UN-PLAQUED 17 Alternativen

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ZAHN DER ZEIT / ALTERNATIVEN

nehmenden Problemen in der zahnmedizini-

Scheitern des GKV-Systems den Zahnärzten zu-

schen Versorgung betroffener Gruppen. ݆ber

schiebt‹, konstatiert Dr. Karl-Heinz Sundmacher,

karitative Organisationen und ehrenamtliches

Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deut-

Engagement der Zahnärzte wurde bislang ver-

scher Zahnärzte. Die lapidare Feststellung von

sucht, die Versorgungsdefizite aufzufangen. Mit

Daniel Bahr, die Kassenzahnärzte wären zur Be-

Blick auf die deutlich zunehmenden Probleme

handlung verpflichtet, wird der Situation nicht

bedarf es einer strukturellen Lösung in der GKV‹,

gerecht. Laut Sundmacher haben die Zahnärzte

so Oesterreich. Mit dem Versorgungskonzept

seit Jahren auf den unhaltbaren Zustand hinge-

›Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter‹

wiesen, dass vorher festgelegte Budgets den Be-

könnten die Versorgungsdefizite in der zahnme-

handlungsbedarf nicht in jedem Fall abdecken

dizinischen Versorgung körperlich und kognitiv

könnten, wie sich jetzt drastisch an den zeigt.

eingeschränkter Menschen angegangen werden.

Auch die stellvertretende Pressesprecherin des

Hintergrund: Seit 1990 ist der 1. Oktober der In-

GKV-Spitzenverbandes, Ann Marini, wisse wohl

ternationale Tag der älteren Menschen. Mit die-

nicht, wovon sie spricht, wenn sie behauptet,

sem Tag würdigt die UNO die Leistungen der Äl-

dass das Geld der Kassen für die Kassenzahnärzt-

teren und den Gewinn, den sie für das

lichen Vereinigungen (KZVen) ausreiche. Es gehe

gesellschaftliche Zusammenleben darstellen.

nicht um Gelder für KZVen oder Zahnärzte, sondern um Geld für die Behandlung der Versicherten, das die Kassen nicht bedarfsgerecht auszahlen. Sundmacher: „Wir Zahnärzte haben in den

Sachleistungsprinzip hat sich überlebt - Leere Budgettöpfe der Kassen empören Zahnärzteschaft

letzten Monaten den vorhandenen Bedarf abge-

FVDZ: Zahnärzte werden im derzeitigen Gesund-

zur Behandlung nachgekommen seien, einige

heitssystem immer öfter um ihr Honorar ge-

Krankenkassen aber so täten, als hätten sie bei

prellt. Die Budgetengpässe diverser Kassen für

den Zahnärzte eine Jahresflatrate vereinbart

die zahnmedizinische Versorgung bis zum Jah-

und könnten für begrenzte Mittel unbegrenzte

resende zeigen einmal mehr, dass sich das Sach-

Leistungsmengen abrufen. „Das funktioniert

leistungsprinzip überholt hat. „Die Töpfe für

nicht mal in einem staatlichen Gesundheitssys-

zahnmedizinische Behandlungen werden Jahr

tem“, meint Sundmacher und resümiert: „Die

für Jahr immer früher leer, zum Nachteil der Pa-

Bürger werden der Kasse vertrauen, die ihnen

tienten und Zahnärzte“, so die stellvertretende

nicht nur Leistungen verspricht, sondern auch

Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deut-

die Behandlungen bezahlt, und wenn nötig, mit

scher Zahnärzte, Dr. Kerstin Blaschke. Mehr Geld

den Füßen abstimmen.“

arbeitet – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Der Skandal sei, dass die Zahnärzte ihrer Pflicht

ins marode Gesundheitssystem zu pumpen wäre allerdings keine Alternative, da irgendwann jedes Budget aufgebraucht sei. „Ein echter Systembindung mit der Kostenerstattung muss her“,

Young Dentists Worldwide beim FDI Kongress in Brasilien

schlägt Blaschke als Lösungsansatz vor. Dies ist

Die Young Dentists Worldwide (YDW) waren

aus Sicht des Freien Verbandes der einzig gang-

beim diesjährigen FDI Kongress in Salvador da

bare Weg, um auf Dauer eine Versorgungslücke

Bahia, Brasilien mit einem eigenen Forum zum

wie die jetzige zu vermeiden.

Thema ›General Dentistry vs. Specialisation‹

wechsel mit Grund- und Wahlleistungen – in Ver-

›Das

(BMG)

vertreten und konnten über 100 begeisterten

macht es sich zu einfach, wenn es die Schuld am

Bundesgesundheitsministerium

Studenten und jungen Zahnärzten aus Brasilien

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