Klimafreundlich Schweiz 2022

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Ausgabe August 2022

klimafreundlich

SCHWEIZ 2022

DAS JAHRBUCH FÜR NACHHALTIGKEIT, ÖKOLOGIE UND LIFESTYLE DIE TOP SCHWEIZER UNTERNEHMEN FÜR DIE NACHHALTIGKEIT


Das Klima liegt Uns Am Herzen.

Klimaschutz ist auch bei der SPAR Logistik Herzenssache. Seit 2012 werden tägliche Lieferungen mit Hybrid Fahrzeugen ausgeliefert, 2020 stiess ein E-Truck dazu und seit April 2021 liefern wir auch mit Wassersto . Dank dieses Fortschritts konnten wir seit 2017 bereits 1’070’000 Liter Benzin einsparen.


klimafreundlich Editorial

JETZT DOCH NICHT – ODER GERADE JETZT ERST RECHT?

Harald Fessler Herausgeber

Jörg Schelling Chefredaktor

Martin Hofer dipl. Umweltberater

Auch wenn in den letzten Monaten andere Schlagzeilen als der Klimawandel die Nachrichten dominiert haben – er ist trotzdem da und spürbar für uns alle. Noch verbrauchen wir viel zu viel von den klimaschädlichen fossilen Energien wie Kohle, Erdöl und Gas. Dies führen uns die angesichts der durch den Krieg in der Ukraine verursachten hohen Energiepreise deutlich vor Augen. Jetzt doch nicht – oder gerade jetzt erst recht? Sollten wir beim Klimaschutz bremsen angesichts hoher Energiepreise oder doch schneller auf erneuerbare Energien umsteigen? Diese existenzielle Frage für das Überleben auf unserem Planeten nur auf den wirtschaftlichen Profit zu reduzieren, wäre für zukünftige Generationen fatal. Der Klimawandel ist die Folge unseres Wirtschaftens und unserer Lebensweise. Dies zeigen deutlich die vielen Naturkatastrophen wie der Orkan Zeynep, der Gletschersturz vom 3. Juli 2022 am italienischen Berg Marmolata in den Dolomiten oder das Unwetter Anfang Juli im Emmental und in der Zentralschweiz,

das mit voller Wucht einschlug. Überflutete Keller, Hauseingänge und Felder unter Wasser, zerstörte Strassen und Existenzen erleben wir auch immer mehr bei uns. Kaum ein Jahr vergeht bei uns ohne Naturkatastrophen. Es zeigt sich: Die Einschläge kommen immer schneller und immer näher. Wann wollen wir denn handeln? Wie lange wollen wir so weitermachen und auf alte ressourcenfressende Technologien setzen oder unseren Konsumgewohnheiten treu bleiben? In der diesjährigen Ausgabe des Klimafreundlich Jahrbuchs zeigen Unternehmen mit ihrem Engagement, wie sie aktiv ihre Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft wahrnehmen. Nehmen wir sie als Inspiration und gehen wir mit diesen Unternehmen den Weg in eine klimaneutrale Zukunft. Warten wir nicht auf morgen – handeln wir jetzt erst recht! Jörg Schelling Chefredaktor

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klimafreundlich Inhaltsverzeichnis

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Wirtschaft & Umwelt

Spitzenplatz für die Schweiz

Henrique Schneider, Stv. Direktor und Ressortleiter Wirtschaftspolitik, Umwelt- und Energiepolitik beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv. 24: Nest Sammelstiftung 26: Swisslog AG 28: Ernst Sutter AG 30: Galliker Transporte AG 32: Aldi Suisse AG

7: Vorwort Ignazio Cassis, Bundespräsident    8: Die Sonne scheint gratis – packen wir die Chance! Martina Munz, Nationalrätin 10: Ein zweites Leben für Lithium-Ionen-Batterien Prof. Dr. Andrea Vezzini Leiter BFH-Zentrum Energiespeicherung 12: Bereit für den grossen Wurf? Patrik Berlinger Verantwortlicher Politische Kommunikation bei Helvetas 14: Den Verkehr der Zukunft klimafreundlich gestalten Anders Gautschi Geschäftsführer, VCS Verkehrs-Club der Schweiz 16: Gewässer in Zeiten des Klimawandels Salome Steiner Geschäftsleiterin bei Aqua Viva. 18: Klimakrise als grösste Herausforderung Judith Macchi Klimaexpertin, HEKS (Hilfswerk der evangelischreformierten Kirche Schweiz) 20: Wasserstoff: ein Energieträger der Zukunft Thomas J. Schmidt Leiter Forschungsbereich Energie und Umwelt Paul Scherrer Institut

INHALT 34 Kreislaufwirtschaft & Recycling

Von der Abfall-Einbahnstrasse zur Kreislaufwirtschaft

Alexander Keberle, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Infrastruktur, Energie & Umwelt ,economiesuisse. 36: Schroth AG 38: Lidl Schweiz 40: Stiftung Autorecycling 42: Thommen Service AG

Bilder von links nach rechts: schutterstock.com/ixpert schutterstock.com/Parradee stock.adobe.com/sarayut_sy stock.adobe.com/Petair stock.adobe.com/one step aside

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Inhaltsverzeichnis

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Energie

Weiter wie bisher ist keine Option

Nadine Brauchli Bereichsleiterin Energie, Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE.

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Werbung & Print

Das Unwort des Jahrzehnts

Nadine Huggel, Präsidentin ASW, der Vereinigung der inhabergeführten Kommunikations-Agenturen. 46: epple druckfarben Schweiz GmbH 48: KROMER PRINT AG

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Bauen & Wohnen

Holz ist das Material der Stunde Martin Meier Bereichsleiter Marketing & Kommunikation, Holzbau Schweiz

IMPRESSUM

Erscheinung: 1x jährlich, Herausgeber: Harald Fessler, harald.fessler@bluewin.ch; Verlag: UTK Media GmbH, Auerstrasse 43, 9442 Berneck, Tel. +41 71 744 94 90, info@utk.ch; Redaktion: Jörg Schelling, joerg.schelling@utk.ch, Peter Büchel, buechel@bluewin.ch; Anzeigenverkauf: UTK Media GmbH, Harald Fessler, harald.fessler@utk.ch, Tel. +41 79 631 50 21; improov gmbh, Martin Hofer, 8057 Zürich, Tel. +41 44 500 71 24, martin.hofer@improov.ch; Titelbild: AdobeStock/AB Visual Arts; Layout: Lea Fessler, Jörg Schelling, UTK Media GmbH; Koordination: international media solutions IMS AG, 9434 Au, www.imsag.ch; Druck: Kromer Print AG, 5600 Lenzburg; Farben: gedruckt mit Epple Druckfarben, Perfect Finish non Fresh, Schutzlack: Finishing Microbe Protect 2400; Papier: Umschlag: 300 gm2 Plano Jet hochweiss, Inhalt: 140 gm2 Plano Jet hochweiss. Buchbestellung: www.klimafreundlich-schweiz.ch © Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Das Jahrbuch wird klimaneutral gedruckt.

klimaneutral gedruckt Nr.: OAK-ER-11826-02668 www.oak-schwyz.ch/nummer

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Wir bauen Wärmeverbünde. Auch für kommende Generationen.

Lernen Sie Energie 360° neu kennen. Wir verbinden durch klimaschonende Wärmeverbünde Liegenschaften direkt mit der Energiezukunft. Dafür nutzen wir erneuerbare Energien wie Holzschnitzel, Erdsonden, Grundwasser, Seewasser oder Abwärme. Die so erzeugte Wärme leiten wir direkt zu den angeschlossenen Liegenschaften.

Setzen Sie mit uns auf nachhaltige Energieund Mobilitätslösungen für kommende Generationen. Gerne unterstützen wir Sie auch beim Aufbau von ganzen Areallösungen oder bei der Umsetzung von nachhaltigen Heizlösungen mit Biogas.

Zudem elektrisieren wir für Sie die E-MobiEnergie 360° entwickelt und realisiert be- lität mit neuester Ladetechnologie und reits zahlreiche Wärmeverbünde, wie z. B. in Ladelösungen. Wädenswil, Embrach oder Wohlen bei Bern. Mehr erfahren über unsere nachhaltigen Wärmeverbundlösungen energie360.ch


Gemeinsam neue Lösungen entwickeln Egal, ob Covid, Krieg oder die Bekämpfung der weltweiten Armut – die Welt steht vor grossen Herausforderungen. Die grösste Schwierigkeit dabei: Probleme lassen sich längst nicht mehr chronologisch lösen. Die Krisenherde unserer Zeit sind verzahnt. Und einige von ihnen bedrohen gar unsere Existenz. Der Weltklimarat hat in seinem Bericht im Februar dieses Jahres bestätigt: Der Klimawandel ist die grösste Herausforderung, vor der die Menschheit je gestanden hat. Fast die Hälfte der bald acht Milliarden Menschen auf der Welt lebt in Hochrisikogebieten. Überall auf der Welt werden natürliche Kreisläufe durcheinandergebracht. Steigende Temperaturen zerstören die Lebensgrundlagen und führen zu Konflikten um Wasser und Nahrungsmittel. Menschen werden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Ganze Regionen verlieren ihre Stabilität.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass wir für all diese Probleme eine pfannenfertige Lösung finden werden. Was wir brauchen, ist ein «work in progress»-Ansatz: die ständige Bereitschaft, Ideen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuführen und sie im Lichte wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Erwartung chaostheoretischer Verknüpfungen weiterzuentwickeln. Für solche Lösungen werden Wissenschaftlerinnen, Diplomatinnen, Finanz- und Energieexpertinnen, NGOs und viele weitere Akteure benötigt. Wir brauchen politische Entscheidungsträger ebenso wie die Wissenschaft, die Wirtschaft und den privaten Sektor. Unsere ständige Bereitschaft, Ideen einem kollektiven Stresstest zu unterziehen, uns auch mit den Menschen auszutauschen, mit denen wir auf den ersten Blick nicht allzu viel gemein haben – dieser kontinuierliche Wissensaustausch ist der Motor unseres Fortschrittes. Nutzen wir ihn! Ignazio Cassis Bundespräsident

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Bild: AdobeStock/vegefox.com

DIE SONNE SCHEINT GRATIS – PACKEN WIR DIE CHANCE!

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Unser Land hat die Technologie und das Geld, um die Energiewende für eine fossilfreie Zukunft voranzutreiben. Die SP ist überzeugt, dass wir die Energiewende gemeinsam schaffen und alle davon profitieren werden. Jede Generation vor uns hat Jahrhundertwerke vollbracht, die noch heute für uns Wohlstand und Sicherheit bedeuten. Dazu gehören die Elektrifizierung der Schweiz mit dem Bau der grossen Wasserkraftwerke und dem Eisenbahnnetz oder auch die Gründung der Sozialwerke AHV/IV. Jetzt ist es wieder an der Zeit, eine Vision umzusetzen: die Erneuerbaren – sonnenklar. 70 Prozent unserer Energie kommen heute aus dem Ausland und sind mehrheitlich fossil. Ein Umbau der Energieversorgung ist kein Sonntagsspaziergang, darum müssen wir ihn unverzüglich und mit vollem Elan anpacken. Dies ist auch geo- und sicherheitspolitisch wichtig: Für Erdöl, Erdgas und Uran schicken wir jedes Jahr mehr als sechs Milliarden Franken ins Ausland und finanzieren damit meist kriegstreibende Regimes. Dieses Geld investieren wir besser in der Schweiz: Das sichert Arbeitsplätze, verbessert unsere Versorgungssicherheit und ist gut für das Klima. Eine mittel- und langfristige Energiestrategie stützt sich auf drei Säulen: fossilfrei, erneuerbar, effizient. Die Stromunternehmen haben im Ausland in Erneuerbare investiert, weil dort die Rahmenbedingungen besser waren. Diese Energie fehlt uns heute. Damit muss jetzt Schluss

sein, wir müssen in der Schweiz sinnvoll investieren können. Denn in der Sonnenenergie steckt ein ungeheures Potenzial, sie ist die günstigste Energie. Allein auf den verfügbaren Dächern und Fassaden könnten 67 Terawattstunden (TWh) produziert werden. Heute werden nur 4 Prozent davon genutzt. Worauf warten wir noch? Bestehende, grosse Infrastrukturanlagen wie Landwirtschaftsgebäude, Industriedächer, Fassaden, Parkplätze und Perrons können rasch mit Solarpanels ausgerüstet werden. Trotzdem können wir nicht auf grosse Anlagen von Wind, Wasser und Photovoltaik verzichten. Dabei braucht es eine umsichtige und frühzeitige Interessenabwägung gemeinsam mit Landschaft- und Naturschutz, denn ein Ausbau von Kleinwasserkraft macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Der Schaden für die Umwelt wäre zu gross. Auch die Atomenergie ist keine Zukunftslösung. Sie ist zu teuer, gefährlich und käme zu spät. Ein Drittel unserer Energie verpufft heute ungenutzt. Das können wir uns nicht mehr leisten. Elektroheizungen und reine Elektroboiler verheizen den Strom ineffizient. Auch die Abwärme von Grossverbrauchern muss zwingend genutzt werden. Die eingesparte Kilowattstunde ist die günstigste. Für Quartiere sind systematisch Energieplanungen vorzusehen. Unsere Effizienzvorschriften sind noch zu lasch, sie brauchen eine Verschärfung. Kommt zusätzlich eine Pho-

tovoltaik-Pflicht für Neubauten dazu – so wird jedes Gebäude zu einem Kraftwerk. In älteren Gebäuden muss der Ersatz von Öl- und Gasheizungen rasch vorangetrieben werden. Wärmepumpen, Pelletheizungen und Fernwärmenetze bieten gute Alternativen. Mit dem indirekten Gegenentwurf zur Gletscherinitiative werden zusätzlich 200 Millionen Franken pro Jahr für die Förderung des Heizungsersatzes bereitgestellt. Das entlastet die Nebenkosten von Mieterinnen und Mietern und treibt den Umbau auf fossilfrei zügig voran. Schon voll im Gang ist dieser Umbau bei der Mobilität: E-Autos sind zwar noch teurer bei der Anschaffung, aber günstiger auf die gesamte Lebensdauer. Nun fehlt es noch an Ladeinfrastruktur – auch dafür braucht es zusätzliche Fördergelder. Diese Fördergelder für die Energiewende sollen aus einem Klimafonds finanziert werden. Die SP hat deshalb gemeinsam mit den Grünen die Klimafondsinitiative lanciert. So kann die Transformation der Energiewirtschaft finanziell unterstützt und damit sozialverträglich ausgestaltet werden. Packen wir es an! Martina Munz Nationalrätin

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Bild: stock.adobe.com/xiaoliangge

EIN ZWEITES LEBEN FÜR LITHIUM-IONEN-BATTERIEN

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Elektrofahrzeuge sind zentral für eine klimafreundlichere Mobilität. Sie gelten als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors, welche eine wesentliche Voraussetzung für das Erreichen der Pariser Klimaziele ist. Aktuell nimmt der Marktanteil der Elektrofahrzeuge rapide zu: Im Jahr 2020 gab es weltweit 11 Millionen Elektrofahrzeuge. Bis zum Ende des Jahrzehnts könnten es 145 Millionen sein, bis 2040 gar 530 Millionen. Kernstück jedes Elektrofahrzeuges ist die Batterie, welche die Energie für den Antrieb speichert. Dazu werden in der Regel Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Mit der zunehmenden Anzahl Elektrofahrzeuge, die auf den Strassen unterwegs sind, steigt auch die Menge an Batterien, die am Ende der Lebensdauer der Fahrzeuge anfällt und entsorgt, recycelt oder wiederverwendet werden muss. Eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung besteht heute dafür allerdings noch nicht. Für das Jahr 2040 werden in der EU (inklusive Island, Norwegen und Schweiz) aber bereits 5,38 Millionen Batterien am Ende ihrer Nutzungsdauer erwartet. An dieser Stelle setzt CircuBAT an, ein durch die Innosuisse und 24 Partner finanziertes Forschungsprojekt unter der Gesamtleitung des BFH-Zentrums

Energiespeicherung. Aufseiten der Wissenschaft sind neben der Berner Fachhochschule BFH sechs weitere Schweizer Forschungsinstitutionen beteiligt. Ziel des 2022 gestarteten Projektes ist es, in den nächsten vier Jahren ein nachhaltiges, zirkuläres Geschäftsmodell für Lithium-Ionen-Batterien aus der Elektromobilität zu etablieren. Dafür wird in allen Lebensabschnitten von LithiumIonen-Batterien nach Lösungen für verbesserte Nachhaltigkeit gesucht, nicht nur im Recycling. So suchen die Forschenden nach neuen Konzepten für den Bau von Batterien, welche Reparaturen einfach möglich machen, sowie nach optimalen Lade- und Entladestrategien. Dadurch soll die Lebensdauer der Batterien in ihrer ersten Anwendung verlängert werden. Aber selbst dann nimmt die Speicherkapazität der Batterie mit der Zeit ab. Da die Anforderungen an die Batterie in einem Elektrofahrzeug im Vergleich zu anderen Anwendungen hoch sind, ist es sinnvoll, gealterte Antriebsbatterien aus Fahrzeugen nicht direkt dem Recycling zuzuführen, sondern sie zum Beispiel als stationäre Energiespeicher in Gebäuden weiterzuverwenden. Dadurch wird der ökologische Fussabdruck der Batterie zusätzlich verkleinert und es wird Speicherkapazität für elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen bereitgestellt. Im Projekt wird

deshalb erforscht, wie sich Batterien aus Elektrofahrzeugen am besten in das Stromnetz integrieren lassen und wie ein sicherer sowie effizienter Betrieb gewährleistet werden kann. Schliesslich suchen die Forschenden nach Lösungen für die Demontage (Demanufacturing) der Batterien und die Materialrückgewinnung (Recycling), sodass die Sekundärrohstoffe in grossen Mengen und guter Qualität der Produktion neuer Batterien zugeführt werden können. Neben diesen technischen Fragen untersucht das Projekt auch sozioökonomische Aspekte und prüft, welche Rahmenbedingungen für ganzheitliche Geschäftsmodelle geschaffen werden müssen. CircuBAT leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Mobilität in der Schweiz und zur Nutzung von erneuerbaren Energien.

Prof. Dr. Andrea Vezzini Leiter BFH-Zentrum Energiespeicherung

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Bild: Helvetas/Alexa Mekonen

BEREIT FÜR DEN GROSSEN WURF?

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Mehr als 3,3 Milliarden Menschen sind unmittelbar vom Klimawandel bedroht. Erwärmt sich die Erde weiter, werden Hitzeextreme, Dürren und tropische Stürme noch häufiger, intensiver und zerstörerischer. Die Pariser Klimaziele können nur noch eingehalten werden, wenn die gemeinsamen Anstrengungen vervielfacht werden. Nötig dafür ist eine systemische Transformation hin zu nachhaltiger, zukunftsfähiger Entwicklung – weltweit und in der Schweiz. Im Januar 2021 verabschiedete der Bundesrat die wegweisende «langfristige Klimastrategie der Schweiz». Sie umfasst Bereiche wie Gebäude, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Finanzmarkt. Das Ziel ist, die Umwelt zu schonen und Treibhausgase bis 2050 auf netto Null zu senken, ohne dabei Wohlstand und sozialen Zusammenhalt zu gefährden. Unbestritten: Die Klimastrategie weist den Weg in die richtige Richtung. Die Ambitionen reichen jedoch nicht. Erstens: Der Bundesrat hält am «Paris»-kompatiblen netto Null-Ziel fest, nimmt aber als Rechnungsgrundlage nur die Emissionen, die innerhalb der Landesgrenzen anfallen. Unberücksichtigt bleiben klimatreibende Finanzierungs- und Investitionsentscheide des Finanzmarktes ebenso wie Flüge und die Produktion importierter Nahrungsmittel und Konsumgüter. Zur Erinnerung: Zwei Drittel der Schweizer Emissionen fallen im Ausland an.

Zweitens: Weil der Bundesrat keine Inlands- und Auslandsanteile für Emissionsverminderungen festlegt, bleibt offen, wie ambitioniert die Schweiz den Wandel im Inland vorantreibt. Zwar ist gut für das globale Klima, wenn schweizerische Treibstoffimporteure Emissionsminderungen im Ausland mitfinanzieren. Um allerdings zu verhindern, dass die Schweiz ihre Klimaverantwortung in ärmere Länder abschiebt, sollten erzielte Emissionsminderungen in Entwicklungsländern nicht an das eigene Reduktionsziel angerechnet werden. Die Möglichkeit zur Auslandskompensation droht gar, hierzulande den sozial-ökologischen Wandel zu verzögern. Dabei würden mehr Investitionen in erneuerbare Energien die Schweiz unabhängiger von fossilen Energieimporten machen und erst noch «grüne Arbeitsplätze» schaffen. Drittens: Anstatt zusätzliche Gelder bereitzustellen, will der Bundesrat immer mehr Klimamassnahmen im Süden aus dem Entwicklungshilfe-Budget finanzieren. Dies, obwohl sich die Schweiz verpflichtet hat, neue Finanzen für Klimaschutz und -anpassung in ärmeren Ländern aufzubringen. Die Eindämmung der Klimakrise auf der einen und die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit auf der anderen Seite sind zwei internationale Verpflichtungen, die sich zwar ergänzen, aber separat und gleichzeitig erfüllt werden müssen.

Fazit: Die Schweiz muss aufgrund ihres hohen Klimafussabdrucks pro Kopf und des mangelhaften Fortschritts bei der Energiewende deutlich mehr für «Klimagerechtigkeit» tun: Sie muss ihre Bemühungen in Richtung Klimaneutralität im Inland vorantreiben und darauf verzichten, den zu hohen Emissionsausstoss und mangelnde Klimaschutzbemühungen über den verhältnismässig günstigen Zukauf von Reduktionszertifikaten im Ausland wettmachen zu wollen. Gleichzeitig muss die Schweiz dringend notwendige Klimaschutz- und Anpassungsmassnahmen in ärmeren Ländern zusätzlich zur Entwicklungshilfe umsetzen. Anstatt massiv in militärische Kampfkraft zu investieren, sollte die Schweiz vor allen Dingen starke Impulse in Richtung Kreislaufwirtschaft, erneuerbare Energien und nachhaltige Ernährungssysteme ebenso wie in Internationale Zusammenarbeit und weltweiten Klimaschutz auslösen.

Patrik Berlinger ist Verantwortlicher Politische Kommunikation bei Helvetas

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DEN VERKEHR DER ZUKUNFT KLIMAFREUNDLICH GESTALTEN

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Ich schreibe diese Zeilen aus dem Nachtzug von Wien nach Zürich. Während zweier Tage haben sich Ende Juni in Wien die Verkehrsclubs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz getroffen. Es war heiss in Wien, sehr heiss, wie in zahlreichen Städten Europas. Hier zeigen sich die negativen Auswirkungen des Klimawandels sehr ausgeprägt. In den Städten sind die Böden weitgehend versiegelt. Grün- oder Wasserflächen, welche das Licht und die Wärme absorbieren, sind rar. Entsprechend heizen sich die Städte im Sommer auf. Der Asphalt und die Gebäudemauern speichern die Wärme, sodass sich die Luft in den Nächten kaum abkühlt. Die geringe Luftzirkulation verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Mit dem fortschreitenden Klimawandel werden sich diese Auswirkungen weiter intensivieren, mit nachteiligen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung. Der Verkehr und die damit verbundene Infrastruktur bieten grosses Potenzial, den für die Klimaerhitzung verantwortlichen CO2-Ausstoss zu reduzieren und die Auswirkungen des Klimawandels zu bremsen. Die Zeit dazu drängt. Bis verkehrspolitische Massnahmen umgesetzt werden, dauert es erfahrungsgemäss Jahre bis Jahrzehnte, deshalb müssen die Entscheide möglichst bald getroffen werden.

Verkehrsflächen beanspruchen viel Raum. Das wirkt sich besonders in den Städten und Agglomerationen aus, wo der Raum beschränkt, die Anzahl Nutzende hoch und der Boden teuer ist. Ein Auto beansprucht im Vergleich der Verkehrsmittel am meisten Fläche, im Durchschnitt wird damit nur etwas mehr als eine Person transportiert. Da sind Fuss- und Veloverkehr oder der öffentliche Verkehr wesentlich flächeneffizienter. Es ist deshalb mehr als fraglich, ob die Verwendung der meisten Flächen für den Autoverkehr noch zukunftstauglich ist.

Die Pandemie hat gezeigt, dass Geschäftsreisen zumindest teilweise durch Videokonferenzen ersetzt werden können und Home-Office die Möglichkeit bietet, weniger Pendlerverkehr zu verursachen. Das sind zwei Ansätze, wie mit wenig Aufwand der Verkehr deutlich reduziert werden kann. In ländlichen Gebieten, wo es weniger Alternativen gibt als in den Städten und Agglomerationen und dem Auto weiterhin eine Rolle zur Sicherung der Mobilität zukommt, besteht mit dem Umstieg auf die Elektromobilität die Möglichkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Mit Verkehrsdrehscheiben kann beispielsweise der motorisierte Individualverkehr ausserhalb der Zentren gebündelt und auf effiziente Verkehrsmittel wie den öffentlichen Verkehr, Fuss- oder Veloverkehr verlagert werden kann. Ein Teil der Strassenflächen könnte damit zugunsten des Fuss- und Veloverkehrs verwendet oder in dringend benötigte Grünflächen umgewandelt werden. Die Mariahilfer-Strasse in Wien zeigt eindrücklich, wie dies möglich ist – mit positiven Auswirkungen auf die Bevölkerung und auch auf das lokale Gewerbe. Auch in anderen Städten Europas wie Paris oder Barcelona werden Massnahmen ergriffen, um den Verkehr klimatauglich und damit zukunftsfähig zu gestalten.

Mit technologischer Entwicklung alleine werden wir die Klimaziele aber nicht erreichen, entscheidend ist auch das Verkehrsverhalten. Weniger Verkehr ist möglich: mit teilweisem HomeOffice, mit vermehrt Ferien im Heimatland, mit etwas Bescheidenheit bei den Ansprüchen. Klimafreundliches Reisen, zum Beispiel mit dem Nachtzug anstelle des Flugzeugs, ist möglich. Und bietet, wie es der Nachtzug nach Wien gezeigt hat, erst noch mehr Reisekomfort.

Anders Gautschi Geschäftsführer, VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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Bild: stock.adobe.com/Sergey Novikov

GEWÄSSER IN ZEITEN DES KLIMAWANDELS

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Der Klimawandel verändert den Wasserhaushalt der Schweizer Gewässer. Immer häufiger kommt es zu Hochwasser, trockenen Flussläufen und hohen Wassertemperaturen. Damit verbunden sind weitreichende Auswirkungen auf gesellschaftliche Sektoren wie Hochwasserschutz, Landwirtschaft und Ökologie. Neben direkten Massnahmen, um den Klimawandel zu bremsen, benötigt es daher auch solche zur Verbesserung der Klimaresilienz – zum Beispiel die Wiederherstellung natürlicher Auenlandschaften.

Feuchte Winter, trockene Sommer Während der Sommermonate müssen unsere Bäche und Flüsse mit immer weniger Wasser auskommen. Ausserdem kommt es zu häufigeren und länger anhaltenden Trockenperioden und punktuellen Starkregenereignissen mit lokaler Überlastung der Kanalisationen. Im Winter nehmen die Niederschläge zwar zu, sie fallen jedoch vermehrt als Regen. So wird weniger Wasser in den Alpen gespeichert und der Abfluss verschiebt sich von der Schneeschmelze in den Winter. Hochwasserereignisse im Winter und Frühjahr sowie Niedrigwasserphasen im Sommer werden wahrscheinlicher. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden wir ausserdem einen Grossteil unserer

Gletscher verlieren. Wenn die Gletscher schmelzen, reduziert sich langfristig jedoch auch ihr Beitrag zum Wasserhaushalt – und zwar ebenfalls im Sommer, wenn der Wasserbedarf am grössten ist.

Hochwasser, Wassermangel und Artensterben Aktuell bilden diese Veränderungen vor allem für den Hochwasserschutz eine grosse Herausforderung. Besonders betroffen ist das dicht besiedelte Mittelland. Dort sind Hochwasser zwar weniger häufig als in den Bergen, aber der verursachte Schaden um ein Vielfaches höher. Auch die Landwirtschaft ist vom veränderten Wasserhaushalt betroffen. Wenn im Sommer das Wasser in den Bächen und Flüssen knapp wird, stellt sich die Frage, wie die Kulturen noch ausreichend bewässert werden können. Grundsätzlich wird die Schweiz auch in Zukunft über ausreichend Trinkwasser verfügen, lokal kann es jedoch auch hier vereinzelt zu Knappheiten kommen. In Kombination mit hoher Sonneneinstrahlung wirkt sich Niedrigwasser zudem stark auf die Wassertemperaturen aus. Steigen diese über 25 Grad, wird es für Arten wie Forellen, Felchen oder Äschen lebensbedrohend. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass hitzeempfindliche Arten

aus vielen Schweizer Flüssen ganz verschwinden könnten.

Anpassung durch Gewässerschutz Nach Berechnungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) leisten intakte natürliche Wasserökosysteme durch Wasseraufbereitung und -regulierung jährlich weltweit eine Wertschöpfung von 29 Trillionen Schweizer Franken. Deren Verlust können wir uns auch als reiche Volkswirtschaft nicht leisten. Neben direkten Massnahmen, um den Klimawandel zu bremsen, benötigt es daher auch solche zur Verbesserung der Klimaresilienz. Gletscher, die grosse Wasservorräte speichern, revitalisierte Flussläufe mit natürlichen Auenlandschaften, die übermässigen Wasserabfluss absorbieren und im Gebiet zurückhalten, ausreichende Restwassermengen, die eine unnötige Aufwärmung der Flüsse vermeiden, sowie regionale Planungen für Wasserentnahmen sind hierfür zentral und bieten die Möglichkeit zu vielfältigen Synergien. Denn wenn wir unsere Gewässerlebensräume schützen, optimieren wir gleichzeitig die technische Infrastruktur – beispielsweise im Sinne des Hochwasserschutzes. Salome Steiner ist Geschäftsleiterin bei Aqua Viva.

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Bild: HEKS

KLIMAKRISE ALS GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG

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Die Klimakrise zählt zu den grössten Herausforderungen unserer Zeit. Der Weltklimarat (IPCC) stellt in seinem sechsten Sachstandsbericht unmissverständlich klar, dass der Temperaturanstieg in der Atmosphäre, in den Weltmeeren und auf den Kontinenten zweifelsfrei vom Menschen verursacht ist. Die Folgen dieser Klimaerhitzung, etwa die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen, der Anstieg des Meeresspiegels und die Veränderung der Niederschläge sind bereits beim derzeitigen globalen Temperaturanstieg um 1,1 °C deutlich spürbar. Je stärker die Erderwärmung fortschreitet, umso heftiger werden diese Folgen ausfallen. In Verbindung mit anderen drängenden Problemen wie beispielsweise dem Verlust der biologischen Vielfalt, der Zerstörung von Ökosystemen und der Verschärfung der sozialen Ungleichheit stellt die Klimakrise die Menschheit vor eine nie da gewesene Herausforderung und macht gleichzeitig auch frühere Anstrengungen zur Bekämpfung von Armut und Hunger zunichte.

Die Politik hat versagt Obwohl die Wissenschaft schon seit über 40 Jahren auf den vom Menschen verursachten Klimawandel und dessen potenziell katastrophale Folgen hinweist, hat es die Politik in weiten Teilen versäumt,

das Problem ernst zu nehmen und entschlossen anzupacken. Gegenwärtig ist die Welt weit davon entfernt, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 °C, geschweige denn 1,5 °C begrenzen zu können. Die weltweiten CO2-Emissionen steigen weiter an, und selbst wenn die zugesicherten Emissionsreduktionsziele aller Länder dieser Welt verbindlich festgeschrieben würden, befindet sich die Welt weiter auf dem Weg zu einer Erwärmung um rund 2,7 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Klimagerechtigkeit Die Klimakrise ist auch eine Frage von Gerechtigkeit. Nicht alle Menschen sind vom Klimawandel gleichermassen betroffen. Die Folgen variieren je nach geografischer Lage (kleine Inseln, niedrig liegende Küstenregionen und Trockengebiete werden am stärksten betroffen sein), nach Gefahrenpotenzial (etwa nicht anerkannten Siedlungen in Überschwemmungsgebieten) sowie nach sozioökonomischem Stand der Bevölkerung. Am stärksten gefährdet sind die Menschen im globalen Süden, die gleichzeitig am wenigsten zum Problem des Klimawandels beigetragen haben.

abkommens und die Bereitstellung angemessener finanzieller Mittel für Anpassungsmassnahmen sowie die Kompensation klimabedingter Schäden und Verluste, sind für eine nachhaltige und gerechte Entwicklung unabdingbar.

Neue Risiken Gleichzeitig gilt es, neue Risiken im Zusammenhang mit technischen Lösungen zur Emissionsreduktion im Auge zu behalten: Der grosse Flächenbedarf für Wind- und Wasserkraftwerke kann zu neuen Landnutzungskonflikten führen. Die Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge wird den Bedarf an Rohstoffen für deren Produktion in die Höhe treiben und kann bei deren Gewinnung und Förderung zu neuen Umweltproblemen und Menschenrechtsverletzungen führen. Um die Klimakrise zu stoppen, muss daher ein grundlegendes Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft stattfinden. Um auf ein solches hinzuarbeiten, ist eine starke Zivilgesellschaft von zentraler Bedeutung, weil sie eine wichtige Watchdog-Rolle spielen kann.

Effektive Klimaschutzmassnahmen Unverzügliche, effektive Klimaschutzmassnahmen sprich die kompromisslose Umsetzung des Pariser Klimaschutz-

Judith Macchi Klimaexpertin, HEKS (Hilfswerk der evangelischreformierten Kirche Schweiz)

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Bild: Adobe Stock/ Alexander Limbach

WASSERSTOFF: EIN ENERGIETRÄGER DER ZUKUNFT

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Die beste Nachricht zuerst: Die Moleküle des Wasserstoffs enthalten kein einziges Kohlenstoff-Atom. Entsprechend wird bei seiner Nutzung kein Kohlendioxid (CO2) freigesetzt und auch kein anderes klimaaktives Gas. Sein einziges Produkt ist Wasser. Wasserstoff ist ein Gas, das sich auch als solches speichern lässt. Das dafür notwendige Gasnetz haben viele Länder sogar bereits – es wurde für Erdgas aufgebaut, doch es liesse sich durchaus umrüsten. Bislang nutzt die chemische Industrie Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wurde. Und das in beachtlichen Mengen: Der jährliche Wasserstoff-Bedarf der deutschen chemischen Industrie entspricht in etwa dem jährlichen Schweizer Stromverbrauch. Der chemischen Industrie verdanken wir die Rohstoffe für Shampoos, Laminatböden, PET-Flaschen, Lackfarben und so weiter. Auch die Schweizer Pharmaindustrie erhält ihre Rohstoffe unter anderem aus der deutschen chemischen Industrie – und hängt damit ebenfalls am Erdgas. Die Lösung: Wird Wasserstoff mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen und stammt der dafür benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne, erhält man klimaneutralen, sogenannten grünen Wasserstoff.

Wir nennen Wasserstoff einen Energievektor. Das bedeutet: Er kann sowohl Zwischen- als auch Endprodukt sein. Ein Zwischenprodukt ist er beispielsweise, wenn er im nächsten Schritt chemisch mit CO2 aus der Luft verbunden wird, um langkettige Kohlenwasserstoffe herzustellen. Dann erhält man synthetische Brennstoffe, mit denen sich Gebäude heizen lassen, oder synthetische Kraftstoffe für den Mobilitätssektor, der aktuell übrigens der grösste CO2-Emittent der Schweiz ist. Am Paul Scherrer Institut PSI haben wir gemeinsam mit unserem Partnerinstitut EMPA die Initiative «SynFuels» gestartet: Wir wollen einen Prozess entwickeln, um Kerosin aus erneuerbaren Ressourcen synthetisch herzustellen. Flugzeugtreibstoffe sind diejenigen mit dem höchsten Brennwert. Gelingt «SynFuels», lassen sich auch alle anderen Kraftstoffe für den Personen-, Güter- oder Schiffsverkehr synthetisieren. Ein Endprodukt hingegen ist Wasserstoff dann, wenn er in einer Brennstoffzelle genutzt wird, um Strom herzustellen oder ein Fahrzeug anzutreiben. Ersteres kann kurzfristig wichtig sein, um das Stromnetz im Sekunden- oder Minutenbereich zu stabilisieren, es also vor zu hoher oder zu niedriger Last zu bewahren. Dies haben wir in einer Zusammenarbeit mit der Übertragungsnetzbetreiberin

Swissgrid AG gezeigt. Exakt die gleiche Technologie kann dann auch die langfristigen, also saisonalen Schwankungen ausgleichen, die vor allem mit der Photovoltaik notwendig werden, besonders bei uns im winternebeligen Aargau. Am PSI arbeiten wir schon seit vielen Jahren an Katalysatoren und anderen Komponenten sowohl für Elektrolyseure als auch für Brennstoffzellen. Da die Schweiz aus der Kernenergie aussteigt, müssen knapp 35 Prozent des Strombedarfs hauptsächlich durch Photovoltaik und Windenergie ersetzt werden. Ebenso arbeiten wir erfolgreich mit der Automobilindustrie zusammen. Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Motoren erreichen eine beachtliche Reichweite, denn ein Liter Wasserstoff enthält drei Mal so viel Energie wie ein Liter Benzin. Tanken lässt sich der Wasserstoff in wenigen Minuten. Das überzeugt die Industrie: Ein Joint Venture aus H2 Mobility Schweiz und Hyundai will bis 2025 ganze 1600 wasserstoffbetriebene Lastwagen auf die Schweizer Strassen bringen. Kurz gesagt: Grüner Wasserstoff kann ein Schlüsselfaktor für den Klimaschutz sein.

Thomas J. Schmidt Leiter Forschungsbereich Energie und Umwelt am Paul Scherrer Institut

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KLIMA

Bild: schutterstock.com/ixpert

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SCHUTZ Spitzenplatz für die Schweiz Die Schweiz ist führend im Klimaschutz. Das verdankt sie der Privatinitiative, der unternehmerischen Freiheit und den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Die Klimaziele der Schweiz kommen aus ihrer Selbstverpflichtung gegenüber dem Klima-Übereinkommen von Paris. Ihr Reduktionsziel ist minus 50 Prozent bis 2030 gegenüber 1990. Bis 2050 hat die Schweiz zudem ein indikatives Gesamtreduktionsziel von minus 70 bis 85 Prozent gegenüber 1990 angekündigt. Die aktuelle Schweizer Klimapolitik ist sehr erfolgreich. Allein sie kann zur Erfüllung dieser Paris-Ziele führen. Mit den Zielvereinbarungsprogrammen (Energieagentur der Wirtschaft EnAW) und den Kompensationsmechanismen (Stiftungen Klimarappen und Klik) ist es der Schweiz gelungen, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz als Synergien zu verbinden. Das ist eine Chance, welche Unternehmen aktiv wahrnehmen. So hat die Schweizer Wirtschaft ihre Emissionsreduktions-Ziele übererfüllt.

Auch haben Unternehmen – vor allem KMU – etwa in der Umwelttechnik, der Energieeffizienz, im Bau oder in der Herstellung alternativer Treibstoffe neue Märkte im In- und Ausland erschlossen. Zwei Zahlenbeispiele unter vielen belegen diese Ergebnisse: • In der Schweiz setzen 4093 Teilnehmerfirmen aus den Bereichen Industrie und Dienstleistung mit 2405 formellen Zielvereinbarungen ihre Klimaschutz- und Energieeffizienzziele mit dem Energiemanagement der EnAW um. Das entspricht etwa 50 Prozent des CO2-Ausstosses von Schweizer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Insgesamt wurden durch die Massnahmen 628 412 Tonnen CO2 eingespart. Im Jahr 2019 allein konnte die Wirtschaft durch diese Massnahmen Kosten von über 680 Millionen Franken reduzieren. • Ihre bisherigen Klimaziele und internationalen Verpflichtungen hat die Schweiz erreicht. Im weltweiten Vergleich hat die Schweiz eine der kleinsten CO2-Emissionen pro Kopf. Mit etwa 4,6 Tonnen pro Jahr ist die Schweiz wesentlich klimafreundlicher

als die anderen europäischen Länder. Bezüglich der CO2-Intensität ist die Schweiz auch spitze. Diese misst, wie viel Ausstoss ein Franken Bruttoinlandprodukt generiert. In der Schweiz sind es unter 0,1 Kilogramm pro Franken. Sie liegt damit weit unter dem OECD- oder europäischen Durchschnitt. Genauso soll es weitergehen: Wenn Firmen Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz miteinander verbinden, erfüllt die Schweiz ihre Ziele. Mehr Regulierung und Steuern schaden nur. Wenn Innovation und Freiheit Trumpf bleiben, bleibt auch die Schweiz an der Spitze.

Henrique Schneider ist Stv. Direktor und Ressortleiter Wirtschaftspolitik, Umwelt- und Energiepolitik beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv. www.sgv-usam.ch

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Nest – Eine Nachhaltigkeitspionierin, auch bei den Klimazielen Nest, eine Schweizer Pensionskasse, ist seit ihrer Gründung vor 40 Jahren eine streng nachhaltige Investorin und damit weltweit eine Pionierin. Ziel von Nest ist es, durch die nachhaltige Geldanlage eine Lenkungswirkung zu erreichen, um eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. So werden neben sozialen und anderen ökologischen Zielen auch Klimaziele verfolgt. Schon lange vor verschiedenen aktuellen Initiativen wie der «Net Zero Asset Owner Alliance» hat Nest deren aktuellen Ziele bereits heute erreicht.

Emissionsreduktionsziele grosser Investoren Um die Klimaziele zu erreichen, muss jeder seinen Teil dazu beitragen, so auch institutionelle Investoren. Entsprechend wurde auch die «Net Zero Asset Owner Alliance» von der UN einberufen, um weltweit grosse Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen zu verpflichten, ihre Anlageportfolios bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dabei soll ein maximaler Temperaturanstieg von 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erreicht werden. Im ersten Zielsetzungsprotokoll der «Net Zero Asset Owner Alliance» wurde das Zwischenziel formuliert, die CO2-Emissionen bis 2025 um 22 % bis 32 % zu reduzieren.

Führende nachhaltige Pensionskasse auch bei Klimazielen Da Nest seit Beginn nachhaltig, d.h. auch klimafreundlich, anlegt, ist ein Vergleich der CO2-Emissionen des heutigen Anlageportfolios mit jener des Portfolios 2020 nicht aussagekräftig. Somit werden zur Illustration, wie weit das Aktienportfolio von Nest bereits ist, die CO2-Emissionen des Marktindex als Vergleich hinzugezogen. Folgende

CO2-Absenkung Nest-Aktien-Portfolio 2017–2021


klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt Abbildung zeigt, dass Nest das 5-Jahres-Ziel der «Net Zero Asset Owner Alliance»Initiative bereits im Jahre 2017 erreicht hat. So sind die CO2-Emissionen gegenüber dem Marktindex um 40 % reduziert. Diese CO2-Reduktion soll weiter vorangetrieben werden, ohne dabei die Rendite-und-Risiko-Eigenschaften des Anlageportfolios zu verschlechtern. Kurz: Die Nest Sammelstiftung hat aufgrund ihres ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes den CO2-Absenkungspfad bereits vor 20 Jahren begonnen und wird diesen auch konsequent weiterverfolgen.

Die Umsetzung einer eigenständigen Nachhaltigkeit bei Privatmarktanlagen Schwieriger als bei den traditionellen Märkten, wie beispielsweise bei den Aktien, ist die Umsetzung der Nachhaltigkeit bei Privatmarktanlagen. Die Privatmarktanlagen von Nest bestehen primär aus Private-Equity und Infrastrukturanlagen. Bei all diesen Anlagekategorien berücksichtigt Nest ihre eigenständige und ganzheitliche Nachhaltigkeit in einem mehrstufigen Prozess. Folgende Abbildung zeigt, in welchen Branchen Nest bei den Privatmarktanlagen investiert ist und was ihre jeweiligen Beiträge an die Nachhaltigkeitsziele der UNO sind. Rund die Hälfte des Portfolios leistet direkt einen positiven Beitrag an diese Nachhaltigkeitsziele. 20 % der Privatmarktanlagen sind in speziell klimafreundliche Bereiche wie saubere Energie oder nachhaltige Forstanlagen («Timber») investiert. Zwecks Diversifikation ist das Portfolio jedoch noch in andere eher neutrale Branchen wie zum Beispiel Telekommunikation investiert. Das Ziel von Nest ist es, den Anteil des Privatmarktanlagenportfolios mit positiven Auswirkungen weiter zu erhöhen, ohne die allenfalls damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen zu vernachlässigen.

Gute Anlageresultate und Nachhaltigkeit Trotz oder gerade wegen der verschiedenen Herausforderungen eines eigenständigen und spezifischen Nachhaltigkeitsansatzes ist Nest eine Erfolgsstory. Sie illustriert, dass sich gute Anlageresultate und strikte Nachhaltigkeit, wie u.a. der Klimaschutz, nicht ausschliessen.

Nest-Private-Equity- & Infrastruktur-Portfolio investierte Subsektoren per 31.12.2021

Über Nest Nest ist die führende ökologisch-ethische Pensionskasse der Schweiz. Die Sammelstiftung mit Sitz in Zürich und Genf legt die Vorsorgegelder von über 26 000 Versicherten aus 3800 Betrieben nach strengen ökologischen und sozialen Kriterien an. 1983 gegründet, verfügt Nest über 40 Jahre Erfahrung mit ökologisch-ethischen Kapitalanlagen und mit Inrate über eine spezialisierte Rating-Agentur. Nest verwaltet Vorsorgekapital im Wert von über 3,7 Milliarden Franken.

Thorsten Buchert Vorsitzender der Geschäftsleitung

Nest Sammelstiftung Molkenstrasse 21 8004 Zürich T. +41 44 444 57 57 info@nest-info.ch www.nest-info.ch

Christine Holstein Bereichsleiterin Beratung, Mitglied der Geschäftsleitung

Nest Fondation collective 10, rue de Berne 1201 Genève T. 022 345 07 77


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Nachhaltige Supply Chain – langfristig denken und verantwortungsvoll handeln Die Globalisierung und der über die Jahre rapide gewachsene Online-Handel haben uns zu einer Gesellschaft geformt, die im Produktüberfluss lebt und das auch so gewohnt ist. Allein von 2019 auf 2021 wuchs der E-Commerce-Umsatz laut Statista in Deutschland um ganze 46 Prozent – Ähnliches gilt für die Schweiz. Nach zwei Corona-Jahren und in der aktuell angespannten politischen Situation wird spürbar: So selbstverständlich ist dieser Luxus nicht. Nun sorgen internationale Lieferengpässe weltweit für Ressourcenknappheit und Produktionsausfälle. Hinzu kommt das Dauerthema Klimakrise, das die Transformation der globalen logistischen Infrastruktur hin zu mehr Nachhaltigkeit noch drängender macht. In Deutschland beispielsweise müssten laut pwc die CO2-Emissionen in Transport und Logistik bis 2030 um 42 Prozent gesenkt werden, um das gesteckte Ziel der Klimaneutralität in 2050 erreichen zu können. Das Schweizer Automatisierungsunternehmen Swisslog setzt schon längst auf Nachhaltigkeit und geht mit gutem Beispiel voran. Für Swisslog bedeutet dies, Menschenrechts- und Umweltschutzgrundsätze direkt in der Supply Chain zu verankern – vom Produktdesign über die Materialbeschaffung bis hin zum Produktmanagement. Das grosse Ziel: eine lebenswerte Zukunft für die kommenden Generationen zu gestalten. Ethisch und ökologisch verantwortungsvolle Standards treiben das Unternehmen an. Darüber hinaus bietet eine nachhaltige Unternehmensführung auch ökonomische

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klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt Über Swisslog AG

Vorteile. So sorgen nachhaltige Lieferketten für mehr Effizienz und erreichen dadurch eine Senkung der Betriebskosten. Gleichzeitig sichern sie einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und ein gesteigertes Markenansehen.

Als globales Unternehmen mit Schweizer Wurzeln ist Swisslog eine der führenden Firmen für Logistikautomatisierung weltweit. Mit einem starken Hauptsitz in Buchs AG stehen wir für Innovation, Qualität, führende Software und roboterbasierte Technologien. Swisslog ist führend auf dem Gebiet der daten- und robotergesteuerten automatisierten Logistiklösungen. Als Partner zukunftsorientierter Unternehmen setzen wir neue Standards in der Lagerautomatisierung – für zukunftssichere Produkte und Lösungen.

GreenLog sorgt für Energieeinsparung und kontinuierliche Optimierung Mit der Initiative GreenLog vereint Swisslog zukunftsweisende Technologien mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Das Programm dient mit seinen flexiblen daten- und robotergesteuerten Intralogistik-Lösungen der Produktivitätssteigerung durch erhöhte Energieeffizienz. Ein systematischer Prozess hilft dabei, die Energieeffizienz sowie Nachhaltigkeit von Industrieprozessen kontinuierlich zu optimieren. Der Energieverbrauch der jeweiligen individuellen Kundenlösung wird anhand von Szenarien analysiert, die reale Betriebsbedingungen widerspiegeln. Die erhobenen Daten werden wiederum genutzt, um den Energieverbrauch im gesamten Portfolio von Swisslog weiter zu senken und die Nachhaltigkeit stetig zu verbessern. So bietet das Portfolio beispielsweise das Regalbediengerät (RGB) «Vectura» im einzigartigen Mastdesign, welches den Energieverbrauch durch regenerative Stromund Bremsmodule um bis zu 20 Prozent gegenüber traditionellen Hochregallagern senkt.

Transparenz und Glaubwürdigkeit Um die Bemühungen im Bereich Corporate Governance zu sichern, lässt sich Swisslog regelmässig in verschiedenen Bereichen zertifizieren. So liegen Swisslog Zertifikate in den Bereichen Umweltschutz (ISO 14001), Menschenrechte & Arbeit, Gesundheit & Sicherheit (ISO 45001), Verantwortung in der Lieferkette, Energiemanagement (ISO 50001) sowie Vielfalt & Integration vor. Die Zusammenarbeit mit einem potenziellen Lieferanten startet das Logistikunternehmen mit einem Verhaltenskodex. Die Einhaltung dieses Kodex überprüft Swisslog kontinuierlich über die Online-Nachhaltigkeitsplattform integrityNext, die mehr als 20 Kriterien aus den Bereichen Compliance, CSR und Nachhaltigkeit umfasst. Darüber hinaus orientiert sich Swisslog als Mitglied der KUKA Gruppe streng an den Richtlinien des Deutschen Corporate Governance Kodex zur Sicherstellung von verantwortungsvollem und nachhaltigem Unternehmertum.

Heinrich Lüthi Head of CS Swisslog Region EMEA Managing Director Swisslog AG Tel.: +41 79 393 37 94

Swisslog AG Webereiweg 3 5033 Buchs Schweiz Tel.: +41 62 837 41 41 logistics@swisslog.com www.swisslog.com

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CO2-neutrale Wärme aus heimischen Wäldern Eine moderne Holzschnitzelheizung sorgt am Hauptsitz der Ernst Sutter AG in Gossau für CO2-neutrale Wärme. Vor rund drei Jahren gemeinsam mit der Schlachtbetrieb St. Gallen AG (SBAG) realisiert, bewährt sich die umweltfreundliche Anlage in Zeiten fortschreitender Energieknappheit mehr denn je.

Im Zuge einer Sanierung des bestehenden Nahwärmenetzes Schlachthofstrasse, das neben der SBAG und der Ernst Sutter AG auch benachbarte Unternehmen mit Wärme versorgt, fiel der Entscheid, die bestehende Gas-/Ölheizung durch eine energieeffiziente Holzschnitzelheizung zu ersetzen. Unter der Leitung von Stefano Martinetti, Leiter Areale und Technik der Ernst Sutter AG, entstand eine moderne Energiezentrale. Sie ist seit Sommer 2019 in Betrieb und entspricht den höchsten Standards bezüglich Energietechnik und Nachhaltigkeit.

Eindrückliche Umweltbilanz

Der Heisswasserspeicher der Holzschnitzelheizung misst über 18 Meter und fasst 200 000 Liter Heisswasser.

Die Dimensionen der Anlage sind eindrücklich: Alleine der Heisswasserspeicher misst über 18 Meter und fasst 200 000 Liter Heisswasser. Erzeugt wird das rund 170 Grad Celsius heisse Wasser durch die Verbrennung von naturbelassenen Waldhackschnitzeln. Die so produzierte Wärme von rund 14 500 Megawattstunden pro Jahr entspricht dem Wärmebedarf von zirka 1800 Einfamilienhäusern. Auch die Umweltbilanz überzeugt: Die Holzschnitzelheizung spart gegenüber der vorherigen Gas-/Ölheizung jährlich rund 3000 Tonnen CO2-Emissionen ein. «Das gesamte Projekt basiert auf einem ganzheitlichen ökologischen Konzept, das neben der Energieeffizienz auch die Herkunft und die Transportwege der Holzschnitzel einbezieht», unterstreicht Stefano Martinetti den Umweltgedanken. So stammen die Holzschnitzel – ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft – ausschliesslich aus heimischen Wäldern in einem Umkreis von maximal 100 Kilometern. Dies sorgt für möglichst kurze Transportwege und stärkt die regionalen Wertschöpfungsketten. «Unsere Erfahrungen in den ersten drei Betriebsjahren sind durchwegs positiv und bestätigen uns, in ein zukunftsträchtiges Projekt investiert zu haben», so Stefano Martinetti. «Zwar sind im Zuge der fortschreitenden Energie- und Rohstoffknappheit auch die Preise für Holzschnitzel gestiegen, dies jedoch im wesentlich geringeren Verhältnis zu den Preisen für fossile Brennstoffe. Wir sind überzeugt von der Nutzung nachhaltiger Energiequellen und werden weiterhin darauf setzen.»

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klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt Über das Unternehmen

Die moderne Holzschnitzelheizung versorgt die Betriebsgebäude der Ernst Sutter AG am Hauptsitz in Gossau mit CO2-neutraler Wärme.

Die Ernst Sutter AG ist eines der führenden Schweizer Unternehmen im Bereich Fleischverarbeitung und Fleischwarenproduktion mit Hauptsitz im St. Gallischen Gossau. Mit fünf Produktionsstandorten und zwei regionalen Logistikplattformen produziert und liefert sie kundennah Frischfleisch und Fleischwaren für Metzgerei-Fachgeschäfte, den Detail- und Grosshandel sowie die Lebensmittelindustrie in der ganzen Schweiz. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 1000 Mitarbeitende.

Alt und Neu ergänzen sich Die alte Gas-/Ölheizung hat indessen nicht komplett ausgedient, sie übernimmt vielmehr eine wichtige und sinnvolle Aufgabe: Im Falle von ungeplanten oder geplanten Betriebsunterbrüchen, wie beispielsweise bei Wartungsarbeiten an der Holzschnitzelheizung, springt die alte Heizung als Backup ein und sichert eine lückenlose Wärmeversorgung aller an das Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude.

«Das Projekt basiert auf einem ganzheitlichen ökologischen Konzept.» Stefano Martinetti Leiter Areale und Technik Mitglied der Geschäftsleitung Ernst Sutter AG

Die Holzschnitzel stammen ausschliesslich aus heimischen Wäldern in einem Umkreis von maximal 100 Kilometern.

Ernst Sutter AG Schlachthofstrasse 20 CH-9200 Gossau Tel. +41 58 476 30 00 www.ernstsutter.ch

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Galliker – Logistik weitergedacht Seit der Gründung 1918 hat die Familie Galliker mit ihren Mitarbeitenden das Unternehmen kontinuierlich aufgebaut und weiterentwickelt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde aus der kleinen «Fuhrhalterei» in Hofstatt (LU) ein international tätiges Transport- und Logistikunternehmen mit 3300 Mitarbeitenden an 18 Standorten in 6 Ländern.

Green Logistics Das verantwortungsvolle Familienunternehmen, geführt in der dritten Generation, fühlt sich seit jeher dem nachhaltigen Handeln und dem respektvollen Umgang mit Mensch, Natur und Umwelt verpflichtet. Der technologische Fortschritt sowie das ökologische Bewusstsein in der Gesellschaft treibt das Unternehmen an, stets neue, nachhaltigere und kundenorientierte Logistikkonzepte zu entwickeln und als attraktiver Arbeitgeber gemeinsam mit den zahlreichen Mitarbeitenden Grosses zu bewegen. Mit «Green Logistics by Galliker» verfolgt das Unternehmen heute das Ziel, in den logistischen Prozessen den Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen laufend zu reduzieren. Das Versprechen ist, bis 2030 ein Fünftel des produzierten Solarstroms selbst zu speichern und die City-Logistik CO2-neutral abzuwickeln. 2040 soll die Hälfte des Fuhrparks mit alternativem Antrieb funktionieren. 2050 will Galliker CO2-neutral unterwegs sein.

Drei-Säulen-Prinzip

Weltweite erste vollelektrische 40-Tonnen Sattelzugmaschine

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Green Logistics by Galliker besteht aus drei Säulen: Mobility, Infrastructure und Human Resources. In der Säule Mobilität wurde mit der Anschaffung von 15 Wasserstoff- und elektrisch betriebenen Lastwagen schon ein erster Meilenstein erreicht. Als Mitglied des Fördervereins H2 Mobilität Schweiz gehört Galliker bereits im Ok-


klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt Familienunternehmen in dritter Generation

Photovoltaik-Anlage (2 x mit dem Schweizer Solarpreis 2017 & 2020 ausgezeichnet)

tober 2020 zu einem der weltweit ersten sieben Unternehmen mit einem Hyundai Wasserstoff-LKW im Einsatz. Nur ein Jahr später folgte die nächste Weltpremiere mit der vollelektrischen 40-Tonnen-Sattelzugmaschine von Designwerk, mit welcher Galliker täglich bis zu 500 km mit Lebensmitteln für den Schweizer Markt auf den Strassen unterwegs ist. Auch bei der zweiten Säule Infrastructure ist Galliker auf bestem Weg: Seit 2012 setzt Galliker auf Solarstrom. Heute produziert Galliker mit den eigenen Photovoltaik-Anlagen rund 13 775 MWh, was dem Stromverbrauch von 2923 Haushalten entspricht. Aktuell investiert Galliker in die Realisierung eines eigenen Areal-Stromnetzwerks (ZEV) für die wirkungsvollere Nutzung des selbst produzierten Solarstroms.

Die Galliker Transport AG ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Altishofen LU. 1918 als Fuhrhalterei im Luzerner Napfgebiet gegründet, hat sich das Unternehmen über drei Generationen weiterentwickelt und ist heute spezialisiert auf die Bereiche Cargo Logistics, Car Logistics, Food Logistics, Frigo Logistics sowie Healthcare Logistics. In 18 Niederlassungen in 6 Ländern beschäftigt Galliker insgesamt 3300 Mitarbeitende. Der Fuhrpark umfasst rund 1165 LKWs, 115 Lieferwagen und 1181 Trailer/Anhänger. Galliker setzt konsequent auf Green Logistics. Seit Jahren kombiniert das Unternehmen Strassen- und Schienenverkehr. Beim Bau und Unterhalt der Infrastruktur achtet es auf energieeffiziente Bauweisen und Materialien. Unter anderem sind auf diversen Logistik- und Lagerhäusern grosse Photovoltaikanlagen in Betrieb.

Im laufenden Jahr stehen die Mitarbeitenden im Mittelpunkt. In gemeinsamen Workshops und Fahrerschulungen wird der Frage nachgegangen, wie der Einzelne, die Einzelne dazu beitragen kann, den CO2-Verbrauch zu verringern. Die Mitarbeitenden können ihre Ideen, Vorschläge und Verbesserungen über das MARE-Tool (Mensch, Arbeit, Resultat, Erfolg) oder direkt über ihren Vorgesetzen einbringen. Dabei entstehen aus vielen guten Ideen zahlreiche spannende und erfolgreiche Galliker Green Storys.

Weltpremiere: Erster E-Autotransporter Galliker treibt die Entwicklung von CO2-neutralen Fahrzeugen konsequent voran. Am 8. März 2022 hat die Geschäftsleitung der Galliker Transport AG den ersten vollelektrischen Autotransporter übernommen. Entstanden ist das neue Fahrzeug in einer Kooperation mit Designwerk, der E-LKW-Marke der Schweizer Designwerk Group, sowie dem Aufbauhersteller Kässbohrer. Der neue E-Autotransporter kommt bei der Auslieferung von Neuwagen innerhalb der Schweiz zum Einsatz. «Die Automobilindustrie setzt immer mehr auf alternative Antriebe wie Hybrid, Elektro und Wasserstoff», sagt Rolf Galliker, Präsident des Verwaltungsrats und Leiter des Bereichs Galliker Car Logistics. «Entsprechend gross ist ihr Interesse an nachhaltigen Logistiklösungen. So repariert Galliker zum Beispiel seit 2019 für diverse Automobilhersteller gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien und bietet komplette Logistiklösungen für Elektrofahrzeuge und -batterien an». Gemeinsam mit unseren Kunden, Partnern und Lieferanten durften wir bereits einige erfolgreiche «Green Storys» schreiben. «Um gemeinsam Grosses bewegen zu können, braucht es die Offenheit und Neugierde für neue Entwicklungen sowie eine Portion Mut. Investitionen im Sinne der Nachhaltigkeit sind auf den ersten Blick oft teuer, zahlen sich aber längerfristig aus», sagt CEO Peter Galliker.

Peter & Rolf Galliker bei der Übernahme des ersten Wasserstoff-LKW 2020.

Galliker Transport AG Kantonsstrasse 2 6246 Altishofen Tel.: +41 62 748 80 80 www.galliker.com www.greenlogistics.galliker.com

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klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt MEHR FÜRS KLIMA!

ALDI SUISSE unterstützt Energie- und Klimapioniere 2.0 Seit Anfang 2022 unterstützt ALDI SUISSE das myclimate-Bildungsprojekt «Energieund Klimapioniere 2.0» tatkräftig und fördert mit seinem Engagement landesweit die Umweltbildung von bis zu 10 000 Schülerinnen und Schülern der 5.–9. Klasse in Schweizer Volksschulen.

«Ich fand es eindrücklich, wie viel CO2 verändert, und ich merke, dass auch ich selbst zu der Umwelt noch viel beitragen könnte.» Elia, 6. Klasse Schule Wartegg, Luzern

Eine Schulklasse und 24 ratlose Gesichter. Ja, zur Umwelt und zum Klima sollen wir Sorge tragen. Nur, wie rettet man einen ganzen Planeten mit gerade einmal 13 Jahren? Kinder und Jugendliche verstehen schon früh, dass sie ein schwieriges Erbe antreten und die natürlichen Ressourcen schützen sollten. Hier hilft das myclimate-Bildungsprojekt und macht aus jungen Menschen Energie- und Klimapioniere. «Die Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Eines Tages werden sie das Ruder übernehmen. Wir wollen mit unserem Einsatz auch die jungen Generationen abholen und ihnen die Wichtigkeit von Nachhaltigkeitsthemen näherbringen», unterstreicht Jérôme Meyer, Country Managing Director von ALDI SUISSE. «Wir sind darum stolz, uns gemeinsam mit unserem Partner myclimate auf diese Mission zu begeben.» Zusammen mit anderen Partnern unterstützt ALDI SUISSE seit Anfang dieses Jahres dieses Schulprojekt. «Energie- und Klimapioniere 2.0» erreicht Tausende Schülerinnen und Schüler und führt zu konkret umgesetzten Umweltprojekten.

Projektbasierte Klimabildung für die junge Generation

Bilder: © Sebastian Eppler, Stiftung myclimate

Gemeinsam die eigenen Erfahrungen austauschen

Sogar Erwachsene stolpern über Begriffe wie «Emissionen», «Klimawandel» oder «ökologischer Fussabdruck». Auch für die junge Generation sind diese Themen nicht einfach greifbar. Dank des Bildungsprojekts werden junge Menschen beispielhaft und anschaulich an dieses sehr aktuelle Thema herangeführt. So wird Klimabildung er-

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klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt Über ALDI SUISSE

Spielend neue Ideen für einen sensibilisierten Umgang entdecken

lebbar und nah am Alltag von Jugendlichen und deren Familien gemacht. Denn das myclimate-Bildungsangebot «Energie- und Klimapioniere 2.0» bietet Schülerinnen und Schülern der 5.–9. Klasse in der ganzen Schweiz die Möglichkeit, Umwelt-, Energie- und Klimathemen handlungsorientiert zu erarbeiten.

Aha-Erlebnisse zum Klimaschutz In Projekttagen wird in der Schulklasse auf spielerische und interaktive Weise zuerst Wissen über den Klimawandel aufgebaut und danach der Fokus auf die Lösungen gelegt. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln im Anschluss eigenständig Energieund Klimaprojekte. Sie sprudeln jeweils nur so vor Ideen und Projekten, wie sie ihren Alltag klimafreundlicher gestalten können: Weiden pflanzen, im Schulrat Klimabotschafterinnen und -botschafter stellen, vegetarische Tage in Tagesschulen, ein Tag ohne Strom, Solarspielzeuge, Temperaturreduktion im Klassenzimmer usw.

Das Detailhandelsunternehmen ALDI SUISSE ist in der Schweiz zu einer starken Marke geworden und hat sich etabliert. 2005 eröffnete ALDI SUISSE die ersten vier Filialen. Inzwischen gibt es schweizweit 230 Filialen mit einem Angebot von rund 1800 Produkten. Das Unternehmen beschäftigt über 3900 Mitarbeitende. ALDI SUISSE zählt auf eine zufriedene und treue Stammkundschaft, die täglich weiterwächst. Als Detailhändler ist sich ALDI SUISSE seiner unternehmerischen Verantwortung bewusst. National und international setzt das Unternehmen mittels Corporate-Responsibility-Grundsätzen und Einkaufspolitiken auf nachhaltige Strategien, um ein verantwortungsvolles Handeln von ALDI SUISSE und gemeinsam mit Geschäftspartnern entlang der Lieferkette zu gewährleisten. Weitere Informationen zum Nachhaltigkeitskonzept von ALDI SUISSE: heutefürmorgen.ch

Natürlich braucht es dazu engagierte Organisationen und Unternehmen, die diese Begeisterung mittragen. So ist es möglich, dass die nächste Generation schon früh ihre Zukunft aktiv mitgestaltet und den Schutz des Klimas zu ihrem Anliegen machen kann. Dass es noch viele weitere Energie- und Klimapioniere geben wird, ist auch von ALDI SUISSE ein wichtiges Anliegen in seinem Engagement für Umwelt und Klima und in der finanziellen Unterstützung dieses Projekts.

«Mir hat der Tag sehr gut gefallen und ich habe viel Neues gelernt. Wir haben schon mal in der Schule behandelt, was der Treibhauseffekt ist, aber ich habe es nie richtig verstanden. Aber jetzt weiss ich, wie das funktioniert.» Magda, 6. Klasse Schule Stapfenacker, Bern

Engagiert für den Klimaschutz ALDI SUISSE ist sich seiner ökologischen und sozialen Verantwortung bewusst. So arbeiten bereits jetzt alle Filialen sowie sämtliche Logistik- und Verwaltungsstandorte klimaneutral durch Kompensation. Über 60 Filialen sind inzwischen mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet, ebenso wie das Dach des Verteilzentrums in Perlen (LU) sowie bald auch in Schwarzenbach (SG). Mehr über das myclimateBildungsprojekt «Energie- und Klimapioniere 2.0»

ALDI SUISSE AG Niederstettenstrasse 3 9536 Schwarzenbach Schweiz

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft

MEHRFACH

Bild: schutterstock.com/Parradee

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft

H NUTZEN Von der Abfall-Einbahnstrasse zur Kreislaufwirtschaft Wer an einem Schweizer Bahnhof ankommt und die vierfach getrennten Vorzeigesammelstellen der SBB erblickt, erkennt sofort: Recycling ist uns in der Schweiz eine Herzensangelegenheit. Das zeigt sich auch in den Spitzenplätzen in internationalen Vergleichen und mit Sammelquoten von, je nach Material, zwischen 81 bis 96 %.* Die Schweizer Unternehmen sind zudem stark darin, effizient zu wirtschaften (Stichwort Ressourcenproduktivität), und schafften es sogar, den Ressourcenverbrauch pro Person bei steigender Wirtschaftsleistung zu senken. Das ist auch nötig, denn die Zahlen zur Abfallproduktion sehen weniger positiv aus: Mit 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall hat unser Land einen der höchsten Werte innerhalb der OECD. Mit Kreislaufwirtschaft öffnet sich nun eine neue Perspektive. Aus Abfällen werden Sekundärressourcen und aus der Einbahnstrasse des Konsums wird ein in sich geschlossener Kreislauf. Unternehmen werden effizienter und finden neue Geschäftsmodelle – beispielsweise über Miet- oder Leasingmodelle. Zudem

reduzieren sie ihre Abhängigkeit von Lieferketten. Wie sieht der Weg zur funktionierenden Kreislaufwirtschaft aus? Aus der Sicht der Wirtschaft sind drei Faktoren wichtig: Ganzheitliche Betrachtung: Kreislaufwirtschaftsprinzipien sind nur dann sinnvoll, wenn sie sowohl zu einer ökologischen als auch ökonomischen Verbesserung führen. Dies muss im Einzelfall unter Beachtung des ganzen Zyklus geprüft werden. Technologieneutralität: Die gesetzlichen Grundlagen der Entsorgung und des Recyclings sollen technologieneutral formuliert werden. Auf diese Weise kann sowohl dem technologischen Fortschritt als auch dem sich ändernden Verhalten der Konsumenten Rechnung getragen werden. Rahmenbedingungen und Subsidiarität: Kreislaufwirtschaft ist komplex und staatliches Eingreifen führt oft zu ungewollten Effekten. Gleichzeitig besteht heute eine Vielzahl von vielversprechenden Initiativen aus der Wirtschaft

(Sammlung 2025, Circular Economy Switzerland, Drehscheibe Kreislaufwirtschaft und viele andere). Der Staat sollte sich darauf konzentrieren, Hürden für Wirtschaftsakteure abzubauen, anstatt selbst vermehrt tätig zu werden. Die Schweiz ist mit ihrer Ressourcenintensität bei gleichzeitig hoher Innovationskraft, Technologiereife und Umweltfreundlichkeit in einer einzigartigen Situation, eine Vorreiterin der Kreislaufwirtschaft zu werden. Sie kann zeigen, wie aus einem Abfallproblem eine Kreislaufwirtschaftschance und ein Standortvorteil werden.

Alexander Keberle ist Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Infrastruktur, Energie & Umwelt bei economiesuisse.

* Stand 2016

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling

«So funktioniert nachhaltige Palettenbewirtschaftung» Paletten sind aus dem Transport- und Lagerwesen nicht wegzudenken. Was aber tun mit überzähligen oder beschädigten Paletten? Die Schroth AG mit Sitz in Altstätten im St. Galler Rheintal ist auf die nachhaltige Palettenbewirtschaftung spezialisiert. Nicht nur der Verkauf neuer Paletten steht im Vordergrund, sondern ebenso die Vermietung, der Tausch, die Reparatur und das Recycling gebrauchter Paletten. Das Interview mit Geschäftsführer Felix Dietrich. Felix Dietrich, Holzpalette oder Kunststoffpalette? «Bei Schroth setzen wir auf das Naturwunder Holz. Holz ist schlicht genial, denn es ist umweltfreundlich, nachwachsend und zudem hygienisch. Der Rohstoff Holz ist Kulturträger vergangener Zeiten und ein nachwachsender Naturstoff mit Zukunft. Er entsteht in der umweltfreundlichsten Fabrik der Erde – dem Ökosystem Wald. Kunststoffpaletten zeichnen sich durch hohe Anschaffungspreise aus, sind meist nicht reparabel und müssen bei Beschädigungen teuer entsorgt werden. Zur Gewinnung und Verarbeitung von Holz wird weniger Energie benötigt als für andere Werkstoffe. Die Energiebilanz einer Holzpalette fällt über den gesamten Lebenszyklus deutlich günstiger aus als die einer vergleichbaren Kunststoffpalette.» Auf der anderen Seite ist Holz reparaturanfälliger, nicht? «Ladungsträger werden im täglichen Gebrauch teilweise beschädigt; beim Be- und Entladen, im Handling mit Fördertechnik und im Hochregallager. Kunststoffpaletten haben eine längere Lebensdauer als Holzpaletten, aber: Holzpaletten können im Gegensatz zur Kunststoff-Ausführung problemlos repariert werden, was schliesslich die Lebensdauer wiederum deutlich erhöht.»

In der modernen Betriebsanlage der Schroth AG in Altstätten im St. Galler Rheintal erhalten Paletten ein erstes und oft auch ein zweites und drittes Leben.

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Was sind denn die häufigsten Schäden an Holzpaletten? «Bedingt durch das Handling werden primär die äusseren Bereiche der Palette beschädigt, Kufen, Klötze und Deckbretter werden meist durch Staplergabeln beschädigt. Wenn Europaletten einen oder mehrere Schäden aufweisen, sind die Paletten nicht tauschfähig und müssen gemäss dem Technischen Regelwerk der EPAL repariert werden. Schroth ist Lizenznehmer der EPAL SUISSE.»


klimafreundlich Wirtschaft & Umwelt

Green Logistics wird bei Schroth seit Jahren täglich gelebt.

Was passiert mit irreparablen Paletten? «Paletten, die nicht mehr repariert werden können, aber auch das aus der Reparatur anfallende Holz, werden zu Hackschnitzeln verarbeitet, die Nägel über ein Magnetband gesammelt und dem Alteisen zugeführt. Die Hackschnitzel gelangen in Fernwärmeanlagen und tragen zur umweltschonenden Erzeugung von Wärme-Energie bei.» Ihr Unternehmen bietet ein nachhaltiges Rücknahme-System an. Wie funktioniert das? «‹Gebrauchte der Umwelt zuliebe›, lautet der Slogan, der auf all unseren LKWs steht. Europaletten und Einwegpaletten werden von uns abgeholt. Nach fachgerechter Prüfung, Reparatur und Wiederaufbereitung gelangen die Paletten wieder zu unseren Kunden – in den Kreislauf. Dieser Kreislauf sorgt für einen wirtschaftlichen und nachhaltigen Umgang mit den Unternehmensressourcen. Die verlängerte Lebensdauer der Paletten schont die Umwelt und vor allem neue Ressourcen.»

Über das Unternehmen Im Jahr 1981, als Schroth Paletten in Deutschland gegründet wurde, hat niemand geglaubt, was daraus einmal entstehen würde. Heute entwickeln sich sowohl unser Stammsitz in Neustädtlein als auch unsere österreichische Niederlassung in Dornbirn und nicht zuletzt die völlig eigenständig wirtschaftende Schroth AG hier in der Schweiz bestens. Das ist kein Zufall. Vielmehr ist es das Ergebnis eines cleveren, umweltfreundlichen Geschäftskonzepts und der Verdienst unserer qualifizierten Mitarbeiter, die jede Herausforderung meistern.

Auch in Ihrem Programm: die Öko-Palette. Ist sie einer Europalette gleichwertig? «Die Ökopalette ist eine Einwegpalette. Einwegpaletten unterscheiden sich zu Europaletten grundsätzlich darin, dass sie im Gegensatz zu Europaletten nicht tauschfähig sind, da sie nicht einheitlich gefertigt werden. Die Ökopalette wird kundenspezifisch hergestellt. Dazu wird gebrauchtes Holz wiederaufbereitet. Mit diesem Upcycling-Prozess gelangt die Ökopalette – ähnlich der EPAL Europalette – wieder in den Kreislauf. Dieser Kreislauf sorgt für einen wirtschaftlichen Umgang mit den Unternehmensressourcen. Die verlängerte Lebensdauer schont die Umwelt. Unsere Ökopalette ist ein Beitrag zum Umweltschutz und einer klimafreundlichen CO2-Bilanz in jedem Unternehmen.» Der Palettentransport ist ja auch ein Umweltfaktor ... «Genau! Deshalb wird Green Logistics bei Schroth seit Jahren täglich gelebt. Unsere LKWTouren werden mit aufwendiger Dispo-Software von Anfang an wirtschaftlich geplant. Keine Leerfahrten, jeder LKW liefert und holt wieder ab. Wenn wir unsere Kunden bedienen, achten wir auf die optimale Auslastung. Unser LKW-Fuhrpark erfüllt den aktuellsten Standard der Euro-6-Norm. In Sachen LKW-Wirtschaftlichkeit sind wir unschlagbar. Mit unseren Spezialaufbauten sind wir in der Lage, zum Beispiel 760 Europaletten mit einem LKW-Zug zu liefern. Der Standard in der Logistikbranche liegt bei 510 Europaletten. Damit sind wir in der Lage, mit einer Fahrt knapp 50 Prozent mehr Paletten zu transportieren.» Zusammengefasst: Können Unternehmen mit Schroth ihre CO2-Bilanz verbessern? «Auf jeden Fall. Schroth engagiert sich täglich für die Umwelt. Mit den Dienstleistungen von Schroth können Unternehmen clever wirtschaften und ihre CO2-Bilanz nachhaltig verbessern!»

Felix Dietrich Geschäftsführer

Schroth AG Transportstrasse 5 9450 Altstätten T. +41 71 757 88 77 info@schroth-paletten.ch www.schroth-paletten.ch

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling

Essbare Schutzschicht anstatt Plastik Gleichzeitig Food Waste und Plastikverpackungen reduzieren? Lidl Schweiz und die Empa könnten diese Idee bald in die Tat umsetzen und forschen an einer Cellulose-Schutzschicht als Beschichtung für Früchte- und Gemüseprodukte. Das neuartige Coating wird aus Trester hergestellt und soll künftig bei Produkten von Lidl Schweiz zum Einsatz kommen. Die kürzlich beendete Vorstudie brachte vielversprechende Resultate. Bei Lidl Schweiz schon seit Langem ein grosser Fokus: die Thematik der Plastik- und Verpackungsreduktion. Der Detailhändler setzt einen starken Fokus auf die Reduktion des Plastikeinsatzes bei Verpackungen. Wo möglich und ökologisch sinnvoll, werden Verpackungen komplett weggelassen, so zum Beispiel bei Bio-Früchten, die bereits seit mehreren Jahren mit Lasertechnologie beschriftet werden. Lidl Schweiz sucht ständig nach neuen Möglichkeiten, um Verpackungen zu reduzieren. So verfolgt der Detailhändler mit seiner Plastikstrategie das Ziel, bis 2025 den Plastikeinsatz bei seinen Eigenmarkenprodukten um 20 Prozent zu reduzieren, alle Verpackungen des Eigenmarkensortiments maximal recyclingfähig zu konzipieren und durchschnittlich mindestens 25 Prozent Rezyklat in Eigenmarkenverpackungen aus Plastik einzusetzen. Auch die Reduktion von Food Waste ist für Lidl Schweiz ein Kernanliegen. Um in diesem Bereich proaktiv nach neuen Lösungen zu suchen, ist Lidl Schweiz auf die Empa zugegangen. Gemeinsam wurde kurz darauf das Forschungsprojekt initiiert. Plastikverpackungen im Lebensmittelhandel schützen Obst und Gemüse vor dem Verderb, sorgen aber auch für beträchtliche Mengen Müll. Gemeinsam mit der Empa hat

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling Über das Unternehmen Qualität, Frische und Swissness zeichnen das ausgewählte Sortiment von Lidl Schweiz aus. Effizienz prägt die Welt von Lidl. Dies garantiert das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und schafft die Basis für gelebte Nachhaltigkeit, die allen etwas bringt.

Forscher der Empa und Corina Milz von Lidl Schweiz im Empa Labor in Dübendorf

Lidl Schweiz nun eine Schutzhülle für Obst und Gemüse entwickelt, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Für ihr neuestes Projekt wählte Lidl Schweiz die Empa als Partner, weil hier eine jahrzehntelange Forschungserfahrung mit Cellulose-Produkten zur Verfügung stand.

Lidl Schweiz betreibt zwei Warenverteilzentren, das eine in Weinfelden (TG), das andere in Sévaz (FR). Diese bedienen die über 160 Filialen in der ganzen Schweiz, weitere Filialen werden in den nächsten Jahren eröffnet. Das Unternehmen beschäftigt über 4500 Mitarbeitende.

Deutlich höhere Haltbarkeit Im Empa-Labor Cellulose & Wood Materials entwickelten die Forscherinnen und Forscher im Auftrag von Lidl Schweiz dann in mehr als einem Jahr Arbeit eine spezielle Cellulose-Schutzschicht, die auf Früchte und Gemüse aufgetragen werden kann. Ergebnis: Die beschichteten Früchte und Gemüse bleiben bedeutend länger frisch. So konnte in Tests die Haltbarkeit von Bananen um über eine Woche verlängert werden. Damit wird Food Waste deutlich verringert. Dazu Corina Milz, Head of CSR & Sustainability bei Lidl Schweiz: «Wir setzen uns schon seit Langem für die Reduktion von Plastik und Food Waste ein. Dieses Projekt reduziert beides. Als nachhaltig wirtschaftender Detailhändler übernehmen wir Verantwortung und setzen uns für eine nachhaltigere Zukunft ein.»

Herstellung aus Pressrückständen und Reststoffen Künftig soll vor allem sogenannter Trester zu fibrillierter Cellulose weiterverarbeitet werden. Trester – das sind die festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzen übrig bleiben. Künftig entsteht unter anderem aus diesen Rückständen die Schutzbeschichtung für frische Früchte. Die Beschichtung wird – je nach Studienergebnissen – entweder auf die Früchte gesprüht oder als Tauchbad auf die Produkte aufgetragen und ist einfach abwaschbar. Da sie für den Verbraucher unbedenklich ist, kann sie auch ohne Probleme mitverzehrt werden. Das Potenzial der Cellulose-Beschichtung ist dabei noch lange nicht ausgeschöpft: Es besteht die Möglichkeit, Zusätze wie Vitamine oder Antioxidanzien etc. hinzuzufügen.

Corina Milz Head of Corporate Communications and CSR & Sustainability bei Lidl Schweiz

Einsatz in der ganzen Schweiz geplant Die vielversprechende und seit 2019 laufende Vorstudie konnte erfolgreich abgeschlossen und die Hauptstudie gestartet werden. Die an der Empa entwickelte Cellulose-Schicht wird in den nächsten zwei Jahren zusammen mit Lidl Schweiz und einem Obst- und Gemüselieferanten getestet und weiter verbessert. Das Projekt wird von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse) finanziell gefördert. Corina Milz: «Ziel ist es, dass die neue Technologie nach der erfolgreichen Hauptstudie in allen unseren 160 Lidl Filialen in der Schweiz zum Einsatz kommen kann.»

Dunantstrasse 15 8570 Weinfelden Tel. +41 (0)71 627 82 00 www.lidl.ch www.lidl.ch/gesagt-getan www.facebook.com/lidlch www.instagram.com/lidlch

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling

Elektrofahrzeuge – wohin mit den Batterien? In der Automobilbranche findet gerade eine Transformation vom Verbrennungsmotor hin zum Elektroantrieb statt. In der Schweiz weisen bereits über 25 Prozent der Neufahrzeuge einen reinen oder partiellen Elektroantrieb auf. Die schweizerische «Roadmap Elektromobilität» sieht bis 2025 sogar einen Anteil von 50 Prozent Steckerfahrzeugen (Plug-in-Hybride und Elektroautos) bei Neuzulassungen vor. Diese Entwicklung bedeutet jedoch auch einen massiv ansteigenden Bedarf an Batterien. Aufgrund ihrer hohen Energiedichte und der Schnelllademöglichkeit kommen Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz.

Woraus besteht eine Lithium-Ionen-Batterie? Je nach Anwendung gibt es unterschiedliche chemische Zusammensetzungen. Grösstenteils werden heute NMC-Zellen verwendet, deren Hauptelemente Nickel, Mangan und Cobalt sind. Lithium wird als Leitsalz verwendet. Eine durchschnittliche Batterie besteht ungefähr aus 60 kg Graphit, 40 kg Nickel, 25 kg Mangan, 15 kg Cobalt und 8 kg Lithium. Hinzu kommen 30 bis 50 kg Kupfer für Elektromotoren und Leitungen. Der Bedarf nimmt in den folgenden Jahren stark zu und kann auf absehbare Zeit nicht durch das Recycling gedeckt werden. Es fehlen schlichtweg die Altbatterien.


klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling Stiftung Auto Recycling Schweiz

Ø 8 Jahre oder 160’000 km Herstellergarantie (>70% SoH)

10 Jahre Second-life, z.B. stationärer Energiespeicher

Batterie-Recycling

15 – 20 Jahre resp. 150’000 – 250’000 km Betriebsphase

Lebensdauer Autobatterie

Die sozial- und umweltgerechte Rohstoffförderung stellt eine grosse Herausforderung dar. Die Automobilhersteller sind bestrebt, die Rohstoffe aus sauberen und sicheren Förderstätten zu beziehen. Funktionierende und kontrollierbare Lieferketten sind ein ausschlaggebender Faktor für den Erfolg der Elektromobilität. Die Stiftung Auto Recycling Schweiz präsentiert in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach zusammen mit auto-schweiz und dem schweizerischen Batterierecycler Batrec Industrie AG den Themenbereich Lithium-Ionen-Batterie in Elektrofahrzeugen.

Was passiert mit einer ausgedienten Batterie? Die meisten Automobilhersteller garantieren bei Li-Batterien eine Mindestkapazität von 70 Prozent innerhalb von 8 Jahren oder 160›000 km. Erfahrungen zeigen, dass die Batterien im Normalgebrauch so lange halten wie das übrige Fahrzeug, also 15 bis 20 Jahre. Danach kann die Batterie in einem sogenannten Second-life als stationärer Speicher weiter genutzt werden. Dazu gibt es bereits zahlreiche Projekte und Anlagen. Erst danach kommt das Recycling zum Tragen. Altbatterien sind Sonderabfall. Der Verbraucher ist rückgabepflichtig und der Hersteller oder Importeur muss sie kostenlos zurücknehmen. Der Bund kann über Inobat (Batterierecycling Schweiz) eine vorgezogene Entsorgungsgebühr (VEG) zur Finanzierung der Sammlung, des Transports und der Verwertung erheben. Unter bestimmten Voraussetzungen kann sich jedoch eine Branche von der Gebührenpflicht befreien lassen.

Branchenlösung auto-schweiz sestorec Die Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure auto-schweiz hat mit tatkräftiger Unterstützung der Stiftung Auto Recycling Schweiz die Branchenlösung sestorec – Swiss Energy Storage Recycling geschaffen. Ihre Mitglieder und weitere Importeure sind inzwischen von der Gebührenpflicht befreit mit der Verpflichtung, ausgediente Batterien zurückzunehmen und zu verwerten. Damit schliessen die Automobilhersteller zusammen mit ihren Lieferanten und den Recyclern den Stoffkreislauf. Im Gegensatz zu Benzin und Diesel sind bei einer Batterie am Lebensende die wertvollen Materialien nicht verloren. Diese können zu über 90 Prozent zurückgewonnen und für neue Batterien genutzt werden. Inzwischen gibt es diesbezüglich in Europa zahlreiche Recyclinganlagen und Projekte – auch in der Schweiz. Der Markt bereitet sich auf die steigenden Mengen vor. Allerdings ist erst ab 2030 mit grösseren Mengen von Altbatterien zu rechnen.

Die Vereinigung Schweizer AutomobilImporteure auto-schweiz leistet freiwillige Beiträge an die 1992 gegründete Stiftung Auto Recycling Schweiz. Ziel und Zweck ist die Förderung der umweltgerechten Entsorgung von Motorfahrzeugen. Die Stiftung unterstützt die Autoverwertung mit Entsorgungsbeiträgen für die Verwertung der Shredderleichtfraktion und fördert das Schliessen von Stoffkreisläufen. Im Auftrag von auto-schweiz leitet sie seit Kurzem die Branchenorganisation zur Rücknahme und Verwertung von Lithium-Ionen-Batterien aus Elektround Hybridfahrzeugen. Im Stiftungsrat sind vertreten: • auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure • ACS, Automobil Club Schweiz • AGVS, Auto Gewerbe Verband Schweiz • Amt für Umwelt, Kanton Aargau • ASTAG, Schweizerischer Nutzfahrzeugverband • Schweizerischer Shredder Verband • TCS, Touring Club Schweiz

Daniel Christen Geschäftsführer

Stiftung Auto Recycling Schweiz Wölfli trasse 5 3006 Bern Tel. +41 31 302 36 24 info@stiftung-autorecycling.ch www.stiftung-autorecycling.ch

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling THOMMEN GROUP:

Mit passenden Recyclinglösungen die Umwelt schonen Die Schweizer Bevölkerung ist in Sachen Recycling vorbildlich: Gemäss «Swiss Recycling» hat die Schweiz 2019 eine gesamte Recyclingquote von 53 % erreicht (www.swissrecycling.ch) – dies ist im europäischen Vergleich eine starke Quote. Damit gehören wir gar zu den Spitzenreitern! Das spricht einerseits für das Bewusstsein der Bevölkerung wie auch für das Schweizer Entsorgungssystem und für die Arbeit der Recyclingunternehmen. Die Thommen Group ist die kompetente Ansprechpartnerin für massgeschneiderte Recyclinglösungen. Mit den drei starken Marken Thommen (Eisenschrott, Autos und Gesamtentsorgungen), Metallum (Handel und Recycling von Nichteisenmetallen und deren Legierungen) sowie Immark (Elektronikschrott- und Kühlgeräte-Recycling) bietet die Thommen Group Recycling-Komplettleistungen an und gehört seit Jahren zu den Marktführern in der Schweiz. Es war im Jahr 1936, als Gustav Thommen (verstorben 1988) einen kleinen Schrotthandel in Basel eröffnete und den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte und die heutige Thommen Group legte. Zu Beginn der 1950er-Jahre suchte Gustav Thommen für sein stetig wachsendes Unternehmen einen neuen Standort und fand diesen in der Nähe von Basel in Kaiseraugst (AG). Mittlerweile ist die Thommen Group verantwortungsvolle Arbeitgeberin von rund 650 engagierten Fachleuten in fünf Ländern. In der Schweiz zählt das Unternehmen 15 Standorte.

Recycling ist eine wichtige Investition in die Zukunft Die Entwicklung vom kleinen Schrotthandel zu einer der führenden Recyclinggruppen in der Schweiz ist beachtlich. Heute wird das Unternehmen in der dritten GeneMit Recycling die Umwelt schonen: Blick auf den Verarbeitungsplatz von Thommen in Kaiseraugst/AG.

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klimafreundlich Kreislaufwirtschaft & Recycling Über die Thommen Group

Immark erreicht beim Elektronikschrott eine Wiederverwertungsquote von bis zu 95 %.

ration von Dr. Tobias Thommen geleitet. Was geblieben ist: der Tatendrang und der Sinn für die Nachhaltigkeit. Die Thommen Group sammelt, sortiert und zerkleinert die Wertstoffe und führt das Material zurück in den Kreislauf. So kann Neues entstehen. Vor allem die Wiederverwertung von Eisen ist von hoher Bedeutung. Eisen wird im Ausland gewonnen und die Produktion ist umweltbelastend. Umso wichtiger ist es, durch Recycling die Rohstoffversorgung sicherzustellen. Im Jahr 2019 konnte Thommen dank der sorgfältigen Verarbeitung des Eisenschrotts 801 600 Tonnen CO2 einsparen. Auch bei der Wiederverwertung von Elektronikschrott erreicht die Thommen Group mit dem Swico-/SENS-zertifizierten Unternehmen Immark starke Quoten: Die Recycling-Richtlinien geben vor, dass Recyclingbetriebe eine Verwertungsquote von mindestens 75 % erreichen müssen. Dank der ausgeklügelten Verfahrenstechnik erreicht Immark jedoch eine viel höhere Verwertungsquote von bis zu 95 %. Die Thommen Group und ihre Mitarbeitenden leisten somit tagtäglich wertvolle Arbeit. Sie schaffen und schonen Ressourcen. Für die Umwelt. Für Sie. Für uns alle.

Die Thommen Group steht für nachhaltige Recyclinglösungen auf dem neuesten Stand der Technik. Wir verarbeiten die verschiedensten Wertstoffe sorten- und umweltgerecht, um sie als Sekundärrohstoffe in den Produktionskreislauf zurückzuführen. Zum Kerngeschäft der Thommen Group gehören das Recycling von Eisenschrott, Nichteisenmetallen, Elektroschrott und Autos sowie individuelle Recyclinglösungen für Industrie, Gewerbe und Gemeinden.

Zukunftsorientierte Ausbildungsberufe Sie möchten auch einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten? Werden Sie Teil der Thommen-Familie und helfen Sie mit, die Welt ein Stück besser zu machen. Teamarbeit, gegenseitiger Respekt und Vertrauen werden bei der Thommen Group grossgeschrieben. Auch die Berufsbildung geniesst einen hohen Stellenwert: So bietet die Thommen Group zukunftsorientierte Ausbildungen als Betriebsmechaniker/-in EFZ, Strassentransportfachmann/-frau EFZ, Recyclist/-in EFZ und Kaufmann/-frau EFZ an. Stellenangebote und weitere Informationen zur Berufsbildung finden Sie auf der Webseite der Thommen Group.

Firmengründer Gustav Thommen

Grosse Logistik-Ehre Mit der zunehmenden Bedeutung des Recyclings in den kommenden Jahrzehnten stehen die Vorzeichen gut für weitere erfolgreiche Kapitel in der Thommen-Familiengeschichte. Ob sich Firmengründer Gustav Thommen damals auf seinem Schrottplatz schon vorstellen konnte, wie sehr sein Unternehmen die Recyclingbranche einst prägen würde? Vermutlich noch nicht. Für seine Verdienste wird Gustav Thommen postum geehrt und im September dieses Jahres von der Stiftung Logistik Schweiz als 15. Mitglied in die «Swiss Supply Chain Hall of Fame» aufgenommen.

Hauptsitz: Thommen AG Bahnhofstrasse 44 4303 Kaiseraugst/AG Tel. +41 61 815 22 22 info@thommengroup.com www.thommengroup.com

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EINE FRAGE

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DES TUNS Das Unwort des Jahrzehnts Gäbe es ein «Unwort des Jahrzehnts», wäre der Begriff «Nachhaltigkeit» zumindest auf dem Podest, höchstwahrscheinlich aber auf Platz 1. Kein anderer Begriff wurde und wird derart oft in sinnfreiem Zusammenhang genutzt. Während die einen mit diesem Wort – tatsächlich – die Balance von ökonomischer und ökologischer Verantwortung meinen, ist es für den Grossteil zu einem eingeschobenen Modewort geworden. Natürlich ist diese ökonomische und ökologische Verantwortung auch für Kommunikations-Agenturen ein Thema. Und zwar eines, das Taten fordert, nicht bloss Worthülsen.

Werte als Basis Aus diesem Grund hat das Agenturnetzwerk ASW, die Vereinigung der inhabergeführten Kommunikations-Agenturen der Schweiz, im Herbst 2020 alle Mitglieder dazu aufgerufen, einen neu geschaffenen «Wertekodex» zu unterzeichnen. Diesem Aufruf sind ausnahmslos alle Mitglieder des Agenturnetzwerks gefolgt. Dieser Wertekodex legt unter anderem fest, wie Agenturen mit ihren Mitarbei-

tenden und mit ihren Auftraggebern umgehen. Eine Selbstverständlichkeit, könnte man meinen. Doch wer im Umgang mit Mitarbeitenden und Kunden nicht ein Mindestmass an Respekt und Wertschätzung pflegt, schafft es auch auf Ebene des Umgangs mit der Umwelt nicht.

Erste Zwischenbilanz

Verbindliches Verhalten

Dazu haben – sinnigerweise – auch die Corona-Jahre beigetragen. Gerade in Zeiten von Unsicherheit und Neuorientierung haben Werte an Wert gewonnen. Und rund ein Drittel aller Mitglieder des Agenturnetzwerks ASW hatten in diesen beiden Jahren sehr gute oder gar «die besten Jahre ever».

Ergänzend zu diesem Wertekodex hat das Agenturnetzwerk ASW im Jahr 2021 das europaweit erste NachhaltigkeitsZertifikat für Kommunikations-Agenturen lanciert. Es legt die ökonomischen, die ökologischen und die sozialen Massnahmen offen, die eine Kommunikations-Agentur einhält.

Taugen verbindliche Grundwerte und Verhaltensweisen, um die unternehmerische Entwicklung positiv zu beeinflussen? Diese Frage stand im Zentrum einer verbandsinternen Erhebung im Frühsommer 2022. Die Antwort lautet: Und ob!

Damit wurde der Schritt von der Worthülse zum Tun vollzogen. Sowohl der Wertekodex als auch das ergänzende Nachhaltigkeits-Zertifikat wurden sowohl von den Mitarbeitenden in den Agenturen als auch von den Auftraggebern der Netzwerk-Agenturen sehr gut aufgenommen, selbst kritische Zeitgenossen sprachen von einem «mutigen und wegweisenden Schritt».

Nadine Huggel ist Präsidentin des Agenturnetzwerks ASW, der Vereinigung der inhabergeführten KommunikationsAgenturen. www.asw.ch

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Saubere Leistung – saubere Umwelt Weil uns das Morgen schon heute antreibt Als Familienunternehmen sehen wir uns bei Epple den nachfolgenden Generationen verpflichtet. Darum liegen uns umweltschonende Verfahren bei der Entwicklung unserer Produkte seit jeher besonders am Herzen. Bereits vor über 20 Jahren ist uns als erster Hersteller die Entwicklung einer mineralölfreien Bogenoffsetfarbe (Öko Farbe) gelungen, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert.

Unser Verständnis von Nachhaltigkeit Epple Druckfarben bemüht sich traditionell um den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und versucht, die Umweltleistung des Unternehmens kontinuierlich zu verbessern. Bereit in der Vergangenheit haben wir viel unternommen, um unserer ökologischen, sozialen und ökonomischen Verantwortung gerecht zu werden. Vorstand, Aufsichtsrat und Aktionäre von Epple Druckfarben AG sind der Meinung, dass der Klimawandel und die globale Erwärmung unsere besondere Aufmerksamkeit verdient. Epple Druckfarben ist davon überzeugt, dass mittel- und langfristig nur wirklich nachhaltig eingestellte Unternehmen überlebensfähig sein werden. Das Konzept der Nachhaltigkeit hat auch höchste strategische Bedeutung für Epple Druckfarben AG.

Aus Tradition qualitäts- und umweltbewusst Um unseren Bemühungen um aktiven Umwelt- und Klimaschutz nachhaltig Ausdruck zu verleihen, haben wir bereits im Jahr 2004 ein Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 14001:2005 eingeführt. Heute gibt uns die Berechnung der CO2Bilanzen unserer Produkte die Möglichkeit, die Materialauswahl und Prozesse im Hinblick auf Klima- und Ressourcenschutz ganz gezielt zu optimieren. Aktuell erarbeiten wir ein System, um dem Kunden die eingesetzten Produkte Klimaneutral anzubieten. Wenn alles wie gewünscht klappt können unsere Kunden ihre bisherigen mineralölfreien Farbserien ohne Änderungen weiter verdrucken, da die Berechnung der CO2-Emission auf Basis jedes einzelnen Rezeptes erstellt wird. Wir sehen uns somit als ein wichtiger Lieferant in der Wertschöpfungskette, der nachhaltig produziert.

PURe das reinste und nachhaltigste Farbsystem Die Reinheit der Farbe und ihre beschleunigte Weiterverarbeitung machen das eigenständige Farbsystem PURe aus. Dr. Carl Epple hat dessen Entstehung verantwortet: «PURe ist kein Feigenblatt des umweltfreundlichen Druckes. PURe ist wahrhaftig umweltschonend, völlig frei von Mineralöl, Photoiniziatoren oder den Metalltrocknern

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Faszination Farbe Seit 1889 steht das Symbol des Bären der Firma Epple Druckfarben für permanente Weiterentwicklung und höchste Qualitätsansprüche. Als führender Hersteller von Offset-druckfarben haben wir durch die frühzeitige Entwicklung von mineralölfreien Öko-Serien und speziellen Farbtypen für sehr lange Wasch-intervalle im Schön- und Widerdruck unsere Innovationskraft demonstriert. Flexibilität ist für ein mittelständisches Unternehmen eine Priorität. Wie kaum ein anderes Unternehmen sind wir in der Lage, Ihnen massgeschneiderte Lösungen für Ihre individuellen Wünsche anzubieten. Fordern Sie uns! Wir freuen uns darauf!

ölbasierter Offsetfarben. Wir benötigen keine potenziell toxischen Metalle wie Kobalt oder Mangan zur Trocknung. PURe schützt somit Mensch und Umwelt.» Grossen Wert legte man bei der Entwicklung auf die jetzt umgesetzte Kennzeichnungsfreiheit von PURe, was den umweltfreundlichen und Gesundheit schützenden Charakter der Farbe dokumentiert. Die schnelle und ressourcenschonende Verarbeitung der natürlichen Farbe spart dem Drucker Zeit und Kosten ein. Qualitätssichernd wirkt dabei das Wegschlagen der geruchsneutralen Farbe PURe. Im Vergleich zu konventionellen, ölbasierten Druckweise, bei der eine Weiterverarbeitung unter etlichen Stunden kaum realisierbar ist, lassen sich Aufträge deutlich effizienter abarbeiten. Dabei werden bei der Trocknung von PURe keine Zusatzaggregate wie IR-, UV- oder Heissluft benötigt. Das spart hohe Energiekosten.

Dirk Derendinger Betriebsleiter Tel.: +41 52 316 18 85 d.derendinger@epple-druckfarben.ch

«create a pure world»

epple druckfarben Schweiz GmbH Hünikerstrasse 2 8442 Hettlingen T. +41 52 316 17 33 F. +41 52 316 25 61 info@epple-druckfarben.ch www.epple-druckfarben.ch

PURe, zum Patent angemeldet, wurde für Drucker und deren Kunden entwickelt, die sowohl einen hohen ökologischen als auch wirtschaftlichen Anspruch besitzen. Die schnelle Qualitätsproduktion ohne lange Zwischenlagerung schätzt jede Druckerei. «Unsere Betakunden haben Reisekataloge genauso wie Zeitschriften gedruckt, einfach alles was Internet- und Akzidenzdrucker produzieren», weiss Dr. Carl Epple.

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Systematisch und gesamtheitlich nachhaltig «Hohes Engagement für die Umwelt, Erhalt der Arbeitsplätze und Kundenzufriedenheit.»

Nachhaltigkeit hat bei der Kromer Print AG System. Sie beginnt mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens auf die Kundenbedürfnisse, setzt sich durch die umfangreich zertifizierten internen und externen Prozesse fort und gipfelt in der Kompensation des CO2-Verbrauchs mit dem Oberallmig Klimaschutzprojekt, einem Schweizer Projekt zur Optimierung der Waldbewirtschaftung. Schonender Umgang mit den Ressourcen, Respekt vor dem Miteinander, Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Schutz der Kundenbedürfnisse und sensibler Daten: Das Thema «Nachhaltigkeit» in all seinen Facetten gehört zur Kerndisziplin der Kromer Print AG in Lenzburg.

Unternehmerische Effizienz Die Kromer Print AG ist der grösste Ausbildungsbetrieb der grafischen Branche im Kanton Aargau und beschäftigt aktuell über 100 Mitarbeitende. In der vierten Generation führt CEO Andy Amrein das Unternehmen. 2012 wurde die Kromer Print AG mit dem 15. GC Management Award für eine erfolgreiche und effiziente Unternehmensausrichtung ausgezeichnet. Das Unternehmen setzte sich in dem internationalen Branchenwettbewerb gegen Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. Der Award wird von der GC Graphic Consult GmbH für herausragende unternehmerische Leistungen verliehen.

Logistische Kompetenz Die Kromer Print AG setzt auf eine effiziente Unternehmensausrichtung in allen Bereichen. Interne und externe Prozesse werden standardisiert und integriert, die Weiterentwicklung folgt stets den Bedürfnissen der Kunden und Partner. Diese wiederum gewinnen dank nachvollziehbarer Abläufe Sicherheit und Vertrauen. Für diesen konsequenten Weg wurde die Kromer Print AG 2012 mit dem GC Management Award ausgezeichnet.

«Nachhaltigkeit ist kein Lippenbekenntnis, sondern eine Philosophie, die tief in der Unternehmung verankert ist und von allen mitgetragen wird.»

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Dank der eingetragenen Marke Printlogistik® wird «Printed in Switzerland» noch sinnvoller und effizienter. Die Kromer Print AG minimiert mit der integrierten Logistiklösung die Wege zwischen Produktion, Lagerung und Distribution der Druckerzeugnisse. Über einen Webshop können Kunden auf die bei der Kromer Print AG verwalteten Lagerbestände an Geschäftsdrucksachen zugreifen und die benötigte Menge bestellen.

Zertifizierte Sicherheit In der breiten Öffentlichkeit ist seit längerer Zeit das Thema Datenschutz ähnlich der Nachhaltigkeit ein rege und zu Recht diskutiertes Thema. Nach eingehender Prüfung hat die Kromer Print AG für ihre Kunden die Zertifizierung nach ISO 27001 im November 2015 erhalten und verfügt somit über den Leistungsausweis für den Schutz sensibler Daten und Informationen. Die internationale Norm ISO/IEC 27001 regelt die Einführung, den Betrieb sowie die laufende Optimierung eines Informationssicherheits-Managementsystems.

Ökologische Sparsamkeit Der gesamte Energie- und Materialverbrauch der Kromer Print AG wird laufend erfasst und dokumentiert. Mit regelmässigen Optimierungen der Reisetätigkeiten der


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Mitarbeitenden, der eigenen Logistik, der Leistungen der Produktionsmaschinen sowie mit umfassendem Materialrecycling in der Produktion und dem Einsatz von Recycling-Papieren für die Druckerzeugnisse werden sämtliche Ressourcen so stark wie möglich geschont.

Einheimische CO2-Kompensation Als Schweizer Industrieunternehmen kompensiert die Kromer Print AG ihren CO2Verbrauch im Inland durch die Unterstützung des Oberallmig Klimaschutzprojekts, welches als grösster Waldbesitzer der Schweiz die ökologische Waldbewirtschaftung optimiert. Mehr zum Projekt und dem Projektgebiet im Kanton Schwyz unter www. oak-schwyz.ch.

Umweltfreundlicher Neubau Im Frühsommer 2017 bezog die Kromer Gruppe mit der Kromer Print AG einen zusätzlichen, neu erstellten Produktionsstandort im Industriegebiet Gexi in Lenzburg. Das Gebäude wurde nach neusten Erkenntnissen in Sachen Produktionstechnik und Nachhaltigkeit beziehungsweise Umweltvorgaben geplant und gebaut. Während die Produktivität weiter gesteigert wurde, konnte die Energieeffizienz durch bauliche Massnahmen sowie eine auf Wärmepumpen basierende Heiz- und Klimaanlage nochmals verbessert werden.

Das Label «Printed in Switzerland» unterstützt die Firmenstrategie der Kromer Print AG optimal. Das Qualitätssiegel wird mit Freude und Stolz eingesetzt, wo immer es das Druckprodukt zulässt. Weitere Informationen zur laufenden Kampagne sind zu finden unter www.printed-in-switzerland.com. Unternehmung Die Kromer Print AG ist Teil der Kromer Gruppe und national tätige Dienstleisterin in den Bereichen gedruckter sowie digitaler Kommunikation inklusive massgeschneiderter Logistiklösungen. Liste aller Zertifizierungen • • • • • • • •

ISO 9001 ISO 14001 ISO 27001 ISO 12647-2 (PSO) PDFX-ready FSC® Klimaneutral (Swiss Climate) Certificate Acertigo «Payment Card Industry Data Security Standard»

Gesamtheitliche Nachhaltigkeit Aus unternehmerischer Sicht ist Nachhaltigkeit als grosses Ganzes zu betrachten. Die grundlegende Philosophie der Kromer Print AG ist tief in der Unternehmung verankert und wird von allen vollumfänglich mitgelebt. Prozessoptimierung findet nicht nur aus der Sicht der Wirtschaftlichkeit, sondern immer auch aus Arbeitnehmerschutz statt, schonenderes Arbeiten und gesunde Arbeitsbedingungen sind ebenso wichtige Kriterien wie unternehmerische Effizienz. Die vielseitigen Fähigkeiten, Zertifikate und optimierten Prozesse stehen für die Kunden zur freien Auswahl, sodass alle Bedürfnisse rund um Qualitätsdruck, Drucklogistik, Daten- und Umweltschutz vollumfänglich abgedeckt werden.

Zukünftige Innovationen «Stillstand ist Rückschritt», sagte einst ein kluger Mensch und formulierte eine Weisheit, die heute noch aktuell ist. Oder angesichts des schnellen Wandels und der Digitalisierung aktueller denn je. Damit eine Unternehmung auch zukünftig effizient und nachhaltig wirtschaften kann, ist kontinuierliches Streben nach neuen Ideen unerlässlich. Materialien und Prozesse von morgen heute schon innovativ anzudenken, ist für die Kromer Print AG so zentral wie ganzheitliche Nachhaltigkeit.

Andy Amrein Geschäftsleiter/CEO andy.amrein@kromerprint.ch

Kromer Print AG Industrie Gexi Karl Roth-Strasse 3 5600 Lenzburg Telefon +41 62 886 33 33 kontakt@kromerprint.ch kromerprint.ch

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klimafreundlich Energie

ENERGIE UND

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klimafreundlich Energie

NATUR Weiter wie bisher ist keine Option «Strom ist der zentrale Schlüssel auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Schweiz.» So schrieb VSE Direktor Michael Frank vor einem Jahr an dieser Stelle. Daran hat sich nichts geändert. Die Strombranche sah er in der «Pole Position», um diese Aufgabe wahrzunehmen, sobald die Startflagge falle. Boden gutgemacht hat die Schweiz seither jedoch nicht. Wir befinden uns noch immer in der Aufwärmrunde. Dabei führt uns die aktuelle Lage vor Augen, wie dringend der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern ist. Nicht nur für das Klima, sondern auch, um nicht länger einer unerwünschten und riskanten Abhängigkeit in der Energieversorgung ausgesetzt zu sein. Die Schweiz steht am Scheideweg. Meint sie es ernst mit der Umsetzung der Energiestrategie und der Klimaneutralität bis 2050, muss sie das Tempo massiv erhöhen. Weiter wie bisher ist keine Option und würde 100 Jahre bis zum Ziel bedeuten. Für die Versorgungssicherheit und netto null sind ein massiver Ausbau erneuerbarer Stromproduktion und Speicher sowie mehr Effizienz im Inland zwingend. Dafür braucht es in erster Li-

nie eine übergeordnete Abwägung von Schutz- und Nutzungsinteressen sowie eine effektive Beschleunigung von Bewilligungs- und Beschwerdeverfahren. Dies ist im Interesse der Schweizer Bevölkerung. Laut einer repräsentativen und unabhängigen Umfrage im Auftrag des VSE sprechen sich überwältigende Mehrheiten für die Förderung aller erneuerbaren Energien aus und werten deren Ausbau als gelebten Klima- und Umweltschutz. Schweizerinnen und Schweizer sind sogar bereit, wenn nötig für die Versorgungssicherheit Abstriche beim Umweltschutz und bei den Beschwerderechten zu akzeptieren. Die Bevölkerung gibt damit die Richtung unmissverständlich vor. Die offensichtlich nicht mehrheitsfähige Blockadepolitik der letzten Jahre ist im Sinne der Versorgungssicherheit und des Klimas aufzugeben. Ja, der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nicht ohne Eingriffe in die Natur- und Landschaft zu haben. Doch zeigen zahlreiche Beispiele, dass Schutz und Nutzung miteinander einhergehen und Energie-Infrastrukturen massge-

bend zum Schutz beitragen können. Zu nennen sind etwa das Grimsel- und Oberaarschutzgebiet, der Klingnauer Stausee, der Lac de la Gruyère, der Wohlensee sowie Teile des Val d’Arolla. Erfolgsgeschichten wie diese, die von grosser Kompromissbereitschaft aller Beteiligten zeugen, müssen endlich zur Regel werden. Damit wir bis 2050 auf die Zielgerade in eine sichere und klimafreundliche Energiezukunft einbiegen können.

Nadine Brauchli ist Bereichsleiterin Energie beim Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE. www.strom.ch

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klimafreundlich Bauen & Wohnen

NATÜRLICH

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klimafreundlich Bauen & Wohnen

H BAUEN Holz ist das Material der Stunde Holz bietet massgebliche Vorteile, ist einfach zu bearbeiten, leicht und elastisch, wärmedämmend und äusserst nachhaltig. Holzhäuser sind CO2-Speicher, verbrauchen weniger graue Energie und lassen Architektinnen und Architekten grossen Spielraum bei der Gestaltung – kein Wunder also, setzen immer mehr Bauherrschaften auf den nachwachsenden Baustoff.

Klimaschutz mit Holz Wer mit Holz baut, leistet einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Holz speichert CO2 und trägt zur positiven Klimabilanz eines Gebäudes bei. Im Gegensatz zu Beton, der grosse Mengen an CO2 freisetzt. Die Verarbeitung erfordert einen weitaus geringeren Energieverbrauch als die Bearbeitung anderer Baumaterialien. Überdies entstehen nahezu keine Abfälle, da selbst Altholz und kleinteiliges Restholz zur Strom- und Wärmeerzeugung nutzbar sind. Holz lässt sich sehr energiearm recyceln und wieder und wieder als Werkstoff einsetzen. Am Ende der Lebensdauer dient

Holz als Energieträger anstelle fossiler Rohstoffe.

Zeit- und Kostenersparnis Als Baustoff bietet Holz heute nahezu unbegrenzte konstruktive Möglichkeiten und steht hinsichtlich Lebensdauer, Tragfestigkeit und Beständigkeit gegen Witterung oder Feuer anderen Materialien in nichts nach. Holz ist von Natur aus ein schlechter Wärmeleiter. Das heisst, im Vergleich zu anderen Baumaterialien erfordert Holz deutlich geringere Wandstärken, um die nötige Dämmwirkung zu erzielen. Bauherrinnen und Bauherren profitieren demnach nicht nur in puncto Zeit- und Kostenersparnis, sondern gewinnen durch die schlanke Holzkonstruktion auch an Nutzungsfläche. Die Gesamtkosten eines Gebäudes in Holz- oder Massivbauweise sind heutzutage ungefähr gleich.

Natürlich mit Holz Mit Holz ist aber auch viel Lebensqualität verbunden – Holz fördert das Wohlbefinden und sorgt für ein ausge-

sprochen angenehmes Raumklima hinsichtlich Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Als Material aus der Natur geniesst Holz eine hohe Sympathie. Ein wichtiger Punkt, denn die Materialwahl kann sich entscheidend auswirken, wenn es darum geht, die Bevölkerung für ein Bauprojekt zu gewinnen. Holz wächst vor der Tür. Das Potenzial der Schweizer Wälder ist noch längst nicht ausgeschöpft. Wenn wir regionales Holz vermehrt einsetzen, profitiert auch die lokale Wirtschaft. Bauen mit Holz ist im Trend, der vermehrte Einsatz liegt mit den gewichtigen Vorteilen auf der Hand.

Martin Meier Bereichsleiter Marketing & Kommunikation bei Holzbau Schweiz

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Nicht nur besser

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Patronat: Kanton Aargau. Hauptpartner:

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