher Behörden und Firmen können ihre Kinder ohne Prüfung für die DEO anmelden. Ägyptische Bewerber durchlaufen einen mehrstufigen Auswahlprozess: Nach dem Ausfüllen von Onlinebewerbungen werden die Kinder zunächst durch persönliche Vorstellungstermine aussortiert. Zusätzlich gibt es Elterninterviews und Sprachtests. Wer all diese Hürden meistert, darf sein Kind für ein paar Probetage in die Vorschule schicken. Erst im Mai, sieben Monate nach Beginn des Bewerbungsprozesses, verkündet die DEO endgültige Ergebnisse. Für eine Anmeldung an anderen Schulen wäre es bei einer Absage dann schon zu spät, auch die 200 Euro Vorstellungsgebühr wären verloren.

Eine Woche vor der Prüfung wird die ganze Familie krank. Die Mutter pumpt ihr Kind mit Medikamenten voll, Versteckspielen wird verboten, weil es zu sehr anstrengt.

Das Kind verwechselt immer öfter Z mit N und 6 mit 9. Wenn es Menschen malt, fehlen die Hälse. Im Haus wird häufiger geschrien. Im Fernsehen läuft Heidi, freies Mädchen in heiler Welt.

Das Kind ist mittlerweile vier Jahre alt. Es liebt Disneys Rapunzel und die Märchen der Gebrüder Grimm. Es tanzt gern durchs Zimmer und singt lautstark dazu. Wenn es groß ist, möchte es Lehrerin werden. Es träumt davon, wie Heidi Schlitten zu fahren oder auf Berge zu steigen.

Sollte das Kind auf die DEO kommen, müsste es noch weiter fahren und noch viel mehr lernen. Die Eltern müssten über 5000 Euro im Jahr zahlen und weiterhin alles dafür tun, dass nach der Vorschule auch der Übertritt in die Grundschule und anschließend der aufs Gymnasium gelingt.

Aber das Kind könnte Abitur machen und drei Sprachen erlernen. Inmitten eines autoritären Staates würde es erfahren, was Meinungsfreiheit und Demokratie bedeuten. Wie Heidi könnte es irgendwann aus dem Studierzimmer ausbrechen und die Freiheit genießen, die das Privileg seiner Bildung ihm eröffnet. „Inshallah“, sagt die Mutter.

Julia Weller

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Das Freizeit-

V

iel Streit gab es vergangenes Jahr über die Einführung des zwangsweise solidarfinanzierten Semestertickets an den Hochschulen in Erlangen und Nürnberg. Satte 65 Euro muss zurzeit jeder Eingeschriebene pro Halbjahr zahlen, eine knappe Mehrheit hatte sich in der Urabstimmung für dieses Modell ausgesprochen. Wir haben uns umgehört, welche Ziele im Verbundgebiet einen Tagesausflug besonders lohnen – und natürlich auch, was man stattdessen mit dem Geld alles anfangen könnte.

Büchenbach Naherholung wirklich nah: Büchenbach, der Stadtteil am westlichen Rande Erlangens, ist von den Unistandorten nur 20 bis 30 Minuten mit dem Bus (oder auch dem Fahrrad, falls noch nicht 19 Uhr oder Wochenende ist) erreichbar – und ist nicht (nur) das ‘Ghetto’, als das es nach im Rest Erlangens kursierenden Gerüchten bekannt ist. Nicht zu verwechseln übrigens mit Büchenbach, einer Gemeinde im Landkreis Roth.

Herzogenaurach

Herzogenaurach In nur 30 Minuten kann der gestresste Erlanger Student dem Unileben entfliehen und wahlweise sein Verlangen nach Wellness oder Shopping stillen. Das Atlantis ist wohl das einzige brauchbare Spaßbad im Erlanger Umland, und die Outlets von adidas, Puma, Nike und s.Oliver begeistern nicht nur Sportler.

Ansbach

Rothenburg Rothenburg ob der Tauber Das stark mittelalterlich geprägte Rothenburg ob der Tauber ist vor allem in der Weihnachtszeit einen Ausflug wert. Ähnlich wie Nürnberg umgibt den Ortskern eine vollständig erhaltene und größtenteils begehbare Stadtmauer.

Bei schlechtem Wetter schaffen das weltweit bekannte Käthe-Wohlfahrt-Museum, das deutsche Kriminalmuseum oder eine der urig-fränkischen Kneipen schnell Abhilfe.

Und im Sommer sorgt das Taubertal-Festival, das nur 10 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt ist, für gute Stimmung. Erreichbar ab Nürnberg in gut einer Stunde per Regionalbahn.

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- ticket Bamberg

Bayreuth

Der historische Stadtkern des oberfränkischen Bambergs ist nicht nur der größte seiner Art in Deutschland, sondern auch noch Weltkulturerbe und von Erlangen aus in 25 Minuten mit der S-Bahn zu erreichen. Es gibt aber noch einen viel besseren Grund, Bamberg mal einen Besuch abzustatten: Die große Zahl an Brauereien und lokalen Bierspezialitäten verspricht immer einen ausgelassenen Abend. Im August ist das traditionelle Volksfest, die Sandkerwa, ein besonderes Highlight.

Bayreuth

Bamberg

Nicht nur was für Wagnerfans: Bayreuth lockt mit seiner malerischen, markgräflichen Innenstadt auch heute noch viele Besucher an. In knapp einer Stunde hat man die Universitätsstadt von Nürnberg aus erreicht und kann unter anderem das Brauerei-, das Freimaurer- oder das Urweltmuseum besuchen.

Erlangen Hersbruck

Natur

Nürnberg

Texte und Fotos: Robin Lindner, Carla Ober, Julia Weller Zeichnung: Hannah Schabert

Ob zum Wandern aufs Walberla, zum Klettern an den Höhenglücksteig oder zum Paddeln auf die Pegnitz: Das Verbundgebiet beherbergt viele beliebte Ausflugsziele unter freiem Himmel. Fast die komplette Fränkische Schweiz lässt sich mit dem Semesterticket durchfahren, verschiedene Freizeitlinien verbinden größere Bahnhöfe mit den Sehenswürdigkeiten – zum Beispiel der Bier-, Brotzeit- und Burgenexpress-Bus.

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Semesterticket - Die Gegenstimmen

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Was könnte man mit den 65€ für das Basisticket machen, wenn es kein Semesterticket gäbe?

lar, mit dem Basisticket lässt sich einiges anfangen: Tagesausflüge im VGN, zum Feiern nach Nürnberg oder die Eltern besuchen, sofern diese im Verkehrsverbund wohnen. Aber bitte nur von 19-6 Uhr oder am Wochenende.

Ein vollwertiges Semesterticket hat man ja erst mit dem Kauf des Zusatztickets. Doch auch wer keine Lust auf Wochenendausflüge im VGN hat, direkt neben der Uni wohnt oder den ÖPNV nicht nutzt, weil er mit dem Auto fährt, muss für das Basisticket zahlen. Logisch, dass viele davon weniger begeistert sind.

Wir haben uns daher vor der Unibib in Erlangen umgehört, um herauszufinden, was man mit diesen 65€ anfangen könnte, wenn es kein verpflichtendes Basisticket gäbe: „Zum Shoppen! Ich würde Kleidung davon kaufen!“

65€ = 6 Kinobesuche im Nürnberger Cinecitta, einmal sogar mit Popcorn = 34 Bier am Studentendienstag in Erlangen = 66kg Nudeln oder 32kg Nudeln und 42 Gläser Tomatensoße = 28 Essen in der Mensa (bei ø 2,30€ pro Essen) = 3,5 Fahrten von Nürnberg nach Berlin mit dem Fernbus

„Ich würde damit eine Werbeanzeige auf Facebook für meinen Blog schalten. So würden mehr Menschen darauf aufmerksam werden.“

„Wenn es kein Basisticket gäbe würde ich die 65€ für kulturelle Angebote ausgeben, also Kneipen, Konzerte oder die Kinotage im Manhattan. Ich bin eigentlich immer mit dem Rad unterwegs, da lohnt sich das Basisticket nicht wirklich!“

„Ich würde es für Zugtickets ausgeben. Für mich lohnt sich das Basisticket eigentlich!“

„Für Alkohol und Zigaretten!“

Die Interviewer Mona Enßlin und Verena Knöll

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„Ich würde es sparen und dann vielleicht mal davon in den Urlaub fahren!“

„Ach, du warst noch gar nicht im Ausland?“

V

or Beginn meines Studiums war ich ziemlich nervös.

Ihr kennt das ja sicher! Neue Menschen, neue Stadt, ein neuer Lebensabschnitt beginnt! Und wie das so ist, erwartet man von einem Meilenstein wie diesem ziemlich viel. Partys, eine tolle WG, neue Freunde und am besten einen passend ausgewählten Studiengang.

Das erste Studiengangstreffen stand bevor und den Punkt mit den neuen Freunden wollte ich schon mal abhaken.

In Erlangen am Bahnhof angekommen stand dort bereits eine Gruppe junger Menschen, in die ich mich einreihte. Ich stellte mich also vor und die erste Reaktion zu meiner Person war: “Du bist auch 20? Dann hast du sicherlich auch Work &Travel gemacht! Wo warst du denn?“ Falsch. Ich hab zuerst meinen Realschulabschluss gemacht und dann mein Abitur nachgeholt. Als ich der Fragenden das erklärt hatte, sah sie mir mitleidig in die Augen und sprach: „Ach, du warst noch gar nicht im Ausland?“ Und ehe ich mich versah, kam es zu dem seltenen Fall, dass ich sprachlos war – ich, als Mensch der vielen Worte. Wo war ich denn hier gelandet? Dieses ganze Gespräch wirkte auf mich wie ein Schwanzvergleich, die Person mit dem längsten Auslandsaufenthalt gewinnt. Ich war zwar schon öfter im Ausland, doch anscheinend gibt der jährliche Familienurlaub nicht wirkliche viele Punkte im Kampf um den Sieg als Globetrotter. Aber – und das wurde mir zum Glück von allen anwesenden Auslandserfahrenen versichert – das sei gar nicht so schlimm. „Kannst du alles nachholen!“ - Da hab ich ja nochmal Glück gehabt!

Der restliche Verlauf der Konversation drehte sich nur noch um Australien und Neuseeland. Wie Seelenverwandte hat man sich über die coolsten Sehenswürdigkeiten und seine vielen neuen Facebookfreunde unterhalten. Ich konnte zwar nicht wirklich mitreden, hörte aber total interessiert zu, die ersten vier Minuten zumindest. Der Weg zur Bar, in der wir auf die restlichen Erstis treffen wollten, schien endlos. Nach gefühlten 274

Strandselfies, die mir vor die Augen gehalten wurden, kamen wir dann endlich an. ‘Schweren Herzens’ trennte ich mich von meinen ‘neuen Freunden’, lernte andere Kommilitonen kennen und der Abend war gerettet.

Natürlich blieb es nicht bei dieser Situation, immer wieder wurde ich mit der Reisewut von Studierenden konfrontiert. Auslandssemester hier, Backpacking da und ich mittendrin.

Ich saß in Vorlesungen mit Sitznachbarn, die neben mir ihren Urlaub gebucht haben und noch nie wurde ich auf Faceboo mit so vielen Urlaubsfotos zugemüllt wie im letzten halben Jahr.

Italien? Mallorca? Out! Thailand muss es sein, oder Israel!

Hauptsache unkonventionell – wie jeder andere eben auch.

Ich bin mir bewusst, dass ich womöglich neidisch wirke, aber das bin ich nicht. Wozu soll ich ein Jahr ins Ausland? Es gibt für mich einfach schönere Dinge als stundenlang Früchte zu pflücken – oder auf die Bälger einer fremden Familie aufzupassen – nur, um mit total viel Lebenserfahrung, 12000 Strandfotos und neuen besten Freunden, die man wahrscheinlich nie wieder sehen wird, prahlen zu können. Was will ich in Thailand, wenn ich noch nicht mal Europa richtig erkundet habe? Und vor allem, wozu soll ich meine Facebookseite mit Sehenswürdigkeiten überschwemmen, von denen es unzählige schönere Aufnahmen in jedem Reiseführer gibt?

Eines hab ich jedenfalls gelernt im ersten Semester!

Expedia hatte Recht mit dem Slogan „Reise dich interessant!“.

Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie damit Studenten meinten.

Cristoph Wusaly V - Das Studentenmagazin_9

Der einzige Weltrevolutionär, der es einem nicht übel nimmt, wenn man ihn für verrückt hält

Vom Chaos-Prinzip, Weltwirtschaftskrisen und der Herrschaft des Kreativen Er beschloss, gegen diese Innovationsblockade der Siemensspitze aktiv zu werden: Ein Jahr später, 1985, war dann die Geburtsstunde der KREATIVEN, der 1. evolutionsprojekt- und goethe-politischen Partei der Welt. Zu Beginn hatte die Partei noch sagt Rüdiger Kalupner mit einem Augenzwinkern, das verrät, elf Mitglieder, heute sind es vier, erzählt Kalupner. Trotzdem hat dass er sich der Komik dieser Aussage völlig bewusst ist. Kalup- der selbsternannte Weltrevolutionär bereits die Aufmerksamner ist ein unscheinbarer Mann mit grauen Haaren und einer keit von überregionalen Medien wie der Süddeutschen Zeitung oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf sich gezogen. kleinen Lücke zwischen den beiden Vorderzähnen.

Was will er nun aber genau und was sind überhaupt die ParWir treffen ihn in der Yoghurt-Bar, wo er uns von seiner Partei teiziele? erzählt, den KREATIVEN, von den Plänen Wladimir Putins und Die KREATIVEN wollen nichts weniger als die Weltrevolution. An von der IG Metall. der Spitze: Angela Merkel und Rüdiger Kalupner. Als allmächtiKalupner wurde 1940 geboren und Vater zweier Kinder. Bei ge Herrscher? seinem früheren Arbeitgeber Siemens in Erlangen legte der Kalupner ist sich sicher: „Es wird keine von den heutigen ‘KonDiplom-Wirtschaftsingenieur eine „aufmüpfige Karriere“ hin: fliktkampf’-Parteien mehr geben“ – weil neben der „kreativen“ zwei Jahre nach seinem Siemensstart gründete er die Betriebs- Wahrheit andere Meinungen keinen Platz haben. Kalupner ratskandidatengruppe INITIATIVE 72, die sofort die absolute sieht diese ohnehin als völlig überflüssig an.

Mehrheit am Standort Erlangen erhielt. Dann arbeitete er drei Jahre als freigestellter Betriebsrat. Bei Siemens ist er nun als Sein (beängstigendes!) Zukunftsszenario sieht so aus: Angela „der große Erfinder“ bekannt – er habe das Problem der Pro- Merkel (die heimlich schon längst eine KREATIVE ist) hält eine duktionssteuerung von Fertigungswerkstätten „genial-einfach“ alles verändernde Rede: Sie verkündet der Welt die neue Weltgelöst. „Bei Siemens habe ich gelernt, in Steuerungssystemen ordnung des KREATIVEN, die sie schon lange im Geheimen ausdenken zu können“, sagt er. Als seine Problemlösung jedoch geheckt hat. Die Bevölkerung übergeht Kalupner: Das müsse dem Aufsichtsratsvorsitzenden in die Hände fiel, stoppte die- „von oben“ kommen, eine demokratische Meinungsbildung ser die Umsetzung prompt und ließ damit die Kunden, die von hält er für „naiv“.

Kalupners System profitiert hätten, „über die Klinge springen“.

Als Kalupner dagegen rebellierte, wurde ihm wegen Arbeits- Nach Merkels Rede folgt der Aktiencrash: „Die Finanzmärkte verweigerung gekündigt – seine Rechtsvertreterin von der IG nehmen die unaufhaltsame Weltrevolution spekulativ vorweg.“ Metall habe ihn daraufhin „verraten“, indem sie im Arbeitsge- prophezeit Kalupner. richtsprozess nicht einmal einen Gegenantrag einreichte. Zwar bot man Kalupner an, seine Arbeit fortführen zu können, doch Und dann: Aus der großen Krise erhebt sich mithilfe eines gronur unter der Bedingung, er lasse sich therapieren – von seinem ßen, von der Evolution (oder Kalupner) so festgelegten Plans die neue Weltordnung. Das leite sich alles aus den ErkenntGrößenwahnsinn. nissen der Chaos-Physik ab. Laut den Kreativen lässt sich das Dieses Angebot lehnte Kalupner jedoch dankend ab, schließlich (politische) System verstehen wie ein Kraftwerk oder eine große ist er überzeugt, man hatte ihn „mit Lithium lahmlegen“ wollen. Maschine. Ändert man „kleinste „Strukturbeziehungen an einer

„Und dann beschloss ich, Weltrevolutionär zu werden“,

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dominomächtigen Stelle“, also sensible Produktionsfaktoren, verändere sich das ganze System in einem sich selbststeuernden Prozess – alles evolutionspolitisch begründet. Als wir ihn fragen, woher er all dieses Wissen nimmt, klopft er seine Finger ein bisschen zu energisch an den Kopf und lächelt vielsagend: „Alles hier drin!“ (und aus den Büchern von Prof. Frederic Vester).

Entscheidende Innovation der Weltrevolution soll die „ökologische Umfinanzierung der staatlichen und sozialen Leistungen“ sein: Kalupner will ein Zweiteinkommen für jedermann einführen, das er den „Kreativlohn“ nennt. Wie das funktioniert? Etwas von denen nehmen, die verschwenderisch und „blind konsumieren“ und es denen geben, die sparsam sind. Funktionieren soll das so: Auf alle Güter soll eine neue Steuer von 2% erhoben werden. Dieses Geld soll an jeden Bürger zu gleichen Teilen zurückgehen - Kalupner rechnet damit, dass jedem etwa 50 Euro pro Monat ausgezahlt werden könnten. (Tatsächlich wären es aber keine Euro, sondern die von Kalupner neu eingeführte Weltwährung.)

Diejenigen, die weiterhin viel konsumieren wollen, würden dann höhere Preise zahlen und letztendlich nicht vom Extrageld profitieren. Allen anderen, das heißt den Sparsamen, solle der Kreativlohn netto zugutekommen, weil diese die Summe nicht für Konsumgüter ausgeben würden, sondern für ... ja, wofür? Schließlich sollen alle Güter mit der Extrasteuer belegt werden, betroffen wären also wohl auch Lebensmittel, Wasser, Heizkosten, Benzin. Also Dinge, auf die man trotz aller Sparsamkeit wohl nicht verzichten kann. Kalupner sieht hingegen in Zukunft alle Menschen Fahrrad fahren, weil sie wegen hoher Benzinpreise dem Auto abschwören.

Kalupner ist sich sicher, dass seine diversen Ideen sich schon in der Praxis bewährt haben. Als „Unternehmensberater“ sei er bereits für die russische und die chinesische Regierung tätig gewesen: Putin persönlich habe Ideen von ihm übernommen, um eine neue Verfassung aufzubauen. Woher er das wisse? Im Jahr 2000, als ein Rahmen für die zukünftige Entwicklung von Russlands Wirtschaft und Gesellschaft gesucht wurde, las Kalupner in der Süddeutschen

Die KREATIVEN wollen nichts weniger als die Weltrevolution.

An der Spitze: Angela Merkel und Rüdiger Kalupner. Als allmächtige Herrscher?

Zeitung von der Suche nach „einer genialen Idee“ für die russische Verfassung. Ohne zu zögern ließ sich der damals 60-Jährige die Kontaktdaten eines russischen Ansprechpartners geben und faxte seine Ideen. Einen Monat später habe Putin dann verkündet, die Lösung gefunden zu haben. Das präsentierte Konzept sei die Basisversion des von Kalupner übermittelten KREATIVEN Weltordnungs-Modells gewesen. Beweise gibt es dafür aber nicht.

Die KREATIVEN lassen sich nicht so recht in eine politische Richtung einordnen – und wollen das auch nicht. Manche Ideen kommen einem aber doch bekannt vor: Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle?

Klingt irgendwie links. Evolutionspolitik?

Doch wieder rechts. Angela Merkel als Spitzenkandidatin – konservativ?

Sollte Kalupner mit seiner Partei die nächste Bundestagswahl gewinnen, will er aber ohnehin keine Koalition mit anderen Parteien eingehen. Logisch – schließlich will er auch gleich das Parteiensystem abschaffen.

An eine Kandidatur seiner Partei zur Bundestagswahl 2017 denkt Kalupner aber im Moment überhaupt nicht. Alles hänge von Angela Merkel ab. Sie werde die Parteienlandschaft zu einer KREATIVEN Demokratie der Goethepolitiker umgestalten und obendrein die CDU in CCU, also christlich-creative Union umbenennen – zumindest ist das die Hoffnung von Kalupner.

Foto: Privat

Rüdiger Kalupner

Putin persönlich habe Ideen von ihm übernommen, um eine neue Verfassung aufzubauen.

Zum Schluss (die Yoghurt Bar schließt schon) fragen wir Kalupner nach seinem Plan B für den Start der Weltrevolution.

Was passiert, wenn Merkel ihre große Rede nicht hält? „Dann habe ich mich eben geirrt“, sagt er mit einer entschuldigenden Geste, aber lächelt siegessicher. „Aber das habe ich nicht.“

Annette Göller & Hannah Schabert Wer mehr über Rüdiger Kalupner und die KREATIVEN herausfinden möchte, kann sich unter www.die-kreativen-partei.de informieren.

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Chemtrails und Aluhüte Verschwörungstheorien von Früher bis Heute Die politischen Machthaber sind in Wahrheit außerirdische Reptilienwesen. Und Juden. Jüdische Reptilienaliens. Gefährlich. Das wusste schon Adolf Hitler. Deshalb wollte er alle umbringen, weil sie ja die Weltherrschaft erobern wollten. Deshalb auch der Holocaust. Alles Notwehr und alles erfunden, denn der Holocaust hat nie stattgefunden, sondern war nur von den Juden fingiert, um die Deutschen schlecht dastehen zu lassen. Die Nazis sind daraufhin natürlich auf die dunkle Seite des Mondes geflohen. In Reichsflugscheiben. Was in den 40er Jahren technisch keinerlei Hürde darstellte, da der Mond ja in Wahrheit nur 3.000 und nicht 400.000 Kilometer von der Erde entfernt ist, wobei die Mondlandung in den 60er Jahren selbstverständlich erstunken und erlogen ist.

Technisch unmöglich. Alles in einem Filmstudio entstanden.

Die Russen haben auch nur deshalb nichts dagegen gesagt, weil sie hinter unserem Rücken mit den Amerikanern zusammenarbeiten und uns langsam aber sicher durch Chemikalien töten wollen. Die Erde ist flach und die BRD ist eine GmbH. Ja, es gibt wirklich Menschen die das alles komplett oder teilweise glauben. Glauben Sie nicht? Na dann auf ins Internet, denn da wimmelt es nur so von Verschwörungstheorie-Foren.

Dem liegt ein fundamentales Misstrauen gegen Politik und Behörden zugrunde. Aber was treibt Menschen dazu, solchen Verschwörungstheoretikern zu folgen? Meist ist ein Ereignis wie 9/11 ausschlaggebender Punkt. Und von da an geht’s dann immer tiefer bis hin zu Aliens, die rund um die Uhr um unseren schönen Planeten kreisen.

Believer nennen sich diese Menschen, die sich in zahlreichen Foren austauschen. Die Presse ist bekanntlich sowieso manipulativ, aber ist es denn so anders, was diese „Missionare der Wahrheit“ da tun? Immer wieder sieht man in Großstädten Stände, die auf den ersten Blick scheinen wie ein Promostand von WWF. Aber was die einem da erzählen, lässt den Ottonor-

malbürger staunen. Chemtrails zum Beispiel. Nein, was da oben an einem schönen klaren Wintermorgen zu sehen ist, sind keinesfalls Kondensstreifen. Flugzeuge versprühen, nach der Chemtrail-Theorie, im Auftrag von Staaten Chemikalien, um Wetter und Klima zu ändern, Menschen zu vergiften oder anderweitig Einfluss auf das Weltgeschehen zu nehmen. Beleg seien die oft erstaunlichen Formen und Farben der Streifen am Himmel.

Für eine systematische heimliche Vergiftung der Luft gibt es nicht einen einzigen Beleg. Chemtrail-Vertreter präsentieren auf ihren Internetseiten dennoch eine Vielzahl von Himmelsfotos und auch manches Messergebnis. Auf YouTube wimmelt es nur noch so von hochintelligenten Menschen, die dem Zuschauer verständlich machen wollen: Die Erde ist keineswegs rund, die NSA liest Gedanken, und die Terroranschläge des 11. Septembers sind von der amerikanischen Regierung selbst ausgeführt worden.

Verschwörungstheorien sind natürlich nichts Neues. Schon im 12. Jahrhundert wurden Gerüchte wie “Juden hätten ein christliches Kind entführt, um es am Pessachfest in einem geheimen Ritual zu ermorden” zu einer Flutwelle von Theorien.

Was aber anders ist, ist die Verbreitung solcher Theorien. Oft sind sie so unterschwellig und logisch vermittelt, dass viele im ersten Augenblick nicht einmal genauer darüber nachdenken. Überall treffen wir auf sie: Verschwörungstheoretiker laufen auf Montagsdemos auf oder werden nach langem Hin und Her doch nicht zum Eurovision Song Contest geschickt. Was gegen Chemtrails und noch vieles mehr hilft? Natürlich der Aluhut!

Ivy Haase 12

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V-Reise

Zwischen Party und Problemen

Zahlreiche Einschusslöcher in älteren Häusern in Beirut zeugen von dem bis 1990 herrschenden Bürgerkrieg, das Nebeneinander von Luxushotels und teils brüchigen Wohnhäusern von starken Wohlstandunterschieden. Die Tatsache, dass mir diese Situation einer der Mitbewohner der WG, in der ich unterkomme, völlig entspannt bei einem Bier schildert, wirkt dabei umso erstaunlicher.

Ein Ausflug in die kontroverse Welt des Libanon Vergangenen Sommer machte ich mich auf, um dem Libanon und meiner Schwester, die mit ihrem Freund für drei Monate dorthin gezogen war, einen Besuch abzustatten. Natürlich hatte ich vor allem bereits von Beirut, der Hauptstadt des Landes, gehört. Die Region selbst hatte ich bis dato allerdings nie als Urlaubsziel auf dem Bildschirm gehabt. Umso mehr freute ich mich im Vorfeld darauf, eine neue Welt zu erkunden, die in den Reiseführern wohl eher den Status eines Geheimtipps besitzt.

Wer der arabischen Welt schon einmal einen Besuch abgestattet hat, dem werden unschwer die großen Ähnlichkeiten zwischen den Städten des nahen Ostens auffallen.

Dennoch ist es genau diese entspannte LeÄhnlich ging es auch mir bei meiner Ankunft am vergleichsweise benseinstellung der Menschen in Beirut, von überschaubaren Flughafen von Beirut. Die Taxifahrt ins Stadtzentder mir bereits im Vorfeld berichtet wurde und die rum durch karge Landschaft bei offenem Fenster und arabischen mir als erstes auffällt. Wenn man, wie in meinem Klängen aus dem Radio machte dabei aus dem Eintauchen Urlaub in der Stadt im Grunde fast jeden Abend, auf in die angenehme Atmosphäre des Orients ein Leichtes. einer der zahllosen Dachterrassen sitzt, trinkt, grillt oder Bewusst hatte ich mir vor Reisebeginn nur die nötigsten abends auf Partys geht, wirkt die Einstellung fast wie ein Informationen über den Libanon und seine Hauptstadt „Jetzt erst Recht“ als Antwort auf all die politischen Probleme geholt, um die Umgebung mit möglichst unvoreinum einen herum, von denen es nicht nur in den Nachbarlängenommenen Augen wahrnehmen zu können. Die dern genug gibt: Vor allem über eine Million aufgenommene Berichterstattung internationaler Medien kann im syrische Flüchtlinge stellen den Libanon, der selbst nur etwa vier Vorfeld durchaus viele Zweifel bezüglich einer Millionen Einwohner hat, vor eine enorme Überbelastung in jegliReise in die arabische Welt streuen. Ich percher Hinsicht. Zweifelsfrei spielt dabei das Klima den Einwohnern der sönlich habe mich auch bei meinem vierten Stadt in ihrer Art, mit Problemen umzugehen, in die Karten. So kam ich Ausflug in den nahen Osten kein einziges in den Genuss einer regenfreien Woche mit permanenten Temperaturen Mal in einer Situation wiedergefunden, über der 30-Grad-Marke, was Ausflüge an die im Süden Beiruts gelegenen in der ich mich unsicher gefühlt habe.

Badestrände zuließ, die denen in den hiesigen Tourismusregionen übrigens Dennoch bleibt stets ein gewisser Rein Nichts nachstehen. spekt, besonders hinsichtlich der geographischen Lage: Immerhin Die kulturellen Unterschiede ließen sich dabei nicht nur auf den abenteuerlichen ist die Grenze zu Syrien 50 Kiund in allen Belangen verkehrsordnungswidrigen Busfahrten erleben, sondern auch lometer entfernt, die Entferan der Badekultur selbst: Statt auf Handtüchern in der Sonne zu liegen ist es vielmehr nung zur syrischen Stadt üblich, sich gegen eine kleine Gebühr einen Tisch mit Stühlen unter einem Pavillon zu Homs, die in den Medien mieten, definitiv eine angenehme Alternative zur prallen Sonne und sandigen Händen durch unzählige Bürbeim Essen. Doch auch neben den Stränden gibt es rund um Beirut zahllose sehenswerte gerkriegsgefechte Ausflugziele, die allesamt preiswert per Bus zu erreichen sind. Eine atmosphärische Alternative traurige Bekanntbieten dabei Fahrten in einer der vielen Oldtimer-Taxis, die auf den Straßen der Stadt unterwegs heit erlangte, besind, dabei allerdings keineswegs mehr kosten als die normalen Varianten. Auf der Fahrt zur circa 20 trägt gut 140 Kilometer vom Zentrum gelegenen Jeita-Grotte im weinroten Benz-Oldtimer mit noch älterem Fahrer Kilometer. fühlte man sich leicht in frühere Zeiten zurückversetzt, die man sonst nur noch aus Filmen kennt. Die Grotte selbst bietet dabei eine eindrucksvolle Tropfsteinkulisse, die zu Fuß und auch mit dem Boot erkundet werden kann. Das Libanon-Gebirge, das sich parallel zur Küste durch das gesamte Land zieht, bietet einen weiteren Natur-Höhepunkt.

Meines Erachtens liegt der Reiz des Libanons ohnehin eher in der hektischen Atmosphäre der Hauptstadt Beirut.

Was im ersten Moment negativ klingen mag, ist am Ende doch das, was die Stadt zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Um das ‚Paris des nahen Ostens‘, wie die Stadt auch liebevoll genannt wird, zu erkunden, ist eine genaue Planung nicht immer unbedingt die beste Wahl. Wer sich ziellos lostreiben lässt, der wird zweifellos mit zahllosen kleinen Entdeckungen und Erfahrungen belohnt werden. Seien es die kreativen Kunstwerke an den Häuserwänden, kleine versteckte Cafés oder nur die Authentizität eines kleinen Lebensmittelhandels an der Ecke: Beirut steckt voller kleiner Sehenswürdigkeiten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden!

Robin Lindner

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Fotos: Privat

DIE DAME Reisen ist im Trend. Die meisten von uns sind neugierig auf andere, fremde Länder und wollen neue Erfahrungen sammeln. Doch wie war das Reiseverhalten ein paar Generationen vor uns? Welche Resieerfahrungen man im Laufe der Zeit?

Auf den Zug nach Neumarkt wartend fällt mir eine etwas ältere, blonde Dame auf, die einen Koffer hinter sich herzieht. Sie schien gut gelaunt zu sein und mit ihrem Koffer wirkt sie wie die perfekte Gesprächspartnerin zu diesem Thema. Ob ich Sie für das Studentenmagazin interviewen darf?

Sie bejaht ohne langes Überlegen. Alleine Zugfahren mache ihr sowieso keinen Spaß.

im Zug

Gab es dann auch mal den ein oder anderen Urlaubsflirt?

Nein, überhaupt nicht! Also, die anderen Männer haben mich überhaupt nicht interessiert. Ich hab meinen Mann zwar vermisst und mich aufs Wiedersehen gefreut, aber ans Alleinsein war ich ja gewöhnt. Er hat auch viel gearbeitet und ging im Sommer fast jeden Abend jagen, weshalb uns meistens nur der Samstag zusammen blieb.

Sonntags war er auf dem Fussballplatz, jedoch sind wir danach zusammen in die Wirtshäuser der Umgebung zum Brotzeitmachen gezogen. Das war unser Leben. Es war eine sehr schöne Zeit (strahlt mich an).

Was war denn Ihr schönstes Erlebnis auf Reisen?

Mit einer Freundin habe ich mal Griechenland erkundet. Wir sind sogar mit der Fähre gefahren. Als wir auf dem Schiff einchecken wollten, ist uns aufgefallen, dass alle anderen einen blauen Reservierungszettel in der Hand hatten – im Gegensatz zu uns! An der Rezeption angekommen – die sah aus, wie bei einem Hotel – wurde uns dann gesagt, dass wir warten sollten. Als dann alle Gäste eingecheckt waren, hat man uns die Suite gegeben. Die Suite! Wir konnten das gar nicht fassen! Das müssen Sie sich mal vorstellen, nicht mal einen Reservierungszettel und dann die Suite!

V: Frau Baierl, was assoziieren Sie mit Wie oft waren Sie denn schon im Zil„Reisen“? lertal?

Frau Baierl: Reisen, hmm. Andere Länder, andere Landschaften. Und natürlich andere Sitten.

Wie war denn Ihre erste Reise?

Bei meiner ersten großen Reise bin ich auf die Halbinsel Krim geflogen, mit meinem Mann. Damals war ich ca. 50 Jahre alt und es war mein erster Flug. Ich war voller Hoffnung und Enthusiasmus – bis ich unser Flugzeug gesehen hab! Sie können sich nicht vorstellen wie die Maschine aussah, eine richtig alte Klapperkiste, der Teppichboden war total verrutscht und gestunken hat es da drinnen! Mein Mann hatte die Vermutung, das vor uns eine Herde Schafe an Bord war (lacht). Jedenfalls war es ein sehr schöner Urlaub und eine sehr schöne Insel.

Ach, sehr oft! Vor über 50 Jahren bin ich mit meinem Mann zum ersten Mal im Zillertal gewesen und seitdem mindestens 3 Mal im Jahr. Sogar als wir unser Haus gebaut haben, haben wir uns dort ein Wochenende Pause gegönnt. Man kann ja nicht ununterbrochen arbeiten! Im Laufe der Jahre haben wir alle 3000er erklommen. Sogar unsere goldene Hochzeit haben wir dort gefeiert, mittlerweile mit meinen Enkelkindern.

Hat sich dort im Laufe der Jahre etwas verändert?

Nein (lacht herzlich). Die haben sogar noch die selben Teller wie damals. Es ist alles noch wie vor 50 Jahren. Nur, dass ich durch mein Alter nicht mehr wandern kann. Aber ins Zillertal reise ich noch immer gerne! Ich kenne dort viele Leute und selbstgebrannten Schnaps gibt es auch.

Sind Sie immer mit Ihrem Partner verreist?

Zum Thema Schnaps: Was halten Sie Nicht immer. Im Zillertal waren wir häufig von Jugendlichen, die für Alkoholexzusammen. Aber ansonsten sagte mein zesse und Dauerpartys nach Mallorca Mann immer: „Fahr du alleine, ich geh auf die Jagd!“ Aber das hat mir nichts ausge- fliegen? macht. Ich konnte machen was ich wollte und bin dann einfach mit Freundinnen gefahren. Wir waren da nicht so kleinlich.

Ach, das muss jeder selber wissen. Ich war ja auch mal jung, da hätte mir so etwas auch gefallen! Solange die Betrunkenen nicht handgreiflich oder aggressiv werden, ist das vollkommen okay.

Was glauben Sie: Wie hat sich das Reiseverhalten der Jugend im Vergleich zu Ihrer Generation verändert?

Wir waren damals nicht so anspruchsvoll.

Reisen war etwas ganz besonderes und man war schon zufrieden, wenn es an einen See oder in die Berge ging. Ich glaube, jungen Erwachsenen würde das heutzutage nicht mehr reichen. Gleich muss ich aussteigen, aber eine Frage schaffen wir noch!

Dann zum Abschluss: Was würden Sie meiner Generation im Bezug aufs Reisen ans Herz legen?

Packt eure Freunde und fahrt gemeinsam weg! Es muss ja kein Urlaub sein, ein kleiner Ausflug reicht schon. Geht wandern oder fahrt an einen See! An die gemeinsamen Zeiten und vor allem die Erlebnisse werdet ihr euch lange erinnern. Denn ich muss sagen, ich bereue keine Mark, keinen Euro und keine Sekunde, die ich fürs Reisen verwendet habe!

Christoph Wusaly

Foto: Privat

V - Das Studentenmagazin_15

Die Omis aus der ersten Reihe

F

ernbusfahren ist nur etwas für uns Studenten mit dem kleinen Geldbeutel? Von wegen!

Warum es gut ist, dass die Generation unserer Großeltern Fernbusse für sich entdeckt

Als ich klein war, hat meine Oma mich mal auf eine klassische Werbefahrt für ältere Damen mitgenommen, ich war damals wohl die einzige Teilnehmerin unter 60. Heute sitzen, ähnlich isoliert, vier ältere Semester im Vorderteil des Fernbusses nach München: zwei ondulierte Omis mit ihren angetrauten Glatzengatten.

Hinter ihnen einige leere Reihen, dann beginnt die übliche Mischung aus Studenten, Rucksackreisenden und Bahnabtrünnigen.

Mir wird in Bussen sehr schnell übel, deswegen sitze ich gern recht weit vorne.

Die weißere Dauerwelle dreht sich ganz erschrocken um, als ich mich – sämtliche Generationengrenzen ignorierend – gleich schräg hinter ihr niederlasse. Auf der Ablage vor den Senioren, einem der vielen Privilegien des Erste-Reihe-Sitzers, liegt die Süddeutsche. Ich habe die heutige Ausgabe schon seit gestern Abend auf meinem Tablet, diese hier ist aus Papier.

Man muss ja nicht gleich alles mitmachen.

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Vor etwa einem Jahr fragte mich an einem ähnlichen Busbahnhof eine ähnlich alte Dame, woher man denn diese Fahrkarten bekäme. „Im Internet“, sprudelte ich hilfsbereit heraus. Ihr ratloser Gesichtsausdruck verriet, dass ihr damit kein bisschen geholfen war. “Ooh, ich bin mir sicher, dass das auch irgendwie anders geht, da gibt’s bestimmt eine Telefonnummer oder sowas“ – vergeblich suchte ich die ausgehängten Fahrpläne ab – „oder vielleicht ein Reisebüro“ – ihr Gesichtsausdruck wandelte sich zu schierer Skepsis – „auf jeden Fall können Sie

auch zur Post gehen! Aber der Postbus fährt leider nur nach Nürnberg.“ Jetzt, ein gutes Jahr später, ist das System sehr viel zugänglicher geworden.

Seit der großen Fernbusfusion gestaltet sich der Markt übersichtlicher, einheitliche Buchungssysteme und Telefonnummern wurden eingerichtet, Werbung findet sich nicht mehr nur im Internet. Die Rentner in der ersten Reihe machen, was sonst niemand im Fernbus macht: Sie lesen Zeitung. Sie schnallen sich an. Sie kaufen beim Fahrer überteuerte Erdnüsse in Miniaturtütchen. Sie tasten sofort nach dem Leselichtschaltern, als am frühen Abend die Deckenbeleuchtung ausgeht.

Um dann weiterhin das Bordmagazin zu studieren, während der restliche Bus vom Schein der Smartphones hell erleuchtet bleibt. Und, am erstaunlichsten: Sie reden. Miteinander.

Dreißig Kilometer vor München klingelt mein Handy. Ein Freund, der mich am Busbahnhof abholen wird, erkundigt sich nach der Verkehrslage und danach, wo ich zu Abend essen möchte. Die Konversation dauert keine zwei Minuten, doch die weiße Dauerwelle dreht sich dreimal empört um und wirft dabei mit bösen Blicken. Beinahe beschämt beende ich das Gespräch und drücke auch den nächsten Anrufer weg. Eine Notfallmaßnahme, die ich normalerweise nur in Hörsälen und Kirchen ergreife. Aber der Friede im Fernbus geht vor.

Die Generation unserer Großeltern hat das Fernbusfahren entdeckt. Das ist gut so. Weil es nur gerecht ist, wenn jede Altersklasse Zugang zum erschwinglichem Fernverkehr bekommt. Weil sie den Aufenthalt an Bord ein wenig würdevoller werden lassen. Und weil jeder Rentner, der nicht Zug fährt, die Deutsche Bahn zu einem besseren Angebot herausfordert.

Julia Weller

S

alz. Ich brauchte Salz. Das Pizzabrötchen, das sich bei dem täglichen Gang in die Mensa als eine willkommene Abwechslung herausgestellt hatte, war mir zu fade. Ich salzte nach. In mein Pizzabrötchen beißend hörte ich der Syrien-Delegation mit halbem Ohr zu.

Wie ich auf die Model United Nations gekommen bin?

Nun ja, so genau weiß ich das auch nicht mehr. Muss mich wohl auf der Website des Politischen Instituts verklickt haben. Ohne große Umschweife wird dort auf eine externe Seite verwiesen: faumun.org. Ansonsten gibt es nur noch ein Video. Ein Klick darauf und Zusammenschnitte meh-

DRESS CODE:

Diplomat

rerer Aufnahmen der MUN-Seminare werden eingeblendet. Dazu wird das Konzept der Model United Nations kurz erklärt. „MUN is about diplomacy and understanding“, heißt es da.

Das Konzept der Simulation ist recht simpel. Jeder kann sich ein Land aussuchen und versucht dessen Regierungsposition angemessen bei der Simulation einer Generalversammlung der Vereinten Nationen zu vertreten. Bei MUN geht es also um Verhandlungsstrategien, um diplomatische Etikette und um Überzeugungskraft.

Es geht um das Angeln von Koalitionspartnern und darum, möglichst viele Länder von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Am Ende steht die eigene Resolution mit Handlungsvorschlägen vor den UN-Mitgliedsstaaten zur Abstimmung.

Bei den Model United Nations in Neuendettelsau wimmelt es nur so von Idealisten, Weltverbesserern und Verständigungsproblemen auf Englisch.

Große Redner und Debattierexperten in überteuerten Anzügen tummeln sich vor dem Kuchenbuffet. Doch wozu das Ganze?

Einige haben sich beim Abendessen die Serviette in das schneeweiße Hemd gesteckt, um den 500-Euro-Anzug nur nicht mit Fettflecken zu übersäen. Durch die Studenten in Anzug und Krawatte oder wahlweise in Bluse und Blazer fühlt man sich tatsächlich wie in den echten Vereinten Nationen. Über die drei Tage habe ich einen tieferen Einblick in die Vereinten Nationen und die Funktionsweise der Generalversammlung bekommen. Bestimmte Punkte dürfen nur zu bestimmten Zeitpunkten eingebracht werden. Und durch geschickte Anwendung der Regeln können sie zum eigenen Vorteil werden und so andere Länder ins Abseits gedrängt werden.

~

Meine Hand griff wieder zum Salzstreuer. Gedankenverloren sah ich zu Thailand hinüber. Der Mathematiker knabberte zufrieden an seinem Pizzabrötchen. Klar, die Konferenz ist nicht nur als Training für angehende Diplomaten gedacht. Pädagogen, Mathematiker und sonstige ‘Fachfremde’ waren ebenfalls unter den Teilnehmern.

Die Entwicklung von soft skills, die sonst kaum in den regulären Univorlesungen und Seminaren behandelt werden, werden hier durch das Halten von Reden und das Debattieren zweier Parteien ganz groß geschrieben. Ganz zu schwei-

gen von den 5 ECTS-Punkten, die nach der Teilnahme bei der BayernMUN-Konferenz dem Punktekonto winken.

Ob ich nächstes Jahr wieder teilnehme? Ja klar, antworte ich Namibia, das Datum wird mit Rotstift markiert.

Schließlich findet man auf den BayernMUN nicht nur Diplomaten, sondern auch neue Freunde.

Mona Enßlin

V - Das Studentenmagazin_17

V - Lyrik Dance Night The band‘s still playing their sounds And the dancers still turn their rounds.

The lights still give their gleaming dots And the shadows give their shady spots.

Swinging in your new shoes of suede Chatting with all these folks you meet With fizzy drinks lifting up your mood And through the evening you‘re wooed By lots of interesting people. But none Of this will stay, soon it all will be gone.

Like a fading dream in your memory You will remember feeling that free.

But everytime your world looks so gray And you wonder if you should stay, You think of being on the dancefloor Swirling like the waves by the shore.

Everytime your hope leaves your sight You think of that wonderful dance night.

Lichter Ja, so dunkel ist die Nacht, Wird immer dunkler gar.

Immer wieder leuchten Lichter, Machen die Dunkelheit nur sichtbar Und man klatscht Applaus dafür.

Kalt ist‘s auch, der Wind weht Scharf wie Klingen, schneidet er Entzwei die ganze Menge aller; Spaltet die Ideen und Menschen.

Ein Wind geht, ein Wind weht, Blies schon oft hierdurch, zu oft.

Der alte Wind ist‘s, der nie ganz tot Gewesen war, trotz aller Mühe, Dieses doch noch zu erreichen.

Es fließt der Strom ins Meer hinein, Füllt es kaum ein bisschen an.

Doch scheint es vielen voll, zu voll.

Prophezeien schon das Überlaufen Und große Fluten; den Untergang!

Faseln vom Ertrinken in dem Nass.

Die Quellen versiegen scheinbar Niemals. Es ist dort alles karg, Verwüstet. Doch statt die Quellen Auszutrocknen, will man stets Die Ströme nur aufstauen, Als ob das etwas brächte.

Wärme ist es, die wir brauchen, Um diesen Herbst nun zu beenden.

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Ab ans Meer – Nach mir die Sinn-Flut Was macht eine Bevölkerung, die einerseits immer gestresst, andererseits völlig gelangweilt ist, weil jedes Abenteuer durch gekonnte Bürokratie und deutschen Fleiß in seinen Wurzeln erstickt wird?

Richtig, reisen.

Es gibt doch nichts schöneres als Urlaub. Aber während man als Urlauber nach der Rückkehr aus Australien, Dubai oder Hawaii schon schief angesehen wird – natürlich nicht, weil man auch in Italien Sommer, Strand und teure Hotels haben könnte, sondern weil die Ziele ja schon sowas von 2015 sind – entwickelt sich eine ganz neue Gruppe von Urlaubern: Die individuellen ‘Haste nicht gesehen, war das geil’-Touristen.

Backpacking im Himalaya ist der krasse Shit, Zugspitze ist Schnee von gestern.

Da stört es dann auch nicht, dass man mit einem Flug Richtung Neuseeland mal ganz gepflegt sein Kontingent an CO2-Emissionen für ein Jahr um das zweifache überschreitet, Umweltbewusstsein ist ja so uncool. Schlimm genug, dass die nachfolgenden Generationen nicht mehr Skifahren können, dann sollen doch zumindest wir unser Leben genießen dürfen.

Dafür steigt man ja quasi nach der Ankunft am Flughafen in

München in 10 Minuten direkt in den Flughafen in Sydney ein. Das bedeutet dann natürlich, weil das ja klar ist, dass Sydney quasi an München heranwächst und dann ist es ja im Grunde auch nichts anderes, als würde man an den Bodensee fahren. So zumindest würde Edmund Stoiber für Flugreisen argumentieren, da bin ich mir sicher.

Und selbst wenn man eher zur Gruppe der gemütlichen All-Inclusive-Urlauber gehört, die den arabischen Frühling mit dem Fernglas beobachten konnten – einige waren wohl überrascht und wussten gar nicht, dass eine Livevorführung in ihrer Buchungsoption enthalten war – stört das Elend um einen herum im Urlaub kaum. Denn man gibt ja horrende Summen für die farbigen Drinks mit Papierschirmchen aus und das ist quasi Entwicklungshilfe 2.0...

Das Geld landet dann zwar nicht bei den kleinen Leuten, sondern bei den großen Urlaubsanbietern, aber das ist gar nicht so schlimm. Sozial ist schließlich, was Arbeit schafft und wenn es der Wirtschaft gut geht, dann geht es uns allen gut. Nicht wahr?

Eric Hartmann

Jack Fotos: Sabrina Mellerowic

Stuve-News Die Studierendenvertretung (Stuve) der FAU wird einmal im Jahr von allen Studis gewählt und vertritt Deine Interessen gegenüber der Unileitung. Seit Oktober gibt es auch einen monatlichen Newsletter.

+++++++++++++++++++++++++++++ Versammlung aller Studierender (VaS)

Jedes Semester findet die VaS im Audimax statt. Dabei kannst Du eigene Themen einbringen und Studis diskutieren und abstimmen lassen. Informiere Dich, diskutiere mit und stimme ab am 30. Mai um 18 Uhr im Audimax!

+++++++++++++++++++++++++++++ Hochschulwahl

Jedes Jahr im Sommer kannst Du deine Vertreter für den studentischen Konvent und die Fachschaftsvertretung (FSV) wählen. Letztes Jahr hat die Stuve erwirkt, dass Du dieses Mal zwei Tage lang Zeit hast, Deine Stimme abzugeben. Geh also am 15. oder 16. Juni wählen!

+++++++++++++++++++++++++++++ Sommerfest der Stuve Am 5. Juli bist Du eingeladen, beim Sommerfest der Stuve auf der Meilwaldbühne mitzufeiern. Wir organisieren für Dich Livebands, Gegrilltes und ein Flunkyballturnier.

Wir freuen uns auf Dich!

+++++++++++++++++++++++++++++ Wenn Du regelmäßig auf dem Laufenden gehalten werden möchtest, trag Dich doch in unseren Newsletter ein.

Auf unserer Homepage - stuve.fau.de - findest Du alle Infos über uns und unsere Verteiler.

UPCYCLING! Ihr benötigt: • einen Pinsel • Servietten • Serviettenkleber (gibt es für ein paar Euro im Bastelladen) • einen Bilderrahmen (oder sonst etwas, das ihr aufpeppen wollt) Schritt 1: Servietten bestehen aus drei Schichten. Für die Serviettentechnik benötigt ihr nur die erste, bedruckte Schicht.

Zieht also vorsichtig die zwei unteren Schichten ab, diese werden nicht mehr benötigt.

Schritt 2: Schneidet nun die übriggebliebene Schicht in Streifen. Nicht zu lang, denn das erschwert später das Aufkleben.

Schritt 3: Legt einen Serviettenstreifen auf den Bilderrahmen und pinselt gleichmäßig mit dem Kleber darüber. Nicht zu viel Kleber verwenden!

Das macht ihr solange, bis der komplette Bilderrahmen verziert ist.

Schritt 4: Ein bisschen warten, bis der Kleber getrocknet ist und fertig ist das neue Muster auf eurem Bilderrahmen! Das funktioniert natürlich nicht nur bei Bilderrahmen, eurer Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt! Probiert’s doch mal mit Vasen, Blumentöpfen…

Fotos: Privat

Christoph Wusaly Fotos dieser Ausgabe: S.6/7: Jürgen Siebert (FontBlog.de), LeCornichon (Logo of the german S-Bahn) [Public domain], via Wikimedia Commons, Adidas (http://www.adidas.com/) [Public domain], via Wikimedia Commons Purodha Blissenbach (extracted from: File:Zusatzzeichen 1048-18.svg) [Public domain], via Wikimedia Commons, S.8: Purodha Blissenbach (extracted from: Image:Zusatzzeichen_1024-14.svg) [Public domain], via Wikimedia Commons, S.9 Foto: contri/ DSCN6026 www.flickr.com/photos/contri/6358017285/, S. 12: Foto: Karoly Lorentey/ Sunset with chemtrails www.flickr.com/photos/lorentey/22193455 , S.16: , Foto: Metropolico.org/ ADAC Postbus, www.flickr.com/ photos/95213174@N08/15179589891/ , S.17: Schere by unknown/uncredited [Public domain], via Wikimedia Commons, S.20/21: Foto: Stéfan/ Yellow Tamagotchi, www.flickr.com/photos/st3f4n/2848618071, S.22/23, Foto: PLYmom/ falling down, www.flickr.com/photos/annette_grossman/16644588221 S.24/25:, Foto: Ed Bierman/ Art made from plastic trash in the sea www.flickr.com/photos/edbierman/8564603947, S.28/29: Grafiken: Stéphanie Walter - https://blog.stephaniewalter.fr/en/update-mobile-desktop-device-template-photoshop-illustrator-format/, S.33: AnonMoos [Public domain], via Wikimedia Commons , S.37: Foto: Feed my starving children/ FMSC Distribution Partner – Haiti www.flickr.com/photos/fmsc/14098532037

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Psychotest:

Welche Reise ist die richtige für dich?

Bleibe lieber daheim

Was ist das geringere Übel?

1 Woche

4 Wochen

Aus welchem Gefäß trinkst du Alkohol?

Was ist dein Lieblingstier?

Herr der Ringe

Wie küsst du?

Wie stylst du dich für Partys?

Auf die Wange

Trichter

Was packst du in deinen Koffer?

Dosenravioli

IPhone Hemd vom Flohmarkt

Wie oft rufst du bei Mama und Papa an?

20 20

Star Wars

Krokodil Gleich mit Zunge

Du bist Typ A: Eine Langweilige Couchpotato

Was ist dein Lieblingsfilm?

MTV

Bayrischer Rundfunk

Jeden Tag natürlich!

Ich will nie mehr zurück!

Wie lange willst du weg?

In die Wüste Was ist deine exotischste Fremdsprache?

Eher selten

Brauche ich nicht

Wohin schicken dich deine Freunde, wenn sie sauer auf dich sind?

Auf den Mond Linux

Mandarin

Du bist Typ B: Ein/e Ballermann/-frau

Du bist Typ C: Ein/e Weltenbummler_in

Du bist Typ D: Der/die Marsianer_in

Auflösung: Typ A: Langweilige Couchpotato Wie bist du überhaupt an dieses Magazin gekommen? Du sitzt doch am liebsten eh den ganzen Tag vor dem Laptop und streamst Netflix. Wenn du dich doch mal aus dem Haus wagen willst, lass dich doch von Mami oder Papi in den Schwarzwald chauffieren. In der Seniorenresidenz „Flotte Lotte“ sollen sie gute Schwarzwälder Kirschtorte servieren.

Während du die verputzt, kannst du vom Wintergarten aus die Aussicht genießen.

Typ B: Ballermann/-frau Seit der Abifahrt ist dir nichts mehr Neues eingefallen – und so fährst du jedes Jahr wieder nach Malle. Buch doch auch diesmal das 3-Sterne-Hotel „Regina“ und erfreue dich an Rausch und Kater inklusive. Im Delirium reißt du dann gutaussehende Menschen aus – jedenfalls denkst du in deinem Zustand, dass sie gut aussehen. Unser exklusiver Tipp für nächstes Jahr: Flieg doch nach Ibiza, da soll der Aloloooool auch ganz billig sein.

Typ C: Weltenbummler_in Es ist DEIN großer Traum – und NUR DEIN großer Traum. Nach dem Abi ging es leider nicht, aber jetzt ist deine Zeit (die Zeit deines Lebens!) endlich gekommen. Du begibst dich auf die beschwerliche 24h-Reise nach Down-Under mit Zwischenstopp in Singapur.

Zwischen Spinnen, Schlangen und Kängurus schlägst du dich durch das noch nie von anderen Backpackern bereiste Outback. Deine unvergesslichen Erlebnisse dokumentierst du auf Instagram. Denn wenn es nicht alle sehen können – warst du dann wirklich da?

Typ D: Der/die Marsianer_in Dein Leben lang hast du Geld gespart, um die heroische Mission zum Mars anzutreten.

Es ist nur ein kurzer Flug für dich (denn du wirst vakuumverpackt in einer Zeitkapsel verschickt), aber ein langer Flug für die Menschheit (denn dein(e) Ex tritt noch jahrelang in Talkshows auf). Leider reicht dein Geld nicht für den Rückflug, aber du willst eh nicht zur Erde zurück. Die im Marsboden gepflanzten Kartoffeln gedeihen doch so schön…

Annette Göller & Sabrina Mellerowic

21 V - Das Studentenmagazin_21

„Ich weiß nicht mehr weiter, die Angst blockiert mich so“ Psychische Belastungen bei Studierenden

„Ich leide an totaler Prüfungsangst, die schon ab dem ersten Tag des Semesters anfängt (…) Ich blättere beim ersten kurzen Grübeln wirr durch die Seiten und bekomme Herzrasen, dann wieder diese Schuldgefühle, dieses ‘Ich bin dumm’. Du bist nur Geldverschwendung und ein schlechter Mensch. (…) Und das schlimme ist, dass durch den Bachelor das, was vorher auf zwei Semester verteilt wurde, innerhalb von einem Semester geprüft wird. (…) Ich weiß nicht mehr weiter. Diese Angst blockiert mich so.“ Das schreibt eine anonyme Nutzerin in einem Selbsthilfe-Forum über ihre Prüfungsangst. Die Autorin macht das Bachelor-/ Mastersystem mitverantwortlich. Das ist keine neue Anschuldigung: Das starre, verschulte System erlaube den Studierenden kein freies Denken und keine eigenen Interessen mehr, erklären Holm-Hadulla R. et. al. in dem Buch “Psychische Beschwerden und Störungen von Studierenden”. (Holm-Hadulla, R. et. al.: Psychische Beschwerden und Störungen von Studierenden, Psychotherapeut 2009).

Das hat auch Marita Luger beobachtet; sie ist die Leiterin der psychologisch-psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg und hatte zuvor einen Lehrauftrag in der Klinischen Psychologie: „Die Studierenden schauen sich weniger selbst um, welche Literatur sie interessiert. Sie sind viel stärker darauf fixiert, was der Dozent vorgibt.

Es wird versucht, möglichst effektiv zu studieren.“ Das ‘Konzept Uni’ habe sich anscheinend geändert: Statt faulem Studentenleben, jetzt stures Ableisten von Pflichtveranstaltungen und Prüfungen. In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Stu-

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dierenden, die in der Beratungsstelle des Studentenwerks Hilfe suchen, jährlich um drei bis acht Prozent gestiegen. Das liegt womöglich daran, dass die Hemmschwelle dafür gesunken ist – aber wahrscheinlich spielen auch höhere Studienanforderungen eine Rolle. Luger problematisiert, dass viele Studierende nur noch für Prüfungen lernen, ihr Wissen auskotzen und dann alles wieder vergessen – „Bulimie-Lernen“ eben. Motivation zum Lernen kommt dabei nur noch durch den Druck von außen, Neugier und Wissbegierde am Fach bleiben auf der Strecke.

Holm-Hodulla et. al. schreiben dazu aber: Das Studium dürfe die Studierenden nicht in ihren Entwicklungsaufgaben einschränken. Neben (strukturierten) Anforderungen müssen die Universitäten auch Freiräume für die individuelle Entwicklung offenlassen.

Studierende sind stärker als andere Bevölkerungsgruppen gefährdet, psychisch zu erkranken. Warum? Luger erklärt: „[Das] ist eine Zeit, in der viele persönliche Entwicklungsleistungen stattfinden. Die Adoleszenz ist noch nicht zu Ende.“ Studienanfänger verlassen das sichere Umfeld von Zuhause, müssen neue Partner- und Freundschaften schließen, eine Wohnung finden. „Es ist eine Phase, in der viel Bewegung stattfindet.“ Wer bereits eine Ausbildung gemacht hat, habe es leichter, bringe mehr Willen und Durchhaltevermögen mit und neige weniger dazu, zu prokrastinieren. „Ich weiß nicht mehr weiter…“ Manche trinken Alkohol, um mit Stress und Problemen fertig zu werden. Studien finden stark schwankende Zahlen zum Alkohol- und Drogenmissbrauch unter Studierenden: Etwa drei bis dreißig Prozent sind abhängig.

Holm-Hodulla et. al. vermuten, dass viele Studierende das Trinken gar nicht für ein Problem halten. Was ist schon dabei, mal wegen eines Katers eine Vorlesung zu verpassen? Die Probleme verschwinden aber auch nach einem Blackout nicht.

Die Psychologisch-Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg ist laut Luger für etwa 70.000 Studierende zuständig. Sie deckt einen sehr großen Einzugsbereich von Nürnberg bis Ingolstadt ab; der Hauptsitz ist in Erlangen. In der Beratungsstelle arbeiten derzeit acht Psychologen. Weil immer mehr Studierende psychologische Hilfe suchen, werde für Triesdorf und Ansbach bald ein weiterer Psychologe eingestellt.

Das Angebot der Beratungsstelle ist vielfältig. Ein besonders leicht zugängliches Angebot ist die offene Sprechstunde, in die Betroffene anonym und ohne Voranmeldung kommen können.

Auch Nicht-Studierende, wie Eltern und Dozenten, dürfen die Sprechstunde nutzen. Diese findet jeden Dienstag von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr in der Beratungsstelle statt. Natürlich reicht die Zeit dabei noch nicht aus, um konkrete Anliegen zu besprechen. Man könne jedoch „schauen, ob es das Richtige ist und eventuell ein längeres Erstgespräch vereinbaren“, so Luger.

Man könne sich auch direkt für ein Erstgespräch anmelden, das dann etwa eine Stunde dauert.

Häufig auftretende Probleme der Studierende sind Arbeitsstörungen, Prüfungs- und (zunehmende) Zukunftsängste, psychosomatische Schmerzen und Depressionen. Insgesamt leiden wohl 20 bis 25 % der Studierenden unter psychischen Störungen. Luger nennt verschiedene Gipfel, also konkrete Zeitpunkte im Studium, an denen auffällig viele Studierende das Angebot wahrnehmen. Der erste Gipfel sei zu Beginn des Studiums. Ein weiterer zu Zwischenprüfungen, wenn die Studierenden von Umfang und Zeitdruck beim Lernen überfordert sind. Darüber hinaus gebe es einen Gipfel zum Ende des Studiums; besonders Langzeitstudierende müssen sich dann mit dem Ausblick auf weitere Lebensphasen kritisch auseinandersetzen.

Ein sehr weit verbreitetes Problem ist die „Aufschieberitis“. Diese entstehe, wenn sich Klienten durch ihre hohe Motivation und

überhöhten Erwartungen „selbst im Weg stehen“. Leistungsstörungen entlarven sich laut Jahresbericht der Beratungsstelle oft auch als Depressionen, starke Selbstzweifel, Ängste, sowie psychosomatische Störungen. Zum Thema Prokrastination sowie zur Prüfungsangst gibt es in der Beratungsstelle ebenfalls ein Gruppenangebot zur Selbsthilfe. Überraschend ist der hohe Anteil männlicher Studierender, die das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen: Im Jahr 2014 waren es 42 %. Luger freue sich darüber, dass dieser Anteil stetig ansteigt. Schließlich seien die Belastungen bei Männern und Frauen gleich schwer. Dass immer mehr Männer zur Beratungsstelle kommen, liege wahrscheinlich an der wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz. Besonders in Fächern der technischen Fakultät mit hohem „Männer-Anteil“ wie Mathematik, Informatik oder Maschinenbau steige die Anzahl der Klienten an.

Die Beratungsstelle rechnet nicht mit Krankenkassen ab und unterliegt extremer Schweigepflicht. Nicht einmal der Chef der Beratungsstelle wisse, wer hier behandelt wird. Alles werde streng vertraulich behandelt. Der Unkostenbeitrag beträgt 10€ pro Therapiestunde. Wenn Studierende sehr knapp bei Kasse sind und beispielsweise auf einen Nebenjob angewiesen sind, wird eine Kostenbefreiung angeboten.

Was tun, wenn man im Freundeskreis bemerkt, dass jemand unter einer psychischen Belastung leidet? Hier erklärt Luger, es sei immer wichtig, Freunden die eigenen Sorgen und Beobachtungen aus der Ich-Perspektive mitzuteilen. Ein persönliches Gespräch sei für Betroffene oft eine Erleichterung. Viele brauchen die Brücke von Freunden oder Bekannten, um sich selbst einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen. Man könne als Freund/in zusammen mit der/dem Betroffenen zur offenen Sprechstunde gehen oder die Person hinbegleiten. Betroffenen helfe das sehr.

Annette Göller & Sabrina Mellerowic V - Das Studentenmagazin_23

V-Selbsttest

W

Eine Woche ohne.... Plastik

enn ich mich vorstellen darf: „Ohne“ ist mein Name, „Eine Woche Ohne“. Und ich bin die neue Rubrik in V. Tapfere Redakteure stellen sich einer gewaltigen Herausforderung, die Abwechslung in unser konsumorientiertes Leben in der Überflussgesellschaft bringt: Verzicht, für genau eine Woche. Dabei streichen wir nicht alles „Luxuriöse“ aus unserem Alltag. Nein!

Wir suchen uns eine ganz bestimmte Sache aus und versuchen, eine Woche ohne ebendiese auszukommen. Für die Premiere haben unsere Versuchskaninchen 7 Tage lang auf Plastik verzichtet.

lung von Kunststoffen der fossile und immer knapper werdende Rohstoff Erdöl ist, bei dessen Förderung ebenfalls meist enorme Umweltschäden entstehen.

Häufig kennen wir gar nicht das Ausmaß unseres Konsums: Die meisten alltäglichen und aufbrauchbaren Produkte sind in Plastik verpackt. Vor allem Lebensmittel müssen gewisse Hygienestandards erfüllen, die durch die Verpackung scheinbar realisiert werden sollen. Wir kaufen teilweise Plastik, das in Plastik verpackt ist, das wiederum in Plastik verpackt ist, welches mal für einen Transport in Plastik verpackt war, das wiederum in Plastik....

Motivation: Warum ohne Plastik?

Dabei stellt sich die Frage: Geht es nicht auch ohne?!

Plastik ist aus unserem Leben fast nicht mehr wegzudenken. Es ist leicht, flexibel und vielseitig einsetzbar und man kann es bunt einfärben. Klingt toll, oder? Prominente Bilder von Plastikmüll im Ozean zeigen uns: Wir haben ein Problem! Schätzungen zufolge gelangen knapp 9 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr in die Weltmeere, mit fatalen Folgen für Flora und Fauna. Aber warum landet der Plastikmüll in den Meeren? Die Verwertung von Plastik ist mit extremen Schwierigkeiten verbunden: Die Verbrennung ist toxisch, die Säuberung zur Wiederverwendung ist zu teuer und unwirtschaftlich, die Zerlegung in seine Rohstoffe ist technisch kompliziert und aufwendig. Kompromisse sind hier scheinbar unauffindbar. Das Plastik bahnt sich seinen Weg in die Meere hauptsächlich durch schlecht funktionierende Abfallsysteme – aus den Augen, aus dem Sinn.

Hinzu kommt, dass der gängigste Ausgangsstoff für die Herstel-

Spielregeln

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• Kein (neues) Plastik kaufen! Auch nicht als Verpackung…

• Möglichst wenig Plastik verwenden (z. B. Gebrauchsgegenstände, die man bereits besitzt) • der Allgemeinheit zur Verfügung Gestelltes ist erlaubt (Öffis etc.)

Erfahrungsbericht

In der Vorbereitung des Versuchs gingen wir davon aus, die Schwierigkeit würde hauptsächlich in der richtigen Organisation liegen, nicht aber darin, eine ganze Woche durchzuhalten: Wir starteten den Versuch mit einer großen Shoppingtour und machten erste Erfahrungen damit, was es bedeutet, plastikfrei

einzukaufen.

Schnell merkten wir, dass sich manche Dinge gut ersetzen lassen, wie Shampoo und Zahnpasta. In einem ‘Ökoseifenladen’ in der Nürnberger Innenstadt können wir alles finden, was wir zur Körperpflege benötigen. Gemüse und Obst konnten wir zu unserer Erleichterung in manchen Läden unverpackt vorfinden.

Variationsmöglichkeiten, jedes mal die Frage: Darf ich das essen?

Für Vegetarier und Veganer stellt sich zudem die Herausforderung, dass nahezu alle Ersatzprodukte, von Tofu über Hafermilch bis zum veganen Eiersatz, in Plastik verpackt sind. Als Folge dessen entdeckten wir gezwungenermaßen erneut unsere Leidenschaft für Milch in Glasflaschen und für Eier in Pappkartons.

Andere Dinge allerdings sind kaum oder Am Ende der Woche kristallisierten sich überhaupt nicht ersetzbar. zwei Wege heraus, um die Plastikfreiheit Butter und Magarine beispielsweise sind möglichst konsequent umzusetzen: Mögimmer in Plastik verpackt, ebenso gibt es lichst viel zu Hause und Selbstgekochtes bei Reis und Brot meistens ein durchsich- essen oder möglichst wenig essen (aber tiges „Plastikfenster“ in der Papierverpa- ob das so gut ist?!). ckung. Bei Nudeln fanden wir nur eine einzige Marke, deren Verpackung unse- Fazit ren Ansprüchen entsprach.

Zusammenfassend lässt sich sagen, das Bei einigen Dingen mussten wir das Plasein vollkommener Verzicht auf Plastik im tik in Kauf nehmen: Im Deckel von GläAlltag wohl kaum umzusetzen ist. Plastik, sern und Flaschen stecken eigentlich imvor allem in Form von Verpackungen, mer kleine Dichtungsringe aus Gummi. ist omnipräsent, sodass eine Reduktion Hygieneartikel (Klo- und Küchenpapier, sowohl gute Organisation als auch ein Taschentücher etc.) gibt es auch nur in großes Durchhaltevermögen voraussetzt.

Plastikverpackung – schade.

Durch eine gute Planung lässt sich denAuf fast allen Produkten, die man kaunoch viel Plastik einsparen, vor allem, fen kann, sind Etikette aufgeklebt, und wenn man Angebote wie plastik- oder sozwischen Kleber und Plastik gibt es chegar müllfreie Supermärkte nutzen kann, misch kaum einen Unterschied. welche zurzeit vereinzelt aus dem Boden So zeigte sich recht schnell, dass ein vollsprießen. kommener Verzicht eigentlich unmöglich Wie bereits angesprochen erwuchs unseist. Gleichzeitig war die Woche unerwarre Motivation für den Versuch aus der Protet anstrengend: Brot ohne Butter, kaum blematik des Plastikmülls: Plastikmüll

kann nicht natürlich abgebaut werden, verdreckt somit die Umwelt und findet in Form von Mikropartikeln auch den Weg in die Körper von Pflanzen, Tieren und Menschen. Zudem hängt die Produktion von Erdöl ab, einem ebenfalls in der Förderung teilweise umweltschädlichen und zunehmend knapper werdenden Rohstoff.

Ließe sich dieses Problem nicht auch oder vor allem von Seiten der Produzenten lösen? Längst wird an alternativen Konzepten geforscht, um Plastik umweltverträglich(er) zu machen. Wieso nicht auf einen größeren Wertstoffkreislauf setzen (Stichwort Recycling)? Wieso nicht biologisch abbaubares Plastik auf pflanzlicher Basis verwenden? Könnte die Umweltproblematik so nicht gelöst werden?

Dennoch muss uns klar sein: Die Verantwortung für unseren Konsum dürfen wir nicht auf die Produzenten abschieben.

Viel unnötiger Müll lässt sich vermeiden, indem man etwas bewusster konsumiert.

Schließlich werden die Produzenten ihr Sortiment nur dann umweltfreundlich gestalten, wenn der Bedarf danach deutlich kommuniziert wird und es eine ausreichende Nachfrage gibt.

Anna-Luisa Römling Eric Hartmann

Tipps:

• Nimm nicht das erstbeste Produkt, sondern sieh dich

nach plastikfreien Verpackungen um. Dauert keine 2 Minuten, bringt aber viel.

• Vermeide alles mit „To Go“ im Namen.

• Verwende Glasflaschen oder Mehrweg.

• Schrecke nicht vor plastikfreien Alternativen zurück! Es lohnt sich in jedem Fall: ideell, ökologisch und manchmal sogar finanziell.

• Nimm Secondhand und Upcycling als nachhaltige Trends wahr.

V - Das Studentenmagazin_25

A91CC-9376-A1

Röntgen anno dazumal Siemens MedMuseum – Menschen. Geschichten. Innovationen. siemens.de/medmuseum Anzeige

Das „Elektrotechnische Laboratorium Friedrich Dessauer“ widmet sich Anfang des 20. Jahrhunderts ganz der Verbreitung der Röntgentechnik. Es bietet kleine und günstige Röntgenapparate an, die sich immer mehr Ärzte leisten können. Die neue Technik verbreitet sich immer mehr und ist heute nicht mehr aus der medizinischen Diagnostik wegzudenken. Bestaunen Sie die Anlage aus dem Jahr 1902 im Siemens MedMuseum.

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Siemens Unternehmensmuseum für Medizinische Technik Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen Öffnungszeiten Dienstag–Samstag: 10.00–17.00 Uhr Montags und an Sonn-/Feiertagen geschlossen.

Der Eintritt ins Museum ist kostenfrei.

A Rambling Journal Entry: Unpreparedness And Endurance

I

t was whimsical and almost unthoughtful, as was customary to my adolescent mind, that I found myself hurrying... well, myself on my way towards Mysore late on a cold and despondent day. The motor a-whirr – loud but overpowered by the scream of the wind by my ears, mind immersed in quiet contemplation of ugly landscape, finance and Zen. The plan was to ride out to Mysore, find my way to Madikeri and then beyond to Kukke. Although my father had driven us to Kukke multiple times by the Bisley route, I had decided to ride through the district of Madikeri based on a friend‘s recommendation. The motorcycle was puny but self-redeeming: some 20 PS but a really good frame. There is a towering peak of modest height at Kukke: the Kumaraparvata or KP. My plan was to climb it for the second time.

Mysore is a gateway to better places when you live in Bangalore.

As you exit Mysore, you have access to two beautiful states of hills, forests and charming weather. Madikeri, the second checkpoint on the way to my destination, is a bit removed from Mysore. It was in Madikeri that my attention was drawn to yellow skies, suspended dust and tall trees by the winding, rustic road.

They were repairing some part of the road there and I remember riding hard on a dusty and bumpy track through the afternoon. I covered tiny distances over large units of time and this pleased me; I revelled in the inefficiency of my journey. Throttle hard here, ride over bumps and through ditches for fifteen minutes at a snail‘s pace there. This journey was painfully delightful. As I rode slowly and patiently, I became more and more conscious of the image of sitting on a steel horse and crossing wild country.

Around every corner, Madikeri spilled its pristine glory all over the place and surprised me with characteristic vegetation and landscape. Very memorable. Strange dreams of a yellow after-

Mysore is a gateway to better places when you live in Bangalore. As you exit Mysore, you have access to two beautiful states of hills, forests and charming weather.

Foto: Privat

noon as I wandered the land unhurriedly, easily.

Suddenly I turned a corner and initiated the transition to the third gear – dipped into the clutch, which gave in somehow reluctantly and suddenly snapped loose. The cable was cut clean!

However, the process carried itself through and I found myself riding on the third gear. Great, stuck in third now. Those were my early riding days and I was not capable of clutchless shifting or kiss o‘ the clutch riding. What followed was thirty kilometres of riding through the badland on the third, which required bursts of acceleration into the ditches and strenuous, slippery braking at the sharper corners. Luckily, I found a village (what was more a human outpost than a village) which had a mechanic in it. He helped me set up a makeshift clutch cable using an old motoscooter‘s brake cable. Off I rode again, peace of mind half-restored.

Night came and brought with it unease. Plain stupidity had let me forget tanking up at the last opportunity which had presented itself. The moon was out and a monstrous motorlust set in; with music in the ears I shook off the leash and began gunning the engine. The roads by now were really pretty good and empty and let me practice some serious cornering, what was again needless to say of poor judgement. Hours of riding distilled my mind into a trance-like state but another major concern was making itself felt – the destination was nowhere in sight! Plus, the hotel people had already attempted to contact me twice but had been unsuccessful owing to the bad network coverage in the forest through which I was wading. At around two in the morning, fatigue had set in hard: I was nodding off to the sight of the headlight in the darkness. At three thirty, I crawled into Kukke, the engine gulping and gasping for lack of petrol.

A little pushing saw me past the gate and safe in the hotel. I explained my situation to the hotel manager, whom I had woken up, and hurriedly went to sleep. The next day I would get up early to climb KP. Following stranger events which occurred on the mountain, my intense sleep deprivation and the abrupt nature of my return journey, I would easily call this my hardest endurance journey. Now, somehow, travelling just doesn‘t feel the same without a motorcycle underneath me. But what one learns one ought to never forget.

Nitin Malapally

V - Das Studentenmagazin_27

Die Vögel der Youtube Welt Unterwegs auf der Video-Plattform

E

s ist wie im Dschungel. Comedy, Nachrichten, Beauty-Tipps und alles durcheinander, wer soll sich da schon zurecht finden? Sie sind lustig, haben zu jedem Thema etwas zu sagen, können nichts aber reden viel und treffen damit genau den Nerv der Zeit: die bunten Vögel der YouTube-Welt.

Jeder kann sich ganz leicht und schnell einen eigenen Account erstellen und seinen Senf dazu geben.

Ob es dann auch wirklich jemanden interessiert oder sich damit bares Geld verdienen lässt, sei mal dahin gestellt. Hier kommt ein kleiner Guide für den chaotischen YouTube-Wald, in dem sich auch allerhand Ungeziefer tummelt.

Einfach sinnlos?!

Die Tauben unter den YouTube-Channels: Können nichts, nerven und scheißen alles voll. Die Videos haben keine wirklichen Inhalte und die Themen spielen auf einem Niveau mit Doktor Sommer. Das bekannteste deutsche Beispiel hierfür ist Dagi Bee mit ihren 2,3 Millionen Abonnenten. Videos wie, „Meine Schminksammlung“ oder „Whats in my bag“ lassen nur eine Frage offen: Wen interessiert‘s?! Ob du jetzt deinen Tangle Teezer immer dabei hast oder nicht, das Leben geht weiter. Auch auf das Rumgekreische oder das Drumrumgelabber kann die Welt verzichten. Oh nein, wartet! 14-jährige Mädchen haben in Dagi Bee ihre beste virtuelle Freundin gefunden und können vermutlich ohne ihre Lebensweisheiten die qualvollen Jahre der Pubertät nicht überstehen.

Beauty Queen Ein naher Verwandter der YouTube-Taube ist der Pfau. Immer zurechtgestriegelt und stets bestrebt, sein Beauty-Wissen an andere weiterzugeben. Schmink-, Style-, Outfit-Tipps, alles ist dabei. Sogar Produkttests, damit man bloß nicht den falschen Puder kauft. Und damit‘s nicht langweilig wird im Kreise der Schönen, werden auch noch Videos gedreht, die absolut nichts mit dem eigentlichen Motto zu tun haben. Bei BibisBeautyPalace sagt der Name ja schon alles.

Doch man tut sich wirklich schwer, die Videos mit den Schminktipps zu finden, wenn alles mit Challenges und irgendwelchen Selbsttests zugemüllt ist. Woher die 2,5 Millionen Abonnenten kommen, bleibt ein Rätsel.

Quatschmacher

Wohl die älteste Gattung unter den YouTube-Vögeln ist die Lachmöwe. Eine altbekannte Methode, um sich die Zeit zu vertreiben oder die Hausarbeiten vor sich herzuschieben. „Nur noch das eine Video... oh das ist auch voll lustig...

Kennst du das schon?“ Und schnell sind 5 Stunden vergangen. YTITTY hat mit ihren 3,1 Millionen Abonnenten bestimmt auch den ein oder anderen die bessere Note gekostet. Mit Songparodien oder Spielnachstellungen in Real-Life erheitern sie einem stets den ach so tristen Nachmittag.

Sabrina Ahmed

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Nachrichtenschauer Kommt man mit den Themen der Tagesschau nicht klar, dann wechselt man eben zur milderen Version auf YouTube. Neu im Trend: LeFloid. Wie ein Papagei im Käfig hört er bei allem aufmerksam zu und fängt dann an zu plappern. Der fleißige Nachrichtenschauer, der online dann seine Meinung abgibt. Verpackt in Jugendsprache und ab und zu eine eingeblendete Karikatur erscheinen die schlimmen Dinge ein wenig rosiger.

Doch eines muss man LeFloid lassen: Er bringt der Jugend die trockenen Nachrichten mit ein wenig Komik näher. Während die Eltern im Wohnzimmer um 20 Uhr aufs Erste schalten, ziehen sich die Teenager eben lieber Tragödien rein, die in ihrer Sprache vermittelt werden. Und LeFloid kann auch ganz anders. In seinem Interview mit Angela Merkel sprach er, anders als in seinen Videos, ruhig und sachlich. Da hat er sich seine 2,8 Millionen Abonnenten wohl verdient.

Zocker Die ungeschlagenen Nummer eins und der Adler schlecht hin, das sind die Zocker. Vermutlich ist diese Gemeinschaft in Deutschland größer als man ahnt, anders lassen sich die 3,8 Millionen Abonnenten von Gronkh nicht erklären. Dessen Videos zeigen, wie er Spiele spielt und diese kommentiert.

Mehr nicht. Dabei ist er bei jedem Detail ganz genau, schaut sich alles an, und braucht schon mal ewig bis er das Spiel überhaupt startet. Von dem vielen unnötigen Gerede fangen wir gar nicht erst an. Als Laie in dieser Branche stellt sich mir die Frage, warum man sich so etwas anschaut. Ist es nicht zehn Mal spannender selber zu spielen? Und wenn jetzt als Antwort kommt, „Ja, aber ich weiß ja nicht, welches Spiel gut ist und was ich mir kaufen soll“, dann schau dir doch einfach die um einiges kürzeren Trailer an, die es ebenfalls auf YouTube gibt.

Eins haben sie alle gemeinsam: Ihr Publikum ist vermutlich eher jünger als 20 Jahre. Zum Erfolgsrezept gehört die Nähe zu ihren Zuschauern. Durch Kommentieren und Liken der Videos kann jedes Kind Teil der Community werden und sich seinem Idol ganz nahe fühlen. Außerdem sind die YouTube-Stars nicht so abgehoben, da sie ja selber erst vor Kurzem an ihren Ruhm gelangt sind. Sie drehen ihre Videos in ihren Zimmern und

nicht in Fernsehstudios in Hollywood. Und wie man sieht, ist es so einfach über YouTube berühmt zu werden. Also warum nicht?

Let‘s become a star! Und alle, die darauf keine Lust haben, die können ab und zu durch den YouTube-Wald spazieren und sich die lustigen Gestalten anschauen. Und dann mit ihrem realen Leben weitermachen.

V - Das Studentenmagazin_29

PARIS

20 22 W

ahrscheinlich erwartet der Leser dieses Artikels – also Sie oder eben Du – eine Literaturkritik à la Feuilleton mit Phrasen der Begeisterung oder Spott über den Inhalt des Romans. Dem soll nicht so sein. Vorab soll gesagt sein, dass es sich bei dieser Literaturkritik/-Vorstellung nicht um einen aktuellen Spiegel Bestseller handelt, sondern um einen Roman, der bereits vor einem Jahr veröffentlicht wurde.

Warum?

Der Roman Unterwerfung von Michel Houellebecq ist, beziehungsweise war, wie jedes Buch, das irgendwann mal veröffentlicht wurde, für einige Wochen in den ‘Bücher-Charts’ und machte aufgrund seiner grotesken, schockierenden oder faszinierenden Inhalte Schlagzeilen in diversen Kulturteilen großer Zeitungen und Magazine. Und so schnell, wie das Buch in der medialen Öffentlichkeit Fuß gefasst hatte, kehrte es auch zurück in ein verstaubtes Bücherregal und wurde wahrscheinlich abgelöst von einem schlüpfrigen Sexroman, der die Literaturszene aufs Neue begeisterte.

Doch der Roman von Michel Houllebecq – das Enfant terrible

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Theokratie, Sharia und verschleierte Frauen an der Sorbonne. Die Wahlen stehen bevor und der Wahlsieg des Front National soll mit allen Mitteln verhindert werden.

Möglich, dass das verhindert werden kann.

Durch die Bruderschaft der Muslime? der französischen Literaturszene – soll innerhalb dieser Ausgabe erneut Anklang finden bei unseren Lesern. Bei Euch – den Bücherratten, den Leuten, die ab und zu mal ein Buch aufschlagen und sogar vielleicht bei denen, die lieber Call of Duty zocken. Nicht zuletzt weil Houellebecq in seinem Roman Unterwerfung mit den Ängsten vor der „Islamisierung des Abendlandes“ spielt, hat dieses Buch, wie ich finde, den aktuellen Zeitgeist perfekt eingefangen und ist, nach wie vor, passend zum politischen Geschehen vor dem Hintergrund des Rechtspopulismus in Europa.

Unterwerfung von Michel Houellebecq beleuchtet das Jahr 2022 in Frankreich um die Zeit der Präsidentschaftswahlen.

Spitzenkandidatin des Front National – Marine Le Pen – steht in der Stichwahl zusammen mit Mohammed Ben Abbes, Spitzenkandidat der Bruderschaft der Muslime. Beobachter des politischen Geschehens in Paris und Protagonist des Romans ist François.

~

François arbeitet an einer Pariser Universität als Literaturprofessor und wendet sich in seiner Freizeit gerne dem Alkohol und den Frauen zu. Flüchtige Bekanntschaften mit Frauen aus dem universitären Umfeld – jungen Studentinnen – geben seinem Mitte-Vierziger-Leben den gewissen sexuellen Kick.

Während des Wahlkampfes um die Präsidentschaftswahlen brechen heftige Auseinandersetzungen zwischen dem rechten, linken und muslimischen Lager aus. Bürgerkriegsähnliche Zustände kennzeichnen die gesellschaftspolitische Situation Frankreichs. Autos und Häuser brennen. Im Laufe des Wahlkampfes spitz sich die Situation zu und viele Juden verlassen Frankreich, aus Angst vor der potentiellen zukünftigen Regierung. Auch François verlässt Paris und reist bis zum Wahlsieg der muslimisch-sozialistischen Koalition in den Südwesten Frankreichs. Bei seiner Rückkehr in Paris stellt er fest, dass die gesellschaftlichen Begebenheiten an islamischem Einfluss gewonnen haben.

Frankreich wird einer „Islamisierung“ unterzogen, die auch nicht Halt macht vor François. Er selbst konvertiert zum Islam.

Seine Leidenschaft für junge knackige Studentinnen wird allerdings gestört von den neuen, islamischen Bekleidungskonventionen. Doch etwas Positives kann er aus den neuen islamischen Verhältnissen ziehen: Sein Gehalt an der von den Saudis kontrollierten Sorbonne ist höher als zuvor. Das Leben

V-Bücher der französischen Gesellschaft nimmt zunehmend die Gestalt einer islamisch geprägten Lebenssituation an: Theokratie, Sharia, Polygamie und verschleierte Frauen an der Sorbonne.

Wie der Roman von Michel Houellebecq ausgeht und was mit François und der Grande Nation unter der muslimischen Regierung passiert, wird an dieser Stelle nicht weiter verraten – lest selbst!

Gesellschaft. Geschickt hält Houellebecq dem Leser einen Spiegel vor, wie überspitzt die Ängste vor kultureller Verflechtung und neuen Einflüssen aus der arabischen Welt sind. Die politische Landschaft Frankreichs zwischen Front National und dem muslimischen Gottesstaat. Straßenunruhen, brennende Autos und schließlich der Wahlsieg einer muslimischen Partei und einem neuen Präsidenten Robert Rediger. Paradoxerweise stand der islamkritische Philosoph Robert Redeker Modell für die Romanfigur.

Michel Houellebecq hat einen Roman konstruiert, der gewissermaßen das beängstigende Kopfkino darstellt, wovor viele rechtspopulistische Gruppen und Parteien ‘warnen’: Die Islamisierung des christlichen Abendlandes.

Frankreich im Jahr 2022 mit Marine Le Pen als Spitzenkandidatin des Front National. Als Leser im Jahr 2015/16 fällt es einem nicht schwer, sich diese Situation zu imaginieren.

Mit Hinblick auf die Regionalwahlen im Jahr 2015 und dem Erfolg des Front National im ersten Wahlgang ist Frankreich nicht weit entfernt von solch einem Szenario. Allerdings stellt Houellebecq den Leser vor eine Situation, die so in der Realität als Hirngespenst anzusehen ist. Die Bruderschaft der Muslime initiiert ein staatliches Konstrukt nach islamischem Recht.

Der Titel „Unterwerfung“ benennt die Thematik des Romans auf vielschichtige Art und Weise. Die Hingabe zur islamischen Tradition und Religion der Charaktere wird dem Leser offenbart. Der Protagonist, als Gegner der ewigen Liebe und Bindung zu einem Partner, entdeckt neue Vorteile der Religion – die Polygamie.

Wie der Roman gelesen werden soll und wie man ihn verstehen kann, bleibt am Ende etwas schwammig. Houellebecq verpackte diesen Roman, wie einige seiner Romane, mit einem auktorialen Erzähler mit Tendenz zu sexistischen, oberflächlichen und eigensinnigen Charaktereigenschaften. Wer Houellebecq zum ersten Mal liest, wird von François sicher sehr abgeneigt sein.

Michel Houllebecq hat mit diesem Roman, nach wie vor, eine Geschichte zwischen Wahnsinn und Realität geschaffen, die sehr kritisch, spannend und zugleich unterhaltsam ist.

~

Unterwerfung erschien im Januar 2015 in Frankreich am Tag des Anschlags auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Schon vor der Veröffentlichung des Romans wurde Houellebecq scharf kritisiert für seine Phantasie.

Die Inhalte des Romans wurden teilweise als islamophob bezeichnet und Houellebecq selbst wurde an der Pranger gestellt, den Hass gegen Muslime zu schüren.

Der Roman thematisiert jedoch vielmehr in sarkastischem Stil eine überspitzte Horrorvision, wie man sie von Rechtspopulisten kennt. Die Islamisierung der westlichen bzw. europäischen

Melissa Hiller

Unterwerfung von Michel Houellebecq

Foto: Privat

V - Das Studentenmagazin_31

V-Hochschulinitiative

Rock your Life – Speed-Dating, Matching und Mentoring für den guten Zweck

A

uf den ersten Blick würde wohl kaum jemand soziales Engagement mit Speed-Dating in Verbindung bringen. Doch so in etwa beginnt das Mentoring-Programm der Hochschulgruppe Rock your Life (RYL). Ambitionierte Studenten werden dort in Wochenendeseminaren zu Mentoren ausgebildet, die dann ehrenamtlich sozial, familiär oder wirtschaftlich benachteiligte Schüler der achten und neunten Jahrgangsstufe einer Mittelschule zwei Jahre lang auf ihrem Lebensweg begleiten.

Die Schüler suchen sich ihre Mentoren dabei beim sogenannten „Matching“ aus, das ähnlich wie eine Speed-Dating-Veranstaltung abläuft: Mentoren besuchen eine Schulklasse und unterhalten sich eine Zeit lang mit den Schülern, danach nennt jeder Schüler zwei Studenten, die er sich als seinen Mentor vorstellen könnte.

Das Rock your Life-Organisationsteam bildet dann den Wünschen entsprechend die Mentoring-Paare.

Die Initiative Rock your Life ist dabei eine Schnittstelle zwischen Schülern, Studenten und Unternehmen, wobei letztere zum Beispiel Unternehmensbesichtigungen und Beratungsgespräche organisieren, an RYL-Unternehmermessen teilnehmen und Workshops zu Themen wie Präsentation und Rhetorik anbieten. Durch die Kooperation mit verschiedenen Unternehmen können Schülern außerdem Praktikums- und Ausbildungsplätze vermittelt werden.

An ihre Ausbildung nach der Schule denkt Carina Berger (13) momentan aber noch nicht. Sie besucht die achte Klasse der Eichendorff-Schule in Erlangen und nimmt nun seit einigen Wochen ebenfalls am Rock your Life-Programm teil. Ihre Mentorin Maria Kanis (21) studiert Psychologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die beiden haben sich durch das Matching kennengelernt und hatten gleich einen guten Draht zueinander. Bei ihrem ersten Treffen ging das Mentoring-Paar auf den Weihnachtsmarkt und bummelte anschließend noch ein bisschen durch die Arcaden. Obwohl es am Anfang schwierig sei, gleich Gesprächsthemen zu finden, hätten sie sich sehr gut verFoto: Privat

standen, sagt Maria. Die beiden treffen sich mittlerweile etwa alle zwei Wochen und unternehmen dabei verschiedenste Dinge, wie zum Beispiel Weihnachtsgeschenke basteln oder auch in den Kletterpark gehen. Neben diesen regelmäßigen Treffen nehmen alle Mentoren und Mentees außerdem an insgesamt drei Seminaren teil, die jeweils ein Wochenende lang dauern. In den Seminaren werden vor allem Lernstrategien verbessert, Zukunftsperspektiven entwickelt und Ziele definiert – nach der Arbeit kommt dann aber natürlich auch noch das Vergnügen, zum Beispiel, wenn alle Mentoring-Paare zusammen Pizza essen gehen.

Marias anfängliche Sorgen, sie würde zu wenig Zeit für Rock your Life haben, erwiesen sich als unbegründet. Stattdessen ist sie froh, dass sie die Möglichkeit genutzt hat, Kontakt mit einer jüngeren Schülerin zu knüpfen, eine Beziehung aufzubauen und Verantwortung zu übernehmen. Besonders gut gefällt ihr an Rock your Life auch, dass sie selbst entscheiden kann, wie sie ihr soziales Engagement konkret gestaltet.

Am Rock your Life-Stammtisch, der einmal im Monat im Kanapee stattfindet, erklären die Rocker (so werden die Mentoren genannt), dass sie selbst sehen wollen, welche Wege es neben Abitur und Studium gibt, um zum Beispiel jüngere Freunde und Verwandte ebenfalls beraten zu können. Manche von ihnen hätten zudem im Jugendalter selbst gerne einen Ansprechpartner gehabt, mit dem sie sich auf Augenhöhe über wichtige Themen beraten können.

Marias Mentee Carina findet genau diesen Punkt besonders wichtig und schätzt es sehr, dass sie nun zwei Jahre mit einem älteren Ansprechpartner verbringen kann, der ihr bei Problemen hilft und gemeinsam mit ihr seine Zukunft plant.

Obwohl Carina und Maria sich noch nicht lange kennen, hat sich zwischen ihnen bereits eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Auch die anderen Rocker bestätigen, dass ihre Mentees ihnen innerhalb kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen seien. Deshalb planen viele, auch nach Beendigung des Programms weiterhin in Kontakt zu bleiben. Dahingegend ist Rock your Life als Vermittlungsagentur definitiv erfolgreicher als so manches Speed-Dating.

Wenn du dich ebenfalls sozial engagieren und dabei viele motivierte junge Menschen kennenlernen möchtest, dann besuche die Rocker der Metropolregion Nürnberg auf www.rockyourlife.de.

Alicia Schmidbauer Rock Your Life Team

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Das Spektrum der Geschlechter – was ist eigentlich nicht-binär?

Knapp ein Jahr ist es nun her, dass der schwedische Sprachenrat das geschlechtsneutrale Pronomen ‚hen‘ in seine offizielle Wortliste aufnahm. Dieses aus dem Finnischen abgeleitete Wort dient dabei nicht nur als Ersatz für ‚han eller hon‘ – ‚er oder sie‘ – falls das Geschlecht der Person nicht bekannt oder nicht relevant ist, sondern wird auch ganz explizit von eben jenen genutzt, deren Geschlechtsidentität außerhalb des gewohnten Zwei-Geschlechter-Systems verortet liegt. Man spricht dabei dann von nicht-binären Geschlechtern.

nämlich damit, dass die heutigen Zeiten liberaler und freier sind als früher. Manche Menschen stellen also fest, dass die Kategorien weiblich ODER männlich, in einander ausschließender Form, nicht zu ihrem eigenen Empfinden, ihrer persönlichen Identität passen. Da gibt es solche, die sich mit keinem von beidem identifizieren können, sondern ganz anders. Aber auch solche die sich mit beidem identifizieren, gleichzeitig oder abwechselnd und sogar Personen, die sich gar nicht mit irgendeinem gender identifzieren. Wie man also sieht, ist die viel genutzte Phrase von Menschen, “die nicht wissen, ob sie Mann oder Frau sind“ Jetzt werden sich manche wohl fragen: „Hä? Nicht-binär? Au- gar nicht zutreffend, denn viele nicht-binäre Personen wissen ßerhalb?! Es gibt doch nur zwei Geschlechter?!” ganz genau, was sie sind. Außer den genannten Beispielen gibt es noch zahllose weitere Facetten, generell wird Geschlecht im Woraufhin entgegnet werden muss, dass das ein Irrtum ist, der Sinne von gender heutzutage – und das nicht nur von Betroffenoch weit verbreitet und in Deutschland durchaus auch sprach- nen – als Spektrum gesehen und nicht mehr als binäres System. lich bedingt ist. So wird ja in der englischen Sprache deutlich zwischen sex und gender unterschieden. Ersteres bezieht sich Wie eingangs bereits angedeutet, ist die deutsche Sprache ausschließlich auf den Körper einer Person, es ist also am ehes- leider sehr unflexibel diesbezüglich, sind doch personenbezoten mit der herkömmlichen (!) Bedeutung des deutschen ‚Ge- gene Substantive meist geschlechtsspezifisch. Ebenso bringen schlecht‘ gleichzusetzen. Aber auch beim sex gibt es nicht nur die deutschen Personalpronomen Probleme mit sich. Während zwei mögliche Varianten – doch an dieser Stelle auch noch auf man nun im schwedischen ‚hen‘ hat und man im anglophonen die verschiedenen Variationen von intersex einzugehen, würde Raum relativ gängig das singulare ‚they‘ benutzt, funktioniert wohl den Rahmen sprengen. dies bei uns nicht, einfaches Übernehmen von ‚they‘ geht nicht, da das deutsche ‚sie‘ (Plural) nicht nur bereits als HöflichkeitsDas zweite, gender also, ist da schon ein ganzes Stück komple- form belegt ist, sondern auch noch schriftlich und klanglich mit xer. Es meint essentiell die Geschlechtsidentität einer Person der femininen Singularform identisch ist. Die Vorgehensweise und ist vollkommen unabhängig von sex. Traditionell werden in wie bei ‚hen‘ wird im Deutschen durch die sehr regulierte Sprader westlichen Kultur sex und gender als deckungsgleich gese- che verhindert. Es empfiehlt sich daher also, einfach nachzufrahen. Ergo: Wer aussieht wie eine Frau ist eine Frau, wer aussieht gen, welche Pronomen eine Person bevorzugt. Niemals sollte wie ein Mann ist ein Mann, abseits davon gibt es nichts. Nun, man jedoch unerlaubt ‚es‘ benutzen, da dieses von den meisten so einfach ist das allerdings nicht. Viele außer-(west)europäi- Personen als sehr beleidigend wahrgenommen wird, impliziert sche Kulturen kennen noch weitere Geschlechtsidentitäten, die es doch eine Einordnung der Person als Ding. außerhalb dieser Binärität liegen, wie die two-spirits bei den Ureinwohnern Nordamerikas, die Hijras Südasiens oder die Und alle, die mal in die Situation kommen, dass das Gegenburrnesha Nordalbaniens, um nur ein paar Beispiele zu nen- über für sich neugebildete Wörter als Pronomina bevorzugt, nen. Diese und etliche weitere sind bereits seit Jahrhunderten sollten sich fragen, ob es nicht angebracht wäre, dieses bissin ihren jeweiligen Kulturen verankert. Es handelt sich also bei chen sprachliche Unbequemlichkeit in Kauf zu nehmen, um nicht-binären Identitäten nicht, wie viele gerne mutmaßen, um Personen, deren Identität von einem Großteil der Gesellschaft Phänomene der heutigen Zeit, hervorgerufen durch ‘entarteten’ durchweg für nichtexistent erklärt wird, ein wenig Respekt und Individualismus oder ähnlich hanebüchene Begründungen.

Höflichkeit entgegen zu bringen.

Doch was hat das alles nun mit der westlichen Gesellschaft zu tun, dass sogar die Einführung ‘neuer’ Wörter durchgesetzt wird? Mit einer Sache haben die konservativen Kritiker von Genderwahn und ähnlichen Schreckgespenstern zumindest recht,

Vigdís Vinternatt

V - Das Studentenmagazin_33

V-Kommentar

Prioritizing the Olympic Games?

Before you read:

The Olympic Games = Olympics + Paralympics This article is a personal statement. Here I express my opinion on why Rio hosting the Olympic Games was a wrong decision

R

io de Janeiro is known by most “gringos” as a wonderful city, or as we call it, “cidade maravilhosa”. When I say I come from Brazil, most people look at me impressed and with a smile on their faces. I cannot blame them because Rio is indeed a wonderful city. We have this particular geography, with a beautiful combination of mountains and beaches, wonderful weather most of year, the most friendly people I have ever known and the unique “jeitinho brasileiro” – a Brazilian way of doing things and getting basically anything you need done.

From August to September Rio will be hosting the biggest multisports event in history, the Olympic and Paralympic Games, following the highly successful London 2012 event. At this time, 153 countries and around 10.500 athletes in 42 modalities will take part in the run for the Olympic medals. According to official data, around 9.25 billions of dollars will be spent, 58% of which come from private funding.

The choice of Rio as the first city in South America to host the Games came up in October 2009. At the time, while a severe economic crisis was hitting the US and spreading to the world, Brazil’s economy was booming. My country was finally parting in the direction of a Golden Era of the national economy, according to English magazine “The Economist“. Political leaders affirmed that the summer Olympic Games would further promote Brazil’s image internationally and leverage national prosperity.

Even at that time, however, despite the economic and political euphoria, the decision was controversial. One would argue that hosting was not an investment priority vis à vis Rio’s enormous amount of problems. You could also question the actual cost-benefit relationship for the city and its population once the Games are over.

I do not mean to sound pessimistic about the whole event. I am a big fan of sports and of the Olympic Games. I just don’t think we should be the ones hosting it, at least not at this time. Surely it will attract a lot of tourism – 6.5 million tourists will have visited Rio by the end of 2016, according to official estimates.

But I doubt this will be enough to pay for the huge investments or that the sports facilities will be fully used by most citizens in their daily life (hospitals and schools, on the other hand, would

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surely be).

Two years ago, when we hosted the World Cup, the promise was that more investments in health and education would be made. However, that did not happen. Instead, we were gifted with huge football stadiums that are now abandoned, just like Portugal was in the 2004 Eurocup. Public money was unreasonably and excessively spent in order to show off to developed countries, following Beijing’s example of 2008.

I wonder why it is that Oslo, Munich and St. Moritz have just turned down the opportunity to host the winter Olympic Games in 2022. Those three cities are part of the 23 richest countries in the world according to Business Insider, and yet said no to the Games and its absurd costs.

Now we are a few months away from the Games. Considering last years’ rapid deterioration of the Country’s economy in general and of some of Rio’s problems – such as the recent collapse in the public health system – in particular, I am more than convinced that the Games were not a top priority in the country’s agenda – not then, and even more so not now.

I believe that first and foremost, people in Rio and Brazil want their rights to be respected. Had we accomplished that, we would have been glad to host the Olympic Games. According to the Universal Declaration of Human Rights’ Articles 25 and 26, everyone shall have access to health, standard well-being and the right to free education. If the basic needs of a citizen in society are not respected, how dare we declare that we’re ready to host the biggest sport event in the world?

You must be wondering why I chose this topic.

I was lucky to be born and raised in a middle class family in Rio de Janeiro, Brazil. Fortunately, I always had access to private education and healthcare in Brazil. According to IBGE (Brazilian Institute of Geography and Statistics), in 2013, only 27.9% of the population had access to health insurance. The rest had to rely on the public health system. As reported by PNAD (Sample Survey of Households), 8 out of each 10 children rely on public education around Brazil.

It truly breaks my heart to watch the news and be confronted with tragic situations of government negligence, such as the

In order to illustrate my opinion on the Olympic Games and of the current situation of my city, I interviewed Aline Barbosa, 36.

She works as a house maid and represents a low-middle class citizen. The low-middle class is predominant in the city’s population and is most harmed by equivocal decisions and government’s absence in areas such as education, transportation and health.

V: What do you think about Rio being the host of the Olympic Games?

Aline Barbsa: What I think… I think they should be less worried about sport events and more worried about the precarious conditions that the people live under. Our health system is completely inefficient and unfortunately we depend on the government to take care of us!

What exactly do you know about the Olympic Games? Do people have enough information on the event?

People in the rich areas of the city have information, but poorer people have no idea about what’s going on. No one knows anything. My friends know nothing and do not demonstrate any interest for it. I know that because we were talking about it just last weekend. They asked me when it was happening and if Rio was the only city hosting the Games. I asked them if they did not watch television and they told me they do. However, because they are not participating and the little changes happening are not going to affect them in a positive way, they do not care. The Olympic Games did not bring anything positive for us, so it is very negatively seen.

We have other priorities right now. If you take a bus from the south zone, which is the richest area in Rio, to the East Zone, you will see that no one is satisfied. The buses are always crowded. People are always complaining and questioning how it is going to work out with the Olympic Games. It is so full, it is almost impossible for us to find a place to sit! Everyone wants to go home after a long day of work… but it is so crowded and stressful... we do not have a good transportation structure and system.

But the government said they were going to improve people’s living conditions with the Olympic Games...

It hasn’t changed a bit. They talk and promise a lot. We, the people from the working class, do not see the promised improvements… When is it happening? August? There is not enough time to get everything done. The works are really slow, if you could see how Avenida Brasil (an important corridor connecting the South and the East Zone in Rio, editor’s note) looks at the end of the day… There are so many repairs being done! The traffic gets chaotic and everyFotos: Privat

one arrives late at work because of it.

How is the situation of schools and hospitals where you live?

Well… firstly I live in the East Zone of Rio, in Santa Cruz. It is a really poor neighbourhood in Rio. We do not have schools for everyone.

I mean, we do have schools, but there are too many students and too few schools. The government says they are investing in schools and education, but we do not see that. Nothing has changed for us.

How is the health situation in Santa Cruz?

It is horrible. Just last year I had a very sad experience with my nephew Ruan. We went to four different hospitals in the East Zone and every single experience was frustrating! We wanted him to undergo examinations because he had a really high temperature, but none of the four hospitals had the conditions to provide us with the help we needed. The government says it works, but the health system here is chaotic. Ruan, 15, was hospitalized only a week later and died. The doctors told us it was a sinus infection caused by some virus and sent us home time and again. They said they did not have enough supplies to diagnose if it was something other than an infection or sinusitis.

At the end, they ran an autopsy and we found out that my nephew died of Dengue hemorrhagic fever (a severe, potentially deadly fever that is transmitted by a mosquito infected by the virus). My sister and I blame it on the government.

And in your opinion, when did this situation worsen?

I think it got worse last year when the economic crisis began. It has affected us a lot.

The prices got so much higher! For example, we used to shop for the month with 500 Reais (Brazilian currency, approximately 120 Euros, editor’s note). Last week, we went to the supermarket and spent more than 1.000 Reais. We spent twice as much as we did last year! The prices went up a lot, mostly our cable TV and light and gas bills. Now we have to manage our costs and spend less money, that is the only way out… we do not go out on weekends anymore because we cannot afford it like we used to. The situation got harder last year. The inflation rates are complicated right now.

one described above by Aline. On February 1st, for example, two babies were born in a public hospital near Manaus, in the north of Brazil, with breathing difficulties. The hospital could not provide oxygen masks and to solve the problem doctors created improvised masks from PET bottles. A few hours later, one of the babies was dead.

Truth is, Brazilian society is full of contrasts that could be less significant if a serious political leadership wanted to repair them. Instead of spending money on international events, and trying to promote a false image, governors and the population should be more worried with the future of our nation and our people. As I mentioned earlier, several countries turned down the opportunity of hosting such an expensive event. That kind of civic responsibility is what we need. This is what is needed to actually appear to the world as a serious, grown up and developing nation.

I could have written an entire article about the Olympic Games. I even thought about writing something more positive and informative, but it would not reflect what I feel. So I’ve opted to try and create some awareness of some of Rio’s ‘real life problems’ which are very serious and go far beyond the shallow glamour and clichés that come along with the city’s image.

And having said all that, I really hope that the Olympic Games are successful and everything works out as planned. I root that tourists do fall in love with my beloved country and that they come back every summer to enjoy Caipirinhas and carnival. Despite all our problems I’m a real optimistic – believe me, there are many! – and I truly hope we get back on track anytime soon.

Rio is indeed one of the most beautiful cities in the world and I believe that someday everyone, no matter from which social class, will be able to realize that and enjoy it as much as I do.

Marina Guimarães

Aline Barbosa

V - Das Studentenmagazin_35

MILLENIUMS

entwicklungs

I

m Jahre 2000 wurden durch die Vereinten Nationen (UN) insgesamt acht Ziele, die Millenium Development Goals (kurz: MDGs) formuliert, die sich die Staatengemeinschaft bis zum Jahresende 2015 im Kampf gegen Armut und Elend in den Ländern der Dritten Welt auferlegt hat.

Die Millenniums-Entwicklungsziele sind das bis dato umfassendste je beschlossene Programm der Entwicklungszusammenarbeit gewesen. Sie zeichneten sich durch eine beispiellose und breite öffentliche Unterstützung aus und wurden zugleich durch konkrete, handfeste Indikatoren operationalisiert, was eine Einteilung in Zwischenziele möglich machte.

Das Ausarbeiten von Strategien sowie die Kontrolle wurde hiermit vereinfacht.

Mit dem Auslaufen der Frist geht es jetzt darum, Bilanz darüber zu ziehen, welche Teilerfolge sichtbar sind und wo noch nachgelegt werden muss.

In der Tat wurden teilweise erhebliche Erfolge erzielt, doch in Anbetracht der Relevanz dieser Ziele sollten diese auch mit größtmöglicher Sorgfalt bedacht werden. Es geht immerhin um sehr viel: um das Leben und Überleben von Milliarden von Menschen mit einem Mindestmaß an Lebensqualität, gar nicht zu sprechen von der Absicht, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Unten stehend finden sich die 8 Hauptziele, die durch 21 Einzelziele (hier auszugsweise als „Topics“ dargestellt) konkretisiert und durch 60 Indikatoren messbar gemacht werden. Eine vollständige Übersicht findet ihr auf un.org/millenniumgoals/.

„Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos

12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“

Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung von 2000 bis 2008

Anteil der Menschen halbieren, deren Einkommen weniger als 1,25 Dollar pro Tag beträgt Top 1.2: Zwischen 1990 und 2015 den Anteil der Menschen halbieren, die Hunger leiden

Primärschulbildung für Alle erreichen

Top 2: Bis zum Jahr 2015 sicherstellen, dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Grundschulbildung vollständig abschließen können

Gleichstellung der Geschlechter/ Stärkung der Rolle der Frau

Top 3: Das Geschlechtergefälle in der Grund- und Sekundarschulbildung beseitigen, vorzugsweise bis 2005 und auf allen Bildungsebenen bis spätestens 2015

Kindersterblichkeit senken

Top 4: Zwischen 1990 und 2015 die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren um zwei Drittel senken

Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter

Bekämpfung von extremer Armut Top 5: Zwischen 1990 und 2015 die Müttersterblichkeitsrate um drei Viertel senund Hunger (bereits erreicht)

Top 1.1: Zwischen 1990 und 2015 den

36

ken

Bekämpfung von HIV und anderen schweren Krankheiten

Top 6: Bis 2015 die Ausbreitung von HIV/ Aids und anderen schweren Krankheiten zum Stillstand bringen und eine Trendumkehr bewirken

Ökologische Nachhaltigkeit sichern

Top 7: Bis 2010 eine signifikante Drosselung der Verlustrate der Artenvielfalt erreichen, den Anteil der Menschen ohne dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser von 65% auf 32% halbieren

Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

Top 8: Schuldenerlass bewirken und Selbst-Verpflichtung der Industrieländer, mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen Auf dem Weltgipfel von 2005 wurden die ambitionierten Ziele erneut hochgehalten („Mehr als 500 Millionen Menschen werden von extremer Armut befreit sein.

Mehr als 300 Millionen werden nicht mehr Hunger leiden. Auch bei der Gesundheit von Kindern wird es spektakuläre Fortschritte geben…“, so Jeffrey Sachs, Sonderberater der UN Development Go-

ZIELE als). Gerade die letzte Aussage (Ziel 4) ist beispielhaft dafür, dass einige gewichtige Fortschritte erst nach 2010 erzielt wurden. Nach dem letzten veröffentlichten Bericht der Hauptabteilung der UN für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten von 2014 sind in einigen Bereichen, namentlich bei den Zielen 1, 4, 6, 7 und 8 deutliche Erfolge zu verzeichnen, die jedoch vornehmlich in Asien und Lateinamerika stattfanden (im überregionalen Querschnitt). Während in Nordafrika zum Beispiel innerhalb der besser verfolgten Ziele ebenfalls Teilerfolge erzielt wurden, gab es im Subsahara-Afrika, in Zentralasien und in Ozeanien in allen Bereichen flächendeckend kaum nennenswerte Erfolge, teilweise sogar Rückschritte.

Wie aufgezeigt wurde, wird die Bilanzierung zu den MDGs gemischt ausfallen.

Zwischen den Zielregionen zeigen sich Disparitäten. Zum einen war der politische Wille auf Seiten der Industrie-, aber auch einigen Empfängerländern nicht konsequent genug, eine zielorientierte Unterstützung an der Basis zu ermöglichen.

Als weiterer Grund wird die mangelnde Selbstverpflichtung vieler Geberländer genannt, die empfohlenen Mittel zur Verfügung zu stellen. Bei der Bundesrepub-

lik Deutschland stagnierten die Ausgaben für die Entwicklungs- zusammenarbeit zuletzt bei 0,40% des Staatshaushalts.

Diese verblieben damit wie bei fast allen anderen Staaten hinter dem UN-Ziel von 0,7% des Etats. Die Millennium-Entwicklungsziele – sprich: das Recht von Milliarden Menschen auf Stillung des Hungers, der Versorgung mit sauberem Trinkwasser und dem Zugang zu Bildung – wurden durch die BRD damit finanziell weniger gewürdigt als beispielsweise die Bundeskanzlerin und das Bundeskanzleramt mit 0,71% des Etats (Stand: 2014). Festzuhalten ist, dass die Selbstverpflichtung in den letzten Jahren zu einer verstärkten Anstrengung geführt hat, was Grund zur Erleichterung, aber noch lange nicht zum Jubel ist. Denn es geht um sehr viel. Nicht vergessen werden darf der Anstieg der Weltbevölkerung gerade in den armen Ländern und das Voranschreiten ökologischer Zerstörung. Nachhaltige Zielsetzungen befinden sich demzufolge in einem Rennen gegen die Zeit.

Tatsächlich haben die MDGs Einiges erreicht: Sie haben die bislang größte Unterstützung für Menschen des globalen Südens mobilisiert und seit 1990 – trotz wachsender Weltbevölkerung – über eine

Milliarde Menschen aus extremer Armut befreit (zumindest nach der gängigen Definition von <1,25 US-Dollar pro Kopf und Tag). Vielen gingen die Erfolge nicht weit genug, und die Staatengemeinschaft hat auch Kritik ernten müssen. Und es sind gerade die besonders Hilfsbedürftigen, also jene, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung oder aus anderen Gründen sozialer Benachteiligung auf der Strecke bleiben, wie auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon einräumt. Insgesamt wurde nur das erste der acht Ziele im vollen Umfang erreicht, während sich das Verfehlen der übrigen zum Teil bereits im Vorjahr abzeichnete. Nicht die Ziele waren unrealistisch, die Perspektive ist entscheidend – um sie zu erreichen, waren die aufgewendeten Mittel zu gering und damit per se unrealistisch, sagen Kritiker.

Die UN fassten bereits eine weitere Marge ins Auge: die 17 Sustainable Development Goals für das Jahr 2030, die erstmals mit der Konferenz Rio+20 (2012) auf dem Tisch lagen und die Ende September auf dem Gipfel in New York City beratschlagt wurden. Ob sich diese zu einem weiteren Meilenstein im Kampf gegen Hunger und Armut entwickeln werden oder sie nichts als großspurige Absichtserklärungen bleiben, muss noch abgewartet werden.

Ein aktueller Bericht über die Bilanz der MDGs findet ihr als Millennium Development Goals Report 2015 online. In deutscher Sprache ist dieser auf unric.org unter dem Stichwort Milleniums-Entwicklungsbericht zu erhältlich.

Raphael Arndt

V - Das Studentenmagazin_37

Interview ohne Worte

Moderator Lucas Fassnacht sprachlos

1. Überthema Reisen: Was war der für dich schönste Ort, dendu bisher bereist hast?

2. Wie hast du dich nach der Veröffentlichung deines ersten Buches „Otto Normal Verbraucht“ gefühlt?

3. Würdest du das Bier bei deinem eigens ins Leben gerufene Poetry-Slam „Lesen für Bier“ manchmal gerne gegen ein anderes alkoholisches Getränk eintauschen

4. Du hast an einer Mittelschule eine AG zum Thema Kreativen Schreibengestartet, wie viel hat es dir bedeutet, das Projekt zu realisieren?

6. Kaffee- oder Teetrinker?

5. Was hältst du von der Einführung der grünen Umweltplakette?

7. Sonnenbrille & Schneemann: Bist du eher ein Sommer oder ein Winterkind?

8. Wie waren deine Erfahrungen mit dem Bachelor?

9. Wir möchten dein Gesicht zu einer neuen Meme machen. Wie würdest dudein Meme-Gesicht zu den aktuellen erschreckenden Ereignissen in Sachsen darstellen?

10. Du hast eine Schwäche für die alten Griechen…was fasziniert dich am meisten an Ihnen?

Laura Gumbert und Anna-Luisa Römling

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V - Das Studentenmagazin_39

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